Sonntag, 3. Juni 2007

assoziation: kommentierte kommentare zur gewaltfrage

die ereignisse bei der gestrigen großdemonstration in rostock gegen den "g8-gipfel" machen es in meinen augen dringend nötig, sich näher mit verfassung und möglichen motivationen der jeweiligen akteure auf den verschiedenen seiten zu beschäftigen. da ich in jüngeren jahren selbst in dem, was bis heute autonome szene genannt wird, politisch aktiv gewesen bin und auch heikle demonstrationssituationen miterleben musste, begreife ich die jetzt mal wieder ausgebrochene "gewaltdebatte" vor einem etwas anderen erfahrungshintergrund als große teile der sog. öffentlichkeit. daher möchte ich dieses medium jetzt dafür nutzen, einige facetten der realität wiederzugeben, die in der berichterstattung der mainstreammedien alá "spon" und anderen schlicht nicht existieren.

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(...)"Bei der Großdemonstration in Rostock sind am Samstag nach Angaben der Veranstalter 520 Demonstranten verletzt worden. Zwanzig von ihnen seien schwer verletzt worden und müßten unter anderem wegen Knochenbrüchen stationär behandelt werden, sagte Mani Stenner aus der Demonstrationsleitung am Sonntag. Mindestens 165 Demonstranten seien festgenommen worden und über sechs Stunden lang in Gefangenensammelstellen festgehalten worden.
Die Polizei teilte mit, es seien insgesamt 433 Beamte verletzt worden, davon 30 schwer. Zwei Beamte müßten stationär behandelt werden."(...)

(aus dem newsticker der jungen welt)


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zunächst etwas zur begriffsklärung: auch wenn das wort "autonom" medial bis heute teils nur als synonym für "krawallmacher" benutzt wird, so hat die geschichte der vielen und meist auch in vielen inhaltlichen punkten widersprüchlichen gruppen und grüppchen, die darunter zusammengefasst wurden, doch ganz andere, jahrzehntealte, internationale und vielfältigere hintergründe als die oben erwähnte "ein-punkt-beschreibung" seitens der medien und auch des staatsapparates. ebenfalls ist die - ursprünglich staatliche wortkreation - des "schwarzen blocks" eher eine bezeichnung für ein sekundäres phänomen alleine bei demonstrationen, welches primär als selbstschützende (vermummung) reaktion auf die zunehmende polizeiliche observations- und videopraxis seit den 1980er jahren entstanden ist. ich habe selbst etliche demonstrationen miterlebt, die ohne größere zwischenfälle mit kleineren und größeren "schwarzen blöcken" verlaufen sind.

erst später - in der zweiten hälfte der 80er - kam ein eher bedenklicher und sozusagen massenpsychologischer aspekt dazu, der meiner meinung bis heute kaum tiefergehend betrachtet wurde: die konstitution einer formierten und durch quasi-uniformierung einheitlich nach außen auftretenden masse mit einschüchterungspotenzial. diese geschichte bleibt zwiespältig: ein derartiger block kann durch seine präsenz und ausstrahlung in spezifischen, sehr eng raum- und zeitgebundenen situationen ein moment symbolisch/realer gegenmacht zum staatlichen repressionsapparat bilden, lässt sich aber dabei zwangsläufig auf die "logik" dieses apparates ein (das klassische beispiel dafür bilden bis heute die auseinandersetzungen um die hamburger hafenstraße, in deren verlauf einige demonstationen mit riesigen blöcken von bis zu fünftausend menschen mit dazu beitrugen, die folgen einer möglichen räumung für die staatlichen instanzen als unkalkulierbar erscheinen zu lassen - was Ihnen natürlich niemals von medien und staat bestätigt werden wird, aber trotzdem einen teil der wahrheit bildet).

zum anderen aber: jenseits solcher, sehr begrenzten und situationsgebundenen wirkungen kann die teilnahme in einem solchen block gerade für jüngere leute - und da primär männer - durchaus zu jenen individuell transformierenden psychophysischen wirkungen führen, die bspw. elias canetti in seinem klassiker masse und macht ansatzweise beschrieben hat. ich teile nicht alle folgerungen canettis, so ist seine im verlinkten wikibeitrag zitierte ausgangsposition „Nichts fürchtet der Mensch mehr als die Berührung durch Unbekanntes. […] Es ist die Masse allein, in der der Mensch von seiner Berührungsfurcht erlöst werden kann.“ - zitat wiki: ´Diese ersten Sätze aus Masse und Macht besagen nichts anderes, als dass der Mensch von Natur aus kein soziales Wesen ist. Nicht Empathie charakterisiert den Menschen, sondern die Furcht vor der Berührung diktiert sein Leben. Befindet sich der Mensch in der Öffentlichkeit, verlangen zufällige Berührungen mit anderen Menschen nach einer Entschuldigung. Steht der Mensch im Aufzug, drängt er sich in eine Ecke, um nicht in Kontakt mit den Anderen zu geraten. Und das Einschließen in die Häuser ist nichts anderes als ein Versuch des Menschen, sich dem bedrohlichen Fremden der Welt zu entziehen.´ eine der typischen reaktionen westlich geprägter philosophie, die aus bewußtlosigkeit gegenüber der uns umgebenden und durchdringenden matrix einer vielfältig traumatischen sozialen realität heraus zu solchen falschen generalisierungen des angeblichen "menschlichen wesens" neigt. nichtsdestotrotz sind - mit dem bewußtsein eben dieser realität - etliche seiner beobachtungen bezgl. des verhaltens von menschenmassen in dieser realität durchaus inspirierend, solange sie nicht als beobachtungen über angeblich "natürlich anthropologische" gegebenheiten fehlinterpretiert werden.

gewalttätige menschenmassen unterliegen einer sehr spezifischen dynamik, auf die ich hier nicht im einzelnen eingehen kann. aber die eigenarten der damit assoziierten ich-zustände, machtgefühle und auch drogenförmiger (adrenalin, endorphine) prozesse lassen gerade für grundsätzlich selbst-unsichere menschen, die erlebnisse von anscheinender stärke suchen, diese art der massenbildung bis heute sehr attraktiv erscheinen (eine tatsache, die erklärt faschistische bewegungen ebenfalls bis heute ausnutzen. aber auch eine tatsache, die für paramilitärische und polizeiliche massenbildung in eskalierenden situationen gültig ist, was meistens unterschlagen wird. mit der grundsätzlich betonten sog. "militärischen disziplin" ist es oft genug in derartigen momenten nicht mehr weit her, wie nicht nur ich oft genug selbst beobachten konnte. durch die sehr andersgeartete stellung sowie die ausbildung von beamten zb. unterliegen die genannten prozesse hier anderen dynamiken, aber ab einem bestimmten punkt ist es schwer, noch groß qualitative unterschiede zu finden).

und diese seite der blockbildung ist seitens der selbsterklärt militanten linken bis dato zu sehr unterbelichtet. wie gesagt: es kann für mich persönlich durchaus sehr eng definierte situationen geben, heute bspw. primär im bereich von antifa-demonstrationen, wo nicht nur aufgrund fotografierender nazis, sondern auch wg. der potenziellen nazigewalt eine derartige blockbildung unter selbstschutzapekten für eine begrenzte zeit sinn macht. aber das setzt eben auch ein bewußtsein über die eher unerwünschten möglichen psychophysischen dynamiken von menschen in einer masse voraus, welches ich für unterentwickelt halte.

soviel vorläufig zu meinen eigenen definitionen der beiden begriffe. im folgenden nun eine art öffentlicher-interner militanzdiskussion auf indymedia, bei denen die erwähnten und weitere aspekte zur sprache kommen - ich kommentiere im text.

