assoziation: von bleiernen zeiten und ihrem dahinschmelzen (9)

(zu den vorherigen folgen geht´s hier).

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während ich heute so durch den ersten wirklichen frühlingstag geradelt bin, habe ich beim anblick des summenden und fröhlichen treibens draussen höchst ambivalente gefühle gehabt - einmal viel stärker als in vergangenen jahren eine mir durchaus vertraute, schwer in worte zu fassende sehnsucht, die sich nicht umstandslos als fernweh (schöne worte beide) entschlüsseln lässt, sondern darüber hinaus auch viele erinnerungen an vergangenes mit sich bringt, welches sich auf eigenartige weise aktuell anfühlt.

diese primär körperliche und passemde wahrnehmungsebene wurde ständig von virtuellen produktionen von gedanken durchzogen, die ebenfalls sehr spontan entstanden - gedanken in die richtung, wieviele all dieser schicken gestylten menschen, oft genug mit sonnenbrille im wehenden haar und handy am ohr, sich wirklich darüber im klaren im sind, dass die gesamte art und weise ihres bisher gewohnten lebens ein sehr fragiles gewebe darstellt, welches sich nicht nur seit längerer zeit in erschütterten schwingungen befindet, sondern bereits an diversen stellen löcher und risse aufweist. ich musste in den letzten wochen immer wieder mal an die aus vielen trickfilmen und comics wohlbekannte situation des wanderers denken, der, die augen starr nach oben gerichtet, den rand eines klaffenden abgrunds bereits überquert hat und jetzt auf nichts mehr geht, die unbarmherzigen gesetze der schwerkraft einzig durch seine reduzierte wahrnehmung einen moment anscheinend ausser kraft setzend. Sie werden wissen, wie das üblicherweise weitergeht: früher oder später kommt ein erstaunter, dann schnell entsetzter blick nach unten und whooosch!

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ich habe mich trotz der gefahr gewisser irritationen durch den titel dieser kleinen reihe dazu entschieden, ihn beizubehalten. das hat in diesem fall nichts mit einer durchaus vorhandenen sarkastischen oder zynischen ader meinerseits zu tun, sondern damit, dass ich das strahlende wrack in fukushima als weiteres einer ganzen reihe von menetekeln betrachte, die in den vergangenen jahren erschienen sind. und ich bin durchaus auch inspiriert vom vorgehen des
aushilfshausmeisters, der den GAU in japan schon seit einigen folgen gleichrangig neben der aufständen in nordafrika und arabien behandelt. mittlerweile kann ich dabei durchaus sinn sehen, weil zwischen den derzeitigen ereignissen durchaus gar nicht mal so untergründige beziehungen bestehen, wenn man sich die situation der menschlichen gesellschaften global genauer betrachtet. aus diesem grund folge ich auch dem beispiel des hausmeisters und will versuchen, beides zusammen zu betrachten.

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als beispiel für das zuletzt gemeinte will ich mich zentral mit zwei kommentaren beschäftigen, die in dieser woche veröffentlicht wurden und die mit zum besten gehören, was ich seit langem im hiesigen medialen mainstream gelesen habe. beide beschäftigen sich u.a. mit einer haltung, die ich auch sehr vielen der anfangs erwähnten schicken menschen zuschreiben würde - in einem
kommentar bei "spon" wurde das wie folgt formuliert:

"Wieso wollt ihr immer anderen vorschreiben wie sie zu leben haben.
Ich WILL Auto fahren
Ich WILL Erdbeeren im Winter." (...)


es lassen sich ganze abende mit der mediation über diese sätze verbringen. wer genau ist "ihr"? was wird vorgeschrieben? wieso ist sich der verfasser augenscheinlich überhaupt nicht im klaren über die - hm, dialektik in seiner beschwerde? (sein umgesetzter WILLEN führt im- und explizit umgekehrt zu massiven, sogar teils sehr bedrohlichen einschränkungen des lebens von anderen.) und vor allem: was für eine art "ich" ist es, das da empört nach auto und erdbeeren kreischt und sich offensichtlich durch den bloßen gedanken an verzicht existenziell getroffen und eingeschränkt fühlt?

alles so fragen, für die ich in der vergangenheit schon im blog versucht habe, antworten zu skizzieren. die beiden kommentare nun, die jetzt folgen, geben ebenfalls implizite und sehr weitreichende antworten, die dem verfasser des obigen sehr wahrscheinlich kein stück gefallen werden - und nicht nur ihm. aber ich persönlich sehe solche leute inzwischen durchaus in der position des weiter oben erwähnten comicwesens über dem abgrund. das wäre nur dann tragikomisch, wenn diese sich derart manifestierende haltung nicht auch bedeuten würde, dass solche leute in ihrer bodenlosen ignoranz ganze gesellschaften mit über den abgrund zerren. "ich WILL aber!" was sie aller wahrscheinlichkeit nach in letzter konsequenz bekommen werden, ist im besten falle ein aufstand, im schlechtesten ein zustand zwischen dystopie und anomie. aus einer (rein imaginären) neutralen perspektive muss ich sagen, dass beides voll und ganz verdient wäre, wobei meine präferenzen deutlich sein sollten.

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in der "süddeutschen" fand sich vor ein paar tagen (für ein paar stunden war das sogar der aufmacher) unter der erfreulich deutlichen überschrift
stunde der heuchler ein bemerkenswerter kommentar, der oberflächlich primär auf die "grün" wählenden teile der bevölkerung abzielt, aber real zumindest nach meinem verständnis eine breitseite gegen ganze lebensentwürfe und -modelle darstellt:

(...) "Auch ein Porsche Cayenne eignet sich dazu, das Altglas zum Container zu bringen. Ein Porsche Cayenne ist aber sehr, sehr schlecht für die Umwelt. In der Standardausstattung hat das Auto 290 Pferdestärken. Das ist völliger Wahnsinn. Aber dieser Wahnsinn, den die Porsche AG mit Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen produziert, verschafft rund 7500 Vollzeitbeschäftigten in Deutschland einen sicheren Arbeitsplatz.

Wird nun der neue grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der im Wahlkampf eine grünere Automobilindustrie gefordert hat, hingehen und die Porsche-Werke von einem auf den anderen Tag schließen lassen? Konsequent wäre es.

Wenn die Partei der Grünen im Kern des südwestdeutschen Bürgertums angekommen ist,(...) dann wird das Grün der Grünen endgültig zum zeitgemäßen Ausdruck der Widersprüche, in denen der leidlich aufgeklärte Mensch der westlichen Welt heute steckt. Man könnte auch sagen: Es ist die Stunde der Heuchler.

