Dienstag, 13. März 2007

notiz: und vor dem schlafengehen...

...möchte ich noch besinnliches nachdenken über diesen satz vorschlagen:

" Das folgerichtige Scheitern der kommunistischen Diktaturen ist keine Legitimation für eine Diktatur des Kapitals."

notiz: vom krieg und seinen folgen

als ergänzende information zu diesem beitrag lässt sich der folgende artikel lesen:

(...)"Bei annähernd einem Drittel der US-Soldaten, die nach ihrer Rückkehr aus dem Irak oder Afghanistan zwischen 2001 und 2005 die Hilfe des amerikanischen Ministeriums für Kriegsveteranen in Anspruch nahmen, wurden psychologische oder psycho-soziale Krankheiten diagnostiziert.(...) Die Forscher hatten die Daten von mehr als 100.000 Kriegsheimkehrern ausgewertet. 32.010 von ihnen (31 Prozent) litten demnach unter Geisteskrankheiten oder psycho-sozialen Problemen, beim größten Teil war die psychische Gesundheit nachhaltig gestört. Mehr als die Hälfte der Erkrankten litt sogar unter zwei oder mehr Störungen. Am weitesten verbreitet seien posttraumatische Stresssyndrome, heißt es in dem Bericht.(...)

Wenig überrascht zeigte sich dann auch der frühere Senator Max Cleland, selbst ein Veteran, der im Vietnam-Krieg schwer verletzt wurde und lange unter Depressionen litt. "Das ist der Preis des Krieges", sagte der Demokrat aus Georgia. "Man kann nicht junge Amerikaner in den Irak und nach Afghanistan schicken ... und erwarten, dass sie nach Hause kommen und einfach so weiterleben, als wäre nichts geschehen. Sie kommen traumatisiert nach Hause." Und weiter: "Wenn man sich nicht sofort mit den emotionalen Folgen des Krieges beschäftigt, kann es auf dem schnellsten Wege in die Hölle gehen."(...)


das eine sind die sichtbaren und inzwischen auch "offiziell" anerkannten psychophysischen - und eben nicht "rein psychologischen" (die gibt es nicht) - folgen von kriegen generell. das andere sind einige fragen in diesem zusammenhang:

was ist mit den in der genannten studie nicht erfassten bzw. nicht medizinisch "auffällig" gewordenen soldaten? mir geht es immer mehr so, dass ich (post)traumatische reaktionen auf solche absoluten gewaltereignisse wie kriege eigentlich eine sehr normale reaktion finde. und ich frage mich, ob die derart betroffenen nicht eher eine - hm, in realtion gesehen gesunde reaktion zeigen als diejenigen, die das gemetzel anscheinend reaktionslos erlebt haben. und weiter als "dienst- und kriegsfähig" gelten.

was ist übrigens mit der bevölkerung der kriegsversehrten länder, die im gegensatz zu der - wenn auch äußerst mangelhaften und primär an militärischen interessen orientierten - medizinischen versorgung der us-veteranen größtenteils mit den eigenen kriegsbedingten traumata alleine gelassen wird (was für die spätere "friedenszeit" eine enorme belastung darstellen wird - auch das eine geschichtliche lektion, die wir bis heute mehrheitlich nicht sehen wollen)?

und wieso werden nicht aus der erkenntnis, die der zitierte senator formuliert hat, öffentliche konsequenzen gezogen? z.b. diejenige, dass kriege generell totalitär destruktive und auch suizidale projekte darstellen, die auf eine tiefgreifende pathologie kriegführender gesellschaften hinweisen, und zwar relativ unabhängig von der jeweiligen herrschaftsform oder ideologie? und die die weitaus meisten involvierten menschen nicht nur tödlich bedrohen, sondern auch logischerweise das individuelle und kollektive menschliche leben bis an und zum zusammenbruch bringt? das es historische situationen zu geben scheint, in denen kriegsmäßige gewalt - wie etwa im zweiten weltkrieg - zur verhinderung noch größerer destruktivität und auch zum eigenen selbstschutz unvermeidbar erscheint, stellt dabei keine relativierung des obigen dar, weil es dabei schon immer nur um versuchte notdürftige korrekturen von gesellschaftlichen zuständen geht und ging, die schon lange vorher eine bösartige entwicklung genommen hatten.

die normalität, mit der unsere spezies sich seit jahrhunderten mit dem gegenseitigen niedermetzeln abfindet, ist das problem - eine "normalität", die genauso krank ist wie unsere alltägliche praxis der selbst- und fremdverdinglichung - wobei die letztgenannten zustände in kriegen ihren krassesten ausdruck finden.

*

im eingangs erwähnten blogbeitrag bin ich etwas ausführlicher auf die täter-opfer-dialektik bei traumatisierten soldaten eingegangen - und diese wird auch im folgenden wiedermal recht deutlich:

(...)"Zwei Dutzend britische Irak-Veteranen haben sich seit Beginn der Invasion im März 2003 das Leben genommen, mehr als tausend Heimkehrer leben auf der Straße, die Zahl der Soldaten mit posttraumatischen Störungen steigt rapide an.(...)

Die Organisation "Combat Stress" wird nach eigenen Angaben derzeit von Hilfe suchenden Veteranen überlaufen, die von den britischen Gesundheitsbehörden abgewiesen worden seien. Die Zahl der Traumapatienten habe sich in den vergangenen sechs Monaten verdoppelt, nachdem das überlastete britische Militär dazu übergangenen sei, Truppen ohne ausreichende Regenerationszeit wieder in die Kampfgebiete zu schicken.

Wohlfahrtsverbände, Militärexperten und Politiker schlagen Alarm. Sie werfen Premierminister Tony Blair vor, seine Pflicht zur Versorgung der Kriegsheimkehrer aus dem Irak und Afghanistan zu verletzen. Politiker und führende Köpfe aus Gesellschaft und Kultur haben nun einen offenen Brief an den Regierungschef verfasst, der heute im "Independent on Sunday" veröffentlicht wurde. Unter den Unterzeichnern sind der Dramatiker Harold Pinter, die Trägerin des alternativen Nobelpreises, Bianca Jagger, Sir Menzies Campbell, Chef der Liberal Democrats, und die Parlamentarier Peter Kilfoyle und Ben Wallace.

Sie rufen Blair dazu auf, den jungen Männern, die im Namen ihrer Heimat ihr Leben auf dem Schlachtfeld riskieren, auch nach ihrer Rückkehr die gerechte und faire Behandlung zu geben, die sie verdienen. Britische Soldaten würden derzeit nur unzureichend gegen posttraumatischen Stress behandelt. "Viele sind krank, arbeitslos, obdachlos oder sogar selbstmordgefährdet. Wir glauben, dass der militärische Vertrag gebrochen wurde, dass Sie die jungen Männer und Frauen, die ihren Befehl ausführen, vernachlässigt haben", heißt es in dem Schreiben."(...)


den "jungen frauen und männern", die von ihren "vertragspartnern" hintergangen worden sind (wie üblich, und wie in allen kriegen zuvor) wäre zu wünschen, dass sie daraus ihre konsequenzen ziehen - mit blick auf das eigene leben, aber auch auf das ihrer tatsächlichen und potenziellen opfer in den kriegszonen. dazu müsste dann auch gehören, ihren "vertragspartnern" endlich und langfristig den tödlichen gehorsam aufzukündigen. (das schreibe ich übrigens auch vor dem hintergrund meiner persönlichen biographie - einmal habe ich dabei die entsprechenden passagen dieses beitrages im kopf, zum anderen aber habe ich vor fast genau zwanzig jahren selbst den kriegs"dienst" totalverweigert, also auch die sog. "zivile" variante nach kurzer zeit und reiflicher überlegung nicht mehr weiter akzeptiert. meine begründung würde heute sicherlich inhaltlich anders ausfallen als damals in zeiten der sog. ost-west-konfrontation, aber die abneigung gegen staatliche zumutungen in form von zwangsdiensten zu militärischen zwecken hat sich über die jahrzehnte eher noch gesteigert. und den gehorsam gegenüber anmaßenden und soziopathischen "eliten" nicht nur in diesem bereich aufzukündigen, stellt eine der dringendsten notwendigkeiten dieser zeit dar.)

Dienstag, 6. März 2007

notiz: "Das System ist bis ins Mark faul" (C. Peymann) - kleine medienumschau

wiedermal ist gerade so eine zeit, in der ich nicht nur in der virtuellen ebene mehr verschnaufpausen brauche als üblich - und das führt dann eben hier zu längeren pausen und mittlerweile einigen halbfertigen beiträgen auf halde - unter anderem wartet in der neulich mit dem essay von franz schandl begonnenen kleinen reihe ein interview mit der "promi-autistin" donna williams, während ich in der trauma-reihe als nächstes das thema "pränatales leben und seine möglichen traumatisierungen" vorstellen möchte. und alleine diese beiden beiträge fordern einiges an ruhe und konzentration, da ich die jeweiligen inhalte für sehr wichtig halte. von daher möchte ich mich dabei auch bewußt von allem zeitdruck freihalten - nicht nur in diesem bereich übrigens, aber das ist eine andere baustelle.

*

einiges von der notwendigkeit für pausen und verlangsamung wird allerdings auch schlicht von der herrschenden realität erzwungen, die sich bei näherer betrachtung z.b. als eine art immer bösartiger werdendes kreischen beschreiben lässt - schier atemberaubend und ohrenbetäubend werden die aktionen und reaktionen der protagonistInnen des herrschenden objektivierenden und verdinglichen wahns auf das mittlerweile allüberall wahrnehmbare stottern der systeminternen mechanismen im angesicht der selbstproduzierten destruktivität, so das alleine schon zum selbstschutz auszeiten unverzichtbar sind. aus der perspektive dieses blogs heraus im folgenden einige beispiele, für die der ausspruch in der überschrift die passende begleitmusik bildet.

*

zuerst zu einem sehr aktuellen und medial ziemlich vernachlässigten urteil des bundesgerichtshofes, welches erstens die etwas abgelutschte vorsilbe "skandal" eigentlich absolut verdient, zweitens die generelle fragwürdigkeit der heutigen justiz einmal mehr untermauert und drittens ebenso einmal mehr deutlich macht, das die sog. "aufarbeitung" des nationalsozialismus in diesem land völlig zu recht als gescheitert angesehen werden muss. was dieses gericht entschieden hat? halten Sie sich fest:

"Das Bundesverwaltungsgericht hat am Mittwoch »entschieden, dass in der Beschäftigung von Zwangsarbeitern sowie von Kriegs- und Strafgefangenen während des Zweiten Weltkriegs bei anständiger Behandlung noch kein Verstoß gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit liegt«, heißt es in einer Pressemitteilung des Gerichts. Mit dieser Begründung wurden Erben von Wirtschaftsführern zweier Rüstungsbetriebe des Nazi-Regimes in Dresden und Berlin sogenannte Ausgleichsleistungen für auf Veranlassung der sowjetischen Besatzungsmacht entschädigungslos enteignete Grundstücke zugesprochen."(...)

also, ganz langsam: den nachfahren bzw. juristischen vertretern derselben zweier in der ehemaligen ddr enteigneten rüstungsbetriebe, die für die nazis im zweiten weltkrieg die kriegsfähigkeit mit aufrechterhielten und zu diesem zweck auch zwangsarbeiterInnen beschäftigten - ich setze die allgemeinen bedingungen von zwangsarbeit unter der nazidiktatur als bekannt voraus - wurde also mit der begründung entschädigung für die enteignung zugesprochen, dass nicht alleine bereits das fakt der benutzung von menschen zu zwangsarbeit gegen "grundsätze der menschlichkeit oder rechtsstaatlichkeit" verstößt, sondern die "anständige behandlung" entscheidend sei.

denken Sie ein paar minuten darüber nach. vor allem vielleicht auch über die bedeutung des wortes "anständig" - so, wie es z.b. vom innenminister schäuble vor kurzem oder auch vom reichsführer-ss himmler vor langer zeit benutzt worden ist (falls Sie nicht wissen, was damit gemeint ist - eine kurze recherche sollte klarheit schaffen).