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"mili´s tanzbär" schreibt:

"militanz, unabhängig wie man zu ihr steht, erfordert ein politisches ziel. militanz auszuüben, ohne jegliches erkennbares ziel, kann wohl eher als hooliganismus bezeichnet werden."

und zwar ganz zurecht, weil sich die zugrundliegenden prozesse nicht von der lust von hooligans unterscheidn lassen. auch ansonsten kann ich dem kommentar weitgehend zustimmen.

"und genau diese tendenz war gestern deutlich erkennbar. es ging hier einzig und allein darum einigen lifestyle-autonomen kiddies den lange ersehnten adrenalin-kick zu verschaffen, nachdem man ja auf den meisten demos in deutschland zu schwach vertreten ist um eine derartige schlagkraft entwickeln zu können.

ohne sinn wurden da mal wieder steine geworfen, unabhängig davon ob damit nun auch eigene leute gefährdet und verletzt wurden. wie hier schon ergänzt wurde, setzt militanz auch verantwortungsbewusstsein voraus. hiervon konnte gestern jedoch keine rede sein.

wer nun versucht diese ausschreitungen durch "bullen-provo" zu begründen, macht es sich deutlich zu einfach. wie oft (bzw. eher selten), bitte schön, waren denn die entsprechenden demonstranten bereits auf demos um sich von dem, im vergleich zu vielen anderen aktionen, doch deutlich zurückhaltenden vorgehen den cops provozieren zu lassen? das war doch demo-alltag, wenn nicht sogar deutlich unter normalem provokations-niveau. auch der hinweis, es sollten willkürliche verhaftungen aus dem block heraus verhindert werden, führt ins leere: genau das gegenteil wurde bewirkt - massenweise verhaftungen, weil die autonomen völlig hysterisch, wie die aufgescheuchten hühner, kreuz und quer durch die gegend liefen!

ansonsten wird die konsequenz dieser ausschreitungen wohl v.a. eines sein: ein massiver rückschritt was linksradikale bündnis-fähigkeit betrifft, wenn nicht gar ihr vorläufiges ende - zumindest auf bundesebene.

ebenfalls gezeigt haben die randale, dass es dringend notwendig ist gerade junge, nachrückende autonome mit einer militanz-debatte zu konfrontieren, die als grundlage erstmal die begrifflichkeiten und deren bedeutung als politisches instrument klären. in dieser willkürlichen form, kann die erlebte gewalt jedenfalls nur noch als eines benannt werden: adrenalinsaure mackerkultur ohne jegliches emanzipatorisches / fortschrittliches bewusstsein."


"anton" merkt folgendes an:

"Was bei dem Begriff Globalisierung richtig und wichtig ist, ist bei dem Begriff Kapitalismus genau die Trennlinie.
Menschen die die Tobin-Tax fordern bezeichnen sich wohl auch eher als KapitalismuskritikerInnen. Herzlichen Glückwunsch, aber wenn eure Netzwerke bei einigen Aktionen Schaden nehmen ist mir das ziemlich egal.
Richtig ist auch das Gewalt in der militanten Linken wohl viel zu selten tiefgehend genug reflektiert wird, aber das ist wohl ehere Sache der handelnden Personen. Aber sehr interessant das sich hier mal wieder ein Großteil derer die eine Ergänzung geschrieben haben darauf beziehen.

Von wem die Gewalt tatsächlich ausgeht bleibt dabei viel zu oft unberücksichtigt. Es wird von zwischen Cops und "Autonomen" abgwogen und sich dann entschieden, oder auch nicht.


und macht einen ebenfalls oftmals unterschlagenen aspekt deutlich:

"Die Kriege der BRD, die Unterstützung und Förderung der Rüstungsindustrie die so genannte Entwicklungspolitik, all das ist Gewalt. Und wenn dann ein paar Leute Steine schmeißen fangen gleich alle an zu schreien. Der Protest wird in Veruf gebracht. Oh schade, bei all dem heulen über den Zusammenbruch des schönen Netzwerkes bleiben dann wohl keine Tränen für die Millionen von Verhungerten, Kriegstoten oder SklavenarbeiterInnen übrig.
Adäquat wäre es wohl mit der gleichen Stärke der Gewalt zu antworten welche auch vom System ausgeht, aber das ist gar nicht im Interesse der AktivistInnen. Das einzige was sie zun ist ein Zeichen setzen."


den grundgedanken - bei aller gewalt, die in und von den institutionen und profiteuren dieses systems alltäglich nicht nur im eigenen interesse geduldet, sondern auch aktiv praktiziert, durchgeführt und geschützt wird, ist die ständige aufregung über kaputte scheiben und autos, aber auch verletzte staatsbeamte, zutiefst heuchlerisch und verlogen - kann ich zwar klar nachvollziehen, jedoch halte ich den gedanken von der "adäquaten gewalt" als angemessene antwort zwar für (emotional) verständlich, jedoch trotzdem für gefährlich und falsch. es kann erstens gar keine "adäquate" antwort auf die ungeheure gewalttätigkeit des globalisierten kapitalismus geben, die nicht in suizidaler destruktion endet - einfach deswegen, weil letztere den zwangsläufigen endzustand des kapitalismus bildet. und wirkungsvoller widerstand im interesse eines authentisch-menschlichen lebens, welches diesen namen auch verdienen würde, kann diesen weg schlicht und einfach nicht gehen.

zweitens aber: die herrschenden verhältnisse werden, und das ist eine der kernaussagen dieses blogs, nicht unwesentlich von personen geprägt, deren psychophysische struktur ständige und vielfältigste übergriffe und grenzverletzungen gegen andere menschen zwangsläufig beinhaltet (was wieder nix mit einer angeblichen "anthropologischen konstante" zu tun hat, sondern mit den kompensatorischen prozessen, wie sie als reaktionen auf diverse ernsthafte psychophysische schädigungen zu beobachten sind). gegenüber leuten, für die eine derartige existenzweise quasi ein konstituierendes element ihres seins darstellt, sind alle menschen, die vor gewaltanwendung grundsätzlich tiefe hemmnisse verspüren und vor gewalt auch verständlich mit ängsten reagieren, von vorneherein in einem strukturellen nachteil.

gewalt als selbstschutz und notwehr in existenziell bedrohlichen situationen (ausdrücklich ist hier auch die eher verstecke strukturelle und anonyme, institutionalisierte, gleichwohl oft genug tödliche gewalt mit gemeint!) ist eine option, die in sehr eng gefassten grenzen von fall zu fall manchmal notwendig und wirkungsvoll sein kann. um diese entsprechend einzusetzen, braucht es jedoch eine hohe verantwortlichkeit bei denjenigen, die damit arbeiten wollen. und die kann nicht per se als gegeben angenommen werden. als "königsweg" für wirkungsvolle veränderungen kann sie jedoch keinesfalls begriffen werden.