Der global verbreitete urbane Lebensstil ist durch die Ökologie insgesamt in Frage gestellt: Mobilität durch Bildung, Pendelverkehr und Flugreisen, kapitalistische Produktvielfalt, Ästhetik des Konsums, Partizipation durch Wohlstand, leuchtende Städte, Massenmedien, der riesige Stromverbrauch des Internets, beheizte Wohnungen und warme Duschen - all das steht auf dem Spiel oder müsste massiv eingeschränkt werden, wenn die Gesellschaft tatsächlich radikal auf Nachhaltigkeit umgestellt würde." (...)


yeah! ich weiß ja nicht, wie es Ihnen damit geht, aber ich finde das ungeheuer wohltuend, wenn sich im medialen strom dieser zeiten mal zur abwechslung ganze fragmente der authentischen realität wiederspiegeln, statt der ansonsten ständig dargebotenen simulationen und illusionen aus den werkstätten der pr- und marketingabteilungen plus den produkten sedierter journalistInnen.

ich habe dem sachlich nichts zuzufügen ausser der feststellung: genau so ist es. niemand, der auch nur einen hauch von verständnis für die globale situation hat, in der sich unsere spezies befindet, kann ernsthaft widersprechen. was übrigens auch und gerade für viele teile der linken gilt, die sich langsam aber sicher damit konfrontieren müssen, dass auch für das marxsche gedankengebäude grenzen gelten, die sich primär und zwangsläufig durch seine eingebundenheit in westliche denk- und philosophietraditionen ergeben, was darauf hinausläuft, dass deren fundamentale fehler (die ich früher an anderen stellen schon mal umrissen habe) gar nicht anders als von marx mit eingebaut werden konnten. linke ausserhalb europas und der usa haben diese tatsache übrigens schon länger im auge; ich erinnere mich an ein lesebuch in den 90ern, in denen ein tupamaro aus uruguay den bezug auf indigene gesellschaftsmodelle mit der blindheit und auch arroganten abwertung der gesamten europäischen philosophie einschließlich marx für lebens- und gesellschaftsmodelle ausserhalb des westlichen "kulturkreises" begründete. es geht dabei übrigens nicht um die unreflektierte lobpreisung anderer kultureller modelle. aber vor allem der westlich-christlich-europäische naturbegriff ist ein einziges desaster; und prinzipiell auch das damit assoziierte menschenbild - "ich denke, also bin ich" und "macht euch die erde untertan" stellen zwei grelle wegweiser auf dem weg in eine grandiose sackgasse dar, die leider auch in diversen facetten linker politik- und weltmodelle existieren, von denen "die grünen" bekanntlich ursprünglich abstammen, zumindest zu großen teilen.

(...) "Das ist also das Lebensmodell, wenn die Grünen zur Mehrheitspartei werden: Der Mann arbeitet bei Bosch und macht irgendwelche klimaschädlichen Sachen - Bosch ist zum Beispiel der weltweit größte Hersteller von Verpackungsmaschinen für Konsumgüter -, während die Frau, die gegen Stuttgart 21 ist, im Ökosupermarkt leckeren Biokäse aus der Region und vollmundigen Biowein aus Apulien kauft, möglichst Verpackung vermeidend. Die Tochter studiert in Tübingen, demonstriert gegen Atomkraft und wird von ihrem Freund abgeholt, der praktischerweise ein Auto hat und dann mit ihr über die Autobahn rast. Nicht so schön aber wär's, wenn den vielen Indern und Chinesen ihr Wunsch nach einer passablen Wohnung, einem kleinen Auto und einem Besuch im Steakhaus erfüllt würde. So etwas muss auf Regierungskonferenzen unbedingt verhindert werden, idealerweise von grünen Ministern, unsere Kinder werden es uns danken." (...)

wunderschön boshaft formuliert zum einen, zum anderen aber wird zuletzt genau der punkt erwähnt, der am ende ganz basal dazu beitragen wird, den westlichen "way of life" auf seinen verdienten platz auf dem müllhaufen der geschichte zu befördern. mit welchem recht und mit welchen argumenten wollen europa und die usa dem rest der welt deutlich machen, dass das hier besonders in den jahrzehnten seit dem ende des wk2 existierende niveau des materiellen wohlstands eine historische abartigkeit, eine riesige blase darstellt, die aus sehr vielen und absolut zwingenden gründen platzen muss, aber bitte nicht hier bei "uns". und wenn schon, dann wenigstens bei uns als letzte, ohne sich dabei endgültig als jene raffgierigen plünderer und diebe der globalen ressourcen zu demaskieren, die besonders aus europa während der letzten jahrhunderte wie eine plage ausgeschwärmt sind?

wie die erwartbare und berechtigte antwort darauf aussieht, lässt sich bereits in der globalen politk bspw. von ländern wie indien und china betrachten. und ich schreibe "berechtigt", obwohl ich die ökonomische entwicklung dieser und anderer "schwellen"- und "entwicklungs"länder - diverse variationen des selben themas der kapitalistischen modernisierung - in so ziemlich allen aspekten katastrophal finde, nicht nur für die jeweiligen staaten. es ist aber zwingend ein ding der schieren unmöglichkeit, ohne weitreichendes runterfahren, eindämmen, abschalten der westlichen konsumgesellschaften und der damit assoziierten lebensstile von anderen zu fordern, sie sollen den versuch doch bitte unterlassen - und wenn die gründe dafür noch so zwingend sind -, an dieser lebensweise zu partizipieren. auf derartige ansinnen dürfte es mehrheitlich aus den oasen der sahara, aus andentälern, aus afrikanischen steppen und von asiatischen küsten die jeweiligen kulturellen äquivalente des gezeigten vogels geben. der spätestens dann durch andere gesten ersetzt werden dürfte, wenn auch dort überall deutlich wird, dass das durch internet und us-amerikanische soaps imaginierte "paradies" nicht nur keins ist, sondern auch definitiv unerreichbar ist und bleibt.

(...) "Der unersättliche Kapitalismus, der unsere Lebensform garantiert, bildet den Hintergrund für das grüne Lebensgefühl der Mittelklassen; mit fundamentaler Umkehr hat das alles nichts zu tun. Man muss ja schließlich auch Geld verdienen. Deshalb wird auch gerne die Illusion genährt, aus derselben Wachstumsdynamik, die Ressourcen verbraucht, entstünden auch bald jene Erfindungen, die den Ressourcenverbrauch stoppen - und uns zugleich im Wesentlichen so weiterleben lassen wie bisher. Wer wollte das nicht?" (...)

ähm, ich zum beispiel. die versteckten kosten dieses "so weiterlebens", und zwar auch und gerade solche, die sich gar nicht mal primär monetär quantifizieren lassen, sind inzwischen so krass und destruktiv - am schlimmsten in der verwüstung der beziehungsfähigkeiten zu beobachten -, dass jedes gerade von "effizienz", "lebensqualität" etc. als reaktion nur noch grelles hohngelächter verdient.

alles in allem ein erstaunlicher kommentar, gerade vor dem hintergrund der inhaltlichen entwicklung der "sz" in den letzten jahren. und nicht zufällig hat der in ein paar tagen mehr als fünfhundert kommentare nach sich gezogen, dort auch eher ungewöhnlich.

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ob der folgende kommentar mit dem sehr treffenden titel
zurück in die wirklichkeit in der "taz" auch so eine diskussion anstösst? der rundumschlag ist in gewisser weise noch breiter und auch fundamentaler als in der "süddeutschen", werden doch zusätzlich ein paar eigenarten unserer jetzigen lebensrealität angesprochen, die ich hier auch immer wieder im focus habe:

"Die AKW-Katastrophe von Fukushima hat nicht nur die extremen Risiken der Atomenergie aufgezeigt, die skrupellose Profitgier der Stromkonzerne und die Verantwortungslosigkeit der atomkraftfreundlichen Regierungen. Sie hat auch ein Schlaglicht auf die Irrealität unserer alltäglichen Lebensführung in den westlichen Industrienationen geworfen.

Nehmen wir Japan: Ein Land, das seit Jahrzehnten die Mikroelektronik beherrscht, das Millionen von Menschen damit beschäftigt, die Menschheit mit digitalen Spielen, mobilem Internet, elektronischen Zahlungssystemen und anderem Schnickschnack zu beglücken, schafft es nicht, ein sicheres System der Energieversorgung zu errichten. Und offenbar gab es dort bis vor Kurzem kaum jemanden, der sich für diese Fragen interessierte.

Doch Japan ist überall! (...) Die breite Mehrheit unserer Gesellschaft plagt sich dagegen mit ganz anderen Problemen: mit dem Chatten im Internet, dem persönlichen Auftritt bei Facebook, den Leistungsvergleichen vor dem Kauf eines Navis und den günstigsten Flatrates fürs Handy.

