notiz: krisennews spezial - alles prima mit dem klima ? (2)
(zum ersten teil)
*
zunächst ein paar nachträge zum letzten beitrag: nicht extra hingewiesen hatte ich auf den umstand, dass es sachlich in aller regel falsch ist, genauso wie bei anderen phänomenen den klimawandel alleine bzw. "für sich" zu betrachten, wenn es um die bereits eingetretenen und absehbaren konsequenzen geht - in vielen fällen lässt sich die these aufstellen, dass er in kombination mit anderen problemen (wie bspw. probleme bei der bereitstellung von trinkwasser) auftritt, in wechselwirkung steht und / oder diese verschärft. das klima ist halt eine komponente der globalen bio- und ökosphäre und von dieser nicht zu trennen. eben diese komplexität gerät leicht aus dem blick, überfordert auch - wie schon dargelegt - i.a.r. die menschliche wahrnehmung und führt zur unterschätzung der folgen.
dann möchte ich als ergänzung der schilderungen meiner eigenen wahrnehmungen betreffs der jahreszeitlichen klimatischen veränderungen in den letzten jahrzehnten auf diesen artikel verweisen:
"Der Winter ist kein echter Winter mehr - nur ein Gefühl oder Realität? Meteorologen haben Daten der vergangenen 130 Jahren ausgewertet. Sie zeigen, dass sich das deutsche Winterklima tatsächlich stark gewandelt hat" (...)
gleichzeitig weisen diese daten auch auf eine weitere besonderheit hin, die besonders bei der focussierung auf das globale klima oft genug zu sehr an den rand gerät: für eigentlich alle lebewesen auf diesem planeten ist - banale tatsache - das regionale klima entscheidend, und es muss bei der betrachtung der folgen des klimawandels eben auch primär auf die lokalen effekte geachtet werden. die sich zukünftig durchaus sehr verschieden bemerkbar machen werden.
*
und damit komme ich dann auch direkt zur fortsetzung der im ersten teil begonnenen antwort auf die frage von sansculotte, wo ich denn bitte bereits heute direkte auswirkungen des klimawandels sehen würde - eine frage, die bei mir über die woche durchaus mehr und mehr erstaunen hervorgerufen hat, wie ich zugeben muss - denn man könnte sich heute mit viel gutem willen vielleicht noch darüber streiten, ob und wieweit der menschliche einfluss per emissionen von treibhausgasen (und das sind bekanntlich mehr als nur co2) auch nur teilweise als mitverantwortlich gesehen werden muss (diesen tatbestand sehe zumindest ich aufgrund der mir bekannten daten als erfüllt) - aber an der tatsache an sich, dass klimatisch großdimensionale veränderungsprozesse in gang sind und die sich auch bereits an vielen ecken der welt niederschlagen, lässt sich eigentlich nicht mehr zweifeln.
und auch nicht daran, dass bereits akut millionen von menschen darauf reagieren müssen, weil ihre bisherigen lebensräume zusehends unbewohnbar werden:
(...) "Der Klimawandel zwingt schon heute zu Migration – zum Beispiel in Alaska oder in kleinen pazifischen Inselstaaten. Polareis und Permafrost tauen auf, der Meeresspiegel steigt, und die Küstenerosion zwingt Menschen zum Wegzug. Ganze Gesellschaften müssen umsiedeln:
- Inuit sind gezwungen, Shishmaref in Alaska zu verlassen. Umsiedlungspläne gibt es seit mindestens 30 Jahren, jetzt aber wird die sofortige Umsetzung notwendig. Inuit in anderen Regionen von Alaska und Kanada sind ebenfalls betroffen.
- Der steigende Meeresspiegel zwingt tausende Bewohner kleiner Inselstaaten wie Tuvalu und Kiribati zur Emigration nach Australien und Neuseeland. Die Inselstaaten verhandeln bereits mit diesen und anderen Ländern, die Zuflucht bieten können.
- Die Malediven gehören weder der Afrikanischen Union noch anderen regionalen Dachorganisationen an. Ihre Regierung bittet deshalb die internationale Gemeinschaft um Hilfe und sie ist auch selbst aktiv. Wenn die Malediven untergehen, werden andere Staaten sicher helfen. Allerdings führt eine Rettung in letzter Minute selten zu nachhaltigen Lösungen." (...)
das sind die bereits sichtbaren fälle, in denen es erlaubt ist, von klima- oder umweltflüchtlingen bzw. entsprechender migration zu reden - allerdings wird die bereits oben erwähnte einbettung bzw. rückkoppelungseefkte des klimawandels auf andere globale gesellschaftliche probleme eine solche sichtweise eher als ausnahme erscheinen lassen - in den meisten fällen ist es ein ganzes bündel von sozialen und ökologischen problemen, die zusammen als migrationsfördernd wirken. und wie beim thema flucht / migration generell gehören auch hier frauen (und kinder) zu den intensiv betroffenen:
(...) "Die Carteret-InsulanerInnen sind die ersten, die als ganze Population wegen der bereits eingetretenen drastischen Klimaveränderungen ihre Umsiedlung planen müssen, sie werden aber nicht die letzten Klimaflüchtlinge sein. Dabei tragen die Carteret-Inseln so gut wie gar nichts zur globalen Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung bei, es gibt dort z.B. weder Autos noch Strom. Die Inseln liegen in einem komplexen tektonischen Gebiet, an der Nahtstelle der Australischen, der Pazifischen und der Bismarck-Platte. Sie sind häufigen Erdbeben, Stürmen und Überflutungen ausgesetzt. Durch die Klimaveränderungen wird dieses Risiko deutlich erhöht. ExpertInnen vermuten, dass die Carteret-Inseln schon im Jahr 2015 untergegangen sein könnten, jedenfalls werden sie für Menschen dann nicht länger bewohnbar sein.
Das Atoll besteht aus sechs bewohnten Inseln, die nur eineinhalb Meter über dem Meeresspiegel liegen. Seit 20 Jahren ist der Wasserstand in diesem Gebiet um gut zehn bis 20 Zentimeter angestiegen. Immer mehr Salzwasser dringt in das Innere der kleinen Inseln ein. Die provisorisch errichteten Wälle sind längst vom Meer überspült. Auch das Anpflanzen von zusätzlichen Mangroven hatte nicht den gewünschten Effekt. Sturm und Wellen haben die seit 20 Jahren andauernden Versuche, das Land zu retten, immer wieder zunichte gemacht.
Das Grundwasser ist heute versalzen, sodass die Pflanzen, die die Nahrungsgrundlage bilden, nicht mehr wachsen: Bananen, Maniok- und Taro-Knollen gehen ein und auch das Trinkwasser wird knapp. Der größte Teil des Gartenbaus ist zum Erliegen gekommen. Die Bevölkerung ist auf Reislieferungen von außen angewiesen. Hunger und Not breiten sich aus. Damit müssen die etwa 3.000 EinwohnerInnen ihre Heimat verlassen. Bereits Ende 2005 hat die Regierung von Papua-Neuguinea die Evakuierung der Inseln beschlossen. Immer zehn Familien gleichzeitig sollen umsiedeln. Die Regierung hat 450.000 Euro bereitgestellt, um die InsulanerInnen in der benachbarten autonomen Provinz Bougainville neu anzusiedeln. Doch das Geld reicht nicht, um allen 600 Familien eine neue Heimat zu geben." (...)
hier werden bereits im kleinen einige der fatalsten folgen sichtbar, die der klimawandel in vielen planetaren regionen mit sich bringen wird:
(...) "Amerikanisches Militär und Geheimdienste führen derzeit Studien zu strategischen Folgen der Erderwärmung durch, berichtete die New York Times am Sonntag. Diese Studien sollen auch der Einleitung künftiger militärischer Maßnahmen dienen.
"Der globale Klimawandel wird in den kommenden Jahrzehnten zur großen Herausforderung für die Vereinigten Staaten und könnte militärische Interventionen in Folge heftiger Stürme, Dürren, Massenmigration und Pandemien notwendig machen, sagen Militär- und Geheimdienstexperten," erklärt die Times. Solche klimatisch bedingten Krisen könnten Regierungen zu Fall bringen, terroristische Bewegungen anstacheln und ganze Regionen destabilisieren, sagen Analysten, Pentagonexperten und Geheimdienste, die sich jetzt zum ersten Mal ernsthaft mit den sicherheitsrelevanten Implikationen des Klimawandels beschäftigen." (...)