"Und natürlich tun mir auch die Cops leid die jetzt verletzt wurden. Schließlich kann ich hinter der Uniform auch immer den Menschen erkennen. Aber ein/e SoldatIn braucht sich nicht zu wundern wenn er/sie im Krieg getötet oder verwundet wird. Und ein Cop braucht sich nicht zu wundern wenn er/sie beim Schützen des repressiven Staates, seiner Institutionen oder der durchsetzung kapitalistischer Interessen "unter die Räder" kommt. Schließlich haben sie sich, zumindest in den Grenzen der ökonomischen Zwänge innerhalb des Systems, freiwillig für den Dienst am Staat entschieden."(...)

hm. das berührt direkt die diskussionen um "verantwortlichkeit" und den "freien willen". die möchte ich gerade nicht wiederaufnehmen und verweise dazu auf entsprechende blogbeiträge, zb. zur sicht der hirnforschung.

ein "fotograf" schreibt:

"Eins vorneweg: Mit Pflastersteinen auf Menschen zu werfen ist etwas, wo man den Tod des anderen in Kauf nimmt oder sogar bewußt wünscht. Wasserwerfer, Gumminüppel und Pfefferspray sind dagegen Kinderkram!"

naja, auch wenn das erstere stimmt, so ist letzteres ein glatte verharmlosung: wasserwerfer können knochen brechen oder jemanden überfahren (vielleicht ist der name günther sare einigen noch bekannt), die "gummiknüppel" sind inzwischen tonfas geworden, mit denen sich ebenfalls tödliche verletzungen produzieren lassen. pfefferspray kann bei menschen mit lungenfunktionsstörungen zu schweren komplikationen führen. "kinderkram" sieht anders aus!

"Was man hungernden Kindern in Afrika damit gutes tun will, daß man in Deutschland irgendeinen Polizisten ins Krankenhaus, Rollstuhl oder Grab befördert müßte mir mal jemand erklären. Die Welt ändert man so nicht!"

nunja, das ist doch eher simpel, herr fotograf: letztlich schützen die polizisten hier genau die ordnung, die u.a. dafür verantwortlich ist, dass in afrika kinder hungern. warum ich trotzdem dem fazit im letzten satz zustimme, steht weiter oben.

"Ich war schon auf vielen Demos und habe oft genug das Geheule über Polizeigewalt nachher lesen müssen. Fakt ist: Die meisten wirklich verletzten Demonstranten die ich bislang gesehen habe sind durch die Stein und Flaschenwürfe ihrer vermeintlichen Mitdemonstranten verletzt worden. Auch wenn viele das aus ideologischer Verhärmung nicht zugeben können und es natürlich immer "die Bullen" waren."

wenn der ausdruck "die meisten" durch "einige" ersetzt wird, kann ich das unterschreiben. so ist es eher ein fehlschlagener entlastungsversuch.

"Wer Kinder und friedliche Menschen als Schutzwall benutzt und daraus mit Steinen zu werfen oder sich nach Steinwürfen unter diesen zu verstecken, ist ein verantwortungsloser Feigling und zeigt ein menschenverachtendes Verhalten, daß man sonst eher durch die Staatsmacht in Diktaturen findet. Wer dazu noch so feige ist, daß er sich soweit hinten versteckt, daß seine Steinwürfe noch in der eigenen Demo einschlagen, wer auf die eigenen Sanitäter wirft etc. dem sollten die anderen Demoteilnehmer eigentlich mal zeigen wo der Hammer hängt.

Denn auch das ist Feigheit: Zulassen, daß irgendwelche Hooligans eine politische Demo kapern um Randale zu machen und die anderen Demoteilnehmer zu gefährden oder gar zu verletzen."


hier nun wieder zustimmung.

"Tim" antwortet:

"Ich schließe weder Militanz für mich aus, noch grenze ich mich von militanten Gruppen grundsätzlich ab. Allerdings erfordert Gewalt - in welcher Form auch immer - ein Höchstmaß an Verantwortungsbewusstsein, damit sie gerechtfertigt werden kann. Dass Die Polizei provozieren würde und dass Einige ein Interesse an einer Eskalation hatten - klar, das ist immer so. Dass einie Hundert DemonstrantInnen das ebenfalls hatten, Dutzende Kilometer vom eigentlichen Schauplatz Heiligendamm entfernt, mitten in einer Bündnisdemo, finde ich zwar falsch, aber: O.K.
Dass aber diese GenossInnen über Stunden immer wieder die Polizei angriffen und nach jedem Angriff dann Schutz in der nicht-militanten Bündnisversammlung suchten, wo u.a. Kinder und ältere Leute waren, dass Steine noch aus der dritten und vierten Reihe geworfen wurden, nach Spiegel-Online-Bildern SanitäterInnen geduckt und im Steinhagel zu "unseren" Verletzten laufen mussten, die teilweise von den "eigenen" Leuten verletzt wurden ... nee Leute. Militanz benötigt ein vertretbares Ziel und Verantwortung. Das was gestern abgelaufen ist - bei aller Mitverantwortung der Polizei - war nichts als gefährlicher Schwachsinn, ausgelöst von erlebnisorientierten Jugendlichen - mit Politik hatte das so wenig zu tun wie schimmliges Brot. Und zu all den "Gewalt-gegen-die-Polizei-ist-geil-und-alle-nicht-Militanten-sind-ohnehin-doof" - Postern: Geht nach Hause, geht zur Schule, macht was Vernünftiges und überlasst Anderen die Politik."


d´accord.

ebenso wie bei "simpson", der dazu endlich mal einen der wichtigsten punkte anspricht:

"Schließe mich Tim vollständig an. Das politische Selbstverständnis von Leuten, die sich von einem leeren Polizeifahrzeug zur Eskalation bewegen lassen und die Gefährdung tausender Mit-DemonstrantInnen bewusst in Kauf nehmen, scheint mir doch extrem fragwürdig. Aber wenn man sich die Bilder und Filmausschnitte von den beginnenden Auseinandersetzungen so ansieht, erhält man ohnehin den Eindruck, dass die ausführende Klientel mit politischem Selbstverständnis nicht so viel zu tun hat. Ich behaupte mal, das sind nicht die Menschen aus den Zusammenhängen mit denen ich gewöhnlich zusammenarbeite und nicht die Leute, die gewöhnlich Verantwortung für Organisation und Bündnisse übernehmen. Eher die Leute, die aggressiv auf dich losgehen, wenn du versuchst, ihnen klarzumachen, dass ihre Aktionen grad weder inhaltlich noch strategisch Sinn machen.

Das Problem ist, dass es in der militanten Bewegung keinen Konsens oder auch nur Diskurs zum Umgang mit exzessiver und selbstbezweckender Gewalt gibt. Grundsätzlich davon auszugehen, dass die Polizei Agent Provocateur einsetzt, um friedliche Versammlungen zu eskalieren, ist sicher nicht zu weit hergeholt, aber wir müssen uns doch die ernsthafte Frage stellen, ob die Polizei dieses Mittel überhaupt benötigt."


und zwar hier:

"Möglicherweise haben wir in den eigenen Reihen genügend Personen, die Gewalt und damit zusammenhängende Macht viel zu sehr genießen, um auf sie verzichten zu wollen. Und möglicherweise scheißen diese Personen auf die Interessen anderer Menschen, um diesen Kick regelmäßig haben zu können."

bingo!

"Solche Personen widersprechen übrigens meinem politischen Selbstverständnis, denn sie missbrauchen ihre Macht (Gewalttätigkeit), um sich über gemeinsame Entscheidungen hinwegzusetzen und sabotieren mühsam aufgebaute langfristig hilfreiche Strukturen, Bündnisse und Ergebnisse."

genau das ist das problem, dem sich jede emanzipatorische bewegung in zeiten zunehmender psychophysischer verelendung gegenüber sehen wird und zu stellen hat: die größer werdende präsenz von menschen, die aus welchen gründen auch immer gar nicht mehr in der lage sind, bedingungen für und ausdrücke von freiwilliger und verbindlicher kollektivität wahrzunehmen. dieses problem ist meiner erfahrung nach bisher kaum erkannt, geschweige den thema ernsthafter arbeit geworden.