Die Katastrophe in Fukushima ist nur die Spitze des Eisbergs. Sie ist das Symptom einer gesellschaftlichen Entwicklung in den führenden Wirtschaftsnationen der Welt. Die großen, überlebensnotwendigen Fragen treten zunehmend in den Hintergrund menschlichen Denkens und Handelns.

Das hat seine Gründe: In der modernen "Dienstleistungsgesellschaft" lebt der Mensch, von Naturgewalten abgeschirmt, in klimatisierten Bürotürmen und verbringt auch seine Freizeit vor dem Monitor. Der Kontakt zu den natürlichen Bedingungen des Lebens verflüchtigt sich. Sie erscheinen als äußere Selbstverständlichkeiten, die sich der aktiven Beeinflussung entziehen.

Der aufgeblasene postindustrielle Sektor produziert derweil Pseudogüter und Fantasiedienstleistungen: das Design, um die Marke A von der Marke B zu unterscheiden, sogenannte Finanzdienstleistungen, die virtuelles Geld aus einer Datei in die andere verschieben. Kommunikationsberater beraten die Unternehmensberater und lassen ihre Beratungsqualität anschließend evaluieren, um bei einer Zertifizierungsagentur ein Zertifikat zu erwerben. Bestimmt die Hälfte der städtischen Büroflächen könnte man mühelos planieren - und die Menschheit wäre um nichts ärmer.

Zwischen First und Second Life verschwinden die Grenzen. Was ist virtuell, was materiell? Kommt einem Short-Zertifikat auf den DAX gegenständliche Realität zu, oder ist es reine Fantasie? Bedeutet das Getippe im Chatroom Freundschaftspflege oder nur deren Simulation? Es gibt Leute, die studieren das TV-Programm eifriger als ihren Hartz-IV-Bescheid, weil das Leben vor dem Fernseher mit oder ohne Kürzungen irgendwie weitergeht."


jeder satz ein treffer, jede aussage ein fanal und eine anklage zugleich, deshalb zitiere ich hier ausgiebiger als sonst:

"In manchen Fußgängerzonen finden sich kaum noch andere Geschäfte als Handyläden. Der Mensch als Insasse einer entfremdeten Welt begibt sich auf Traumreise. Sein Leben wird zu einem verlängerten Kindergartenaufenthalt, in dem es nie genug Tastaturen gibt, auf denen man spielen kann. Wenn etwas piept oder quietscht, kommt Freude auf.

Je unwichtiger ein Gegenstand für das reale Leben objektiv ist, desto mehr Zeit, Material und Geld verschwendet unsere Gesellschaft für seine Herstellung und Nutzung: Während nur noch 292.500 Menschen damit beschäftigt sind, unser tägliches Brot zu backen, arbeiten in der Werbeindustrie mehr als 550.000 Beschäftigte. Wir können Aktien vom Display unseres Handys aus ordern, aber den künstlich geschaffenen Stress der Arbeit immer weniger bewältigen.

Nach Feierabend Freunde zu treffen, dazu fehlt uns die Muße, weil die Arbeit derart verdichtet ist, dass am Abend das Gehirn seine Schotten dicht macht. Bei der France Télécom sprangen vor zwei Jahren die Mitarbeiter aus Verzweiflung gleich reihenweise aus dem Fenster. Wer acht Stunden am Tag mit kryptischen E-Mails und zermürbenden Meetings traktiert wird, hat danach für Beziehungsdiskussionen keinen Nerv mehr. Die unverbindliche SMS ist das Einzige, was noch geht." (...)


die dargestellte rolle der akw in einer so reduzierten und deformierten art der wahrnehmung unterschreibe ich weitgehend, und der appell am ende ist zwar aus meiner perspektive noch unzureichend, aber dennoch ein nötiger anfang:

(...) "Klar, ein Zurück in die "Müsli-Zeit" kann es nicht geben. Doch die Konsequenz aus der Fukushima-Katastrophe sollte ein neuer Realismus sein: Boykottiert die Unterhaltungsindustrie, führt handyfreie Tage ein und entsorgt endlich die Glotze! Nehmt wieder realen Kontakt zu den Menschen und zur Natur auf und gestaltet euer Leben selber - überall da, wo es geht!"

yay! im grunde wird hier schon ziemlich viel von dem zusammengefasst, was ich neulich in den kommentaren zu einem anderen beitrag mit bezug auf "den kommenden aufstand" schon mal geschrieben hatte und was auch "das unsichtbare komitee" nach meinem verständnis ähnlich formuliert und auf den punkt bringt: der alltag hier ist die eigentliche katastrophe, die alle anderen - ob das nun ölteppiche von der größe ganzer kleinstaaten sind, vor sich hinrauchende akw-ruinen, oder aber die langfristig vielleicht noch schlimmeren, aber unspektakulären prozesse der allmählichen vergiftung ganzer lebensbereiche, aber auch zb. finanzkrisen - hervorbringt. der alltag der weitaus meisten menschen beruht inzwischen - und diese aussage begründe ich primär, aber nicht nur, aus eigenem erleben - auf der gleichen art illusionärer blasen wie das gesamte gesellschaftliche leben westlicher zurichtung. die explosion des virtuellen und objektivistischen ist vor diesem hintergrund eine sehr logische reaktion, wenn auch grundsätzlich leider ungeeignet zur realen problembewältigung, auf eine fundamentale und existenzielle krise, weil sie dem "mehr-desselben-prinip" folgt.

da aber unserer alltag in der regel am engsten und nahesten mit unserem denken und fühlen verbunden ist und dieses auch - selbst bw. gerade in den verzerrungen - getreulich wiederspiegelt, erlaubt diese tatsache auch eine nähere bestimmung des ausmaßes der krise, in der sich die westlichen lebensentwürfe inzwischen ganz offen befinden. es ist nicht nur eine finanzkrise, nicht nur eine wirtschaftskrise, nicht nur eine ressourcenkrise in vielen bereichen - die genannten plus die ökologischen krisen zusammen machen es notwendig, eine systemkrise zu konstatieren. aber selbst dieser befund bringt die sache vermutlich noch nicht auf den punkt - da alles dafür spricht, dass unser alltägliches und gewohntes fühlen und denken selbst in gewaltigem ausmaß fundamental und grundsätzlich falsch ist, neige ich persönlich inzwischen dazu, von einer evolutionären krise auszugehen, weil sie derart tiefe und fundamentale veränderungen in uns selbst, genauer der art unserer selbst- und fremdwahrnehmung und folglich den ganz persönlichen wertesystemen nötig macht, dass ich dafür nirgends auch nur ansatzweise etwas historisch vergleichbares sehe. und wir sind evolutionsgeschichtlich eine wirklich junge spezies, gerade mal am rand des krabbelalters angekommen.

mir ist schon klar, dass dieser gedanke der weiteren erläuterung bedarf, und ich werde in kommenden beiträgen auch drauf zurückkommen. für heute und zu später stunde möchte ich ihn jedoch schon mal in den (virtuellen) raum stellen.
Quetzalcoatl (Gast) - 3. Apr, 02:55

Fortschritt - Nein Danke

Leider wird die Illusion von nur Wenigen erkannt...

Was würde passieren, wenn für einen Tag keiner etwas tun würde?

Auf einen Schlag würden die Menschen die aufgeblasene künstliche Maschine durchschauen, die sie absurderweise für NÖTIG halten!

Denn die meiste Energie wird für nicht lebensnotwendige
Vorgänge verschleudert.

