von bienen und menschen

das wetter macht mich träge, und ich habe keine lust, viel zu schreiben - aber während der siesta in der nachmittagshitze innerhalb einigermaßen kühler räume ist durchaus mal ein film drin, finde ich - und der folgende hat ein thema, welches möglicherweise in anderer art unterschätzt wird als die in den letzten wochen dokumentierten verwüstungen des ölzeitalters. es geht um das massensterben von bienen in verschiedenen weltregionen in den letzten jahren, inzwischen zwar immer noch nicht verstanden, aber immerhin schon benannt als colony collapse disorder:

(...) "Es handelt sich um ein Massensterben von Honigbienen, das durch den plötzlichen und scheinbar grundlosen Zusammenbruch der Völker ohne vorausgehende Krankheitssymptomatik charakterisiert ist. Symptome sind das Fehlen aller erwachsenen Bienen im Stock, wobei jedoch keine toten Tiere in der näheren Umgebung zu finden sind. Die Brut, junge Bienen, Honig und Pollen sind dagegen noch vorhanden. Die erwachsenen Bienen fliegen ohne erkennbaren Grund aus dem Stock und sterben. Die Ursache dieses Verschwindens ist bislang ungeklärt; bisher konnte es noch mit keinem Krankheitserreger in Verbindung gebracht werden. (...)

Die genauen Mechanismen, die CCD verursachen, sind noch ungeklärt. Vermutet werden derzeit Zusammenhänge mit Krankheitserregern, Pestiziden, genetisch veränderte Nutzpflanzen und/oder der Varroamilbe. Es ist derzeit nicht bekannt, ob es eine monokausale Ursache gibt oder eine Kombination mehrerer Faktoren verantwortlich ist; ebenso wenig ist geklärt, ob es sich tatsächlich um ein völlig neues Phänomen handelt oder um eine schon früher aufgetretene Erscheinung, die zuvor nur noch keine derartigen Ausmaße erreichte. (...)

In diesem Zusammenhang ist auch die in den USA übliche Art der Imkerei zu nennen: In den USA gibt es Imkereien mit mehreren hunderten Bienenvölkern. Bienenvölker werden zwecks der kommerziellen Bestäubung von Nutzpflanzen durch das Land zu riesigen Monokulturen transportiert, die nur sehr einseitige Nahrung bieten. Sowohl die langen Reisen als auch die potenzielle Mangelernährung durch die Monokulturen sind Stressfaktoren, die das Bienensterben begünstigen könnten." (...)


ich habe in diesem jahr hier - in der stadt - bewusst noch keine einzige honigbiene wahrgenommen; auch in den örtlichen parzellengebieten, eigentlich ein beliebter raum für bienen, ist bis auf "wilde" erdbienen nichts von den kleinen bepelzten sammlerinnen zu sehen. aus zweiter hand weiß ich inzwischen, dass ein befragter imker dafür primär den recht heftigen winter sowie den verregneten frühling (bei regen fliegen bienen nicht) verantwortlich macht, und das dürfte zumindest teilweise auch zutreffen. trotzdem: die meldungen aus den letzten jahren finde ich diffus beunruhigend; und die folgende doku dazu ist durchaus lehrreich, nicht zuletzt deshalb, weil - bezug zum obigen letzten zitat - auch sehr schön sichtbar wird, wie eine logik der effizienz und profitakkumulation sich auf alles mögliche lebende ausdehnt und dort zu massiven stresssymptomen führt. die bilder besonders aus den usa sind wirklich lehrreich und machen noch mal unser allgemein verkorkstes verhältnis zur natur, und damit letztlich natürlich zu uns selbst, deutlich.



die fortsetzungen:
teil zwei, teil drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, und die neun. ich weiß, die zersplitterung ist nervig, aber als ganzes habe ich die doku im netz noch nicht gefunden. unabhängig davon sollte das nicht vom schauen abhalten - auch, oder besser gerade dann, wenn sich irgendwann ein beklemmendes gefühl einstellt.
Quirinus (Gast) - 11. Jul, 19:43