"anständige behandlung": angemessener lohn, unterkunft, gesundheitliche versorgung? könnten selbst diese hypothetischen bedingungen - die im ns übrigens durch die bank nicht für zwangsarbeiterInnen vorhanden waren - die reine tatsache aus der welt schaffen, dass hier eines der schlimmsten terrorregimes aller zeiten schlicht menschen aus vielen ländern wie irgendwelche objekte zwecks vernutzung bzw. vernichtung durch arbeit zusammengeraubt und unter klarer gewaltandrohung zur arbeit für systemerhaltende zwecke erpresst hat?

in der logik dieses gerichts spielt das alles keine rolle, was in der weiteren begründung überdeutlich wird:

(...)"All dies sahen die Bundesrichter auch bei einem 1946 hingerichteten NS-Wirtschaftsführer nicht gegeben. Die von ihm »betriebene Rüstungsproduktion unter Ausnutzung von Zwangsarbeit« sei »kein erhebliches Vorschubleisten zugunsten des nationalsozialistischen Systems«, heißt es in der Mitteilung des Gerichts. »Eine Unterstützung nicht spezifisch von der nationalsozialistischen Ideologie geprägter Bestrebungen, wie etwa des Ziels, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen, genügt hierfür nicht.«

"kein erhebliches vorschubleisten zugunsten des nationalsozialistischen systems" - ahja, soso. die nazis haben ihre rüstungsindustrie ja auch nur zur abhaltung spektakulärer feuerwerke zur erbauung der volksgenossen aufgebaut. oder nicht? und den zweiten weltkrieg - wer hat den nochmal angefangen? und warum? - gewinnen zu wollen, ist natürlich eine "nicht spezifisch von der nationalsozialistischen ideologie geprägte bestrebung" - sicher, in der ex-udssr, england, frankreich und den usa war das nicht der fall.

ich muss meinen zynismus an dieser stelle bremsen - dieses urteil ist eine unglaubliche frechheit, eine provokation und ein tritt für alle überlebenden des naziterrors - nicht nur für zwangsarbeiterInnen. und zunächst ist überhaupt erstmal weitere öffentliche information darüber nötig, denn das schweigen im medienwalde - mit ein paar wenigen ausnahmen, die aber den eigentlichen unglaublichen inhalt dieses urteils verfehlen - ist ein durchaus unheilvolles zeichen von ignoranz und gleichgültigkeit (und ja, ich weiß, dass diese zeichen mittlerweile schon fast nicht mehr zu zählen sind).

ich hatte früher in anderen zusammenhängen schon öfter die these vertreten, dass die heutige sog. justiz aus diversen gründen keine legitimation mehr in anspruch nehmen kann und darf. mit diesem urteil wird das nochmals in ganz anderer qualität unterstrichen: eine solche justiz kann und darf nicht mehr respektiert werden!

*

aber vielleicht weht der wind auch aus ganz anderer richtung, und die furchtbaren juristen des bgh stellen sozusagen nur eine art avantgarde dar - wenn man sich einige entwicklungen des totalitären kapitalismus anschaut:

"Die USA wollen den Strom von Migranten aus Mexiko mit dem Bau von weiteren Sicherheitszäunen, elektronischer Überwachung, Drohnen, der Nationalgarde und mehr Grenzschutzpersonal reduzieren. Umstritten ist noch, wie mit den bis zu 15 Millionen illegalen Migranten verfahren werden soll, die bereit ins Land gekommen sind."(...)

eine grenze nebenbei gesagt, die den ehemaligen ddr- verantwortlichen tränen des neides ins gesicht getrieben hätte. aber das thema ist ein anderes: die "illegalen" stellen natürlich für viele wirtschaftsbereiche billig und profitabel ausbeutbares menschenmaterial dar. wenn dieses jetzt zu einem großen teil wegfallen sollte - wer und was bietet sich da als ersatz an?

(...)"Vor allem in der Landwirtschaft fehlen jetzt zu Frühlingsbeginn die billigen Arbeitskräfte. Noch in diesem Monat will man daher den Arbeitskräftemangel mit dem Start eines bislang in den USA einmaligen Programms entgegenwirken, das von der Gefängnisbehörde Colorados ausgeht. Anstatt der illegalen Einwanderer sollen Strafgefangene unter Bewachung auf die Felder geschickt werden. In Pueblo soll der Beginn mit mehreren Farmen gemacht werden. Die demokratische Abgeordnete Dorothy Butcher, Initiatorin des Programms, erklärte, die Maßnahme habe das Ziel, die durch den Arbeitskräftemangel gefährdete Landwirtschaft zu unterstützen. Farmer sagen, sie würden weniger anbauen oder die Landwirtschaft gar ganz einstellen. Die Strafgefangenen, so die Begründung der Politiker, könnten durch das Programm an harte Arbeit gewöhnt werden und Dinge lernen, die sie nach ihrer Haft zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft brauchen."(...)

zu den erwähnten dingen dürfte u.a. auch die lektion gehören, dass in einer durchdrehenden kapitalistischen ökonomie niemand mehr glauben soll, vom arbeitslohn existieren zu können:

(...)"Gefangene, die nicht als gefährlich eingestuft sind, können sich für die Arbeit bewerben und erhalten 60 Cents am Tag dafür, Melonen, Zwiebeln oder andere Früchte zu ernten oder anzupflanzen."(...)

vielleicht wissen Sie, welche bevölkerungsgruppen bevorzugt in den knästen von "god´s own country" verkommen dürfen? geschichte scheint sich manchmal im kreis zu bewegen: von sklaverei zu sklaverei.

*

aber mit dem finger alleine in richtung der usa zu zeigen, ist ein allzu billiges manöver - schließlich ist auch in europa die rasante umwandlung vieler staaten zu totalitären systemen neuen typs eine realität - noch dazu an vielen stellen unter der geradezu höhnischen begründung, antisoziales verhalten bekämpfen zu wollen; und damit ist die herrschende antisozialität der selbsterklärten "eliten" natürlich nicht gemeint, sondern wer? eine auswahl der letzten tage bzw. wochen:

Landesweit sprechende Überwachungskameras: "Die britische Regierung plant nach einem offenbar gelungenen Testversuch, in vielen Städten Kameras mit Lautsprechern zur verbalen Disziplinierung von Missetätern zu installieren" / Britische Regierung will Kindern ab 11 Jahren Fingerabdrücke abnehmen: "Das britische Innenministerium plant, ab 2010 auch Fingerabdrücke von Kindern im Alter zwischen 11 und 16 Jahren abzunehmen und zu speichern." / BKA-Chef legt nach: Polizei braucht Online-Durchsuchungen dringend - hier empfehle ich die sehr informative und inwischen reichlich gewachsene sammlung von heise zu themen wie online-durchsuchung und biometrischen passdaten - öffentlich vielleicht auch aufgrund der schwierigen materie kaum beachtet, sind in diesem land bzw. der europäischen union viele anscheinend nicht zusammenhängende projekte entweder bereits am laufen oder aber konzipiert, die im zusammenspiel etwas ergeben, das einen george orwell erblassen lassen würde. einem einzelnen menschen, der eine derartige kontroll-, überwachungs- und datensammelwut zutage treten lassen würde, müsste eine schwere paranoia attestiert werden.

*

aber vielleicht ist den herrschenden antisozialen fraktionen ja bereits mehr bezgl. unserer aller zukunft klar als ihren immer noch mehrheitlich treudoof vor sich hindämmernden schäfchen? vielleicht sind es perspektiven wie diese, die ihnen deutlich machen, dass auch ihre macht grenzen hat und finden wird?

(...)""Dass die Erd-Bilanzen nach Eintritt Indiens und Chinas in den Club der Global Player gegenwärtig so dramatisiert werden, kann nicht heißen, dass diese Länder zu den Sündenböcken der Naturkatastrophen des 21. Jahrhunderts gemacht werden. Diese Länder orientieren sich an den Standards des Westens. Vielmehr wird nun bewusst, dass der Westen, naturökonomisch gesehen, von der äußerst negativen Bilanz seiner Zivilisation nur so lange glaubte absehen zu können, wie der Rest der Welt auf einem niedrigen bis elenden Niveau verblieb. Der universalisierte Westen: Das wäre das Ende der Erde. Darum wird es zur ersten Bürgerpflicht, sich bewusst zu machen, dass der naturpolitische und ökonomische Weg des Westens ein historisches Auslaufmodell ist, wenn die Erhöhung der zivilisatorischen und ökonomischen Standards in nichtwestlichen Ländern real wird. Dies aber kann nicht verweigert werden."(...)

yo. ein historisches auslaufmodell. die frage bloß: wird es mit einem großen knall oder doch eher einem wimmern enden? der ganze artikel ist sehr lesenswert.

*

dieses auslaufmodell produziert bisher gewalt ohne ende sowie mit einiger wahrscheinlichkeit die zwecks versuchter anpassung an unerträgliche zustände folgenden psychophysischen mutationen - für dieses (ober-)thema empfehle ich einmal mehr das herumstöbern im index aller blogbeiträge hier, um davon einen kleinen eindruck zu bekommen. und das eine kultur, die wissen und informationen ohne unterlaß produziert und dabei auch auf wissen stößt, welches ihre eigenen praktiken und grundlagen als verdammungswürdige verirrung bloßstellt, offensichtlich nicht (mehr) in der lage ist, daraus die nötigen konsequenzen zu ziehen, lässt sehr tief blicken - beispiel gewaltfolgen:

"Drohungen, Einschüchterungen und der Entzug von Zuwendung haben einer Studie zufolge ähnliche psychische Folgen wie körperliche Folter. Experten warnen vor den dramatischen Folgen - nicht nur für erwachsene Opfer in Krisengebieten, sondern auch für Kinder in friedlichen Ländern.(...)"

die "friedlichen länder" sollten eigentlich in dicken anführungsstrichen stehen. abgesehen von dieser obligatorischen fehlinformation ist der inhalt des artikels zwar lesenswert, beschreibt aber letztlich nichts wirklich neues. und nichts wirklich neues wird auch am ende sichtbar, wo es dann heißt:

(...)"Neben den Entwicklungsstörungen der Kinder verursachen psychischer und emotionaler Druck je nach Stärke immense sozioökonomische Folgekosten. Psychiatrie oder Jugendknast - alles scheint möglich, wenn Kinder als Opfer psychischer Folter ins Leben starten müssen. Und das, weiß Pfeiffer zu berichten, "kostet die Gesellschaft ungeheure Summen".

sie plappern sich um kopf und kragen - der gleiche wahn von verdinglichung und totaler ökonomisierung, der inzwischen millionen in psychopyhsische extremzustände treibt, wird zur begründung dafür herangezogen, warum das dann doch irgendwie nicht so toll sei - es "kostet". Sie können das mittlerweile als eine art indikator benutzen: halten Sie sich von allen leuten möglichst fern, denen zu den vielfältigen arten menschlichen elends nur immer einfällt: "was das wieder kostet!" diese "argumentation" gilt es gründlichst zu stigmatisieren und als das zu kennzeichnen, was sie in ihrem kern ist: menschenverachtend.

*

apropos psychophysische extremzustände:

(...)«18 Prozent aller Kinder im Vorschulalter weisen diagnostizierbare Verhaltensauffälligkeiten auf», berichtete Prof. Klaus Fröhlich-Gildhoff auf einer Tagung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (bkj), die am 4. März in Frankfurt zu Ende ging. Zu den häufigsten Störungen gehörten Aggressivität, Konzentrationsschwächen, Unruhe, Ess- oder Schlafstörungen, aber auch oft Ängste und Depressionen."(...)

auch leider keine wirkliche neuigkeit, aber es scheint mir angebracht, immer mal wieder dran zu erinnern.

kinder bzw. kindheit ist dann ein gutes stichwort, um auf eines der vielen sehr lobenswerten projekte von "utopie 1" hinzuweisen: dort ist nämlich inzwischen die hier schon mehrfach erwähnte und kommentierte arbeit des psychohistorikers lloyd deMause, "das emotionale leben der nationen", online zu lesen - wer sich also näher mit einem unkonventionellen ansatz zum verständnis vieler vergangener und heutiger destruktiver phänomene bekanntmachen möchte, hat dort die möglichkeit dazu. vielen dank nochmal an die utopie dafür!