Wahnsinn, was für einen Mist die Menschen tagtäglich veranstalten (Steuererklärungen, Überweisungen)

Fortschritt - von dem Selbst fortschreiten...

monoma - 3. Apr, 11:53

jein

ich würde (materielle und auch technische) fortschritte eher auf diejenigen teile der infrastruktur bündeln wollen, die wirklich existenziell sind: nahrung, wohnen, gesundheit. energie werden wir weiter brauchen, aber nicht nur die strukturellen bedingungen hinsichtlich ihrer produktion müssen sich ändern (vergesellschaftung), sondern auch der bisherige begriff von fortschritt. kleinere einheiten in allen bereichen, einfachere und robuste technologien etc. sind fällig bei wesentlich längerer haltbarkeit sog. gebrauchsgüter. kann aber alles nur passieren bei vorausgesetzter bewusstseinsänderung. dafür wird ein tag auch nicht reichen.
Quetzalcoatl (Gast) - 3. Apr, 03:43

Anmerkung

Apropos evolutionäre Krise...

...laut dem Maya-Tun-Kalender, der die Evolution des Bewusstseins beschreibt, befinden wir uns seit dem 9. März 2011 in einem neuen Evolutionsabschnitt (universeller Zyklus)...

Hier gibt es eine interessante Artikel-Sammlung von Dr. Calleman:

http://www.calleman.com/

monoma - 3. Apr, 11:59

ich halte diese instrumentalisierung...

...des (oder besser der) maya-kalender(s) für groben unfug und teil der gleichen illusionären blasen, diesmal religiös-esoterischer art, die ich im beitrag erwähnt habe.
Quetzalcoatl (Gast) - 3. Apr, 12:53

Zusatz

@ Monoma

Ich finde es faszinierend, dass Dr. Calleman in seinen Arbeiten den "objektivistischen Modus" beschreibt und dessen Transformation!

Was soll daran genau eine religiöse/esoterische Istrumentalisierung sein?

Da kann ich leider geistig nicht folgen...

monoma - 3. Apr, 13:23

@Quetzalcoatl

ich sehe erstens weit und breit keine notwendigkeit, gesellschaftliche verhältnisse unter hinzuziehung mythenumrankter und großteils falsch begriffener kalendersysteme einer untergegangenen kultur begreifen zu wollen. zweitens aber sehe ich genau das als "spezialität" einer schicht von verzweifelt nach sinnsurrogaten suchenden westlern, die sich ebenso rücksichtslos an diversen kulturellen artefakten (je mysteriöser, desto besser) bedienen und diese dann im selfmade patchworkverfahren verwursten, wie ihre ehemaligen kolonialistischen vorfahren.

die vermutlich dahinter stehenden bedürfnislagen nehme ich schon ernst, aber ihre versuchte bewältigung ist aus diversen gründen völlig untauglich und führt in eine sackgasse, die persönlich sogar suizidal enden kann (eigenes erleben aus früheren umfeldern, wo leute an esoterischen und pseudomystischen themen im wahrsten sinne des wortes irre geworden sind).
Quetzalcoatl (Gast) - 3. Apr, 13:56

Lösungen

@ Monoma

Erstmal vielen Dank für die Antworten!

Ich lese hier schon länger mit und finde die Analyse des objektivitischen Modus BRILLIANT!

Aber mir fehlt eine konkrete Lösung aus dem Dilemma...

Wie fühlt sich ein anderer Wahrnehmungsrahmen überhaupt an?
Wie komme ich in diesen Zustand?
Warum ist der objektivistische Modus in unserer Kultur so dominant?

xconroy (Gast) - 3. Apr, 18:14

So... mal ein Versuch, meine Gedanken zu diesem Text (bzw dieser Textreihe) zu strukturieren:

1.) es ist naheliegend, die Ereignisse "Fukushima" und "Protestwelle" zusammen zu betrachten, es ist nur fraglich, aus welchen Gründen man das tut.
- aus Gründen der "Prominenz" dieser Ereignisse - das kann und tut jede Stammtischdiskussion, einfach deshalb, weil mensch gerne Muster sieht und automatisch Linien zieht zwischen "Dingen" (aka medialen Ereignissen), die aus ihrer Umgebung herausragen. Dabei lassen sich mehr oder weniger tragfeste Sinnzusammenhänge konstruieren... soziale Gruppen, für die bspw. der Tod von "Knut" eine prominente Rolle spielt, schaffen es in ihrer internen Kommunikation ziemlich sicher auch, irgendwelche Anschlußmöglichkeiten an Fukushima zu finden (und sei es nur über einen "Achtsamkeits"-Diskurs und den Verweis darauf, daß Internet/Konsum/Kapitalismus uns vom "Wirklich Wichtigen" entfremden).
- weil man auf einer gewissen Ebene Zusammenhänge entdeckt, die tatsächlich auf eine gemeinsame Wurzel schließen lassen. Dies kann man ziemlich sicher, wenn man das Superereignis "Protestwelle" in seine Bestandteile aufspaltet - die Ereignisse in Tunesien, Ägypten, Syrien, Libyen usw. lassen sich kaum unabhängig voneinander betrachten, und selbst die Arbeiterproteste in den USA oder zukünftige noch zu erwartende Proteste woanders werden zwar ihre spezifischen unabhängigen Wurzeln haben, sich aber in einer Zeit, die Facebook und sonstige Echtzeitvernetzung kennt, nicht mehr "unkontaminiert" von dem betrachten lassen, was offenbar in Tunesien anfing: die Protagonisten entgehen dem Feedback nicht, nutzen es im Gegenteil bewußt aus (--> "walk like an Egyptian"-Plakate). In Vor-Internet-Zeiten waren die Leute viel mehr auf sich selbst zurückgeworfen, zumindest die einfachen Bürger... darum war wohl jedes globale Dingens damals nur unter Federführung von Eliten, Kadern, Internationalen denkbar und nicht auf Graswurzelebene. Das ist neu, das ist geil, hurra hurra die Schule brennt ;-)
- diese Zusammenhänge hast du in der Textreihe mmn außerordentlich scharfsinnig rausgemeißelt. Fukushima kam dann aber dazwischen, also stellte sich die Frage: konservativ vorgehen und die Ereignisse (vorläufig) getrennt betrachten (widerstrebt den meisten Menschen... ich kenne das von mir: wenn ich mit "Tasks" konfrontiert bin, die a) "prominent" erscheinen und viel Aufmerksamkeit haben wollen und b) aber nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, dann umkreise ich sie geistig wie ein Schäferhund die Herde und versuche, sie "zusammenzutreiben"/einen gemeinsamen Nenner zu finden, um in der Folge ressourcenfressendes Multitasking vermeiden zu können) - oder einen vielversprechenden Weg suchen, der beides unter einen Hut bringt? Für Letzteres bietet sich der Blickwinkel "Versagen des globalisierten way of life" an und daran anschließende normative Überlegungen (s.o., "Entfremdung vom Wirklich Wichtigen"). Wobei da der Fakt wegfällt, daß die meisten Leute in Japan (bisher) nicht durch Fukushima getötet/verletzt/obdachlos gemacht wurden, sondern durch das Erdbeben und den Tsunami. Dieser Vergleich wäre allerdings schon ein neuer Diskurs, der nicht überraschend gerne in Blogs wie "politically incorrect" geführt wird und den man nicht übernehmen oder einbeziehen muß, dessen man sich aber zumindest aus dem Augenwinkel bewußt sein sollte, wenn man seine Analyse der Ereignisse so ausrichtet, daß als Lösungsmöglichkeit v.a. eine Änderung des besagten "way of life" in den Fokus gerät
(btw. nebenbei interessant, aber auch nicht überraschend ist, daß "Autarkie"- und "Nachhaltigkeits"-Überlegungen durchaus auch bei PI stattfinden, so in Richtung eigenes Gemüse anbauen usw.... dort aber nicht als Reaktionsmöglichkeit auf im weitesten Sinne kapitalismus-induzierte Verhältnisse, sondern auf schräge Endzeitszenarien, in denen der Islam Europa überrannt hat... der dahinterliegende Gedanke einer Gesellschaft, die so weit von ihren "Wurzeln" abgehoben ist, daß ein plötzlicher Fall sehr weh tun würde, scheint aber ähnlich zu sein).