Wie berichtet wird, identifizieren militärische Planspiele und Geheimdienststudien verschiedene kritische Regionen - dazu gehören die Subsahara-Region in Afrika, der Nahe Osten, sowie der Süden und Südosten Asiens. Diese Regionen werden in den zwei bis drei kommenden Jahrzehnten von Nahrungsengpässen, Wassermangel und schweren Überflutungen betroffen sein, was "humanitäre Hilfe oder eine militärische Antwort Amerikas erfordern könnte."
Die Nationale Universität für Verteidigung, eine vom Verteidigungsministerium gegründete Einrichtung, führte im Dezember eine Simulation zu möglichen strategischen Folgen einer gewaltigen Überflutung Bangladeschs durch, die Hunderttausende Flüchtlinge nach Indien treiben, religiöse Konflikte auslösen, ansteckende Krankheiten verbreiten und Infrastruktureinrichtungen weitgehend beschädigen würde." (...)
ähnliches hatte ich vor ein paar wochen auch als gedankenspiele bzw. simulationen aus einem europäischen "sicherheitspolitischen" think tank zu berichten (etwa in der mitte des beitrags zu finden).
in alldem wird einmal mehr der bodenlose zynismus ebenso wie die antisoziale rücksichtslosigkeit seitens der "eliten" sichtbar, ihr destruktives system koste es was es wolle bis zum ende aufrechtzuerhalten, notfalls wie gewohnt und allzu bekannt eben auch mit massiver gewalt gerade gegen diejenigen, die im wahrsten sinne des wortes beim klimawandel die verheerenden ökologischen folgen des totalitären kapitalismus auszubaden haben.
*
im vergleich zu solchen apokalyptischen szenarien muten die in unseren breiten bereits vorhandenen konsequenzen der erwärmung noch recht harmlos an; so müssen sich menschen mit allergischen neigungen bei naturspaziergängen besonders in wiesen inzwischen mit der realen möglichkeit folgenreicher bisse durch die dornfingerspinne befassen, einer art, die ursprünglich jenseits der alpen beheimatet, inzwischen bis in brandenburgische gefilde nach norden vorgestossen ist. sie fällt unter den begriff der invasiven arten, welche zwar nicht alle und nicht alleine durch den klimawandel plötzlich in den hiesigen ökosystemen auftauchen, aber durch diesen i.d.r. günstige lebensbedingungen finden, die früher so nicht gegeben waren.
bedenklicher als die begegnung mit der im vergleich noch harmlosen spinne (die sich, das sei hier klargestellt, nur bei unmittelbarer bedrängnis mit bissen wehrt und ansonsten recht scheu ist und zurückgezogen auf ihr netz beschränkt lebt) sind da schon andere gäste aus der vielfältigen welt der insekten, die ganz spezielle und teils sehr gefährliche untermieter mit sich herumschleppen - exotische krankheitserreger nämlich:
(...) "In Nordamerika und Europa leiden Menschen plötzlich an Krankheiten, deren Namen sie kaum aussprechen können: Chikungunya, Krim-Kongo-Fieber, Rift-Valley-, Gelb-, Dengue- oder Lassa-Fieber.
"Wir werden in Europa andere Krankheiten bekommen", sagt Thomas Mettenleiter, Präsident des staatlichen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) für Tiergesundheit. (...)
Die globale Erwärmung erleichtert es den exotischen Erregern, selbst die kühlen Zonen Europas zu erobern. Zwar haben Touristen oder der Frachtverkehr schon immer Viren aus ihren Ursprungsländern auf alle Erdteile verteilt. Doch bislang war es den Mücken, die die Krankheiten theoretisch übertragen konnten, in der neuen Heimat schlicht zu kalt oder zu trocken.
"Seit der Eiszeit vor 10.000 Jahren ist die Temperatur in Europa um durchschnittlich sechs Grad gestiegen, und in diesem Jahrhundert müssen wir mit einem Anstieg von weiteren drei Grad rechnen", sagte Horst Aspöck, Experte für medizinische Insektenkunde aus Wien. "Durch die steigenden Temperaturen werden Bedingungen geschaffen, unter denen sich eingeschleppte Organismen länger halten werden."
Das Westnil-Virus könnte als einer der ersten Erreger davon profitieren. "Inzwischen gibt es Fälle in Österreich, Ungarn und Bulgarien, damit steht das Virus vor unserer Haustür", sagt FLI-Chef Mettenleiter.
Und der Virologe Matthias Niedrig vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) prophezeite in Greifswald, es sei nur eine Frage der Zeit, dass die afrikanische Gelbfiebermücke mit Frachtschiffen nach Spanien gelange und dort "ein hervorragender Überträger von Dengue- oder Gelbfieber" werde. Die asiatische Tigermücke wiederum könnte das Tropenvirus Chikungunya vermehrt nach Europa einführen, wie vor zwei Jahren bereits geschehen. Damals brachte ein Indien-Reisender den Erreger nach Norditalien und löste dort eine lokale Epidemie aus." (...)
der artikel macht im weiteren sehr schön das zusammenspiel von (ökonomischer) globalisierung und steigender erwärmung deutlich und unterstreicht damit das, was ich im verlauf des beitrags schon öfter als rückkoppelungseffekte bezeichnet habe.
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nach der zwangsläufig knappen skizzierung der diversen problemfelder im gefolge des klimawandels fällt es mir zugegebenermassen schwer, mich noch einigermassen ruhig mit den motivationen derjenigen zu befassen, die sich als "skeptiker" betrachten. tomasz konicz hat bei telepolis vor ein paar tagen unter dem titel die große klimaverschwörung dankenswerterweise noch einmal verschiedene interessengeflechte, u.a. auch die im ersten teil erwähnte rolle der öllobby mit "exxon" an der spitze, nachgezeichnet und dabei auch eine ganz zentrale frage an die "skeptiker" gestellt:
"Bei dieser wirklichen, noch größtenteils unaufgeklärten Klimaverschwörung gigantischen Ausmaßes hätten auch die Verschwörungstheoretiker ein ideales Betätigungsfeld, die derzeit eine weltumspannende Verschwörung von Klimawissenschaftlern halluzinieren, die angeblich eine Klimahysterie – zu welchen Zweck eigentlich? - hervorrufen wollen."
ja, zu welchem zweck eigentlich ? lassen sich bezgl. protagonisten wie bspw. der atomindustrie noch einigermassen nachvollziehbare theorien entwickeln (wobei, auch das sei hier klargestellt, atomenergie keine lösung für nichts darstellt - vom uranabbau über den laufenden betrieb bis hin zur endlagerungsproblematik ist diese art der energieproduktion faktisch eine einzige kette an kriminellen skandalen und hat dazu like peak oil schon seit den 1980er jahren den peak uran vor der brust), so ist die frage nach den motivationen der heute agierenden politischen klasse direkt geeignet, ein flut von teils paranoid anmutenden verschwörungstheorien hervorzurufen - der klimawandel fungiert in dieser weltsicht alleine als trojanisches pferd der globalen "eliten", um ungestört projekte der versklavung ganzer bevölkerungen durchführen zu können (mittels repressionsapparaten wie weiter oben skizziert und auch mittels neuer fiskalischer steuern). blogs wie allesschallundrauch und seiten wie infokrieg sind bei der verbreitung dieser weltsicht notorisch und entwerten sich und ihre bei anderen themen teils durchaus interessanten informationen damit selbst.