Montag, 26. Februar 2007

diskussion: verhältnis borderline - autismus, thesen von j. e. mertz und anderes

ubu hat mir im gästebuch einige einträge hinterlassen, die ich mehrheitlich aufgrund ihrer inhaltlichen aussagen hierher verschiebe - sie bieten einen einstieg für alle interessierten in eine intensivere diskussion nicht nur vieler thesen von mertz.

*

"Mich hat ein Themenbündel interessiert, das man mit Begriffen wie Autismus, Als-Ob, Maschinenmensch, Psychopathen, Borderline, Simulation und ähnlichem kennzeichnen könnte, oder Stichwörter wie z.B. Komorbidität, Beziehungsstörungen, Traumata, hochstrittige Trennungen usw. Alles in allem sozialpsychologische Themen, etwas Persönlichkeitspsychologie oder differentielle Psychologie, auch philosophische Ansätze.

Habe zum Beispiel das Buch von Mertz auch sehr intensiv gelesen. So bin ich auch zuerst auf Deinen Blog gestoßen, wollte mal wissen, was er überhaupt für eine Rezeptionsgeschichte bekommen hat. Letztendlich aber offenbar so gut wie gar nichts angesichts eines solchen Buches."


yep, das "so gut wie gar nichts" teile ich. ich hatte früher schon mal kurz hier geschrieben, dass ich vor ein paar jahren deswegen den verlag angeschrieben hatte, um herauszufinden, ob die dort einen überblick zu den bisherigen rezensionen haben - aber sie konnten mir letztlich bis auf drei ausnahmen auch nur vom schweigen im (publizistischen) walde berichten. und das einige jahre nach dem erscheinen - für ein in einem fachverlag erschienenes buch zum thema borderline schlicht erstaunlich.

einen relativ "neuen" text, der sich ausführlicher auf etliches aus dem buch beruft, gibt es unter dem titel Erhöhter Grenzverkehr - Die Symbiose zwischen der Spätmoderne und dem Borderline-Syndrom. bezeichnend aber auch hier, dass der bezug aus einem nicht-psychiatrischen/psychologischen zusammenhang heraus stattfindet. zur bis heute fehlenden reaktion der sog. fachwelt kann ich mich nur nochmal selbst zitieren:

"dieses auffällige schweigen der fachwelt ist für mich - gerade im borderlinebereich, wo an sich jede veröffentlichung sehr bald von anderen professionellen kommentiert und rezensiert wird - inzwischen zwar einerseits verständlicher, stellt andererseits jedoch auch ein recht jämmerliches ausweichen dar - die thesen von mertz haben es wirklich in sich, dazu bringt er eine sehr scharfe kritik an der orthodoxen psychoanalyse sowie inspirierende beobachtungen zum westlich geprägten bewußtsein vor, ebenso einiges ketzerische zum geschlechterverhältnis - von der möglichen rolle der mütter bei psychischen störungen und der bedeutung der pränatalen phase nicht zu reden. viel explosives material also, um sich daran abzuarbeiten - aber stattdessen das erwähnte tiefe schweigen. und es geht dabei nicht um etwas beliebiges, was eigentlich egal ist - das buch kann für betroffene z.b. mit einer borderline-diagnose eine verheerende wirkung haben, und alleine schon deswegen wäre es eine sozusagen berufliche pflicht der überwiegend - in relation - hochbezahlten sog. professionellen, sich dazu zu äußern."(...)

vielleicht hast Du, ubu, mit deinen folgenden gedanken zu den möglichen gründen dieser ignoranz breits einiges benannt:

"Vielleicht ist es einfach zu schonungslos, zu mitleidlos, außerdem von der Sprache her selber etwas technoid wirkend und stellenweise redundant wie ein Zettelkasten, der noch nicht durchgeordnet ist. Und immer die seltsamen Überschriften plus 15 oder 30 Zeilen, dann wieder eine Passage, und so das ganze Buch. Die Thesen über "Hitlerismus" und "plötzlichen Kindstod" sind vielleicht auch etwas schrill geraten."

ich persönlich hatte mich schnell sowohl an die gewöhnungsbedürftige gliederung als auch die sprache (bei der er nebenbei gesagt mit seinem eigenen, im buch formulierten anspruch recht spektakulär gescheitert ist) gewöhnt - in diesem fall waren für mich die inhalte einfach so - hm, umstürzlerisch, dass ich eine primär formale kritik nicht besonders relevant finde.

mit deinem letzten satz hast du dazu zwei bereiche angesprochen, die tatsächlich problematisch sind: die thesen zu hitler sind in der form tatsächlich zu pauschal und zuwenig unterlegt - da hätte er sich zurückhalten oder aber genauer werden müssen. zum plötzlichen kindstod empfehle ich hingegen einmal eine recherche zur entsprechenden arbeit von arno gruen. das, was mir darüber bekannt ist, hat einen eigenen beitrag nötig - es geht dabei u.a. auch um die wirkung von selbsthilfegruppen im medizinischen bereich.

"Schon klar, daß dieses Buch nichts für die Zunft ist, auch weil Mertz so viel Fundamentalkritik übt - an den Manualen wie ICD und DSM, an der Psychoanalsye, an der überall fehlenden Unterscheidung von Authentizität und Simulation, usw. usf. - auch seine Beispiele sind ja nicht ohne - gerade angesichts borderline-artiger Helfer im Range von Psychiatern, Chefs usw."

ja. gerade der letztere punkt ist absolut heikel - ich weiß aus eigener erfahrung, dass seine aussagen diesbezgl. durchaus realitätsgetreu sind.

*

ich komme zum nächsten eintrag:

"Hallo Monoma, das Ganze hat mich nun so interessiert, daß ich noch etwas weiter gestöbert habe und nochmal das Gästebuch für einen Beitrag verwende.

Ich weiß nicht genau, von welchen Daten die Überlegungen zur Als-Ob-Persönlichkeit waren, die im Blog stehen. Jedenfalls interessiert mich dieses Thema auch sehr. Bei Mertz (und anderswo) fällt mir auf, daß er selber die Schwierigkeiten einräumt, Authentizität überhaupt zu beschreiben. Simulation kann man vielleicht noch eher entlarven, besonders über die Zeitschiene bei abrupten Wechseln (Beziehungsabbruch, rücksichtsloser Neuanfang, wie Mertz mal formuliert, Ortswechsel, viele Jobs usw.).

Was Authentizität dagegen ist, bleibt auch etwas diffus. Über den Körper hat man natürlich in gewisser Weise einen nicht hintergehbaren Zugang. Aber der Körper steht ja auch bei Borderlinern durchaus sehr im Zentrum. Man fragt sich also, wo eigentlich Authentisches verortet wird, denn es geht ja um mehr als nur um direktes "Lügen" oder "Schauspielern".


die schwierigkeiten mit dem begreifen dessen, was unter authentizität eigentlich verstanden werden kann / soll / muss, liegen aus meiner perspektive hauptsächlich darin begründet, dass wir uns in einer kultur befinden, deren mainstream aus diversen - und existenziellen - gründen nicht nur kein interesse daran hat, diesen seinszustand näher kennenzulernen sondern ihn sogar aktiv bekämpft - bekämpfen muss, da er die eigenen grundlagen zur implosion bringen könnte.

warum ich das finde, habe ich in vielen beitragen hier im- und explizit schon umrissen. und genaues wahrnehmen fördert eigentlich in so ziemlich allen gesellschaftlichen bereichen diesen zustand ans tageslicht. es reicht dafür bereits, sich mit den täglichen nachrichten zu beschäftigen.

deinen satz oben würde ich anders formulieren: der körper ist der nicht hintergehbare zugang, und er produziert durch seine "teile" gehirn / nervensysteme eben auch sämtliche phänomene der simulativen sphäre. was ja nicht das problem ist, sondern erst dann zum problem wird, wenn die hierarchie zwischen authentizität und simulation auf den kopf gestellt ist. die recht ausführliche theorie dazu bei mertz gehört für mich immer noch zum anregendsten, was ich jemals über das menschliche psychophysische funktionieren gelesen habe.

und das der körper zb. bei borderline-menschen auch "durchaus sehr im Zentrum" steht, widerspricht obigem meiner meinung nach nicht, sondern unterstützt bei genauer betrachtung dessen, wie der körper da im zentrum steht, eher noch die mertzschen aussagen.

ausgangspunkt ist dabei die konstellation "virtuelles ich" (als simuliertes produkt des objektivistischen modus) vs. "eigenem" körper - was dabei in der regel herauskommt, ist intrumentalisierendes und manipulatives verhalten auch sich selbst gegenüber. die exzentrische "körperlichkeit" im bl-kontext ist dabei imo unvermeidbar und auch mehrdimensional - einerseits verweist sie immer wieder auf das problem des wahrnehmungsmäßig "verlorenengegangenen" körpers (und damit auch eines kontinuierlichen sinngefühls), andererseits lässt sie sich in ihren bekanntesten formen - wie svv zb. - sowohl als versuch zur kompensation, zur kontrolle, aber auch zur "wiederaneignung" interpretieren.

beunruhigend finde ich dabei zunehmend, dass die "milderen" formen der obigen konstellation eigentlich den "normalzustand" für die meisten von uns ausmachen - deshalb bin ich der meinung, dass die phänomene, die du selbst ganz oben erwähnt hast, nur die spitze des eisbergs darstellen.

(ich bin dabei übrigens auch durchaus redundant, was das herumreiten auf diesen verhältnissen betrifft - aus zwei gründen: einmal, weil ich finde, dass das, was wir uns als "normalität" angewöhnt haben wahrzunehmen, immer am schwersten zu begreifen ist - zum anderen aber finde ich auch, dass diese struktur eine totalitäre realität im schlimmsten sinne hervorbringt, die bei näherer betrachtung an vielen ecken und enden auf ihren wahrscheinlichen ursprung verweist, oder doch zumindest auf ihr vielleicht wichtigstes funktionsprinzip.)

"Ich finde, die eleganteste "Lösung", auf die ich bisher stieß, gibt eigentlich Marsha M. Linehan mit ihrem Ansatz von der "Invalidierung" vor, damit wird im Übrigen auch eine bruchlose Kennzeichnung der Borderline-Traumatisierung möglich, entweder über direkte Gewalt, Traumata in der Biographie bzw., Familiengeschichte, Mißbrauch u.a., aber auch über chronische Invalidierung (deren stärkste Form wohl auch der Mißbrauch ist).

Dann wird auch klar, wie hier immer mehr des "Als-Ob" verstärkt wird, jede einzelne kleine Invalidierung von Tausenden (als Rückmeldung, daß etwas nicht stimmt, übertrieben sei, falsch empfunden ist, falsch geschlußfolgert usw.) gibt wieder einen kleinen Knacks beim Gegenüber in der eigen-gespürten Sphäre. Man ist dann nur auf der Ebene des "objektiven Kontrollbewußtseins" und argumentiert eh dauernd mit "richtig" oder "falsch" - aargh! Da bleib für Empathie wenig Platz, und es ist eigentlich klar, daß jemand diese Muster dann auch immer mehr übernimmt ("Selbstinvalidierung"). So hat man die 25% oder wie auch immer der Borderliner ohne Trauma-Erfahrung auch noch mit drin, als chronisch Invalidierte. Das Rechthaben ist dann Seuche und ständiger Herd für Ärger, Mißverständnisse und Dementis in der Biographie, die "Entfremdung", auch die Probleme, sich selber überhaupt gut einzuschätzen, bestehen ebenfalls."


interessant. wenn ich das richtig verstehe, wäre die chronische invalidisierung als synonym für kumulative traumata aunzusehen? ich habe mich - vielleicht aus ganz persönlich-erfahrungsmäßig herrührenden vorurteilen - bisher mit linehan nur sporadisch beschäftigt. der dbt stehe ich ziemlich skeptisch gegenüber. aber deine obige skizzierung der "als-ob-verstärkung" finde ich gerade recht spannend, weil ich die - meiner meinung nach vorhandenen - zusammenhänge zwischen trauma und simulation bisher noch recht nebulös wahrnehme.

