notizen

Sonntag, 5. Oktober 2008

notiz: ein wichtiger userkommentar...

...ist geschrieben worden - und zwar hier. und ich denke, dass über ähnliche erfahrungen noch viel zu viel geschwiegen wird.

*

ansonsten für den moment nur noch
das:

"In der Großen Koalition zeichnet sich eine Einigung zum Anti-Terror-Einsatz der Bundeswehr im Inland ab. Dafür soll Artikel 35 des Grundgesetzes geändert werden, bestätigte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums.

Demnach sollen die Streitkräfte im Rahmen der Amtshilfe zur Abwendung außergewöhnlicher Unglücksfälle auch militärische Mittel einsetzen können. (...) Eine Einigung könnten Union und SPD bereits im Koalitionsausschuss an diesem Sonntag erzielen."(...)


die frage lautet natürlich, warum das jetzt so schnell geht - die möglichen antworten jedoch sind allesamt
nicht beruhigend.

Freitag, 26. September 2008

notiz: was wird denn das? u.s. army ab dem 1. oktober bereit für inlandeinsatz [2. update am 01.10.]

"Diese ganze Sch- kann den Bach runtergehen“, sagte George W. Bush gestern Abend hinter verschlossenen Türen zu Barack Obama, John McCain, und den Fraktionsspitzen des Kongresses. Heißen sollte das: Wir stehen vor einer Katastrophe." - und wenn ein mafiöses und strukturell auf gewalt aufgebautes system fertig hat, dann - ja, dann bekommen infos wie diese einen äusserst unangenehmen und beängstigenden beigeschmack. ich verlinke an sich nicht auf "infokrieg", weil ich bei zu vielen inhalten einen negativen verschwörungstheoretischen touch wahrnehme - aber hier geht es um eine nachlesbare offizielle mitteilung der army, in der u.a. zu lesen ist:

(...)"They may be called upon to help with civil unrest and crowd control or to deal with potentially horrific scenarios such as massive poisoning and chaos in response to a chemical, biological, radiological, nuclear or high-yield explosive, or CBRNE, attack.(...)

The 1st BCT’s soldiers also will learn how to use “the first ever nonlethal package that the Army has fielded,” 1st BCT commander Col. Roger Cloutier said, referring to crowd and traffic control equipment and nonlethal weapons designed to subdue unruly or dangerous individuals without killing them.

“It’s a new modular package of nonlethal capabilities that they’re fielding. They’ve been using pieces of it in Iraq, but this is the first time that these modules were consolidated and this package fielded, and because of this mission we’re undertaking we were the first to get it.”

The package includes equipment to stand up a hasty road block; spike strips for slowing, stopping or controlling traffic; shields and batons; and, beanbag bullets."(...)


(den link zur army finden Sie zu beginn des "infokriegs"-artikels).

übersetzt heißt das obige ungefähr soviel, dass sich diese einheiten "auf abruf" bereithalten, um u.a. bei zwischenfällen mit größeren (gewalttätigen) menschenmengen oder auch angriffen mit abc-waffen einzugreifen. desweiteren sind sie ausgerüstet mit einem ganzen paket "nichttödlicher" waffen, wozu, wenn ich den artikel richtig verstanden habe, u.a. gummigeschosse und auch taser gehören.

und die möglichen gründe für die us-"eliten", nach dem vielfachen betrug nun auch noch offen gegen die eigene bevölkerung gewalttätig zu werden, werden auch langsam
sichtbarer :

erste proteste an der wall street

(...)""Stellt Bush unter Arrest. Gier tötet", steht in großen weißen Buchstaben auf ihren schwarzen T-Shirts. Sie verstecken ihr Gesicht hinter weißen Masken und liegen unter dem großen bronzenen Bullen, der einen Steinwurf von der Wall Street entfernt börslichen Optimismus symbolisieren soll. Andere verteilen Aufkleber, auf denen "Bailout is Bullshit" steht.

Die Bilder sind selbst für New York ungewöhnlich: Dort, wo normalerweise gestresste Banker mit Blackberry in der Hand die Straßen entlang hetzen, demonstriert eine Protestgruppe neben der anderen ihren Unmut über das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket, das gerade in Washington beschlossen werden soll. "Der Bailout ist legalisierter Diebstahl", sagt ein Anzugträger, der zufällig auf die Aktionen aufmerksam wird, aber weder seinen Namen noch seinen Arbeitgeber nennen will.

Über 30 Organisationen haben in den vergangenen Tagen an der Wall Street für Unruhe gesorgt - Montag soll es weitergehen. Sie heißen "Code pink - Women for Peace" oder "Campaign for Fresh Air & Clean Politics" oder "Campaign for America's Future", aber auch Amerikas Lehrervereinigung und die Vereinigung der Stahlarbeiter sind dabei. Einige von ihnen sehen das kapitalistische System als überholt und suchen Unterstützer für eine Revolution. Andere fühlen sich von der Politik betrogen und haben Angst, dass sie die Folgen des Rettungsplans noch viel härter treffen wird, als die Mächtigen in Washington beteuern."(...)


es wird verdammt ungemütlich, nicht nur in den usa. aber lieber ein ende mit schrecken, als ein schrecken ohne ende! wir sollten beginnen, uns auf bisher unvorstellbare ereignisse einzustellen.

*

edit am 27.09.: ein paar aufschlußreiche
relationen , die deutlich machen, warum das sog. "rettungspaket" (wieder mal ein schönes wörtchen aus der giftküche des neusprech) gleich in vielfacher dimension ein gigantisches betrugsmanöver (mit einem hohen anteil von raub) darstellt - die geschädigten lassen sich in verschiedenen kreisen rund um das "paket" vorstellen, wobei sich die gleich erwähnten kinder im trikont im äussersten kreis befinden:

(...)"Mit diesem Geld ließen sich für die nächsten 46 Jahre die Aidsmedikamente für die zehn Millionen Menschen finanzieren, die für ihr Überleben auf die sogenannte antiretrovirale Therapie angewiesen sind, sich diese aber wegen der zu hohen Kosten bislang nicht leisten können.

Etwa die Hälfte dieser Summe, rund 350 Milliarden Dollar, geben die USA, EU, Kanada und Japan seit Mitte der Neunzigerjahre pro Jahr aus, um ihre Farmer und Bauern hoch zu subventionieren - diese setzen ihre Überproduktion dann mit Dumpingpreisen auf den Märkten der Länder des Südens ab, wodurch sie die Existenz vieler Bauern in diesen Ländern zerstören.