"Sicher muss hier auch über den Zusammenhang mit Männlichkeitsidealen gesprochen werden, denn mir scheint hier ein extrem maskulines Machtgebaren zu Tage zu treten, dessen Platz in der emanzipatorischen Linken ich nicht sehen kann und will.

Bei alldem hab ich natürlich die Rolle der Bullen ausgespart. Dass Militanz von denen provoziert wird, ist ja gar keine Frage. Und das diese wiederum auf Gewalt unsererseits begeistert einsteigen auch nicht. Aber grade WEIL man das weiß, muss man die Verantwortung übernehmen und die Sicherheit der GenossInnen schützen, die mit einem gemeinsam agieren, indem man entsprechend auf Provokationen und Gewaltbereitschaft der Bullen reagiert. Genauso wie Sitzblockaden lässt sich übrigens auch sowas trainieren und vorbereiten."


schöner beitrag insgesamt.

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zu dem speziellen aspekt von möglichen beamteten - oder auch nur instrumentalisierten - provokateuren verweise ich auf eine unbedingt sehenswerte tv-dokumentation über die nachgewiesenen einsätze solcher seitens der polizei beim gipfel in genua. und wenn Sie sich die angeschaut haben, werden Sie vielleicht auch meine fragen nachvollziehen können, die mir gestern mittag beim anblick dieser meldung auf indymedia in den kopf kamen:

"Gerade sammeln sich Nazis am Kurt-Schumacher-Ring im östlich der Warnow gelegenen Rostocker Stadtteil Dierkow.
Es sind hier jetzt etwa 200-300 (grob geschätzt) die im Moment einfach nur rumstehen und von einem ihrer "Führer" gerade instruiert werden. Dürfte kaum einer über 20 dabei sein. Eher frustrierte Kids aus'm Plattenbau als organisierte Kader. Trotzdem besser nicht auf die leichte Schulter nehmen! Von Bullen ist bisher nichts zu sehen."

"Jetzt zwei Funkwagen mit vier Hanseln vor Ort. Nazis (etwa 300) haben Straßenbahn der Linie 2 geentert und lassen sich auch von den Bullen nicht daran hindern. Jetzt sind sie wahrscheinlich auf dem Weg ins Zentrum."


ich fände es einfach sehr interessant zu wissen, wo diese kids dann letztlich gelandet sind.

Freitag, 1. Juni 2007

notiz: wenn staatsapparate paranoid werden...(update)

...kommen dabei solche szenarien heraus:

(...)"Seit Monaten legte die Kavala ihr Spionage-Netz über die ganze Republik. Alle Informationen liefen an der Ostsee zusammen: Zwei Anti-G8 Plakate in einer Unterführung im schwäbischen Schorndorf, Bezugsgruppenfindung an der Uni Feiburg, Straßentheater in Ulm, ein Vortrag in Erlangen, angekündigt in der sozialistischen Hochschulzeitung, Fahrradsternfahrt in München, Infoveranstaltung im Berliner Szenelokal "Vetomaat", Infostand auf einem Parkplatz im brandenburgischen Straußberg, Mahnwache auf der Bremer Domtreppe, Pappmaschépuppenbau-Workshop in der "Roten Flora" in Hamburg. Im schleswig-holsteinischen Ahrensburg wurden zwei CDU Plakate überklebt, und überall im Lande Schmierereien mit schwarzem Edding, auf einer Hauswand in München ein Anarcho A. Nichts sollte den Polizeispähern entgehen. Alles wurde nach Rostock gemeldet: Vorträge in Herford, Paderborn, Essen, Chemnitz, Leipzig und Magdeburg, Kapitalismuskritik in Erfurt, ein "warm-up" der Verdi-Jugend in Hagen. Pax Christi in Horheim hat schon einen Bus gechartert, auch der DGB in Hannover. Eine Schülerzeitung an der Windschutzscheibe eines Polizeifahrzeugs in der Nordheide wurde sichergestellt."(...)

einen passenden kommentar dazu reiche ich noch nach, wobei ich mir die anmerkung gestatte, dass es für viele - wie für den kommentator - anscheinend erst der leibhaftigen begegnung mit der staatsmacht bedarf, um ins grübeln zu kommen - was aber sein fazit nicht entwertet:

(...)"Es findet in diesem Land eine allgemeine Verrohung statt, eine Entdemokratisierung, eine Refeudalisierung: Für die führenden Politiker scheint der Bürger kein Bürger mehr zu sein - er ist bloß noch Objekt, ein lästiges Objekt. Das man herumschubst und anbellt: Ihr habt zu spuren! Seid ruhig, wenn wir eure Computer durchsuchen, seid ruhig, wenn wir eure Fingerabdrücke in die Pässe pressen, seid ruhig, wenn wir eure biometrischen Daten erfassen, seid ruhig, wenn wir eure Geldbewegungen durchleuchten, seid ruhig, wenn wir an euch rumschnüffeln, seid ruhig, seid ruhig - denn Ihr seid alle verdächtig!"(...)

in den nächsten tagen folgt in diesem blog ein basisbeitrag zum thema paranoia. dieser fatale wahrnehmungsmodus ist nicht unwesentlich beteiligt an der konstruktion von lästigen objekten.

Sonntag, 27. Mai 2007

notiz: "juwel", oder bootcamps* light für erwerbslose jugendliche unter 25? (update)

aktuell macht eine meldung in diversen foren für erwerbslose die runde, die wieder einmal schier sprachlos macht:

Guten Tag. Sie erhalten die vorliegende Zusammenfassung aus dritter Hand. Die Arge Rhein-Lahn-Kreis plant die Kasernierung von Arbeitslosengeld- II-Empfängern unter 25 Jahren, die nicht zur Schule gehen oder in Ausbildung sind, bzw. keinen Job haben. Das Konzept hat den Namen "Juwel" - das steht für "Jugendliche auf dem Weg in Arbeit". Das Konzept wurde im März 2007 bereits der Landesregierung in Mainz vorgestellt. Von Seiten der Regierung sollen bereits hohe Bezuschussungen in Aussicht gestellt worden sein. Das Konzept wurde bisher weder auf seine mögliche Verfassungswidrigkeit, noch auf die sozialpädagogischen Besonderheiten geprüft, die man insbesondere bei der Betreuung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen beachten muß.

Das Konzept sieht folgendes vor: Die Jugendlichen müssen demnach von in der Früh bis spätnachmittags in einem von der ArGe gemieteten Haus verbleiben. Sie müssen pünktlich zum Apell auf dem Hofgelände des Anwesens erscheinen und werden das Haus in dieser Zeit nicht ohne Genehmigung der Arge verlassen dürfen. Abends dürfen sie heimgehen. Es ist vorgesehen, daß diejenigen, die sich der Betreuung entziehen, mit Sanktionierung bis auf völlige Versagung von Arbeitslosengeld II inklusive Mietkosten zu rechnen haben. Angeblich wird an einem Bewertungssystem gearbeitet, nach welchem die Jugendlichen Punkte in den geplanten Kursen erzielen müssen. Was die Jugendlichen in der Aufbewahrung lernen sollen, bzw. wie die bewerteten Kurse aussehen, drang bisher nicht bis zu mir vor. Das Konzept beinhaltet jedoch die Idee der Finanzierung eines Führerscheines/von Führerscheinen für den Besten (oder die Besten). Das Konzept beinhaltet außerdem ein System der Bestrafung per Pranger. Dieses Wort ist mehrmals gefallen. Ich kann nicht beurteilen, ob das ggf. ein sehr schlechter Scherz sein soll.

