assoziation: zur organisierten kriminalität und ihren möglichen psychophysischen hintergründen
in verschiedenen beiträgen ( hier und hier ) ging es ja bereits um dieses thema, und ich muss sagen, dass mein interesse an diesen strukturen gerade nach einem hinweis bei lloyd deMause auf eine psychoanalytische untersuchung hinsichtlich möglicher zusammenhänge zwischen den traditionellen familienstrukturen / der kindererziehung und der existenz der klassischen mafia noch einmal gewachsen ist. das gesellschaften nach phasen von repressiven bzw. diktatorischen regimes und/oder durch innere und äussere kriegerische gewalt sowie weit verbreiteter rückschrittlicher behandlung von babys und kindern erzeugten epidemisch verbreiteten individuellen und kollektiven traumata dazu neigen, soziale strukturen auszubilden, die deutliche spuren von typischen traumafolgen zeigen oder sogar von ihnen geprägt sind, hatte ich in einem meiner oben verlinkten beiträge schon einmal näher skizziert. ein paar fragen, die mir zunehmend im kopf herumgehen, lauten vor diesem hintergrund ungefähr so:
kann es sein, dass a) die als "normal" und "legal" (was innerhalb dieser "legalität" alles so als "normal" angesehen wird, lässt sich u.a. hier nachlesen) wahrgenommenen ökonomischen strukturen zu einem großen teil diese anscheinende normalität durch simulative effekte einerseits und massenhaft verbreitete defekte bzw. defizitäre (z.b. durch dissoziationszustände) wahrnehmungsmodi innerhalb großer bevölkerungsteile andererseits produzieren?; b) das diese ökonomischen strukturen einerseits sowohl ausdruck bestimmter bedürfnisse von als auch anziehungspunkt für menschen sind, die bevorzugt von einigen hier im blog thematisierten psychophysischen störungen betroffen sind?; und das c) als eine zwangsläufige folge bei weitgehender bejahung der beiden obigen fragen nicht davon ausgegangen werden muss, dass eine im herkömmlichen sinne verstandene wirkungsvolle politische opposition gegen derartige strukturen nicht von den trägerInnen eben dieser strukturen als existenzielle bedrohung angesehen werden muss und dementsprechend bekämpft werden wird? (wobei der verlust von eigenen machtpositionen und materiellen privilegien imo eher als oberflächlicher grund angesehen werden muss, da das streben nach dem gerade erwähnten eigentlich nur verständlich wird bei kenntnis der möglichen psychophysischen schäden und deren möglichen kompensationsformen, die bei menschen so auftereten können).
ich wäre sehr interessiert an meinungen zu diesem thema. und falls Sie glauben, es handele sich hier "nur" um randphänomene, möchte ich noch auf ein paar links und textauszüge hinweisen.
*
die seiten von business crime control und organized-crime bieten grundsätzliches zur definition, geschichte, möglichem umfang sowie aktuelle informationen zum thema ok an und sind als einstieg imo ganz empfehlenswert. eine veröffentlichung der bundeszentrale für politische bildung hingegen macht die mögliche macht dieser strukturen eindrucksvoll deutlich, wobei hier teilweise nur publik gewordene und spektakuläre einzelfälle erwähnt sind - auszüge:
frankreich:
"Einer der Angeklagten war Außenminister der Republik. Daneben hatte Roland Dumas in seinem langen Leben so viele hohe und höchste Staatsämter in Frankreich bekleidet, dass sie hier nicht aufzuzählen sind. Seine Position als einer von sieben Beschuldigten im ersten Prozess gegen das frühere "Staatsunternehmen" Elf Aquitaine (darunter der ehemalige Präsident des Unternehmens, Le Floch-Prigent) ist wohl nicht der Gipfelpunkt einer beeindruckenden Karriere. Immerhin ging es seit dem 22. Januar 2001 um die Klärung des Verdachts der Unterschlagung, Vorteilsannahme sowie der Veruntreuung öffentlicher Gelder. Umgerechnet etwa 20 Millionen DM sollen zwischen 1989 und 1993 aus den Kassen von Elf in Form gesetzwidriger "Kommissionen" abgeführt worden sein. Das Geld soll zum Großteil bei der damaligen Geliebten des Außenministers, Christine Deviers-Joncour, gelandet sein. Der französische Staatsanwalt, Jean-Pierre Champrenault, verglich in seinem Plädoyer die Methoden der Elf-Führungsspitze mit dem Vorgehen krimineller Kartelle. Der Präsident des Unternehmens und seine rechte Hand, Alfred Sirven, sollen Techniken der Mafia eingesetzt haben. Mächtige, wie Außenminister Dumas, seien mit Geld gefügig gemacht worden."