350 Milliarden US-Dollar - einmalig, nicht jährlich! - wären erforderlich, um den Anteil der Hungernden in der Welt und der "extrem armen" Menschen, die mit maximal 1,25 Dollar pro Tag auskommen müssen, bis zum Jahr 2015 nicht nur zu halbieren, wie es die Millenniumsziele vorsehen, sondern sogar auf null zu bringen. Und bereits ein Vierhundertfünfundsiebzigstel der 700 Milliarden US-Dollar würde ausreichen, um allen 250 Millionen Menschen, die sich jährlich mit Malaria anstecken, ein imprägniertes Moskitonetz zur Verfügung zu stellen. 880.000 Menschen, zumeist Kinder unter fünf Jahre, sterben daran."(...)


dafür darf natürlich nicht das nötige geld ausgegeben werden, wo kämen wir da hin? die strikt hierarchische, dysfunktionale (und tödliche) un-ordnung der menschlichen gesellschaften auf diesem planeten ist ganz offensichtlich kein naturgesetz, auch wenn sie von den propagandamäulern des systems ständig zu einem solchen gemacht wird. das geheimnis, warum dieser blödsinnige und destruktive mist bisher weiter funktionieren kann, scheint mir eher in der inneren struktur zu vieler menschen zu liegen: "ich habe es nicht anders verdient, schlecht behandelt zu werden..." - in der psychotraumatologie werden solche inneren stimmen als
täterintrojekte bezeichnet - fragmente innerhalb eines dissoziierten selbst:

(...)"Das Dilemma, welches den Kern der psychotraumatischen Erfahrung für das Kind darstellt, ist der innere Kampf zwischen Bindungsverhalten, d. h. Aufrechterhalten einer lebensnotwendigen Bindung, und der Schutzreaktion vor aversiven, überwältigenden Reizen. In dieser chronischen Notfallsituation bilden sich Ego-States, die in ihrer Funktion als Überlebensstrategie gesehen und gewürdigt werden müssen. Eine Form ist die Übernahme des Täters als Introjekt in den Innenraum, als sogenanntes Täterintrojekt. Schon Ferenczi (1930, 1933) hatte darüber geschrieben, dass die Wünsche des Täters zum Mittelpunkt der kindlichen Identität werden können: Seinen Bedürfnissen und Wünschen zu entsprechen, versprach Hoffnung auf Überleben. Aber sich so intensiv mit den destruktiven Absichten eines anderen zu beschäftigen, dem man bedingungslos ausgeliefert ist, sich innerlich an seine Stelle zu setzen, um seine Absichten zum besseren Selbstschutz zu erahnen, das hinterlässt intrapsychische Spuren: Der andere beginnt in uns zu leben, als Rollenbild, als Interaktionsmodell, als Täterintrojekt, als Imitat."(...)

letztlich können Sie auch in wirren zeiten wie diesen immer schnell eine verständnisbasis für das geschehen um Sie herum finden, wenn Sie sich klarmachen, dass alles, was (von menschen aus) geschieht, seinen ausgang in unserer aller psychophysischen basis besitzt, d.h. in den bedürfnissen, notwendigkeiten und wünschen, die sich aus der (begrenzten) psychophysischen struktur ergeben, die sich in unseren jeweiligen körpern manifestiert hat. alles, was die menschliche welt je hervorgebracht hat und noch hervorbringen wird - und ich meine wirklich absolut alles! - stammt trotz der verwirrenden vielfältigkeit immer aus dem oben angesprochenen reservoir, welches unser leben bestimmt. auf die anscheinende abstraktheit und virtualität von systemen, denkgebäuden u.a. hereinzufallen bzw. sich davon beeindrucken zu lassen, bedeutet real nichts weiter, als wieder mal auf die anscheinende losgelöstheit und (pseudo-)selbstständigkeit des objektivistischen modus unseres bewußtseins hereingefallen zu sein. und unter diesem aspekt die aktuellen nachrichten zu verfolgen, kann interessante wahrnehmungen zur folge haben.

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edit am 01.10.: über die nachricht, die anlaß zu diesem beitrag gewesen ist, lässt sich bisher kaum etwas finden - hier immerhin ein weiterer
text dazu mit der einschätzung, die auf der hand liegt:

(...)"Es ist wohl kein Zufall, dass die Stationierung von US-Kampftruppen "als schnelle Eingreiftruppe der Bundesregierung im Falle natürlicher oder von Menschen verursachter Notfälle oder Katastrophen" - so die Worte der Army Times - mit dem Ausbruch des größten wirtschaftlichen Notstands und Finanzdesasters seit der Großen Depression der 1930er Jahre zusammenfällt.

Der wirkliche Grund für die zunehmenden Vorbereitungen für den Einsatz des amerikanischen Militärs in den USA selber sind nicht die Ereignisse des 11. September 2001 oder die Gefahr, dass sie sich wiederholen könnten. Vielmehr ist die innenpolitische Mobilisierung der Armee eine Reaktion des amerikanischen herrschenden Establishments auf die zunehmende politische Instabilität.

Unter den Bedingungen der Wirtschaftskrise droht die beispiellose gesellschaftliche Kluft, die die arbeitende Bevölkerung von der obszön reichen Finanzelite trennt, den bestehenden politischen Rahmen zu sprengen."

Donnerstag, 25. September 2008

notiz: treibgut aus dem netz

in aller kürze: die sz berichtet über eine interessante studie :

(...)"Hinter Begriffen wie "frostige Atmosphäre", "soziale Kälte" und "eisiger Blick" steckt offenbar mehr als nur eine Metapher für Einsamkeit, Ausgeschlossenheit und Ablehnung.

Die Betroffenen nehmen tatsächlich niedrigere Umgebungstemperaturen wahr als Menschen, die sich integriert und akzeptiert fühlen. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern der University of Toronto, Kanada. Dass wir auf solche Bilder zurückgreifen, um soziale Situationen zu beschreiben, hat demnach eine psychologische Basis.(...)

Ihre Ergebnisse, so schreiben die kanadischen Wissenschaftler, "eröffnen neue Möglichkeiten, die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Psychologie zu erforschen". So wäre es interessant zu prüfen, ob der Umgang mit einem warmen Gegenstand tatsächlich die negative Erfahrung sozialer Isolation abschwächen könnte, und welche Rolle die tatsächliche Umgebungstemperatur dabei spielt.