Und offensichtlich hat man sich über die Freude an der Ausarbeitung des Konzeptes weder über fällige Anfahrtkosten für die Jugendlichen noch über deren Verpflegung vor Ort Gedanken gemacht. Da das Konzept der Kasernierung unter drohenden Entzug der Geldmittel als Freiheitsentzug und das Bewertungs- sowie das Bestrafungssystem als kontraproduktiv bis entwürdigend betrachtet werden muß, das gesamte Konzept nicht auf Freiwilligkeit der Jugendlichen basiert, und ausserdem das Konzept den Anschein erweckt, als verstünden die Planer rein gar nichts von Sozialarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, gebe ich diese Informationen zu treuen Händen für eine Anfrage an die Regierung.
Mit freundlichen Gruß.


die initiative "tacheles-sozialhilfe.de" hat die obige information grundsätzlich bestätigt - zitat eines vorstandsmitglieds im dortigen forum:

"die Information stimmt als solches und wurde von der Amtsleitung gegenüber Tacheles auch bestätigt. Wir sind an der Sache auf jeden Fall dran."

und so lässt der totalitäre kapitalismus schritt für schritt seine als-ob-maske von "demokratie" und "rechtsstaat" fallen.

*zum begriff bootcamp

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edit am 09.06.2007: wednesday hat im kommentar unten auf eine offizielle reaktion seitens der betreffenden "arge" aufmerksam gemacht, in der es u.a. heißt:

(...)"Soweit in einer Internetverِöffentlichung vom 27.05.2007 dargestellt wird, es sei im Rahmen dieses Projekts geplant, Jugendliche im Alter unter 25 Jahren „täglich per Zwang zu kasernieren“, „sie pünktlich zum Appell im Hof antreten zu lassen“ und bei Fehlverhalten „eine Bestrafung per Pranger“ durchzuführen, entbehrt dies offensichtlich jeglicher Grundlage und würde auch den oben dargestellten Zielen der Maßnahme vِöllig zuwider laufen."(...)

gut. warten wir ab, wie sich "juwel" in der realität verhält. wird weiter unter beobachtung bleiben, und bis zur umsetzung werde ich hier nicht über mögliche erklärungen, rückzieher u.a. spekulieren.

Samstag, 26. Mai 2007

von "nationaler identität" als identitätskrücke - ein paar grundsätzliche anmerkungen

ein beitrag von quirinus zum thema globalisierung hat mich zu einer längeren antwort angeregt, die ich wg. ihrer für mich grundsätzlichen aussagen auch hier veröffentlichen möchte:

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na, dann müssen wir uns mal wieder streiten:

"daß es nur im Interesse der internationalen Konzerne sei, die Nationalstaaten zu zerschlagen; daß also jeder Linke zumal hier in Deutschland, der Nationalstaat und National(sozial)ismus miteinander vermenge, sich wider Willen zum Diener derer mache, die er bekämpfe."

erstmal: es ist schlicht unmöglich, den nazismus ohne bezug auf die idee des nationalstaates zu verstehen. ganz im gegenteil haben hitler & co. das eigentliche wesen des nationalstaates als zwangskollektiv - und zwar auch (@"traditionslinke": aber nicht nur) im interesse des nationalen kapitals - so sehr auf den punkt gebracht, dass es eigentlich keine zweifel mehr über diese veranstaltung geben sollte.

das postulierte interesse an der "zerschlagung der nationalstaaten" seitens der multis (mal hypothetisch angenommen) basiert auf einer überaus pragmatischen überlegung: dass nämlich die staatlichen machtapparate momentan (noch) als einzige potenzielle instanz erscheinen, die ihrem treiben einhalt gebieten könnten - "könnten" deshalb, weil sich die weitaus meisten staatsapparate schon längst klar positioniert haben: auf seiten eben dieser multis.

ich bestreite dabei, dass ein staat nach heutigem verständnis überhaupt die einzig mögliche form darstellt, speziell mit dem außer rand und band geratenen kapitalismus fertigzuwerden, und allgemein für möglichst alle menschen lebenswerte und -freundliche verhältnisse zu garantieren. die form des staates (und zwar unabhängig von seiner jeweiligen struktur) als angeblich "überparteilicher" gewaltapparat überhaupt ist bereits der ausdruck einer letztlich überholten stufe der evolutionären entwicklung unserer spezies. und zwar deswegen, weil wir endlich kapieren müssen, dass diese ganzen halluzinierten und zwanghaften grenzziehungen namens "nation", "volk" und schlimmstenfalls sogar "rasse" immer nur identitätskrücken für in ihrer vollen authentischen subjektivität ernsthaft geschädigte menschen darstellen, also als produkt pathologischer bzw. im weitesten sinne traumatischer verhältnisse zu begreifen sind (in einem eingeschränkten sinne zähle ich auch die kategorie "klasse" dazu, zumindest wenn sie als quelle zwanghafter als-ob-identitäten - wie sie bspw. der sog. "reale sozialismus" gefördert hat - herhalten muss. ansonsten besitzt sie wesentlich mehr realistischen gehalt als die anderen genannten oben).

dazu kommt der aspekt, dass wir schlicht dazu verdammt sind, global zusammenzuarbeiten - die planetaren notwendigkeiten lassen schon seit langem jeden rückzug aufs "nationale" als schlichte realitätsverweigerung erscheinen.

eine volle authentische subjektivität bedeutet nun für mich, dass einerseits im innen (psychophysisch) und außen (soziale verhältnisse) der menschen der nötige freiraum für die entwicklung vielfältigster individualität vorhanden ist, die sich keinesfalls als gegenpol, sondern als bedingung für und eingebettet in das menschliche bedürfnis nach gesellschaft/sozialität begreift, und sich demnach zwanglose, aber verbindliche kollektive ausdrucksformen sucht und schafft -basiert auf freude, neugier, liebe, mitgefühl, schöpferischer kreativität sowie produktiver aggression und der fähigkeit, selbstbewußt sowohl eigene positonen entwickeln und vertreten zu können als auch eigene fehler und sackgassen wahrzunehmen, zu benennen und ändern zu können.

ich halte das nun keinesfalls für ein übertrieben positives und utopisches menschenbild, das ich hier vertrete, sondern für eine realitische option innerhalb der menschlichen möglichkeiten - unser unvermögen, uns dieser option nähern zu können, hat nachvollziehbare gründe in den letzten jahrtausenden, in denen wir gelernt haben, gerade die übelsten und pathologischten varianten des menschlichen lebens als "normalität" fehlwahrzunehmen. aber diese "normalität" ist alles andere als normal, wie ich u.a. durch mein blog aufzuzeigen versuche.

