"ich bin nicht frei und ich kann nur wähln
welche diebe mich bestehln, welche mörder mir befehln..."
nicht- bzw. ungültigwählen kann für viele der erste innere schritt sein, den pseudopartizipativen angeboten des systems eine grundsätzliche absage zu erteilen - und der erste schritt zum entzug der loyalität. die sog. wahlen sind im kern tatsächlich nichts weiter als das:
"die linke"? eine sozialdemokratie 2.0 ist aufgrund der nicht mehr in den herkömmlichen denkschablonen der letzten jahrhunderte zu begreifenden und bearbeitenden globalen probleme von vorneherein so anachronistisch wie die glücklicherweise im zerfall begriffene erste version. das "kleinere" übel bleibt vor allem genau der gruppe der übel zugehörig, und auch viele kleine übel bringen den tod.
dazu sind jetzt schon ähnliche tendenzen sichtbar, wie beim gelieferten beweis der grünen vor zwei jahrzenhnten dafür, dass der aktuelle parlamentarische politikbetrieb genügend sicherungen gegen alle tatsächlich verändernden impulse eingebaut hat: korrumpierung, programmatisches weichspülen und die unerbittliche unterwerfung gegenüber denwahren befehlsgebernin diesem land (die sich durch den akt der stimmabgabe - nomen est omen - für ihre bezahlten öffentlichen interessenvertreter letztlich legitimieren lassen).
bezgl. der "linken" sieht der oben umrissene prozess dann bspw.soaus...
"Ehemalige Landessprecherin der WASG-Schleswig-Holstein, Angelika Hannappel, verlässt DIE LINKE.
Austritt aus der Partei DIE LINKE: Begründung (...)
Die Diskussionen über das Parteiprogramm werden auf die Zeit nach der Wahl vertagt. Ein Parteiprogramm würde die Linke greifbar machen und damit angreifbar. Die Eckpunkte, die sich DIE LINKE gegeben hatte, werden mehr und mehr aufgeweicht. So ist es bei HARTZ IV und bei der sofortigen Beendigung der Auslandseinsätze der Bundeswehr der Fall, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Im Jahr 2005 war die Linkspartei vor allem für Menschen eine Hoffnung, die politisch obdachlos geworden waren, für Arbeitslose und Geringverdiener. Sie war die Kraft der Menschen ohne spezielles Kapital. Inzwischen aber ist die Linkspartei in die gesellschaftliche Mitte vorgerückt, sie hat es geschafft, aus eigener Kraft heraus politische Räume zu besetzen. Die vergangenen Landtagswahlen, bei denen die Linke selbst der Union Wähler abspenstig machte, scheinen dies nur zu bestätigen. Dies ist jedoch nicht das Ziel, welches sich viele Mitglieder der LINKEn – besonders in den alten Bundesländern - einmal gestellt haben. Sie wollen eine antikapitalistische Gesellschaft, die auf der Basis der BürgerInnen zustande kommt. (...)
Umso bezeichnender ist es, dass gerade jetzt führende Politiker der Linkspartei mehr und mehr von ihrer bisherigen Position der Ablehnung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan abrücken. Wer bisher dachte, die Forderung der Linkspartei nach einem "sofortigen und unbedingten Abzug der deutschen Streitkräfte aus Afghanistan" sei auch so gemeint – wird nun eines Besseren belehrt. Es ist nicht das erste Mal, das Positionen der Linken für die Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung zurechtgestutzt werden. Das zeigte sich schon bei ihrer Beteiligung am Berliner Senat, wo sie die Politik der Monopole und die Abwälzung der Krisenlasten auf die breiten Massen voll mitträgt. Im Saarland war bereits das Wahlprogramm Lafontaines ganz auf die Regierungsfähigkeit an der Seite der SPD ausgerichtet. In Thüringen möchte Bodo Ramelow als Vorsitzender der zweitstärksten Partei sogar bei einem Rot-Rot-Grünen Bündnis auf den Ministerpräsidentenposten verzichten, nur um mitregieren zu können.
Dies alles sind für mich Gründe, die mir eine Mitarbeit in der Partei DIE LINKE unmöglich machen. Alle wollen regieren, ich möchte positiv verändern."
"Öffentliche Erklärung zum Austritt aus der Partei “DIE LINKE”
Von Harry Bleckert, Vorsitzender der Plöner Kreistagsfraktion der Partei DIE LINKE (...)
Mit großer Enttäuschung erkenne ich, dass die Vereinigung von WASG und PDS gescheitert ist.
Der Parteiapparat der PDS hat die WASG vereinnahmt und die ehemaligen WASG Mitglieder bis heute entweder weitgehend assimiliert oder aber zum Parteiaustritt gebracht.
Statt, wie in den programmatischen Eckpunkten festgelegt, eine „Mitmach-Partei“ mit transparenten basisdemokratischen Strukturen zu sein, ist die PdL eine in ihren tatsächlichen Strukturen weitgehend zentralistisch-hierarchische Organisation die wesentlich von konspirativen Netzwerken des Partei-und Fraktionsapparates dominiert wird. Tatsächliches Ziel dieses Apparates sind Machterhalt und Machtgewinn. Politische Inhalte sind dabei nur unter Marketing-Gesichtspunkten wichtig. Aus allen Landesverbänden in den alten Bundesländern mehren sich Vorwürfe massiver Satzungsverstösse und willkürlichen Machtgehabes von Vorständen und Schiedskommissionen." (...)
Von Jörn Seib, Vorsitzender der Linksfraktion im Kreistag Neumünster
Im Juli 2005 bin ich voller Enthusiasmus und Begeisterung in die Partei "Die Linke" eingetreten, habe zur Bundestagswahl im Jahr 2005 beachtliche Erfolge in Trappenkamp erzielen können und habe daraufhin als Gründungskreisvorsitzender den Kreisverband Neumünster aufgebaut.
Bis zuletzt fühlten sich ca. 60 Mitglieder dem Kreisverband zugehörig. Zur Kommunalwahl 2008 hatte der Kreisverband Neumünster das beste Ergebnis auf Kreisebene mit 13,25% in Westdeutschland erzielt.
Gewissermaßen als "Keimzelle" eines Kreisverbandes fällt mir der Austritt alles andere als leicht, aber die Erkenntnis, dass die Ideale im jetzigen Zustand der Partei verraten werden, lassen mir keinen anderen Ausweg. (...)
In diesem Jahr hat sich abgezeichnet, dass die Partei sich zu einer zunehmend zentralistischen Organisation entwickelt statt dem pluralistischen Prinzip zu folgen, inhaltliches Engagement aus der Mitgliedschaft wird abgebügelt, inhaltliche Anträge werden in Programmkomissionen verschoben, die nie gegründet wurden oder einfach abgewiesen wie das zu dem Parteitag im Januar vorgelegte 100-Punkte-Programm des Neumünsteraner Kreises zur Landtagswahl. Statt durchdiskutierter Standpunkte der Landespartei wird nun zur vorgezogenen Landtagswahl mit einem Sofortprogramm der Parteigremien,Wahlkampf gemacht, bei dem einfache Mitglieder kein Mitspracherecht hatten."
ich halte die beschriebenen tendenzen nicht für "betriebsunfälle" oder "bedauerliche ausrutscher", sondern für strukturell bedingt - innerhalb eines so verfassten politischen systems, wie es hier existiert. und spätestens die grünen haben den beweis für die nutzlosigkeit des "marsches durch die institutionen" bereits geliefert. ein weiterer beleg dafür ist überflüssig und kostet nur zeit, kraft und energien, die anderswo wesentlich sinnvoller und nützlicher zum einsatz gebracht werden könnten.
das hier herrschende machtsystem wird nicht ursächlich von innen heraus aufgelöst werden können, auch wenn es durchaus im zuge der weiter anrollenden diversen strukturellen krisen immer mehr zerfallsprozesse / -kämpfe in sich selbst aufweisen wird. aber eher wird es in seinem verfall versuchen, alles andere mit sich zu reißen, als mit einem winseln zusammenzubrechen. wie schon früher einmal geschrieben:
die grenzen werden von außen gesetzt werden müssen. und das ist ein projekt, welches täglich im alltag umgesetzt wird - oder gar nicht.
„Und was wird aus dem Meer?“ fragt einer der beiden und bekommt als Antwort: „Was kümmert uns das Meer? Denk an das Geld, damit gehen wir woanders ans Meer.“
*
mit diesen - wenn auch nicht weiter quellenmässig belegten - gesprächsaufzeichnungen zweier involvierter "bosse" endet einerderjenigen artikelaus den letzten tagen, die sich, meistens nicht an exponierter stelle, mit einem thema befassen, welches zunächst einmal mehr schier unglaublich erscheint. wie ein schlechter und übertriebener thriller. aber es meldet sich einfach nur dierealität:
(...) "28 Kilometer vor der Küste entdeckte die Staatsanwaltschaft von Paola in Kalabrien das Wrack der «Cunsky». Ihre Ladung: 120 Behälter voller atomaren Abfalls. Nach Aussagen eines geständigen Mittäters hatten die Mafiosi das Schiff in den Neunzigerjahren dort versenkt. Es ist wohl nur der Beginn einer Enthüllungsgeschichte, die sich bereits wie ein Fass ohne Boden ausnimmt. Unter den Wogen des Mittelmeers lagert eine grosse Menge Gift, mindestens seit 1992 und ohne jede Überwachung. (...)
Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es noch mindestens 32 weitere Fälle gibt." (...)
sonderbar zurückgenommen sind bisher die entsprechendenmedienberichte, obwohl - oder gerade deswegen - hier zustände ansatzweise sichtbar werden, die jeder beschreibung hohn spotten. und es ist ebenfalls keineswegs ein rein italienisches problem, wenn auch dieitalienischen verhältnisse- die von einer mischung ausfaschist und mafiosodurchaus angemessen repräsentiert werden - für ein solches kaliber des organisierten verbrechens einen perfekten humus darstellen.
nein, die eigentlichen klopper liegen in den vielfältigen umständen dieser mafia-aktivitäten, die an einigen stellen schon durchschimmern:
(...) " In der Woche nach dem Fund berichtete er der italienischen Presse von weiteren Aktivitäten des organisierten Verbrechens. So habe die 'Ndrangheta tausende Fässer mit radioaktivem Inhalt nach Afrika gebracht.
Unter den Augen der italienischen Armee seien diese im damals von Italien kontrollierten Hafen des somalischen Bosasso zum Verschwinden gebracht worden." (...)
da fallen mir die folgendenneulichim zusammenhang mit den somalischen piraten zitierten sätze wieder ein:
"Von seiten entwicklungspolitischer und antikapitalistischer Gruppen wird auf den Zusammenhang zwischen der Piraterie und der Ruinierung der somalischen Fischer vor allem durch internationale Raubfischerei und die mafiamäßig organisierte »Entsorgung« aller Arten von Giftmüll in den Gewässern um Somalia hingewiesen.
Tatsächlich haben diese Faktoren, die aber auch schon Anfang der 90er Jahre vorhanden waren, bei der Entstehung der somalischen Seeräuberei eine wesentliche Rolle gespielt. Es begann den Berichten zufolge mit Notwehraktionen von Fischern gegen die aggressiv vorgehenden, Raubfischerei in den somalischen Gewässern betreibenden Fangschiffe aus vielen Ländern der Welt. Die wichtigsten »Piratennester« – Bossaso und Eyl in Puntland, Haradere und Hobyo in Somalia – sind ursprünglich Fischerstädtchen,..."
was sich bei einer näheren beschäftigung mit dem piratenthema schon recht schnell als verdacht aufdrängt, wird spätestens jetzt zur gewissheit: "der westen" züchtet sich die piraten selbst (die zu solchen in einem faktischen akt der notwehr werden).
einige andere punkte, die eigentlich extraausgaben und sondersendungen in allen eu-staaten rechtfertigen würden, wenn sich denn diese staaten tatsächlich an den immer wie ein popanz von ihnen präsentierten hehren idealen wie menschenrechten etc. orientieren würden, werden in einem weiterenartikelangerissen:
(...) "Die Namen einiger in den achtziger und neunziger Jahren mysteriös versunkener und bei den Versicherungen nie auf Schadensersatz reklamierter Schiffe kennt man: Mikigan, Rigel, Marco Polo, Koralina; diese fuhr unter deutscher Flagge. Was sie alle an Bord hatten, dazu gibt es nur – schlimme – Verdachtsmomente. Die nach Behördenangaben „unnatürlich hohen“ Strahlenwerte und Krebshäufigkeiten an dem kalabrischen Küstenstreifen, wo 1990 die „Jolly Rosso“ strandete, zum Beispiel.
