kontext 26: als-ob-konstrukte von als-ob-persönlichkeiten in der dingwelt (update)
ein wirklich sehr aufschlußreicher artikel (u.a. bereits beim spielverderber und bei somlu thematisiert) illustriert sehr schön die konstruktion von zuständen , die ich hier u.a. mit dem begriff "zonen des virtuellen pseudoseins" benannt hatte - als-ob-realitäten:
"PR-Profis sind Wahrnehmungsmanager."
genauer: manipulierer sowie konstrukteure von scheinwelten. gesellschaften, die solches hervorbringen, werden sich letztlich den eigenen ast absägen, auf dem sie wachsen.
"PR-Leute sind immer auch Übersetzer, die versuchen, die Deutungsmacht über Begriffe zu erlangen, Worte gefügig zu machen, Assoziationen zu diktieren. So werden aus Entlassenen Freigesetzte, aus Zuzahlung wird Eigenverantwortung und aus Menschen Humankapital. Anonyme Konzerne sind plötzlich fühlende Wesen."(...)
nein, sie sind eben keine "fühlenden" wesen, sondern haben ihr äquivalent eher in denjenigen, für die die psychiatrie die begriffe(*1) soziopathie bzw. antisoziale persönlichkeitsstörung bereithält.
*
und ein leser hat mir folgenden artikel zugesandt (vielen dank dafür an dieser stelle!), der sich wie eine logische ergänzung des obigen liest:
"Die Macht - für den einen bloß ein Wort, für den anderen ein Magnet mit einer ungeheuren Anziehungskraft. „Entscheidend für den Willen zur Macht ist der Dominanzfaktor, den der einzelne mitbringt“, sagt Christian Zielke, Führungskräfte-Coach und Professor für Personalmanagement an der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Außerdem müsse derjenige, der nach Macht strebe, gewisse Spielregeln befolgen und dabei auch in Kauf nehmen, ethische und moralische Hürden zu überschreiten. Nach dem Motto: „Schein-Sein-Schwein".(...)
der dominanzfaktor - ja, der braucht bestimmt einiges an pr, bevor all diejenigen, die das überschreiten von ethischen und moralischen hürden irgendwie nicht so toll finden, ein solches konstrukt wahrhaft kranker - objektivistischer - personen als ersterbenswerte (*2) realität akzeptieren (wobei den pr-fuzzies schon mal gesagt sei: es ist letztlich suizidale zeitverschwendung...)
„Dominante Persönlichkeiten wollen andere besiegen, Hindernisse durch Zielstrebigkeit überwinden und ihr Umfeld formen“, sagt der Führungskräfte-Coach Oscar Winzen. Diese dominanten Typen, in Fachkreisen kurz D-ler genannt, strebten nach Erfolg. Sie werden Winzen zufolge angetrieben von dem starken Willen, sich mit anderen zu messen, sich durchzusetzen und respektiert zu werden. Für sie stünden Aufgaben und deren Bewältigung im Vordergrund. Menschliche Beziehungen träten dahinter eher zurück. „D-ler lassen sich nur ungern vorschreiben, wie sie eine Aufgabe zu erledigen haben. Sie wollen immer die Kontrolle behalten“, sagt Winzen. Unterordnung sei ihre Sache nicht."(...)
diese d-ler haben ein ziemlich erbärmliches und reduziertes leben, würde ich mal sagen. was an sich tragisch und bedauernswert wäre , wenn sie dieses pseudoleben nicht ausgerechnet als leitbild für alles und jeden propagieren würden und mittels gewalt in diversesten formen (genau: dann, wenn die pr versagt hat) auch durchzusetzen trachteten.
"Eine Spielregel auf dem Weg zur Macht ist deshalb die Stromlinienförmigkeit. Statt Ecken und Kanten zu zeigen, gelte es, anpassungsfähig und ständig in Bewegung zu bleiben. „Am besten schützt man sich, indem man so geschmeidig und formlos wie Wasser ist“, sagt Zielke. Denn wer sich gegen den Strom der Zeit stelle, werde in der Regel von der Masse bestraft. Zu dieser Stromlinienförmigkeit gehört auch, keine Position zu ergreifen. Wer sich aber auf keine Seite oder Sache festlege, mache sich auch keinen zum Feind. Das macht nach allen Seiten offen. Zum Beispiel bei Firmenfusionen gelingt es so, unbeschadet von der Verliererseite auf die Siegerseite zu wechseln.