"der - ich wiederhole! gesunde Menschenverstand hat mir schon immer gesagt, daß all, die uns einreden wollen, es gebe keine nationale Identität, bewußt oder auch nur unbewußt Übles im Schilde führen: so wie einer, der uns einreden wollte, es gebe keine Ich-Identität."

naja, der "gesunde menschenverstand" kann dir auch ganz plausibel erzählen, dass die erde eine scheibe ist...

was bitte soll denn das sein, "nationale identität"? woran soll etwas so objektivistisches/konstruiertes (ganz im sinne von mertz) festgemacht werden?

ich habe mit den weitaus meisten leuten in diesem land soviel oder so wenig gemeinsam wie mit leuten in paris, detroit, lima oder sydney - der hauptunterschied liegt vielleicht noch in der sprache, aber sich daraus eine identität basteln zu wollen, halte ich für quatsch.

bezug auf "deutsche kultur"? auch hier: was soll das sein? goethe, schiller, beethoven etc.? einen zugang schaffe ich mir entweder aus meinen eigenen - individuellen - vorlieben heraus oder eben nicht. ich sehe weit und breit keinen grund dafür, warum ich - mit betontem bezug auf das angeblich "deutsch identitäre" - eine sinfonie von beethoven alleine aus diesem grund irgendwie "besser" oder "bedeutungsvoller" finden soll als einen spät-70er-funk von herbie hancock, einen jungle-track der 90er aus dem londoner underground oder detroit-techno alá carl craig. beethoven - genauso wie tangerine dream, um mal ein anderes "deutsches" beispiel anzuführen - kann mir in bestimmten situationen durchaus viel geben, aber das können auch die anderen genannten. und die "nationale" herkunft des jeweils schönen ist dabei aber sowas von egal, mir käme jeglicher versuch, daraus irgendwelche bezüge herzustellen, absurd vor. ähnliches gilt auch für bücher und filme, vermutlich überhaupt alle künstlerischen produktionen. wenn sie "gehaltvoll" sind, sind sie eigentlich auch immer in einem sehr positiven sinne - universell, global ansprechend, kosmopolitisch - nenn es wie du willst.

bezug auf die heimatregion? hier würde ich noch am ehesten folgen können, allerdings nicht mit irgendwelchen wiederum konstruierten und mythisch überhöhten bezügen auf "scholle" und "heimatboden" - sondern ganz realistisch-materiell auf ein zuhause-gefühl bezogen, wozu sekundär die schönen eigenarten der jeweiligen landschaft gehören. ich halte das aber nicht für etwas zwanghaftes, sondern meine erfahrung ist eher die, dass die jeweilige qualität des sozialen umfeldes - die heimat ist u.a. da, wo meine freundInnen sind - primär darüber bestimmt, wo "zuhause" ist. in diesem sinne kann ich mir auch durchaus andere orte vorstellen, die zum zuhause werden können. und die rauhe tiefebene, in der wir beide uns befinden ;-), hat für mich durchaus eine eigene schönheit - aber das haben auch noch sehr viele andere ecken auf dem planeten.

diese ecken nun als "deutschen" wald, "schottische" highlands, "norwegische" fjorde oder auch "brasilianischen" amazonas zu bezeichnen, ist lediglich eine schlechte und gefährliche gewohnheit, ja eine fatale verwechslung von "landkarte und territorium" (ich hoffe, dass diese metapher hier verständlich ist). in letzter konsequenz also eine bestimmte wahrnehmungsposition, die durchaus halluzinatorische qualitäten hat. es gibt schlicht und einfach kein realistisches merkmal, anhand dessen bspw. ein unterschied zwischem "deutschen" und "holländischen" rheinwasser nachvollziehbar wäre (und nein, ich meine jetzt nicht die unterschiedlichen einleitungen der chemischen industrie...).

diese angeblich "natürlichen" unterschiede bestehen schlicht "nur" in unseren köpfen/körpern, als objektivistische konstrukte mit sekundären emotionen. und da sind sie weder unveränderbar noch zufällig hineingeraten, sondern vermutlich eine konsequenz unserer bisherigen mörderischen gewohnheit, uns selbst das soziale leben zur hölle zu machen. oder anders, wie ich oben schon skizziert hatte: eine der vielen möglichen kompensationsversuche traumatischer erfahrungen.

die gleichsetzung von ich-identität mit "nationaler" fake-identität ist dabei besonders ärgerlich, weil letztere eigentlich immer erst dann zum vorschein kommt, wenn die erstere bereits schwer geschädigt ist.

*

nun noch kurz zum aspekt des gefährlichen: alle weiter oben aufgeführten pseudoidentitären kategorien arbeiten als typisch objektivistische konstrukte vor allem mit dem binären modus: DAS gehört zu "uns", DAS gehört NICHT zu "uns". "nationen" können sich mangels eigener realistischer inhalte nicht von selbst definieren, sondern tun das - und dazu reicht ein blick in die geschichte - immer in abgrenzung von "den fremden/anderen". und diese struktur ist bis heute verantwortlich für einige der destruktivsten exzesse der spezies - es ließe sich auch sagen, sie ist ausdruck einer "geisteskrankheit" (gell, schäuble).

und darum ist jedes reden von einer wie auch immer gefüllten positiven "nationalen identität" bewußt oder auch unbewußt immer auch ein portal für die einzigen, die von solchen diskursen tatsächlich profitieren: die nazis.

und zu dem punkt spare ich mir jetzt weitere worte und verweise einfach auf eine textsammlung, in der die versuchte verquickung von nötiger kapitalismuskritik einerseits und rechter globalisierungskritik mit ausdrücklichem bezug aufs "nationale" ausführlich dargestellt ist. die verwischung der absolut notwendigen grenze zwischen beidem musst du dir als vorwurf gefallen lassen.

Freitag, 25. Mai 2007

notiz: "Wir sind kein Land, in dem Geisteskranke unterwegs sind!"

also, so sicher wäre ich mir da nicht - vor allem, wenn der satz etwas umformuliert wird:

"Wir sind kein Land, in dem Geisteskranke an der Macht unterwegs sind!"

und wenn dann der veraltete und unpräzise begriff "geisteskrank" etwas genauer definiert wird, kommt aller wahrscheinlichkeit das ganze ausmaß des desasters zum vorschein:

"Wir sind k ein Land, in dem Leute mit Suchtproblemen und narzißtischen Störungen, die sich ohne weiteres in der Gesellschaft von Als-Ob-Persönlichkeiten wohlfühlen und ihre sog. "Politik" inzwischen ganz nach den Bedürfnissen von Soziopathen auszurichten scheinen, an der Macht unterwegs sind!"

wie gefällt Ihnen das?

Mittwoch, 23. Mai 2007

notiz: leute, die den unterschied zwischen simulierter und authentischer realität nicht (mehr) kennen...

...sind in der heutigen zeit unter umständen politiker und machen sich so bemerkbar:

(...)"Das Internet ist ein neuer Raum, die vierte Dimension, eine Welt, in der Menschen leben, lieben, sich wirtschaftlich betätigen",(...)

aber sicher doch. "leben" und "lieben". selten zuvor hat ein angehöriger der sog. "eliten" derart entblößend die eigene, pathologisch entgleiste realitätswahrnehmung auf den fatalen punkt gebracht.

Dienstag, 22. Mai 2007

notiz: lesestoff für eine sehr unruhige nacht

zum ersten:

"Die Aufrüstung findet praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Bundeswehr und verschiedene Polizeibehörden planen die Einführung neuartiger "nicht tödlicher Waffen", die Widerstand fast unblutig brechen sollen. Zunächst geht es vor allem um Elektroschockwaffen wie den Taser, die Gegner noch auf mehrere Meter Entfernung mit Stromstößen lähmen. Aber die Rüstungsfirmen haben weit mehr im Angebot: Mikrowellen, die unerträglichen Schmerz verursachen, Akustikkanonen, um öffentliche Plätze zu räumen oder Fangnetze und Gasminen, mit denen Grenzen oder Lager gesichert werden können. Aus Sicht ihrer Befürworter sind die neuen Waffen die angemessene Antwort auf wachsende soziale Widersprüche, Gewalteruptionen in den Vorstädten, militante Globalisierungskritiker und Flüchtlingswellen am Grenzzaun von Ceuta."

das manuskript der ganzen sendung lässt sich auf der verlinkten seite als .pdf abrufen - ich empfehle da besonders die die dokumentierten ausführungen des früheren generalbundesanwaltes kay nehm sowie die gedanken zur traumatischen wirkung von nicht sichtbaren verletzungen und schmerzen.