russland:
"Der ehemalige Verwaltungschef des Kreml, Borodin - enger Vertrauter von Boris Jelzin und des russischen Präsidenten Putin -, war zur Teilnahme an den Inaugurationsfeierlichkeiten des amerikanischen Präsidenten Bush eingeladen, als er bei der Einreise in die Vereinigten Staaten aufgrund eines schweizerischen internationalen Haftbefehls festgenommen wurde. Es geht u. a. im Zusammenhang mit Aufträgen zur Renovierung von Regierungsgebäuden in dreistelliger Millionenhöhe um Vorwürfe der Bestechung und Bestechlichkeit. Die tatsächlich involvierten Summen sind bis heute unübersehbar groß."
deutschland:
"Helmut Kohl hat eingeräumt, jahrelang Geld in Millionenhöhe angenommen und dessen Überweisung auf Konten veranlasst zu haben, die von den üblichen Konten der Bundesschatzmeisterei der Christlich Demokratischen Union getrennt waren. Über diese Gelder hat er nach eigenem Gutdünken verfügt.(...)"
Das gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue eingeleitete staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wurde nach Zahlung einer Auflage in Höhe von 300 000 DM gemäß § 153 a StPO eingestellt. Dies bedeutet aber keineswegs, dass die strafrechtlichen Vorwürfe unbegründet waren. Es steht mittlerweile vielmehr fest, dass der ehemalige Kanzler der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen seiner politischen Funktionen den Straftatbestand des § 266 StGB schuldhaft verwirklicht hat. Aus schwer einsehbaren und vermittelbaren Gründen hat die Justiz von der Eröffnung des Hauptverfahrens abgesehen.(...)"
"Im Hinblick auf die Frage, ob wichtige Daten und Akten zum Bau der Raffinerie Leuna, zum Export von ABC-Spürpanzern, Airbus-Flugzeugen und zu dem Verkauf von Eisenbahnerwohnungen absichtlich vernichtet oder beiseite geschafft wurden, wird zudem öffentlich beklagt, dass die deutschen Staatsanwälte all ihren juristischen Einfallsreichtum nutzten, um sich diese heiklen Fälle vom Hals zu schaffen, statt mit der gebotenen Professionalität Licht in die dunklen Geschichten zu bringen. Es handele sich um eine "traurige Posse", die gleichsam strukturelle Ursachen habe."
italien:
"Dagegen hatte man in Italien anscheinend genügend Beweise gesammelt, um den langjährigen Ministerpräsidenten Andreotti wegen des Verdachts einer strafbaren Verbindung zur Mafia vor Gericht zu stellen."
serbien:
"So nahm beispielsweise auch das Regime des ehemaligen Präsidenten Serbiens und der Bundesrepublik Jugoslawien, Milosevic, am Ende Züge einer scheindemokratischen Diktatur an, in der Politik, Unterwelt und Polizei nicht mehr auseinander zu halten waren."
