lesetipp: mafiöse geschichte(n)
ziemlich lustlos und mit halbfertigen beiträgen auf dem buckel, dazu etliche gesundheitliche probleme, die sich in den letzten monaten die klinke in die hand gaben - das waren bzw. sind die gründe für die längere pause, die ich so nicht vorgesehen hatte. aber ich hatte hier auch niemals vor, das schreiben zu einer zwangsveranstaltung werden zu lassen. insofern war die pause zumindest auch erquickend.
die halbfertigen beiträge beziehen sich auf die diskussionen zu den letzten artikeln, und das sind wahrlich weite felder, die da der bearbeitung harren - das werde ich nun gemächlich, aber beharrlich, angehen - die aufgeworfenen fragen und ihre konsequenzen finde ich durchaus essentiell für alle überlegungen, wie sich die derzeitigen antisozialen verhältnisse qualitativ und tiefgreifend ändern lassen.
*
nicht nur indirekt gehören dazu auch fragen zu einem komplex, der in der vergangenheit hier schon öfter thema war - die mafia, aka das organisierte verbrechen, seine reale dimension, bedeutung, wirkungskräfte und vor allem seine verbindungen zu den "legalen" bereichen staatlicher und ökonomischer macht. ich habe früher glaube ich eher implizit schon öfter deutlich gemacht, dass ich finde, dass dieser bereich in seinen auswirkungen auf das gesamte soziale leben weltweit auch und gerade von linken jeder coleur deutlich unterschätzt bzw. falsch eingeschätzt wird, oder im schlimmsten falle sogar - analog zum mythos der piraten - die protagonisten der mafia (das wort gebrauche ich hier als synonym für alle weltweit existierenden analogen organisationen) irgendwie doch als "verbündete" betrachtet werden, weil sie ja (sinngemäß) "auch gegen den staat" agieren würden und "das eigentum" angreifen würden. die unreflektierten (popkulturellen) mythen von "verwegenheit, unabhängigkeit und gegenwehr gegen staatliche zumutungen" besorgen ein übriges. nichts aber könnte falscher und gefährlicher sein als solche, eher implizite annahmen, die ich v.a. aus privaten gesprächen innerhalb meiner "bewegten zeiten" immer wieder mit erstaunen vernommen habe.
*
zur zeit ist in der geschichtsreihe der zeitschrift "geo", der "geo epoche", als aktuelles heft die nummer 48 mit dem oberthema mafia erhältlich. und dieses heft kann ich durchaus ohne größere probleme allen empfehlen, die sich einmal näher mit den geschichten der organisierten kriminalität in diversen ländern befassen möchten; auch als einstieg in weitergehende studien eignet es sich.
neben der sizilianischen mafia - der cosa nostra, die für italien den schwerpunkt bildet - werden auch kurz entwicklung und verhältnis zur ersteren von camorra (rund um neapel) und der kalabrischen ´ndrangheta skizziert, wobei die sizilianischen familien mit ihren us-amerikanischen ablegern bis heute historisch am relevantesten sind.
so ziemlich alle artikel sind sehr informativ und auch spannend zu lesen, enthalten aber durchaus auch realistische schilderungen der teils unfaßbaren brutalität, mit der in diesen kreisen vorgegangen wird. die länderschwerpunkte liegen auf italien, den usa, china und hongkong (die triaden), japan (yakuza), großbritannien, dem vorrevolutionären kuba (es lässt sich eine menge über die verhältnisse lernen, aus denen später fidel castro und die revolution entstanden sind), das (erledigte) kolumbianische kokainkartell von medellin unter pablo escobar, sowie der sowjetunion und der heutigen russischen mafija.
ich habe beim lesen festgestellt, dass ich viele historische tatsachen schlicht nicht wusste bzw. noch nie etwas von den jeweiligen ereignissen gehört habe. und als ein fazit muss ich sagen, dass jegliche geschichtliche darstellungen der gesellschaftlichen entwicklungen im 20. jahrhundert besonders von italien und japan, aber auch den jahrzehnten seit 1920 in der sowjetunion bis ins heutige russland, die das organisierte verbrechen nicht angemessen berücksichtigen, nicht nur unvollständig, sondern sogar verzerrend sind und ein völlig falsches bild von außen liefern. ich vermute, dass sich das über weitere staaten und regionen ebenfalls sagen lässt, aber bei den genannten ländern springt einem das bei der lektüre geradezu ins gesicht.