Wer endlich den Gipfel der Macht erreicht hat, für den gilt es, nicht gleich wieder abzustürzen. Denn dort oben ist die Luft dünn, und die Luft reicht nur für wenige. Aber wie erhält man die Macht? „Man muß sich wirkungsvoll selbst inszenieren“, sagt Zielke. Dazu gehöre die eherne Regel: Laß die anderen zu dir kommen, und laß sie warten. Das wirkt wichtig. Genauso, wie sich rar zu machen. Wer als Chef durch Abwesenheit glänzt, fördert den Nimbus, Wichtigeres zu tun zu haben. Je mehr man von einer Person hört oder sieht, desto alltäglicher wird sie."(...)
authentische persönlichkeit (mit allem, was dazugehört)? weg damit! hindert nur. stattdessen gibt´s konstrukte und inszenierungen - ein ideales milieu für wahrhaftige als-ob-persönlichkeiten und diejenigen, die sich bemühen, zu solchen zu mutieren.
"Klingt alles ziemlich schwierig. „Für Machtspiele ist ja auch nicht jeder geeignet, und sie machen auch nicht jedem Spaß.“ So manch einer könne ein solches Verhalten auch nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Es kommt eben auf den Typen an. Für manche wirkt die Macht eben wie ein Magnet."
tja. das ist dann eben einfach so. (zu den merkmalen schwer gestörter selbst- und realitätswahrnehmung gehört übrigens in vielen fällen auch, dass sich die betroffenen in einer gewissen art und weise um kopf und kragen quatschen bzw. zwanghaft alles über ihren desolaten zustand ausplaudern - besonders dann, wenn all die schönen konstruktionen und sch(w)einwelten unter dem druck der realität zu kollabieren beginnen.)
*
edit am 05.08. - (*1): der vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass das selbst unter berücksichtigung der mängel in den offiziellen diagnostischen modellen noch zutreffend ist.
(*2): beim wort ersterbenswert hat mir wohl der alte doktor aus wien ins ohr geflüstert...aber weil der ganze satz dadurch so eine hübsch verwirrende mehrdeutigkeit bekommt, lass ich es mal stehen.
im übrigen wird der text aus der faz mit jedem lesen ein bißchen mehr schier unfaßbar: eine verherrlichung des blanken opportunismus mit deutlich antisozialen zügen; eine tatsächliche beschreibung von psychophysisch schwer gestörten personen - und das wird hier nicht mal mehr augenzwinkernd als vorbild verkauft - zombieleben.
*
edit 2 am 06.08.: ich habe mir einige gedanken zum begriff "als-ob-persönlichkeiten" in der überschrift gemacht - mit dem ergebnis, dass das zwar generell als metapher durchgehen kann, aber möglicherweise auch von manchen falsch interpretiert werden wird. darum reiche ich eine präzisierung nach.
"eine tatsächliche beschreibung von psychophysisch schwer gestörten personen", so kann ich nach wie vor meinen eindruck des oben verlinkten artikels aus der faz zusammenfassen. mir scheint es aber nötig zu sein, mal etwas genauer hinzuschauen, was sich da eigentlich - bei zuhilfenahme sowohl der "offiziellen" diagnostischen modelle als auch der hier teils bereits vorgestellten alternativen sichtweisen - so alles finden lässt. ich entdecke dabei schnittmengen bzw. hinweise auf folgende diagnosen bzw. modelle:
- borderline-persönlichkeitsstörung
- narzisstische ps
- dissoziale (antisoziale) ps
- schizotypische / schizoide ps
in diesen "offiziellen" diagnostischen begriffen (zu deren möglichen mängeln hier schon einige anmerkungen zu lesen waren, bspw. in den basisbeiträgen zu borderline) lassen sich die im artikel skizzierten eigenschaften der sogenannten "dominanten typen" ("d-ler") wiederfinden:
- macht (über andere) als selbstzweck, d.h. als dominierende und aus der jeweiligen psychophysischen struktur entstammende handlungsmotivation. damit eng verwandt sind
- starke kontrollbedürfnisse
- ebenso wie die weitgehende akzeptanz des konkurrenzprinzips.
- die obigen eigenschaften implizieren bzw. haben zur voraussetzung eine weitgehende beziehungsunfähigkeit incl. fehlender beziehung zu sich selbst. das nun wiederum stellt einen deutlichen hinweis auf defekte der selbst- und fremdwahrnehmung dar, die mit einiger wahrscheinlichkeit kompensatorisch vom objektivistischen modus (ausführlich hier im verlauf des beitrags dargestellt) u.a. mittels simulativer fähigkeiten (die quelle der angesprochenen inszenierungen und konstrukte -> das material, mit dem die "wahrnehmungsmanager" der pr-branche arbeiten) "aufgefangen" werden und es den betroffenen ermöglichen, selbst nach den herrschenden diagnostischen kriterien "realitätstüchtig" (und arbeitsfähig) zu bleiben. letzteres verlangt dabei als voraussetzung eine entsprechende disposition der sozialen welt, d.h. dass die gerade thematisierten merkmale sowohl mindestens rudimentär in vielen menschen psychophysisch verankert sein müssen und - folge und quelle zugleich - sich auch im wertekanon, in den herrschenden ideologien und im welt- und menschenbild der betroffenen gesellschaft wiederfinden lassen müssen.
wenn Sie sich die geschichte (nicht nur) der westlichen kultur anschauen und die aktuellen realitäten betrachten, werden Sie sich selbst die frage - und zwar ganz eindeutig - beantworten können, ob die genannte disposition vorhanden ist.