Und es gibt die Erzählungen von Francesco Fonti. Er sagt unter anderem: Italiens staatliche Atombehörde Enea, dazu der Verteidigungsminister damals, seien in den achtziger Jahren auf die ’Ndrangheta zugekommen. Ob sie nicht Giftmüll verschwinden lassen könne? 600 Fässer mit radioaktivem Schlamm zum Beispiel? Die Mafia konnte. 500 Fässer, sagt Fonti, habe man auf einen Frachter gepackt und mit falschen Papieren nach Somalia geschickt; den Rest habe man – weil die ’Ndrangheta-Bosse das Zeug nach langer Diskussion lieber nicht in den eigenen Bergen haben wollten – in der entlegenen italienischen Basilikata verscharrt. „Und ich konnte 250 000 Euro in bar direkt an die Familien von San Luca auszahlen“, schreibt Fonti.
Das Gift sei nicht nur aus Italien gekommen, sondern auch aus anderen europäischen Ländern, darunter aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich; auch hätten ganz verschiedene Konzerne auf diese Weise ihren Problemmüll beseitigt. So schreibt Fonti in seinem Geständnis an die Staatsanwaltschaft."
"das obige belegt nur noch mal eine wichtige aussage: niemand sollte dem irrtum verfallen, bei solchen mafiösen zuständen handele es sich lediglich um "gesetzwidrige auswüchse" eines ansonsten ganz okayen kapitalismus. eher werden hier die spitzen nicht nur eines eisbergs, sondern eines ganzen eisgebirges sichtbar - es ist mittlerweile kaum noch zu unterscheiden, wo sich die antisozialen praktiken bspw. eines bekannten softdrinkherstellers im umgang mit bspw. als "mißliebig" deklarierten gewerkschaftern oder bei praktizierter ökologischer ignoranz groß vom treiben der cosa nostra, `ndrangheta, dem japanischen yakuza oder den chinesischen triaden unterscheiden lassen. faktisch nur noch dadurch, das die einen juristisch-objektivistisch gesehen überwiegend "legale", und die anderen eben "illegale" geschäfte machen - mit einer sich ständig ausweitenden antisozialen grauzone dazwischen (um der ausgewogenheit wegen: Sie können statt des bekannten getränkekonzerns auch einen ebenso bekannten ölkonzern oder auch einen gleichfalls gut bekannten lebensmittelmulti einsetzen - oder, oder oder...). jedenfalls fühlt sich die illegale mafia in der trauten zweisamkeit mit der legalen ausnehmend wohl - warum auch nicht?"
ja, warum auch nicht? lassen sich die erwähnten gangstrukturen rund um den planeten nicht als quasi modellhaft für den ungebremsten kapitalismus begreifen, der sich von allen "fesseln" befreit nur noch um die profitakkumulation dreht, egal zu welchem destruktiven preis auch immer?
das organisierte verbrechen und seine fließenden grenzen zu den heutigen staatlichen und ökonomischen strukturen weltweit war hier schon häufiger thema, aber ich habe den eindruck, dass gerade bei vielen derjenigen, die sich für gesellschaftliche verbesserungen einsetzen, die konsequenzen dieser unheilvollen verbindung immer noch unterschätzt und/oder ignoriert werden. was ja auch in gewisser weise verständlich ist - wer möchte sich schon gerne mit gangs dieses kalibers anlegen? und trotzdem wird dieser konfrontation nicht auszuweichen sein, dürften doch all die paten letztlich mit das größte interesse am fortbestand dieses systems haben, welches ihnen nicht nur materielle privilegien, sondern vor allem auch macht in der negativsten bedeutung des wortes gewährt - eine macht, deren ausmaß innerhalb der westlichen demokratiesimulationen nur erahnt werden kann. und als deren sinnbild ab jetzt zusätzlich dreissig vor sich hin rostende versenkte schiffe im mittelmeer gelten können.
die entstehungsgeschichte und -hintergründe dieses systemtragenden mantras hat sichotto köhlervorgeknöpft:
(...) »Ich meine, daß der Markt an sich sozial ist, nicht daß er sozial gemacht werden muß.« So sprach der Christdemokrat Ludwig Erhard im Gespräch mit dem Hohepriester des ganz freien Marktes Friedrich August von Hayek. »Je freier die Wirtschaft, umso sozialer ist sie auch« – das war sein Motto. Dieser aufrechte soziale Demokrat Erhard bekämpfte Adenauers Rentenreform als Schritt in den Versorgungsstaat – mit der Rente erst für 67jährige marschiert die deutsche Sozialdemokratie heute wieder heraus aus diesem Ungeheuer.
Nein, die »soziale Markwirtschaft« kommt nicht von der FDP und von der CDU nur zum Teil. Die ist ganz anders entstanden – aber der erste Bundeswirtschaftsminister war ihr Taufpate.
Erfunden wurde der Begriff kurz vor Hitlers Ende im zerbombten Berlin. Sogar das Datum und die Gelegenheit lassen sich nennen." (...)
und so wird denn auch deutlicher, warumsolche- und viele andere - zustände eben durchaus keine systemfehler darstellen, sondern ihm eher immanent sind.
(...) »Was Sie wollen«, sagte Weiss dem Besucher, »ist eine großräumige Wirtschaftsordnung mit freien Märkten und einer privaten Eigentumsgarantie.«
Er machte dem Besucher einen Vorschlag zur Güte: »Ob Sie das nun aber eine demokratische Marktwirtschaft nennen oder als eine Soziale Marktwirtschaft bezeichnen, worin Ohlendorf einen Anklang an seine nationalsozialistischen Vorstellungswelten erblicken würde, kann doch nicht so wesentlich sein.«
Das war’s.
Erhard: »Was haben Sie da gesagt? – ›Soziale Marktwirtschaft‹ –, das ist ein Begriff, der mir gefällt. Wenn Sie noch ein Glas von Ihrem Burgunder haben, dann wollen wir darauf anstoßen«.
So entstand im Auftrag des Massenmörders Ohlendorf der Begriff, dem Angela Merkel heute in der ganzen Welt zum Sieg verhelfen will." (...)
das ist tatsächlich eine ganz eigentümliche definition von "sozial", die auch in solchen phrasen wie "sozial ist, was arbeit schafft" etc. deutlich wird. wiedermal ist´s ein nazirelikt, genauer: eine modifizierte version primär ökonomischer aspekte der volksgemeinschaft, die sich hinter dem kürzel sm verbirgt (ja, das passt in der doppelbedeutung perfekt).
so schnell kann einthemaganz direkt treffende und traurige aktualität bekommen. ich halte die ganze geschichte nach den bisherigen informationen für sehr schwerwiegend und in ihren mittel- bis langfristigen konsequenzen für dieses land hier für unüberschaubar. weil sie nämlich meiner meinung nach einen zipfel der realitäten zeigt, mit denen wir es hier in den nächsten jahren und jahrzehnten zu tun bekommen werden. genaueres dazu aber in einem folgenden beitrag, jetzt soll´s erst mal darum gehen, mittels der schlagzeilen von heute und gestern einen eindruck zu bekommen. es ist einiges erstaunliche zu lesen, und ich will versuchen, mich weitgehend kommentarlos zu halten.
"Kein Krieg, sondern Stabilisierungseinsatz"- "«Das ist die völlig falsche Wortwahl, da Krieg Zerstörung bedeutet», sagte Jung. Die Bundeswehr befinde sich in Afghanistan in einem Stabilisierungseinsatz, das habe mit Krieg nichts zu tun."
realitätswahrnehmungen 1 - "Die Bundeswehr sprach von mehr als 50 getöteten Aufständischen, während afghanischen Stellen weit mehr Opfer zählten, darunter auch Zivilisten. Gouverneur Omar gab 72 Tote an, etwa 30 von ihnen seien als Extremisten identifiziert. Präsident Hamid Karsai sagte, es seien "rund 90 Menschen getötet oder verletzt" worden.
Die Bundeswehr verteidigte sich anschließend, sie habe die Örtlichkeit mit einer unbemannten Drohne ausgekundschaftet und dabei 67 Aufständische um die Tanklaster gesichtet. (...) Taliban und afghanische Polizei schilderten übereinstimmend, die Tanklastzüge seien bei der Kaperung in einem Flussbett steckengeblieben. Daraufhin hatten die Extremisten den Treibstoff abgelassen, um die Vehikel wieder flott zu bekommen. Afghanen aus dem nahem Dorf hätten sich an den Lastzügen eingestellt, um den begehrten Sprit aufzufangen. Dann schlug der Kampfjet zu."
realitätswahrnehmungen 2- "Jung zufolge wurden ausschließlich 57 Aufständische getötet. Der US-General Stanley McChrystal, der den Ort des Angriffs besuchte hatte, betonte indes, unter den Verletzten seien auch Zivilisten. Der Oberkommandierende der US- und Nato-Truppen in Afghanistan sprach am Samstag bei Pressekonferenz in Kunduz von einem "ernsten Vorfall", der zeigen werde, ob die Nato zu Transparenz bereit."
realitätswahrnehmungen 3- "Mit einer Drohne ortete die Bundeswehr ihren Standort. Sie waren in einem Flussbett steckengeblieben, allerdings nicht in Fahrtrichtung zum deutschen Camp. Deutsche Spähtrupps mit Panzerwagen des Typs "Fennek" meldeten, dass 67 Bewaffnete an den Tankwagen seien. Oberst Georg Klein, der Kommandeur des Lagers, habe sich nochmals beim zuständigen Zugführer vergewissert, dass keine Zivilisten in der Nähe seien und erst dann Luftunterstützung angefordert. F-15-Jagdbomber der US-Luftwaffe zerstörten die Tanker mit 250-Kilo-Bomben vom Typ GBU-38. Durch die Explosion starben nach Angaben der Bundeswehr 56 Gegner, 11 seien geflohen."
realitätswahrnehmungen 4- "Laut FAZ vom 5.09., S. 2, berichtete ein Dorfältester des Ortes Omarkhel, nachts hätten Taliban heftig an ihre Türen geklopft und sie gezwungen, zwei in einer Furt zum angrenzenden Distrikt Char Darah, der weitgehend von Aufständischen kontrolliert wird, von ihnen gekaperte und dort steckengebliebene Tanklaster freizuschaufeln. Das sei trotz Schaufelns und Schiebens mißlungen. Anschließend hätten sie das Benzin abzapfen sollen.
"Die Nachricht von dem Gratistreibstoff habe sich im Dorf und auch im benachbarten Isarkhel verbreitet. Männer und Kinder seien mit Kanistern herbeigeeilt." Die Taliban seinen dann in einen Schußwechsel verwickelt worden und geflohen noch bevor die Tankwagen aus der Luft bombardiert wurden.
Ein anderer Bewohner aus Isarkhel berichtete, die Taliban hätten vorgehabt, die Fahrzeuge in Brand zu stecken und die Anwohner vorher aufgefordert, das Benzin anzuzapfen."
reaktionen 1- "In der Europäischen Union wird scharfe Kritik an dem von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff in Afghanistan laut. Der französische Außenminister Bernard Kouchner nannte den Angriff mit mindestens 50 Toten am Samstag beim informellen EU-Außenministertreffen in der schwedischen Hauptstadt Stockholm einen "großen Fehler".
