notiz: eine spezielle frage zum amokmassaker in den usa (update)

zum jüngsten amok(?)lauf in den usa möchte ich neben einem hinweis auf den beitrag ausweitung der kampfzone für den moment nur eine spezielle frage loswerden, die sich mir nach dieser -

(...)"In Chos Zimmer fanden Ermittler nach dem Amoklauf verschreibungspflichtige Medikamente gegen Depressionen. Dass der 23-Jährige krank war, ahnten die Menschen in seinem Umfeld allenfalls."(...)

und auch dieser information gestellt hat:

(...)"Aus Sorge vor einer Selbstmordgefährdung des Studenten hätten Beamte Cho Seung Hui damals in eine psychiatrische Klinik gebracht."(...)

im gegensatz zu den bekannten(!) informationen zu den im oben verlinkten blogbeitrag erwähnten beispielen von amok in den letzten jahren gibt es aktuell offensichtlich tatsächlich eine involviertheit psychiatrischer institutionen in die biographie des täters. und meine spezielle frage lautet nun:

was waren das für verschreibungspflichtige antidepressiva?

wenn es sich nämlich um sog. serotonin-wiederaufnahmehemmer gehandelt hat (heute bei schwereren depressionen durchaus verbreitet angewandte psychopharmaka), wäre es meiner meinung nach wichtig, sich genauer mit den folgenden fakten zu beschäftigen - ich zitiere aus einem telepolis-artikel vom januar 2005:

(...)"Das British Medical Journal berichtet. ihm sei im vergangenen Monat anonym vertrauliches Material zugespielt worden, welches einen kausalen Zusammenhang zwischen der Patienten-Medikation mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SRRI, z. B. Prozac) und erhöhtem Hang zu Aggressionen, Gewalt und Suizid belege. Das Material wurde der US-Behörde für Arzneimittelsicherheit (FDA) zur Prüfung übergeben.

Bei den entsprechenden Dokumenten handele es sich anscheinend um interne Memos, Produktstudien und Bewertungspapiere des Pharmariesen Eli Lilly aus dem Jahr 1988, aus welchen klar hervorgeht, dass der Firma bekannt war, dass die Einnahme von Prozac zu einer signifikanten Zunahme von nervösen "Erregungszuständen" führen könne, was diese bisher stets bestritten hatte. Klinischen Tests zufolge sind bei 38% der damaligen Prozac-Probanden derartige Symptome aufgetreten."(...)


und speziell die folgende passage rumorte in meiner erinnerung, als ich vom jüngsten amokfall hörte:

"Pikanterweise waren eben diese Dokumente während des Wesbecker-Prozesses im Jahre 1994 verschwunden, wo sie als wichtige Beweismittel hatten dienen sollen. Der Journalist Joseph Wesbecker war 1989 mit einer 47er Magnum (kleiner fehler im tp beitrag, es war eine ak47, anmerkg. mo) Amok gelaufen und hatte dabei 8 Menschen erschossen und ein Dutzend verletzt. Eine lange Leidensgeschichte von Depressionen und Angstzuständen fand mit dem Suizid ein Ende. Einen Monat vorher hatte er auf Empfehlung seines Arztes begonnen Prozac zu nehmen.

Das Unternehmen wurde zwar mit 9 zu 3 Geschworenenstimmen freigesprochen; später kam jedoch ans Licht, dass die Firma die Kläger, Angehörige der Opfer, bereits vorher in einem geheimen Deal großzügig abgefunden hatte."(...)


wie gesagt: ich stelle hier eine frage, die mich beschäftigt - was waren das für antidepressiva? leider ist meine zeit für genauere recherchen im moment arg begrenzt, aber vielleicht haben andere die möglichkeit?

speziell zu "prozac" sei auch nochmal auf ein interview verwiesen - im beitrag etwas weiter unten suchen.