2.) sind die Schlußfolgerungen plausibel, die man ziehen kann, wenn man einen gemeinsamen Nenner gefunden hat? Für mich stellt sich da erstmal die Frage, ob wir es tatsächlich mit einem "tipping point" zu tun haben, wie du ja andeutest, oder einfach nur mit dem üblichen mehr oder weniger zyklischen Auf und Ab der Gesellschaft. Angeblich hat sich schon Sokrates darüber beschwert, daß "die Jugend von heute" usw., und Kritik an Raffgier und Rücksichtslosigkeit läßt meines Wissens kein schlaues Buch der Geschichte aus, von Konfuzius über die Bibel bis zum Kapital. Und es gab Zeiten (im Kalten Krieg, direkt nach 9/11), wo die allgemeinen Befürchtungen, die Menschheit würde sich selber demnächst in die Luft jagen, deutlich präsenter waren als in diesen Tagen, wo also der Gedanke an einen "tipping point" viel stärker in der Luft lag.
Wieso also ausgerechnet jetzt?
Denn: Kriege und Katastrophen kommen und gehen. Meistens funktionieren sie (ist jdf. mein Eindruck) nach einer Art Long-Tail-Prinzip: viel Bohei am Anfang, alle sind irgendwie betroffen (oder "betroffen"), und dann lassen Ereignisdichte und Aufmerksamkeit nach, so daß das Problem als solches sich zwar noch ewig hinziehen kann, aber nur noch ein Bruchteil derjenigen davon etwas mitbekommt, für die es am Anfang nix Wichtigeres gab (bestes Beispiel vllt der Afghanistankrieg). Solche Geschichten leisten zwar, wie alles, ihren Beitrag zur globalen gesellschaftlichen Evolution, aber so richtig, äh, "disruptiv" scheinen sie nicht unbedingt zu wirken. Nicht so, daß eine überwältigende Mehrheit der Leute langfristig dazu gezwungen wäre, ihr tägliches Leben zu ändern, schon gar nicht in Richtung auf "weniger ist mehr". Dazu bräuchte es wohl eine dauerhafte, heißt: nicht zyklisch auftretende und wieder verschwindende Wirtschaftskrise. Aber wo soll die herkommen?

3.) Ob nun akute Krise oder nicht, es gibt immer Leute, die für "Verzicht" werben. Und wie jedes halbwegs standfeste Mem gibts auch dafür bereits ganze Subkulturen, die neueste ist wohl die der Minimalisten ("digital nomads", obwohl: die Gruppen überschneiden sich wohl nur und sind nicht identisch). Die haben regelrechte Wettbewerbe, wer am wenigsten Gegenstände besitzt... und idR sind das Leute, die mindestens Mittelschicht sind, meistens sogar Gutverdiener. Niemand von denen ist *gezwungen*, mit wenig zu leben - gerade deshalb scheint es reizvoll zu sein. Wohingegen Leute, die eh nicht viel haben, berechtigterweise sauer sind, wenn die Sarrazine dieser Welt ihnen arrogant nahelegen, den Gürtel doch noch ein paar Löcher enger zu schnallen.
Soll heißen: wer Verzicht predigt, muß das psychologisch geschickter anfangen - weder Appelle an Moral noch an engere Gürtel sind da hilfreich, weil beide normativen Charakter haben. Die Minimalisten (so freakig die auch sein mögen) ziehen dieses Ding *gerne* und *freiwillig* durch - klar, mit dem Background, daß sie jederzeit zurück können, wenn sie wollen, nur nach einer gewissen Zeit wollen eben viele gar nicht mehr. Ich merk es doch selber... das bekannte befreiende Gefühl, mal so richtig viel Kram losgeworden/weggeworfen/bei ebay verkloppt zu haben.

4.) aber: ist "Verzicht" für breite Bevölkerungsteile derzeit a) nötig und b) möglich? Oder ist das nur (wie gesagt: derzeit) eine von vielen eher nachrangigen Strategien, um mit dem Leben klarzukommen? Für die meisten scheint es derzeit eben *keinen* tipping point zu geben, der sie dazu animieren würde, Dinge komplett umzustellen. Und klar: vernünftig wäre es, auch und gerade in Zeiten nichtvorhandener Notwendigkeit bereits nachhaltig zu leben und zu wirtschaften, um das Auftreten eines solchen tipping points bereits im Vorfeld zu verhindern. Aber auch das steht bereits in den erwähnten schlauen Büchern seit mindestens Konfuzius, es ist also nicht so, daß nicht shcon immer entsprechend gemahnt wurde. Trotzdem ist die Menschheit bis dato klargekommen, auch wenn sie ihre selbstbeschränkenden und altruistischen Fähigkeiten eher in Reaktion als in langfristiger koordinierter Planung eingesetzt hat. Sie zu letzterer zu motivieren braucht es andere Antriebe als moralische Appelle (s.o., Minimalisten).

Das war das Wort zum Sonntag ;)

Yurun (Gast) - 3. Apr, 19:52

Stunde der Heuchler

Da ich diesen SZ Artikel für einen ganz perfiden Fall halte von dem ich selbst noch nicht weiß was gänzlich davon zu halten ist, gebe ich mir trotz begrenzter Zeit mal etwas Mühe.

Ich würde bei dem was Journalisten schreiben Vorsicht walten lassen, inbesondere bei politschen Fragen aus Süddeutschland, die in der SZ Wiederhall finden. Auf mich wirkt das jedenfalls wie das Tappen in die empathische "der tickt genauso wie ich" Hypothese, mit der Folge eines großen Missverständnisses. Was will der Mann mit dem Artikel denn wirklich sagen bzw. bewirken? Eine Versuch zur Bewusstmachung welch umfassender wirtschaftlicher und kultureller Wandel notwendig wäre, um tätsächliche Nachhaltigkeit umzusetzen? Der Beginn einer Diskussion um den Verzicht, was nun tatsächlich recht "revolutionär" wäre?

Vom blöden Einstieg mit dem Porsche und dem letztlich verräterischen Untertitel "Ein Debattenbeitrag zum Tugendterror" mal abgesehen liest es sich wirklich so. Viele richtige und wichtige Festellungen finden sich da, einige für eine Zeitung sogar recht spektakulär. Leider auch der ein oder andere grobe Schnitzer wie der "global verbreitete urbane Lebensstil". Wenn da dann allerdings vom historischen Wandel in der deutschen Parteienlandschaft und anderen Absurditäten lese, habe ich doch erhebliche Zweifel an der analytischen Tiefe des Autors. Am Ende kann das nämlich auch schlicht das sein, was heute "guter Journalismus" ist: in eine Argumentation die Botschaft des genauen Gegenteils einbauen und somit recht unangreifbar und unbemerkt mit gespaltener Zunge zu schreiben. Letzteres dann beispielsweise "Grünenwähler = tugendfanatische Heuchler", sozusagen die offizielle CDU/CSU Haltung, was aber noch Zufall sein kann. Den wirkliche Knackpunkt, der bei mir sämtliche Propagandasirene auslöst und mein Redlichlichkeitsbarometer gegen Null schießen lässt, ist aber der Satz "Die Grünen, das sind wir alle." Wir sind alle Grün, wir sind alle Heuchler, wir sind alle Schuld am Übel der Welt, es hat sich nichts geändert und das wird es auch weiterhin nicht. Wo aber alle schuldig sind, da ist keiner Schuld. So ist Stabilität dann auch quasi definiert und alles was der Artikel sonst sagt löst sich in einem Seufzer auf. Schuld ist eine der Haupttriebfedern von Kollaboration und damit Systemerhalt.