"Wenig einleuchtend ist mir bisher bei Mertz der Gedanke der vorgeburtlichen Traumatisierung. Wie soll das konkret aussehen - daß die Mutter mit dem Embryo nicht spricht?, es über den Bauch streichelt?, oder sich zuviel Streß zumutet, raucht?, in lauten Umgebungen aufhält?, dadruch das Kind dauernd erschrickt, weil die Mutter auch hohes Adrenalin produziert? Hier bleibt Mertz für mich unangenehm vage-überzeugt."

was eher wieder am vorgehen von mertz liegt, teils zuwenig material anzuführen - die pränatalforschung hat handfeste ergebnisse aufzuweisen, und auch die möglichen wege pränataler traumatisierung sind heute zu einem großen teil sichtbar. eine zusammenfassung davon gibt´s bei lloyd deMause in seinem "emotionalen leben der nationen". weiteren lesestoff zb. hier, oder auch - speziell zum thema autismus - eine arbeit unter dem titel Prä- und perinatale Erfahrungen von Menschen mit autistischen Tendenzen (etwas herunterscrollen auf der seite).

"Eine wieder andere Frage wäre, wofür die autistische Ausprägung eigentlich in positiver Weise nützlich ist, ebenso welchen Nutzen die Ausprägung des Psychopathen hat, o.ä. Ich denke mir, evolutionär war beides potentiell für ein Kollektiv von sehr hohem Wert, denn die Autisten waren mit ihrer Hochfokussierung die Meister im Erkennen von Veränderungen, vielleicht auch im Erfinden, im Vertiefen von etwas Bestimmten. Solange nicht zuviele davon im Kollektiv auftraten, sondern nur ein Rand-Prozentsatz, konnte das sehr nützlich sein.

Ebenso nützlich scheint mir evolutionär gesehen auch ein gewisser Prozentsatz an einigermaßen gezähmten "Psychopathen" in der eigenen Gruppe, denn diese waren sicher oft überlebensfördernd für die Gruppe bei all' den Auseinandersetzungen und Gefahren. Sie konnten relativ angstfrei und schnell eingreifen, kämpfen und waren nicht von den Skrupeln der meisten befallen. Durchaus sehr nützlich! Als Vortrupp, als Kämpfer und Durchsetzungskräfte konnten sie sicher auch sehr viel Schutz ausüben. In der heutigen Moderne laufen solche Individuen immer Gefahr, als Auslaufmodell nicht mehr gebraucht zu werden - obwohl, ganz stimmt das ja auch nicht, vgl. auch die vielen Kriege des 20. Jhts., die ohne Psychopathen auch nicht so hätten funktionieren können (gewisse Mitleidlosigkeit, Angriffsschärfe, Gewaltausübung, oft (vermeintlich) zugunsten der eigenen Gruppe)."


hui. hattest du vor dem schreiben des obigen vielleicht schon kenntnis dieses beitrags? das ist ein sehr streitträchtiges thema, finde ich. wenn ich mal als beispiel für einen "positiven psychopathen" oskar schindler heranziehe - genau, den schindler - werden die obigen gedanken vielleicht konkreter. die wertung psychopath stammt dabei aus diesem text (achtung, .rtf-datei zum download) - und sie lässt sich vertreten, wie ich finde. angstfreiheit unter lebensbedrohlichen bedingungen als ein merkmal eines "psychopathischen" hirns ist ebenso vorhanden wie die damit verbundene suche nach dem "kick" emotional starker erlebnisse, den schindler bei seinen lebensrettenden unternehmungen unter täuschung der ss sehr genossen zu haben scheint. und eine identität - als retter - sprang dabei auch noch heraus.

ein problem dabei scheint mir aber darin zu liegen, dass ein solcher mensch - wie es mertz so schön formuliert hat - unter verschiedenen gesellschaftlichen bedingungen sowohl "ein bekannter moraltheologe als auch ein begnadeter folterer" werden könne - oder sogar widerspruchsfrei zwischen beiden rollen wechseln könnte.

"Mir tun manchmal die Leute, die heute als Psychopathen vor Gericht stehen, leid, wenn ich mir denke, was für eine begnadete Rolle sie in einer kriegerischen Horde vor 5000 Jahren vielleich gespielt hätten - eigentlich fungiert hier doch heute nur noch der Sport als Ersatzmöglichkeit zur Abfuhr, ansonsten laufen diese Persönlichkeiten heute bedauerlich leer und enden dann kriminell stigmatisiert, weil sich ihnen auch kein Rahmen für ihre "Fähigkeiten" anbietet."

ein anderes problem hingegen liegt für mich darin, dass derartige menschen heute eben unter umständen existieren, die eigentlich nur mittels kollektiver zusammenarbeit von primär authentizitätsfähigen menschen zu bewältigen sind. und darin können sie sich zum großteil eben nur destruktiv verhalten - die bestimmung des menschen als soziales wesen ist etwas, was einer autistischen und/oder soziopathischen struktur direkt zuwiderläuft. es sei denn, es herrschen eben grundsätzlich antisoziale verhältnisse, die objektivierung und verdinglichung als wahrnehmungsmodi bevorzugen.

also so wie heute. ich denke, dass die schlimmsten soziopathen (oder adäquat funktionierende personen) in ihrer mehrheit eben nicht nur nicht vor gericht landen - was am grundproblem dazu nichts ändern würde - sondern im gegenteil in relativen machtpositionen damit beschäftigt sind, das leben für milliarden von menschen unerträglich zu machen. mein mitleid hält sich also in grenzen.

"Wenn man so "evolutionär" weiterdenkt, lande ich bei der Vermutung, daß der Mensch als Generalist sowieso schon immer leicht in Nischen reinschlüpfen konnte und sich irgendwo anpassen konnte. Das ist keinesfalls nur eine simulativ-negative Wirkung, sondern in gewisser Weise absolut menschheits-konstitutiv. Zum Problem wird es eigentlich erst, wenn dieses Anpassungsphänomen so total ausgeformt ist, daß eine Person ständig hin- und herswitcht. Der Autist, der bei seinem Steckenpferd bleibt, hat ja sogesehen durchaus eine wiedererkennbare Identität qua Spezialhobby. Der Borderliner füllt dann, etwas anders in seiner Funktion, irgendwelche Lücken aus, die ihm die Gesellschaft heute bietet, und ist doch dabei auch ein hoher Gewinn für die schnelllebige Moderne. Schon wieder: wie nützlich, wie funktional! Mertz hat recht, wenn er sagt, daß das Manko sich nur privat-beziehungsmäßig auswirkt, ansonsten ist die völlige Anpassungsfähigkeit, ob in der Arktis oder Sahara, zutiefst menschlich und gerade typisch für die menschliche Entwicklung."

die "völlige anpassungsfähigkeit" wird aber bei dominanz grundsätzlich destruktiver verhältnisse in einer gesellschaft dann doch eher insgesamt zu einem suizidalen eigentor. nützlichkeit und funktionalität sollten nur in einigen, aber gerade nicht in den beziehungsaspekten des menschlichen lebens, eine große rolle spielen.
ich denke schon, dass ich verstehe, worauf Du hinauswillst - aber ich finde die tendenz Deiner aussagen zu - hm, positiv und in einem gewissen sinne auch relativierend.

*

auf zum dritten beitrag:

(...)"Hier noch ein paar Gedanken zu dem Autismus-Thema: ich glaube, daß Mertz sehr viel Wichtiges gesehen hat, an manchen Stellen könnte man seine Gedanken aber noch deutlich weiter ausdifferenzieren. Den Autismus einfach mit "Beziehungslosigkeit" gleichzusetzen, finde ich schon schwierig genug, zumindest auf intelligente Autisten (z.B. in der Definition der "Asperger") bezogen - diese haben zumindest zur Dingwelt oft Beziehungen von einer Bindungstiefe und Begeisterung, von denen der Durchschnitt der Bevölkerung nur träumen kann. Auch sind sie oft sehr "treu" in Bezug auf Standort, in Bezug auf ein paar wenige Freunde oder eben bei einem Spezialhobby."

okay, hier kommt es ganz darauf an, in welchem zusammenhang "beziehungslos" definiert wird. ich persönlich habe ein gewisses unbehagen dabei, bei verhältnisse zu toten(!) dingen von "beziehungen" zu reden - einfach aufgrund der gewaltigen unterschiede, die zu beziehungen unter menschen vorhanden sind. dazu lässt sich mit einigem recht davon reden, dass die von Dir genannten "beziehungen zur dingwelt" ja eher als ausdruck eines mangels als auch zur kompensation zu verstehen sind (ich weigere mich, die verbreitete tendenz mitzumachen, behinderungen hinweg zu definieren bzw. zu konstruieren. klar sind die gesellschaftlichen verhältnisse so zu gestalten, dass sie auch für menschen mit schweren einschränkungen gleich welcher art lebbar sind - aber nichtsdestotrotz gibt es gewisse einschränkungen, die deshalb nicht verschwinden - persönliche verluste, bei denen die betroffenen - wie ich finde - eher die nötigen räume zum trauern bekommen müssten, als darauf zu beharren, dass sie ja "nur anders" seien.)

Noch schwieriger wird es beim Simulationskriterium. Hier ist es gerade bei Autisten (Aspergern) oft genau andersrum als mertz es suggeriert: sie machen eine Mode gerade NICHT mit, oft als einzige sind sie völlig immun gegen solche "Simulations- und Vorzeige-Trends". Auch Hierarchien bedienen sie so gut wie gar nicht, können darin nicht mitsimulieren, sondern stören immer nur einen hierarchischen Betrieb. Wenn sie eine höhere Intelligenz-Ebene erreichen, ist ihr Leben oft viel unverwechselbarer als bei "normalen" Leuten, die sich umstandslos in irgendeine Firma oder irgendeine Berufsrolle einordnen können."

yep, da hast Du auch meiner wahrnehmung nach recht - bis auf den punkt, dass mertz eben das suggerieren würde: er redet beim "klassischen autismus", auch beim asperger-syndrom, ja eben vom simulationsunfähigen autismus. bekannte und gesellschaftlich in einem eingeschränkten sinne etablierte autistische menschen, wie zb. temple grandin, stellen hier in grenzen die ausnahme von der regel dar. es geht aber auch andersherum: je mehr eine gesellschaft insgesamt in ihrer sozialen basis beschädigt ist - also objektivierung/verdinglichung ebenso verbreitet sind wie die kompensatorischen als-ob-zustände - , desto weniger werden autistische menschen auffällig sein, jedenfalls gerade diejenigen, die wie die "intelligenten asperger" fähig sind, in nischen zu funktionieren.

vor dem obigen sehe ich ein problem bei mertz eher darin, dass er ungenügend differenziert: er macht zwar auf strukturelle ähnlichkeiten zwischen borderline, soziopathie und (asperger-)autismus aufmerksam - und zwar zurecht; beschäftigt sich aber nicht mit einigen wichtigen unterschieden, die durchaus vorhanden sind und zu teils sehr unterschiedlichem verhalten führen können.