*

ich habe gerade auch nicht die nötige ruhe, um der folgenden - mir fällt kein passendes attribut mehr dafür ein - geschichte mehr aufmerksamkeit zu widmen, möchte sie jedoch nicht untergehen lassen: Arbeitsloser in Wohnung verhungert ( mehr auch hier)

zu diesem geschehen fallen mir ebenfalls eine menge fragen ein, die ich in der nächsten zeit nochmal hier aufgreifen möchte.


***

edit. am 20.04.: etliche fragen wirft auch die folgende meldung im zusammenhang mit dem massaker auf:

(...)"Angehörige von Cho in Südkorea erklärten, bei ihm sei in den Vereinigten Staaten Autismus diagnostiziert worden. Chos Großtante Kim Yang Soon sagte, der Junge habe schon als Kind wenig gesprochen und immer sehr kalt gewirkt. In den USA sei den Eltern dann gesagt worden, dass Cho an Autismus leide. Cho war mit seinen Eltern 1992 in die Vereinigten Staaten ausgewandert."(...)

während in diversen medien von "paranoider schizophrenie" die rede ist, oder wahlweise mal wieder eine narzisstische ps herangezogen wird, scheint mir das obige aus dem direkten umfeld des täters vorläufig ewas fundierter zu sein. die verschiedenen herumgeisternden diagnosen jedoch machen unabängig von ihrem traurigen anlaß auch mal wieder eines der hier schon öfter angesprochenen probleme der orthodoxen psychiatrie mit ihen eigenen modellen deutlich: es gibt im spannungsfeld zwischen solchen diagnostischen modellen wie der schizophrenie, persönlichkeitsstörungen und dem autistischen spektrum so derart viele überlappungen, dass es letztlich sowohl stark vom welt- und menschenbild der jeweils diagnostizierenden person als auch von ihrer jeweils bevorzugten theoretischen schule abhängig ist, was für ein modell jeweils für plausibel gehalten wird.

das grundproblem einer falschen anthropologie und der ständig präsenten fragmentierung als grundprinzip westlicher wissenschaft wird dabei i.d.r. nicht wahrgenommen. auch bei den diagnosen einer paranoiden schizophrenie bzw. einer nps lässt sich mit einem entsprechenden - und begründbaren - perspektivenwechsel jeweils eine art autistischer kern (als wahrnehmungsmodus) feststellen. wenn im jetzigen fall der täter allerdings tatsächlich "hochoffiziell" eine diagnose aus dem autistischen spektrum bekommen haben sollte, dann ist es meiner meinung nach sehr geboten, dass sich diejenigen mediziner, die diese diagnose gestellt haben, zumindest partiell outen und begründen, warum sie zu dieser diagnose gekommen sind.
Ubue (Gast) - 19. Apr, 00:33

Kann durchaus sein,

daß an der These was dran ist - Lilly ist doch, so weit ich weiß, ein dermaßen riesiger, milliardenschwerer Konzern - und über die Zusammenhänge zwischen Depressionsmedis und Aggressionen habe ich auch schon mal gehört (so weit ich erinnere, war es aber mehr ein vermuteter Zusammenhang solcher Medikamente zu Suiziden bei Jugendlichen).

ist schon länger her, weiß es nicht mehr genau, wie es erklärt wurde.

der filmemacher, dieser amerikanische soziologe, der vor der Bush-Wahl noch einen Kinofilm dagegen gedreht hatte (hieß derfilm Fahrenheit sounso?, oder verwechsele ich das gerade?), hat glaube ich schon vor 10 oder 15 Jahren vorausgesagt, die Amokläufe werden in den folgenden Jahren zunehmen in dem Maße, in dem der gesellschaftliche Druck zunimmt.

Ein übriges tut natürlich auch die Zugänglichkeit zu Waffen.

