notiz: alice miller... [update]
...ist nach längerer krankheit, wie erst heute bekannt wurde, bereits am 14. april verstorben.
und die "zeit" hat einen etwas sparsamen nachruf.
während sie meiner wahrnehmung nach die größte öffentliche wirkung vor allem in den 1970er und 80er jahren erzielte, wurden wesentliche inhalte ihres ansatzes vor allem in den letzten beiden jahrzehnten durch die psychotraumatologie wissenschaftlich untermauert.
mit respekt für eine "outsiderin", die sich besonders immer wieder mit der orthodoxen psychoanalyse anlegte, verweise ich einfach mal auf diesen früheren beitrag zu saddam hussein, in dem zentrale teile ihres denkens sichtbar werden. und natürlich nochmals auf das video unter dem titel die wurzeln der gewalt sind NICHT unbekannt. und gerade die aktuell diskutierte jüngere vergangenheit in heimen, schulen und religiösen einrichtungen lässt sich auch wie ein stiller kommentar zu ihren thesen begreifen.
auch, wenn ich einige von den letzteren ergänzungsbedürftig finde: sie wird nicht nur dieser gesellschaft fehlen.
*
edit: der tagesspiegel mit einem informativen nachruf; und ein ebenfalls interessanter findet sich in der faz - interessant deshalb, weil das zentralorgan der so called "bürgerlichen mitte" immer noch die zentralen befunde der alice miller nicht nachvollziehen will und kann:
(...) "Einwände, dass man doch nicht gegen die Lebensberichte Kinderleid unterstellen dürfe, parierte Miller mit dem Hinweis, das Leid sei immer dort am schlimmsten, wo es abgespalten, verdrängt und also heute nicht mehr erinnert werde. Der Gesunde ist demnach unter den Kranken derjenige, der am schlimmsten dran ist. Wer sein frühes Leid bestreite, fliehe vor ihm. Und diese Flucht finde ihren Ausdruck in Formen der Selbstentfremdung, die sich unter anderem als Philosophie oder Literatur tarnten. Von diesem Punkt an nimmt der Pathologiezusammenhang, den Miller behauptet, einen ungeschminkt totalitären Zug an. Es gibt schlechterdings nichts, das der Kindheitsfalle entkommen kann. Die Frage ist bloß noch, ob die frühen Verletzungen in entdeckter oder unentdeckter Form überdauern.
Caroline Neubaur hat die Irrtümer der Alice Miller konzise zusammengestellt. Dazu gehört, dass entgegen Millers Unterstellung Freud die Verführungs- und Traumatisierungstheorie nie aufgegeben habe. Hätte Miller, so Neubaur, ihre Sache, die Sache des Kindes, voranbringen wollen, dann hätte sie etwa mit der Frankfurter Psychoanalytikerin Marianne Leuzinger-Bohleber kooperieren können, die in einer breitangelegten Studie herausfand, dass sechzig Prozent aller Patienten als Kinder traumatisiert wurden." (...)
zu den ersten sätzen des zitats drängt sich förmlich ein verweis auf den letzten beitrag auf - der dort zitierte n. walter, der durchaus als mitglied der "elite" durchgehen darf und muss, liefert mit seiner verklärung der schläge von der "liebenden mutter" die passende kakophonische begleitmusik - dieses muster hat die "faz" in ihrer auflistung zumindest nicht explizit benannt. meiner meinung nach gehört es aber mit zu den schlimmsten überhaupt - das ist nicht unbedingt als dissoziation zu bezeichnen, sondern eher eine dekonstruktion der eigenen - authentischen - erinnerungen zu etwas, was offensichtlich nicht nur die erlebten schmerzen abspaltet, sondern diesen auch noch nachträglich einen positiven sinn verleiht. eine art totaler kapitulation mitsamt übernahme des im wahrsten sinne des wortes eingeprügelten (bürgerlichen) "wertesystems".
das die handelnden protagonistInnen in bereichen wie der kunst oder auch den wissenschaften sich in psychophysischer hinsicht oft genug auf einer sozusagen "verschobenen" ebene kompensatorisch an ihren biographischen beschädigungen abarbeiten und die existenzielle dringlichkeit dieser arbeit dann eben auch die basis für die allseits gerühmten vielfältigen leistungen bildet - sei´s nun literatur, ein musikstück oder auch eine bahnbrechende wissenschaftliche theorie - , ist ein zusammenhang, der einem beim blick auf die geschichte geradezu ins auge springt (im blog habe ich den an ein paar stellen ebenfalls aufgegriffen). und für den gesamten "politischen" bereich gilt das natürlich erst recht.