"Es gibt dann auch Überschneidungen zwischen Aspergern und den wenig erforschten Sonderlingen und Eigenbrötlern, die man auch uner dem Begriff "Exzentriker" fassen könnte. Diese Exzentriker sind gesellschaftlich wahrscheinlich am wenigsten von allen ihren sämtlichen Mitgliedern"simulationsgefährdet" sie machen ja geradezu wesensmäßig alles immer anders als alle anderen, kreiieren einen einzigartigen Stil und lassen sich auch von den Meinungen anderer überhaupt nicht oder nur wenig beeinflussen."

ja, dieser aspekt geht bei ihm zu sehr unter. wobei mir hier folgende möglichkeit plausibel zu sein scheint: eine konstruierte als-ob-identität (ohne einfluß bzw. korrektur durch empathische fähigkeiten zb.) kann von ihren inhalten durchaus völlig konträr zum herrschenden mainstream sein, bleibt aber dennoch eine fake-identität, die dann u.u. wegen ihrer "originalität" und exzentrik sogar sehr erfolgreich werden kann. wesentlich scheinen mir in solchen fällen die sozialen (un-)fähigkeiten zu sein. und in diesem zusammenhang skizziert mertz ja eine variante, über deren mögliche konsequenzen ich mir bis heute noch nicht so recht im klaren bin: nämlich sein modell einer eigentlich psychophysisch sehr gesunden persönlichkeit, die aber aufgrund der gesellschaftlichen verhältnisse dazu gezwungen ist, gegen die als-ob-sozialen normen und gesetze des mainstreams regelmäßig zu verstoßen - eine authentische als-ob-soziopathie sozusagen, bei der die soziopathie erst aufgrund der herrschenden definitionen entstehen würde (tendenzen dazu sind zb. dort sichtbar, wo politische opposition derart psychiatrisiert wird).

gleichfalls ist zu bedenken, dass die simulationen von sozialem leben innerhalb großer bereiche der gesellschaft ebenfalls für authentizitätsfähige menschen eher belanglos und abstoßend sein können, mit der folge eines sozialen rückzuges bis hin zu symptomen von isolation - ein als-ob-autistisches verhalten.

ich hoffe, es wird deutlich, worauf ich hinauswill: eine konfusion allererster qualität nämlich, die sich eigentlich nur mit klaren und handfesten definitionen von authentizität und simulation lösen lässt

"Insofern ist im autistischen Kontinuum keinesfalls nur ein "Imitieren" auf niederem Niveau zu sehen. Es ist sicher kein Zufall, daß so viele Künstler und Wissenschaftler durchaus autistische Züge haben, das heißt auch: sie sind sehr auf sich selber konzentriert, und sie können über lange Zeit einen Gedanken fokussieren, der sie interessiert. Sie sind in gewisser Weise autark. Bezüge sehe ich dann auch im Übergang zum schizoiden Typus, von dem schon Riemann sagte: "sie feiern innere Feste, bei unbewegter äußerer Fassade!"

wobei ich nicht finde, dass diese autarkie in einem realen sinne vorhanden ist. sie ist fiktiv, und vielleicht wäre die menscheit insgesamt besser dran, wenn es nicht soviel derartige genialität geben würde.

"Diese unverwechselbaren Seiten der autistischen Lebensverfaßtheit betont Mertz viel zu wenig, weil er den Autismus in erster Linie als unterste psychopathologische Ebene sieht, auf der er dann den "Borderline-Autisten" als nächsthöhere Ebene setzt. Borderline funktioniert aber - trotz vieler Berührungspunkte zum Autismus - in wesentlichen Bereichen gänzlich anders.

Bei Borderline könnten letztendlich sogar schwächere "Ich's" wirksam sein als bei einem stabilen Autisten, der auf Asperger-Niveau agieren kann. Einige der Borderline-Probleme hat dieser Autist ja gar nicht. Er schlägt z.B. nicht im Nähe- und Distanzbereich wie eine "Flipperkugel" hin und her, dies ist aber das Schicksal des Borderliners. Der Autist ruht in vielen Fällen sehr selbstgenügsam, vielleicht sogar asketisch zufrieden, in sich selbst, ausgelastet mit seinem reichen Innenleben. Dagegen fühlt der Borderliner, wenn er allein ist, oft nur Leere, ist eigentlich für sich als primär "symbiotisches Individuum" gar nicht lebensfähig - der Autist auf höherem Niveau kann aber genau das gerade besonders gut und wünscht es oft auch gar nicht anders."


von der beschreibung her zutreffend, wie ich finde. allerdings führt mertz nach meinem verständnis die typischen positivistischen bl-symptome ja zu einem großteil auf die probleme zurück, die sich durch sozusagen ungenügende bzw. unangepasste simulationen ergeben - wer gemäß der herrschenden normen simulieren kann, fällt nach dem orthodoxem verständnis eben aus dem raster "krank" heraus - obwohl oder gerade weil eine solche person völlig beziehungsunfähig sein kann.

"Hier finde ich Mertz deswegen nicht sorgfältig genug in der Binnendifferenzierung. Freilich hat Mertz gerade, was Borderline betrifft, unglaublich viele hochzutreffende Feststellungen in seinem Buch, ja vielleicht ist es sogar neben Linehan und einigen anderen Quellen eine der besten theoretischen Grundlagen zum Verständnis überhaupt. Was ich nicht ganz verstehe, ist höchstens, wieso sich das Buch von Mertz für mich so stark nach einer "Abrechnung" mit dem Borderline-Komplex anfühlt."

naja, hier lässt sich nur spekulieren: als therapeut dürfte er vielleicht ähnliche erfahrungen wie viele andere therapeutInnen auch mit borderline gemacht haben - nur spricht er seine gedanken dazu aus und lässt auch seine schlechten emotionen zu, während das andere aus gründen einer in diesem fall nicht hilfreichen therapeutischen "neutralität" und einer quasi "political correctness" eben nicht tun.

das lässt sich auch kritisieren, während vielleicht die bei ihm thematisierte mögliche gesellschaftliche bedeutung von borderline und deren weitgehende ignoranz seitens vieler "professioneller" es eher nötig erscheinen lassen, auf rücksichtnahme zu verzichten. ich habe das buch selbst während einer phase kennengelernt, in der ich die noch "offiziell" als borderline klassifiziert gewesen bin - angenehm war das nicht, aber letztlich hat mich das zu einer qualitativ ganz anderen auseinandersetzung mit dem thema und auch mir selbst gezwungen.

"Beim Lesen hatte ich oft das Gefühl, daß Mertz das Leid der Borderliner merkwürdig weg-erklärt. Daß bis zu 10 % aller Borderliner sich schließlich suizidieren, erwähnt er angesichts seiner sonstigen Redundanz kaum, daß viele Borderliner ihr Leben dauernd als "unerträglich" wahrnehmen, scheint ihn nicht so sehr zu berühren, wie es z.B. bei Linehan ersichtlich ist, die von Individuen "ohne gefühlsmäßige Haut" spricht, analog zu Verbrennungsopfern - was ich viel realistischer finde schon angesichts der vielen Suizidanwandlungen von Borderlinern (= höchste Verzweiflungsstufe überhaupt). Hat Mertz sich durch irgendeinen Trick, hier vielleicht durch seinen eigenen sehr sezierenden, dadurch fast autismus-typischen Blick vom Mitgefühl absentiert, also zurückgezogen und abgewendet?"

erwähnen tut er beides ja schon, warnt aber vor zuviel authentischem mitgefühl - suizide bzw. deren androhungen zb. können (!) eben auch durchaus in erpresserischer / manipulativer absicht eingesetzt werden. es ist und bleibt ein eiertanz bei diesen themen.

ein paar kritikpunkte meinerseits noch hinterher: was mir völlig fehlt, ist das thema der dissoziation, die meiner meinung nach theoretisch immerhin eine alternative zum "als-ob-modell" bilden könnte (darauf werde ich in der traumareihe hier noch zu sprechen kommen). und überhaupt, das wissen der psychotraumatologie und gerade die diesbezgl. auseinandersetzungen mit und in der borderline-forschung tauchen bei ihm fast nicht auf - so fehlt auch der aspekt der "vertuschungsdiagnose", den ich persönlich in vielen mir bekannten bl-"fällen" im hintergrund sehe.

"So viel wieder ein paar Gedanken, spontan runtergetippt. Viele Grüße und vielleicht noch weitere spannende Gedanken-Austäusche später! Ubu"

dito, dito und dito ;-)

finde deine beiträge sehr inspirierend, und vielleicht haben ja noch andere mertz-leserInnen (und nicht nur die) lust, sich hier einzuklinken.

Montag, 19. Februar 2007

assoziation: zwei essays und drei interviews...(I)

...haben mich in der letzten zeit gedanklich öfter beschäftigt - und gerade, weil sie thematisch aus meiner sicht eng zusammen gehören, möchte ich sie auch innerhalb einer reihe auszugsweise vorstellen bzw. jeweils kommentieren.

*

fangen wir an mit einem text des historikers franz schandl, der vor einiger zeit im freitag unter dem titel Eine andere Welt ist möglich, ein anderer Kapitalismus nicht veröffentlicht wurde:

"Nichts wird in Zeiten allgemeiner Egomanie so verhöhnt wie der Altruismus. Menschen, die sich nicht auf der Siegerstraße befinden, sollen aus unserem Blickfeld verschwinden. Da jeder sich selbst gehört, ist auch jeder für sich selbst verantwortlich. Ich bin meiner mir mich. Nicht Solidarität oder zumindest Betroffenheit ist angesagt, sondern in erster Linie Gleichgültigkeit oder im schlimmsten Fall sogar offene Aggression: "Eure Armut kotzt uns an!" Solidarität war zumindest in Ansätzen etwas, das auf ein Jenseits der zwänglerischen Identität (Ich bin ich) verwies. Sie besagte, dass ich für die anderen da bin, und sie für mich da sind."(...)

diese feststellungen sind zwar keinesfalls etwas neues, aber nichtsdestotrotz weiterhin gültig. was mich bei schandls thesen etwas stört, ist ihre fehlende präzision - als eine art kultur- und ökonomiekritischer essay fehlt diesen thesen in zeiten ständig zunehmenden wissens in bereichen wie den neurowissenschaften und der psychotraumatologie eine durchaus mögliche klarheit. "egomanie" verleitet zu assoziationen mit synonymen wie "selbstsucht" etc. - was auf falsche fährten führen kann, dazu gleich mehr. "da jeder sich selbst gehört" ist wiederum eine umschreibung einer im blog hier schon öfter thematisierten psychophysischen konstellation, in der ein quasi virtuelles "ich", produziert vom objektivistischen modus im menschen, sich unter zuhilfenahme sekundärer emotionen ("nationalgefühle", "freude" am shoppen u.ä.) quasi als "eigentliche" identität und subjektivität ausgibt - was es bekanntlich nicht ist, sondern viel eher eine art krücke zum rudimentären überleben unter gewalttätigen sozialen bedingungen (die es dazu überhaupt erst hervorbringen).

der kompensationsversuch einer elementaren schädigung also. in der jeweiligen art und weise als auch im ausmaß dieser kompensation können vermutlich erhebliche unterschiede vorhanden sein - von funktioneller und potenziell reversibler bis hin zu struktureller und totalitärer dominanz (letztere wird im modell der "als-ob-persönlichkeit" sowie strukturellen soziopathen deutlich) gibt es hier ein spektrum, welches allerdings in den symptomen etliche gemeinsamkeiten aufweist. und als eines der verbreitesten dieser symptome, welches eben aufgrund seiner allgegenwart als "normalität" betrachtet wird, kennen wir alle die konstellation des "eigenen körpers", der einem quasi "geistigen" ich anscheinend "gehört" und von diesem ich kontrolliert und gesteuert wird.