*
desweiteren wird an mehreren punkten deutlich, woher die weiter oben genannten linken illusionen über das organisierte verbrechen eigentlich stammen - tatsächlich haben nicht nur die sizilianische mafia, sondern auch bspw. die vorläufer der chinesischen triaden teils noch bis ins 19. jahrhundert ursprünge, die ansatzweise als eine art selbstschutzbünde gegen staatliche übergriffe und auch gegen jeweils regionalen ungebremsten kapitalismus angesehen werden könnten; dazu kam auch oftmals - wie in sizilien - etwas, was sich mit antikolonialistischen motiven, aber auch nationalistischen ressentiments beschreiben ließe. im 20. jahrhundert schließlich lieferte die kommunistische partei der sowjetunion bereits ansatzweise unter lenin, voll entfaltet dann im stalinismus, ein katastrophales beispiel für etwas ab, was mit mechanistisch interpretiertem marxismus nur unvollständig umschrieben ist - wer solschenizyns archipel GULAG gelesen hat, wird sich sicher an seine ausführlichen darstellungen und schilderungen der kriminellen innerhalb des lagersystems, ihre dortige rolle und vor allem an ihre bevorzugung seitens des regimes gegenüber allen als "politisch" bezeichneten (ein attribut, welches durchaus wahllos vergeben wurde, aber eben nicht an kriminelle) erinnern - der grund dafür wurde u.a. im terminus "sozial nahestehende elemente" seitens der stalinisten deutlich, die damit marxsche ideen so auslegten, dass kriminalität innerhalb einer "sozialistischen" gesellschaft nicht existieren kann, da nur im kapitalismus möglich - und die noch existierenden kriminellen eigentlich nur eine art "rückstand" aus dem überwundenen system seien, denen man innerhalb der lager ihre "wahre proletarische natur" zum bewusstsein bringen müsse - eine vorstellung, über die sich nicht nur die kriminellen köstlich amüsiert haben (und deren konsequenzen sie weidlich genützt haben), sondern auch eine, die für mich etliches über die stalinisten selbst verrät (ebenso wie über stalin persönlich, der aus einem durchaus passenden milieu stammte).
jedenfalls ist die geschichte der urkas und suki als originäre produkte des gulags (und dieser umstand kommt bei solschenizyn durchaus nicht deutlich heraus, vermutlich seiner eigenen unwissenheit geschuldet) von den 1920er bis ungefähr die 70er jahre ein einziges trauerspiel, dessen verlauf bereits einen relevanten kern des späteren zusammenbruchs des "realsozialistischen" experiments enthält - zwischen parolen und sozialer realität klafften in diesem bereich mit die nur stärksten denkbaren lücken.
die heutige russische mafija ist dabei keine bruchlose fortsetzung dieser strukturen, aber ohne den hochgradig antisozialen humus der originären sowjetischen züchtung in meinen augen auch nicht denkbar. und das ist alles durchaus auch ein stück authentischer "linker" geschichte, aus der es zu lernen gilt.
*
mir ist bei alldem durchaus schon klar, dass der begriff "kriminalität" durchaus immer definitionssache und keinesfalls unabhängig von der jeweiligen gesellschaftsformation "für sich" stehen kann. das "legale" treiben von konzernen, staaten, banken, militärs, politikerInnen und geheimdiensten lässt sich mit guten gründen in vielerlei hinsicht ohne weiteres als kriminell betrachten; ebenso als organisiertes verbrechen und auch als terroristisch - das wort "atommafia" zb. sollte ruhig wörtlich genommen werden. ich denke aber erstens, dass sich dinge wie
zum anderen aber ist die frage hoch relevant, ob und wie weit es überhaupt noch sinn macht, die heutigen "eliten" der verschiedenen gesellschaftlichen bereiche einerseits und die mafiösen strukturen andererseits noch scharf zu trennen. ich habe dazu schon öfter in der vergangenheit meine deutliche meinung geäussert, und fühle mich nach der "geo"-lektüre eher noch bestärkt. ein paar beispiele, die mir persönlich bisher unbekannt waren, mögen das gemeinte illustrieren:
*
aber genug der beispiele (zu denen auch ein langer text zur vorgeschichte des aufstiegs von berlusconi gehören könnte, aber lesen Sie´s einfach selbst). es ist eine fülle von material und informationen, die zumindest bei mir für etliche aha-effekte sorgten. und nicht nur aus diesem grund würde ich trotz des durchaus happigen preises sagen, dass sich diese investition lohnt.