nun ist - wie ich im basisbeitrag paranoia schon skizziert hatte - es durchaus so, dass in den allermeisten verschwörungstheorien, wenn sie denn funktionieren, zumindest ein teilchen realität steckt (die realen und nachweisbaren historischen verschwörungen like "gladio" sind hier nicht gemeint), und ebenso ist es beim klimawandel - "unseren" vorgeschobenen und realen regierungen ist es aber schlicht egal, was für gründe sie heranziehen können, um weitere repressionen und diverse zwangsmassnahmen gegen ganze bevölkerungen zu "begründen". um "gründe" dafür waren die noch nie verlegen, der systemerhalt hat erste priorität - und wird das ganze konstrukt noch so sehr von der realität in form der krisenkaskade aus ökologischer, wirtschafts- und ressourcenkrise mit folgender umfassenden sozialen krise in die mangel genommen, weiterhin heisst es "wachstum" und "wirtschaft zuerst", dabei begleitet von einem nicht unwesentlichen teil der westlichen bevölkerungen, die sich nichts anderes mehr vorstellen kann oder auch will als den derzeitigen (westlichen) lebensstil.
kurzsichtig bis zur umfassenden blindheit stellen sich dabei die motivationen der beteiligten dar - unfähig zu einem qualitativ anderen als dem gewohnten instrumentell-objektivistischen umgang mit menschlicher und nichtmenschlicher mitwelt wird auch mit den gravierendsten ökologischen problemen begonnen, nach profitkriterien herumzuschachern ("klimazertifikate") und wird daraus resultierenden sozialen konflikten mit der ankündigung von repressionen und dem ruf nach der aufrüstung der entsprechenden apparate begegnet. diese richtige beobachtung wird nun von einem teil der "skeptiker", und da sind nicht unwesentlich strömungen wie die us-amerikanischen republikaner sowie das gesamte internationale, sich hierzulande in publikationen wie "eigentümlich frei" artikulierende spektrum sich fälschlicherweise als "libertär" bezeichnende anhänger des offen antisozialen und totalitären kapitalismus involviert, deren tatsächliche motivationen ich in der vergangenheit bereits einmal anlässlich des themas "exxon und der klimawandel" skizziert habe - und weil das aus meiner sicht bis heute eine der deutlichsten kennzeichnungen der "skeptiker" bleibt, zitiere ich aus dem damaligen beitrag ausführlich:
(...) "zum anderen wird einer der vom kapital gekauften wissenschaftler mit worten zitiert, die an klarheit und deutlichkeit nicht mehr zu wünschen übrig lassen - und sie machen meiner meinung nach das, was ich oben abstrakt versucht habe zu beschreiben, in einer plastischen art und weise greifbar - der betreffende schreibt bezgl. all derer, die die notwendigkeit zu drastischen veränderungen des parasitären westlichen lebensstils sehen, folgendes:
(...)"Alles, was in Richtung Emissionsbegrenzung geht, zeigt eine `begrenzte Vernunft´ – und dient den Interessen einer mächtigen `tödlichen Koalition´– von Leuten, `die fossile Energien hassen, Autos, große Häuser, urbane Ausweitung, Autobahnen, reiche Leute, dicke Menschen, Industrie, Flugzeuge, Fleischkonsum, nicht recyclebares Papier und alles andere, was jemanden Freude bereitet (...)"
eines der eindrucksvolleren beispiele der irren - und real tödlichen - logik des mainstreams der westlichen kultur, wie ich finde. hier steht alles buchstäblich auf dem kopf, d.h. weist eine unübersehbare perverse und v.a. dingorientierte tendenz auf: "fossile energien, autos, große häuser, großstädte, autobahnen, reichtum, industrie, flugzeuge" gelten hier nicht als mittel, die menschlichen lebensnotwendigen grundlagen zu sichern und dabei mit realer rationalität (= eine rationalität, die aus der gesamten vollständigen subjektivität stammt und darum auch emotional fundiert ist) die positiven und negativen konsequenzen von technischen errungenschaften und bestimmten lebensstilen abzuwägen und bei überwiegen letzterer die betreffenden "errungenschaften" eben auch nötigenfalls - und zwar letztlich im eigenen interesse - abzuschaffen bzw. verträglich anzupassen. nein, das einzige "argument", welches für klimaschäden durch fossile energien, landschaftsversiegelung durch urbanität, tausende verkehrstote und die gesamten negativen folgen unserer wahnsinnigen motorisierung, immense soziale verwerfungen und instabilitäten durch die ungerechtigkeiten des arm-reich-gefälles, die endlos bekannten risiken aller art durch übermäßige industrialisierung, die ebenfalls nicht mehr zu verantwortenden schäden durch den flugverkehr, das elend von millionen tieren und sonstige katastrophale wirkungen des westlichen lebensstils vorgebracht wird, ist - und das ist kaum zu glauben, auch wenn´s zu erwarten war:
freude.
es ist erstens interessant zu sehen, wie im angesicht der nur noch von kompletten ignoranten und bewußten tätern zu leugnenden desaströsen folgen des kapitalismus gerade ein vertreter der benannten gruppe all das ideologische geschwafel von "rationalität" und "objektivität" eben als genau das kenntlich werden lässt, und sich auf die verpönten gefühle zurückzieht (den aspekt der projektion, mit dem im obigen zitat kritikern "hass" vorgeworfen wird, lasse ich hier mal außen vor):
"wir prassen, verschwenden und vergiften uns und alle anderen zwar, führen ein wahrhaft parasitäres leben nicht nur auf kosten von milliarden heutiger menschen und eigentlich der gesamten ökosphäre, sondern ruinieren gleich auch noch unzählige kommende generationen mit und üben mit all dem bzw. den mitteln zur durchsetzung dieser lebensweise zwar massive gewalt aus - aber das macht uns freude"
zweitens aber ist es ungeheuer wichtig, sich über den psychophysischen ursprung dieser "freude" klarzuwerden: sie ist letztlich ein surrogat, ein objektivistisches konstrukt, welches die reale unfähigkeit zum genießen - zu dem zeit, stille, intensität und v.a. liebesfähigkeit im weitesten sinne gehört - nicht mal mehr ansatzweise verdecken kann. was alleine dadurch bestätigt wird, dass es sich im kern hier um "freude" an prozessen der destruktion und vernichtung handelt. und bezgl. des letzteren sollten wir imo diese "freude" wortwörtlich nehmen: ich vermute, dass es sich bei extrem vielen vertreterInnen der heutigen "eliten" letztlich um leute handelt, die sich selbst, andere menschen und alles lebendige überhaupt zutiefst hassen und verachten. das ist eine logische folgerung aus ihrem mörderischen treiben. zum anderen aber ist tatsächlich der surrogatcharakter wichtig: in einer grundsätzlich autistischen/objektivistischen wahrnehmung gibt es keinerlei authentische sinnlichkeit, die in all ihren vielfältigen erscheinungsweisen für echte freude (und darüber auch für impliziten lebenssinn) sorgen kann. stattdessen wird eine pervertierte freude alleine aus den konstruktionen gezogen, die der objektivistische modus produzieren kann: mehr haben - und zwar in einer quantifizierbaren und konkretistischen art und weise - als andere (hier dürfte die eigentlich quelle für das irrsinnige raffen von geld und beliebigen dingen zu suchen sein) ; sich in einem ebenfalls quantifizierbaren und konkretistischen maßstab größer als andere fühlen (einer der wichtigsten motoren für alle hierarchischen systeme)." (...)
im anbetracht dessen erstaunt es auch nicht mehr, dass zwischen den "klimaskeptikern" und den leugnern von peak oil eine große schnittmenge existiert - es handelt sich hier schlicht um leute, die völlig unfähig erscheinen, sich ein leben jenseits des westlich geprägten destruktiven kapitalismus auch nur vorstellen zu können und offensichtlich auf das derzeitige system nicht nur elementar angewiesen sind, sondern es auch noch im sinne einer quasi wild-west-gesellschaft sozialdarwinistisch auf die spitze treiben wollen. die notorische angeblich staatskritik ist dabei weder libertär und schon gar nicht anarchistisch, sondern sie begreifen den staat eher als unlegitimierten konkurrenten - angeblich im interesse "der schwachen" unterwegs, was für sich schon eine hanebüchene behauptung darstellt - im angeblich naturgegebenen konkurrenzgerangel. und nur aus der sicht lassen sich widersprüche wie der von angeblich die "klimahysterie" schürenden staaten mit der realität von abwiegelei, nichtstun und auch repressionen wie aktuell in kopenhagen - siehe das "lümmelgesetz gegen all jene, die ein tatsächliches handeln einfordern - , plattbügeln.