Ubue (Gast) - 19. Apr, 01:09

Und jetzt

habe ich auch noch Deinen längeren Text zur "Kampfzone" und dem "!Amok" gelesen, den Du oben verlinkt hast - mit den Hinweisen auf Eisenberg usw. - sehr interessant und m.E. stimmig geschrieben.

was mich dabei zunehmend beschäftigt, ist der Gedanke, ob nicht von mehreren Seiten energetisch immer wieder eine Art "Zementierung" der ungünstigen Umstände bewirkt wird.

Die "Helferwerkstätten" und pädagogischen Insitutionen selber sind schließlich überproportiomal durchsetzt von Menschen mit narzistischem und borderlinehaftem Profil - an dieser Feststellung läßt sich m.E. einfach nicht rütteln, die Belege dafür sind überwältigend - von daher kann man also schonmal eher wenig gute Lösungen erwarten.

Dann kommt noch das Feindbild dazu, das gerade der wache, achtsame, noch intakte Mensch auf die Auswüchse der verdinglichenden, gewalthaften Welt bekommen muß. Dieses Feindbild scheint real und angemessen. Von dieser Seite ist also ebenfalls wenig wirksame Hilfestellung zu erwarten.

Es ist einfach die Frage, ob von Seiten dieser wachen, authentischen Welt eigentlich irgendwelche Hilfskonzepte in Richtung Als-ob-welt und verdinglichter Welt transportiert werden.

Oder ob nicht von Seiten der authentischen Welt ein tiefer Widerwille besteht, einen solchen "Hilfs-Transport" in Richtung Als-Ob-Welt zu unterstützen.

Es ergibt sich dann schon rein logisch das Problem, woher denn Veränderungen der Als-Ob-welt kommen sollen. a) Aus den Reihen der Als-Ob-welt selber ist eigentlich nur begrenzt oder gar nicht eigene Hilfe zu erwarten.

b) Von der authentischen, intakten Welt aus aber auch nicht. Die Denkfigur dieser achtsam fühlenden Welt wäre dann: weg mit dieser Als-Ob-Welt. Motto: "Ohne mich, und ohne meine Unterstützung."

Mit der Folge, daß man sich von diesen Als-ob-Erscheinungen einfach abtrennt. Es ist eigentlich eine ähnliche Bewegungsfigur, mit der man auch im persönlichen Bereich einen Kontaktabbruch vollziehen könnte, z.B. zur verdinglichenden, unterdrückenden Herkunftsfamilie mit ihrem pathologischen Milieu.

Das ist alles nicht unbedingt falsch, nur zeigt es strukturell, daß man von keiner Seite wirkliche Hilfe erwarten kann für die Strukturen der Als-Ob-Welt.

Dann ist sogar noch die These wahrscheinlicher, daß die Hilfe c) von der gemäßigten oder schon therapie-erfahrenen Als-Ob-Welt ausgehen könnte, nämlich von Individuen, die eigentlich der Als-Ob-Klasse angehören, denen aber der antisoziale Antrieb fehlt und die zunehmend ein Instrumentarium zum Selbstverständnis erworben haben. Individuen, die auch nicht ein so festgezurrtes Verfolgerbild haben, wie es aus dem authentischen Milieu heraus ganz logisch in Richtung Als-Ob-Welt entstehen muß, wenn man sich als authentischer Mensch nicht selber anästhesiert.

Der authentische Mensch hat doch instinktiv sehr wahrscheinlich einen solch' heftigen Widerwillen vor der Amok-Welt, vor jeder pathologischen Als-Ob-Welt, so daß er sich hier nur zu distanzieren vermag.

Folge: es bleibt so, wie es ist.