kritikpunkte hätte ich folgende: einmal fehlt mir die berücksichtigung bzw. ein vergleich der klassischen mafiösen strukturen mit historisch neueren phänomenen wie zb. den mittelamerikanischen maras; überhaupt hätte ich organisierte jugend- wie auch motorradgangs alá "hells angels" mit in die darstellung aufgenommen. dann wäre die explizite darstellung der psychosozialen hintergründe bzw. der psychophysischen quellen für bandenphänomene durchaus relevant gewesen, auch wenn in vielen darstellungen schon eine ahnung durchschimmert, aus was für gewalttätigen milieus sich die jeweilige mafia letztlich speist. drittens hätte ich gerade den vergleich in ökonomischer hinsicht zwischen "legalen" und "illegalen" strukturen und geschäftsfeldern expliziter gemacht - auch diesbezgl. steht zuviel "zwischen den zeilen". viertens - und da ist das heft völlig unterbelichtet - sind so ziemlich alle dargestellten strukturen massive männerbünde, wozu es auch einiges anzumerken gäbe.
nichtsdestotrotz: absoluter lesetipp.
die halbfertigen beiträge beziehen sich auf die diskussionen zu den letzten artikeln, und das sind wahrlich weite felder, die da der bearbeitung harren - das werde ich nun gemächlich, aber beharrlich, angehen - die aufgeworfenen fragen und ihre konsequenzen finde ich durchaus essentiell für alle überlegungen, wie sich die derzeitigen antisozialen verhältnisse qualitativ und tiefgreifend ändern lassen.
*
nicht nur indirekt gehören dazu auch fragen zu einem komplex, der in der vergangenheit hier schon öfter thema war - die mafia, aka das organisierte verbrechen, seine reale dimension, bedeutung, wirkungskräfte und vor allem seine verbindungen zu den "legalen" bereichen staatlicher und ökonomischer macht. ich habe früher glaube ich eher implizit schon öfter deutlich gemacht, dass ich finde, dass dieser bereich in seinen auswirkungen auf das gesamte soziale leben weltweit auch und gerade von linken jeder coleur deutlich unterschätzt bzw. falsch eingeschätzt wird, oder im schlimmsten falle sogar - analog zum mythos der piraten - die protagonisten der mafia (das wort gebrauche ich hier als synonym für alle weltweit existierenden analogen organisationen) irgendwie doch als "verbündete" betrachtet werden, weil sie ja (sinngemäß) "auch gegen den staat" agieren würden und "das eigentum" angreifen würden. die unreflektierten (popkulturellen) mythen von "verwegenheit, unabhängigkeit und gegenwehr gegen staatliche zumutungen" besorgen ein übriges. nichts aber könnte falscher und gefährlicher sein als solche, eher implizite annahmen, die ich v.a. aus privaten gesprächen innerhalb meiner "bewegten zeiten" immer wieder mit erstaunen vernommen habe.
*
zur zeit ist in der geschichtsreihe der zeitschrift "geo", der "geo epoche", als aktuelles heft die nummer 48 mit dem oberthema mafia erhältlich. und dieses heft kann ich durchaus ohne größere probleme allen empfehlen, die sich einmal näher mit den geschichten der organisierten kriminalität in diversen ländern befassen möchten; auch als einstieg in weitergehende studien eignet es sich.
neben der sizilianischen mafia - der cosa nostra, die für italien den schwerpunkt bildet - werden auch kurz entwicklung und verhältnis zur ersteren von camorra (rund um neapel) und der kalabrischen ´ndrangheta skizziert, wobei die sizilianischen familien mit ihren us-amerikanischen ablegern bis heute historisch am relevantesten sind.
so ziemlich alle artikel sind sehr informativ und auch spannend zu lesen, enthalten aber durchaus auch realistische schilderungen der teils unfaßbaren brutalität, mit der in diesen kreisen vorgegangen wird. die länderschwerpunkte liegen auf italien, den usa, china und hongkong (die triaden), japan (yakuza), großbritannien, dem vorrevolutionären kuba (es lässt sich eine menge über die verhältnisse lernen, aus denen später fidel castro und die revolution entstanden sind), das (erledigte) kolumbianische kokainkartell von medellin unter pablo escobar, sowie der sowjetunion und der heutigen russischen mafija.
ich habe beim lesen festgestellt, dass ich viele historische tatsachen schlicht nicht wusste bzw. noch nie etwas von den jeweiligen ereignissen gehört habe. und als ein fazit muss ich sagen, dass jegliche geschichtliche darstellungen der gesellschaftlichen entwicklungen im 20. jahrhundert besonders von italien und japan, aber auch den jahrzehnten seit 1920 in der sowjetunion bis ins heutige russland, die das organisierte verbrechen nicht angemessen berücksichtigen, nicht nur unvollständig, sondern sogar verzerrend sind und ein völlig falsches bild von außen liefern. ich vermute, dass sich das über weitere staaten und regionen ebenfalls sagen lässt, aber bei den genannten ländern springt einem das bei der lektüre geradezu ins gesicht.