*

zum zweiten:

"Und ganz allgemein kann man sagen, dass es in 60 bis 70 Prozent der Tagesnachrichten um Traumatisches geht. Das ist einfach Alltag."

diesen artikel möchte ich die tage nochmals aufgreifen, daher an dieser stelle nicht mehr dazu. aber lesen Sie den obigen satz ein paar mal in ruhe, und denken Sie über die aussage nach.

*

zum dritten:

(...)"Eingesetzt werden soll die Drohne zur Bekämpfung von "Verbrechen und antisozialem Verhalten" sowie zur Überwachung der "öffentlichen Ordnung", von Menschenmengen bei großen Ereignissen und Verkehrsstaus."(...)

das thema "drohnen" im polizeilichen auftrag hatte ich hier neulich schon mal angerissen - jetzt wird´s sehr konkret, und die alte und neue begründung von der notwendigkeit, gegen "antisoziales" verhalten vorzugehen, wird wieder einmal explizit genannt. das problem ist dabei nur: wer definiert, was darunter fällt? ausgerechnet die herrschenden antisozialen?

*

im gleiche kontext das folgende - zum vierten:

"Verwaltungsangestellte, Sozialarbeiter und Ärzte sollen in Großbritannien künftig gesetzlich verpflichtet werden, Informationen über mögliche Gewaltverbrecher an die Polizei weiterzugeben. Dies sehen Vorschläge aus dem britischen Innenministerium vor, die der Times zugespielt wurden. Zunächst soll mit dem Vorstoß von Simon King, dem Chef der für gewalttätige Straftaten zuständigen Abteilung im Innenministerium, der Informationsaustausch zwischen verschiedenen Behörden effizienter gestaltet werden. Damit wäre aber auch verbunden, dass eine große Menge an persönlichen Daten einschließlich besonders sensibler medizinischer Dossiers zwischen zahlreichen Ämtern und Sicherheitsbehörden herumgereicht würde. Begründete Verdachtsmomente über das potenzielle Risiko der betroffenen Personen müssten nicht nachgewiesen werden.(...)

Der Guardian fühlt sich an den Science-Fiction-Film Minority Report erinnert, in dem potenzielle Straftäter vor dem Begehen eines Verbrechens ausgemacht und verhaftet werden. Die Tageszeitung verweist zudem auf weitere Regierungspläne, wonach unter anderem ungeborene Babys auf das Risiko eines möglichen sozialen Ausschlusses und sich daraus ableitende Verbrechensneigungen hin eingeschätzt werden sollen. Ein weiterer Gesetzesentwurf, der bereits vom Parlament beraten werde, will eine ähnliche Untersuchung bei Menschen mit geistigen Störungen verpflichtend machen.(...)

Staatssekretär David Davis sieht die Polizei bereits heute mit Informationen überversorgt. Großbritannien sei bereits eine "Überwachungsgesellschaft", sodass in diesem Bereich nicht mehr nachgebessert werden müsse."(...)


gute nacht.

Sonntag, 20. Mai 2007

assoziation: elitäre mafiosi? mafiöse eliten? was tun? (teil 1)

die in diesem beitrag zur organisierten kriminalität bzw. mafiastrukturen der sog. "eliten"enthaltenen beispiele müssen - und zwar wiedereinmal - ergänzt werden:

"Medienberichten zufolge reichen die in den Akten geäußerten Vorwürfe im sächsischem Korruptionsskandal von Amtsmissbrauch, Kinderprostitution, Bandenkriminalität und Geldwäsche bis hin zu Verstrickungen höchster Kreise in zwei Morde und einen Mordversuch in Leipzigs Immobilienbranche. Tatorte der Geschehnisse seien Leipzig, Plauen und Chemnitz. In den Unterlagen soll zudem eine Reihe von zweifelhaften Entscheidungen der Justiz aufgelistet sein."(...)

interessant und ebenso der weiteren beobachtung würdig sind in diesem zusammenhang auch die rolle des "landesamtes für verfassungsschutz" sowie die zweifelhafte instrumentalisierung des datenschutzes:

(...)" Angeblich sind ranghohe Politiker, Juristen und Polizisten in ein kriminelles Netzwerk größeren Ausmaßes verstrickt. Berichten zufolge machten sich etwa in Leipzig Amtsträger nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes erpressbar, weil sie Anfang der 90er Jahre in einem Bordell verkehrten, in dem minderjährige Mädchen zur Prostitution gezwungen wurden.

Zudem erscheint ein Urteil im Zusammenhang mit dem Attentat auf einen Abteilungsleiter der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB) im Jahr 1994 als dubios, weil die Richter mit ihren Strafen gegen die Täter deutlich über die Anträge der Staatsanwaltschaft hinausgingen. Der Publizist Jürgen Roth äußerte den Verdacht, dass "Einfluss auf Urteile genommen worden" sei und deshalb die politische Verantwortung bis zum Justizminister reiche.

Die Recherchen des Verfassungsschutzes sind umstritten, weil er nach der Rechtslage in Sachsen die Organisierte Kriminalität nur dann beobachten darf, wenn diese die freiheitlich-demokratische Grundordnung gefährdet. Der Landesdatenschutzbeauftragte Andreas Schurig bezweifelt dies für die Fälle und tritt deshalb für die Vernichtung der Akten ein."(...)


und letztere begründung macht ebenso zum wiederholten male ein unheilvolles - und objektivistisches - prinzip deutlich, welches unsichtbar über der gesamten gesellschaft liegt: die letztlich nicht haltbare ideologie der abstrakten gleichheit aller menschen vor dem sog. "gesetz". der alte sinnige spruch vom gesetz, welches sowohl dem reichen wie dem armen verbietet, unter brücken zu schlafen, bringt das, was ich meine, gut auf den punkt.

es ist einfach -und zwar aufgrund der menschlichen neurophysiologischen bzw. allgemeinen psychophysischen eigenarten - nicht vertretbar und angemessen, überall den gleichen abstrakt-objektivistischen und fiktionalen maßstab anzulegen, ebenso wie das konstrukt der angeblichen verantwortlichkeit auf basis des angeblichen "freien willens".

um mit antisozialen tendenzen, wie sie bei bspw. in solchen fällen von mafiöser bandenbildung zum ausdruck kommen, tatsächlich angemessen umgehen zu können, benötigt diese gesellschaft zunächst eine grundlegende korrektur ihres falschen menschenbildes - in guter absicht von der gleichheit aller menschen auszugehen, negiert einfach die tatsache, dass unterschiedliche psychophysische konfigurationen - also bspw. aufgrund prä- oder postnataler traumatisierungen entstandene pathologische zustände von hirn und nervensystemen, wie sie im extrem bei soziopathen zu beobachten sind - ganz zwangsläufig über eine reduzierung der wahrnehmungsmöglichkeiten sowie auch diverse zwänge zur re-inszenierung traumatischer erinnerungsspuren und vor allem das nichtvorhandensein potenziell verhaltenskorrigierender authentischer beziehungen in letzter konsequenz zur wahrnehmung einer anderen welt führen müssen (!).