das sich innerhalb des (kapitalistischen) wissenschaftsbetriebs nun auch in der klimaforschung diverse zweifelhafte motivationen mit politischen oder auch lobbyzentrierten interventionen mischen (wobei sich über die hauptsächliche zielrichtung dieser interventionen sehr wohl streiten lässt) mögen, mag für einen kleinen teil der "skeptiker" (und hier sehe ich auch deinen standpunkt, @sansculotte) einen ernsthaften anlass dafür biten, nun das ganze phänomen in frage zu stellen. ich halte das aber anhand der vielzahl der verfügbaren globalen daten, beobachtungen und auch wissenschaftlichen modelle für eine überreaktion und gebe dabei noch einmal zu bedenken, was ich bereits im ersten teil geschrieben hatte:
"...und das stellt die menschlichen wahrnehmungsfähigkeiten ebenso wie bei anderen, eher abstrakteren bedrohungen (wie bspw. atomare strahlung, chemieinduzierte langzeitvergiftungen, aber auch die absehbaren erschöpfungsgrenzen bei vielen rohstoffen, das globale artensterben etc.) auf eine harte probe. denn wenn in solchen bereichen etwas direkt sinnlich spür- und wahrnehmbar wird, ist das kind bereits schon lange in den brunnen gefallen und die katastrophe schon passiert.
das klingt banal, ist es aber meiner meinung nach durchaus nicht, weil dieser sachverhalt implizit die konsequenz enthält, gerade bei den eben angeprochenen bereichen bereits im vorfeld die worst-case-szenarien durchzuspielen und auch um den preis, bei bestimmten leuten als "panikmacher" zu gelten, lieber einmal zuviel als zu wenig alarm zu machen."
und das wort "panikmacher" betrachte ich seitens von leuten, die ernsthaft die westliche "zivilisation" als gipfelpunkt der menschlichen evolution und geschichte betrachten, als auszeichnung. solche müssen sich tatsächlich ganz berechtigt als feinde des planeten bezeichnen lassen.
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soviel für´s erste von mir zu einem thema, welches unter garantie zukünftig noch viel aufmerksamkeit einfordern wird. und aus der speziellen perspektive des blogs werde ich von fall zu fall ebenfalls weiter drüber schreiben, zumal zumindest die sozialen konsequenzen des klimawandels mittelbar durchaus viel mit den blogthemen zu zun haben.
ps: aus aktuellen gründen noch ein nachtrag - gemäss der oben skizzierten logik der "skeptiker" handelt es sich bei wie folgt beschriebenen geschehnissen nur um einen teil einer "inszenierten verschwörung"...
(...) "In Kopenhagen flogen während der ersten 800 Meter des Demonstrationszuges einzelne Wurfgeschosse in Scheiben der Börse und des Außenministeriums, später ein einzelner Stein in das Fenster einer Bankfiliale. Kurz darauf griff die Polizei den Demonstrationszug überraschend an. Mit Greiftrupps und gepanzerten Mannschaftswagen wurde auf Höhe des "libertär-sozialistischen" Blocks das letzte Viertel des Zuges von den Vorausgehenden abgetrennt. Hunderte wurden in Sekundenschnelle eingekesselt. Journalisten, die die Aktion beobachten wollten, wurden weggestoßen. (...)
Die Eingekesselten mussten derweil bis 18 Uhr in langen Reihen bei Minusgraden auf dem Boden sitzen. Ihre Arme waren auf dem Rücken mit Kabelbindern gefesselt, Augenzeugen berichteten von Ohnmachtsanfällen der bitter frierenden Gefangenen, die nicht auf die Toilette durften. Nur zögerlich ließ die Polizei die anwesenden Journalisten hinzu." (...)
so sind die neuen relationen in europa: eine kaputte scheibe = zwei- bis dreihundert gefangene.
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zunächst ein paar nachträge zum letzten beitrag: nicht extra hingewiesen hatte ich auf den umstand, dass es sachlich in aller regel falsch ist, genauso wie bei anderen phänomenen den klimawandel alleine bzw. "für sich" zu betrachten, wenn es um die bereits eingetretenen und absehbaren konsequenzen geht - in vielen fällen lässt sich die these aufstellen, dass er in kombination mit anderen problemen (wie bspw. probleme bei der bereitstellung von trinkwasser) auftritt, in wechselwirkung steht und / oder diese verschärft. das klima ist halt eine komponente der globalen bio- und ökosphäre und von dieser nicht zu trennen. eben diese komplexität gerät leicht aus dem blick, überfordert auch - wie schon dargelegt - i.a.r. die menschliche wahrnehmung und führt zur unterschätzung der folgen.
dann möchte ich als ergänzung der schilderungen meiner eigenen wahrnehmungen betreffs der jahreszeitlichen klimatischen veränderungen in den letzten jahrzehnten auf diesen artikel verweisen:
"Der Winter ist kein echter Winter mehr - nur ein Gefühl oder Realität? Meteorologen haben Daten der vergangenen 130 Jahren ausgewertet. Sie zeigen, dass sich das deutsche Winterklima tatsächlich stark gewandelt hat" (...)
gleichzeitig weisen diese daten auch auf eine weitere besonderheit hin, die besonders bei der focussierung auf das globale klima oft genug zu sehr an den rand gerät: für eigentlich alle lebewesen auf diesem planeten ist - banale tatsache - das regionale klima entscheidend, und es muss bei der betrachtung der folgen des klimawandels eben auch primär auf die lokalen effekte geachtet werden. die sich zukünftig durchaus sehr verschieden bemerkbar machen werden.
*
und damit komme ich dann auch direkt zur fortsetzung der im ersten teil begonnenen antwort auf die frage von sansculotte, wo ich denn bitte bereits heute direkte auswirkungen des klimawandels sehen würde - eine frage, die bei mir über die woche durchaus mehr und mehr erstaunen hervorgerufen hat, wie ich zugeben muss - denn man könnte sich heute mit viel gutem willen vielleicht noch darüber streiten, ob und wieweit der menschliche einfluss per emissionen von treibhausgasen (und das sind bekanntlich mehr als nur co2) auch nur teilweise als mitverantwortlich gesehen werden muss (diesen tatbestand sehe zumindest ich aufgrund der mir bekannten daten als erfüllt) - aber an der tatsache an sich, dass klimatisch großdimensionale veränderungsprozesse in gang sind und die sich auch bereits an vielen ecken der welt niederschlagen, lässt sich eigentlich nicht mehr zweifeln.
und auch nicht daran, dass bereits akut millionen von menschen darauf reagieren müssen, weil ihre bisherigen lebensräume zusehends unbewohnbar werden:
(...) "Der Klimawandel zwingt schon heute zu Migration – zum Beispiel in Alaska oder in kleinen pazifischen Inselstaaten. Polareis und Permafrost tauen auf, der Meeresspiegel steigt, und die Küstenerosion zwingt Menschen zum Wegzug. Ganze Gesellschaften müssen umsiedeln:
- Inuit sind gezwungen, Shishmaref in Alaska zu verlassen. Umsiedlungspläne gibt es seit mindestens 30 Jahren, jetzt aber wird die sofortige Umsetzung notwendig. Inuit in anderen Regionen von Alaska und Kanada sind ebenfalls betroffen.
- Der steigende Meeresspiegel zwingt tausende Bewohner kleiner Inselstaaten wie Tuvalu und Kiribati zur Emigration nach Australien und Neuseeland. Die Inselstaaten verhandeln bereits mit diesen und anderen Ländern, die Zuflucht bieten können.