diese realitätswahrnehmung muss die "faz" natürlich als "totalitär" bezeichnen, werden damit doch nicht nur die ideale und selbstbilder der bürgerlichen gesellschaft, sondern ihre ganze existenz überhaupt selbst als ausdruck einer totalitären matrix, und einer überaus gewalttätigen dazu, erkennbar. und das ist nicht nur eine schwere narzisstische kränkung für die konstruktion des angeblich "freien und unabhängigen" (bürgerlichen) menschen (der sich real immer wieder als äusserst determiniert durch seine biopsychosoziale struktur erweist, aber diese determinierung per ideologischer blasen ständig leugnen muss - sogar gegen seine ureigene authentische erfahrung), sondern entzieht auch dem selbstbild der "friedlichen und zivilisierten" gesellschaft jeglichen boden, besser: macht das als ständigen selbstbetrug (im wahrsten sinne des wortes!) kenntlich.
der satz mit der kindheitsfalle ist bei einem wachen blick in die menschliche historie durchaus richtig (wie es auch lloyd deMause - aus einer etwas anderen, aber verwandten perspektive konstatiert).
was ich bei beiden als kritik anmerken würde bzw. früher auch schon getan habe: die nicht primär kindlichen traumata bei erwachsenen durch kriege, soziale und natürliche katastrophen etc. und ihre folgen werden zu wenig berücksichtigt. und die möglichkeit der "verarbeitung" im sinne einer evolutionären mutation, die sich im extrembeispiel des soziopathen manifestieren könnte, wird überhaupt nicht berücksichtigt. beide punkte existieren vielleicht auch deshalb, weil beide aus einer explizit psychoanalytischen tradition kommen.
von der die neuesten entwicklungen, wie bspw. die im folgenden verlinkten beitrag näher vorgestellte relationale psychoanalyse, durchaus erfreuliche tendenzen mitbringt, die gesellschaftliche realität jenseits der wie ein stein auf der gesamten zunft lastenden freudianischen orthodoxie und ihrer konstrukte mal wirklich wahrzunehmen. und mag freud selbst auch wie dargestellt insgeheim weiter an seinem ursprünglichen (und realistischen) einblick in die verhältnisse der bürgerlichen welt seiner zeit festgehalten haben, so hat sich das doch in seiner theoriebildung später nicht - bzw. schlimmer noch: völlig verzerrt - niedergeschlagen - zum schaden aller tatsächlich traumatisierten (was sein verdienst als "türöffner" für diverse wichtige entwicklungen, wie früher schon mal gesagt, in meinen augen nicht schmälert).
und dem "faz"-autor scheint auch nicht aufgefallen zu sein, dass das ergebnis der zitierten - psychoanalytischen - studie ebenfalls eher als beleg für die existenz der hartnäckig geleugneten totalität aufzufassen ist (und wenn die entsprechende analytikerin ihren traumabegriff anhand der "offiziellen" kriterien für ptbs abgeleitet hat, so würde ich behaupten: das ergebnis ist noch geschönt).
und die totalitäre existenz der traumatischen matrix lässt sich keineswegs nur durch beobachtungen der umwelt ableiten - meine in gewisser hinsicht durchaus "unspektakulären" persönlichen erfahrungen reichen von selbst erlebter primär "psychischer" gewalt (die, wie wir heute wissen können, ebenfalls etwas durchaus körperliches darstellt bzw. auf dieser ebene erst zur wirkung kommt) über viele abende in meinem kinderzimmer, in denen ich beim versuchten einschlafen vom gewimmer des nachbarsjungen im haus nebenan (wir hatten da sehr hellhörige wände) begleitet wurde, der seinen vater anflehte, mit dem schlagen aufzuhören (ohne erfolg), bis zu anderen kindheits- und schulfreunden, die ebenfalls teils gnadenlos geprügelt wurden (und deren spätere und frühe zuneigung zum alkohol ich erst viele jahre danach wirklich verstehen konnte - meine eigene entsprechende phase incl. zweier ausgewachsener alkoholvergiftungen mit 14 bzw. 15 dito).