So sind wir sachzwanggebunden halt am Arsch und die besonders polemischen Stellen des Artikels lesen sich dann auch wie die Abrechung ala Fleischhauer mit den Grünen, die zwar behaupten besser zu sein, es aber nicht wirklich sind und unter den Bedingungen der Welt genauso wenig sein können wie irgendwer sonst. Dazu dieses daherbehauptete neue Jakobinertum: 'Ich WILL Erdbeeren im Winter? Ich WILL mit dem Motorrad durch Vauban heizen. Und ich werde beides auch verdammt nochmal tun, denn es ist mein Recht.' Wie lachhaft ist das dabei ist versteht man eigentlich nur, wenn man den wirklichen "Tugendterror" hier kennt, nämlich zum Beispiel der von außen geübte Zwang, gefälligst glücklich zu sein und sich "nicht so anzustellen".

Das hier alles bis ins Mark verlogen ist, stellt den in sich selbst verlogenen Konsens der Republik dar, der diese Verlogenheit wiederrum legitimiert "weil es ja alle so machen". Das ist dann das Berlusconi Prinzip der 'charmanten' Amoralität nach dem Motto: wer keine schöne 16 jährige ficken will, ist ein Scheinheiliger. Bei vielen kaputten Typen mit einer verkrüppelten Sexualität ist das ja tatsächlich der Fall, es wird halt dann einfach zum großen vereinheitlichen Prinzip erklärt und jeder wie auch immer Gestörte kann seine "Laster" im Glauben an einen breiten gesellschaftlichen Konsens ausleben. Behauptet aber einer dann weniger verlogen oder ein weniger großes Arschloch als die anderen zu sein und es wird ihm auch noch geglaubt, egal ob berechtigt oder nicht, dann ist das ein Angriff auf das Gleichgewicht der anderen und man kann mit völlig überzogenen Abwehrreaktionen rechnen.

Die perfideste Lüge ist dabei jene welche die Wahrheit kennt, zu ihren Zwecken benutzt und dann entsorgt. Siehe alternativ ein paar SZ Artikel zur Brankenkrise. In einer Welt mit lauter dissoziativ verrenkten Persönlichkeiten lesen sich halt auch die Zeitung so, die Illusion es gäbe da eine Mangel an Verstehen oder gleichbedeutend dazu einen Mangel an klar ausformulierten Beschreibungen zumindest einiger Teile der Realität ist fatal. Freilich kann jeder aus jedem Artikel lesen was er will, hier als Beispiel die FDP: http://twitter.com/fdp_de/statuses/53073980407545856

Geschichten-Manufaktur - 6. Apr, 17:18

Warum nicht zurück in die Müsli-Zeit?

Aber jetzt mal ganz provokant: Warum nicht Müsli? Warum nicht Steinzeit? Zum Leben und Glücklichsein braucht es nur sehr, sehr wenig. Ich merke das immer im Urlaub beim Camping. Ein Klappstuhl, ein Gaskocher, eine Tasse heißen Tee und ein Buch - schon ist alles gut.

Ein Mensch, der erwachsen geworden ist, kann wieder dieselben Dinge tun und dieselben Freuden erleben wie ein Kind - aber intensiver und bewusster, weil noch seine Lebenserfahrung dazu kommt.

Dasselbe müsste doch für die Gesellschaft als Ganze auch gelten. Ich persönlich reduziere die Nutzung von Technik auf das, was ich wirklich brauche. Und nutze die Technik effizient. Die Technik macht´s möglich. :-) Beispielsweise hilft mir das Internet dabei, Reisen zu optimieren. So spare ich Kilometer, Zeit und Transportenergie.

Ich denke, wir brauchen eine Besinnung auf das Wesentliche, auf Menschen statt Dinge, Genuss statt Konsum, Qualität statt Menge, Entschleunigung...

Mona

demon driver (Gast) - 8. Apr, 15:11

Darum nicht

Weil sich Industrialisierung nicht mehr rückgängig machen lässt. Tee ginge noch, Klappstuhl in Grenzen auch noch, aber Gaskocher und Buch kannst Du nicht selbst fertigen und Gas kannst Du nicht selbst gewinnen. Dafür muss die Industrie funktionieren, und unter den Rahmenbedingungen eines globalen Kapitalismus funktioniert die nur, wenn sie genug Profit macht, das heißt Kosten minimiert und gut verkauft. Dafür wiederum müssen Leute Geld verdienen und kaufen, sprich konsumieren. Würde niemand mehr konsumieren, könntest Du Deine "effiziente" Nutzung von "Technik" vergessen – es gäbe keine Technik mehr. "Besinnung" nützt nichts – nützen würde nur eine weltweite Änderung der ökonomischen Rahmenbedingungen.
Yurun (Gast) - 15. Apr, 16:46

Müsli, Industrialisierung und der "sense of proportion"

Müsli ist 200 Jahre alt. Hafer gabs zwar auch schon vorher, er wurde aber wenig von Menschen gegessen und erst moderne Aufbereitungsmethoden machen den Aufwand dafür überhaupt gering genug, um massentauglich zu sein. Ohne das gibts einfacher Wege an Karlorien zu kommen und "gesunde Ernährung" zählt nicht sonderlich viel, wenn von Armen massiv gehungert wird und auch sonst "täglich Brot" wirklich viel täglich Arbeit verlangt.

Und Steinzeit ... ich fange garnicht erst an.

Das alles bedeutet aber nicht das inhaltsleere Begriffsungetümer irgendeine mythologische Bedeutung haben, sowas wie "weil sich Industrialisierung nicht mehr rückgängig machen lässt" ist logisch wie technisch eine TINA Nullnummer und dazu ein vollkommener Wiederspruch zum zahlreichen Beweisen des Gegenteils, mal mehr und mal weniger begrenzt. Es geht nicht um Steinzeit oder Moderne, es geht darum - aufs kleine Beispiel übertragen - ob eine Insel wie Nauru ohne Phosphatabbau bzw. nach dessen totaler Erschöpfung noch irgendwoher Trinkwasser bekommt. Egal wie, rechtzeitiger Ausstieg oder Überleben nach den letzten Verwüstungen ist das Ziel, jedwede Technik dazu Mittel zum Zweck und mit großem Selbstverständnis angewandt, wenn man denn Wissen, Mittel und Energie dazu hat (beispielweise zu modernster, technisch-chemischer Wasseraufbereitung oder altertümliches Wissen um Ernährung durch nichtdomestizierte Wildpflanzen, vermittelt durch Biologen bzw. Ernährungswissenschaftler und deren modernem Verständnis von Ernährung). Das Fehlen vieler dieser Mittel - insbesondere des Wissens - ist allerdings gerade das Resultat der oben erwähnten Verwüstungen, weshalb es sich nunmal um eine Überlebensfrage handelt und nie gar und nie nimmernicht um eine Lifestyle-Frage, wenn auch Fragen des Lebensstils (sowie undestruktiv wie möglich und dennoch bequem soll er ja meist sein) ja essentiell immer auch ein Stück Überlebensfragen sind.