- Die Malediven gehören weder der Afrikanischen Union noch anderen regionalen Dachorganisationen an. Ihre Regierung bittet deshalb die internationale Gemeinschaft um Hilfe und sie ist auch selbst aktiv. Wenn die Malediven untergehen, werden andere Staaten sicher helfen. Allerdings führt eine Rettung in letzter Minute selten zu nachhaltigen Lösungen." (...)
das sind die bereits sichtbaren fälle, in denen es erlaubt ist, von klima- oder umweltflüchtlingen bzw. entsprechender migration zu reden - allerdings wird die bereits oben erwähnte einbettung bzw. rückkoppelungseefkte des klimawandels auf andere globale gesellschaftliche probleme eine solche sichtweise eher als ausnahme erscheinen lassen - in den meisten fällen ist es ein ganzes bündel von sozialen und ökologischen problemen, die zusammen als migrationsfördernd wirken. und wie beim thema flucht / migration generell gehören auch hier frauen (und kinder) zu den intensiv betroffenen:
(...) "Die Carteret-InsulanerInnen sind die ersten, die als ganze Population wegen der bereits eingetretenen drastischen Klimaveränderungen ihre Umsiedlung planen müssen, sie werden aber nicht die letzten Klimaflüchtlinge sein. Dabei tragen die Carteret-Inseln so gut wie gar nichts zur globalen Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung bei, es gibt dort z.B. weder Autos noch Strom. Die Inseln liegen in einem komplexen tektonischen Gebiet, an der Nahtstelle der Australischen, der Pazifischen und der Bismarck-Platte. Sie sind häufigen Erdbeben, Stürmen und Überflutungen ausgesetzt. Durch die Klimaveränderungen wird dieses Risiko deutlich erhöht. ExpertInnen vermuten, dass die Carteret-Inseln schon im Jahr 2015 untergegangen sein könnten, jedenfalls werden sie für Menschen dann nicht länger bewohnbar sein.
Das Atoll besteht aus sechs bewohnten Inseln, die nur eineinhalb Meter über dem Meeresspiegel liegen. Seit 20 Jahren ist der Wasserstand in diesem Gebiet um gut zehn bis 20 Zentimeter angestiegen. Immer mehr Salzwasser dringt in das Innere der kleinen Inseln ein. Die provisorisch errichteten Wälle sind längst vom Meer überspült. Auch das Anpflanzen von zusätzlichen Mangroven hatte nicht den gewünschten Effekt. Sturm und Wellen haben die seit 20 Jahren andauernden Versuche, das Land zu retten, immer wieder zunichte gemacht.
Das Grundwasser ist heute versalzen, sodass die Pflanzen, die die Nahrungsgrundlage bilden, nicht mehr wachsen: Bananen, Maniok- und Taro-Knollen gehen ein und auch das Trinkwasser wird knapp. Der größte Teil des Gartenbaus ist zum Erliegen gekommen. Die Bevölkerung ist auf Reislieferungen von außen angewiesen. Hunger und Not breiten sich aus. Damit müssen die etwa 3.000 EinwohnerInnen ihre Heimat verlassen. Bereits Ende 2005 hat die Regierung von Papua-Neuguinea die Evakuierung der Inseln beschlossen. Immer zehn Familien gleichzeitig sollen umsiedeln. Die Regierung hat 450.000 Euro bereitgestellt, um die InsulanerInnen in der benachbarten autonomen Provinz Bougainville neu anzusiedeln. Doch das Geld reicht nicht, um allen 600 Familien eine neue Heimat zu geben." (...)
hier werden bereits im kleinen einige der fatalsten folgen sichtbar, die der klimawandel in vielen planetaren regionen mit sich bringen wird:
- auf die trinkwassersituation
- landwirtschaft und nahrungsmittelproduktion
- bedrohung von lebens- und wohnmöglichkeiten
(...) "Amerikanisches Militär und Geheimdienste führen derzeit Studien zu strategischen Folgen der Erderwärmung durch, berichtete die New York Times am Sonntag. Diese Studien sollen auch der Einleitung künftiger militärischer Maßnahmen dienen.
"Der globale Klimawandel wird in den kommenden Jahrzehnten zur großen Herausforderung für die Vereinigten Staaten und könnte militärische Interventionen in Folge heftiger Stürme, Dürren, Massenmigration und Pandemien notwendig machen, sagen Militär- und Geheimdienstexperten," erklärt die Times. Solche klimatisch bedingten Krisen könnten Regierungen zu Fall bringen, terroristische Bewegungen anstacheln und ganze Regionen destabilisieren, sagen Analysten, Pentagonexperten und Geheimdienste, die sich jetzt zum ersten Mal ernsthaft mit den sicherheitsrelevanten Implikationen des Klimawandels beschäftigen." (...)
Wie berichtet wird, identifizieren militärische Planspiele und Geheimdienststudien verschiedene kritische Regionen - dazu gehören die Subsahara-Region in Afrika, der Nahe Osten, sowie der Süden und Südosten Asiens. Diese Regionen werden in den zwei bis drei kommenden Jahrzehnten von Nahrungsengpässen, Wassermangel und schweren Überflutungen betroffen sein, was "humanitäre Hilfe oder eine militärische Antwort Amerikas erfordern könnte."
Die Nationale Universität für Verteidigung, eine vom Verteidigungsministerium gegründete Einrichtung, führte im Dezember eine Simulation zu möglichen strategischen Folgen einer gewaltigen Überflutung Bangladeschs durch, die Hunderttausende Flüchtlinge nach Indien treiben, religiöse Konflikte auslösen, ansteckende Krankheiten verbreiten und Infrastruktureinrichtungen weitgehend beschädigen würde." (...)
ähnliches hatte ich vor ein paar wochen auch als gedankenspiele bzw. simulationen aus einem europäischen "sicherheitspolitischen" think tank zu berichten (etwa in der mitte des beitrags zu finden).
in alldem wird einmal mehr der bodenlose zynismus ebenso wie die antisoziale rücksichtslosigkeit seitens der "eliten" sichtbar, ihr destruktives system koste es was es wolle bis zum ende aufrechtzuerhalten, notfalls wie gewohnt und allzu bekannt eben auch mit massiver gewalt gerade gegen diejenigen, die im wahrsten sinne des wortes beim klimawandel die verheerenden ökologischen folgen des totalitären kapitalismus auszubaden haben.
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im vergleich zu solchen apokalyptischen szenarien muten die in unseren breiten bereits vorhandenen konsequenzen der erwärmung noch recht harmlos an; so müssen sich menschen mit allergischen neigungen bei naturspaziergängen besonders in wiesen inzwischen mit der realen möglichkeit folgenreicher bisse durch die dornfingerspinne befassen, einer art, die ursprünglich jenseits der alpen beheimatet, inzwischen bis in brandenburgische gefilde nach norden vorgestossen ist. sie fällt unter den begriff der invasiven arten, welche zwar nicht alle und nicht alleine durch den klimawandel plötzlich in den hiesigen ökosystemen auftauchen, aber durch diesen i.d.r. günstige lebensbedingungen finden, die früher so nicht gegeben waren.
bedenklicher als die begegnung mit der im vergleich noch harmlosen spinne (die sich, das sei hier klargestellt, nur bei unmittelbarer bedrängnis mit bissen wehrt und ansonsten recht scheu ist und zurückgezogen auf ihr netz beschränkt lebt) sind da schon andere gäste aus der vielfältigen welt der insekten, die ganz spezielle und teils sehr gefährliche untermieter mit sich herumschleppen - exotische krankheitserreger nämlich:
(...) "In Nordamerika und Europa leiden Menschen plötzlich an Krankheiten, deren Namen sie kaum aussprechen können: Chikungunya, Krim-Kongo-Fieber, Rift-Valley-, Gelb-, Dengue- oder Lassa-Fieber.
"Wir werden in Europa andere Krankheiten bekommen", sagt Thomas Mettenleiter, Präsident des staatlichen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) für Tiergesundheit. (...)
Die globale Erwärmung erleichtert es den exotischen Erregern, selbst die kühlen Zonen Europas zu erobern. Zwar haben Touristen oder der Frachtverkehr schon immer Viren aus ihren Ursprungsländern auf alle Erdteile verteilt. Doch bislang war es den Mücken, die die Krankheiten theoretisch übertragen konnten, in der neuen Heimat schlicht zu kalt oder zu trocken.