peru:
"In Peru hat man Beweismaterial beschlagnahmt, welches belege, dass eine "Mafia" den Staat gekapert habe. Der ehemalige Chef des peruanischen Geheimdienstes, Montesinos, soll systematisch Institutionen, Privatwirtschaft und Medien seines Landes korrumpiert haben."
japan:
"In Japan, so schätzt man, haben ca. 80 000 Personen, die der Organisierten Kriminalität ("Yakuza") zugerechnet werden, in den (bisherigen) Hauptzweigen der Unterwelt (Drogen und Sex) eine Billion Yen (9,3 Milliarden Dollar) im Jahr 2000 verdient (die Hälfte mit Drogen und ungefähr ein Viertel aus dem Sexgeschäft). Dort ist es aber mittlerweile zum größeren Problem geworden, dass sich zumindest eine kriminelle große Organisation (Yamaguchi Gumi) in die "New Economy" des Landes eingeschlichen hat und politische Verbindungen zu den höchsten Rängen der Regierung unterhält. Sie half bei den Unterhauswahlen im Juli 2000 diskret bei der Geldbeschaffung und beim Stimmenfang einer Vielzahl von Politikern aus der Liberal-Demokratischen Partei des (etwa ein Jahr im Amt befindlichen) Premierministers Yoshiro Mori und aus anderen konservativen Parteien. Es soll keinen einzigen Politiker in Japan geben, der seinen lokalen Yakuza-Boss nicht kennt. Ein in der Bekämpfung des organisierten Verbrechens ehemaliger führender japanischer Polizist (Raisuke Miyawaki) glaubt, dass es zudem unmöglich sei, die Verknüpfungen zwischen der Geschäftswelt Japans und der dortigen Unterwelt in den Griff zu bekommen, weil sie zu ausgedehnt seien."
nun, war Ihnen dieses ausmaß wirklich bewusst? ein ausmaß, zu dem auch z.b. die in folge des falls dutroux thematisierten zustände in belgien gehören:
"Der windige Geschäftsmann Michel Nihoul, der seit 1996 inhaftiert ist, rühmte sich stets seiner Kontakte zu Parteibonzen. Er gilt als Partner von Marc Dutroux. Die Zeugin X1 behauptet, Nihoul habe auf "Sexparties", die er organisiert habe, Geschäftsfreunde mit jungen Mädchen "belohnt". Regina Louf spricht von einem "harten Kern" prominenter Gäste, die häufig auf Nihouls "Feiern" aufgetaucht seien. Sie nennt die Namen Brüsseler Juristen, eines flämischen Bürgermeisters, sogar eines früheren Premierministers.
Belgiens Affären füllen ein 380seitiges Nachschlagewerk. Die Muster der größten Skandale wiederholen sich auffallend. Immer wieder spielen Polizei- oder Justizbeamte eine Rolle. Immer wieder geraten einflußreiche Politiker in den Verdacht, die Fäden zu ziehen. Fast nie werden Täter und Hintermänner gefaßt.
In den achtziger Jahren überfiel eine Bande Supermärkte und Waffenläden, tötete 28 Menschen, nahm aber nie wertvolle Beute mit. Sie kannte offenbar Einsatzpläne der Polizei. Rechtsradikale hätten hinter den Morden gestanden, um eine Staatskrise auszulösen, vermuten viele Belgier. Geklärt ist bis heute nichts. Warum der frühere Chef der Sozialistischen Partei Walloniens, André Cools, 1991 vor dem Haus seiner Freundin erschossen wurde, bleibt weiterhin rätselhaft. Es gab Hinweise auf eine umfangreiche Clique politischer Hintermänner, die jedoch nie aufgedeckt wurde.