- zur bereits erwähnten beziehungsunfähigkeit und den davon untrennbaren wahrnehmungsstörungen gehört ebenfalls eine (sehr) weitgehende empathieunfähigkeit, die in objektivistischer art und weise allerdings ebenfalls durch entsprechende simulationen unkenntlich bzw. schwer erkennbar gemacht werden kann.
- die im artikel ebenfalls durchklingenden merkmale egozentrik, einzelgängertum und auch der unwillen zur unterordnung / unabhängigkeitsbestrebungen werden erstens gerne mit individualität gleichgesetzt bzw. verwechselt und sind imo zweitens - im gegensatz zu den erst genannten merkmalen - nicht per se als sozial negativ zu werten. hier kommt es ganz auf den jeweiligen kontext und den grad der individuellen ausprägung an.
gerade die letzteren eigenschaften weisen zusätzlich deutlich auf punkte hin, die sich einerseits bei der schizoiden und schizotypischen ps finden lassen (bitte nicht mit schizophrenie verwechseln!), andererseits aber auch im "offiziellen" autististischen spektrum, und hier besonders beim asperger-syndrom.
die diversen simulativen zustände, mit denen die angehörigen der sog. eliten laut faz-artikel operieren (sollten), sind ebenso wie die empfohlene "flexibilität" (aka opportunismus) dabei praktisch kernelemente des nicht offiziell anerkannten modells der als-ob-persönlichkeit (dazu hier und hier ), welches wiederum schnittmengen zur narzisstischen und zur borderline-ps aufweist. als synonym lässt sich für die als-ob-persönlichkeit auch simulationsfähiger autismus nennen - damit wären sowohl die teils extrem ausgeprägten simulativen fähigkeiten ebenso wie die im modell vorhandene totale beziehungsunfähigkeit (der strukturell autistische kern) auf den punkt gebracht.
finden Sie wiedermal verwirrend? es ginge eigentlich noch weiter - der begriff soziopathie wird zwar i.d.r. auch als synonym der dissozialen / antisozialen ps genutzt, muss aber imo unterteilt werden in "echte" (bedingt durch eine strukturell autistische grundlage der persönlichkeit) soziopathie ("psychopathie", siehe hier ) und funktionell soziopathische züge, die mit einer zwar u.u. weitgehenden, aber eben nicht totalen strukturellen beziehungsunfähigkeit einhergehen bzw. ein symptom derselben darstellen. das sichtbare begriffswirrwarr war hier bereits einmal thema.
beziehungsunfähigkeiten verschiedenen grades machen bei so ziemlich allen hier erwähnten diagnostischen begriffen den realen kern der psychophysischen störungen aus, die mit diesen begriffen erfasst werden sollen. die bis heute bekanntesten, offensichtlichsten und weitgehendsten störungen mit diesem kern finden sich unter dem label autismus bzw. im autistischen spektrum - und vor diesem hintergrund stellt sich die frage schon fast gar nicht mehr, was für ein menschenbild eigentlich im obigen artikel tatsächlich propagiert wird.
das ich mich hier immer mal wieder in intensive versuche stürze, verschiedende diagnostische begriffe / modelle zu definieren bzw. ihre definitionen und die impliziten abgrenzungen darin zu hinterfragen, hat nichts damit zu tun, dass ich mir hier einen etwas skurrilen zeitvertreib gesucht hätte. nein, ich bin der meinung, dass möglichst präzise und realitätsnahe modelle der menschlichen psychophysischen störungen - aber auch des gesundenfunktionierens seins - unverzichtbar für das verständnis heutiger gesellschaftlicher prozesse sind - und damit auch unverzichtbar für alle versuche, sie im positiv emanzipatorischen sinne zu verändern.