"Seit der Eiszeit vor 10.000 Jahren ist die Temperatur in Europa um durchschnittlich sechs Grad gestiegen, und in diesem Jahrhundert müssen wir mit einem Anstieg von weiteren drei Grad rechnen", sagte Horst Aspöck, Experte für medizinische Insektenkunde aus Wien. "Durch die steigenden Temperaturen werden Bedingungen geschaffen, unter denen sich eingeschleppte Organismen länger halten werden."
Das Westnil-Virus könnte als einer der ersten Erreger davon profitieren. "Inzwischen gibt es Fälle in Österreich, Ungarn und Bulgarien, damit steht das Virus vor unserer Haustür", sagt FLI-Chef Mettenleiter.
Und der Virologe Matthias Niedrig vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) prophezeite in Greifswald, es sei nur eine Frage der Zeit, dass die afrikanische Gelbfiebermücke mit Frachtschiffen nach Spanien gelange und dort "ein hervorragender Überträger von Dengue- oder Gelbfieber" werde. Die asiatische Tigermücke wiederum könnte das Tropenvirus Chikungunya vermehrt nach Europa einführen, wie vor zwei Jahren bereits geschehen. Damals brachte ein Indien-Reisender den Erreger nach Norditalien und löste dort eine lokale Epidemie aus." (...)
der artikel macht im weiteren sehr schön das zusammenspiel von (ökonomischer) globalisierung und steigender erwärmung deutlich und unterstreicht damit das, was ich im verlauf des beitrags schon öfter als rückkoppelungseffekte bezeichnet habe.
*
nach der zwangsläufig knappen skizzierung der diversen problemfelder im gefolge des klimawandels fällt es mir zugegebenermassen schwer, mich noch einigermassen ruhig mit den motivationen derjenigen zu befassen, die sich als "skeptiker" betrachten. tomasz konicz hat bei telepolis vor ein paar tagen unter dem titel die große klimaverschwörung dankenswerterweise noch einmal verschiedene interessengeflechte, u.a. auch die im ersten teil erwähnte rolle der öllobby mit "exxon" an der spitze, nachgezeichnet und dabei auch eine ganz zentrale frage an die "skeptiker" gestellt:
"Bei dieser wirklichen, noch größtenteils unaufgeklärten Klimaverschwörung gigantischen Ausmaßes hätten auch die Verschwörungstheoretiker ein ideales Betätigungsfeld, die derzeit eine weltumspannende Verschwörung von Klimawissenschaftlern halluzinieren, die angeblich eine Klimahysterie – zu welchen Zweck eigentlich? - hervorrufen wollen."
ja, zu welchem zweck eigentlich ? lassen sich bezgl. protagonisten wie bspw. der atomindustrie noch einigermassen nachvollziehbare theorien entwickeln (wobei, auch das sei hier klargestellt, atomenergie keine lösung für nichts darstellt - vom uranabbau über den laufenden betrieb bis hin zur endlagerungsproblematik ist diese art der energieproduktion faktisch eine einzige kette an kriminellen skandalen und hat dazu like peak oil schon seit den 1980er jahren den peak uran vor der brust), so ist die frage nach den motivationen der heute agierenden politischen klasse direkt geeignet, ein flut von teils paranoid anmutenden verschwörungstheorien hervorzurufen - der klimawandel fungiert in dieser weltsicht alleine als trojanisches pferd der globalen "eliten", um ungestört projekte der versklavung ganzer bevölkerungen durchführen zu können (mittels repressionsapparaten wie weiter oben skizziert und auch mittels neuer fiskalischer steuern). blogs wie allesschallundrauch und seiten wie infokrieg sind bei der verbreitung dieser weltsicht notorisch und entwerten sich und ihre bei anderen themen teils durchaus interessanten informationen damit selbst.
nun ist - wie ich im basisbeitrag paranoia schon skizziert hatte - es durchaus so, dass in den allermeisten verschwörungstheorien, wenn sie denn funktionieren, zumindest ein teilchen realität steckt (die realen und nachweisbaren historischen verschwörungen like "gladio" sind hier nicht gemeint), und ebenso ist es beim klimawandel - "unseren" vorgeschobenen und realen regierungen ist es aber schlicht egal, was für gründe sie heranziehen können, um weitere repressionen und diverse zwangsmassnahmen gegen ganze bevölkerungen zu "begründen". um "gründe" dafür waren die noch nie verlegen, der systemerhalt hat erste priorität - und wird das ganze konstrukt noch so sehr von der realität in form der krisenkaskade aus ökologischer, wirtschafts- und ressourcenkrise mit folgender umfassenden sozialen krise in die mangel genommen, weiterhin heisst es "wachstum" und "wirtschaft zuerst", dabei begleitet von einem nicht unwesentlichen teil der westlichen bevölkerungen, die sich nichts anderes mehr vorstellen kann oder auch will als den derzeitigen (westlichen) lebensstil.
kurzsichtig bis zur umfassenden blindheit stellen sich dabei die motivationen der beteiligten dar - unfähig zu einem qualitativ anderen als dem gewohnten instrumentell-objektivistischen umgang mit menschlicher und nichtmenschlicher mitwelt wird auch mit den gravierendsten ökologischen problemen begonnen, nach profitkriterien herumzuschachern ("klimazertifikate") und wird daraus resultierenden sozialen konflikten mit der ankündigung von repressionen und dem ruf nach der aufrüstung der entsprechenden apparate begegnet. diese richtige beobachtung wird nun von einem teil der "skeptiker", und da sind nicht unwesentlich strömungen wie die us-amerikanischen republikaner sowie das gesamte internationale, sich hierzulande in publikationen wie "eigentümlich frei" artikulierende spektrum sich fälschlicherweise als "libertär" bezeichnende anhänger des offen antisozialen und totalitären kapitalismus involviert, deren tatsächliche motivationen ich in der vergangenheit bereits einmal anlässlich des themas "exxon und der klimawandel" skizziert habe - und weil das aus meiner sicht bis heute eine der deutlichsten kennzeichnungen der "skeptiker" bleibt, zitiere ich aus dem damaligen beitrag ausführlich:
(...) "zum anderen wird einer der vom kapital gekauften wissenschaftler mit worten zitiert, die an klarheit und deutlichkeit nicht mehr zu wünschen übrig lassen - und sie machen meiner meinung nach das, was ich oben abstrakt versucht habe zu beschreiben, in einer plastischen art und weise greifbar - der betreffende schreibt bezgl. all derer, die die notwendigkeit zu drastischen veränderungen des parasitären westlichen lebensstils sehen, folgendes:
(...)"Alles, was in Richtung Emissionsbegrenzung geht, zeigt eine `begrenzte Vernunft´ – und dient den Interessen einer mächtigen `tödlichen Koalition´– von Leuten, `die fossile Energien hassen, Autos, große Häuser, urbane Ausweitung, Autobahnen, reiche Leute, dicke Menschen, Industrie, Flugzeuge, Fleischkonsum, nicht recyclebares Papier und alles andere, was jemanden Freude bereitet (...)"
eines der eindrucksvolleren beispiele der irren - und real tödlichen - logik des mainstreams der westlichen kultur, wie ich finde. hier steht alles buchstäblich auf dem kopf, d.h. weist eine unübersehbare perverse und v.a. dingorientierte tendenz auf: "fossile energien, autos, große häuser, großstädte, autobahnen, reichtum, industrie, flugzeuge" gelten hier nicht als mittel, die menschlichen lebensnotwendigen grundlagen zu sichern und dabei mit realer rationalität (= eine rationalität, die aus der gesamten vollständigen subjektivität stammt und darum auch emotional fundiert ist) die positiven und negativen konsequenzen von technischen errungenschaften und bestimmten lebensstilen abzuwägen und bei überwiegen letzterer die betreffenden "errungenschaften" eben auch nötigenfalls - und zwar letztlich im eigenen interesse - abzuschaffen bzw. verträglich anzupassen. nein, das einzige "argument", welches für klimaschäden durch fossile energien, landschaftsversiegelung durch urbanität, tausende verkehrstote und die gesamten negativen folgen unserer wahnsinnigen motorisierung, immense soziale verwerfungen und instabilitäten durch die ungerechtigkeiten des arm-reich-gefälles, die endlos bekannten risiken aller art durch übermäßige industrialisierung, die ebenfalls nicht mehr zu verantwortenden schäden durch den flugverkehr, das elend von millionen tieren und sonstige katastrophale wirkungen des westlichen lebensstils vorgebracht wird, ist - und das ist kaum zu glauben, auch wenn´s zu erwarten war:
freude.