Dem Herrscher der Brüsseler Schlachthöfe, dem früheren Verteidigungsminister Paul Vanden Boeynants, stand 1989 eine Anklage wegen Bestechung bevor. Doch plötzlich wurde er entführt. Ein Ablenkungsmanöver, mutmaßten einige Zeitungen. Man weiß nur, daß Vanden Boeynants nach seiner Freilassung in einem Taxi befördert wurde und sich erst Stunden später bei der Polizei meldete. Kurz zuvor hatte das Gericht die Anklage gegen ihn fallengelassen."
bemerkenswert wenig bekannt sind auch folgende, direkt zum dutroux-komplex gehörende details:
"Während der Ermittlungszeit bis zum Prozessbeginn verstarben 27 Zeugen teilweise durch Selbstmord, Unfall oder auf unerklärliche Art und Weise. Zum Beispiel wurde der ermittelnde Polizist Simon Poncelet nachts auf der Wache erschossen. Die Bekannte seines Komplizen fand man erhängt. Ein Verdächtiger starb, als er gegen ein Haus fuhr. Eine Sozialarbeiterin starb bei einem Autounfall, nachdem sie Todesdrohungen bekommen hatte. Der Schrotthändler Bruno Tagliaferro wollte gegen Dutroux aussagen, wurde aber vergiftet. Seine Frau verbrannte im Bett. Sex-Club-Besitzer Poiro, ein Bekannter Nihouls, wurde erschossen. Eine Frau, die über Dutroux aussagen wollte, wurde erwürgt aufgefunden. Der Staatsanwalt Hubert Massa beging Selbstmord."
es hat ganz den anschein, als würde derlei die tatsächliche realität ausmachen:
"Mediziner wurden finanziert, kritische Untersuchungen unterdrückt: In ungeahntem Ausmaß habe die Zigarettenbranche, so eine Studie, führende Institutionen des Gesundheitswesens manipuliert.(...)"
"Die Kooperation von Medizinern mit "Big Tobacco" war lange effektiv. Mit "ungeheurem Erfolg" habe es die Tabakindustrie über Jahrzehnte geschafft, renommierte deutsche Wissenschaftler in großer Zahl zu finden, die in ihren Veröffentlichungen die Beweise für die tödlichen Auswirkungen des Qualmens "manipulieren und verdrehen", lautet das Resümee der Grüning-Studie.
Mindestens 80 zumeist hochrangige Klinikprofessoren hätten sich "im Würgegriff der Tabakindustrie" befunden, weil sie Forschungsgelder annahmen. Denn fast immer waren die Zuschüsse an Vorgaben geknüpft, die die Auftraggeber bestimmten - ein Lehrstück für gekaufte Wissenschaft."
sollen wir das wirklich alles nur als "ausnahmen" innerhalb eines ansonsten ganz vernünftigen ( - das wort bleibt mir fast im halse stecken) systems betrachten, oder nicht doch eher als einblicke in die realen machtstrukturen nicht nur, aber besonders innerhalb gesellschaften mit kapitalistischer ökonomie? hat sich am ende die form von ökonomischen verhältnissen, die allgemein als kapitalismus gefeiert, beschrieben, kritisiert und verdammt wird, auch aus dem grund zeitweise anscheinend alternativlos durchgesetzt, weil sie in ihrer gesamtheit oder entscheidenden teilen davon den psychophysischen bedürfnissen mehr oder weniger großer bevölkerungsteile am "besten" entgegenkommt? leistungs- und konkurrenzprinzip, arbeitswahn, verdinglichende und objektivierende wahrnehmung sowie andere unabdinbare grundlagen des kapitalismus sind jedenfalls auffällige kennzeichen, die, wie hier schon mehrfach gezeigt, strukturelle eigenschaften / kennzeichen von bestimmten psychophysischen störungen darstellen.
und ich glaube nicht, dass diese übereinstimmung einen zufall darstellt.