Es ist dabei möglich viele Dinge zu tun und sein Leben auf viele Wege zu leben, manche gut, manche besser - nach welchen Standards auch immer. Was aber das wir betrifft, also Fragen wie knapp 7 Milliarden Menschen (oder eben lokaler eine entsprechend kleinere Menge) ihr Dasein fristen ... da wäre ich vorsichtig mit Überlegungen und Plänen. So läuft das einfach nicht und soviel versteht auch keiner davon. Das sind 7 Milliarden souveräne Individuen mit jeweils eigenen Erfahrungen und für einen bestimmten Teil ist man mit dieser oder jener Aufassung halt ein Irrer - und umgekehrt auch. Eigentlich sind es aber fast alle und das systematisch seit Jahrhunderten, was für Kinder die Welt eben so schwer verständlich macht und das Geschwärme um "Erlöser" alles andere als trivial. Jeder kann sich dabei Gedanken machen nach dem Motto "ich bastle mir mein neues Leben" und das mag ja auch gut sein. Ich habe jedoch den Eindruck das viele der Kommentare hier auf Basis solcher Überlegungen, seien sie nun technischer oder "spiritueller" Art, hier einem Missverständnis unterliegen.

Selbstfindungskurse sind keine Sozialwissenschaft und nur sehr bedingt, eben auf der Ebene des eigenen Ichs (und seiner Ähnlichkeit zu anderen), sozialpsychologisch. Das ist nicht wenig, wars aber erstmal auch. Es handelt sich um eine aus Kultur und Gesellschaft resultierende Individualpsychologie, im Umkehrschluss aber nur in sehr sehr begrenzten Zirkeln um eine Psychologie von Kultur und Gesellschaft, denn die ist kein homogener Block. Dazu muss man jenseits des eigenen Selbst und dessen Perspektive blicken und zwar durch mehr als psychoaktive Chemikalien. Ansonsten erwächst kaum eine Erklärung warum die Welt ist wie sie ist, die Menschen in ihr Tun was sie tun und wie bzw. ob sich daran etwas verändert, zum Guten bzw. Schlechten, wobei ich allerdings nicht behaupten will es gäbe viele Leute die sowas gut könnten (es ist ja auch etwas unmenschlich). Insbesondere destruktive Menschen, Strukturen und im Rahmen dieses Blogs vor allem traumatisch vererbte Gesellschaftsmatrizen bzw. nunja objektivistische Über-Ich-Denkmuster wenig bis kaum integrierter Persönlichkeiten sind ja das Problem, nicht die richtige Art des Kopfmarterns welche Art Getreide (oder doch Soja?) in welcher Zubereitung denn wohl das beste für die "neue Zeit" ist. Und destruktiv - also "giftig" sowohl gegenüber Umwelt, Mitmenschen als auch gegen sich Selbst in einem Aufwasch - ist tendenziell so ziemlich jeder, dessen Weltbild auf Irrtümen, Gewalt und psychologischen Irrwegen beruht. Weswegen liest sich Geschichte denn wohl so oft (was allerdings vor allem an der Art ihrer Niederschreibung liegt) wie eine Geschichte der Marterung, überwiegend dabei der Selbstmarterung oder der Opferung anderer zur "Reinigung"?
demon driver - 16. Apr, 13:44

Nullnummern und Weltbevölkerung

Ich stimme damit überein, dass individualpsychologische Betrachtungen die globalen Probleme nicht lösen, und ich denke, dass es ein katastrophaler Fehler ist zu glauben, allein über die Einstellung oder das Verhalten des Einzelnen ließe sich die Welt verändern, dass "Veränderung immer bei sich selbst anfangen" müsse usw. – Gefasel. Genausogut könnte man einem Gefangenen nahelegen, wenn er die Verhältnisse der Gefängnisinsassen verändern wolle, müsse er erst mal bei sich selbst anfangen...

Tatsächlich muss man das Gefängnis bis ins Detail seiner Sicherheitsmechanismen und der Organisation des Gefängnispersonals kennen und verstehen, bevor man auch nur eine kleine Chance zu einem Ausbruch hat.

Und man muss einfach akzeptieren, dass innerhalb eines Gefängnisses, solange die Mauern stehen, kein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit möglich ist, auch wenn man sich beim Hofrundgang mit ein paar Gleichgesinnten in eine Ecke zurückzieht und sich ganz fest eindredet, man würde in diesem Moment die absolute Freiheit genießen.

Die Abkürzung TINA sehe ich deswegen auch als das Mantra einer argumentfreien, ideologischen und quasireligiösen, sich um die wirklichen Sachverhalte, die Zusammenhänge und die Logik des Systemgefängnisses nicht scherenden Ablehnung jeder unangenehmen Alternativlosigkeitsfeststellung.

Das unreflektierte Draufschlagen auf jedwede Feststellung einer solchen Alternativlosigkeit ist in meinen Augen inzwischen Kennzeichen einer dumm- und pseudolinken Strömung, die nicht wahr haben will, dass es unter den herrschenden globalen Rahmenbedingungen, will heißen, vor einer gezielten, planvollen Umwerfung dieser Rahmenbedingungen, tatsächlich zahllose Alternativlosigkeiten gibt, weil sie den Gedanken einer solchen Umwerfung scheut, und die Illusion aufrecht zu erhalten versucht, das Individuum könne innerhalb durchindustrialisiserter Gesellschaften, die nur funktionieren, wenn sie den Gesetzen und Notwendigkeiten der globalen Ökonomie gehorchen, sich in irgendwelchen Nischen von diesen Gesetzen und Notwendigkeiten befreit bewegen, und womöglich sogar allein durch das Schaffen solcher Illusionsnischen den Kapitalismus bekämpfen.

Was für eine Selbsttäuschung. Ich kann da nur immer wieder dringend empfehlen, Robert Kurz zu lesen. Sollte man eigentlich zur Pflichtlektüre für jeden machen, der glaubt, irgendwie links oder antikapitalistisch zu sein, und meint, sich in der Richtung öffentlich äußern zu müssen.

Laut Jean Ziegler, ehemals UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, kann die Erde übrigens locker das Doppelte der Weltbevölkerung ausreichend ernähren (das schrieb er 2007 und ging damals von 6, also 12 Millionen aus).
Yurun (Gast) - 28. Apr, 16:16

Gefängnisse und so

Das Gefängnis bis ins letzte Detail verstehen ... mal Kafka gelesen? Der Geist der Revolte, um mal mit Camus zu sprechen, braucht kein Verständnis seines Gefängnisses, er braucht lediglich den Instinkt für seine Existenz und den Wunsch nach Befreiung. Wenn es ausreicht ein Gefängnis so kompliziert zu machen, dass keiner es je verstehen wird, ist es dann dadurch auch absolut und unüberwindbar? In dem Fall hätten die Gefängniswärter ein doch recht einfaches Spiel. So ein Denken resultiert am Ende in genau der Blindheit, die Dinge wie die Aufstände in Nordafrika für unmöglich hielt und sich im Gegenzug ein Fügen von Menschen unter jede Art von Dystopie vorstellen kann, solange diese nur perfide genug sind.