es ist erstens interessant zu sehen, wie im angesicht der nur noch von kompletten ignoranten und bewußten tätern zu leugnenden desaströsen folgen des kapitalismus gerade ein vertreter der benannten gruppe all das ideologische geschwafel von "rationalität" und "objektivität" eben als genau das kenntlich werden lässt, und sich auf die verpönten gefühle zurückzieht (den aspekt der projektion, mit dem im obigen zitat kritikern "hass" vorgeworfen wird, lasse ich hier mal außen vor):
"wir prassen, verschwenden und vergiften uns und alle anderen zwar, führen ein wahrhaft parasitäres leben nicht nur auf kosten von milliarden heutiger menschen und eigentlich der gesamten ökosphäre, sondern ruinieren gleich auch noch unzählige kommende generationen mit und üben mit all dem bzw. den mitteln zur durchsetzung dieser lebensweise zwar massive gewalt aus - aber das macht uns freude"
zweitens aber ist es ungeheuer wichtig, sich über den psychophysischen ursprung dieser "freude" klarzuwerden: sie ist letztlich ein surrogat, ein objektivistisches konstrukt, welches die reale unfähigkeit zum genießen - zu dem zeit, stille, intensität und v.a. liebesfähigkeit im weitesten sinne gehört - nicht mal mehr ansatzweise verdecken kann. was alleine dadurch bestätigt wird, dass es sich im kern hier um "freude" an prozessen der destruktion und vernichtung handelt. und bezgl. des letzteren sollten wir imo diese "freude" wortwörtlich nehmen: ich vermute, dass es sich bei extrem vielen vertreterInnen der heutigen "eliten" letztlich um leute handelt, die sich selbst, andere menschen und alles lebendige überhaupt zutiefst hassen und verachten. das ist eine logische folgerung aus ihrem mörderischen treiben. zum anderen aber ist tatsächlich der surrogatcharakter wichtig: in einer grundsätzlich autistischen/objektivistischen wahrnehmung gibt es keinerlei authentische sinnlichkeit, die in all ihren vielfältigen erscheinungsweisen für echte freude (und darüber auch für impliziten lebenssinn) sorgen kann. stattdessen wird eine pervertierte freude alleine aus den konstruktionen gezogen, die der objektivistische modus produzieren kann: mehr haben - und zwar in einer quantifizierbaren und konkretistischen art und weise - als andere (hier dürfte die eigentlich quelle für das irrsinnige raffen von geld und beliebigen dingen zu suchen sein) ; sich in einem ebenfalls quantifizierbaren und konkretistischen maßstab größer als andere fühlen (einer der wichtigsten motoren für alle hierarchischen systeme)." (...)
im anbetracht dessen erstaunt es auch nicht mehr, dass zwischen den "klimaskeptikern" und den leugnern von peak oil eine große schnittmenge existiert - es handelt sich hier schlicht um leute, die völlig unfähig erscheinen, sich ein leben jenseits des westlich geprägten destruktiven kapitalismus auch nur vorstellen zu können und offensichtlich auf das derzeitige system nicht nur elementar angewiesen sind, sondern es auch noch im sinne einer quasi wild-west-gesellschaft sozialdarwinistisch auf die spitze treiben wollen. die notorische angeblich staatskritik ist dabei weder libertär und schon gar nicht anarchistisch, sondern sie begreifen den staat eher als unlegitimierten konkurrenten - angeblich im interesse "der schwachen" unterwegs, was für sich schon eine hanebüchene behauptung darstellt - im angeblich naturgegebenen konkurrenzgerangel. und nur aus der sicht lassen sich widersprüche wie der von angeblich die "klimahysterie" schürenden staaten mit der realität von abwiegelei, nichtstun und auch repressionen wie aktuell in kopenhagen - siehe das "lümmelgesetz gegen all jene, die ein tatsächliches handeln einfordern - , plattbügeln.
das sich innerhalb des (kapitalistischen) wissenschaftsbetriebs nun auch in der klimaforschung diverse zweifelhafte motivationen mit politischen oder auch lobbyzentrierten interventionen mischen (wobei sich über die hauptsächliche zielrichtung dieser interventionen sehr wohl streiten lässt) mögen, mag für einen kleinen teil der "skeptiker" (und hier sehe ich auch deinen standpunkt, @sansculotte) einen ernsthaften anlass dafür biten, nun das ganze phänomen in frage zu stellen. ich halte das aber anhand der vielzahl der verfügbaren globalen daten, beobachtungen und auch wissenschaftlichen modelle für eine überreaktion und gebe dabei noch einmal zu bedenken, was ich bereits im ersten teil geschrieben hatte:
"...und das stellt die menschlichen wahrnehmungsfähigkeiten ebenso wie bei anderen, eher abstrakteren bedrohungen (wie bspw. atomare strahlung, chemieinduzierte langzeitvergiftungen, aber auch die absehbaren erschöpfungsgrenzen bei vielen rohstoffen, das globale artensterben etc.) auf eine harte probe. denn wenn in solchen bereichen etwas direkt sinnlich spür- und wahrnehmbar wird, ist das kind bereits schon lange in den brunnen gefallen und die katastrophe schon passiert.
das klingt banal, ist es aber meiner meinung nach durchaus nicht, weil dieser sachverhalt implizit die konsequenz enthält, gerade bei den eben angeprochenen bereichen bereits im vorfeld die worst-case-szenarien durchzuspielen und auch um den preis, bei bestimmten leuten als "panikmacher" zu gelten, lieber einmal zuviel als zu wenig alarm zu machen."
und das wort "panikmacher" betrachte ich seitens von leuten, die ernsthaft die westliche "zivilisation" als gipfelpunkt der menschlichen evolution und geschichte betrachten, als auszeichnung. solche müssen sich tatsächlich ganz berechtigt als feinde des planeten bezeichnen lassen.
*
soviel für´s erste von mir zu einem thema, welches unter garantie zukünftig noch viel aufmerksamkeit einfordern wird. und aus der speziellen perspektive des blogs werde ich von fall zu fall ebenfalls weiter drüber schreiben, zumal zumindest die sozialen konsequenzen des klimawandels mittelbar durchaus viel mit den blogthemen zu zun haben.
ps: aus aktuellen gründen noch ein nachtrag - gemäss der oben skizzierten logik der "skeptiker" handelt es sich bei wie folgt beschriebenen geschehnissen nur um einen teil einer "inszenierten verschwörung"...
(...) "In Kopenhagen flogen während der ersten 800 Meter des Demonstrationszuges einzelne Wurfgeschosse in Scheiben der Börse und des Außenministeriums, später ein einzelner Stein in das Fenster einer Bankfiliale. Kurz darauf griff die Polizei den Demonstrationszug überraschend an. Mit Greiftrupps und gepanzerten Mannschaftswagen wurde auf Höhe des "libertär-sozialistischen" Blocks das letzte Viertel des Zuges von den Vorausgehenden abgetrennt. Hunderte wurden in Sekundenschnelle eingekesselt. Journalisten, die die Aktion beobachten wollten, wurden weggestoßen. (...)
Die Eingekesselten mussten derweil bis 18 Uhr in langen Reihen bei Minusgraden auf dem Boden sitzen. Ihre Arme waren auf dem Rücken mit Kabelbindern gefesselt, Augenzeugen berichteten von Ohnmachtsanfällen der bitter frierenden Gefangenen, die nicht auf die Toilette durften. Nur zögerlich ließ die Polizei die anwesenden Journalisten hinzu." (...)
so sind die neuen relationen in europa: eine kaputte scheibe = zwei- bis dreihundert gefangene.
monoma - 13. Dez, 14:34
Eine erste knappe Antwort
1. Du gehst davon aus, dass der westliche Lebensstil für alle systemrelevant ist. Das ist er nicht. Für die, die von dem System profitorientierter Produktion im Kapitalismus am meisten Nutzen ziehen, ist es unerheblich, wie der Lebensstil der Massen im Westen aussieht. Oder formulieren wir es anders: es ist unerheblich geworden.