dazu kamen die ebenfalls "ganz normalen" schulerfahrungen in den 1970ern, und wo ich dann im folgenden in völlig verschiedenen bereichen später überall sonst noch über die wirkungen der traumatischen matrix gestolpert bin, würde den rahmen des blogs hier sprengen. ein teil ihrer gesellschaftlichen manifestationen - derjenigen, die dann die geschichtsbücher füllen - ist hier eh ständiges thema.
alice miller hat mit ihrer arbeit schlicht einen wichtigen schlüssel zum verständnis dieser sehr bösartigen strukturen geliefert - und das zu negieren, wird auch der "faz" nicht gelingen.
und die "zeit" hat einen etwas sparsamen nachruf.
während sie meiner wahrnehmung nach die größte öffentliche wirkung vor allem in den 1970er und 80er jahren erzielte, wurden wesentliche inhalte ihres ansatzes vor allem in den letzten beiden jahrzehnten durch die psychotraumatologie wissenschaftlich untermauert.
mit respekt für eine "outsiderin", die sich besonders immer wieder mit der orthodoxen psychoanalyse anlegte, verweise ich einfach mal auf diesen früheren beitrag zu saddam hussein, in dem zentrale teile ihres denkens sichtbar werden. und natürlich nochmals auf das video unter dem titel die wurzeln der gewalt sind NICHT unbekannt. und gerade die aktuell diskutierte jüngere vergangenheit in heimen, schulen und religiösen einrichtungen lässt sich auch wie ein stiller kommentar zu ihren thesen begreifen.
auch, wenn ich einige von den letzteren ergänzungsbedürftig finde: sie wird nicht nur dieser gesellschaft fehlen.
*
edit: der tagesspiegel mit einem informativen nachruf; und ein ebenfalls interessanter findet sich in der faz - interessant deshalb, weil das zentralorgan der so called "bürgerlichen mitte" immer noch die zentralen befunde der alice miller nicht nachvollziehen will und kann:
(...) "Einwände, dass man doch nicht gegen die Lebensberichte Kinderleid unterstellen dürfe, parierte Miller mit dem Hinweis, das Leid sei immer dort am schlimmsten, wo es abgespalten, verdrängt und also heute nicht mehr erinnert werde. Der Gesunde ist demnach unter den Kranken derjenige, der am schlimmsten dran ist. Wer sein frühes Leid bestreite, fliehe vor ihm. Und diese Flucht finde ihren Ausdruck in Formen der Selbstentfremdung, die sich unter anderem als Philosophie oder Literatur tarnten. Von diesem Punkt an nimmt der Pathologiezusammenhang, den Miller behauptet, einen ungeschminkt totalitären Zug an. Es gibt schlechterdings nichts, das der Kindheitsfalle entkommen kann. Die Frage ist bloß noch, ob die frühen Verletzungen in entdeckter oder unentdeckter Form überdauern.
Caroline Neubaur hat die Irrtümer der Alice Miller konzise zusammengestellt. Dazu gehört, dass entgegen Millers Unterstellung Freud die Verführungs- und Traumatisierungstheorie nie aufgegeben habe. Hätte Miller, so Neubaur, ihre Sache, die Sache des Kindes, voranbringen wollen, dann hätte sie etwa mit der Frankfurter Psychoanalytikerin Marianne Leuzinger-Bohleber kooperieren können, die in einer breitangelegten Studie herausfand, dass sechzig Prozent aller Patienten als Kinder traumatisiert wurden." (...)
zu den ersten sätzen des zitats drängt sich förmlich ein verweis auf den letzten beitrag auf - der dort zitierte n. walter, der durchaus als mitglied der "elite" durchgehen darf und muss, liefert mit seiner verklärung der schläge von der "liebenden mutter" die passende kakophonische begleitmusik - dieses muster hat die "faz" in ihrer auflistung zumindest nicht explizit benannt. meiner meinung nach gehört es aber mit zu den schlimmsten überhaupt - das ist nicht unbedingt als dissoziation zu bezeichnen, sondern eher eine dekonstruktion der eigenen - authentischen - erinnerungen zu etwas, was offensichtlich nicht nur die erlebten schmerzen abspaltet, sondern diesen auch noch nachträglich einen positiven sinn verleiht. eine art totaler kapitulation mitsamt übernahme des im wahrsten sinne des wortes eingeprügelten (bürgerlichen) "wertesystems".