wie ich früher schon geschrieben habe, ist das keinesfalls als vollständige subjektivität zu begreifen - dieses eigentumsverhältnis ist im gegenteil ein objektivistisches (ein sich selbst als "subjekt" mißverstehendes virtuelles etwas nimmt den körper - und alles andere - als objekt wahr), und meiner vermutung nach dazu die wesentliche erfahrungsmäßige matrix für alle zustände, in denen das konstrukt "eigentum" irgendeine rolle spielt. natürlich und speziell auch und gerade im kapitalismus, der ohne diese defekte selbst- und weltwahrnehmung gar nicht existieren könnte (und es ist auch nicht so abwegig, hier den tieferen grund für die nicht nur potenziell traumatische gewalt zu sehen, die der kapitalismus ständig massenhaft in ganz verschiedenen versionen produziert - genau diese gewalt ist ja der ausgangspunkt für die ihm zugrundeliegenden und stützenden wahrnehmungszustände).

aus diesen wahrnehmungszuständen ergibt sich u.a. auch die benannte gleichgültigkeit (= empathiestörungen). aber es ergibt sich daraus auch, dass die alternative, die schandl aufstellt - "zwänglerische identität" vs. solidarität - so nicht vorhanden ist. das "ich", welches hier zurecht als "zwänglerisch" bezeichnet wird, ist eben nicht das aus der vollen subjektivität heraus mögliche ich, die vollentwickelte individualität, die eben zwanglos auch die einsicht in die notwendigkeit von und ein bedürfnis nach authentischer kollektivität beinhaltet (und sich von als-ob-kollektiven bzw. zwangsgemeinschaften aller art normalerweise angewidert abwendet).

so, wie es schandl oben ausdrückt, wird nur wieder der scheingegensatz von individualität vs. kollektivität beschworen - und diesen fatalen irrtum gilt es unbedingt zu überwinden.

ich überspringe einen großen - lesenswerten - teil, um gleich wieder eine anmerkung loszuwerden:

(...)"Entsicherte Subjekte jedenfalls können nur überleben, wenn sie selbst beinhart agieren. Wollen sie von den (neuen) Märkten nicht ausgespuckt werden, müssen sie sich zu kleinen Konkurrenzmonstern entwickeln. Es ist nicht der freie Atem, den das bürgerliche Subjekt - der so genannte freie Bürger - atmen darf, es ist asthmatisches Hecheln. Die Angst unter die Räder zu kommen, wird größer, es gilt daher schnell, schlau und verschlagen zu sein. Entsichert meint aber mehr als verunsichert - entsichert heißt auch, dass die flexiblen Subjekte permanent unter Spannung stehen, geladen sind, bereit sein müssen zu schießen, zumindest am Markt andere abzuschießen. Das Instrumentarium, das ihnen aufgezwungen wird, ist ein aggressives. Die Kalaschnikow ist entsichert und bei einigen wird sie nicht nur im übertragenen Sinne losgehen. Am Ende stehen dann kollektive Bandenbildung oder individualisierte Amokläufer. Kann sich keine positive Perspektive entwickeln, werden diese regressiven Tendenzen zunehmen, ja sich zur Barbarei verallgemeinern."(...)

jemand mit einer - wie auch immer genau ausgeprägten - psychophysischen struktur wie oben skizziert kann u.u. weder anders handeln noch sich überhaupt etwas anderes vorstellen - es ist ihm aufgrund des zustandes, in dem sich nervensystem incl. gehirn befinden, schlicht nicht möglich. und genau solche leute bilden mit einiger wahrscheinlichkeit genau die art antisozialer "elite", die hier mit ihrem treiben immer wieder thema ist. mir stellt es sich so dar, dass sich aufgrund traumatischer prozesse unter bestimmten bedingungen immer mehr menschen funktional dem wahrnehmungsstatus dieser "elite" anschließen, was sich bspw. in der übernahme der konstrukte und ideologien ausdrückt, die elitärerseits mit einigem erfolg verbreitet werden. als metapher könnten wir auch eine ganz spezifische art von invasion annehmen, die zu ihrem abschließenden erfolg unbedingt der zerstörung der elementarsten menschlichen fähigkeiten zum sozialen bedarf - an erster stelle wäre hier die liebesfähigkeit zu nennen.

genau diese findet in einem szenario entfesselter konkurrenz, in dem der "wert" eines menschen einzig an objektivistischen kriterien der "leistungsfähigkeit" festgemacht wird, nicht nur keine resonanz im sinne positiver beantwortung mehr, sondern wird in solchen verhältnissen sogar hinderlich und dysfunktional. ich hatte es früher ebenfalls schon mal geschrieben: wer hier "positiv" selektiert wird, d.h. am ende übrigbleibt, lässt sich nicht mehr als mensch nach unserem verständnis beschreiben - wer da übrigbleibt, ist eine totalitär vereinsamte und ständig paranoide figur, die ihre eigenen ununterbrochenen fiktionen mit der realität verwechselt, die aufgrund massiver psychophysischer schäden nicht mehr vollständig und v.a. nicht in ihrer sinnlichen qualität wahrgenommen werden kann. und falls sich dieses szenario so durchsetzen kann, würde es meiner meinung nach auch das definitive ende des "experiments mensch" bedeuten - nicht nur in dem sinne, dass den überlebenden wesen die wesentlichen und spezifischen menschlichen qualitäten fehlen würden, sondern auch deswegen, weil sie über kurz oder lang - und das ist heute bereits eindrucksvoll zu sehen - ihre eigenen lebensgrundlagen zerstören würden. ohne fähigkeiten zur wahrnehmung der eigenen untrennbaren verwobenheit in die planetare ökologie zb. werden sie ebenfalls nicht (mehr) in der lage sein, die vielfältigen warn- und gefahrenzeichen wahrzunehmen, die ökologische systeme vor dem kollaps noch abgeben.

wir sind auf dieser schiefen ebene insgesamt bereits ein ganzes stück ins rutschen gekommen.

und auch die von schandl erwähnte "kollektive bandenbildung", siehe auch hier, sowie der "individualisierte amokläufer" (der eben nicht individualisiert, sondern vereinzelt ist - genauso, wie die banden höchstens als zwanghafte als-ob-kollektive zu verstehen sind), lassen sich sowohl als existierende phänomene registrieren wie auch als zu erwartende entwicklungsschritte auf der erwähnten schiefen ebene begreifen. wobei mir dazu noch ein aspekt eingefallen ist: denken Sie einmal darüber nach, in welchen regionen des planeten besonders gangbildungen zu beobachten sind - und wo einzelne amoktaten. und vergleichen Sie vielleicht auch einmal die kulturellen und klassenzugehörigkeiten. ich will darauf hinaus, dass bandenbildung eher dort zu finden ist, wo in der vergangenheit und teils auch noch aktuell zumindest rudimentär funktionierende soziale strukturen vorhanden sind oder waren. das gegenteil dazu bilden die amoktäter "neuen typs", die v.a. ein produkt der westlichen kultur darstellen - und in ihrer vereinzelung den status unser gesellschaftlichen verhältnisse realitätsgetreu abbilden. der kapitalismus in den metropolen tendiert offensichtlich dazu, selbst simulationen von kollektivität - dazu gehören banden - nicht mehr zuzulassen. den vergleich zwischen der klassischen mafia und transnationalen konzernen habe ich hier schon öfter gezogen - zugunsten der mafia (auch ein als-ob-kollektiv) könnte man inzwischen sagen, dass die sich zumindest noch um den anschein einer rudimentären moral - "ehrenkodex" - bemüht hat...

jetzt zu einem anderen punkt, der hier ebenfalls immer wieder eine rolle spielt:

(...)"Auch Reizvokabeln wie "Skandal", "Schuldige", "Opfer", "Täter" führen auf Abwege. Die Politik der identitätslogischen Zuweisung ist zu überwinden. Wir alle sind - wenn auch in unterschiedlichem Ausmaße - Opfer und Täter, Schuldige und Unschuldige, im Prinzip aber Funktionäre des Kapitals. Diese Struktur ist aber keine Natur, auch wenn sie als zweite Natur erscheint. Sie verfügt über uns, nicht nur weil wir uns fügen, sondern sie mit unseren Handlungen und Überzeugungen stets neu hervorbringen. Wir müssen allerdings Abstand von der Vorstellung gewinnen, die andere Welt sei nur gegen irgendwelche Andere durchsetzbar. Vor allem die unentwegte personelle Zuweisung bringt die Leute nicht zusammen, sondern hetzt sie gegeneinander auf. Nicht die Befreiung von uns formierenden Formprinzipien steht dann an, sondern der Kampf der formbestimmten Interessen. Das Böse kennt eben nicht Name, Anschrift und Gesicht, wie Bertolt Brecht - ganz Kind seiner Zeit - einmal meinte, sondern bloß Logik und Vorschrift."(...)

hier möchte ich deutlich widersprechen: zwar ist das obige - oberflächlich betrachtet - sehr ähnlich dem ansatz, den ich hier im blog unter täter-opfer-dialektik skizziert habe - aber die betonung liegt eben auf oberflächlich.

es gibt reale täter, und die frage danach, wie sie dazu geworden sind, kann diese realität nicht aus der welt schaffen. das "wir" - bewohnerInnen der westlichen gesellschaften - in unterschiedlichem maße sowohl täter als auch opfer sind, ist dabei noch das kleinste erkenntnisproblem. viel eher wird die täter-frage bei der these relevant, das wir "...allerdings abstand von der vorstellung gewinnen, die andere welt sei nur gegen irgendwelche andere durchsetzbar." das halte ich für eine gefährliche und geradezu suizidale aufforderung. warum? weil spätestens eine genaue auseinandersetzung mit den zuständen, die sich in form der massivsten beziehungskrankheiten manifestieren, die frage mit sich bringt, ob es bspw. mit soziopathen überhaupt eine ebene der authentischen verständigung geben kann. ich hatte dieses problem neulich mal so umschrieben:

(...)"wer einen entscheidenden teil der eigenen wahrnehmungsfähigkeiten eingebüßt hat (und stattdessen als objektivistisches surrogat z.b. den eigenen quantifizierbaren profit als einzigen "lebenssinn" zur verfügung hat), wird erstens weder rücksichtnahme auf soziale und ökonomische beziehungen und grenzen kennen, zweitens weitgehend ignorant gegenüber allen entsprechenden warnsignalen bleiben (von denen das leid von lebewesen für alle empathiefähigen menschen eines der wichtigsten darstellt), und drittens im schlechtesten fall nicht einmal das problem begreifen können - und damit ist eine unüberwindlichende grenze für jeden heutigen begriff von "politik" gesetzt, die abstrakt und objektivistisch von einer diffusen "gleichheit" aller menschen ausgeht. es gibt nun aber real durchaus qualitative psychophysische unterschiede zwischen menschen, die im extremfall die wahrnehmung völlig unterschiedlicher welten bedeuten - die nazis z.b. haben mit ihrem gerede von "untermenschen" imo nicht nur unsinn erzählt, sondern auf ihre eigene art und weise ihren wahrnehmungsstatus durchaus korrekt beschrieben - und sie haben uns mit ihrem handeln einen deutlichen hinweis darauf hinterlassen, was derartige wahrnehmungsbeschränkungen für folgen haben können"(...)

es ist durchaus realistisch, vom worst-case-szenario auszugehen, welches da lautet: beziehungskranke und wahrnehmungsgeschädigte menschen können weder interesse an noch überhaupt eine vorstellung von einem leben jenseits gewalttätiger und hierarchischer strukturen haben. und sowohl mit dieser option als auch den daraus folgenden konsequenzen - die bspw. in einer strikten sozialen isolierung betroffener liegen könnten - hat sich jede emanzipatorische strömung auseinanderzusetzen. schandl geht aus meiner sicht implizit von der oben erwähnten abstrakten gleichheit aller menschen aus, die allerdings in einem psychophysischen sinne nicht vorhanden ist - der jeweilige zustand unseres nervensystems entscheidet auch über die wahrnehmung dieser welt und die möglichkeiten des lebens (und das ist ausdrücklich kein konstruktivistischer ansatz - das nur nebenbei gesagt).

weitgehende zustimmung meinerseits dann zum letzten abschnitt:

(...)"Wir fordern somit nicht Erfüllung, sondern Distanz von der eigenen Charaktermaske. Die Leute sollen sich ernster nehmen als ihre Rollen. Das Rollen-Ich - Dividuum nannte es Günther Anders - ist zu durchbrechen, will überhaupt so etwas wie Individuum ermöglicht werden. Ganz kategorisch gilt es zu sagen: Leben und Kapitalismus sind unvereinbar. Eine andere Welt ist möglich, ein anderer Kapitalismus nicht. Die neue oder notwendige Sozialbewegung wird sich daran messen lassen müssen, ob sie diese Radikalität zulässt oder sich einmal mehr in den Schützengräben des bürgerlichen Kontinuums verkriecht. Wenn sie nicht darüber hinauskommt, mit den "edlen" Werten der kapitalistischen Warengesellschaft gegen die kapitalistische Realität zu revoltieren, wird sie ein obligates Schicksal ereilen. Sie affirmiert dann ja bloß, was sie vermeintlich angreift, tut so, als hätte das Eine mit dem Anderen nichts zu tun. Der Kommunismus ist nur zu haben als eine planetarische Assoziation befreiter Individuen. Wobei Freiheit Freiheit von fetischistischer und verdinglichter Form bedeutet. Befreiung meint frei sein vom Wert und seinem ganzen Rattenschwanz, dem beschränkten Universum, das sich als ewig missversteht: Recht und Demokratie, Politik und Staat, Ökonomie und Ideologie, Tausch und Markt. Das wäre doch mal was anderes."

yo. "das rollen-ich ist zu durchbrechen" - das bedeutet die auflösung der dominanz von als-ob-zuständen im sozialen leben. dieser prozeß muss und kann nur ein globaler sein. und ob das daraus und vielen anderen veränderungen entstehende dann kommunismus oder tendenziell eher anarchie genannt wird - oder auch ganz anders - ist eine nachrangige frage. aber etwas anderes wäre es zur abwechslung wirklich mal.

Sonntag, 11. Februar 2007

notiz: ...und es geschah in "der besten aller welten"

"In einem verschmutzten Nachthemd, eine Plastiktüte mit seinen Habseligkeiten zwischen den Zähnen, versucht ein querschnittsgelähmter Mann auf dem Bürgersteig vorwärts zu kriechen. Wenigen Stunden zuvor war er noch in einem Krankenhaus in Los Angeles behandelt worden, jetzt hat ihn ein Fahrer der Klinik laut Polizei im berüchtigten Obdachlosenviertel Skid Row ausgesetzt."(...)

so beginnt ein artikel zu einigen vorfällen in los angeles, bei denen ich dringend davor warne, sie alleine als "einzelfälle" und "versagen bzw. verfehlungen einzelner verantwortlicher" anzusehen. nein, das geschilderte ist eher symptomatisch für das, was zukünftig noch alles zu erwarten ist - wenn wir denn nicht endlich aus unserer sozialen trance erwachen.

(...)"Nach Auskunft der Stadtverwaltung von los Angeles ist der Fall nicht der erste. Immer wieder würden obdachlose, manchmal orientierungslose Patienten dort einfach sich selbst überlassen.

Vor drei Monaten erhob die Staatsanwaltschaft in Los Angeles zum ersten Mal Klage. Auf Videoaufnahmen war damals zu sehen, wie ein 63 Jahre alter Patient in einem Nachthemd und auf Socken in den Straßen von Skid Row umherirrt. Inzwischen hat die Stadt ähnliche Vorwürfe gegen mehr als ein Dutzend Krankenhäuser vorgebracht. Viele haben diese zurückgewiesen, andere räumen ein, Patienten bei Hilfsgruppen in dem wegen Kriminalität berüchtigten Viertel abzusetzen."(...)


schauen Sie sich noch einmal die geschichte von kevin an - und Sie werden feststellen, dass sich in diesem land hier grundsätzlich ähnliche tendenzen des antisozialen feststellen lassen. aber es heißt ja immer, dass "wir" hier den usa um ein paar jahre "hinterher" sind...

Samstag, 10. Februar 2007

notiz: "Traumaarbeit ist ein Teil des Widerstands"

im folgenden ein kurzer verweis auf eine längst überfällige und meiner meinung nach sehr sinnvolle initiative von und für politisch und sozial aktive:

"Was ein Trauma oft schafft, ist das was die Repression erreichen soll. Aber es liegt an uns wie wir darauf antworten, was wir mit unserer Angst machen und wie wir uns unterstützen."

der erste satz ist nur zu unterstreichen - tatsächlich ist traumatisierung vielleicht sogar der langfristig wirksamste repressionseffekt, der überhaupt denkbar ist - dazu mit einer art "streuwirkung", weil regelmäßig nicht nur alleine der traumatisierte mensch betroffen ist, sondern auch das soziale umfeld. mehr zu diesem aspekt in einem der folgebeiträge in der traumareihe.

"Obwohl die Gesellschaft anfängt „Posttraumatischen Stress“ (PTSD) ernst zu nehmen, gilt für uns immer noch das Bild des „unerschütterlichen Aktivistinnen“. Wir negieren Schwäche, haben das Gefühl und „normal“ und stark verhalten zu müssen, auch wenn dieses dem subjektiven seelischen Empfinden widerspricht. Dieses Stigma gilt es zu überwinden, denn wir müssen uns im Kampf gegen die Repression unterstützen, wenn wir als Bewegung effektiv sein wollen. Innerhalb dieses Vorgangs ist es unabdingbar, dass das Verhältnis zwischen der Gruppe und dem ich analysiert und ggf. neu geformt wird. Dabei ist es hilfreich, Erfahrungen mit Angst und Trauma jeglicher Art und Weise auszutauschen und auf die Auswirkungen von psychischer und physischer Gewalt einzugehen.

Letztendlich ist es unser aller Aufgabe uns klarzumachen, dass Aktivität oder Länge politischer Arbeit keinen Schutz vor traumatischen Erfahrungen darstellen. Wir wollen mit dem Activist Trauma Support Raum und Personen zur „Emotionalen Ersten Hilfe“ bieten."


und hier geht´s zur seite der gruppe out of action:

"Politische Events, wie z.B. Gipfelproteste, sind nicht nur eine gute Möglichkeit um aktiv zu werden, sich zu vernetzen und etwas zu bewegen, sondern können auch zu erhöhtem Stress und einem Anstieg der Repression führen. Ein Ziel dieser Repression ist es, kritische Menschen einzuschüchtern und ihnen ein Gefühl von Ohnmacht gegenüber staatlicher Herrschaft zu vermitteln. Im Zuge dessen können Traumatisierungen entstehen, die manchmal dazu führen, dass sich Menschen aus politischen Zusammenhängen zurückziehen. Es ist es wichtig, ein Bewusstsein für eben dieses Vorgehen staatlicher Gewalt zu entwickeln, um sich gegenseitig zu unterstützen und wehren zu können, anstatt alleine irgendwann zu resignieren."(...)

wie gesagt: ein sehr unterstützenswertes projekt.

Freitag, 9. Februar 2007

assoziation: einsamkeit, stress, alter und alzheimer

möglicherweise erinnern Sie sich noch an diesen beitrag, in dem es u.a. um die zunehmende verbreitung von sozialer isolation und einsamkeit in den usa geht. ich möchte das nochmalige lesen empfehlen, denn zusammen mit den gleich folgenden informationen geht es hier um fatale konsequenzen gesellschaftlicher realitäten, die nicht erst seit gestern für die große mehrheit aller lebenden menschen bedrohliche formen angenommen haben.

*

jetzt zu den eben erwähnten informationen, die ich zwei artikeln des deutschen ärzteblattes entnommen habe. zum einen gibt es dort unter der überschrift Deutliche Zunahme neurologischer Erkrankungen zu lesen:

(...)"Offensichtlich ist dagegen der Grund für die Zunahme der Alzheimer-Erkrankungen: die steigende Lebenserwartung. Sie zählt mit 67 von 1.000 US-Amerikanern zu den häufigsten (schweren) neurologischen Erkrankungen. Auch die Zahl der Parkinsonerkrankungen, an der heute 10 von 1.000 US-Amerikaner erkranken, wird weiter ansteigen. In einem weiteren Beitrag prognostiziert Ray Dorsey von der Rochester Universität eine Verdopplung der Zahlen bis zum Jahr 2030 (Neurology 2007 68: 384-386)".(...)

(das der artikel auch aussagen über die hier bereits öfter erwähnten steigenden zahlen von diagnosen aus dem "offiziellen" autistischen spektrum macht und dazu kurz den immer noch laufenden streit über die interpretation dieser zahlen streift, soll hier ausnahmsweise einmal nicht das thema sein).

eine komprimierte zusammenfassung des derzeitigen informationsstands zur alzheimer-demenz findet sich hier. wobei zu sagen ist, dass ergänzend eigentlich diese studienergebnisse dazugehören. und wie schon gesagt: erinnern Sie sich nochmals an das ausmaß der verbreitung von sozialer isolation in den usa.

"Menschen, die sich einsam und verlassen fühlten, erkrankten den Ergebnissen einer Kohortenstudie zufolge mehr als doppelt so häufig an einer Alzheimer-Demenz wie gesellige Menschen. Die Autoren glauben in den Archives of General Psychiatry (2007; 64: 234-240) nicht, dass der soziale Rückzug ein Frühsymptom der Erkrankung ist, haben aber keine Erklärung, wie negative Emotionen die doch massiven strukturellen Veränderungen im Gehirn des Alzheimerkranken auslösen könnten.(...)

Mit dem Memory and Aging Project erforschen Mediziner der Rush Universität in Chicago seit Jahren die vielfältigen Aspekte der Alzheimer-Demenz. Dazu gehört die Tatsache, dass viele Personen bereits vor dem Ausbruch der Erkrankung zunehmend sozial isoliert sind. In der aktuellen Studie zeigen Robert Wilson und Mitarbeiter, dass allein schon das Gefühl der sozialen Isolierung mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko assoziiert ist. Die 823 Senioren, die sich seit Ende 2000 an dem Projekt beteiligen, wurden in einem Fragebogen zu Beginn der Studie und danach jährlich wieder nach ihren Gefühlen befragt."(...)


die tatsache, dass alleine schon das gefühl der sozialen isolierung (und das ist hier nun mal wahrnehmungsmäßig relevant) "mit einem erhöhten erkrankungsrisiko assoziiert" ist, stellt dabei keineswegs eine besonders neue erkenntnis dar - und sie ist auch bei weitem nicht nur im hinblick auf alzheimer von belang. mit dem fortschreitenden wissen der neurowissenschaften wird immer mehr das deutlich, was im nächsten absatz an erster stelle steht:

(...)"Die Studie zeige, dass soziale Interaktionen einen spürbaren Einfluss auf das Gehirn haben, meint Susanne Sorensen von der britischen Alzheimer's Society, welche die Studie auf ihrer Internetseite kommentiert. Ähnlich äußert sich Rebecca Wood vom Alzheimer's Research Trust, einer britischen Stiftung. Mahnend weist sie auf Fragmentierungstendenzen in der Gesellschaft mit der Zunahme sozial isolierter Menschen hin, die langfristig einen „echten“ Einfluss auf die mentale und physische Gesundheit der Bevölkerung haben könnte."

das "könnte" streichen wir an dieser stelle mal. wichtig wäre nach diesem schritt eher, die art und weise dieses einflusses und seine folgen möglichst genau zu bestimmen - aber diese aufgabe würde eine veränderung im menschen- und weltverständnis erfordern, die offensichtlich auch für wissenschaftlerInnen nicht so einfach zu realisieren ist:

"Weder die Autoren noch die Kommentatoren haben jedoch eine Idee, wie die psychosozialen Faktoren in die Pathophysiologie der Alzheimer-Erkrankung einwirken und wie sie zum massiven Untergang von Hirnzellen betragen könnten."

ach? wirklich überhaupt keine idee?