Oder wird noch schlimmer, weil keine wirkliche Intervention bei Als-Ob-Menschen erfolgt - sondern sie könnnen ungehindert und nur aus der Ferne beargwöhnt weiter hausen.
monoma - 20. Apr, 19:08

vielen dank für deine gedanken über die möglichen konflikte zwischen authentischer und simulierter welt bzw. zwischen ihren jeweiligen mitgliedern. finde ich aus verschiedenen gründen gerade sehr anregend, werde aber vorläufig nicht dazu kommen, das genauer auszuführen.
wildwuchs (Gast) - 19. Apr, 13:03

junkies in den händen von zombies....

vor nicht allzulanger zeit habe ich nochmal die arte-doku 'gehirn unter drogen' angeschaut. ob es das von amerikanischen behörden 'freigesprochene', angeblich gesundheitlich unbedenkliche u.v.a.d. nicht als 'nervengift' wirkende glutamat/glutaminsäure ist, oder ob es die rund 20 mio prozac-konsumenten in den usa sind ( zunehmende verschreibungszahlen auch in deutschland). m.e. sind wir schon längst eine abgestumpfte 'lebensmittel- und pharmaindustrieabhängige-junkie-generation' mit mehr oder weniger 'zerfressenen hirnen'. das ist natürlich eine überzogene und zynische aussage. aber wenn man sich mit den machenschaften der grossen konzerne beschäftigt oder z.b. informationen zum thema sammelt (beispiel: "ich habe menschen bestochen" interview mit john rengen, der jahrelang für den arzneimittelriesen lilly gearbeitet hat, am 12.1.07 in der taz) , wird man - ich z.b. werde den verdacht nicht los, dass wir und mit uns - und jetzt komme ich auf's thema 'prozac/fluoxetin' - viele kranke scham- und skrupellos als konsumenten und versuchskaninchen missbraucht werden.

Zitat taz - text zum interview mit john rengen - 12.1.07: "John Rengen ist nur ein Pseudonym. Sein tatsächlicher Name ist John Virapen. Das Pseudnoym hatte der Exmanager für seinen Enthüllungsroman "Rubio spuckt's aus. A Story from a Pharma-Insider" gewählt, den er zusammen mit Olaf Nollmeyer im Trafo Verlag Berlin 2006 veröffentlichte."

ich habe die vermutung, wenn man anfängt, in diesem stinkenden sumpf zu graben, muss man aufpassen, dass einem nicht übel wird und man nicht im schlamm versinkt.

es ist abartig, was da ans tageslicht befördert wird. vielleicht sollte ich mir ja mal das buch von günter amendt 'No Drugs. No Future' reinziehen.


lg

Ubue (Gast) - 19. Apr, 15:54

im übrigen

hat Lilly auch bei den Medikamenten "zweiter Generation" zur Behandlung von "Schizophrenie" o.ä. einen Millionenmarkt mir ihren Erzeugnissen.

Die neuen Mdikamente sind ungefähr zehnmal teurer als die alten, bei Studien zur Wirksamkeit schneiden sie aber auch nicht sehr viel besser ab, wie ich letztes Jahr las.

in erster Linie wird, wie Mertz es auch in seinem Buch schreibt, mit solchen Medikamenten die Vitalkapazität eines Menschen gegen null gestellt.

wobei man sich dann fragen muß, wo die vitale Komponente eigentlich bleibt. Nach dem Satz von der Energie, die man nicht einfach auflösen kann, muß diese vitale Kraft ja irgendwo hingehen. Es kann also durchaus sein, daß sich im Grunde folgende Gleichung ergibt:

1) Depression/Haßzustände oder ähnliches wegen des verdinglichenden Familien- und Gesellschaftsmilieus (für sich angemessen)

2) Eingriff durch Medikamentenkeulen zur Ruhigstellung des gesamten Vitalorganismus

3) Ausbruch des aufgestauten und sedierten Vitalkomplexes an unerwarteter Stelle, z.B. auch bei gewisser Besserung (die wiederum Handlungsenergie freisetzt).

die Medikamentation fängt ja schon im Kindesalter an, man vergleiche nur den massenhaften Einsatz von Ritalin heutzutage. Hierbei ist der Wirkmechanismus zwar umgekehrt (das Zeug wirkt eigentlich aufputschend), aber die ohnehin schon übererregten Kids werden dadurch wieder handlungsfähiger.