Der Westen könne die Lage nur normalisieren, wenn er mit der afghanischen Bevölkerung zusammenarbeite "und sie nicht bombardiert, nicht nur bombardiert". Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sprach von einer nicht hinnehmbaren Katastrophe. "Es ist schwer zu verstehen und zu akzeptieren, warum so schnell Bomben geworfen wurden", sagte er.
Asselborn ergänzte: "Es muss doch auch in der Nato Regeln geben. Und darum bin ich natürlich dafür, dass die Sache genau untersucht wird." Sein Fazit: Diese Aktion hätte nicht stattfinden dürfen."
reaktionen 2- "Die Staatsanwaltschaft Potsdam wird gegen den verantwortlichen Bundeswehroffizier möglicherweise ein Ermittlungsverfahren einleiten. "Wir prüfen einen Anfangsverdacht wegen eines eventuellen Tötungsdelikts", sagte Behördenchef Heinrich Junker der "Bild am Sonntag". Der Ausgang sei offen. In Potsdam ist der Sitz des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, dem die Auslandseinsätze der Truppe unterstehen.
Im Zentralkrankenhaus von Kundus besuchten amerikanische und deutsche Offiziere zivile Opfer des Angriffs und deren Angehörige. "Wir bedauern den Tod von Menschen und drücken allen Ihren Dorfbewohnern unser Beileid aus", sagte US-Konteradmiral Greg Smith."
reaktionen 3- "Auch die Vereinten Nationen werden den Vorfall überprüfen. Sie schauten sich den Ort des Angriffs an und trafen Überlebende in einem Krankenhaus in Kundus. Zwei verwundete Dorfbewohner berichteten den Rechercheuren, dass sie nicht direkt bei den Tanklastern standen, sondern aus einiger Entfernung alles beobachteten, als die Bomben fielen. Beide wurden durch Splitter verwundet.
Die Nato wisse noch nicht, wie viele Zivilisten bei der Explosion vor Ort gewesen seien, sagte ein Nato-Sprecher. "Unglücklicherweise können wir nicht in alle Dörfer der Umgebung gehen." Die Organisation zweifelt aber nicht daran, dass Zivilisten starben. Fraglich bleibt, ob die Angaben afghanischer Quellen, die von bis zu 100 toten Zivilisten sprechen, übertrieben sind. Eine genaue Opferzahl wird es wohl nie geben, da viele der Tote durch die Wucht der Detonation und den brennenden Treibstoff völlig entstellt wurden. Viele Toten sollen bereits in einem Massengrab bestattet worden sein. Ein Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur dpa, der am Samstag zwei der Dörfer in Char Darah besuchte, hatte dort 60 frische Gräber gezählt."
***
kurz zusammengefasst also ergibt sich aus all dem das folgende: selbst die kriegsobligatorische propaganda von taliban einerseits und isaf/bundeswehr andererseits berücksichtigt, so sind die behauptungen des deutschen verteidigungsministeriums mit jung an der spitze, dass "es keinerlei zivile opfer gegeben habe", eine in der form selten dreiste und unverschämte lüge. dagegen stehen nicht nur so ziemlich alle bekannten quellen aus afghanistan selbst, sondern auch die nato/isaf selbst u.a. in form eines us-generals. die hektischen bemühungen um schadensbegrenzung seitens der isaf in afghanistan unterstreichen dieses fazit nur.
weitere schlußfolgerungen, die sich aus all dem zwangsläufig eigentlich ergeben müssen, möchte ich an dieser stelle nicht ausführen. es ist jetzt nur noch interessant zu beobachten, wie lange die bundeswehr unter dem druck der kritik selbst der "alliierten" bei ihrer lüge bleibt - und wie sich dann alle herauszureden versuchen werden (die behauptung eines mit den tank-lkws geplanten selbstmordattentates weist bereits eine erste richtung in der hinsicht).
diese höchst erfreuliche ansage von über zweihundert ärzten / ärztinnen, psychologInnen und psychotherapeutInnen gehört inhaltlich in den kontext derkriegstraumataund findet sich in einemoffenen briefan den sog. bundesverteidigungsminister franz josef jung:
(...) "Wir Ärzte und Psychotherapeuten lehnen die Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Afghanistan ab", heißt es in dem Schreiben. Der Krieg selbst sei bereits Ursache schwerer Traumatisierungen in der afghanischen Bevölkerung und nun auch zunehmend bei deutschen Soldaten im Kriegseinsatz. Die Politik erwecke den Eindruck, ein posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) lasse sich per Psychotherapie dauerhaft beheben.
Die Forderung, Therapie ohne kritische Hinterfragung des politisch-militärischen Kontextes zu betreiben, sei darüber hinaus mit ihrem Verständnis von ärztlicher und psychotherapeutischer Arbeit nicht vereinbar. „Den Aufruf des Verteidigungsministeriums, uns an der Behandlung von traumatisierten Soldaten zu beteiligen und uns damit für die Kriegsführung der Bundesregierung instrumentalisieren zu lassen, weisen wir daher zurück“, betonen die UnterzeichnerInnen.
Hintergrund der Initiative der Ärzteorganisation IPPNW ist ein Aufruf im letzten Bundesmitgliederbrief der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung, in dem die Bundeswehr qualifizierte externe Psychotherapeuten zur Behandlung traumatisierter Soldaten sucht. Beigelegt ist ein Formblatt, in dem sich der Therapeut bereit erklären soll, kurzfristig einen Therapieplatz zur Verfügung zu stellen, nebst der Aufforderung, "den Aufgaben der Bundeswehr in ihren Auslandseinsätzen nicht ablehnend" gegenüberzustehen."
die zitierte suche der bundeswehr nach externen therapeutInnen lässt durchaus den schluß zu, dass die internen militärpsychiatrischen ressourcen - zu dem thema verweise ich nochmals auf den eingangs verlinkten blogbeitrag, in dem es u.a. um äußerungen von und fragen an den chef der psychotraumatologischen abteilung im bundeswehrkrankenhaus hamburg, biesold, ging - entweder schon an ihre grenzen gekommen sind oder aber - bedingt durch die absehbare ausweitung bzw. intensivierung der deutschen kriegsbeteiligung - kurz davor sind. es ist sehr zu hoffen, dass sich weitere im psychotraumatologischen bereich tätige dieser initiative der ippnw anschließen.
zu konstatieren bleibt auch noch, dass sich damit in diesem land die gleiche auseinandersetzung manifestiert, die unter einschlägig medizinisch tätigen in den usa schonseit jahrenim gange ist (siehe den dritten punkt im verlinkten beitrag).
abschließend noch der hinweis bzw. tipp auf die online-ausgabe des magazins"hintergrund", durch das ich auf dieses thema aufmerksam geworden bin. werde ich wohl zukünftig öfter drin herumstöbern.
*
edit am 03.09.: auch wenn´s sehr kurzfristig ist, möchte ich nicht den hinweis auf zwei sendungen bei 3sat heute abend unterschlagen, die thematisch beide zum thema kriegstraumata gehören. einmal wäre da um 21.00 h"Irre im Krieg. Macht und MIßbrauch der Militärpsychiatrie"eine empfehlung, die auch noch mal vieles aus dem eingangs verlinkten symposiumsbericht aufgreifen und illustrieren dürfte. zweitens läuft unmittelbar danach um 21.30 h die dokumentation"Der Fluch des Tötens"über kindersoldaten im kongo - eine variante von kriegsbedingten traumatisierungen, die besonders verheerende folgen auch noch weit in der zukunft mit sich bringen wird.
vor etwas über einem jahr, im sommer 2008, begann sich meine aufmerksamkeit immer mehr auf das zu focussieren, was unter dem begriff finanz- oder auch bankenkrise zukünftige geschichtsbücher als offenen anfangspunkt einer gewaltigen und weltweiten gesellschaftlichen transformation des kapitalistischen systems bezeichnen werden - in welche richtung allerdings diese veränderungen gehen werden, ist heute zumindest teilweise noch am vernebelten horizont verborgen. vielleicht glücklicherweise, wie eine kurzsichtige perspektive nahelegen könnte - sind doch bereits heute die offen destruktiven folgen weltweit in verschiedensten ausprägungen zu besichtigen.
einiges davon ist in vergangenen folgen dieser reihe bereits dokumentiert, anderes hingegen werden wir besonders in d-land in einigen wochen erst so richtig wahrzunehmen gezwungen werden, wenn die ominösen "wahlen" ende september einmal mehr die demokratiesimulation in ihre nächste etappe geschleppt haben werden. bis dahin zieht sich wie in einem immer enger werdenden trichter der "offizielle" blick auf die krise zusehends auf mehr oder weniger geschickte fakes, unverblümte lügen sowie eine art von verordnetem durchhalteoptimismus zusammen, dessen äquivalente historisch in diesem land zuletzt in der zusammenbruchsphase der ddr zu betrachten waren - dafür mögen solche jubelmeldungen wie die von denplus 4,5 % bei deutschen industrieaufträgen im junistellvertretend stehen - interessant ist hier nämlich der (mehr oder weniger unterbelichtetete) kontext, in dem sie stehen (und der bei den queschüssen zurechtgerückt wird.)
die tatsachen hingegen stehen für sich - für alle potenziell sichtbar, spielen finanz"industrien" und banken, börsen und broker ihre spiele fröhlich, wenn auch mit neuem staatlichen kapital, ungerührt weiter - als ob nix passiert wäre. währenddessen greifen bis zu einem gewissen grad die akuten weltweiten "rettungsmaßnahmen" des letzten jahres, um zumindest den schein des funktionierens weiter solange wie möglich aufrechtzuerhalten (das war und ist auch ihr eigentlicher sinn und zweck). weiter gediehen sind vor dem hintergrund allerdings auch die aktivierungen der vorhandenen gesellschaftlichen bruch- und spaltungslinien (paradigmatisch dafür können solche vorschläge wie der vomzweiklassensystem bei "hartz-IV"gelten - selten ist derart zu besichtigen gewesen, mit welcher offenheit die herrschaftstechnik des "teile-und-herrsche" ganz unverfroren innerhalb der elitären apparate diskutiert wird).
das alles nun (und noch viel mehr) könnte nicht so gespenstisch reibungslos (wie das vorläufige scheinbar spurlose verschwinden von hunderttausenden erwerbslos gewordenen zeit- und leiharbeiterInnen in den letzten monaten) über die bühne gehen, wenn nicht vorzugsweise genau so etwas zu registrieren wäre, was ich imletzten beitragunten wie folgt ausgedrückt hatte:
"es passt wahrnehmungsmässig alles hinten und vorne nicht - während bei näherer betrachtung der daten, zahlen und analysen von diversen quellen nur zu konstatieren ist, dass sich die gesamte gesellschaft nicht nur hierzulande auf einem immer instabiler werdenden fundament bewegt, welches die voraussetzungen ihrer realen ökologischen, ökonomischen und sozialen existenz bildet, führen ihre mitglieder mehrheitlich das endlos-erfolgsstück "normalität" weiter auf - angestiftet zwar zu einem nicht geringen teil von den sog. "eliten", die aber bei ihrer anstiftung auf ein zu williges publikum stoßen. hier hat sich die stadt in weiten teilen in eine großbaustelle (die konjunkturprogramme lassen grüßen) verwandelt, während drumherum eis geschleckt, geshoppt, gesoffen, poussiert und party gemacht wird, als würde es kein morgen geben."
aber eigentlich auch nicht überraschend - da sich die zitatquelle des internen krisengespräches nicht unwesentlich um verschiedene mögliche quellen, formen und ausprägungen von dissoziativen zuständen gedreht hat, liegt der bezug zum oben erwähnten teile-und-herrsche mehr als nahe - denn bei den offen pathologischen zuständen von dissoziation hat sich diese maxime der macht in den betroffenen menschen regelrecht psychophysisch materialisiert (was einmal mehr die unverzichtbarkeit von gewalt - mit ihren traumatischen, spaltenden und fragmentierenden konsequenzen für die so "behandelten" - für alle hierachischen systeme deutlich macht.)
und vor diesem hintergrund bleibe ich zwangsweise pessimistisch, was eine - zumindest theoretisch immer noch mögliche - auflösung der krise(n) in einen qualitativen emanzipatorischen gesellschaftlichen sprung angeht. zu sehr sind die psychophysischen strukturen als basis des herrschenden systems immer noch unbegriffen, unthematisiert und innerhalb politischer und sozialer aktivitäten weitgehend nur als nicht wahrgenommenes präsent, letzteres v.a. mit der folge der zwangsweisen völlig unkontrollierten dynamik der erwähnten strukturen, und zwar oft genug einer destruktiven dynamik.
