vom welthunger und "psychischer und sozialer destruktion im neoliberalismus"
einen film, der imo am besten im zusammenhang mit "the corporation" geschaut werden sollte, möchte ich hiermit nach eigener anschauung empfehlen: "we feed the world" setzt zwar meiner meinung nach (leider) einiges wissen bereits voraus und hat auch ein etwas zu abruptes ende, kann aber aufgrund der ausgewählten beispiele durchaus einen tieferen eindruck in die dimensionen des ökonomischen und sozialen wahns präsentieren, der sich letztlich in der verdinglichung alles lebendigen in seiner ganzen zerstörerischen wucht selbst demaskiert. diese verdinglichung kommt im film am beispiel des "lebens" von industriell erzeugten hühnern (auf dieser seite ist die "lebendware" auf den fließbändern zu sehen) am eindrucksvollsten heraus. und der im interview am ende gezeigte chef eines großen lebensmittelkonzerns (namen sind in diesem fall austauschbar) hat mich in seiner starren maskenhaftigkeit und formal "korrekten" art spontan an die beschreibung zu beginn dieses beitrags erinnert...
"WE FEED THE WORLD - ESSEN GLOBAL ist ein Film über Ernährung und Globalisierung, Fischer und Bauern, Fernfahrer und Konzernlenker, Warenströme und Geldflüsse - ein Film über den Mangel im Überfluss. Er gibt in eindrucksvollen Bildern Einblick in die Produktion unserer Lebensmittel sowie erste Antworten auf die Frage, was der Hunger auf der Welt mit uns zu tun hat."
sehen Sie´s sich an.
*
beim stöbern im lieblingsbuchladen kam mir vor einiger zeit ein titel unter die augen, der bei mir spontan für große neugier gesorgt hat:
besonders interessant fand ich dabei diese (Sie müssen leider bis zum titel "Solidarisch Mensch werden" scrollen) herangehensweise:
"Interdisziplinär werden aus ökonomischer, politologischer, psychologischer und theologischer Perspektive Traumatisierungserfahrungen der Verlierer, der pathologische Narzissmus der Gewinner und die Situation der Mittelklassen untersucht."
und an diesem punkt möchte ich auch lob und kritik gleichzeitig äußern: lob dafür, dass endlich einmal ein neuer ansatz existiert, eine analyse der heutigen sozioökonomischen verhältnisse zu versuchen und dabei nicht zu trennen von - hm, psychologischen und auch medizinischen aspekten - so wird immer wieder berechtigt, z.b. hinsichtlich erfahrungen von mobbing und erwerbslosigkeit, aber auch hinsichtlich der folgen von kriegen und staatlicher repression, auf aktuelle forschungen der psychotraumatologie bezug genommen. ebenso werden - imo absolut überfällig und bislang viel zu wenig betrieben - sowohl die gesellschaftlichen auswirkungen massenhafter dissoziation als auch die psychopathologischen strukturen der globalen "eliten" ins zentrum der aufmerksamkeit gerückt. dafür nutzt das autorenkollektiv eine bestimmte richtung der psychoanalyse, der relationalen pa. wie in der besprechung eines werkes eines der maßgeblichen vordenker dieser richtung zu sehen ist, besteht die besonderheit dieser strömung darin, dass sie die unauflösbare interpersonale bzw. intersubjektive beziehungsrealität des menschlichen lebens ins zentrum rückt - was ich hinsichtlich der "klassischen" pa für einen echten fortschritt halte:
"Überzeugend führt der Autor vor Augen, in welch hohem Maß der Einzelne in Beziehungen eingebunden ist, sodass der Einfluss ihrer Funktionsweisen und ihrer inneren Konturen kaum jemals in ihrer vollen Bedeutung erfasst werden.