Dafür sind zwei Faktoren verantwortlich: die Globalisierung einerseits, die die Mehrwertabschöpfung aus den westlichen Ländern abgezogen und in sogenannte Billigproduktionsländer verlagert hat. Der Effekt der Globalisierung besteht genau darin, dass die Sättigung der Märkte der hochindustrialisierten Länder, die schon lange ihren Peak erreicht hat, umgangen werden und die Industrialisierung dieser Regionen zurückgefahren werden kann, ja für einen "Reboot" in diesen Ländern sogar zurückgefahren werden muss. Dafür kommen ökologische Argumente gerade recht.
Zum anderen hat sich der Finanzkapitalismus schon weitgehend von der Güter- und Warenproduktion entkoppelt. Genauer genommen dürfen wir, wenn wir vom Kapitalismus sprechen, auch nicht mehr von Produktion in Zusammenhang mit der Profitorientierung sprechen. Denn die Produktion spielt für die Erzeugung des Surplus keine Rolle mehr. Der Profit ergibt sich nicht mehr aus einer Mehrwertabschöpfung sondern aus einer Mehrgeldschöpfung, weil der Warencharakter des Geldes prädominant geworden ist. Es macht für die kapitalistische Elite keinen Sinn mehr, mehr zu produzieren und absetzen zu wollen. Für die Mehrung des Vermögens reicht es aus, wenn Schuldner für die Finanztitel gefunden werden, die man hält. Hier spielt eine Wirtschaftstheorie eine zentrale Rolle, die Geld unter dem Aspekt der Geldschöpfung aus Schuldtitel betrachtet - der Debitismus. Nach dieser Theorie kann der Wert des Geldes genauso gut durch eine Schuldverschreibung, also einen Anspruch auf Mehrwertproduktion in der Zukunft gesichert werden, wie durch Erzeugen von realem Mehrwert. Und genau das passiert im modernen Kapitalismus. Schuldtitel werden einfach weitergereicht, Hauptsache man findet einen Nachschuldner, und auch hier kommen die Finanzinstrumente und Möglichkeiten der Umschuldung, die sich aus dem "notwendigen grünen Umbau" der Industrie und Wirtschaft ergeben, gerade recht.
Aus dieser Motivlage wird verständlich, dass die kapitalistischen Eliten die Möglichkeiten, die ein wie auch immer gearteter Klimawandel bietet, nachgerade herbeiwünschen müssten. Das Phänomen Klimawandel erlaubt es, die ressourcenverbrauchende Gesellschaft der hochindustrialisierten Länder herunterzufahren, bei gleichzeitiger Abschöpfung der noch verbliebenen Produktionsvolumen. Und es stellt Möglichkeiten bereit, Nachschuldner für Investitionen zu rekrutieren. Diese Motivlage hat die weltweit führenden Konzerne denn wohl auch bewogen, mit wehenden Fahnen in das Lager der Klimawarner überzugehen, wenn sie ohnehin nicht schon immer dort geschlafen haben:
http://www.zeit.de/wirtschaft/2009-09/klimawandel-konzerne-kommunique
2. Die zweite gedankliche Verkürzung lässt sich etwas leichter darstellen, denn sie besteht in der Unterstellung eines Zusammenhangs zwischen mehreren Einzelerscheinungen, die genaugenommen streng voneinander getrennt werden müssen:
I. Es gibt einen Klimawandel.
II. Der Klimawandel kann weiters durch die Eigenschaften des Spurengases CO2 hinreichend erklärt werden.
III. Der unterstellte Klimawandel ist durch anthropgenes CO2 verursacht.
IV. Der somit unterstellte anthropogene, CO2-induzierte Klimawandel ist Ursache für all die von dir beschriebenen Ereignisse.
V. Die katastrophische Entwicklung lässt sich durch Maßnahmen bei den anthropogenen CO2-Emissionen aufhalten oder rückgängig machen.
Jede einzelne der oben genannten Annahmen, die du ohne weiteres als gegeben voraussetzt, ist wissenschaftlich heftig umstritten. Der nahtlose Kausalzusammenhang zwischen den oben genannten Ereignissen ist nicht belegt und vielleicht sogar nicht belegbar, weil er möglicherweise in realiter gar nicht existiert. Jedes der von dir geschilderten Ereignisse ist für sich genommen tragisch, hat aber möglicherweise gar nichts mit einem anthropogenen CO2-induzierten Klimawandel zu tun. Wetterextreme, tektonische Verschiebungen, Untergang von Korallenatollen, Krankheitsmigration - das alles lässt sich auch ohne den oben erwähnten höchst fraglichen Zusammenhang erklären. Und dass es in Zusammenhang mit dem sogenánnten AGW gebracht wird, könnte genauso gut eine Folge selektiver Wahrnehmung sein.
Das "weltweite Klima" gibt es so gar nicht. Es ist ein hochkomplexes System unzähliger lokaler Vorgänge, regionalklimatischer Gegebenheiten und birgt Rückkoppelungsschleifen, die wir uns heute noch nicht träumen lassen. Möglicherweise kann es durch CO2 sogar kälter werden, weil die IR-Sättigung erreicht ist und ein "Dimming-Effekt" eintritt. Nix Genaues weiß man nicht. Aber - wie gesagt - dazu ein andermal mehr.
Gruß, sansculotte
okay...
bis dahin jedoch schon mal ein recht interessanter text als nachschlag, der die erwähnten rückkoppelungseffekte des klimas auf andere probleme - in diesem fall wassermangel und -verschmutzung, diverse politische und soziale instabilitäten etc. - anhand des nahen ostens nochmals schön deutlich macht:
"Der Klimawandel wird voraussichtlich die Spannungen in der Region erhöhen, schätzen die Autoren der Studie »Rising Temperatures, Rising Tensions« und weisen auf neue »Sicherheitsprobleme« hin: Die enorme Konkurrenz um das Wasser in der Region wird Friedensvereinbarungen erschweren, die Versorgung der Bevölkerung ist unsicher, wirtschaftliches Wachstum wird erschwert, die Armut steigt. Der Wassermangel wird zu Migration und einer zunehmenden Militarisierung führen, um die Wasserquellen zu sichern. Das ohnehin große Mißtrauen zwischen den arabischen Staaten einerseits und dem Westen und Israel andererseits wird zunehmen."
Artikelverweis
Zum anderen hat sich der Finanzkapitalismus schon weitgehend von der Güter- und Warenproduktion entkoppelt. Genauer genommen dürfen wir, wenn wir vom Kapitalismus sprechen, auch nicht mehr von Produktion in Zusammenhang mit der Profitorientierung sprechen. Denn die Produktion spielt für die Erzeugung des Surplus keine Rolle mehr. Der Profit ergibt sich nicht mehr aus einer Mehrwertabschöpfung sondern aus einer Mehrgeldschöpfung, weil der Warencharakter des Geldes prädominant geworden ist. Es macht für die kapitalistische Elite keinen Sinn mehr, mehr zu produzieren und absetzen zu wollen. Für die Mehrung des Vermögens reicht es aus, wenn Schuldner für die Finanztitel gefunden werden, die man hält. Hier spielt eine Wirtschaftstheorie eine zentrale Rolle, die Geld unter dem Aspekt der Geldschöpfung aus Schuldtitel betrachtet - der Debitismus. Nach dieser Theorie kann der Wert des Geldes genauso gut durch eine Schuldverschreibung, also einen Anspruch auf Mehrwertproduktion in der Zukunft gesichert werden, wie durch Erzeugen von realem Mehrwert. Und genau das passiert im modernen Kapitalismus. Schuldtitel werden einfach weitergereicht, Hauptsache man findet einen Nachschuldner, und auch hier kommen die Finanzinstrumente und Möglichkeiten der Umschuldung, die sich aus dem "notwendigen grünen Umbau" der Industrie und Wirtschaft ergeben, gerade recht.
... gibt's gerade bei tp einen aktuellen Beitrag:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31728/1.html
Grüße, s