*
primär in diesem sinne ist die aktuelle fortsetzung meiner ganz persönlichen krisenchronik zu lesen - heute mit den folgenden themen:
globale krisenkaskade I: internationale energie-agentur bestätigt peak oil - "ölquellen versiegen im rekordtempo"
globale krisenkaskade II: im pazifik werden die ersten drastischen auswirkungen des klimawandels spürbar
globale krisenkaskade III: karl heinz roth mit einigen einschätzungen zur ökonomischen krise
globaler widerstand: frankreich, südkorea, china... - von punktuellen drastischen verschärfungen der aktionsformen
großbritannien: betriebsbesetzung mit interessanten inhaltlichen ausrichtungen und gesellschaftlichen allianzen
usa / kalifornien: im preis des abgewendeten bankrotts inbegriffen - überfüllte leichenhallen
usa I: staatliche lebensmittelhilfen weiterhin auf rekordniveau
usa II: immobilienkrise reloaded
irland: vom ökonomischen absturz ins soziale desaster
in aller kürze: zur lage im baltikum / robert kurz zu den grenzen des wachstums / deutschland I: weniger streiks = "sozialer frieden"? / deutschland II: gewerkschaft der polizei sieht tiefschwarz (und kriegt tatsächlich mal etwas realität mit)
*
wie ein kontrapunkt zu den neuen hinweisen in richtungabiotischer ölentstehungliest sich eine zum wiederholten male medial kaum aufgegriffenewarnungaus der durchaus in sachen peak oil bisher recht zurückhaltenden, wenn nicht gar jahrelang abwiegelnden "internationalen energie-agentur", die "offiziell" für ein- und abschätzungen der weltweiten energieressourcen verantwortlich ist - und diese warnung ist im wesentlichen deckungsgleich mit dem, was nicht nur ich bereits wiederholte male zum fatalen zusammenhang zwischen ölpreisen und wirtschaftskrise geschrieben habe:
(...)"Die wichtigsten Ölfelder der Welt hätten bereits jetzt ihren Zenit überschritten. Und es dürfte weniger als fünf Jahre dauern, bis eine Ölklemme die Wirtschaft fundamental erschüttert. Davor warnt nicht ein notorischer Schwarzmaler, sondern Fatih Birol. Er ist Chefökonom der International Energy Agency IEA in Paris.
Versiegende Ölquellen in Kombination mit einer steigenden Nachfrage werde die Preise in die Höhe treiben – was eine Erholung der Wirtschaft von der aktuellen Krise verhindern könnte, sagt Birol in einem Interview mit dem britischen «Independent».
Bislang hatten Experten gewarnt, das Erdöl werde erst in zehn Jahren zu versiegen beginnen und damit eine Wirtschaftskrise auslösen."(...)
"besser spät als nie", so liesse sich dieser einbruch der realität in die wahrnehmungen der iea beschreiben - aber ob´s was nützt, darf stark bezweifelt werden. zumal hier ähnlich wie beim gleich folgendem thema klima immer noch von desinteresse über ignoranz bis hin zur offenen leugnung immer noch das ganze spektrum fataler menschlicher verhaltensweisen zu beobachten ist, welches mit dafür verantwortlich ist, dass an der zukunft der spezies berechtigte zweifel angemeldet werden müssen. in diesem zusammenhang sei auch auf einen artikel beim ölschock-blog hingewiesen - "Kein Mensch muss müssen":
"Niemand ist gezwungen, an etwas zu glauben, das ihm wider die Vernunft zu sein scheint. Wir beklagen und bekämpfen den Klimawandel, warum sollte uns das Abnehmen der Erdölvorräte da nicht geradezu fröhlich stimmen? Warum sollten wir "Peak Oil" stattdessen für etwas Gefährliches halten, wie es manche tun, die sich mit Katastrophenszenarien wichtig tun? Halbzeit Erdöl soll mit immer teurerem Treibstoff, letztlich einer Kostenexplosion auf breiter Front einhergehen, sagen manche Experten. Wurden die von der Ölindustrie, dem eigentlichen Nutznießer der Schwarzmalerei, für solche Voraussagen bezahlt? Weniger Erdöl, das arbeitet doch nur "uns" geradezu in die Hände - let it be! Es kann dem Klima und dem Planeten nur gefallen.
So denken offenbar die meisten Grünen. "Peak Oil" - daran glaube, wer will. Heute ist es noch das Öl. Mag es weniger und damit teurer werden, schon stehen Biokraftstoffe bereit, es zu ersetzen. Und irgendwann, wenn die DESERTEC den supersauberen Sonnenstrom aus der Wüste liefert, fahren wir alle elektrisch. Wenn es ganz dicke kommt, steht im Keller noch ein altes Fahrrad oder lassen wir uns von den Eltern oder unseren Partnern eine BahnCard schenken.
Jeder, der schon mal in schwierigem Gelände in den Bergen gewandert ist, weiß, dass der Abstieg beschwerlicher und auch gefährlicher ist als der Aufstieg."(...)
mit dem letzten satz (wie mit dem ganzen artikel) lohnt sich eine ausführliche auseinandersetzung. in der vergangenheit kam bezgl. der beiden streitthemen peak oil und klimawandel ja auch öfter das sinngemäße argument der angstmache, die dann doch nur - ganz im sinne der "schock-strategie" wie von naomi klein beschrieben - der weiteren durchsetzung reaktionärer und antisozialer politik dienen würde. dazu nur die bemerkung, dass klein zwar auch sozusagen synthetisch hergestellte schocks beschreibt, aber eben auch deutlich macht, dass sehr reale ereignisse - wie naturkatastrophen - in diesem sinne benutzt worden sind. letzteres stellt aber eben keineswegs die realität der katastrophen in frage, sondern eher bestimmte umgangsweisen damit. und die sollten auch bei peak oil bzw. dem klima im focus stehen. angst in einem angemessenen maße - hinsichtlich der ungewissheit der folgen etc. - halte ich dabei durchaus für vernünftig, während anscheinend oder tatsächlich übertriebene ängste doch eher daraus herrühren, dass die heutigen menschlichen gesellschaften rund um die welt in ihrer mehrzahl einfach nicht den eindruck machen, als wären sie in der lage oder auch nur willens, von selbst und freiwillig die nötigen veränderungen zu initiieren.
und btw noch der hinweis darauf, dass wie in so vielen anderen bereichen auch in sachen ölreserven die methode desfakensbeliebt ist. was sich als ein weiteres indiz für den unmittelbar bevorstehenden oder schon erreichten peak geradezu aufdrängt - schönfärbereien sind eine spezialität von systemen, die sich im absturz befinden.
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während die konsequenzen von peak oil in ihrer gesamtheit zwar komplex, aber immer noch irgendwie nachvollziehbar erscheinen, verhält sich das beim klimawandel bekanntlich anders - zu komplex ist das planetare klimasystem, jedenfalls zu komplex für die heutigen menschlichen möglichkeiten. und so bleibt hier zum größten teil nichts weiter übrig, als die eintretenden folgen jeweils mit mehr oder weniger großer überraschung zu registrieren und möglicherweise - wenn überhaupt machbar - irgendwie zu kompensieren. mit all dem sind bereits verschiedene kleinstaaten im pazifikdirekt konfrontiert:
(...)"Mit der Klimasituation sowie mit Korruption beim Umweltschutz müssen sich die Regierungschefs der pazifischen Inselstaaten bei ihrer 40. Jahrestagung beschäftigen. Das Treffen der 16 Länder hat am Dienstag im australischen Cairns begonnen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker wies aus Anlass der Tagung auf die dramatische Situation der Pazifik-Inseln hin. Rund acht Millionen Ureinwohner würden wegen des steigenden Meeresspiegels bis zum Jahr 2050 komplett ihre Heimat verlieren, wenn der Klimawandel ungebremst fortschreite. (...)
"Eine Reihe dieser tief liegenden Inseln ist eindeutig schon jetzt gefährdet", sagte der Chef des UN-Klimarats, Yvo de Boer (...)
Bereits seit diesem Frühjahr würden die 2.500 Einwohner der Carteret-Inseln umgesiedelt, weil ihre Heimat überflutet werde. Staaten wie Kiribati und Vanuatu drohe der gänzliche Untergang. Indonesien hatte kürzlich angeboten, höher gelegene Inseln an untergehende Staaten zu verpachten."
während es hier immer noch genügend zeitgenossInnen gibt, die offenkundig nicht zwischen klima und wetter unterscheiden können oder wollen und sich bei jedem auch nur ansatzweise verregneten sommer über die "klima-lüge" echauffieren, sieht das nicht nur im südpazifik für dort lebende schon ganz anders aus - da stellt das klima schlicht die existenzfrage. es ist ja irgendwie echt ungerecht, dass eine region wie mitteleuropa irgendwie immer den drastischsten auswirkungen aller möglichen naturprozesse entkommt - es wäre auf jeden fall für viele vielleicht sehr lehrreich, wenn die konsequenzen des klimawandels nicht immer so unspektakulär daherkommen würden wie bspw. imwattenmeerpraktisch vor unserer haustür:
"Einige Folgen der Klimaerwärmung sind bereits im Wattenmeer sichtbar - lange bevor der erwartete Meeresspiegelanstieg zur Gefahr für die Deiche werden könnte. Pflanzen und Tiere müssen sich an veränderte Umweltbedingungen gewöhnen und bekommen Konkurrenz von eingeschleppten Arten. Der Leiter der Sylter Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, Prof. Karsten Reise, spricht von einer regelrechten Revolution. "Wenn das so weitergeht, werden wir ein ganz anderes Wattenmeer haben."
Der Wissenschaftler sieht die Vorgänge aber noch gelassen: "Solange keine wirtschaftlichen Interessen betroffen sind, können wir die Entwicklung neutral gegenüberstehen." Entscheidend für Veränderungen im Wattenmeer sind nach Reises Angaben weniger die steigenden Durchschnittstemperaturen von Luft und Wasser, sondern eher einzelne Phänomene wie das Ausbleiben kalter Winter." (...)
"solange keine wirtschaftlichen interessen betroffen sind" - ja, aber sicher doch. die dahinter stehenden neuronalen konfigurationen, die solche ideologie ständig reproduzieren, werden es auch schaffen, dass wir mehrheitlich bis zum hals im wasser stehend noch nach den wirtschaftlichen interessen ausschau halten und gegebenenfalls sozialverträglich und wirtschaftsfreundlich mit begeisterung absaufen werden. ich weiß ja nicht, wie´s Ihnen damit so geht, aber ich stelle in letzter zeit immer öfter einen spontanen grundsätzlichen widerwillen fest, sobald das wort "wirtschaft" überhaupt fällt - von wachstum ganz zu schweigen.
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was uns dann immerhin thematisch direkt zur leidigen ökonomie bringt; und hier wieder einmal wie schon in früheren k-news zur person von karl heinz roth, der gerade ein zweibändiges werk zurglobalen krisebeendet hat - darauf nimmt das folgendeinterviewbei wildcat bezug:
"Warum hast Du im letzten halben Jahr sämtliche Verpflichtungen abgesagt, um ein zweibändiges Werk über die aktuelle Krise zu schreiben?