*
der von mir sehr geschätzte science fiction-autor john brunner hat einem seiner romane den bezeichnenden titel schafe blicken auf gegeben. möchten wir wirklich unser leben als potenzielles schlachtvieh verbringen? gehorsam und pflegeleicht bis zum mehr oder weniger bitteren ende?
kann es sein, dass a) die als "normal" und "legal" (was innerhalb dieser "legalität" alles so als "normal" angesehen wird, lässt sich u.a. hier nachlesen) wahrgenommenen ökonomischen strukturen zu einem großen teil diese anscheinende normalität durch simulative effekte einerseits und massenhaft verbreitete defekte bzw. defizitäre (z.b. durch dissoziationszustände) wahrnehmungsmodi innerhalb großer bevölkerungsteile andererseits produzieren?; b) das diese ökonomischen strukturen einerseits sowohl ausdruck bestimmter bedürfnisse von als auch anziehungspunkt für menschen sind, die bevorzugt von einigen hier im blog thematisierten psychophysischen störungen betroffen sind?; und das c) als eine zwangsläufige folge bei weitgehender bejahung der beiden obigen fragen nicht davon ausgegangen werden muss, dass eine im herkömmlichen sinne verstandene wirkungsvolle politische opposition gegen derartige strukturen nicht von den trägerInnen eben dieser strukturen als existenzielle bedrohung angesehen werden muss und dementsprechend bekämpft werden wird? (wobei der verlust von eigenen machtpositionen und materiellen privilegien imo eher als oberflächlicher grund angesehen werden muss, da das streben nach dem gerade erwähnten eigentlich nur verständlich wird bei kenntnis der möglichen psychophysischen schäden und deren möglichen kompensationsformen, die bei menschen so auftereten können).
ich wäre sehr interessiert an meinungen zu diesem thema. und falls Sie glauben, es handele sich hier "nur" um randphänomene, möchte ich noch auf ein paar links und textauszüge hinweisen.
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die seiten von business crime control und organized-crime bieten grundsätzliches zur definition, geschichte, möglichem umfang sowie aktuelle informationen zum thema ok an und sind als einstieg imo ganz empfehlenswert. eine veröffentlichung der bundeszentrale für politische bildung hingegen macht die mögliche macht dieser strukturen eindrucksvoll deutlich, wobei hier teilweise nur publik gewordene und spektakuläre einzelfälle erwähnt sind - auszüge:
frankreich:
"Einer der Angeklagten war Außenminister der Republik. Daneben hatte Roland Dumas in seinem langen Leben so viele hohe und höchste Staatsämter in Frankreich bekleidet, dass sie hier nicht aufzuzählen sind. Seine Position als einer von sieben Beschuldigten im ersten Prozess gegen das frühere "Staatsunternehmen" Elf Aquitaine (darunter der ehemalige Präsident des Unternehmens, Le Floch-Prigent) ist wohl nicht der Gipfelpunkt einer beeindruckenden Karriere. Immerhin ging es seit dem 22. Januar 2001 um die Klärung des Verdachts der Unterschlagung, Vorteilsannahme sowie der Veruntreuung öffentlicher Gelder. Umgerechnet etwa 20 Millionen DM sollen zwischen 1989 und 1993 aus den Kassen von Elf in Form gesetzwidriger "Kommissionen" abgeführt worden sein. Das Geld soll zum Großteil bei der damaligen Geliebten des Außenministers, Christine Deviers-Joncour, gelandet sein. Der französische Staatsanwalt, Jean-Pierre Champrenault, verglich in seinem Plädoyer die Methoden der Elf-Führungsspitze mit dem Vorgehen krimineller Kartelle. Der Präsident des Unternehmens und seine rechte Hand, Alfred Sirven, sollen Techniken der Mafia eingesetzt haben. Mächtige, wie Außenminister Dumas, seien mit Geld gefügig gemacht worden."