(...)"Unsere Versuche bestätigen, dass soziale Isolation der mit Abstand größte Stressfaktor ist, weit vor Elektro- oder Kälteschocks", erklärt Professor Bauke Buwalda von der niederländischen Universität Groningen den Sinn dieses Experiments."(...)

stress nun wiederum, und das ist meines wissens mittlerweile wirklich keine spekulation mehr, stress kann psychophysisch sehr fatale wirkungen mit sich bringen:

(...)"Zwischenmenschliche Belastungen, Überforderungen oder bereits kleinere psychische Anspannung schalten im Hirn Stressgene an, deren Produkte über den Blutweg die Nebenniere erreichen, wo vermehrt Cortisol produziert wird. Letzteres unterdrückt die Produktion von Sexualhormonen und die Immunabwehr. In diesem Sinne werden heute in der Psychoneuroimmunologie mögliche Zusammenhänge zwischen Stress und Krebs diskutiert. Aber auch zur Alzheimer-Entstehung bieten sich Verbindungen an: Stressgene hemmen andere Gene, die Nervenwachstumsfaktoren produzieren. Auch vermag laut Bauer Stress ein bestimmtes Protein Alzheimer-typisch zu verändern."(...)

vielleicht sollten sich die autoren der oben erwähnten alzheimer-studie einfach mal mehr außerhalb ihrer vermutlichen wahrnehmungstunnel bewegen?

*

ich habe vor langer zeit selbst mal ein halbes jahr auf zwei pflegestationen eines privat (lies: kommerziell) betriebenen sog. "alten- und pflegeheims" gearbeitet. und von den vielen in diverser hinsicht unangenehmen erinnerungen ist mir das miterleben des in einem atemberaubenden tempo vor sich gehenden dementen verfalls eines alten mannes als eine der nachdrücklichsten im gedächtnis. dieser mann kam in einem durchaus "fitten" zustand in die station, d.h. er konnte sich um seine sachen selbst kümmern, war geistig klar und orientiert, kommunikationsfähig, nicht bettlägerig und - neben einigen heutigen alterstypischen beschränkungen - durchaus jemand, zu dem das attribut "rüstig" gepaßt hat.

all das änderte sich in nur zwei- bis drei monaten des stationären aufenthaltes in extremer und erschreckender hinsicht.

neben einem etwas schleichender vonstatten gehenden körperlichen verfall fielen als erstes kleine vergeßlichkeiten auf, ebenso wie unsicherheiten in form längerer pausen im gespräch. diese symptome steigerten sich im laufe der - kurzen - zeit zu einer mehr oder weniger vollausgebildeten allgemeinen demenz.

wie gesagt, diese geschichte liegt schon über zwei jahrzehnte zurück und natürlich könnte auch eine zufällig gerade in dieser zeit voll "aktiv" gewordene primär "hirnorganische" krankheit mit verantwortlich gewesen sein - das kann ich nicht mehr rekonstruieren. aber selbst in diesem falle würde sich die frage nach dem oder den auslösern dieser aktivität stellen.

und damit zu dem, was heute immer als psychosoziale bedingungen bezeichnet wird: das klima - und zwar sowohl allgemein als speziell das arbeitsklima - dieser station war ein durchaus desolates: eine autoritär auftretende und willkürlich handelnde stationsleiterin, medikamenten- und alkoholprobleme bei teilen des personals - und einige phänomene mehr, die heute wohl unter den begriffen mobbing und burn-out laufen würden (supervision war natürlich völlig unbekannt). das verhältnis zu den "patientInnen" wiederum war unter diesen umständen - wie konnte es auch anders sein? - ein verdinglichendes in dem sinne, dass die reibungslosigkeit des betriebs vorgeordnet an erster stelle stand, weit vor allen etwaigen bedürfnissen der alten. dazu wurde großzügig von medikamenten, v.a. psychopharmaka, gebrauch gemacht. die reine befriedigung der körperlichen grundbedürfnisse wurde zwar gewährleistet, jedoch wurde auch hier der formale rahmen an die erste stelle gesetzt. was konkret bspw. bedeutete, dass der wunsch einer alten frau nach einem zusätzlichen nachtisch beim mittagessen glatt abgeschmettert wurde - "aus prinzip". es blieb jeden tag einiges an essensportionen über, und diese reste wurden jeden tag in den "schweineeimer" geschmissen und entsorgt. an der verfügbarkeit eines zweiten nachtisch lag es also nicht.

aber am "prinzip". was hier als synonym dafür zu lesen ist, dass ein großteil des personals die alten als störend und lästig empfand - gerade und besonders dann, wenn sie bedürfnisse äußerten, die über die vorgeschriebene minimalversorgung hinausgingen. ich will hier generell kein altenpflegerInnen-bashing betreiben: dieser beruf ist aus meiner perspektive einer der schwierigsten, den es gibt. die ständige konfrontation mit verfall, krankheit und v.a. dem tod unter bedingungen von personalknappheit (Sie wissen schon: die "betriebswirtschaftliche logik"...) und grotesk schlechter bezahlung verlangt eine enorme persönliche stärke, die aber unter den herrschenden gesellschaftlichen bedingungen niemals ausreichen kann. das nur am rande.

"minimalversorgung" jedenfalls meinte damals auch, dass die bedürfnisse nach aktivität und kommunikation - sofern noch vorhanden - seitens der bewohnerInnen in der art "befriedigt" wurden, dass diejenigen, die nicht ständig bettlägerig waren, nach dem frühstück angezogen wurden und bis zum - am späten nachmittag stattfindenden - abendessen in einen scheußlich eingerichteten raum vor den fernseher gepackt wurden - programm nebensächlich - und dort unter weitgehender sprachlosigkeit und sich selbst überlassen vor sich hindämmerten, bis sie wieder ins bett befördert wurden.

manifeste lieblosigkeit - auch ein synonym für soziale isolation. ich habe in den paar monaten dort selbst psychophysische symptome entwickelt, und bin nach einer schweren auseinandersetzung mit der erwähnten stationsleiterin auf eine andere station versetzt worden, auf der ich eine art gegenmodell zum gerade beschriebenen kennenlernen konnte. ein pflegeteam, das aus den eigenarten und den persönlichen fähigkeiten seiner mitglieder heraus sowohl insgesamt ein ganz anderes arbeitsklima etablieren konnte und v.a. seine aufgaben auch jenseits des vorgeschriebenen minimalismus suchte und fand. so wurden zb. spielnachmittage und ausflüge organisiert, und besonders jeden tag und immer wieder das gespräch mit den alten gesucht - und sich zeit genommen. ich kann von heute aus nicht sagen, ob die verantwortliche stationsleitung dazu besondere kämpfe mit der heimleitung ausfechten musste. ich vermute eher, dass lediglich die vorhandenen möglichkeiten konsequent ausgeschöpft wurden.

und als basis dafür braucht es u.a. ein empfinden dafür, es bei pflegerischen tätigkeiten eben nicht mit irgendwelchen dingen zu tun zu haben, die sich beliebig in die ecke stellen lassen - und später wieder rausgeholt werden.

*

warum ich diese geschichten gerade erwähnt habe, sollte eigentlich deutlich sein. und seit damals muss ich immer wieder über einige aspekte von demenz nachdenken, die mir deutliche botschaften zu enthalten scheinen, welche unter berücksichtigung des themas soziale isolation noch deutlicher zu werden:

demenz bedeutet vergessen. und ich kann mir kaum etwas in einem gewissen sinne wirkungsvolleres vorstellen als strukturelle hirnveränderungen, um einsamkeit, schmerzen, demütigungen und allgemeinen stress ein für alle mal anscheinend zu entkommen.

demenz bedeutet selbstverlust. und damit verschwindet die angriffsfläche für die gerade genannten negativen zustände.

demenz bedeutet einen funktional autistischen zustand immer weiter um sich greifender (scheinbarer) beziehungslosigkeit. die sich speziell und konkret in den sozialen beziehungen manifestiert. das lässt sich als sehr umfassenden rückzug aus dem wichtigsten bereich des menschlichen lebens interpretieren.

und mit all dem obigen ganz eng zusammen hängt für mich der letzte aspekt, den ich erwähnen möchte: demenz bedeutet letztlich eine rückkehr in die früheste kindheit. zu meinen alltäglichen arbeiten damals gehörten füttern, windelwechsel sowie waschen - alte babys. ein zustand der zunehmenden hilflosigkeit, in dem die elementarsten körperfunktionen eine - wie auch immer konkret aussehende - zuwendung und aufmerksamkeit praktisch "erzwingen". ich kann mir nicht helfen: auch das lässt sich als ein - nicht "bewußt" durchgeführter und aus bestimmter perspektive kreativer - ausweg aus einer position der isolation interpretieren, bei dem selbstachtung, scham- und stolzgefühle keinerlei hindernisse mehr darstellen können, weil sie schlicht vergessen werden.

*

was aus dem obigen für folgerungen bezgl. unserer lebensverhältnisse zu ziehen sind, möchte ich Ihnen überlassen.

Mittwoch, 7. Februar 2007

happy birthday, klaus theweleit!

alles gute zum 65. und danke für viele jahre inspirationen und anregungen - in der hoffnung, dass es noch lange so weitergehen möge. die "männerphantasien" waren für mich ein schlüssel für eine andere art der wahrnehmung - und es ist selten genug, dass sich solches über kulturelle produktionen sagen lässt.

mehr hier.

(...)"Mit seiner Doktorarbeit traf Theweleit den Nerv des Publikums. Seine Dissertation 1977 und 1978 über "faschistisches Bewusstsein und der soldatischen Prägung des Ich" bildeten die Grundlage für das Buch "Männerphantasien". Darin geht Theweleit mit Hilfe von Freikorpsliteratur der Frage nach, welcher Typ Mann im Dritten Reich in den Sog des Faschismus geriet.

"Die Frage ist hoch aktuell", sagt Theweleit. Es gehe darum, wie ein Mensch ein Nazi und ein zum Töten bereiter Soldat werden könne. Sein Ziel sei es, die Leser zu einer Auseinandersetzung mit dieser Frage zu bewegen. Eine wichtige Rolle nehme dabei das Verhältnis zwischen Mann und Frau ein."(...)

User Status

Du bist nicht angemeldet.

US-Depeschen lesen

WikiLeaks

...und hier geht´s zum

Aktuelle Beiträge

Es geht ihm gut? Das...
Es geht ihm gut? Das ist die Hauptsache. Der Rest...
Grummel (Gast) - 23. Jan, 21:22
Im Sommer 2016 hat er...
Im Sommer 2016 hat er einen Vortrag gehalten, in Bremen...
W-Day (Gast) - 23. Jan, 14:49
Danke, dir /euch auch!
Danke, dir /euch auch!
Grummel - 9. Jan, 20:16
Wird er nicht. Warum...
Wird er nicht. Warum auch immer. Dir und wer sonst...
Wednesday - 2. Jan, 09:37
Ich bin da, ein Ping...
Ich bin da, ein Ping reicht ;) Monoma wird sich...
Grummel - 15. Sep, 16:50
Danke, Grummel. Das Netzwerk...
Danke, Grummel. Das Netzwerk bekommt immer grössere...
Wednesday - 13. Sep, 10:02
Leider nicht, hab ewig...
Leider nicht, hab ewig nix mehr gehört.
Grummel - 12. Sep, 20:17
Was ist mit monoma?
Weiss jemand was? Gruß Wednesday
monoma - 12. Sep, 14:48
Der Spiegel-Artikel im...
Den Spiegel-Artikel gibt's übrigens hier im Netz: http://www.spiegel.de/spie gel/spiegelspecial/d-45964 806.html
iromeister - 12. Jun, 12:45
Texte E.Mertz
Schönen guten Tag allerseits, ich bin seit geraumer...
Danfu - 2. Sep, 21:15

Suche

 

Status

Online seit 7199 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Besuch

Counter 2


assoziation
aufgewärmt
basis
definitionsfragen
gastbeiträge
in eigener sache
index
kontakt
kontext
lesen-sehen-hören
notizen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren