Sonntag, 20. September 2009

notiz: "soziale marktwirtschaft"

die entstehungsgeschichte und -hintergründe dieses systemtragenden mantras hat sich otto köhler vorgeknöpft:

(...) »Ich meine, daß der Markt an sich sozial ist, nicht daß er sozial gemacht werden muß.« So sprach der Christdemokrat Ludwig Erhard im Gespräch mit dem Hohepriester des ganz freien Marktes Friedrich August von Hayek. »Je freier die Wirtschaft, umso sozialer ist sie auch« – das war sein Motto. Dieser aufrechte soziale Demokrat Erhard bekämpfte Adenauers Rentenreform als Schritt in den Versorgungsstaat – mit der Rente erst für 67jährige marschiert die deutsche Sozialdemokratie heute wieder heraus aus diesem Ungeheuer.

Nein, die »soziale Markwirtschaft« kommt nicht von der FDP und von der CDU nur zum Teil. Die ist ganz anders entstanden – aber der erste Bundeswirtschaftsminister war ihr Taufpate.

Erfunden wurde der Begriff kurz vor Hitlers Ende im zerbombten Berlin. Sogar das Datum und die Gelegenheit lassen sich nennen." (...)


und so wird denn auch deutlicher, warum
solche - und viele andere - zustände eben durchaus keine systemfehler darstellen, sondern ihm eher immanent sind.

(...) »Was Sie wollen«, sagte Weiss dem Besucher, »ist eine großräumige Wirtschaftsordnung mit freien Märkten und einer privaten Eigentumsgarantie.«

Er machte dem Besucher einen Vorschlag zur Güte: »Ob Sie das nun aber eine demokratische Marktwirtschaft nennen oder als eine Soziale Marktwirtschaft bezeichnen, worin Ohlendorf einen Anklang an seine nationalsozialistischen Vorstellungswelten erblicken würde, kann doch nicht so wesentlich sein.«

Das war’s.

Erhard: »Was haben Sie da gesagt? – ›Soziale Marktwirtschaft‹ –, das ist ein Begriff, der mir gefällt. Wenn Sie noch ein Glas von Ihrem Burgunder haben, dann wollen wir darauf anstoßen«.

So entstand im Auftrag des Massenmörders Ohlendorf der Begriff, dem Angela Merkel heute in der ganzen Welt zum Sieg verhelfen will." (...)


das ist tatsächlich eine ganz eigentümliche definition von "sozial", die auch in solchen phrasen wie "sozial ist, was arbeit schafft" etc. deutlich wird. wiedermal ist´s ein nazirelikt, genauer: eine modifizierte version primär ökonomischer aspekte der volksgemeinschaft, die sich hinter dem kürzel sm verbirgt (ja, das passt in der doppelbedeutung perfekt).

Montag, 7. September 2009

assoziation: taliban, maras, piraten etc. - der asymmetrische krieg des westens gegen die "untere milliarde" (2)

(zum ersten teil)

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das auftreten von gangs - egal ob mit politischer und/oder religiöser ideologie - lässt sich durchaus als globales phänomen betrachten, und zwar als zwangsläufiges: erstens stellt die form der bande eine art rudimentäre basis der menschlichen sozialität dar, allerdings nur in situationen allgemeiner äußerer bedrohung und unsicherheit. zweitens lassen sich bandenstrukturen in allen gesellschaften mit traumatisch kontaminierter sozialstruktur nachweisen (ich verlinke
das vorsichtshalber nochmal); und drittens lässt sich die these aufstellen, dass es sich bei den meist männlichen mitgliedern i.d.r. um jüngere und agile teile der so called "unteren milliarde" (vielleicht ließe sich auch von globalen prekariat sprechen), die im mehrfachen sinne des wortes ungebundener agieren und sich bewegen können als bspw. die millionen von frauen, kindern, alten und familienvätern, die sich in den elendszonen des planeten täglich um leben, essen, wasser und gesundheit so viele sorgen machen müssen, dass sie davon in so ziemlich allen lebensäußerungen determiniert sind.