russland:
"Der ehemalige Verwaltungschef des Kreml, Borodin - enger Vertrauter von Boris Jelzin und des russischen Präsidenten Putin -, war zur Teilnahme an den Inaugurationsfeierlichkeiten des amerikanischen Präsidenten Bush eingeladen, als er bei der Einreise in die Vereinigten Staaten aufgrund eines schweizerischen internationalen Haftbefehls festgenommen wurde. Es geht u. a. im Zusammenhang mit Aufträgen zur Renovierung von Regierungsgebäuden in dreistelliger Millionenhöhe um Vorwürfe der Bestechung und Bestechlichkeit. Die tatsächlich involvierten Summen sind bis heute unübersehbar groß."
deutschland:
"Helmut Kohl hat eingeräumt, jahrelang Geld in Millionenhöhe angenommen und dessen Überweisung auf Konten veranlasst zu haben, die von den üblichen Konten der Bundesschatzmeisterei der Christlich Demokratischen Union getrennt waren. Über diese Gelder hat er nach eigenem Gutdünken verfügt.(...)"
Das gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue eingeleitete staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wurde nach Zahlung einer Auflage in Höhe von 300 000 DM gemäß § 153 a StPO eingestellt. Dies bedeutet aber keineswegs, dass die strafrechtlichen Vorwürfe unbegründet waren. Es steht mittlerweile vielmehr fest, dass der ehemalige Kanzler der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen seiner politischen Funktionen den Straftatbestand des § 266 StGB schuldhaft verwirklicht hat. Aus schwer einsehbaren und vermittelbaren Gründen hat die Justiz von der Eröffnung des Hauptverfahrens abgesehen.(...)"
"Im Hinblick auf die Frage, ob wichtige Daten und Akten zum Bau der Raffinerie Leuna, zum Export von ABC-Spürpanzern, Airbus-Flugzeugen und zu dem Verkauf von Eisenbahnerwohnungen absichtlich vernichtet oder beiseite geschafft wurden, wird zudem öffentlich beklagt, dass die deutschen Staatsanwälte all ihren juristischen Einfallsreichtum nutzten, um sich diese heiklen Fälle vom Hals zu schaffen, statt mit der gebotenen Professionalität Licht in die dunklen Geschichten zu bringen. Es handele sich um eine "traurige Posse", die gleichsam strukturelle Ursachen habe."
italien:
"Dagegen hatte man in Italien anscheinend genügend Beweise gesammelt, um den langjährigen Ministerpräsidenten Andreotti wegen des Verdachts einer strafbaren Verbindung zur Mafia vor Gericht zu stellen."
serbien:
"So nahm beispielsweise auch das Regime des ehemaligen Präsidenten Serbiens und der Bundesrepublik Jugoslawien, Milosevic, am Ende Züge einer scheindemokratischen Diktatur an, in der Politik, Unterwelt und Polizei nicht mehr auseinander zu halten waren."
peru:
"In Peru hat man Beweismaterial beschlagnahmt, welches belege, dass eine "Mafia" den Staat gekapert habe. Der ehemalige Chef des peruanischen Geheimdienstes, Montesinos, soll systematisch Institutionen, Privatwirtschaft und Medien seines Landes korrumpiert haben."
japan:
"In Japan, so schätzt man, haben ca. 80 000 Personen, die der Organisierten Kriminalität ("Yakuza") zugerechnet werden, in den (bisherigen) Hauptzweigen der Unterwelt (Drogen und Sex) eine Billion Yen (9,3 Milliarden Dollar) im Jahr 2000 verdient (die Hälfte mit Drogen und ungefähr ein Viertel aus dem Sexgeschäft). Dort ist es aber mittlerweile zum größeren Problem geworden, dass sich zumindest eine kriminelle große Organisation (Yamaguchi Gumi) in die "New Economy" des Landes eingeschlichen hat und politische Verbindungen zu den höchsten Rängen der Regierung unterhält. Sie half bei den Unterhauswahlen im Juli 2000 diskret bei der Geldbeschaffung und beim Stimmenfang einer Vielzahl von Politikern aus der Liberal-Demokratischen Partei des (etwa ein Jahr im Amt befindlichen) Premierministers Yoshiro Mori und aus anderen konservativen Parteien. Es soll keinen einzigen Politiker in Japan geben, der seinen lokalen Yakuza-Boss nicht kennt. Ein in der Bekämpfung des organisierten Verbrechens ehemaliger führender japanischer Polizist (Raisuke Miyawaki) glaubt, dass es zudem unmöglich sei, die Verknüpfungen zwischen der Geschäftswelt Japans und der dortigen Unterwelt in den Griff zu bekommen, weil sie zu ausgedehnt seien."