Zum Heulen das alles. Aber gerade deshalb vielen Dank für die Erinnerung an diese Sendung, die ich mir ansehen wollte, aber verpaßt habe. Übrigens habe auch ich in diesem Jahr noch keine einzige Biene, Wespe oder Hummel gesehen oder gehört, ja noch nicht einmal eine Mücke oder Stubenfliege. Doch wir sollten uns darüber freuen:
Der Nachteil des Sommers: Es summt und brummt wieder. Derzeit plagen uns vor allem Mücken, doch bald haben auch Wespen und Bienen wieder Hochsaison. Das Schlimme: Egal ob drinnen oder draußen, am Tag oder bei Nacht - sich zu schützen, ist fast unmöglich. Manche Insektenstiche sind aber nicht nur schmerzhaft und jucken, sie können im schlimmsten Fall tödlich sein. Wir sagen Ihnen, was Sie nach einem Stich tun sollten und wie Sie sich am besten vor Mücken, Wespen und Bienen schützen können.
Mit diesen Insekten ist es eben wie mit dem Tabakrauch: schon 1 Molekül des Gifts könnte tödlich sein. Wir sollten uns also, solange diese Tiere noch nicht völlig ausgerottet sind, in ausreichendem Maße mit den Schutzmittel bevorraten, die uns von der Pharmaindustrie bereitgestellt werden, und sie regelmäßig anwenden. Es könnte uns ja doch mal eine heimtückische Mücke oder Wespe angreifen, vielleicht sogar eine Biene.

Sonnenfleisch - 12. Jul, 07:54

Im Kölner Raum habe ich seit 5 oder 6 Jahren nur noch selten Bienen gesehen, wieder etwas häufiger in den letzten beiden Jahren - allerdings weit weniger, als ich es früher gewohnt war.

Seit letztem Jahr lebe ich im Münsterland. ImFrühjahr konnte ich in dieser ländlichen Umgebung zahlreiche Bienen beobachten, im Mai ein schwärmendes Bienenvolk. Seit Anfang Juni allerdings machen sie sich rar; vorgestern saß dann doch eine auf meinem Fensterbrett. - Ende Juli und den August letzten Jahres hindurch gab's hier eine wahre Wespenplage (die für mich einen Krankenhausaufenthalt nach sich zog).

Mücken? Im Rhein- und Münsterland mehr als reichlich. (Ebenfalls zu meinem Leidwesen, da ich seit ca. 15 Jahren auch auf Mückenstiche zum Teil stark allergisch reagiere. Natürlich wissen die Ärzte keinen Rat und verschreiben gewöhnlich Cortison und/oder Antibiotika. Nach den Aussagen mehrerer Mediziner, die ich befragte, nehmen die allergischen Reaktionen auf Insektenstiche seit einigen Jahren rapide zu. Aber das ist ein anderes Thema.)
Wednesday - 12. Jul, 08:13

Im Frühjahr gab es auch hier am Mittelrhein kaum eine Biene zu sehen, aber hier hat es auch andauernd geregnet. Inzwischen tummeln sich Hummeln und Bienen an unseren Blühpflanzen, aber weit weniger als in den letzten Jahren. Auch Schmetterlinge flattern in weit geringerer Zahl als sonst herum. Ausser Gift und Milben machte den Bienen das nasse und kühle Wetter zu schaffen, das u.a. auch dazu führte, daß die Blühpflanzen später blühten als gewohnt.

In den Aufenthalten in Kroatien und im Schwarzwald im Verlauf der letzten sechs oder sieben Jahre sahe ich Insekten ohne Ende, auf Cres, der "Salbeiinsel" sogar unendlich viele Bienen. In den grösseren Städten waren sie im Vergleich dazu immer viel rarer. In der Umgebung von München das gleiche Phänomen: ausserhalb der Stadt weit mehr Insekten als in den Wohn- und Industriegebieten.

Nabu und ähnliche Vereine berichten ausgewogen, zB hier; hier wird die Bedeutung der Imkerei erwähnt; und noch ein link zum Thema.

Gruß
W-Day

kranich05 - 15. Jul, 21:19

"subletal"

Das war der Begriff, den ich aus dem verlinkten Film gelernt habe.
Die additive Wirkung geringster, sogar nicht nachweisbarer Dosen von Insektiziden und Fungiziden!
Andere starke Momente des Films - Der Horror der kalifornischen Mandelproduktion! Der schottische Imker!
Vor drei Jahren war mir das Thema schon einmal begegnet:
http://opablog.twoday.net/stories/3607645/
Die Menschen scheinen gegen Einsichten resistenter zu sein als die Bienen gegen moderne Landwirtschaftsindustrie.
Immerhin wird geforscht.

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