Ein interessanter Ansatz von Mitchells relationaler Psychologie ist seine implizite Kulturkritik, die den Umstand fokussiert, dass die psychologischen Lehren der westlichen Kulturen dazu neigen, die eigene Seele als exklusiven individuellen Besitz darzustellen, „der unter unserer omnipotenten Kontrolle steht, während der intersubjektive Austausch mit anderen eine Frage der Intention ist“.
der letzte satz stellt imo eigentlich eine umschreibung der dominanz des objektivistischen modus in der westlichen kultur dar - und trotz der impliziten kritik an eben dieser dominanz bleibt auch dieser eigentlich begrüßenswerte ansatz immer noch von den unsichtbaren grenzen des mainstreams der westlichen psychologie/psychiatrie umschlossen, was sich u.a. in der betonung des "pathologischen narzissmus" als quasi hauptsächliche pathologie der "eliten" ausdrückt - das ich diese einschätzung für einen möglicherweise folgenschweren irrtum halte, habe ich hier im blog an vielen stellen deutlich gemacht, gerade in den beiträgen zum autismus und zur als-ob-persönlichkeit (und dabei geht es durchaus nicht um einen intellektuellen wettstreit, welcher ansatz denn nun letztlich zutreffend ist - es ergeben sich aus der widerlegung bzw. bestätigung der verschiedenen betrachtungsweisen letztenendes ganz verschiedene konsequenzen und handlungsnotwendigkeiten).
die autoren des buches, um das es hier eigentlich geht, arbeiten jedenfalls u.a. auch mit dem begriffspaar "falsches selbst vs. authentisches selbst" - und gerade diese möglicherweise "falsche" alternative wird bspw. mittels des modells der als-ob-persönlichkeit deutlich. letzte gewissheiten, falls solche hier überhaupt möglich sind, werden vermutlich erst weitere fortschritte der neurowissenschaften bringen können. aber solange können weder die spezies noch der planet warten, d.h., dass ich dafür plädiere, vom worst-case-scenario auszugehen - und das wäre die erkenntnis, dass ein mehr oder weniger großer teil der globalen "eliten" als soziopathisch bzw. mindestens schwer antisozial im klinischen sinne angesehen werden muss, mit allen daraus folgenden konsequenzen. das wort "narzisstisch" stellt imo im bestimmten maße eine verharmlosung dar.
trotz aller einwände möchte ich das buch wg. seiner materialfülle und dem durchaus weiten blick auf viele unterschiedliche phänomene empfehlen, auch, wenn ich persönlich mit den durch die befreiungstheologie motivierten theologischen perspektiven und "alternativen" bibelauslegungen nicht so sehr viel anfangen kann.
"WE FEED THE WORLD - ESSEN GLOBAL ist ein Film über Ernährung und Globalisierung, Fischer und Bauern, Fernfahrer und Konzernlenker, Warenströme und Geldflüsse - ein Film über den Mangel im Überfluss. Er gibt in eindrucksvollen Bildern Einblick in die Produktion unserer Lebensmittel sowie erste Antworten auf die Frage, was der Hunger auf der Welt mit uns zu tun hat."
sehen Sie´s sich an.
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beim stöbern im lieblingsbuchladen kam mir vor einiger zeit ein titel unter die augen, der bei mir spontan für große neugier gesorgt hat:
besonders interessant fand ich dabei diese (Sie müssen leider bis zum titel "Solidarisch Mensch werden" scrollen) herangehensweise:
"Interdisziplinär werden aus ökonomischer, politologischer, psychologischer und theologischer Perspektive Traumatisierungserfahrungen der Verlierer, der pathologische Narzissmus der Gewinner und die Situation der Mittelklassen untersucht."