das die handelnden protagonistInnen in bereichen wie der kunst oder auch den wissenschaften sich in psychophysischer hinsicht oft genug auf einer sozusagen "verschobenen" ebene kompensatorisch an ihren biographischen beschädigungen abarbeiten und die existenzielle dringlichkeit dieser arbeit dann eben auch die basis für die allseits gerühmten vielfältigen leistungen bildet - sei´s nun literatur, ein musikstück oder auch eine bahnbrechende wissenschaftliche theorie - , ist ein zusammenhang, der einem beim blick auf die geschichte geradezu ins auge springt (im blog habe ich den an ein paar stellen ebenfalls aufgegriffen). und für den gesamten "politischen" bereich gilt das natürlich erst recht.
diese realitätswahrnehmung muss die "faz" natürlich als "totalitär" bezeichnen, werden damit doch nicht nur die ideale und selbstbilder der bürgerlichen gesellschaft, sondern ihre ganze existenz überhaupt selbst als ausdruck einer totalitären matrix, und einer überaus gewalttätigen dazu, erkennbar. und das ist nicht nur eine schwere narzisstische kränkung für die konstruktion des angeblich "freien und unabhängigen" (bürgerlichen) menschen (der sich real immer wieder als äusserst determiniert durch seine biopsychosoziale struktur erweist, aber diese determinierung per ideologischer blasen ständig leugnen muss - sogar gegen seine ureigene authentische erfahrung), sondern entzieht auch dem selbstbild der "friedlichen und zivilisierten" gesellschaft jeglichen boden, besser: macht das als ständigen selbstbetrug (im wahrsten sinne des wortes!) kenntlich.
der satz mit der kindheitsfalle ist bei einem wachen blick in die menschliche historie durchaus richtig (wie es auch lloyd deMause - aus einer etwas anderen, aber verwandten perspektive konstatiert).
was ich bei beiden als kritik anmerken würde bzw. früher auch schon getan habe: die nicht primär kindlichen traumata bei erwachsenen durch kriege, soziale und natürliche katastrophen etc. und ihre folgen werden zu wenig berücksichtigt. und die möglichkeit der "verarbeitung" im sinne einer evolutionären mutation, die sich im extrembeispiel des soziopathen manifestieren könnte, wird überhaupt nicht berücksichtigt. beide punkte existieren vielleicht auch deshalb, weil beide aus einer explizit psychoanalytischen tradition kommen.
von der die neuesten entwicklungen, wie bspw. die im folgenden verlinkten beitrag näher vorgestellte relationale psychoanalyse, durchaus erfreuliche tendenzen mitbringt, die gesellschaftliche realität jenseits der wie ein stein auf der gesamten zunft lastenden freudianischen orthodoxie und ihrer konstrukte mal wirklich wahrzunehmen. und mag freud selbst auch wie dargestellt insgeheim weiter an seinem ursprünglichen (und realistischen) einblick in die verhältnisse der bürgerlichen welt seiner zeit festgehalten haben, so hat sich das doch in seiner theoriebildung später nicht - bzw. schlimmer noch: völlig verzerrt - niedergeschlagen - zum schaden aller tatsächlich traumatisierten (was sein verdienst als "türöffner" für diverse wichtige entwicklungen, wie früher schon mal gesagt, in meinen augen nicht schmälert).
und dem "faz"-autor scheint auch nicht aufgefallen zu sein, dass das ergebnis der zitierten - psychoanalytischen - studie ebenfalls eher als beleg für die existenz der hartnäckig geleugneten totalität aufzufassen ist (und wenn die entsprechende analytikerin ihren traumabegriff anhand der "offiziellen" kriterien für ptbs abgeleitet hat, so würde ich behaupten: das ergebnis ist noch geschönt).