So wäre etwa denkbar, dass sozial isolierte Menschen im Winter ihre Gefühle zum Teil auf die niedrigen Temperaturen zurückführen könnten - und sich demnach weniger ausgeschlossen fühlen. Im Sommer könnten die hohen Temperaturen dagegen helfen, die negativen Auswirkungen zu kompensieren. "Eine Kontrolle der Umgebungstemperatur könnte somit ein relativ billiger und harmloser Weg sein, den Gruppenzusammenhalt zu stärken und schädliche Reibereien zu vermeiden."(...)


die "psychologische" basis führt natürlich in die irre, gerade bei diesem beispiel liegt es auf der hand, dass es hier um psychophysische vorgänge geht. dazu muss das ganze dann doch relativiert werden, wie ich finde: eine soziale isolation kann gerade im sommer als besonders schmerzhaft empfunden werden, wenn sich alle welt draußen vergnügt (oder zumindest so tut).

andererseits: wenn mensch sich die unterschiede in den formen sozialen lebens zwischen eher nördlichen regionen und der (sub-)tropischen hemisphäre anschaut, könnte das beschriebene für diese unterschiede zumindest eine(!) miterklärung sein.

*

wo ich gerade bei studien bin,
hier eine weitere:

"Nach US-Psychologen haben Konservative Angst vor Chaos und ungezügelten Begierden und neigen deswegen zu autoritären Führern."(...)

(um das herauszufinden, hätten die forscher allerdings nur mal bei wilhelm reich nachlesen müssen.) ernsthaft: dieser oben benannte zusammenhang ist sofort vielfach untermauerbar, wenn ein genauer blick auf die bisherigen ergebnisse der psychotraumatologie geworfen wird. und gleichzeitig auf die bisherigen methoden der kinderdressur.

*

kapitalismus und seine krisen: eine nötige
erinnerung :

(...)"Der Fehler im System zeigt sich aber bei genauerem Hinsehen nicht erst in der Krise. Die Finanzmärkte sind mitnichten ein Win-Win-Spiel. Das Geld, das sich so trefflich sich mit Börsengeschäften, mit Firmenübernahmen, mit Rohstoffspekulation und so weiter verdienen ließ, wurde anderswo weggenommen. Die exorbitanten Profite und die immer größeren Spekulationsblasen sind das Ergebnis einer gigantischen Umverteilungsmaschinerie zwischen Arm und Reich, zwischen Süd und Nord, zwischen Lohnabhängigen und Kapitalbesitzern. So fließt seit dem Ausbruch der Schuldenkrise vor einem Vierteljahrhundert mehr Kapital aus dem Süden in den Norden als umgekehrt, das meiste davon in den Finanzsektor. Und in vielen Ländern sinken die Reallöhne seit Jahren, der Anteil der Löhne am Volkseinkommen schrumpft - in Deutschland seit 1980 von 65 auf knapp 57 Prozent. Steil angestiegen ist dagegen der Anteil der Kapitalgewinne."(...)

die krise ist immer - wenn nicht hier, dann woanders. das ist in einer raub- und plünderungsökonomie unvermeidlich. genauso wie die tatsache, dass am ende alles an negativen konsequenzen zwangsweise sozialisiert wird.

Dienstag, 23. September 2008

notiz: und wieder ein "amok", der keiner war [update]

oder zumindest anders bezeichnet werden muss: ausweitung der kampfzone - fragen und anmerkungen zum amok neuen typs. und ansonsten scheint dieses mal auch behördliches versagen ersten grades beteiligt gewesen zu sein:

(...)"Besonders schockierend: Einen Tag vor dem blutigen Amoklauf an der Berufsschule hat die Polizei den Täter wegen eines Videos auf YouTube verhört, ihm die Waffenlizenz aber nicht entzogen. Das in dem Internetportal veröffentlichte Video zeige den Amokschützen bei Schießübungen, daraufhin habe ein Polizist am Montag mit ihm gesprochen, wie Innenministerin Anne Holmlund nach dem Amoklauf mitteilte.

Nach ihren Angaben besaß der Mann einen vorläufigen Waffenschein für eine Schusswaffe des Kalibers 22. Nach dem Gespräch sah der Polizist laut Holmlund jedoch keine Veranlassung, Waffe und Waffenschein wieder einzuziehen."(...)


und dabei gäbe es wie in kaum einem anderen bereich hier anhand eines nahezu typischen profils von verdächtigen/gefährdeten tätern die möglichkeit zur intervention - nein, ich meine damit keine steigerung staatlicher überwachung, sondern etwas, was sich als in amok-gefährdeten bereichen wie schulen als bestimmte form sozialer aufmerksamkeit definieren ließe. das risiko von paranoia & denunziation wiegt in diesem fall weniger als eine mögliche anzahl von toten in einem schulflur, wie ich finde.

*

edit am 25.09.:
"Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn ein Schüler ins Lehrerzimmer kommt, einen umarmt und sagt, dass er sonst niemand hat, den er umarmen könne?" - die taz mit einem interessanten bericht über das finnische, in "pisa"-zeiten hochgelobte schulsystem.

(...)"Doch tatsächlich scheine das Klima, gelähmt von Stress, Einsamkeit und Angst, nicht zu taugen. Vergleichende Untersuchungen zeigen an finnischen Schulen den höchsten Anteil an Depressionssymptomen in ganz Skandinavien und die größten Mobbingprobleme."(...)

dabei scheint es, zumindest nach den infos zu beginn des artikels, durchaus eine art infrastruktur des institutionalisierten kümmerns in den dortigen schulen zu geben - aber die kombination von leistungsorientierung des schulsystems sowie den mehr oder weniger großen defekten, die die kids bereits aus den familien mitbringen, überfordert selbst derartige ansätze offensichtlich zu sehr.

Samstag, 20. September 2008

notiz: "Unglaublich ist das, was da gemacht wird" - oder wie die klassische mafia wieder mal vor neid erblasst

so ähnlich wie dem zitierten user aus dem forum der tagesschau ging es mir gestern gleichfalls bei der neuigkeit des tages, nämlich der versicherung der us-administration an die global player: "zockt ihr nur hoch genug und verzockt euch - wir holen euch raus mit der kohle von den dummen schafen (=restbevölkerung)".

und das zocken ist wortwörtlich zu nehmen:


Verbot für Wetten auf fallende Kurse

so steht´s da, und tatsächlich ist die in diesen tagen oft zitierte metapher vom casino für die börsen eher eine korrekte beschreibung des treibens dort.

ein treiben, das die erwartbaren
folgen nach sich ziehen wird:

(...)"Die in Aussicht genommene Gesamtverstaatlichung der privaten Bankenschulden stellt ein gigantisches Programm der
Pauperisierung dar. Erhebliche Teile des Geldes müssen der Realwirtschaft entnommen werden, so dass Löhne und Sozialleistungen sinken. Auf die kommende Armutswelle reagierte die Frankfurter Wochenendbörse mit Enthusiasmus. Die Kurse stiegen. "Die Märkte haben votiert. Sie finden diese Lösung gut", zitiert die New York Times einen Wall-Street-Manager. Der deutsche Finanzminister (SPD) lobte die US-Regierung am Freitag für ihre bisher getroffenen Entscheidungen."

eine kleine
erinnerung an erst kürzlich vergangene tage:

(...)"Der Bürgermeister hat in einem Präzedenzverfahren die 21 größten Banken der Wall Street, die in das Spekulationsgeschäft mit Billig-Hypotheken ("subprime") verwickelt sind, auf Hunderte Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. Der Vorwurf: Die Milliardenkonzerne - darunter auch die Deutsche Bank - hätten aus reiner Profitgier ahnungslose Bürger abgezockt und die Kommune an den Rand des Ruins getrieben. Die Unternehmen seien nicht viel besser als die Mafia, wettert Jackson.

"Für mich ist das nichts anderes als organisierte Kriminalität oder Drogenhandel", sagt der Bürgermeister über das "Subprime"-Geschäft. "Es hat auf die Stadtviertel die gleichen Auswirkungen wie Drogenaktivität. Es ist eine Art organisiertes Verbrechen."(...)


das stichwort ist gefallen, und regelmäßigen leserInnen hier dürften ähnliche assoziationen auch schon gekommen sein:

mafia

ich hatte bspw.
hier und hier schon früher einiges zur verquickung der ehrenwerten gesellschaften mit der "legalen" ökonomie & politik geschrieben. und an anderen stellen ebenso davon, dass die grenzen zwischen "legalen" und "illegalen" geschäften inzwischen so durchlässig und fließend geworden sind, das es schwerfällt, genauer zu bestimmen, wo eigentlich nun die genaue grenzlinie liegt.

wenn Sie sich nun aber klarmachen, dass bei den üblichen geschäftszweigen der mafia neben dem glücksspiel auch der waffenhandel eine rolle spielt, und sich noch die folgende
nachricht zu gemüte führen (die - ganz unerklärlicherweise - ziemlich untergegangen ist):

"Der US-Senat bewilligt 612,5 Milliarden Dollar für das Militär"(...)

- dann kommen Sie möglicherweise genau wie ich zum ergebnis, dass ein staat wie die usa, die "führungsmacht" der westlichen welt, mit gravierenden inneren problemen wie verrottender infrastruktur, massenhafter verarmung u.a. konfrontiert, natürlich nichts besseres tun kann, als milliarden und abermilliarden dafür aufzuwenden, um

- für die spielschulden einer bande von den hals nicht voll genug kriegenden zockern aufzukommen

und

- der rüstungsindustrie & dem militär die möglichkeit einzuräumen, massenhaft neue destruktive & tödliche produkte zu produzieren, anzuschaffen und wahrscheinlich auch irgendwann in flammen, rauch & blut aufgehen zu lassen.

denn, wo ist nun die oben erwähnte grenze zwischen "legal" und "illegal"? den einzigen unterschied, den ich noch sehe: klassische mafiosi werden bisher nicht gewählt. zumindest nicht bewußt, aber meine hand für die erste aussage würde ich nicht ins feuer legen wollen, wenn ich´s mir genauer überlege. aber halt, einen weiteren unterschied gibt es dann doch noch: die "legalen" kartelle drehen regelmässig die dicksten dinger. die innere struktur zwischen beiden arten des organisierten verbrechens jedoch ist nicht mehr voneinander unterscheidbar.

und mit diesen gedanken verabschiede ich Sie ins wochenende, welches ich nutzen möchte, um weiter am beitrag zur soziopathie zu arbeiten - selten gab es derart viel material wie gerade, um den beweis zu führen, dass sich besonders die westlichen gesellschaften ganz entscheidende teile soziopathischen denkens & fühlens zu ihren leitbildern gemacht haben. und als kleinen vorgriff kann ich mir die anmerkung nicht verkneifen, dass die gesamtgesellschaftliche agonie ebenso wie das vielfältig anzutreffende fassungslose staunen (nicht nur in den usa) im angesicht auch noch eines derart dreisten betrugs wie gerade verblüffende ähnlichkeiten mit den reaktionen einzelner konkreter menschen besitzt, die in ihrem leben mit soziopathischen persönlichkeiten konfrontiert werden. dazu aber demnächst mehr.

Freitag, 12. September 2008

notiz: der "digitale tsunami"

die langsam realität werdende logische fortsetzung der überwachungsmanie in den eu-staaten ist thema eines reports (hier in deutsch zusammengfasst) der britischen bürgerrechtsorganisation statewatch, der medial wie zu erwarten ein nichtthema ist:

(...)"Im innenpolitischen Bericht der EU-Sicherheitsvordenker, zu denen unter anderem der frühere EU-Justizkommissar Franco Frattini und sein Nachfolger Jacques Barrot, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sowie eine Reihe anderer Minister aus Mitgliedsstaaten gehören, ist von der Herausforderung die Rede, den anschwellenden "Daten-Tsunami" zu meistern. Er müsse in Aufklärungsinformation verwandelt werden, die "sichere, offene und wehrhafte Gemeinschaften hervorbringt". Angesichts der digitalen Seewelle würden die traditionellen Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre ihre Wirkung verlieren, heißt es weiter. Einen Ausgleich müssten Ansätze zum viel beschworenen Datenschutz durch Technik bieten. Über den konkreten Einsatz solcher "Privacy Enhancing Technologies" schweigt sich die Zukunftsgruppe aber aus. Insgesamt wird die Datenflut als Möglichkeit "zum Zugang zu schier unbegrenzten Mengen an potenziell nützlichen Informationen" für die Sicherheitsbehörden gesehen.

Weitere Einblicke in die Logik der Innenpolitiker und des von ihnen vorbereiteten neuen Programms bietet laut Statewatch ein Konzeptpapier (PDF-Datei) vom Oktober 2007 von der damaligen portugiesischen Ratspräsidentschaft. Dass heutzutage der Standort jedes aktiven Mobiltelefons überwacht werden kann, ist demnach "erst der Anfang" der neuen Datensammelmöglichkeiten. In den kommenden Jahren würden Milliarden Geräte aus der physischen Welt miteinander über RFID, WLAN, Wimax, Bluetooh oder ZigBee verknüpft werden. Dies gestatte es, immer mehr Objekte in Echtzeit zu verfolgen. In naher Zukunft würden die meisten Gegenstände digitale Datenströme über ihren Ort und ihre Nutzung generieren und somit letztlich Verhaltensmuster ihrer Anwender offenbaren. Diese könnten von Sicherheitsexperten für die Verhinderung oder Untersuchung von Vorfällen verwendet werden.