Was das im Gehirn auf Jahrzehnte erzeugt, weiß doch heute noch kein Mensch, weil die Ritalin-Generation erst zwanzig oder dreißig ist und nicht achtzig oder neunzig.

mit dem Glutamat-Zeug und den hunderten, ja tausenden anderen "Geschmacksverstärkern", Farbstoffen, Konservierungsmitteln, Konsistenzverbesserern usw. kommt noch ein völlig unerforschter Komplex dazu, weil niemand auf der Welt die ganzen komplexen Wechselwirkungen bestimmen kann.

Auch werden immer mehr die natürlichen Sinne außer Kraft gesetzt, da die Eingangsreize viel stärker sind als es eigentlich evolutionär üblich wäre - vgl. z.B. Parfüm-Duftstoffe wie Weichspüler, wo sensible Leute sagen, sie müßten davon kotz..
außerdem habe ich erst letztens gehört, daß diese Moleküle sich in der Luft mit Pollen verbinden, das ist aber auch noch kaum erforscht. stattdessen beglückt man uns mit Nano-Sprays (wollte man mir bei meinem letzten Schukauf schon aufschwatzen für einen Turnschuh - man läuft dann also, die Nano-Stoffe zerstäuben und werden noch heftig über die Laufatmung inhaliert).

Diese gewaltigen Chemieprobleme sind gewaltig. Ein anderes Prob: Die Unterdrückung des "Partner-Riechens" durch Antibaby-Pille, bei Absetzen der Pille wird der Geruch des Partners auf einmal abstoßend empfunden (normalerweise unterdrückt die Pille den natürlichen Mechanismus, daß man einen genetisch abweichenden Partner als angenehm riechend empfindet). Durch die ganzen künstlichen Duftstoffe wird das noch zusätzlich erschwert.

Es kommen hier also nichtstimmige Partnerschaften im Nähebereich zustande, die es so unter natürlichen Umständen wahrscheinlich nie gegeben hätte, auch daraus könnte später Gewalt und Irrsinn entstehen, weil man auch dann in einer Pseudowelt des Als-Ob aufwächst.
Ubue (Gast) - 20. Apr, 22:45

An diesem Punkt...

Irritierend finde ich auch, daß in den im Boulevard veröffentlichten Textfragmenten von Che Seung Hui so viel Anklänge an sexuellen Mißbrauch zu finden sind. Die Aufzeichnungen von Hui scheinen davon nur so zu strotzen.

Man wird vermutlich nicht wirklich erfahren, wie die Dominanz dieses Themas für Hui entstanden ist, auffällig ist diese Präsenz von mißbrauchshaft wirkenden Textteilen auf jeden Fall.

Zu Deinem Kurzkommentar oben: so viel ich auch überlege, zu den Bezügen zwischen Als-Ob-Welt und authentisch intakter Welt fällt mir kaum sorgfältige Literatur ein. Mertz beschreibt die beiden Welten eigentlich in der Art, als ob die gesunde, authentische Welt parasitär von der Als-Ob-Welt überzogen und bedrängt wiürde, zunehmend, durch ichfremde Projekte, in die andere, oft unterlegene authentische Menschen hineingezwungen werden - entweder als "Schützlinge", oder als arglose, gutgläubige Beziehungspartner, oder als Geschädigte im Globalisierungsbereich, z.B. aufgrund der Kapitalmaximierung von besonders "Erfolgreichen".

Den Einflüssen, welche die gesunde Welt in Richtung Als-Ob-welt aussendet, geht Mertz eigentlich kaum direkt nach. Allenfalls suggeriert er, der gesunde, intakte Mensch würde instinktiv den Bannkreis des Als-Ob-Menschen meiden, sobald er ihnerkannt und durchschaut hat,entweder baldmöglichst durch subliminale Mißempfindungen kakophonischer Art, oder spätestens, wenn die Maskerade des Als-Ob-Partners zusammenbricht und sich der Phantomkern der ganzen bisherigen Beziehung zeigt.