*
desweiteren wird an mehreren punkten deutlich, woher die weiter oben genannten linken illusionen über das organisierte verbrechen eigentlich stammen - tatsächlich haben nicht nur die sizilianische mafia, sondern auch bspw. die vorläufer der chinesischen triaden teils noch bis ins 19. jahrhundert ursprünge, die ansatzweise als eine art selbstschutzbünde gegen staatliche übergriffe und auch gegen jeweils regionalen ungebremsten kapitalismus angesehen werden könnten; dazu kam auch oftmals - wie in sizilien - etwas, was sich mit antikolonialistischen motiven, aber auch nationalistischen ressentiments beschreiben ließe. im 20. jahrhundert schließlich lieferte die kommunistische partei der sowjetunion bereits ansatzweise unter lenin, voll entfaltet dann im stalinismus, ein katastrophales beispiel für etwas ab, was mit mechanistisch interpretiertem marxismus nur unvollständig umschrieben ist - wer solschenizyns archipel GULAG gelesen hat, wird sich sicher an seine ausführlichen darstellungen und schilderungen der kriminellen innerhalb des lagersystems, ihre dortige rolle und vor allem an ihre bevorzugung seitens des regimes gegenüber allen als "politisch" bezeichneten (ein attribut, welches durchaus wahllos vergeben wurde, aber eben nicht an kriminelle) erinnern - der grund dafür wurde u.a. im terminus "sozial nahestehende elemente" seitens der stalinisten deutlich, die damit marxsche ideen so auslegten, dass kriminalität innerhalb einer "sozialistischen" gesellschaft nicht existieren kann, da nur im kapitalismus möglich - und die noch existierenden kriminellen eigentlich nur eine art "rückstand" aus dem überwundenen system seien, denen man innerhalb der lager ihre "wahre proletarische natur" zum bewusstsein bringen müsse - eine vorstellung, über die sich nicht nur die kriminellen köstlich amüsiert haben (und deren konsequenzen sie weidlich genützt haben), sondern auch eine, die für mich etliches über die stalinisten selbst verrät (ebenso wie über stalin persönlich, der aus einem durchaus passenden milieu stammte).
jedenfalls ist die geschichte der urkas und suki als originäre produkte des gulags (und dieser umstand kommt bei solschenizyn durchaus nicht deutlich heraus, vermutlich seiner eigenen unwissenheit geschuldet) von den 1920er bis ungefähr die 70er jahre ein einziges trauerspiel, dessen verlauf bereits einen relevanten kern des späteren zusammenbruchs des "realsozialistischen" experiments enthält - zwischen parolen und sozialer realität klafften in diesem bereich mit die nur stärksten denkbaren lücken.
die heutige russische mafija ist dabei keine bruchlose fortsetzung dieser strukturen, aber ohne den hochgradig antisozialen humus der originären sowjetischen züchtung in meinen augen auch nicht denkbar. und das ist alles durchaus auch ein stück authentischer "linker" geschichte, aus der es zu lernen gilt.
*
mir ist bei alldem durchaus schon klar, dass der begriff "kriminalität" durchaus immer definitionssache und keinesfalls unabhängig von der jeweiligen gesellschaftsformation "für sich" stehen kann. das "legale" treiben von konzernen, staaten, banken, militärs, politikerInnen und geheimdiensten lässt sich mit guten gründen in vielerlei hinsicht ohne weiteres als kriminell betrachten; ebenso als organisiertes verbrechen und auch als terroristisch - das wort "atommafia" zb. sollte ruhig wörtlich genommen werden. ich denke aber erstens, dass sich dinge wie
- (auftrags-)morde
- zwangsprostitution
- menschenhandel
- organhandel
zum anderen aber ist die frage hoch relevant, ob und wie weit es überhaupt noch sinn macht, die heutigen "eliten" der verschiedenen gesellschaftlichen bereiche einerseits und die mafiösen strukturen andererseits noch scharf zu trennen. ich habe dazu schon öfter in der vergangenheit meine deutliche meinung geäussert, und fühle mich nach der "geo"-lektüre eher noch bestärkt. ein paar beispiele, die mir persönlich bisher unbekannt waren, mögen das gemeinte illustrieren:
- im sehr interessanten bericht über den "mythos von chicago" namens al capone auf s. 45: "Im März 1930 erscheint er auf dem Titel des `Time Magazine´, eine Rose im Knopfloch und ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Und die Zeitschrift `Liberty´ druckt ein Interview, in dem er einem verzückten Gesellschaftsreporter erläutert, `wie Al Capone dieses Land regieren würde´: mit harter Hand gegen den drohenden `Bolschewismus´ (...) am besten mit Hilfe eines `amerikanischen Mussolini´".