vor diesem hintergrund finde ich deswegen solche meldungen ("borderline u.a. eine untergruppe von autismus") sowie den neuen begriff der strukturellen persönlichkeitsstörung, der mir vor einiger zeit zu ohren gekommen ist (und angeblich einen neuen ansatz kennzeichnet, den fließenden grenzen zwischen den meisten ps rechnung zu tragen - zukünftig würden danach diagnosen also zb. "strukturelle ps, typ narzissmus"; typ borderline...etc. lauten - im netz ist darüber bisher nichts zu finden; wenn Sie also mehr infos haben sollten, was es mit diesem ansatz auf sich hat - her damit) keineswegs nur wortklaubereien, sondern verstehe sie als hinweise darauf, dass sich möglicherweise ein realitätsgerechteres verständnis der fraglichen zustände herauszubilden beginnt.
und damit ließen sich dann auch wesentliche und entscheidende prozesse in gesellschaft und "politik" anders und besser verstehen - u.a. eben auch solche, warum uns eigentlich von einer großen "bürgerlichen" zeitung die dargestellte krankhafte karikatur des menschseins als lei(d)tbild verkauft wird - und sich niemand groß darüber aufzuregen scheint.
*
und ebenso lassen sich möglicherweise auch solche parallelen besser verstehen - vergleichen Sie einmal das menschenbild des obigen faz-artikels mit dem inhalt, der in einem älteren beitrag der gleichen zeitung enthalten ist:
„Ökonomisch eigenverantwortlich betrachtet, zahlt es sich da für Langzeitarbeitslose und solche, die es werden können, nicht mehr aus, anders als im Augenblick und allein zu leben. (...) Alles Geld, das in einer ‚Bedarfsgemeinschaft‘ von Eltern, Kindern, Gatten oder Lebensgefährten verdient wird, geht von dem eigenen Anspruch ab. So kommen Ehen, Partnerschaften, Groß- und Kleinfamilien, Patchworkverhältnisse aller Art auf den Prüfstand (...). Das Familienmodell zahlt sich nur aus, wenn noch kleine Kinder im Spiel sind.“ (...) "Hartz IV fördert die zeitliche und räumliche Zersplitterung der Gesellschaft. Seine Zielvorstellung ist die Monade. Der Menschentypus, den Hartz IV favorisiert, ist der Einzelkämpfer, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hat und weiter fortlaufend abbricht.“
und damals hatte ich dazu u.a. kommentiert:
"was für ein typ mensch wird da gefördert? welche eigenschaften sind z.b. gefragt, wenn gefordert wird, für die rein ökonomische existenz von heute auf morgen notfalls den ort zu wechseln, unter hinnahme des verlustes aller sozialen bezüge (was übrigens durchaus als traumatisch im strengen sinne erlebt werden kann)? welche psychophysischen züge sind dafür wohl am nützlichsten?
beziehungsfähigkeit z.b. wohl kaum - die dürfte für derlei eher hinderlich sein."(...)
um in der folge dann auf etliche parallelen zu bestimmten eigenschaften der borderline-ps hinzuweisen. tatsächlich ist es doch sehr interessant zu sehen, was für effekte zentrale "politische" projekte der sog. eliten so nach sich ziehen können - effekte und konsequenzen, die sich ganz berechtigt das attribut antisozial gefallen lassen müssen. und die darüber hinaus aber möglicherweise auch die krankhaften persönlichkeitsstrukturen ihrer entwickler und propagierer nicht nur enthalten, sondern sogar weiter verbreiten können - vielleicht sogar in einem gewissen sinne sollen (zb. um die weiter oben erwähnten gesellschaftlichen dispositionen für ein günstiges entwicklungsmilieu der gestörten menschen weiter zu verbreiten - will sagen: soziopathische und beziehungsunfähige personen können weitgehend ungestört (aus-)agieren bzw. fallen nicht weiter groß auf bzw. entsprechen der gesellschaftlichen norm, wenn die gesamte gesellschaft in wesentlichen teilen selbst die wahnsinnigen normen, wertesysteme und ideologien als leitbilder anerkennt und praktiziert, die als pathologische konstrukte von schwer kranken personen entwickelt werden).
und das wären absolut fatale prozesse, die bspw. weder die etablierte soziologie noch die politikwissenschaft auf dem schirm hätten.
ob an solchen hypothesen etwas dran ist (und ich bin der meinung: ja, leider!) lässt sich allerdings nur mit einer wesentlich veränderten und verbreiterten psychophysischen diagnostik im speziellen herauszufinden; deren voraussetzung im allgemeinen aber ganz entscheidend in einer realistischen anthropologie liegt - sprich: in einem ganz wesentlich veränderten verständnis / einer veränderten wahrnehmung dessen, was wir als menschen eigentlich sind und was uns ausmacht. was für entwicklungsbedingungen und voraussetzungen wir brauchen, um zu liebes- und freiheitsfähigen, v.a. aber angstfreien menschen zu werden. denn solche menschen haben es schlicht nicht nötig, ihre macken u.a. durch das ansammeln von macht zu kompensieren.
"PR-Profis sind Wahrnehmungsmanager."
genauer: manipulierer sowie konstrukteure von scheinwelten. gesellschaften, die solches hervorbringen, werden sich letztlich den eigenen ast absägen, auf dem sie wachsen.
"PR-Leute sind immer auch Übersetzer, die versuchen, die Deutungsmacht über Begriffe zu erlangen, Worte gefügig zu machen, Assoziationen zu diktieren. So werden aus Entlassenen Freigesetzte, aus Zuzahlung wird Eigenverantwortung und aus Menschen Humankapital. Anonyme Konzerne sind plötzlich fühlende Wesen."(...)
nein, sie sind eben keine "fühlenden" wesen, sondern haben ihr äquivalent eher in denjenigen, für die die psychiatrie die begriffe(*1) soziopathie bzw. antisoziale persönlichkeitsstörung bereithält.
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und ein leser hat mir folgenden artikel zugesandt (vielen dank dafür an dieser stelle!), der sich wie eine logische ergänzung des obigen liest:
"Die Macht - für den einen bloß ein Wort, für den anderen ein Magnet mit einer ungeheuren Anziehungskraft. „Entscheidend für den Willen zur Macht ist der Dominanzfaktor, den der einzelne mitbringt“, sagt Christian Zielke, Führungskräfte-Coach und Professor für Personalmanagement an der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Außerdem müsse derjenige, der nach Macht strebe, gewisse Spielregeln befolgen und dabei auch in Kauf nehmen, ethische und moralische Hürden zu überschreiten. Nach dem Motto: „Schein-Sein-Schwein".(...)
der dominanzfaktor - ja, der braucht bestimmt einiges an pr, bevor all diejenigen, die das überschreiten von ethischen und moralischen hürden irgendwie nicht so toll finden, ein solches konstrukt wahrhaft kranker - objektivistischer - personen als ersterbenswerte (*2) realität akzeptieren (wobei den pr-fuzzies schon mal gesagt sei: es ist letztlich suizidale zeitverschwendung...)
„Dominante Persönlichkeiten wollen andere besiegen, Hindernisse durch Zielstrebigkeit überwinden und ihr Umfeld formen“, sagt der Führungskräfte-Coach Oscar Winzen. Diese dominanten Typen, in Fachkreisen kurz D-ler genannt, strebten nach Erfolg. Sie werden Winzen zufolge angetrieben von dem starken Willen, sich mit anderen zu messen, sich durchzusetzen und respektiert zu werden. Für sie stünden Aufgaben und deren Bewältigung im Vordergrund. Menschliche Beziehungen träten dahinter eher zurück. „D-ler lassen sich nur ungern vorschreiben, wie sie eine Aufgabe zu erledigen haben. Sie wollen immer die Kontrolle behalten“, sagt Winzen. Unterordnung sei ihre Sache nicht."(...)
diese d-ler haben ein ziemlich erbärmliches und reduziertes leben, würde ich mal sagen. was an sich tragisch und bedauernswert wäre , wenn sie dieses pseudoleben nicht ausgerechnet als leitbild für alles und jeden propagieren würden und mittels gewalt in diversesten formen (genau: dann, wenn die pr versagt hat) auch durchzusetzen trachteten.
"Eine Spielregel auf dem Weg zur Macht ist deshalb die Stromlinienförmigkeit. Statt Ecken und Kanten zu zeigen, gelte es, anpassungsfähig und ständig in Bewegung zu bleiben. „Am besten schützt man sich, indem man so geschmeidig und formlos wie Wasser ist“, sagt Zielke. Denn wer sich gegen den Strom der Zeit stelle, werde in der Regel von der Masse bestraft. Zu dieser Stromlinienförmigkeit gehört auch, keine Position zu ergreifen. Wer sich aber auf keine Seite oder Sache festlege, mache sich auch keinen zum Feind. Das macht nach allen Seiten offen. Zum Beispiel bei Firmenfusionen gelingt es so, unbeschadet von der Verliererseite auf die Siegerseite zu wechseln.
Wer endlich den Gipfel der Macht erreicht hat, für den gilt es, nicht gleich wieder abzustürzen. Denn dort oben ist die Luft dünn, und die Luft reicht nur für wenige. Aber wie erhält man die Macht? „Man muß sich wirkungsvoll selbst inszenieren“, sagt Zielke. Dazu gehöre die eherne Regel: Laß die anderen zu dir kommen, und laß sie warten. Das wirkt wichtig. Genauso, wie sich rar zu machen. Wer als Chef durch Abwesenheit glänzt, fördert den Nimbus, Wichtigeres zu tun zu haben. Je mehr man von einer Person hört oder sieht, desto alltäglicher wird sie."(...)
authentische persönlichkeit (mit allem, was dazugehört)? weg damit! hindert nur. stattdessen gibt´s konstrukte und inszenierungen - ein ideales milieu für wahrhaftige als-ob-persönlichkeiten und diejenigen, die sich bemühen, zu solchen zu mutieren.
"Klingt alles ziemlich schwierig. „Für Machtspiele ist ja auch nicht jeder geeignet, und sie machen auch nicht jedem Spaß.“ So manch einer könne ein solches Verhalten auch nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Es kommt eben auf den Typen an. Für manche wirkt die Macht eben wie ein Magnet."
tja. das ist dann eben einfach so. (zu den merkmalen schwer gestörter selbst- und realitätswahrnehmung gehört übrigens in vielen fällen auch, dass sich die betroffenen in einer gewissen art und weise um kopf und kragen quatschen bzw. zwanghaft alles über ihren desolaten zustand ausplaudern - besonders dann, wenn all die schönen konstruktionen und sch(w)einwelten unter dem druck der realität zu kollabieren beginnen.)
*
edit am 05.08. - (*1): der vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass das selbst unter berücksichtigung der mängel in den offiziellen diagnostischen modellen noch zutreffend ist.
(*2): beim wort ersterbenswert hat mir wohl der alte doktor aus wien ins ohr geflüstert...aber weil der ganze satz dadurch so eine hübsch verwirrende mehrdeutigkeit bekommt, lass ich es mal stehen.
im übrigen wird der text aus der faz mit jedem lesen ein bißchen mehr schier unfaßbar: eine verherrlichung des blanken opportunismus mit deutlich antisozialen zügen; eine tatsächliche beschreibung von psychophysisch schwer gestörten personen - und das wird hier nicht mal mehr augenzwinkernd als vorbild verkauft - zombieleben.
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edit 2 am 06.08.: ich habe mir einige gedanken zum begriff "als-ob-persönlichkeiten" in der überschrift gemacht - mit dem ergebnis, dass das zwar generell als metapher durchgehen kann, aber möglicherweise auch von manchen falsch interpretiert werden wird. darum reiche ich eine präzisierung nach.
"eine tatsächliche beschreibung von psychophysisch schwer gestörten personen", so kann ich nach wie vor meinen eindruck des oben verlinkten artikels aus der faz zusammenfassen. mir scheint es aber nötig zu sein, mal etwas genauer hinzuschauen, was sich da eigentlich - bei zuhilfenahme sowohl der "offiziellen" diagnostischen modelle als auch der hier teils bereits vorgestellten alternativen sichtweisen - so alles finden lässt. ich entdecke dabei schnittmengen bzw. hinweise auf folgende diagnosen bzw. modelle:
- borderline-persönlichkeitsstörung
- narzisstische ps
- dissoziale (antisoziale) ps
- schizotypische / schizoide ps
in diesen "offiziellen" diagnostischen begriffen (zu deren möglichen mängeln hier schon einige anmerkungen zu lesen waren, bspw. in den basisbeiträgen zu borderline) lassen sich die im artikel skizzierten eigenschaften der sogenannten "dominanten typen" ("d-ler") wiederfinden:
- macht (über andere) als selbstzweck, d.h. als dominierende und aus der jeweiligen psychophysischen struktur entstammende handlungsmotivation. damit eng verwandt sind
- starke kontrollbedürfnisse
- ebenso wie die weitgehende akzeptanz des konkurrenzprinzips.
- die obigen eigenschaften implizieren bzw. haben zur voraussetzung eine weitgehende beziehungsunfähigkeit incl. fehlender beziehung zu sich selbst. das nun wiederum stellt einen deutlichen hinweis auf defekte der selbst- und fremdwahrnehmung dar, die mit einiger wahrscheinlichkeit kompensatorisch vom objektivistischen modus (ausführlich hier im verlauf des beitrags dargestellt) u.a. mittels simulativer fähigkeiten (die quelle der angesprochenen inszenierungen und konstrukte -> das material, mit dem die "wahrnehmungsmanager" der pr-branche arbeiten) "aufgefangen" werden und es den betroffenen ermöglichen, selbst nach den herrschenden diagnostischen kriterien "realitätstüchtig" (und arbeitsfähig) zu bleiben. letzteres verlangt dabei als voraussetzung eine entsprechende disposition der sozialen welt, d.h. dass die gerade thematisierten merkmale sowohl mindestens rudimentär in vielen menschen psychophysisch verankert sein müssen und - folge und quelle zugleich - sich auch im wertekanon, in den herrschenden ideologien und im welt- und menschenbild der betroffenen gesellschaft wiederfinden lassen müssen.
wenn Sie sich die geschichte (nicht nur) der westlichen kultur anschauen und die aktuellen realitäten betrachten, werden Sie sich selbst die frage - und zwar ganz eindeutig - beantworten können, ob die genannte disposition vorhanden ist.