So gesehen wären es nach Mertz zwei Welten: die Als-Ob-Welt, welche die intakte Welt immer mehr bedrängt. Ansonsten eher getrennte Welten, in denen die Als-ob-Welt die authentische Welt nie, unter keinen Umständen, wirklich erreichen kann (immer nur über Pseudokontakt, über Manipulationen, über Pseudovorwürfe oder über Machtkämpfe und Annektionen).

Die authentische Welt also nach Mertz auf dem Rückzug, hart bedrängt.

Eigentlich eine recht grobmaschige Beschreibung.

Genauer könnte man mit Mertz noch zusätzlich annehmen, daß von der Als-Ob-Welt die geheimsten Träume der authentischen Welt getroffen werden und dann manipulierend eingesetzt werden. Durch die Vortäuschungskünste von Als-Ob-Personen würden sogesehen durchaus reale Träume und Wünsche der authentischen Menschen berührt, vielleicht sogar in genialer Weise abgerufen und vergegenständlicht. Die Träger dieser Vorstellungen wären dann auf Als-Ob-Seite entweder Werbeagenturen, oder Schauspieler/innen und Bühnensternchen oder andere Massenidole, vielleicht auch charismatische Politiker, oder im Privatbereich der Als-ob-Beziehungspartner, der seinem authentischen Partner dessen authentische Wünsche als Erfüllung vorgaukelt, um anschlußfähig zu werden.

Immer wäre hier die authentische Welt aber bedroht, müßte sich vor den Angriffen und Vortäuschungen der Als-ob-Welt in acht nehmen.

Es ist aus meiner Sicht sehr interessant, wie hier auch immer wieder ein Verfolgungsgedanke deutlich wird. Ich habe oben im Chemie-Beitrag auch implizit ein wenig mit diesem Verfolgungsgefühl gespielt, als ich über die Chemie-Hypothesen geschrieben habe. Mögen auch alle Beispiele dort zurecht angeführt sein, kommt man dabei doch unweigerlich auf eine etwas paranoide Bahn (unter den Aktiven der multiple chemical sensitive-Bewegung sind z.B. sicher viele mit einer etwas paranoiden Struktur, manche auch auf einen Stoff fixiert wie Amalgam, Jod oder irgendwas anderes).

Was man als Platzhalter x für ein vorhandenes Verfolgungsgefühl einsetzt, ist dann eigentlich egal, jedenfalls prinzipiell austauschbar. Bei Mertz ist als Platzhalter wohl die usurpierende Borderline-Welt eingesetzt.

Auf jeden Fall florieren dann verfolgungsbewegt sehr die Gedanken, man kann dazu eigentlich ohne Ende Kognitionen bilden. Ein Verfolgungsgefühl bietet immer auch Stoff für einen kognitiven Selbstläufer (vergleiche die sich bildenden Steigerungsformen der paranoiden Welterklärung).

Ob man reale Bedrohungen überhaupt so paranoid gefärbt darstellen würde? Bei der paranoiden Denkfigur scheint immer ein starkes Unbehagen im Raum zu stehen, das sich selber Nahrung sucht. Ein noch nicht überall konkret gewordenes Unbehagen schafft am meisten Stoff fürs Verfolgungsmotiv.

Der konkrete Feind würde viel weniger Aufwand bei der Gedankenbildung erfordern.

Es stünden sich dabei nach Mertz eigentlich zwei Verfolungsmotive gegenüber: in der authentischen Welt das Gefühl, von explodierenden Borderline-Strukturen privat und gesellschaftlich überrannt zu werden. Von Seiten der Als-Ob-Welt das Gefühl, von allem Authentischen und Lebendigen existentiell bedroht und überschwemmt zu werden (Störfaktor und Eigenwilligkeitsfaktor des Lebendigen).