und an diesem punkt möchte ich auch lob und kritik gleichzeitig äußern: lob dafür, dass endlich einmal ein neuer ansatz existiert, eine analyse der heutigen sozioökonomischen verhältnisse zu versuchen und dabei nicht zu trennen von - hm, psychologischen und auch medizinischen aspekten - so wird immer wieder berechtigt, z.b. hinsichtlich erfahrungen von mobbing und erwerbslosigkeit, aber auch hinsichtlich der folgen von kriegen und staatlicher repression, auf aktuelle forschungen der psychotraumatologie bezug genommen. ebenso werden - imo absolut überfällig und bislang viel zu wenig betrieben - sowohl die gesellschaftlichen auswirkungen massenhafter dissoziation als auch die psychopathologischen strukturen der globalen "eliten" ins zentrum der aufmerksamkeit gerückt. dafür nutzt das autorenkollektiv eine bestimmte richtung der psychoanalyse, der relationalen pa. wie in der besprechung eines werkes eines der maßgeblichen vordenker dieser richtung zu sehen ist, besteht die besonderheit dieser strömung darin, dass sie die unauflösbare interpersonale bzw. intersubjektive beziehungsrealität des menschlichen lebens ins zentrum rückt - was ich hinsichtlich der "klassischen" pa für einen echten fortschritt halte:
"Überzeugend führt der Autor vor Augen, in welch hohem Maß der Einzelne in Beziehungen eingebunden ist, sodass der Einfluss ihrer Funktionsweisen und ihrer inneren Konturen kaum jemals in ihrer vollen Bedeutung erfasst werden.
Ein interessanter Ansatz von Mitchells relationaler Psychologie ist seine implizite Kulturkritik, die den Umstand fokussiert, dass die psychologischen Lehren der westlichen Kulturen dazu neigen, die eigene Seele als exklusiven individuellen Besitz darzustellen, „der unter unserer omnipotenten Kontrolle steht, während der intersubjektive Austausch mit anderen eine Frage der Intention ist“.
der letzte satz stellt imo eigentlich eine umschreibung der dominanz des objektivistischen modus in der westlichen kultur dar - und trotz der impliziten kritik an eben dieser dominanz bleibt auch dieser eigentlich begrüßenswerte ansatz immer noch von den unsichtbaren grenzen des mainstreams der westlichen psychologie/psychiatrie umschlossen, was sich u.a. in der betonung des "pathologischen narzissmus" als quasi hauptsächliche pathologie der "eliten" ausdrückt - das ich diese einschätzung für einen möglicherweise folgenschweren irrtum halte, habe ich hier im blog an vielen stellen deutlich gemacht, gerade in den beiträgen zum autismus und zur als-ob-persönlichkeit (und dabei geht es durchaus nicht um einen intellektuellen wettstreit, welcher ansatz denn nun letztlich zutreffend ist - es ergeben sich aus der widerlegung bzw. bestätigung der verschiedenen betrachtungsweisen letztenendes ganz verschiedene konsequenzen und handlungsnotwendigkeiten).
die autoren des buches, um das es hier eigentlich geht, arbeiten jedenfalls u.a. auch mit dem begriffspaar "falsches selbst vs. authentisches selbst" - und gerade diese möglicherweise "falsche" alternative wird bspw. mittels des modells der als-ob-persönlichkeit deutlich. letzte gewissheiten, falls solche hier überhaupt möglich sind, werden vermutlich erst weitere fortschritte der neurowissenschaften bringen können. aber solange können weder die spezies noch der planet warten, d.h., dass ich dafür plädiere, vom worst-case-scenario auszugehen - und das wäre die erkenntnis, dass ein mehr oder weniger großer teil der globalen "eliten" als soziopathisch bzw. mindestens schwer antisozial im klinischen sinne angesehen werden muss, mit allen daraus folgenden konsequenzen. das wort "narzisstisch" stellt imo im bestimmten maße eine verharmlosung dar.
trotz aller einwände möchte ich das buch wg. seiner materialfülle und dem durchaus weiten blick auf viele unterschiedliche phänomene empfehlen, auch, wenn ich persönlich mit den durch die befreiungstheologie motivierten theologischen perspektiven und "alternativen" bibelauslegungen nicht so sehr viel anfangen kann.
monoma - 23. Mai, 16:06
die saat des hungers....
....la vie est dans la rue.....
danke für den hinweis - hab neulich schon den neuen flyer zur wiederauflage des films gesehen, mich dabei aber über die heutigen statements von krieg sowohl gewundert als auch geärgert...aber der film bleibt natürlich trotzdem sehenswert.
gruß
mo