Das Papier führt weiter aus, dass die bargeldlosen Einkäufe bereits durchsuchbare Echtzeitinformationen erzeugen. Dieser Trend werde durch den zunehmenden Einsatz biometrischer Identifizierungsmaßnahmen sowie von Kameras zur Videoüberwachung verstärkt. Das Online-Verhalten der Nutzer würde den digitalen Tsunami noch weiter vergrößern. Vor allem soziale Netzwerke und virtuelle Welten – aber letztlich alle Formen von Aktivitäten im Internet – "generieren gewaltige Informationsmengen, die für öffentliche Sicherheitsorganisationen nützlich sein können". Am Ende der Entwicklung stünden lebenslange Datenbanken über Individuen."(...)


ja, am ende steht tatsächlich ein digitaler tsunami faschismus.

soweit ich das in kürze beurteilen kann, ist das technisch durchaus machbar. und was machbar ist...wir sollten´s wissen.

da wird wohl nur helfen, möglichst viele analoge inseln zu schaffen - ich kann mich noch an die vorcomputerisierte zeit erinnern, und auch damals war ein leben möglich.

Sonntag, 7. September 2008

notiz: wie die es-bäh-deh einen platz auf dem müllhaufen der geschichte sucht (und findet)

nein, für diese partei sind seit den tagen von bluthund gustav noske und seinem chef ebert keinerlei sympathien mehr möglich und auch nicht viel worte nötig, und ganz aktuell tut sie alles dafür, sich selbst endlich in die tonne zu treten - laut letzten nachrichten mit müntefering als neuem parteichef sowie steinmeier als kanzlerkandidaten. das ist an und für sich in der demokratiesimulation, in der wir uns befinden, uninteressant - aber als kleine erinnerungsaufheller, wer sich in dieser partei jetzt (wieder) oben befindet, können die folgenden links nichts schaden:

"wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" - sinngemäß müntefering.

"So viel Haltung sollte schon sein, Herr Steinmeier: Menschenrechte taugen nur verwirklicht und nicht verschwafelt!" - steinmeier fällt wiederholt in sachen guantanamo auf.

doch, das passt schon wie arsch auf eimer auf und für diese partei - und alle, die dieses gebilde zukünftig noch wählen, geben damit auch ihr einverständnis in das treiben der oberen (was auch nix neues ist, aber es muss offensichtlich immer wieder mal wiederholt werden).

so "sozial" und "demokratisch" wie die cdu "christlich" und "demokratisch", die fdp "frei", die grünen "grün" und die linke "links" ist - die spd zeigt spätestens jetzt ganz offen, dass sie sich in der quasi-national-neoliberalen front der herrschenden antisozialen voll und ganz zu hause fühlt - und der
kontroll-scholz unterstreicht das ganze nur.

Montag, 25. August 2008

notiz: der kleine medienrundblick - heute u.a. mit psychowracks aus dem bankenviertel, prügelnden lehrkräften, folternden mädchen...

eine ausführlicherere fortsetzung zu diesem älteren beitrag beginnt so:

"Sie leiden an Depressionen, flüchten sich in Drogen und Alkohol: Wenn die Börsen Achterbahn fahren, sind viele Banker mit den Nerven am Ende. Therapeuten haben Hochkonjunktur."(...)

und ich muss mein damaliges fazit ohne einschränkungen wiederholen:

da bleibt nur noch zu fragen, wer eigentlich außer einer vermutlich in relation sehr kleinen minderheit von funktional oder strukturell hoch antisozialen bzw. soziopathischen persönlichkeiten tatsächlich von derartigen verhältnissen profitiert? das fußvolk der herrschenden antisozialität kommt jedenfalls in verschiedenen arten und weisen gleichfalls mehr und mehr unter die räder der "besten aller welten"....

*


200.000 US-Schüler werden geschlagen

"In fast der Hälfte der US-Staaten dürfen Lehrer ihre Schüler schlagen. Und sie tun es auch, am liebsten mit Holzpaddeln aufs Gesäß. Eine neue Studie verzeichnet 200.000 Fälle jährlich, meist in den Südstaaten. Verdroschen werden vor allem schwarze Kinder.(...)

Als Quelle für diese Zahl wird das "Office for Civil Rights" beim US-Bildungsministerium angegeben. Die geschlagenen Schüler waren zwischen 3 und 19 Jahren alt, so die Untersuchung. Sie basiert auf einer vierwöchigen Recherche in den Staaten Mississippi und Texas, bei der 181 Interviews mit Kindern, Lehrern, Eltern und Schul-Offiziellen geführt wurden.

Die Studie zeigt, dass Kinder zum Teil bis an die Grenze einer gefährlichen Verletzung geprügelt werden. Bei Verstößen gegen die Schulordnung züchtigen die Lehrer - oder wenn sie finden, dass sich die Schüler nicht angemessen verhalten haben. Jede Form von disobedient behaviour (Ungehorsam) kann Prügel nach sich ziehen."(...)


als tatsächlich zivilisiert könnte unsere spezies an dem tag gelten, an dem derartiges treiben als schwere kriminalität (und zwar weltweit) geächtet wird. bis dahin bleibt zu konstatieren, dass imperiale und zum totalitären, verdinglichenden zugriff auf alles lebendige neigende systeme die aus solchen strukturen kommenden gebrochenen und/oder hasserfüllten menschen für ihre zwecke (kanonenfutter des militärs, füllung der gefängnisse, bewußtlose konsumenten etc.) dringend brauchen - eine art schock-strategie im kleinen.

*


15-Jährige wegen Misshandlung verurteilt

"Sie quälten andere Mädchen mit brennenden Zigaretten und glühenden Drähten - und filmten ihre Taten mit dem Handy: Wegen stundenlanger Misshandlung wurden zwei 15-jährige Mädchen zu Jugendarrest und Sozialstunden verurteilt."(...)

wo, wie und unter welchen (anti-)sozialen umständen haben diese mädchen das foltern gelernt? ein ansatz in
diesem beitrag. ansonsten können sich regelmäßige leserInnen hier meine antworten vermutlich schon denken.

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und zum schlechten schluß noch
dieses :

"In einem "Handlungskatalog" für das deutsche Bundeskanzleramt sagen die Autoren aus Bundeswehr und Wirtschaft eine "drohende bewaffnete Auseinandersetzung" mit Russland und China voraus. Ursache seien kommende Energieengpässe, die zu schweren Verwerfungen innerhalb der EU und in der Bundesrepublik sowie zu einer "bisher einmalige(n) Staatskrise" mit "gewalttätigen Ausschreitungen und Demonstrationen" führen könnten. Zu befürchten sei, dass es einer "breit organisierten Bürgerinitiative" zukünftig gelingt, die Berliner Energiepolitik "auszuhebeln". Auftraggeber des "Handlungskatalogs" mit politischen Empfehlungen für die Bundesregierung ist der Kanzleramtsminister de Maizière. Er ist Beauftragter der Bundesregierung für die Nachrichtendienste. Die "Auftragsarbeit im hochaktuellen Umfeld" entstand zwischen Januar und Juni 2008 an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) und widmet sich auch den Gefahren "von innen", berichtet ein Teilnehmer. Zuarbeit sei von "hochklassigen" Spezialisten geleistet worden, die den "letzten Schritt zur Volljährigkeit Deutschlands" anmahnen - Deutschlands globale Kriegsfähigkeit."(...)

leider verfallen die links bei gfp irgendwann, also lesen Sie´s bald, um einen weiteren nachdrücklichen eindruck von der schier unbegrenzten kriminellen energie der "eliten" zu bekommen.

Sonntag, 10. August 2008

notiz: vom bloggen, über traumaaktivierte gene bis nach tiflis und zur macht der gefühle [update]

einstieg, querbeet am roten faden

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mit dem obigen eintrag begann vor drei jahren dieses projekt hier, und die dortigen zitate umreißen - leider! - immer noch auf das treffendste die allgemeine thematik, mit der ich mich herumschlage. einiges ist in der zeit für mich deutlicher und bedrohlicher geworden, und die fragen danach, wie um alles in der welt die aufgegriffenen zustände zum besseren gewendet werden können, brennt tag für tag mehr unter den nägeln. momentan bleibt (zumindest mir) eigentlich nur die hoffnung darauf, dass die derzeitigen gesellschaftlichen zustände ganz dialektisch auch die keime ihrer eigenen negation in sich tragen, diese aber in ganz anderen formen und ausprägungen wahrnehmbar werden, als ich mir das als kind des 20. jahrhunderts so ausmalen und vorstellen kann. diese spezies kann doch nicht so dermaßen von selbstzerstörerischer dummheit geschlagen sein, wie´s zu oft den anschein hat? warten auf godot...?

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apropos warten: das werden vielleicht einige leserInnen schon länger auf die weiterführung der autismus-debatte sowie auf den beitrag bezgl. objektivität & soziopathie. es nervt mich gerade selbst, aber im realen leben ist bei mir gerade einiges turbulent, und ich kann mir nicht soviel zeit und vor allem die nötige ruhe abknapsen, um beides so zu bearbeiten, wie ich es mir vorstelle. darum nur das: beide beitrage werden kommen und genießen priorität.

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von dem, was mir so in der zwischenzeit aufgefallen ist, möchte ich vor allem
das hier erwähnen:

"Traumatische Erlebnisse im Kindesalter können das Erbgut im Gehirn dauerhaft verändern. Der erschreckende Befund schürt das Interesse am jungen Feld der Epigenetik: Erfahrungen hinterlassen chemische Spuren, die womöglich sogar vererbt werden."(...)

das war
hier vor ein paar monaten zwar schon einmal kurz thema, aber die implikationen dieser forschung sind so derart weitreichend, dass es nicht oft genug aufgegriffen werden kann. ich sehe da in kurzform z.b. folgendes:

- die prozesse, die sich bspw. hinter der pseudodiagnose
vegetative dystonie verbergen könnten, werden dadurch verständlicher...

- ...stichwort
transgenerationale oder auch tradierte traumata. wenn sich die dargestellten forschungsergebnisse verfestigen, könnte oder müsste das auch eine veränderte justizielle theorie & praxis hinsichtlich zwischenmenschlicher gewalt zur folge haben.

- und ebenfalls ist das ganze auch noch ein nachdrücklicher weiterer beleg für den inzwischen geflügelten satz "gene sind keine autisten", der meines wissen von
joachim bauer geprägt wurde, welcher den leserInnen hier kein unbekannter sein dürfte. speziell in der autismus-diskussion ist das meiner meinung nach ein wichtiger aspekt, den ich da auch nochmal thematisieren werde.

edit am 11.08.: einen weiteren wichtigen punkt habe ich vergessen, und zwar die bedeutung dieser ergebnisse für die
kritik am (psychologischen) konstruktivismus (ganz am ende des beitrags), wie er bspw. von paul watzlawick mit seiner als-ob-therapie (für traumatisierte) vertreten worden ist. gegen handfeste materiell-neuronale-genetische veränderungen mit einbildungen vorgehen zu wollen, wirkt vor diesem hintergrund noch grotesker und auch zynischer als eh schon.

*

vielleicht betrachten Sie die aktuellen kriegsnachrichten aus dem kaukasus auch mal mit dem obigen im hintergrund - kriegstraumata wirken mit am verheerendsten auch in den folgenden generationen nach, und die realität auch in inzwischen scheinbar "friedlichen" ex-kriegsregionen spricht da bände. als kontrapunkt zur allgemeinen berichterstattung über "politik", strategie & taktiken, "motive" und opferzahlen sei zum abschluß auf einen übersetzten
blogeintrag aus tiflis verwiesen, der nicht nur ein etwas anderes licht auf die georgische "führung" wirft, sondern in erster linie die reale not der realen menschen im kriegsgebiet deutlich macht. nachdenklich und auch wütend machende sonntagslektüre.

nachtrag: die nachrichten von heute abend berichten von russischen vorstößen nach georgien hinein - vor dem hintergrund der tatsache, dass das wieder mal ein krieg ist, in dem es unmöglich scheint, für irgendeine seite "partei" zu ergreifen (außer für die, die den irrsinn wie üblich ausbaden müssen), sind die möglichen folgenden verwicklungen schlicht eine schwer bedrückende perspektive.

*

bei wednesday bin ich zum schluß wieder mal auf einen artikel bei spon (deren wissenschaftsseiten sind mittlerweile noch das interessanteste) aufmerksam geworden, den ich dringend empfehlen möchte -
Ich fühle, also bin ich . nicht, das das grundsätzlich eine neue erkenntnis wäre - aber in der zusammenfassung werden ebenfalls weitreichende implikationen deutlich, deren bedeutung schlicht unterschätzt wird.

Samstag, 2. August 2008

notiz: "keine objekte mehr sein" - 500 gefangene in deutschen knästen ab heute im protest-hungerstreik

das thema knast wurde hier bereits mehrfach in verschiedenen zusammenhängen aufgegriffen, so zb. in diesem beitrag zu den schulen des verbrechens. und der jetzt stattfindende, auf eine woche terminierte und als auftakt zu weiteren aktionen gedachte hungerstreik ist im kern auch eine reaktion auf die im beitrag dokumentierten zustände.

wenn man(n) sich mit den zuständen in den knästen beschäftigt, so fällt auf, dass die auch in der sog. freiheit tendenziell zunehmende übergriffigkeit staatlicher organe ebenso wie die prinzipien der antisozialen ellenbogengesellschaft innerhalb der gefängnisse in ihrer ganzen brutalität und um einiges offener exekutiert werden. und zu befürchten ist, dass die dortigen zustände nicht nur eine bloße wiederspiegelung des draußen darstellen, sondern sogar einiges von dem vorwegnehmen, was zukünftig im ganz normalen alltag vieler menschen real werden wird - von der allgegenwärtigen überwachung bis hin zur vernutzung als billiger arbeitskraft.

und auch aus diesen - neben den ganz grundsätzlichen humanitären - gründen ist eine beschäftigung mit der gefängniswelt innerhalb unserer kollektiven realität wichtig. darum jetzt einige
infoquellen zum hungersteik und seinen gründen:

"Aktuell beteiligen sich am heute gegonnen Hungerstreik 537 Gefangene in 49 Orten in der BRD, dazu ca. 10 weitere in europäischen Knästen in Spanien, Belgien und der Schweiz am Hungerstreik.

Hier die Liste der Gefängnisse in der BRD , die von Weggesperrten bestreikt werden:

Aachen, Amberg, Ansbach, Augsburg, Berlin - Moabit, Bielefeld, Bremen, Detmold, Dietz, Duisburg, Dortmund, Ebrach, Essen, Frankfurt, Fulda, Geldern, Gelsenkirchen, Gera, Gießen, Hagen, Halle, Hamm, Heinsberg, Hof, Hohenleuben, Magdeburg, Mülheim, München, Münster, Naumburg, Neumünster, Neunkirchen, Nürnberg, Oldenburg, Plauen, Rheinbach, Rosdorf, Saarbrücken, Sehnde, Straubing, Tonna, Traunstein, Trier, Vechta, Völkingen,Volkstedt, Willich, Würzburg, Wuppertal."


Keine Objekte mehr sein :

(...)"Hunderte Gefangene wollen mit einem einwöchigen Hungerstreik gegen Missstände im Gefängnis protestieren. Sie fordern die Abschaffung von Isolationshaft, Sicherungsverwahrung und Zensur. »Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich leider sagen muss, dass ich definitiv nicht mehr kann.« Diese Zeilen finden sich in einem Brief von Nadine Tribian. Die Frau ist im Gefängnis Bielefeld-Brackwedel inhaftiert und wehrt sich seit Langem gegen ihre Haftbedingungen. Weil sie kein Blatt vor den Mund nehme und immer wieder ihre Situation anprangere, sei sie besonderen Schikanen ausgeliefert, heißt es in der holländischen Gefängniszeitung »Uitbraak« über die Frau, die zum Ausgangspunkt des bundesweiten Hungerstreiks wurde.(...)

Ständige Demütigungen, Zensur kritischer Zeitungen und Briefe, Kontaktsperren und Isolationshaft seien alltägliche Instrumente in vielen Haftanstalten. Wer sich wehrt, habe mit Repressalien, Kriminalisierung und Psychiatrisierung zu rechnen. Sie würden als »renitent«, »notorisch-querulant«, »psychisch gestört« oder als »Lügner« diffamiert. Der Hungerprotest solle neben der Unterstützung für Nadine Tribian auch diese Zustände einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen, betont Scherzl in einem Brief zur Aktion.

Schon in den letzten Monaten haben spektakuläre Fälle von Misshandlungen durch Mithäftlinge in NRW sowie mehrere Selbstmorde von jugendlichen Häftlingen in Hessen wenigstens kurzzeitig für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Hungerstreik soll der Auftakt für eine längerfristige Kampagne zur Veränderung der Knäste sein.

Wolfgang Lettow ist Mitarbeiter des »Gefangeneninfos«, das 1989 während des letzten großen Hungerstreiks der Gefangenen aus der RAF entstanden ist und seitdem monatlich über Knast und Repression berichtet. Er sieht in den Verschärfungen im Gefängnisalltag ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Zustände. Das neoliberale Dogma greife auch in den Gefängnissen und die Insassen seien dem Druck direkt ausgeliefert. »Die Gefangenen machen mit dem Hungerstreik deutlich, dass sie diesen Objektstatus ablehnen«, betont Lettow gegenüber ND."(...)


von der im obigen artikel erwähnten nadine tribian ist bei
indymedia ein brief zu lesen, den ich für authentisch und verbreitenswert halte - ihre geschichte lässt sich stellvertretend lesen für das inzwischen millionenfache alltägliche elend als folge der ständigen angriffe auf die menschlichen sozialen fähigkeiten nicht nur in, sondern auch und gerade außerhalb der knäste.

*

mein täglicher kampf hier in der anstalt!

lange habe ich mir überlegt, ob ich überhaupt noch einen versuch meiner vielen schreibereien ,mit der hoffnung auf eine kleine hilfe in der jva-bielefeld machen soll – denn meist gingen diese in luftblasen auf – leider!

seit ich hier in diese hölle kam, habe ich den täglichen kampf in dieser anstalt auf mich genommen. ich habe mich den bediensteten jedoch immer stets höflich verhalten, da diese nichts für die machtspiele der hiesigen anstaltsleitung können. jedoch musste ich immer wieder aufs neue am eigenen körper spüren, dass das sprichwort „eine krähe hackt der anderen kein auge aus“ vollkommen passt.