Erstens weil diese Krise ein Epochenbruch ist, der auch nicht durch eine mögliche Stabilisierung in Frage gestellt wird; die herrschenden Klassen sind von wilder Panik erfasst und haben einen Paradigmenwechsel vollzogen. Zum Beispiel sind bei GM und Chrysler die Gewerkschaften nun am Eigenkapital beteiligt und abgefunden worden für ihre Ansprüche auf die Pensionskassen. Ihre Kontrolle über die Arbeitskraft ist damit äußerst fragil und problematisch geworden – ähnlich bei Opel... Ich denke zweitens, wir können heute die Perspektive einer völlig entgegengesetzten Selbstorganisation vorschlagen.
Wobei wir die Rechnung aufmachen müssen mit einer stark zersplitterten Klassensituation, weltweit sowieso, aber auch in der BRD: Kurzarbeit wirkt völlig anders bei VW, Daimler oder Bosch – als bei Leuten, die bei Zulieferern arbeiten, vorher 1400 Euro verdient haben und nun bereits seit sechs Monaten 60 Prozent kriegen und nicht wissen, wie es weiter geht. Das gleiche lässt sich etwa für die Rente sagen.
Die Polarisierung wird extrem zunehmen. Im unteren Drittel bis zum zweiten Drittel setzen ganz massive Demontageprozesse ein, während der Kern gehalten wird. Aber in dem Gießkannenprogramm der Bundesregierung sind eine ganze Menge Subventionierung in den mittleren Wirtschaftsbereich gegangen, also Handwerk, Bau und Kleinbetriebe. Das ist aus der Perspektive des Systems relativ klug gewesen. Aber was soll mit einer sich herausbildenden Massenerwerbslosigkeit mit all ihren Schattierungen passieren? Wird es neue Arbeitsbeschaffungsprogramme geben, wo die Leute in Lagern gettoisiert werden? Oder werden sie doch die Realeinkommen erhöhen und damit eine andere Perspektive schaffen? Das ist noch unklar."(...)
und zur frage der perspektive(n) sagt er am ende:
"Ein unmittelbarer Meltdown hat erstmal nicht stattgefunden. Wie können wir die gewonnene Zeit nutzen?
Wir haben erstmal Zeit gewonnen, um genau zu sehen, wo wir konkret an unseren jeweiligen Orten agieren und Lernprozesse von unten mit in Gang bringen können. Und ich denke, dass ein Stück organisatorische, oder vorsichtiger gesagt, politische, analytische Antizipation nötig ist. Es wäre extrem wichtig, ein weltweites Informationsnetz von unten aufzubauen. Ohne postmoderne Modekonzeptionen, die irgendwelche Segmente des globalen Proletarisierungsprozesses favorisieren, also immaterielle Arbeit oder so – aber auch ohne aus der reinen Subsistenzökonomie eine neue Gesellschaft aufbauen zu wollen. Denn wir müssen uns auch über die ungeheure Masse vergegenständlichter Arbeit und den unglaublichen akkumulierten globalen Reichtum Gedanken machen, wie der anzueignen und zu verteilen wäre. Das, denke ich, wäre die Perspektive."
bedenkenswert, wie ich finde.
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zumal die bisher sichtbaren klassenkämpfe fast nirgends über das stadium mehr oder weniger verzweifelter und vor allem defensiver aktionen zur verhütung des jeweils als schlimmstes übel empfundenen - und das ist für die meisten menschen unter den heutigen bedingungen i.d.r. die drohung der erwerbslosigkeit, gleichgesetzt mit dem gesellschaftlichen ausschluß - hinausgehen. auch wenn die methoden und aktionsformen in den vergangenen monaten punktuell eine deutliche tendenz im sinne ihrer eskalation aufweisen - einebeispielsammlungauf telepolis macht dabei auf eine äusserst systemstützende hiesige besonderheit aufmerksam:
(...) "Als aber die zuständigen IG-Metall-Sekretäre zu bedenken gaben, dass eine Besetzung unter Umständen mit einer Räumung und einer Kriminalisierung enden könnte, war die Verunsicherung unter den Beschäftigten so groß, dass es zur Aktion nicht gekommen ist." (...)
bahnsteigkarte, revolution usw. - es ist immer noch eine gesellschaft von mehrheitlichen untertanen, inzwischen vielleicht gemixt mit einer starken minderheit sog. individualisten, die weniger authentisch individuell als vielmehr egozentrisch und antisozial agieren und versuchen, sich derart durch die unbilden der zeit zu schlagen. und bei beiden gruppen dürften szenen wie die folgenden aus einer bis vor kurzem besetzten autofabrik in südkorea unverständnis bis erschrecken und abscheu auslösen:
sicher, trotz aller entschlossenheit und auch vorhandenen militanz beim eintreten für die eigenen interessen stellen sich gerade bei derlei aktionen in der autoindustrie immer wieder fragen nach dem weiteren sinne, der bei den beteiligten arbeitern in ihrer bedrohten lage verständlicherweise nicht an erster stelle steht. aber gesamtgesellschaftlich eben stehen muss - was soll aus welchen gründen von wem unter welchen bedingungen für wen produziert werden etc.
aber vielleicht ist es erstmal nicht anders möglich, als bei der belegten eigenen entschlossenheit gerade auch gegen staat & kapital anzusetzen und mit diesem erkämpften inneren raum solche fragen wie oben anzugehen. in einem weiteren artikel berichtet tp übrigens vomvorläufigen endeder besetzung.
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eine fabrikbesetzung, bei der die gerade oben erwähnten fragen hinsichtlich von sinn und bedingungen von produktion durchaus eine rolle spielen - ohne das jetzt gegen die südkoreanischen autoarbeiter ausspielen zu wollen - , ist momentan noch in südengland im gange - hier betrifft es einen hersteller von windkraftturbinen, "vestas" - , und ein arbeiter fasstvorgeschichte und bisherigen verlaufder aktion in eigenen übersetzten worten zusammen - auszüge:
"Hallo ihr, mein Name ist Matt und ich bin heute hier um über eine kleine Fabrik namens St. Cross, auch bekannt als Vestas, auf der Isle of Wight zu sprechen, vielleicht habt ihr schon von der Fabrik gehört.
Es ist gerade besetzt und es soll am Ende der Woche geschlossen werden. Über 625 Arbeitsstellen werden in den drei Werken von St. Cross (Newport), Venture Quays (East Cowes) und Merlin Quay in Southhampten (gerade übers Wasser). Auch eine Kunstharzfabrik (resin?) namens Gurit, die sich in der nähe von uns befindet und welche von Vestas abhängig ist diskutiert gerade ihre Möglichkeiten auch wenn sie nicht zuversichtlich sind. Viele andere Firmen werden leiden falls Vestas geht und es werden viele Arbeitsplätze verloren gehen. Die wacklige Ökonomie der Insel wird zwanzig Jahre zurückgeworfen und wieder auf den Tourismus und die dortige, niedrig bezahlte, Saisonarbeit angewiesen sein.
Vestas kaufte NEG Micron im Jahr 2003 und seit dann wurde alles schlimmer, als sie versuchten, den letzten Tropfen Arbeit aus jeden heraus zu pressen. Lange Stunden in einer stressigen Umgebung und die angst vor RSI ( http://de.wikipedia.org/wiki/Repetitive_Strain_Injury_Syndrom) hätten unter anderen Umständen wäre es zu einer hohen Fluktuation der Arbeiter gekommen. Die Firma war extrem anti-gewerkschaftlich, Leute die sich organisieren wollten wurden isoliert und mit verschiedenen Begründungen gefeuert. Das was einer Gewerkschaft am ähnlichsten kam, war ein Beratungsnetzwerk, das über Europäische Gesetze installiert wurde, es gab hier scheinbar gewählte Repräsentanten der Arbeiter (die jedoch vom Management bestimmt wurden), die an Treffen teilnahmen, wo sie nichts zu sagen hatten, und die Entscheidung des Management aufzunehmen, zu unterstützen und den Arbeitern gegenüber durchzusetzen hatten. Den Arbeitern wurde eine niedrige Entschädigung für ihre ganzen Jahre gewissenhafter Arbeit angeboten, was nicht einmal schriftlich bestätigt wurde. Die ist Typisch für diese Großkonzerne und die Gefühle von allen auf der Isle of Wight ist am brodeln.(...)
Ende April wurden wir Vestas Angestellten versammelt und uns wurde gesagt wir wären alle von der Entlassung bedroht und die Fabrik würde ende Juli die Fabrik einstellen.
Natürlich waren wir alle schockiert und traurig wegen dieser Nachricht, die unerwartet kam. Uns hatte man gesagt wir seien die profitabelste Vestas Fabrik! Jeder arbeitete weiter wie gewöhnlich wir fühlten uns Machtlos und verwirrt.
Ein paar Aktivisten von Workers Climate Action fing an, an den Fabriktoren Flugblätter zu den Arbeitern zu verteilen. Eine öffentliche Versammlung wurde einberufen. Aus dieser heraus formte sich ein Komitee welches über die Möglichkeit der Besetzung um die Schließung der Fabrik zu verhindern diskutierte. Diese Arbeiter fingen an andere Arbeiter von diesem Plan zu überzeugen, ohne, dass das Management davon erfahren durfte.
Das Management bekam etwas von möglichen direkten Aktionen mit und ging zu eins der Werke um die Arbeiter davon zu überzeugen ein Dokument gegen jeglicher solcher Aktionen zu unterschreiben, nur 2 Arbeiter unterschrieben.
Wir hörten hiervon und entschieden uns schnell zu handeln. 30 von uns trafen sich teilten sich in 3 Gruppen und kamen, ohne auf Widerstand zu stoßen in die Fabrik. Wir arbeiteten schnell und sicherten den von uns gewählten Bereich, die Büros des Managements und der Verwaltung im vorderen Teil des Gebäudes. Wir haben die Manager erfolgreich Überlistet.(...)
Keiner von uns Besetzern dachte, dass sie jemals an so was teilnehmen würden. Wir merkten ziemlich schnell, das wir am Zentrum eines perfekten Sturms waren; wir hatten eine goldene Möglichkeit die Fabrik unter Beschlag zu nehmen, und das Thema Grüne-Energie, massiver Stellenabbau und Verantwortung von Firmen in den Fokus der internationalen Beobachtung zu rücken. Wir wussten, das wir in Aktion treten mussten, und das hier war größer als wir alle zusammen."(...)
in den letzten sätzen wird die besonderheit bei dieser aktion deutlich ausgesprochen - innerhalb der aktuellen krise ist das womöglich tatsächlich das erstemal, dass sich rebellierende arbeiterInnen, teile von gewerkschaften und umweltgruppen / klima- und ökoaktivistInnen unter einer prämisse zusammenfinden, die sowohl die gesellschaftliche sinnhaftigkeit des produzierten als auch die produktionsbedingungen thematisiert, bewertet und gegen die kapitalinteressen verteidigt bzw. neu und anders durchsetzen will. das schlagwort vom "grünen kapitalismus" mag nicht mehr als ein propagandabegriff sein, aber tatsächlich ist diese besetzung ein vorläufiger kulminationspunkt von aktivitäten verschiedener gesellschaftlicher bewegungen, die meistens - und zu ihrem und unserem aller schaden, wie ich betonen möchte - getrennt agieren. für weitere und aktuelle infos sei auf dieses deutschsprachigesolidaritätsblogverwiesen.