Das "Gefasel" mit dem "Veränderung immer bei sich selbst anfangen" ist dabei kein Gefasel, es wird nur zur Lüge wo diese Veränderungen Pseudocharakter haben und mehr oder weniger Ersatzhandlungen sind. Ich kann mir beispielsweise ökologisch hergestelltes Vollkornbrot kaufen und damit vielleicht auch ein paar richtige Impulse für die Entwicklung der Landwirtschaft setzen, doch irgendwie freundlicher oder dem Charakter nach weniger destruktiv wird unsere Gesellschaft deswegen kein Stück. Dies macht dann auch jede Ökologie, die den Charakter der Destruktivität im Verhältnis zwischen Mensch und Natur - die sie zu lösen vorgibt - ignoriert, auch zur Pseudoökologie. Diese selbstangefangen Veränderungen müssen daher halt auch Hand und Fuß haben und aus mehr als Wohlstandsschnöseleien oder halbfertigen Oberflächlichkeiten bestehen. Wenn das der Fall ist erübrigt sich eigentlich auch jeder Widerspruch zu "größeren" Veränderungen, denn der Sache nach hat man es dann automatisch mit Revolutionärem zu tun. Das dabei jeder für sich versucht als Mensch etwas reifer zu werden ist nebenbei eigentlich selbstverständlich und für jede Art von menschlicher Entwicklung unerlässlich.

Was mir bei dem was du schreibst etwas auffällt: was ist eigentlich Macht und wer hat die? Hat der Bürgermeister von Berlin die Macht darüber was in irgendeinem Berliner Bordell passiert? Macht war und ist immer sehr beschränkt, oft genug auf die reine Schikane, die tatsächliche Kontrolle die sie über das Geschehen hat sogar noch umso mehr. Das dabei entmenschlichte Systeme um einiges machtvoller sind (manchmal aber auch nur erscheinen) als irgendwelche tatsächlichen Herrscher mag so sein, das einzig wirkliche Gefängnis ist aber jenes das wir Menschen uns gegenseitig errichten, nicht irgendein vergeistigter Systemzwang, der sich in dem Moment als Witz erweist, in dem dieses System sich als genau der menschengemachte Popanz herausstellt, der es ist. Mir hat es gereicht diese Woche eine dreiviertel Stunde in einem Handyladen zu warten, um viel von dem zu sehen, was die derzeitige Welt so stabil erscheinen lässt. Alles was es dazu brauchte waren ein paar leere Wände, hier und da bestückt mit fingerabdruckverklebtem Technik-Schnickschnack und die Menschen, die das alles beglotzen. Vor dem Laden dann ein Plakat mit der Werbung für ein Fernstudium als Weg zum Erfolg. Viel mehr Magie steckt am Ende hinter diesem nebulösem Kapitalismus nicht, was allerdings nicht bedeuted er könnte nicht die klügsten Geister mit der Lösung seiner Probleme überfordern. Der Kapitalismus liefert, er schafft an und er überzeugt durch vielerlei Versprechungen, ein Bannmagier sozusagen (versuchs mal mit "Ich will den Kapitalismus lieben" von FunnyVanDannen).

Übrigens bestreite ich garnicht es würde je nach Rahmen der Perspektive Alternativlosigkeiten geben, etwa die das in diesem Land 80 Millionen Menschen leben die egal unter welchen Umständen jeden Tag etwas zum essen brauchen (naja oder eben alternativ verhungern). Oder das in all den seelenlosen bundesdeutschen Industriestädten Leute weitgehend ohne Alternative in dummen Jobs dummen Arbeiten nachgehen und sich dann am Wochenende dumm vergnügen, obwohl sie ansich eigentlich zu ganz anderen Dingen fähig wären (zu denen sie systembedingt verhindert sind). Richtig zum Witz wird so eine Alternativlosigkeit allerdings wenn man meint sie ausplanen zu können, oder etwa gar mit einer ausgeplanten Umwerfung vom Sockel zu stoßen. Da kann ein Ziegler sagen "wir" (die Erde??) könnten 12 Milliarden ernähren, was ja eigentlich übersetzt nur bedeutet eigentlich müsste hier keiner hungern, und damit vielleicht aus jetztiger Perspektive auch Recht haben. Das ist aber belanglos in einer Welt, die sich fast zwangsläufig gewaltigen Umbrüchen gegenübersieht, ganz egal ob jemand meint die zu planen, beherrschen oder gar kontrollieren zu können. Ein Zukunftsmodell das da auch nur den Hauch von Bestand haben will muss diesen chaotischen Zustand bereits sozusagen einpreisen ("wir wursteln uns da dann so durch"), ansonsten ist es unglaubwürdig.

Zuletzt: auf systemischem Wege kannst du dich keines Gegners erwehren, der diese Systeme erst erfunden, dann universalisiert und dann jedem Menschen aufgezwungen hat (mit deren bedingtem Einverständnis allerdings, daher die ganze schöne Macht). Das gute daran ist das du das auch nicht musst. Den Menschen allerdings etwas bieten, dass sie dazu bringt ihren Arsch zu bewegen, das musst du schon. Manchmal reicht es schon es nur glaubhaft versprechen zu können, zum Träume verwirklichen oder in den Sand setzen ist dann jeder selbst in der Lage. Wenn man es richtig größenwahnsinnig will geht es hier ums tagtägliche leben und erfahren von Milliarden, da kannst du mit Kapitalismustheorie einpacken gehen bzw. dich mit "gezielten, planvollen Umwerfung" gleich in der Irrenanstalt anmelden. Die einzig planbare Größe ist das Menschen Menschen sind und Dinge tun die Ihrem jeweiligen Wesen entsprechen, sei es auch in der Art wie sie aus ihm ausbrechen. Der Ausgang ist dabei abgesehen vom letztlichen Tod nie gewiss, für niemanden - und das ist auch gut so.
Muna (Gast) - 8. Apr, 12:04

Ich will, ich will, ich will

Hallo,

das "Ich will" Zitat klingt sehr nach einem trotzigen Kind, das im Zentrum seines eigenen Universums steht.
Der Weise hört auf zu wollen und zu nehmen, sondern konzentriert sich auf das Genießen und Geben.
Aber vom kindlichen Egoismus zum Weisen vergehen selbst bei guter Entwicklung mehrere Jahre...

Muna

Quetzalcoatl (Gast) - 8. Apr, 13:58

Bewusstseinsstörung

Aber wer ist dieses ICH, welches immer nur WILL?

Gibt es überhaupt ein ICH oder ist es nicht vielmehr eine künstliche Konstruktion der Psyche...

http://www.freie-friedensforschung.de/index.php?artikel=6

[...] Identifikation mit dem Geist erzeugt zwangsläufig sog. „persönliche Probleme“, was letztlich Probleme der Person sind und daher reine Einbildungen des Verstandes. Grundsätzlich ist das Phänomen „Verstand“ bereits eine Form von Ideologie. Das Gehirn bzw. die Gehirnfunktion des Denkens ist ein nützliches Werkzeug, um sich in der Welt zurecht zu finden. Die Person hingegen ist ein aus der Identifikation mit dieser Funktion entstandenes, vom „Verstand“ produziertes, künstliches Konzept.

Probleme in Form von negativen Situationen sind lediglich im Vorfeld durch Gedanken und dementsprechend hervorgerufenen Emotionen vermeintlich problematisch. Ohne Beurteilung des Verstandes ist die Situation an sich neutral, weder negativ noch positiv. Einzig der beurteilende Verstand konstruiert sich ein irreales Konzept von „Problem“, um die Illusion einer Person zu stärken bzw. die Todesangst des fiktiven „Ich´s“ zu unterdrücken.

Alles geschieht ausschließlich im gegenwärtigem Moment. Allein die Identifikation mit einem auf Zukunft und Vergangenheit ausgerichteten sog. Verstand läßt vermeintliche Probleme entstehen. [...]

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Den Spiegel-Artikel gibt's übrigens hier im Netz: http://www.spiegel.de/spie gel/spiegelspecial/d-45964 806.html
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Schönen guten Tag allerseits, ich bin seit geraumer...
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