nun, war Ihnen dieses ausmaß wirklich bewusst? ein ausmaß, zu dem auch z.b. die in folge des falls dutroux thematisierten zustände in belgien gehören:
"Der windige Geschäftsmann Michel Nihoul, der seit 1996 inhaftiert ist, rühmte sich stets seiner Kontakte zu Parteibonzen. Er gilt als Partner von Marc Dutroux. Die Zeugin X1 behauptet, Nihoul habe auf "Sexparties", die er organisiert habe, Geschäftsfreunde mit jungen Mädchen "belohnt". Regina Louf spricht von einem "harten Kern" prominenter Gäste, die häufig auf Nihouls "Feiern" aufgetaucht seien. Sie nennt die Namen Brüsseler Juristen, eines flämischen Bürgermeisters, sogar eines früheren Premierministers.
Belgiens Affären füllen ein 380seitiges Nachschlagewerk. Die Muster der größten Skandale wiederholen sich auffallend. Immer wieder spielen Polizei- oder Justizbeamte eine Rolle. Immer wieder geraten einflußreiche Politiker in den Verdacht, die Fäden zu ziehen. Fast nie werden Täter und Hintermänner gefaßt.
In den achtziger Jahren überfiel eine Bande Supermärkte und Waffenläden, tötete 28 Menschen, nahm aber nie wertvolle Beute mit. Sie kannte offenbar Einsatzpläne der Polizei. Rechtsradikale hätten hinter den Morden gestanden, um eine Staatskrise auszulösen, vermuten viele Belgier. Geklärt ist bis heute nichts. Warum der frühere Chef der Sozialistischen Partei Walloniens, André Cools, 1991 vor dem Haus seiner Freundin erschossen wurde, bleibt weiterhin rätselhaft. Es gab Hinweise auf eine umfangreiche Clique politischer Hintermänner, die jedoch nie aufgedeckt wurde.
Dem Herrscher der Brüsseler Schlachthöfe, dem früheren Verteidigungsminister Paul Vanden Boeynants, stand 1989 eine Anklage wegen Bestechung bevor. Doch plötzlich wurde er entführt. Ein Ablenkungsmanöver, mutmaßten einige Zeitungen. Man weiß nur, daß Vanden Boeynants nach seiner Freilassung in einem Taxi befördert wurde und sich erst Stunden später bei der Polizei meldete. Kurz zuvor hatte das Gericht die Anklage gegen ihn fallengelassen."
bemerkenswert wenig bekannt sind auch folgende, direkt zum dutroux-komplex gehörende details:
"Während der Ermittlungszeit bis zum Prozessbeginn verstarben 27 Zeugen teilweise durch Selbstmord, Unfall oder auf unerklärliche Art und Weise. Zum Beispiel wurde der ermittelnde Polizist Simon Poncelet nachts auf der Wache erschossen. Die Bekannte seines Komplizen fand man erhängt. Ein Verdächtiger starb, als er gegen ein Haus fuhr. Eine Sozialarbeiterin starb bei einem Autounfall, nachdem sie Todesdrohungen bekommen hatte. Der Schrotthändler Bruno Tagliaferro wollte gegen Dutroux aussagen, wurde aber vergiftet. Seine Frau verbrannte im Bett. Sex-Club-Besitzer Poiro, ein Bekannter Nihouls, wurde erschossen. Eine Frau, die über Dutroux aussagen wollte, wurde erwürgt aufgefunden. Der Staatsanwalt Hubert Massa beging Selbstmord."
es hat ganz den anschein, als würde derlei die tatsächliche realität ausmachen:
"Mediziner wurden finanziert, kritische Untersuchungen unterdrückt: In ungeahntem Ausmaß habe die Zigarettenbranche, so eine Studie, führende Institutionen des Gesundheitswesens manipuliert.(...)"