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über den großen teich, aus den berechtigterweise als eine art epizentrum der krise begriffenen usa, kommen weiterhin mit trostloser regelmässigkeit nachrichten, die nicht zuletzt angesichts des hiesigen propagandagetöses die frage aufkommen lassen, ob die europäischen "eliten" womöglich glauben, dass sich die usa irgendwo auf dem mars befinden - die dortigen realitäten sprechen nämlich durchaus eine regelrecht höhnische sprache bezgl. der hiesigen wunsch- und luftschlösser. wie schon in früheren news, mag das zum wiederholten male ein blick nach kalifornien unterstreichen, welches ende juli nun doch noch und sehr knapp die bankrotterklärung vermieden hat - wer dafür bezahlen muss, war ebenfalls schon ausführlich thema, aber was inzwischen fürkettenreaktionensichtbar werden, macht dann doch irgendwie mal wieder sprachlos - obwohl: ist das wirklich überraschend?
(...) "Die Menschen im US-Bundesstaat an der Westküste der USA durchleiden die schwerste Rezession seit Jahrzehnten und deren Folgen werden in immer mehr Bereichen der Gesellschaft spürbar.
Denn mittlerweile sind nicht nur die kalifornischen Gefängnisse heillos überfüllt, sondern auch die städtischen Leichenhallen, wo sich immer mehr sterbliche Überreste von Menschen stapeln. Craig Harvey, der Chefermittler der Gerichtsmedizin von Los Angeles, kennt den Grund: Es ist der wirtschaftliche Niedergang der Hinterbliebenen, erläutert er: „Sie sagen uns, dass sie nicht mehr genug Geld haben, um ihre Verstorbenen zu bestatten.“ Der Tod ist keine billige Angelegenheit, wie man weiß, und gerade in Kalifornien sind viele Menschen von Arbeitslosigkeit oder Überschuldung betroffen und daher mittellos.
„Es sieht wirklich so aus, als hätte diese Rezession eine besonders große Zahl von Leuten getroffen“, betont Harvey. Die können die tausend Dollar für eine private Einäscherung natürlich nicht bezahlen, ebenso wenig eine Erdbestattung, für die 7300 Dollar (5075 Euro) ausgegeben werden müssen." (...)
es heisst ja immer etwas scherzhaft, dass das bestattergewerbe krisenfest sei - hiermit wiederlegt. und ich vermute mal, dass das die nächsten jahre auch ein deutsches thema werden könnte.
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das die toten natürlich zurückstehen müssen, wenn die lebenden am hungertuch nagen, ist dabei völlig verständlich - zumal das letztere absolut wörtlich genommen muss, wenn man sich die zahlen der bezieherInnen von lebensmittelmarken betrachtet, die in den usa immer mit einer gewissen verspätung veröffentlicht werden - so sieht jedenfalls diemaistatistikaus:
(...) "Nach den heutigen Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums (United States Department of Agriculture - USDA) erreicht die Zahl der US-Bürger, die Lebensmittelmarken beziehen, im Mai 2009 unfassbare 34,409 Millionen! Seit 7 Monaten zieht die Anzahl der Bedürftigen ununterbrochen stark an! (...)
Selbst die 34,409 Millionen Bedürftigen sind nur ein Teil der bitteren Realität, denn um in den "Genuss" der Kreditkarten für Lebensmittelausgaben zu kommen, müssen arbeitsfähige Erwachsene zwischen 16 und 60 Jahren den Nachweis erbringen, dass sie Arbeit suchen und bereit sind bestimmte Arbeiten zu akzeptieren, z. B. an Beschäftigungs- und Ausbildungsprogrammen teilnehmen. Die entmutigten Arbeitnehmer, die aufgegeben haben einen Job zu suchen, fallen wie in der Arbeitslosenstatistik auch bei SNAP durchs Netz. Erwachsene ohne Kinder können generell nur maximal 3 Monate SNAP beziehen. Nahezu 76% der Lebensmittelmarken gehen an Familien mit Kindern, davon 61% an Kinder mit nur einem Elternteil. Ein klarer Beleg für das Armutsrisiko durch Kinder vor allem für Alleinerziehende!" (...)
und die querschüsse bilanzieren völlig berechtigt:
"Um mal die Dimension von SNAP zu verdeutlichen: mehr als das Doppelte der ehemaligen DDR-Bevölkerung bezieht in den USA Food Stamps! Jeder 9. US-Bürger lebt in Armut und ist auf SNAP angewiesen um sich ausreichend zu ernähren!
Die exponentiell ansteigende Anzahl an Bedürftigen zeigt eindeutig das Versagen der bisherigen Wirtschafts- und Finanzpolitik Obamas, welche Billionen an Dollar in die Stützung eines unhaltbaren Finanzsystems und für die Interessen des militärisch industriellen Komplexes verbläst und gleichzeitig die Realwirtschaft, Jobs, Einkommen und den Lebensstandard von Millionen vor die Hunde gehen lässt.
Yes we can, war nur ein guter PR-Gag!"
so sieht das aus, und wenn man sich gleichzeitig den erbärmlichen zustand des us-gesundheitwesens vor augen führt, so beschleicht einen das dumpfe gefühl, dass das problem der überquellenden leichenhallen keinesfalls eine etwas skurrile und bizarre krisenfolge darstellt, sondern etwas sehr reales und abgrundtief entsetzliches über diese beste aller welten (TM) da aussagt. american dream nightmare.
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und der will kein ende nehmen - eher deutet sich dienächste wellean:
(...) "Anders als nun gern gemeldet, wird sich die Immobilienkrise in den USA wohl weiter deutlich zuspitzen. Davon geht man auch bei der Deutschen Bank AG aus. Die Großbank rechnet damit, dass bald fast die Hälfte der Hausbesitzer in den USA größere Hypothekenschulden haben werden, als ihre Immobilie überhaupt noch wert ist. Der Anteil der Kredite, die sich "unter Wasser" befänden, werde auf 25 Millionen Immobilien ansteigen, schreiben die Analysten Karen Weaver und Ying Shen in einer Studie. Im ersten Quartal 2008 sei das mit 14 Millionen nur gut die Hälfte gewesen. Damit wird deutlich, welche Zuspitzung die Bankexperten erwarten. Sie rechnen damit, dass die Immobilienpreise weiter deutlich in den Keller gehen. Bis 2011, so rechnen sie vor, würden die Preise um weitere 14 % fallen.
Schon deshalb darf man die Aussichten auf eine reale Erholung der US-Konjunktur wohl ad acta legen." (...)
es geht wirklich nur noch um zeitgewinn für eine nächste runde des spiels, und zwar nicht nur in den usa.
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sondern auch in europäischen ländern wieirland, in dem inzwischen ebenfalls zustände bewundert werden können:
(...) "Die Firmen behandeln ihre Arbeiter so miserabel, als lebten wir im 19. Jahrhundert. Die gierigen Kapitalisten haben nichts aus der Geschichte gelernt", sagt die Gewerkschaftlerin Mary O'Donnell.
Täglich berichten die Medien von Firmenpleiten. 49 000 Stellen wurden seit Januar vernichtet. Die Arbeitslosenquote ist auf zwölf Prozent geklettert. Fast 100 000 Menschen können ohne staatliche Zuschüsse die Mieten nicht mehr bezahlen. Die irische Wirtschaft soll 2009 um 9,8 Prozent schrumpfen.
Beim früheren "keltischen Tiger", dessen Wirtschaftsboom weltweit Regierungschefs vor Neid erblassen ließ, herrscht Katerstimmung. 400 Millionen Euro neue Schulden muss Premier Brian Cowen jede Woche machen, um die explodierenden Sozialkosten zu decken. Die regierende Partei Fianna Fáil sieht keine Alternative zu radikalen Einschnitten im Gesundheitswesen und Bildungsbereich, um die Schuldenlast zu reduzieren. Fünf Prozent aller Beamten sollen entlassen und das Kindergeld um 500 Millionen Euro gekürzt werden." (...)
ich muss feststellen, dass sich auch nach über einem monat pause der grundtenor der meldunge aus allen möglichen weltregionen nicht geändert hat - streichen, kürzen, sparen - aber natürlich nicht bei den herrschaften. und immer mehr verfestigt sich auch mein eindruck, dass es bei uns tatsächlich die "wahlen" sind, die bisher verhindern, dass diesbezgl. hier alle dämme brechen. mir graut vor der zeit ab dem 28. september!
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in aller kürze - das krisentelegramm + auch immer wieder als besonders verheerte krisenregion präsentieren sich diebaltischen staaten, speziell lettland: "Kaum noch Rente, Hungergehälter für Staatsdiener, hohe Schuldenlast: Lettland zerfetzt soziales Netz für Kredite gegen Staatsbankrott" wie gesagt und schon vor monaten konstatiert: ein geradezu monotoner gleichklang + robert kurz macht sich zu den auch diese news begleitenden aspekten der unmöglichkeit von (exponentiellem) wachstum innerhalb von auf die schaffung von mehrwert ausgerichteten ökonomien soseine gedanken. anregend! + eine meldung mit dem titel"Deutlich weniger Streikende im ersten Halbjahr"kann man eigentlich nur mit wüstem gebrüll kommentieren - ´schland, geh sterben! + das allerletzte findet sich in der mitgliederzeitung der "gewerkschaft der polizei", die ich hier nicht verlinken möchte (sollte aber leicht zu finden sein). in der aktuellen ausgabe heisst es im editorial bzw. kommentar: "„Durch die hohe Staatsverschuldung, Steuermindereinnahmen und die Finanzierung der sozialen Lasten als Folge der steigenden Arbeitslosigkeit droht ein Desaster der öffentlichen Haushalte. Bereits jetzt wird hinter der Hand von dramatischen Einsparungen im öffentlichen Dienst ab dem nächsten Jahr geredet. Nach der Bundestagswahl lässt die Politik die Hosen runter“, so GdP-Bundesvorsitzender Konrad Freiberg. Schon jetzt fahre die Polizei auf den letzten Reserven. Zusätzliche Einsparungen zur Konsolidierung der Haushalte würden mit verschärften sozialen Spannungen zusammentreffen. Das sei ein explosives Gemisch für die innere Sicherheit in unserem Land.
„Wir, die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes, werden für die gewaltigen Folgekosten der Finanzkrise aufkommen müssen. Und die Leute, die sie verursacht haben, kommen davon. Man wirft ihnen noch Geld hinterher. Es geht um soziale Gerechtigkeit und um Verteilungsgerechtigkeit.
Danach müssen die Politiker vor der Wahl gefragt werden.“ das allerletzte ist dabei gar nicht mal die durchaus treffende einschätzung der frage, wer auch hier das debakel mitbezahlen wird, sondern die völlige unfähigkeit im begreifen der tatsache, welche "ordnung" freiberg und seine kollegInnen da eigentlich schützen - und vor wem.
weil meine zeitlichen möglichkeiten bis in die nächste woche hinein immer noch begrenzt sind, ich aber andererseits mir interessant erscheinende meldungen nicht ewig liegenlassen möchte, hier nun ein kleiner aktueller rundblick.
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das thema peak oil und die konsequenzen spielt im blog schon seit längerer zeit eine rolle (zum letzten entsprechenden artikel mit weiterverweisenden links geht´shier lang; ebenfalls fiel bereits in früheren kommentaren der hinweis auf die mögliche existenz abiotischen öls, also erdöl, welches nicht aus organischen quellen entstanden ist, sondern als produkt anorganischer chemischer prozesse direkt im tiefen erdmantel. diese hypothese stammt ursprünglich noch aus der sowjetunion, spielt aber bis heute eine eher belächelte randexistenz. nun wurden allerdings neuereforschungenbekannt:
(...)"Allerdings spricht das nicht dagegen, dass zumindest ein Teil der Vorräte aus dem Erdinneren stammen könnte. Dass dort auf nichtbiologischem Wege Methan entstehen kann, hatten Forscher schon früher nachgewiesen. Fraglich war bisher allerdings, ob dort auch die Bedingungen für die Entstehung von Ethan (einem weiteren Hauptbestandteil von Erdgas) und höheren Kohlenwasserstoffen existieren.