- zur bereits erwähnten beziehungsunfähigkeit und den davon untrennbaren wahrnehmungsstörungen gehört ebenfalls eine (sehr) weitgehende empathieunfähigkeit, die in objektivistischer art und weise allerdings ebenfalls durch entsprechende simulationen unkenntlich bzw. schwer erkennbar gemacht werden kann.
- die im artikel ebenfalls durchklingenden merkmale egozentrik, einzelgängertum und auch der unwillen zur unterordnung / unabhängigkeitsbestrebungen werden erstens gerne mit individualität gleichgesetzt bzw. verwechselt und sind imo zweitens - im gegensatz zu den erst genannten merkmalen - nicht per se als sozial negativ zu werten. hier kommt es ganz auf den jeweiligen kontext und den grad der individuellen ausprägung an.
gerade die letzteren eigenschaften weisen zusätzlich deutlich auf punkte hin, die sich einerseits bei der schizoiden und schizotypischen ps finden lassen (bitte nicht mit schizophrenie verwechseln!), andererseits aber auch im "offiziellen" autististischen spektrum, und hier besonders beim asperger-syndrom.
die diversen simulativen zustände, mit denen die angehörigen der sog. eliten laut faz-artikel operieren (sollten), sind ebenso wie die empfohlene "flexibilität" (aka opportunismus) dabei praktisch kernelemente des nicht offiziell anerkannten modells der als-ob-persönlichkeit (dazu hier und hier ), welches wiederum schnittmengen zur narzisstischen und zur borderline-ps aufweist. als synonym lässt sich für die als-ob-persönlichkeit auch simulationsfähiger autismus nennen - damit wären sowohl die teils extrem ausgeprägten simulativen fähigkeiten ebenso wie die im modell vorhandene totale beziehungsunfähigkeit (der strukturell autistische kern) auf den punkt gebracht.
finden Sie wiedermal verwirrend? es ginge eigentlich noch weiter - der begriff soziopathie wird zwar i.d.r. auch als synonym der dissozialen / antisozialen ps genutzt, muss aber imo unterteilt werden in "echte" (bedingt durch eine strukturell autistische grundlage der persönlichkeit) soziopathie ("psychopathie", siehe hier ) und funktionell soziopathische züge, die mit einer zwar u.u. weitgehenden, aber eben nicht totalen strukturellen beziehungsunfähigkeit einhergehen bzw. ein symptom derselben darstellen. das sichtbare begriffswirrwarr war hier bereits einmal thema.
beziehungsunfähigkeiten verschiedenen grades machen bei so ziemlich allen hier erwähnten diagnostischen begriffen den realen kern der psychophysischen störungen aus, die mit diesen begriffen erfasst werden sollen. die bis heute bekanntesten, offensichtlichsten und weitgehendsten störungen mit diesem kern finden sich unter dem label autismus bzw. im autistischen spektrum - und vor diesem hintergrund stellt sich die frage schon fast gar nicht mehr, was für ein menschenbild eigentlich im obigen artikel tatsächlich propagiert wird.
das ich mich hier immer mal wieder in intensive versuche stürze, verschiedende diagnostische begriffe / modelle zu definieren bzw. ihre definitionen und die impliziten abgrenzungen darin zu hinterfragen, hat nichts damit zu tun, dass ich mir hier einen etwas skurrilen zeitvertreib gesucht hätte. nein, ich bin der meinung, dass möglichst präzise und realitätsnahe modelle der menschlichen psychophysischen störungen - aber auch des gesunden
vor diesem hintergrund finde ich deswegen solche meldungen ("borderline u.a. eine untergruppe von autismus") sowie den neuen begriff der strukturellen persönlichkeitsstörung, der mir vor einiger zeit zu ohren gekommen ist (und angeblich einen neuen ansatz kennzeichnet, den fließenden grenzen zwischen den meisten ps rechnung zu tragen - zukünftig würden danach diagnosen also zb. "strukturelle ps, typ narzissmus"; typ borderline...etc. lauten - im netz ist darüber bisher nichts zu finden; wenn Sie also mehr infos haben sollten, was es mit diesem ansatz auf sich hat - her damit) keineswegs nur wortklaubereien, sondern verstehe sie als hinweise darauf, dass sich möglicherweise ein realitätsgerechteres verständnis der fraglichen zustände herauszubilden beginnt.
und damit ließen sich dann auch wesentliche und entscheidende prozesse in gesellschaft und "politik" anders und besser verstehen - u.a. eben auch solche, warum uns eigentlich von einer großen "bürgerlichen" zeitung die dargestellte krankhafte karikatur des menschseins als lei(d)tbild verkauft wird - und sich niemand groß darüber aufzuregen scheint.