"Die Kooperation von Medizinern mit "Big Tobacco" war lange effektiv. Mit "ungeheurem Erfolg" habe es die Tabakindustrie über Jahrzehnte geschafft, renommierte deutsche Wissenschaftler in großer Zahl zu finden, die in ihren Veröffentlichungen die Beweise für die tödlichen Auswirkungen des Qualmens "manipulieren und verdrehen", lautet das Resümee der Grüning-Studie.
Mindestens 80 zumeist hochrangige Klinikprofessoren hätten sich "im Würgegriff der Tabakindustrie" befunden, weil sie Forschungsgelder annahmen. Denn fast immer waren die Zuschüsse an Vorgaben geknüpft, die die Auftraggeber bestimmten - ein Lehrstück für gekaufte Wissenschaft."
sollen wir das wirklich alles nur als "ausnahmen" innerhalb eines ansonsten ganz vernünftigen ( - das wort bleibt mir fast im halse stecken) systems betrachten, oder nicht doch eher als einblicke in die realen machtstrukturen nicht nur, aber besonders innerhalb gesellschaften mit kapitalistischer ökonomie? hat sich am ende die form von ökonomischen verhältnissen, die allgemein als kapitalismus gefeiert, beschrieben, kritisiert und verdammt wird, auch aus dem grund zeitweise anscheinend alternativlos durchgesetzt, weil sie in ihrer gesamtheit oder entscheidenden teilen davon den psychophysischen bedürfnissen mehr oder weniger großer bevölkerungsteile am "besten" entgegenkommt? leistungs- und konkurrenzprinzip, arbeitswahn, verdinglichende und objektivierende wahrnehmung sowie andere unabdinbare grundlagen des kapitalismus sind jedenfalls auffällige kennzeichen, die, wie hier schon mehrfach gezeigt, strukturelle eigenschaften / kennzeichen von bestimmten psychophysischen störungen darstellen.
und ich glaube nicht, dass diese übereinstimmung einen zufall darstellt.
*
der von mir sehr geschätzte science fiction-autor john brunner hat einem seiner romane den bezeichnenden titel schafe blicken auf gegeben. möchten wir wirklich unser leben als potenzielles schlachtvieh verbringen? gehorsam und pflegeleicht bis zum mehr oder weniger bitteren ende?
monoma - 4. Dez, 20:00
einer von wahrscheinlich vielen nachträgen...
"Cu è surdu, orbu e taci, campa cent’ anni ’mpaci ist ein sizilianisches Sprichwort und heißt auf deutsch „Wer taub, blind und stumm ist, lebt hundert Jahre in Frieden“.
aus dieser quelle, die leider nur z.t. offen zugänglich ist. aber dieses "motto" oben ist bezeichnend - es geht dabei um nichtwahrnehmungen, und das darin dargestellte prinzip könnte auch für bspw. viele bevölkerungen unter diktatorischen regimes eine offene leitlinie bilden. in den sog. demokratischen gesellschaften hingegen werden imo spezielle selektionsanforderungen an die individuelle wahrnehmung gestellt - halbblind, halbtaub und halbstumm könnte hier das motto zumindest für bestimmte bevölkerungsteile lauten. und natürlich werden im obigen sprichwort nur die populärsten wahrnehmungsarten angesprochen - an den heutigen sozialen zuständen jedoch sind auch noch andere wahrnehmungsarten bzw. störungen dieser beteiligt.