Dafür haben nun drei russische Forscher der amerikanischen Carnegie Institution for Science den Beweis angetreten. Ihre Ergebnisseveröffentlicht das Fachmagazin Nature Geoscience vorab online. Die Wissenschaftler setzten demnach Methan in einer lasergeheizten Druckzelle Bedingungen aus, wie sie im oberen Erdmantel in einer Tiefe von 70 bis 150 Kilometern herrschen: Temperaturen zwischen 1000 und 1500 Kelvin und Drücken über 2 GPa nämlich.
Unter diesen Voraussetzungen reagierten Methanmoleküle miteinander zu Ethan, Propan und Butan – und umgekehrt verwandelte sich Ethan wieder in Methan. Die Reversibilität des Prozesses zeigt, dass offenbar keine Katalysatoren beteiligt sind und der Prozess nur thermodynamisch gesteuert wird."(...)
nun ist es keinesfalls so, dass damit die existenz von peak oil und die sozialen folgen daraus vergessen werden könnten, wie es vielleicht einige beim anblick der nachricht annehmen werden - wenn es denn überhaupt nennenswerte vorkommen abiotischen öls (und gas) geben sollte, so sind sie erstens in einer beim stand der technik auch absehbar nicht erreichbaren tiefe vorhanden - 70 bis 150 km tiefe bohrlöcher bleiben bis auf weiteres science fiction, selbst den zweifelhaften erfindungsreichtum der kapitalistischen ökonomie beim winken potenzieller neuer profitquellen berücksichtigt -, und zweitens existieren bis heute keinerlei hinweise darauf, dass auch nur ein einziges der bekannten ölvorkommen sozusagen aus der tiefe gespeist werden würde. dazu ist die frage nach der chemischen und physikalischen haltbarkeit möglicher komplexerer kohlenwasserstoffe unter den genannten bedingungen berechtigt, wie es auch bereits im letzten absatz des obigen artikels anklingt. alles zusammen erlaubt die vorläufige schlußfolgerung, dass vielleicht die möglichkeit abiotischen öls real ist, diese aber nichts an der realität des langsamen zurückgehens der uns erreichbaren vorkommen ändern kann. von der frage, ob das überhaupt wünschenswertwert sein könnte, gar nicht erst zu reden.
weiteres zu diesen aktuellen forschungen in einem entsprechendenthreaddes peak-oil-forums.
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die hintergründe desoktoberfestattentates1980 in münchen werden mit jedem jahr des abstands von diesem blutigsten terroranschlag in der geschichte der brd einerseits immer undurchschaubarer, was andererseits auch mit dem immer stärker werdenden verdacht zu tun hat, dass damals in irgendeiner form die in der brd existierenden strukturen von"gladio"beteiligt waren. nun liegen laut dem grünen bundestagsabgeordnetem jerzy montag ausgerechnet aufgrund neu gefundener akten der ehemaligen ddr-"staatssicherheit"neue fragenauf dem tisch:
(...)"Vor Kurzem sind bei der Birthler-Behörde in Berlin umfangreiche Akten über das Münchner Attentat gefunden worden. Mit interessanten Details. So sollen damalige Staatssekretäre des Bundesinnenministeriums intern notiert haben, der Bombenanschlag sei durch rechtsextremistische Kreise inszeniert worden. Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann haben sich nachweislich mehrfach damit gebrüstet, an dem Anschlag aktiv beteiligt gewesen zu sein. Aber Strauß versuchte auch Monate nach dem Attentat und nach einem Verbot der Wehrsportgruppe, ihre Mitglieder als harmlose deutsche Jungens darzustellen.
Die Wehrsportgruppe Hoffmann war von Spitzeln des Verfassungsschutzes und anderer Geheimdienste durchsetzt. Und heute kann man in den Unterlagen der meist bestens informiert gewesenen Hauptabteilung XXII des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR lesen, dass Verfassungsschützer aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen ausgerechnet 22 Stunden vor dem Attentat in München eine Operation "Wandervogel" gegen Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann eingeleitet hatten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
In der Wehrsportgruppe Hoffmann tummelten sich aber nicht nur Rechtsradikale, Agenten und V-Leute westdeutscher Sicherheitsdienste und Doppelagenten mit Kontakten zu Staatsicherheitsbehörden der damaligen DDR, sondern auffallend viele ehemalige und aktive Bundeswehrsoldaten. Darunter einige mit Sprengstoffkenntnissen, nach den Unterlagen der Stasi auch ein Bundeswehrsprengmeister. Rechtsradikale Terrorgruppen versuchten damals an der deutsch-deutschen Grenze, vor allem aber in Westberlin, selbst gebastelte Bomben gegen DDR-Grenzanlagen einzusetzen. Einige davon fielen den Behörden der DDR in die Hände, die mit diesem Material Sprengversuche durchführten. In den Unterlagen der Birthler-Behörde finden sich Hinweise, wonach die von der DDR geprüften und gezündeten Sprengsätze auffallend der Bombe ähnelten, die in München gezündet wurde. Leider gestalten sich weitere Untersuchungen heute mehr als schwierig, weil die Behörden inzwischen alle Asservaten des Wies'n-Attentats vernichtet haben."(...)
der schweizer historiker und "gladio"-spezialist daniele ganser hat diese hinweise in richtung gladio schon vor ein paar jahren thematisiert:
und vor diesen trüben hintergründen bilanziert montag:
(...)"Es ist bis heute völlig ungeklärt, wie das Wies'n-Attentat in diese ganz Westeuropa umspannenden Aktivitäten der Nato, vieler westeuropäischer und amerikanischer Geheimdienste und weitverzweigter rechtsradikaler Terrorgruppen eingebunden war. Es ist ungeklärt, inwieweit dieses Attentat auch in Westdeutschland einige Tage vor einer Bundestagswahl die Stimmung zugunsten des Kanzlerkandidaten der Union wenden sollte.
Und unaufgeklärt ist bis heute, weshalb die Ermittlungsbehörden mehr Energie auf die Beschwichtigung, die Abwehr aller Hinweise auf Netzwerke und Hintermänner und auch Vertuschung offenkundiger Zusammenhänge verwendet haben als auf eine umfassende Aufklärung.
Völlig ungeklärt ist ebenfalls, wem der abgerissene Finger gehört, der am Tatort sichergestellt wurde und der nicht vom Attentäter Köhler stammte. Damals meldete sich kein Opfer mit einer entsprechenden Verletzung. Von diesem Finger hat die Polizei einen Abdruck nehmen können und hat entsprechende übereinstimmende Spuren bei Unterlagen von Köhler gefunden. Und jetzt, da neue Ermittlungsansätze möglich wären, erklärt die zuständige Staatsanwaltschaft, nicht nur diesen abgerissenen Finger, sondern auch die Bombenreste und alle anderen Asservate vernichtet zu haben, trotz unaufgeklärter Hintergründe und möglicher Mittäter und Hintermänner. Das blutige Wies'n-Attentat in München ist bis heute nicht aufgeklärt. Kein Wunder."
zufälle gibt´s, die gibt´s gar nicht - nicht nur bei diesem anschlag ist zu beobachten gewesen, wie die bundesdeutschen "sicherheitsbehörden" sofort eine erlahmende ermittlungsmotivation und den hang zum handwerklichen pfusch zeigen, sobald bei einem spektakulären attentat wie jenem von münchen unter keinen umständen mehr die these vom "linken terror" aufrechterhalten werden kann. die bis heute entgegen aller vorliegenden widersprechenden indizien und hinweise offiziell vertretene these vom "einzeltäter" ist bei faschistischem terror immer noch ein gern benutztes sujet.
ich finde ja sowieso, dass die bedeutung der existenz von "gladio" und alles damit verbundene nicht nur in der brd bis heute vollkommen unterschätzt wird - womöglich gilt hier ebenso wie bei der aktuellen finanzkrise und den beteiligten banken der (sinngemäße) satz vom verbrechen, das nur groß genug sein muss, um von der "öffentlichkeit" komplett ignoriert zu werden. das jedenfalls, was über "gladio" bis heute schon so alles bekannt gworden ist, hat eigentlich das potenzial, jeglichen glauben an das märchen des "freien und demokratischen westens" über den jordan zu schicken. und es ist nach wie vor ein treppenwitz der geschichte, dass die jahre von 1989 bis 91, als die existenz von "gladio" in einigen europäischen nato-staaten nicht mehr (medial) unter den tisch zu kehren war, in der öffentlichen aufmerksamkeit fast völlig von ganz anderen themen besetzt waren. aber womöglich mögen sich auch nicht allzu viele menschen in ein geflecht aus geheimdiensten, faschisten, obskuren geheimbünden wie der italienischenp2-loges0wie offenen aktionen, die sich berechtigt nur noch als staatsterroristisch bezeichnen lassen, vertiefen. niemand lässt sich bekanntlich gerne die eigenen illusionen rauben. aber das ist und bleibt ein zwar verständlicher, jedoch langfristig höchst selbstdestruktiver menschlicher zug.
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zum schluß noch der hinweis auf ein sehr faszinierendes phänomen bei einem jungen mädchen, welches nicht nurneue fragen an die hirnforschungaufwirft:
(...)"Die Ärzte dürften nicht schlecht gestaunt haben, als sie die Gehirnaufnahmen des Kleinkinds sahen. Bei einer anatomischen Messung mit dem Kernspintomographen, die ihm Rahmen einer medizinischen Untersuchung durchgeführt worden war, zeigten die Bilder einen dramatischen Befund: Der jungen Patientin fehlte die rechte Hälfte des Großhirns komplett, große Teile des Zwischenhirns rechts waren nur in Ansätzen vorhanden und allein das Klein- und Stammhirn war auf beiden Seiten vollständig ausgeprägt.(...)
"Wenn bei Jugendlichen oder Erwachsenen in Extremfällen eine der Großhirnhälften entfernt werden muss", erklärt Marcus Naumer vom Institut für Medizinische Psychologie, "kommt es normalerweise zum Ausfall des gegenüberliegenden Gesichtsfelds." Das heißt, ohne die linke Hemisphäre können die Betroffenen nicht mehr sehen, was auf der rechten Seite passiert und umgekehrt. Solche drastischen neurochirurgischen Eingriffe, medizinisch als Hemispherektomie bezeichnet, sind beispielsweise bei schwersten Epilepsien nötig, wenn sich der Anfälle anders nicht Herr werden lässt und Schädigungen des Gehirns eingetreten oder zu erwarten sind.
Anders war das bei dem jungen Mädchen. Mit wahrnehmungspsychologischen Testverfahren wurde genau kartiert, wie viel sie auf beiden Seiten sehen konnte. Auch wenn ihr linkes Gesichtsfeld im Vergleich mit dem rechten etwas eingeschränkt war, konnte sie dort erstaunlich gut sehen. Das widersprach der Annahme, dass die Gesichtsfelder in der jeweils gegenüberliegenden Gehirnhälfte repräsentiert werden. Aufgrund ihrer fehlenden rechten Hemisphäre hätte das Mädchen auf der linken Seite eigentlich nichts sehen dürfen."(...)
das wörtchen "eigentlich" spielt hier mal wieder eine schlüsselrolle, und ich fand bei diesem bericht besonders die demonstration hinsichtlich der psychophysischen (in diesem fall liegt die betonung auf letzterem) möglichkeiten zur kompensation elementarer schäden interessant, die bei dem betroffenen mädchen lt. bericht wohl schonpränataleingetreten sind. bekanntlich halte ich einen solchen grad an kompensationsmöglichkeiten auch im "psychischen" bereich nicht nur für relevant, sondern sogar für eine quelle vieler aktueller und historischer sozialer probleme. und der bericht macht zumindest indirekt deutlich, unter welchen prämissen - nämlich denen des überlebens und des dazu nötigen funktionierens - kompensationen eines solchen kalibers stehen könnten.