Daraus würden sich dann auch zwei Kontrollmotive ableiten: einmal der Kontrollwille der authentischen Welt, sich gegen den Vormarsch der Als-ob-Welt abzusichern oder diesen Marsch sogar zurückzudämmen - wie das konkret aussehen soll, dazu schweigt aber auch Mertz weitgehend - denn mehr als "Türen verrammeln" oder "Kontakt abbrechen" geht doch nach seiner Lesart eigentlich gar nicht - keine gute Position, um ein Verfolungsgefühl zu managen.

Und bei der Als-ob-Welt das umgekehrte Motiv, dem Lebendigen nicht so viel Raum zu geben, also Körper und authentische Umwelt möglichst streng zu kontrollieren und in Schach zu halten.

Das wäre alles sehr polar und jeweils feindlich gedacht. Ob das einigermaßen zutreffende Beschreibungen sind? Oder holzschnittartige Vergröberungen?

Die Austausch-Stelle, an der die Als-Ob-Welt der authentischen Welt etwas vormacht, mit allem Erfüllungsgehilfentum und aller Manipulation, finde ich besonders interessant.

Wo wäre eigentlich die Einflußstelle der authentischen Welt auf die Als-Ob-Welt? Oder gibt es diese Einflußstelle gar nicht?

Bei alledem dämmert mir, daß diese Zuordnungen, hier auf Mertz basierend, doch nicht so ausgegoren und treffend sind. Scheint es nicht eher ein Kontinuum zu geben mit einem breiten Kollektiv in der Mitte, das für sich "Normalität" in Anspruch nimmt, aber bereits ziemlich verführbar ist und nicht im "vollauthentischen" Modus drin?

Dann nach den Ränden zu einerseits eine extremere Als-ob-Welt, mit der Speerspitze klinisch-psychiatrischer Vollbilder bei den Persönlichkeitsstörungen, dahinter das breite Massiv der getrieben wirkenden, arbeitswütigen Funktionseliten und der Profiteure in Machtpositionen.

Und zur anderen Seite hin noch ein Teil der Bevölkerung (25%?), der widerstandsfähiger gegen Verführungen aller Art ist? Mit einer Spitze von originellen Dichtern, Denkern und Künstlern, die wie bei einem Kreis schon wieder fast das Extrem des Isolierten und Künstlichen tuschieren?

Dann hätte man also vielleicht 25% Extrem-Als-Obler, dann ein breites Massiv von vielleicht 50% Normalitätsmittelbau (prinzipiell leicht verführbar, ohne Dominanzstreben), und vielleicht 25% No-Mainstream-Personen, zum Rand hin schon sehr abgetrennt vom Normalitätsmittelbau , sehr skeptisch auch gegenüber den Extrem-Alsoblern?

Das ruhende Mittelmassiv wäre dann beiden Beeinflussungen ausgesetzt, zum einen der Agitation von den Extrem-Alsoblern, aber auch von den Zur-Wehr-Setz-Parolen der No-Mainstream-Vertreter. Der Extrem-Alsobler-Bereich hätte aber sicher das Monopol der Beeinflussung, schon über die werbefinanzierten, sich oft fast prostituierenden Medien. Vom No-Mainstream würden ab und zu aber vielleicht auch Impulse ausgehen, die später mal mehrheitsfähig werden, z.B. als Avantgarde der Umweltbewegung, oder privat aus dem Internet heraus.

Energetisch geladen wären bei diesem Modell eher die Flanken, der Mittelbau wäre etwas träger und würde einfach privatisiert mitvollziehen, was vorgegeben wird.

Es gäbe dazu eine elitäre Schicht von Als-Oblern (Funktionärsschichten, führende Manager und Politiker, Reklamegurus) und von No-Mainstream-Agenten (mahnende Buchschreiber, Aussteiger mit ideologischem Hintergrund, Esoterik-Sucher, dazu auch Sekten mit zweifelhafter Anbindung eigentlich zu beiden Rändern).