viertens aber gehört der vorherige punkt schon ebenfalls zur these, dass es trotz aller kulturellen unterschiede und räumlichen entfernungen strukturelle gemeinsamkeiten zwischen diesen gangs gibt, die fünftens von den strategen der oberklasse regelmässig instrumentalisiert werden. zumindest der versuch ist belegbar, auch wenn solche versuche oftmals - wie in afghanistan - zum rohrkrepierer werden. sechstens scheint mir in allen fällen die klassische form der mafia als, wenn auch nicht bewusste, matrix zu fungieren. und siebtens ist mit der hinweis mit am wichtigsten, dass in allen drei fällen die letzte verantwortlichkeit für das entstehen der jeweiligen gangs durchaus deutlich in der mehrheitlich bisher tolerierten politik der westlichen "elliten" zu suchen ist.

um diese sieben punkte etwas näher zu beleuchten, folgen drei beispiele - mit den taliban befindet sich der westen bekanntlich im offenen, wenn auch asymmetrischen, krieg. die piraten von ostafrika (aber auch asien) werden dem gegenüber durch eine art militärischen polizeieinsatz bekämpft, während sich die maras inzwischen von mittelamerika aus über recht große teile der usa (besonders im südwesten) ausgebreitet haben, in der ganzen region zu einer echten bedrohung für viele geworden sind und in und von mehreren staaten vorwiegend polizeilich, in ansätzen aber auch bereits paramilitärisch, bekämpft werden.

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auszüge aus einem interessanten
text zur jüngeren (politischen) geschichte afghanistans:

(...) "An diesem Punkt der afghanischen Geschichte betraten die Taliban (...) die Bühne. Wie aus dem Nichts schien diese unbekannte, neue Miliz aufgetaucht zu sein. Tatsächlich deutet einiges darauf hin, daß der pakistanische Militärgeheimdienst ISI am Aufbau der Taliban wesentlich beteiligt war: von Anfang an war die Miliz gut bewaffnet und verfügte über schwere Waffen, einschließlich Panzer und Flugzeuge. Auch die Spannungen zwischen Pakistan und der Regierung in Kabul legen diesen Schluß nahe. Später wurde dies mehrfach belegt, etwa durch die Festnahme von pakistanischen Offizieren in Mazhar-i-Sharif, in afghanischen Norden.

Die Taliban verfügten über drei entscheidende Vorteile: erstens waren die Mudschahedinparteien und ihre zerstrittene Regierung in der Bevölkerung weitgehend diskreditiert. Es hatte sich lange herumgesprochen, daß sie weder das Wohl des Landes, noch den Islam im Sinn hatten, sondern nur das eigene, und daß sie den Krieg verewigten. Zweitens waren die Bevölkerung und selbst viele Mudschahedin ausgesprochen kriegsmüde. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1988/89 und dem Sturz Nadschibullahs 1992 waren immer weniger Gründe für eine Fortsetzung des Krieges zu erkennen, aber der Krieg und das Leiden hörten nicht auf. Beide Punkte stellten die Taliban ins Zentrum ihrer politischen Arbeit. Drittens aber waren die Taliban eine neue, unverbrauchte Kraft, die für die Verbrechen, Korruption und den Krieg keine Verantwortung trugen. Sie waren die einzige Organisation mit Glaubwürdigkeit. Und schließlich war es ein großer Vorteil, daß die Taliban nicht nur ständig vom Islam redeten, sondern “islamische Studenten” waren - also als überparteilich, unabhängig von der Parteipolitik und selbstlos gelten konnten. In der Bevölkerung waren die Taliban durchaus beliebt, da sie disziplinierter und rücksichtsvoller auftraten. Sie genossen Respekt, während man den Parteien gegenüber vor allem Furcht, Opportunismus oder Zynismus spüren konnte. (...)