angefangen hat alles während meiner ersten inhaftierung in den jahren 1997-1999 in der jva köln. in dieser inhaftierung wurde ich opfer sexueller gewalt durch einen justizvollzugsbediensteten der jva köln, welcher vom lg (landgericht) köln zu insgesamt 2 jahren auf bewährung verurteilt wurde. angeklagt war er seiner zeit wegen sexuellem mißbrauch von schutzbefohlenen, vergewaltigung etc. in 7 fällen bei mehreren frauen. einige fälle wurden, da sie angeblich nicht ausschlaggebend für die höhe der strafe seien, nach §154 abs.2 eingestellt. da ich nun erneut in haft bin, bekomme ich von 99% der hiesigen bediensteten zu spüren, dass es damals einer von ihnen war, gegen den ich ausgesagt habe. der hiesige psychologe ist der auffassung, dass ich mir all dies, trotz belegbarer beweise, nur einbilde und mir darüber klar werden soll, dass dies alles nur in meiner phantasie stattgefunden hat. seit meiner ankunft hier, gebe ich mir größte mühe, mein schicksal wegen eines bediensteten hinzunehmen. im großen und ganzen ist gegen die abteilungsbediensteten nicht wirklich viel zu sagen. und auch nichts einzuwenden – wenn man mit ihnen alleine redet. es ist in erster linie die anstaltsleitung – „machtbesessene juristen“ sowie „überzogenen und unverantwortliche sicherheitsorgane“ welche diese jva bielefeld in einen reinen verwahrvollzug gewandelt haben!!!

ich persönlich erlebe gelinde gesagt einen „rachevollzug“.
die strafvollstreckungskammer erweist sich als bessere schreibstube der anstalt, die staatsanwaltschaft zeigt sich besonders anstaltskonform, und so muß ich zum justizministerium wirklich nichts mehr hinzufügen – so entsteht für die hiesige jva bielefeld-brackwede I deutlich ein rechtsfreier raum!!!
ein gefangener, so wie ich, der mit höflicher, sachlicher schreiberei seine minimalen rechte wahren möchte, wird sofort als renitent, querulant und anstaltsfeindlich betrachtet. auf dieses verhalten wird somit wie ein roter negativer faden bei allen möglichkeiten hingewiesen – eine gegenwehr ist leider nicht möglich, und somit bin ich einer übelzufügung nach der anderen ausgesetzt!

leider werden hier viele gefangenen zu denunzianten. der fernseher, die arbeit für den monatlichen einkauf, sowie gewisse lockerungen sind natürlich besonders gefragt und dafür werden „freunde“ verkauft – dadurch zerbrechen wichtige säulen einer sozialen gesellschaft. hoch lebe der §31 stvollzg. – hoch lebe der v-mann – hoch lebe der anstaltsdenunziant!!!

derzeit darf ich darauf hoffen in bälde in den genuß einer verlegung in eine andere jva hier in nrw zu hoffen. natürlich hängt diese angetrebte verlegung davon a, ob die angestrebte jva meiner aufnahme zustimmt. selbstverständlich habe ich für diese verlegung, im rahmen einer beruflichen bildungsmaßnahme nun bereits seit 4 jahren hart gekämpft. da ich eine der inhaftierten personen bin, welche sich natürlich mit dem strafvollzugsrecht beschäftigt und in selbiges auch eingelesen hat, doch bitte, offensichtlich muß es für die hiesige jva andere gesetzestexte geben – denn hier wird massiv entgegengesetzt gehandelt! mein täglicher kampf heißt hier in der anstalt, n i c h t desozialisiert und verkriminalisiert zu werden, hinzu kommen die oft unerträglichen schikanen! traurig aber wahr, der strafvollzug hat leider in der öffentlichkeit keine lobby – der bürger wird beruhigt mit falschen informationen und ist somit zufrieden! leider war ich auch einmal solcher „ruhiger“ bürger/ eine solche „ruhige“ bürgerin!!! heute weiß ich, welche hasserfüllten menschen durch einen verwahrvollzug gezüchtet werden, jawohl, richtige menschliche kampfmaschinen! obwohl der bürger auch weiß, dass solch ein, im laufe von jahren manipulierter „mensch“ einmal vor seiner türe stehen kann!

gerne würde ich einige nützliche informationen von leidensgenossen erhalten und mich mit selbigen auch austauschen. falls ich durch dieses schreiben einen kleinen hoffnungsschimmer erfahren darf – so denkt daran, solche briefe sind hier nicht wirklich erwünscht und werden mit bösen schikanen, welche mir ja nun mal nicht fremd sind, behandelt.

nein, ich habe absolut keine angst vor weiteren böswilligen schikanen, psychoterror, und vor psychischer gewalt hier im vollzug. aber wie heißt es doch so schön, es führen viele wege nach rom.
vielen dank für eurer gehör!

postalisch zu erreichen bin ich unter folgender anschrift:

nadine christiane tribian
umlostraße 100
33649 bielefeld

vielen dank für euer gehör und dafür, dass ihr euch zeit genommen habt, meine zeilen zu lesen.

mit solidarischen und freundlichen grüßen
nadine christiane tribian


im zu beginn verlinkten blogbeitrag hatte ich u.a. geschrieben:

und vor allem keine frage danach, ob die institution gefängnis überhaupt jemals etwas anderes erzeugt hat als entweder gebrochene menschen, oder aber vermehrt haß- und racheerfüllte antisoziale ins außen entlässt.

nadine tribian gibt die antwort, die realistischerweise zu befürchten und zu erwarten war:

"mein täglicher kampf heißt hier in der anstalt, n i c h t desozialisiert und verkriminalisiert zu werden, hinzu kommen die oft unerträglichen schikanen! traurig aber wahr, der strafvollzug hat leider in der öffentlichkeit keine lobby – der bürger wird beruhigt mit falschen informationen und ist somit zufrieden! leider war ich auch einmal solcher „ruhiger“ bürger/ eine solche „ruhige“ bürgerin!!! heute weiß ich, welche hasserfüllten menschen durch einen verwahrvollzug gezüchtet werden, jawohl, richtige menschliche kampfmaschinen! obwohl der bürger auch weiß, dass solch ein, im laufe von jahren manipulierter „mensch“ einmal vor seiner türe stehen kann!"

das ist aus meiner perspektive nicht nur ein in kauf genommener "kollateralschaden", sondern könnte durchaus eines der grundsätzlichen ziele der ganzen perfiden veranstaltung sein - auf dauer zu einem authentisch sozialen leben nicht mehr fähige menschen zu produzieren. es gibt da zeitgenossen, die durch derartige zustände in verschiedener und überraschender art und weise profitieren können. und dazu gehören nicht nur die protagonisten der kommenden privaten knastindustrie.

*

zum schluß noch diesmal eine ausdrückliche bitte: da bei diesem thema der mediale mainstream bisher wie üblich mit verschweigen und/oder verzerrung auf einen wichtigen sozialen kampf reagiert, würde ich es gut finden, wenn gerade die selbst bloggenden leserInnen hier in ihrem rahmen und ihren möglichkeiten mithelfen, zumindest eine gewisse gegenöffentlichkeit herzustellen. ich denke, das ist das mindeste, was wir tun können.

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