oder besser: zur wahrnehmung einer reduzierten welt, die von ängsten (bei soziopathischen persönlichkeiten allerdings nicht), hass, rache, konkurrenz und rücksichtslosigkeit geprägt ist.

dementsprechend destruktiv und alleine am biologischen primat des eigenen überlebens - koste es, was es wolle - orientiert ist das verhalten.

nicht, dass ich falsch verstanden werde: ich halte eine soziale isolation - unter humanen bedingungen, aber mit deutlichen grenzen - solcher leute bis auf weiteres für unverzichtbar. die heutige justiz allerdings sowie das sog. strafwesen sind dafür in vielfältigster hinsicht ungeeignet und verschleiern die eigentlichen probleme nicht nur, sondern verschärfen sie - gerade in form von gefängnissen - in aller regel noch. es gilt eher, die gesellschaftlichen strukturen in jeder hinsicht - sozial, kulturell, ökonomisch - so zu gestalten, dass sie nicht mehr in überwiegendem maße menschen hervorbringen, die in den vielen möglichen varianten der oben skizzierten wahrnehmungsmodi feststecken. genau das wäre die wirkungsvollste prävention (nicht nur) gegen solche entwicklungen wie die von mafiösen strukturen.

*

edit am 25.05.07: vertiefend und in ihren konsequenzen noch nicht zu überblicken sind die folgenden informationen

"Enthüllungen über die organisierte Kriminalität politisch vernetzter Banden im Grenzbereich zu Polen und der Tschechischen Republik führen in Berliner Regierungskreise. Betroffen ist das Ministerium des ehemaligen Bürgermeisters von Leipzig, Wolfgang Tiefensee (SPD). Auch Teile der Staatsregierung in Dresden (Bundesland Sachsen) sind verwickelt. Die Kriminellen schleusten Kinder und Jugendliche aus den östlichen Nachbarstaaten nach Deutschland und stellten sie ihren politischen Gönnern in Bordellen zur Verfügung. Polizeiliche Ermittler wurden kaltgestellt oder in die Taten einbezogen. Die systematisierte Kinderprostitution vollzog sich unter den Augen von Staatsanwälten und Pressevertretern, heißt es in Berichten des deutschen Inlandsgeheimdienstes (Verfassungsschutz). Das Geschäft auf Gegenseitigkeit diente der Deckung illegaler Immobilientransaktionen aus dem Gesellschaftsfonds der früheren DDR sowie der Vertuschung schwerer Kapitalverbrechen. Dabei kam es zu mehreren Mordanschlägen. Deutschland ist Drehscheibe des organisierten Missbrauchs von Minderjährigen und europäisches Zielland Nr. 1 beim Frauenhandel. Den deutschen Repressionsbehörden, die bei der Kontrolle von Migranten und Asylbewerbern führend sind, gelingt es nicht, die organisierte Kriminalität mit Kindern und Jugendlichen aus den Armutsstaaten zu unterbinden oder auch nur einzudämmen. Die Ereignisse in Dresden und Leipzig geben einen Hinweis auf die Ursachen des Versagens.

Nach neuesten Informationen wurden unter anderem "'Zigeuner-Kinder' im Alter zwischen acht und zehn Jahren aus Tschechien nach Sachsen" verschleppt "und danach sexuell missbraucht." Die Anlieferung von "Frischfleisch", heißt es in dieser Quelle, sei von einem Staatsanwalt gedeckt worden. Dem kriminellen Netz, das auf diese Weise andere Straftaten ermöglichte, gehör(t)en deutsche Politiker, deren Pressegespielinnen, Rechtsanwälte sowie weitere Vertreter der oberen Gesellschaftsschichten an. Tatorte sind unter anderem Dresden, Leipzig und Chemnitz. Die Organisatoren der zu "Sexparties" verniedlichten Zwangsveranstaltungen waren demnach "höchste Verantwortliche der Stadtverwaltung Leipzig". Zum Zeitpunkt der Leipziger Ereignisse bekleidete Wolfgang Tiefensee (SPD), der heutige Verkehrsminister im Kabinett Merkel, den Posten des Leipziger Bürgermeisters und Oberbürgermeisters. In einem internen Gutachten des Landeskriminalamts Sachsen wird der Leipziger Amtsvorgänger Tiefensees, Hinrich Lehmann-Grube (SPD), als eventueller Tatbeteiligter genannt - wegen fragwürdiger Immobiliengeschäfte, die dem Kindesmissbrauch der Gesellschaftsprominenz zugrunde liegen."(...)


na, wo bleibt der investigative journalismus dieses landes...? ach? unbekannt verzogen? so ein ärger.

*

edit am 10.06.07: die geschichte(n) rund um die - staatlich geschützten? geförderten? - mafiastrukturen weiten sich in jeder hinsicht aus - da wäre zum einen das folgende interessante statement aus der sog. bundesanwaltschaft:

(...)"Am Freitag wurde bekannt, dass Generalbundesanwältin Monika Harms sich in der Affäre um angebliche Verbindungen von Politikern und Justizbeamten des Freistaats zum organisierten Verbrechen nicht zuständig fühlt und zumindest den ersten, vom sächsischen Verfassungsschutz Ende Mai übermittelten Fallkomplex nicht übernimmt. Der stellvertretende Sprecher der Bundesbehörde, Andreas Christeleit, nannte es zweifelhaft, ob die übermittelten Erkenntnisse «überhaupt einen Anfangsverdacht für die Existenz einer kriminellen Vereinigung belegen können».(...)

dazu fällt einem dann wirklich nix mehr, bzw. viel zuviel, ein. aber wir sollten verständnis haben: aus sicht dieser elitären institutionen sind die sich mehr und mehr verfestigenden indizien vermutlich das ganz normale geschäftsgebaren ihrer kumpanen im geiste. und die gefahr für den staat kommt und kam in diesem land schon immer von links.

währenddessen werden weitere elitäre institutionen belastet: nicht nur, dass jetzt der aktuelle kanzleramtsminister in schwierigkeiten gerät:

(...)"Laut SPD-Fraktionsvize und PKK-Mitglied Stefan Brangs besteht der «dringende Verdacht», dass de Maizière als Innenminister «offenen Rechtsbruch im Umgang mit Verfassungsschutzerkenntnissen begangen» habe. Es trete immer mehr zutage, dass er es unterlassen habe, die PKK über rechtsstaatlich bedeutsame Vorgänge organisierter Kriminalität in Sachsen zu unterrichten, obgleich er dazu verpflichtet gewesen sei. Merkel müsse deshalb Konsequenzen ziehen und ihm «umgehend die Koordinierungsaufgabe für die Geheimdienste entziehen».(...)

sondern es wird auch sichtbar, dass das netzwerk recht weitreichend zu sein scheint:

(...)"Danach sollen im Vogtland um Plauen und Zwickau weitere rund 100 Personen ins Visier der Ermittler geraten sein. Zur Hälfte sollen sie den Bereichen Polizei und Justiz angehören, involviert seien aber auch Immobilienmakler und Politiker. Bisher war als Zentrum der Affäre vor allem Leipzig genannt worden."

und deswegen ist es auch unabdingbar, unter dem vorwand der beobachtung des "schwarzen blocks" möglichst viele oppositionelle aktivitäten auszuschnüffeln. sonst könnten sich eines nicht mehr allzu fernen tages doch tatsächlich mehr und mehr menschen zu aktivitäten gezwungen sehen, die dieser elitären mafia endlich einmal grenzen - und zwar wirkungsvolle grenzen - setzen.

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