...gab es vor ein paar wochen meldungen wiediesezu lesen:
(...)"Nach Einschätzung des Magazins wird mit der Personalrochade auch ein Wechsel von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble als EU-Kommissar nach Brüssel wahrscheinlicher, der ebenfalls als Chef der Adenauer-Stiftung im Gespräch gewesen sei. Als Nachfolger des Innenministers stünde Kanzleramtschef Thomas de Maizière bereit."(...)
das hatte ich damals so am rande registriert, ebenfalls die erinnerung, dass mir dieser name doch schon in einigen zusammenhängen über den weg gelaufen ist, die hier thema waren - also vermutlich nichts positives. das veranlasste mich nun zu einer kleinen recherche, und ich kann nur sagen: wenn sich das nach der wahl so einstellen sollte, ist das ein schritt vom regen in die traufe. erinnern Sie sich noch an den"sachsensumpf"?
(...)"Laut SPD-Fraktionsvize und PKK-Mitglied Stefan Brangs besteht der «dringende Verdacht», dass de Maizière als (sächsischer) Innenminister «offenen Rechtsbruch im Umgang mit Verfassungsschutzerkenntnissen begangen» habe. Es trete immer mehr zutage, dass er es unterlassen habe, die PKK über rechtsstaatlich bedeutsame Vorgänge organisierter Kriminalität in Sachsen zu unterrichten, obgleich er dazu verpflichtet gewesen sei. Merkel müsse deshalb Konsequenzen ziehen und ihm «umgehend die Koordinierungsaufgabe für die Geheimdienste entziehen».(...)
das ist damals hübsch untergegangen, aber der name de maiziere ist in diesem kontext öfter aufgetaucht, wenn ich mich recht erinnere. dazu kam dann eine meldung beigerman-foreign-policy.com, inzwischen leider nur noch von abonnenten einsehbar - aber der entscheidende absatz ist dieser:
"In einem "Handlungskatalog" für das deutsche Bundeskanzleramt sagen die Autoren aus Bundeswehr und Wirtschaft eine "drohende bewaffnete Auseinandersetzung" mit Russland und China voraus. Ursache seien kommende Energieengpässe, die zu schweren Verwerfungen innerhalb der EU und in der Bundesrepublik sowie zu einer "bisher einmalige(n) Staatskrise" mit "gewalttätigen Ausschreitungen und Demonstrationen" führen könnten. Zu befürchten sei, dass es einer "breit organisierten Bürgerinitiative" zukünftig gelingt, die Berliner Energiepolitik "auszuhebeln". Auftraggeber des "Handlungskatalogs" mit politischen Empfehlungen für die Bundesregierung ist der Kanzleramtsminister de Maizière. Er ist Beauftragter der Bundesregierung für die Nachrichtendienste. Die "Auftragsarbeit im hochaktuellen Umfeld" entstand zwischen Januar und Juni 2008 an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) und widmet sich auch den Gefahren "von innen", berichtet ein Teilnehmer. Zuarbeit sei von "hochklassigen" Spezialisten geleistet worden, die den "letzten Schritt zur Volljährigkeit Deutschlands" anmahnen - Deutschlands globale Kriegsfähigkeit."(...)
ich würde sagen, er bringt wirklich alle qualifikationen für einen schäublenachfolger mit...
und wer da meint, verbindungen zu den themen der letzten beiträge unten zu sehen, dürfte auf der richtigen spur sein -"Es ist der Glaube, der selig macht":
(...)"Die mentale Basis des fiktiven Kapitals ist Realhalluzination. Nichtvorhandenes Geld kauft real vorhandene Ware. Der Kapitalismus ist in ein autosuggestives Stadium getreten. Aber selbst die, die das spüren, misstrauen dem und verdrängen das, weil sie, obwohl sie nicht mehr glauben können, glauben müssen. Woran sollen sie sonst glauben? Diesen Glauben in Frage zu stellen, hieße, unsere ganze Konstitution über den Haufen zu werfen. Das Dogma kapitalistischer Metaphysik lautet: Die Leute müssen daran glauben! Sie tun das, in doppeltem Sinne. Gegenwärtig ist zwar vieles erschüttert, aber der schiere Glaube an das Geld als Form gesellschaftlichen Stoffwechsels, der ist selbst in Zeiten der großen Verunsicherungen, vorerst unangefochten geblieben. Alle versuchen sich nicht vom Geld zu retten, sondern ins Geld. Jedes Kind meint zu wissen, dass Geld nur dann eine Bedrohung ist, wenn eins zu wenig davon hat.
Im fiktiven Kapital träumt das Kapital seinen ureigenen Traum. Völlig unabhängig von seinen Produktionsgrundlagen agiert es losgelöst von seinen stofflichen Resten, wird Geist, dass es geistlicher gar nicht mehr geht. Das Kapital hat sich von der Arbeit „befreit“, ist zu sich selbst gekommen, ist reine Geldbewegung. Losigkeit in Zahlen und Kurven. Eine Hochschaubahn, die erst während der Fahrt ihre Schienen plant und baut. Vor allem in der Wirtschaftsstatistik – und das betrifft auch Aktienkurse – stellt Ökonomie nichts anderes dar als hochgefahrene Daten fiktiver Ketten: Attrappenkapital. Indes, wenn viele glauben, da seien keine Attrappen, dann sind da keine Attrappen, auch wenn es Attrappen sind. Wiederum wird durch synthetische Übereinkunft Nicht-Existierendes existent. Wahrlich, der Glaube kann Zwerge versetzen.
Es ist wie beim Fernsehen: Auch da vermögen wir in den gelieferten Bildern reale Gebäude von Kulissen in keiner Weise zu unterscheiden. Es ist naheliegend, das fiktive Kapital mit den Fiktionen in Televison und Unterhaltung, Werbung und Alltag kurz zu schließen, d.h. die mentalen Beschaffenheiten mit den ökonomischen Grundlagen in Verbindung zu setzen. Es sind wohl mehr als zufällige Parallelen, die sich da in den diversen Sphären auftun. Kritik der politischen Ökonomie heißt mehr denn je den ideologischen Charakter einer irren Kommunikationsform offen zu legen. Der Ökonomie ist nicht ökonomisch zu begegnen bzw. beizukommen."(...)
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edit am 13.07.: das ganze ist tatsächlich ein sehr interessanter text, weil er aus meiner perspektive im letzten zitierten absatz etwas umreisst, dem ich mich hier im blog seit beginn aus einer anderen - und nicht primär ökonomiekritischen (auch wenn diese im hintergrund immer eine rolle spielt) - perspektive zu nähern versuche:
"Es ist naheliegend, das fiktive Kapital mit den Fiktionen in Televison und Unterhaltung, Werbung und Alltag kurz zu schließen, d.h. die mentalen Beschaffenheiten mit den ökonomischen Grundlagen in Verbindung zu setzen. Es sind wohl mehr als zufällige Parallelen, die sich da in den diversen Sphären auftun."
ich würde das aber gerne erweitern und auch präzisieren: die "mentalen beschaffenheiten" führen als begriff wieder etwas in die irre, weil sie sofort wieder assoziationen an "psyche", psychologie etc. hervorrufen. das ich auf diesem anscheinend "nur" begriffskritischen punkt so oft drauf herumreite, hat einfach den grund darin, dass es die "psyche" in ihrer sozusagen populären form des verständnisses einfach so nicht gibt. und zweitens sehe ich eher keine hierarchie, sondern ein wechselspiel zwischen psychophysischen konstellationen und gesellschaftlichen - eben auch ökonomischen - verhältnissen.
trotzdem finde ich die focussierung der aufmerksamkeit auf die explodierende sphäre des virtuellen, konstruktivistischen und simulativen in unserer gesellschaft sehr begrüßenswert, gerade aus den reihen derjenigen, die sich um kritische analyse(n) zwecks fundamentaler veränderung bemühen. und ergänzen möchte ich den "krisis"-text mit einigen sätzen aus denkrisennews 35, in denen ich anläßlich einer gerade erschienenen geab-ausgabe das folgende geschrieben hatte (die ersten beiden absätze sind noch zitate aus dem geab):
(...)"Es bleibt natürlich jedem belassen, aus irgendwelchen monatlichen Abweichungen irgendwelcher Wirtschafts- oder Finanzindizes um ein oder mehrere Prozentpunkte rauf oder runter, die darüber hinaus auch noch von staatlichen oder Banken-Interventionen beeinflusst wurden, mehr über die Entwicklung der gegenwärtigen Krise ablesen zu wollen als aus Vergleichen mit Entwicklungen, die mehrere Jahrhunderte abdecken, und die nachweisen, dass eine solch Situation ein Novum ist. Natürlich ist auch jedem belassen zu glauben, dass die, die weder die Krise noch ihr Ausmaß vorher zu sehen vermochten, heute in der Lage sind, vorher zu sehen, wann die Krise überwunden sein wird.
All denen empfehlen wir aber, sich den Film « Matrix » zu Gemüte zu führen und sich Gedanken darüber zu machen, wie verzerrend und irreführend eine Umgebung wahrgenommen wird, wenn alle Wahrnehmungsmöglichkeiten und Sinnesorgane manipuliert wurden."(...)
da steckt durchaus einiges an realität drin; und mir ist beim lesen eine notiz aus dem jahr 2005 wieder eingefallen, in der ich ebenfalls bezug auf die "matrix" genommen habe - "...im Moment ist es sicherer, in eine virtuelle Wirtschaft zu investieren". die doppelbödigkeit der botschaft im zitat (ich empfehle auch nochmals die lektüre des verlinkten artikels, in dem das zitat am schluß steht) wird dann sichtbar, wenn man sich ihre hintergründe betrachtet: erstens gehörte 2005 noch zu den jahren des "aufschwungs", in denen allerseits kräftig all jene blasen produziert wurden, deren kollaps wir heute erleben. zweitens war der (kurzlebige) boom von online-welten wie "second life" bekanntlich anlaß für diverse prophezeiungen von zukünftiger zunehmender verlagerung auch wirtschaftlicher aktivitäten ins virtuelle; drittens waren letztgenannte prognosen in gewisser hinsicht durchaus realistisch (aber ganz anders als gedacht), wenn man sich die explosion quasi-virtueller finanz"produkte" und -konstrukte verdeutlicht (für die das obige zitat ebenfalls stehen kann), deren zunehmend heftigeren wirkungen in der realität einmal mehr deutlich machen, dass virtuelle welten (aka simulationen) nie und nimmer "unabhängig" von der authentischen realität existieren können (genau dieser trugschluß stellt sich bei einzelnen individuen oft genug in symptomen dar, die die definition der "beeinträchtigten wirklichkeitserfassung" erfüllen, eine zulässige klinische definition des wahnsinns).
ich assoziiere natürlich wieder mal, wobei mir der hintergrund der virtualität bei den ursachen der laufenden krise durchaus allgemein zu kurz kommt - da ich bei den handelnden akteuren aus politik & ökonomie mehrheitlich eine krankheitswertige dominanz objektivistischer innerer strukturen annehme, ist die ständige konstruktion virtueller "welten" als eine art der zwangsläufig fehlschlagenden versuchten realitätsbewältigung etwas, was nicht nur zur aktuellen krise beigetragen hat, sondern bis dato - und nichts anderes drückt das leap-bulletin im letzten zitat für mich aus - auch die versuche dominiert, sie zu "lösen". dabei halte ich die unterschiede zwischen den expliziten spiel-welten, wie sie 2005 thema waren, und den virtuellen sphären der finanzwelt lediglich für quantitativ; strukturell sehe ich hingegen sowohl bei denjenigen, die in ersteren in sachen persönlicher "wertschöpfung" aktiv sind und waren und den letzteren, die täglich an den sog. börsen ihre wetten u.a. auf sinkende oder steigende kurse abschließen, keinen großen unterschied."(...)
das scheint mir eine passende ergänzung zum text von "krisis" darzustellen.