Man sieht dann möglicherweise, daß sich soziologisch die Extremgruppen im Als-Ob-Bereich und im No-Mainstream-Bereich sogar etwas überlappen könnten. Man dürfte z.B. erwarten, daß hochintelligente Sonderindividuen es in beiden Gruppen zu Einfluß bringen würden - als Sonderlinge bei den No-Mainstreams, und als Innovatoren bei den Als-Oblern. Die Einordnung fällt teils etwas schwer, wohin gehört z.B. ein Einstein, wohin ein Bill Gates?´Wohin ein Hans Asperger, wohin eine Marsha Linehan? Wohin ein Harald Schmidt, wohin ein Helge Schneider?

Womöglich switchen solche Individuen auch ziemlich raffiniert hin- und her. Ein Heinz-Rudolf Kunze kann dann heute im Mercedes-Forum ein Konzert geben, es nimmt daran keiner mehr Anstoß, ebenso kann ein Ex-Terrorist sich über talkshows und Homestorys monetär vermarkten. Es gäbe Argumente, die beispielhaft genannten Personen Einstein, Gates, Asperger, Linehan, Schmidt und Schneider entweder mehr auf der Seite des Als-ob-Personals zu verorten, wo sie zu Steuerungsagenten werden, oder aber auf der Seite des No-Mainstreams, mit einem Impuls der Nicht-Vereinnahmung als Leitmotiv.

Bei dieser Betrachtung wird das Verfolgungsmotiv immer unschärfer. An diesem Punkt möchte ich einmal für heute schließen.

Gruß! Ubue

Religo (Gast) - 25. Mai, 15:59

SSRI und Kriminalität mehr als 1600 Medienberichte

Die Zusammenhänge der neuesten Generation an Antidepressiva (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) mit Kriminalfällen, sind erschreckend.
Hier ein Link zu einer Seite die über 1600 Fälle listet: http://www.ssristories.com/
Wie die Psychiatrie uns zum Narren hält, gibts hier einige interessante Aspekte:
http://religo.ch/tag/menschenrechte/psychiatrie/

monoma - 25. Mai, 18:34

achtung: hinter "religio" verbirgt sich scientology

und ich lasse den beitrag lediglich deshalb stehen, um die erbärmliche instrumentalisierung psychiatrie- und psychopharmakritischer gedanken seitens einer totalitär strukturierten sekte, die selbst mit ekelhaften psychophysischen manipulationen arbeitet, einmal mehr deutlich zu machen. der guru l. ron hubbard hatte in seinem narzißtischen größenwahn schon allen anlaß, jede art von psychiatrie und auch psychologie zu bekämpfen. das er dabei bei der eigenart der geschichte der offiziellen psychiatrie auch zwangsläufig mal "recht" hatte, macht die "psychiatriekritik" seitens scientology kein stück besser.

weitere beiträge von scientology werden kommentarlos gelöscht.
monoma - 26. Mai, 21:12

weiterer kommentar gelöscht

aber einen schönen satz möchte ich seitens "religio" dann doch noch zitieren:

Ich habe kein Problem damit, dass du kein Scientologe bist. Das macht dich in meinen Augen nicht weniger glaubwürdig.

vielen dank auch. vermutlich hast du auch kein problem mit der im obigen satz steckenden anmaßung?

ps. ich kenne einen teil der psychiatrie auch aus ganz eigener erfahrung, würde aber eben aufgrund dieser erfahrung auch differenzieren - nicht alle dort tätigen sind - wie nennt ihr die in eurem jargon? - "unterdrückerische personen".

pps. wünsche auch weiterhin viel erfolg auf dem weg zum "operierenden thetanen". aber vielleicht doch eher mit zwischenstopp in einer sektenberatung.

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