- im bericht zu den chinesischen triaden wird anhand einer sehr detallierten darstellung einer frühen "kernzelle", der "grünen bande" von shanghai mehr als überdeutlich, wie diese tausendköpfige struktur sowohl von kapitalisten als auch - politisch einhergehend - von nationalisten zur niederschlagung imaginierter "bolschewistischer" strömungen und realer sozialer bewegungen, damals arbeiter- und gewerkschaftsaufstände, nicht nur benutzt wird, sondern alle drei gruppen - bande(n), unternehmer/firmenbesitzer, politische nationalisten - eine art bündnis eingehen, in dem die einzelnen teile nicht mehr zu unterscheiden sind.
- gleiches gilt grundsätzlich auch für japan - auf s. 151 im heft ist klartext zu lesen: "Die Yakuza verbindet viel mit den militanten Gruppen der Ultranationalisten, die eine Alleinregierung des Kaisers und die Expansion Japans fordern - sowie eine Rückkehr zur alten, strikten Hierarchie der japanischen Gesellschaft. So nah stehen sich Ultranationalisten und Yakuza, dass ihre Gruppen zunehmend kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind."
*
aber genug der beispiele (zu denen auch ein langer text zur vorgeschichte des aufstiegs von berlusconi gehören könnte, aber lesen Sie´s einfach selbst). es ist eine fülle von material und informationen, die zumindest bei mir für etliche aha-effekte sorgten. und nicht nur aus diesem grund würde ich trotz des durchaus happigen preises sagen, dass sich diese investition lohnt.
kritikpunkte hätte ich folgende: einmal fehlt mir die berücksichtigung bzw. ein vergleich der klassischen mafiösen strukturen mit historisch neueren phänomenen wie zb. den mittelamerikanischen maras; überhaupt hätte ich organisierte jugend- wie auch motorradgangs alá "hells angels" mit in die darstellung aufgenommen. dann wäre die explizite darstellung der psychosozialen hintergründe bzw. der psychophysischen quellen für bandenphänomene durchaus relevant gewesen, auch wenn in vielen darstellungen schon eine ahnung durchschimmert, aus was für gewalttätigen milieus sich die jeweilige mafia letztlich speist. drittens hätte ich gerade den vergleich in ökonomischer hinsicht zwischen "legalen" und "illegalen" strukturen und geschäftsfeldern expliziter gemacht - auch diesbezgl. steht zuviel "zwischen den zeilen". viertens - und da ist das heft völlig unterbelichtet - sind so ziemlich alle dargestellten strukturen massive männerbünde, wozu es auch einiges anzumerken gäbe.
nichtsdestotrotz: absoluter lesetipp.
monoma - 2. Mai, 21:22
empathisches Wirtschaften
http://www.alleinklang.tv/themen/neues-wirtschaften/prof-hoermann-staatsbankrott-noch-heuer.html
Der Zusamenbruch und seine Ursachen
Dass der Zusammenbruch bevorsteht, daran kann es m.E. keinen Zweifel geben, nur warum er das tut und ob schon dieses oder erst nächstes Jahr oder vielleicht auch erst in zehn Jahren, da wäre ich anderer Auffassung.
Ein erhebliches Problem bei Hörmann ist auch, dass er weiterhin Bezahlung an Arbeit koppeln will und den Bürgern lediglich ein Mindestalmosen für Grundbedürfnisse zugesteht. In einem Zeitalter, das vom Wegbrechen der Arbeit geprägt ist, kann das nicht mehr funktionieren, immer größere Bevölkerungsteile würden auf diese Weise niemals mehr über dieses Mindestalmosen hinauskommen, im Prinzip nichts anderes als die herrschenden Erwerbsarbeitsverhältnisse mit minimalen Sozialleistungen für die, für die keine Arbeitsgelegenheiten mehr existieren.
Jacque Fresco, von dem das in Quetzalcoatls früherem Beitrag erwähnte Konzept der ressourcenbasierten Ökonomie stammt, geht richtigerweise weiter und sieht die Lösung "in der Abschaffung einer finanzbasierten Wirtschaft und im Verzicht auf das Geld als Zahlungsmittel".
Und darunter, und zwar weltweit, wird's auch tatsächlich nicht zu machen sein.