und die totalitäre existenz der traumatischen matrix lässt sich keineswegs nur durch beobachtungen der umwelt ableiten - meine in gewisser hinsicht durchaus "unspektakulären" persönlichen erfahrungen reichen von selbst erlebter primär "psychischer" gewalt (die, wie wir heute wissen können, ebenfalls etwas durchaus körperliches darstellt bzw. auf dieser ebene erst zur wirkung kommt) über viele abende in meinem kinderzimmer, in denen ich beim versuchten einschlafen vom gewimmer des nachbarsjungen im haus nebenan (wir hatten da sehr hellhörige wände) begleitet wurde, der seinen vater anflehte, mit dem schlagen aufzuhören (ohne erfolg), bis zu anderen kindheits- und schulfreunden, die ebenfalls teils gnadenlos geprügelt wurden (und deren spätere und frühe zuneigung zum alkohol ich erst viele jahre danach wirklich verstehen konnte - meine eigene entsprechende phase incl. zweier ausgewachsener alkoholvergiftungen mit 14 bzw. 15 dito).
dazu kamen die ebenfalls "ganz normalen" schulerfahrungen in den 1970ern, und wo ich dann im folgenden in völlig verschiedenen bereichen später überall sonst noch über die wirkungen der traumatischen matrix gestolpert bin, würde den rahmen des blogs hier sprengen. ein teil ihrer gesellschaftlichen manifestationen - derjenigen, die dann die geschichtsbücher füllen - ist hier eh ständiges thema.
alice miller hat mit ihrer arbeit schlicht einen wichtigen schlüssel zum verständnis dieser sehr bösartigen strukturen geliefert - und das zu negieren, wird auch der "faz" nicht gelingen.
monoma - 23. Apr, 15:14
Was mir allerdings fehlt bei dem Händling dieser erschütternden Inhalte ist der nächste Schritt. Was tut man nun mit diesem Wissen? Hinnehmen? Aufzeigen und das war s ?
Wegen eigener Aufarbeitung bin ich mehrfach in Kontakt zu Trauer aus dem von Ihnen beschriebenen Zusammenhang gekommen. An meine Trauer. Wegen meinen Erlebnissen und meiner Taten. Das Gefühl auszudrücken ging ja noch. Nur die Reaktionen verschiedenster Gegenüber war bunt, um es mal neutral zu beschreiben. Es ist anscheinend für andere nur schwer auszuhalten, dem Leben solcher Gefühle beizuwohnen. Das ist aber für mich der nächste Schritt. Man kann nicht alles alleine mit sich ausmachen. Obwohl da auch schon vieles geht.
Menschen sind soziale Wesen mit Bedürfnissen. Um die Einsamkeit, in die wir (und unsere Eltern und Großeltern und Urgroßeltern und ...) als Kleinkinder stürzten, zu überwinden, braucht es auch mal andere. Das müssen nicht zwingend Therapeuten sein. Verstehen mit geöffnetem Herzen genügt, um mit mancher Trauer abzuschließen. Das ist dann wieder etwas, was man selber machen kann. Für wen anders. Erstaunlicherweise tun sich ähnlich geschädigte Menschen oft am schwersten mit der Solidarität untereinander.
anmerkungen
das blog dient für mich selbst primär der intellektuellen aufarbeitung eigener wahrnehmungen, sowie dem teilen dieser aufarbeitung und in zweiter linie auch der vermittlung von mir wichtig erscheinendem wissen - ob das nun verschiedene theoretische ansätze sind, empirische beobachtungen oder persönliche wahrnehmungen anderer etc.
auf der basis können dann bestenfalls im realen leben veränderungsprozesse entstehen bzw. angestoßen werden - wissen ist dafür "nur" eine voraussetzung. aber eben auch eine nicht gering zu schätzende.
"Erstaunlicherweise tun sich ähnlich geschädigte Menschen oft am schwersten mit der Solidarität untereinander."
das nun finde ich überhaupt nicht erstaunlich - leider sind, wie schon früher an einigen stellen hier dargestellt, scham, minderwertigkeitsgefühle und allgemeines misstrauen sehr typische symptome der traumatischen matrix. wie sich diese auflösen, oder wenigstens auf ein erträgliches maß reduzieren lassen, ist eine schlüsselfrage für jede emanzipatorische bestrebung.
Wir sind nicht nur Opfer der Umstände. Das "Böse" geschieht mir nicht nur. Manches ist auch eine eigene Reaktivierung von traumatisierendem Mangel oder Schrecken. Ich lade Böses ein. Und DA hat man die Wahl, man kann andere Einstellungen entwickeln und aus solchem Selbstverletztendem rausgehn.