visualisiertes als-ob-leben im "anderland"?

tja, schon wieder etwas werbung:



- andererseits legen die herbstlichen abende neben langen spaziergängen sowie dem lesen dicker bücher auch das schauen von interessanten filmen nahe. und wenn es sich dann noch offensichtlich um die darstellung von verbreiteten varianten der als-ob-persönlichkeit handelt, wird das schon beinahe zum pflichtbesuch. selten haben mich jedenfalls rezensionen so neugierig gemacht - beispiel eins:

(...)"Selbiges gilt für "Anderland", der so viel mehr an beängstigenden Informationen über den Zustand der Welt zu bieten hat, als es die schlichte Form zunächst erahnen lässt. Das unorthodoxe Vorgehen hat eine beinahe paradoxe Wirkung auf den Zuschauer: In den folgenden Tagen begegnen einem zahlreiche Situationen aus diesem Drama."(...)

zwei:

"(...)Visuell beeindruckende Utopie des Norwegers Jens Lien, der ein kaltes, emotionsloses Weltbild zeichnet, das unserer aktuellen Gesellschaft mehr ähnelt als uns lieb sein kann."(...)

drei:

(...)"Er inszeniert eine Welt der Oberflächen, deren Einwohner sich kaum von den Objekten und Möbeln unterscheiden, über die sie reden und mit denen sie sich umgeben."(...)

und etwas ausführlicher:

(...)"In Anderland sind die Anzüge grau, und die Gesichter darüber ebenfalls. Die Häuser haben große Glasfassaden, die Räume sind leer und weit und die Menschen darin wirken verloren, aber sie lächeln alle sehr freundlich – ein bisschen maskenhaft vielleicht. Andreas soll sich hier wohlfühlen: Er bekommt ein Appartement zugeteilt, das aussieht wie ein Motel, einen Job, in dem er Zahlen von einem Papier in den Computer eingeben soll, und zur Dekoration seines Büros ein grünes Zimmergewächs. Aber irgendetwas scheint zu fehlen: Der Alkohol wirkt nicht, die heiße Schokolade schmeckt nicht, nirgendwo hört man Kinderlachen. Sex ist eine monoton-rhythmische Sportgymnastik und statt für Liebe interessieren sich die Frauen für Innenarchitektur. Alle sind zufrieden, aber zum Glücklichsein fehlt ihnen das Empfinden.

Anderland ist eine sterile Businesswelt, die so manchen realen Büroetagen aufs Erschreckendste ähnelt. Was zählt, sind Arbeit, Etikette und gesellschaftliche Zusammenkünfte in Edelrestaurants. Durch die Gewöhnung an den Luxus ist der Genuss abhandengekommen. Die liebes- und beziehungsunfähigen DINKS kompensieren ihre innere Leere mit äußeren Designgegenständen.(...)

Es ist eine beklemmend aktuelle Dystopie, die Jens Lien da geschaffen hat, indem er die Realität nur um Nuancen übersteigert. Seine Welt kommt ohne futuristische Technik aus, ohne Newspeak und ohne ein Staatssystem; sie ist ein Ausschnitt aus der unsrigen."(...)


und die wirkung dieses films wird von vielen rezensenten ähnlich beschrieben:

(...)"Was bleibt, ist das unangenehme Gefühl: Anderland ist schon mitten unter uns."(...)

(das sollte allerdings selbst mit nur rudimentären wahrnehmungsfähigkeiten seit längerer zeit auch ohne kinobesuch zu merken sein.)

"anderland" ist gerade in den kinos angelaufen.

Erinnert mich an "Songs from the second floor"

Auch ein etwas "anderer" Film aus Skandinavien.

monoma - 29. Dez, 13:09

kleine rezension

nachdem ich den film jetzt vor ein paar tagen selbst gesehen habe, würde ich sagen: eine bildhafte darstellung der modernen hölle, mit unterteufeln in form einer mischung aus reinigungstrupps und technokraten.

teils eindrucksvolle bildsprache, auch voll mit bizarren elementen und skurrilen situationen. das an verschiedenen stellen sich einstellende lachen bleibt einem aber prompt im halse stecken. achtung, der film enthält auch splatterelemente!

einen vergleich mit bspw. "brazil" würde ich eher nicht anstellen, dazu ist die atmosphäre dann doch zu anders.

und was die oben im beitrag erwähnten effekte nach dem film betrifft, so kann ich mich dem anschließen - sowohl ich als auch meine begleitung mussten sich erst einmal geraume zeit aus einer eigentümlichen inneren starre befreien, die wir beide deutlich spürten. dazu ging´s mir so, dass der übergang vom film nach draußen ungenehm fließend war...

insgesamt also: empfehlenswert.

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