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und ebenso lassen sich möglicherweise auch solche parallelen besser verstehen - vergleichen Sie einmal das menschenbild des obigen faz-artikels mit dem inhalt, der in einem älteren beitrag der gleichen zeitung enthalten ist:
„Ökonomisch eigenverantwortlich betrachtet, zahlt es sich da für Langzeitarbeitslose und solche, die es werden können, nicht mehr aus, anders als im Augenblick und allein zu leben. (...) Alles Geld, das in einer ‚Bedarfsgemeinschaft‘ von Eltern, Kindern, Gatten oder Lebensgefährten verdient wird, geht von dem eigenen Anspruch ab. So kommen Ehen, Partnerschaften, Groß- und Kleinfamilien, Patchworkverhältnisse aller Art auf den Prüfstand (...). Das Familienmodell zahlt sich nur aus, wenn noch kleine Kinder im Spiel sind.“ (...) "Hartz IV fördert die zeitliche und räumliche Zersplitterung der Gesellschaft. Seine Zielvorstellung ist die Monade. Der Menschentypus, den Hartz IV favorisiert, ist der Einzelkämpfer, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hat und weiter fortlaufend abbricht.“
und damals hatte ich dazu u.a. kommentiert:
"was für ein typ mensch wird da gefördert? welche eigenschaften sind z.b. gefragt, wenn gefordert wird, für die rein ökonomische existenz von heute auf morgen notfalls den ort zu wechseln, unter hinnahme des verlustes aller sozialen bezüge (was übrigens durchaus als traumatisch im strengen sinne erlebt werden kann)? welche psychophysischen züge sind dafür wohl am nützlichsten?
beziehungsfähigkeit z.b. wohl kaum - die dürfte für derlei eher hinderlich sein."(...)
um in der folge dann auf etliche parallelen zu bestimmten eigenschaften der borderline-ps hinzuweisen. tatsächlich ist es doch sehr interessant zu sehen, was für effekte zentrale "politische" projekte der sog. eliten so nach sich ziehen können - effekte und konsequenzen, die sich ganz berechtigt das attribut antisozial gefallen lassen müssen. und die darüber hinaus aber möglicherweise auch die krankhaften persönlichkeitsstrukturen ihrer entwickler und propagierer nicht nur enthalten, sondern sogar weiter verbreiten können - vielleicht sogar in einem gewissen sinne sollen (zb. um die weiter oben erwähnten gesellschaftlichen dispositionen für ein günstiges entwicklungsmilieu der gestörten menschen weiter zu verbreiten - will sagen: soziopathische und beziehungsunfähige personen können weitgehend ungestört (aus-)agieren bzw. fallen nicht weiter groß auf bzw. entsprechen der gesellschaftlichen norm, wenn die gesamte gesellschaft in wesentlichen teilen selbst die wahnsinnigen normen, wertesysteme und ideologien als leitbilder anerkennt und praktiziert, die als pathologische konstrukte von schwer kranken personen entwickelt werden).
und das wären absolut fatale prozesse, die bspw. weder die etablierte soziologie noch die politikwissenschaft auf dem schirm hätten.
ob an solchen hypothesen etwas dran ist (und ich bin der meinung: ja, leider!) lässt sich allerdings nur mit einer wesentlich veränderten und verbreiterten psychophysischen diagnostik im speziellen herauszufinden; deren voraussetzung im allgemeinen aber ganz entscheidend in einer realistischen anthropologie liegt - sprich: in einem ganz wesentlich veränderten verständnis / einer veränderten wahrnehmung dessen, was wir als menschen eigentlich sind und was uns ausmacht. was für entwicklungsbedingungen und voraussetzungen wir brauchen, um zu liebes- und freiheitsfähigen, v.a. aber angstfreien menschen zu werden. denn solche menschen haben es schlicht nicht nötig, ihre macken u.a. durch das ansammeln von macht zu kompensieren.
monoma - 4. Aug, 18:42
Statt eines Geburtstagsglückwunsches
paßt wie arsch auf eimer...
leider fehlt in der realität meistens die komik, bzw. gefriert das lachen irgendwo auf halber strecke und verreckt, wenn man sich die folgen des handelns dieser leute klarmacht.