Tatsächlich machten sie ernst mit “dem Islam”, wenn auch mit einer besonders rigiden und reaktionären Variante. Zuerst ließen die Taliban die Mohnfelder abbrennen und die Heroinlabors zerstören, da Drogen gegen den Islam verstießen. (Inzwischen haben sie den finanziellen Nutzen der Opiumproduktion erkannt und den Drogenexport wieder aufgenommen.) Sie einigten als drei Viertel des Landes unter ihrer Führung, womit die Zerstückelung Afghanistans zum Teil rückgängig gemacht und die Instabilität verringert wurde. Und in ihren Herrschaftsgebieten wurde tatsächlich der Krieg beendet - kein kleines Verdienst nach mehr als 1,5 Millionen Toten. Aber ihre Art des Islam hatte von Anfang an stark repressive Züge. Männer wurden gezwungen, sich Bärte wachsen zu lassen, Frauen verstärkt unterdrückt: Berufstätigkeit und Schulausbildung für Frauen sind verpönt und faktisch verboten. Das Tragen der burqa - ein Ganzkörperschleier - wird den Frauen aufgezwungen. Brutalste Bestrafungsformen und Willkür sind an der Tagesordnung. Was viele Afghanen zuerst als die letzte Hoffnung auf Frieden begrüßt hatten, entwickelte sich schnell zu einer terroristischen Gewaltherrschaft hinter religiösen Rechtfertigungsformeln. " (...)


es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der genannte pakistanische geheimdienst isi eine enge zusammenarbeit mit der us-amerikanischen cia pflegt. eine weitere
quelle stellt zur zusammensetzung und soziologie der taliban fest:

(...) "Die Taliban stammten überwiegend aus den ländlichen Gebieten in Südostafghanistan und den Flüchtlingslagern in Nordpakistan. Die meisten waren junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren, die im Krieg herangewachsen waren, viele als Waisenkinder.

Die Masse der Taliban sind Analphabeten. Sie verfügen lediglich über ein religiöses Basiswissen, das ihnen in religiösen Internaten (madrassa) beigebracht wurde." (...)


also kriegs- und waisenkinder, die zusätzlich zu diesem traumatischen background noch den spezifischen, in islamischen gesellschaften verbreiteten
gewalttätigen methoden im umgang mit kindern ausgesetzt waren. die teils extrem brutalen taten der taliban haben ihren psychophyischen hintergrund mit sehr großer wahrscheinlichkeit in den traumatischen biographien ihrer mitglieder, gekoppelt mit gruppendynamischen prozessen und der kriegsobligatorischen verrohung.

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aus nachvollziehbaren gründen hierzulande fast unbekannt sind die
maras :

(...) "Es sind junge Menschen, die leiden, die uns hassen, die uns herausfordern. Sie erwecken die schlimmsten Albträume. Aber im Grunde sind sie der Ausdruck absoluter menschlicher Einsamkeit." So sprach der französisch-spanische Dokumentarfilmer Christian Poveda über die Maras - straff organisierte Jugendbanden, die Mittelamerika und Teile der USA seit Jahren mit brutalster Gewaltkriminalität terrorisieren. (...)

Die Maras haben sich für die armen Länder Mittelamerikas zum existentiellen Problem ausgeweitet. Sie kontrollieren ganze Landesteile, vergewaltigen, erpressen, morden und erledigen die Drecksarbeit für die Drogenhändler. El Salvador, Guatemala und Honduras haben mit die höchsten Mordraten der Welt.

Aber auch in Einwanderervierteln in US-Städten stellen die Maras ein gewaltiges Sicherheitsrisiko dar. Gefürchtet sind sie an der Grenze zwischen Guatemala und Mexiko, wo sie Migranten überfallen. Auch in Madrid sind sie schon aufgetaucht. Das FBI stuft sie als "transnationale Super-Gangs" ein. Die US-Bundespolizei geht von 60.000 Maras aus, andere Quellen sprechen von 200.000.

Journalist Poveda sprach kürzlich in einem Interview mit der Los Angeles Times den USA eine direkte Mitverantwortung für die Existenz der Banden zu. Ihre Vorläufer entstanden in US-Vorstädten zu Zeiten der mittelamerikanischen Bürgerkriege der 80er Jahre, als Washington Diktatoren im Kampf gegen Guerilleros unterstützte. Mittelamerikaner flohen zu Hunderttausenden in die USA. Ihre Söhne schlossen sich zu Gangs zusammen, in Los Angeles entstand die berüchtigte Mara 18, benannt nach der 18. Straße.

Nach dem Friedensschluss in Mittelamerika begannen die US-Behörden, gefasste Bandenmitglieder, pandilleros, in ihre Herkunftsländer abzuschieben, wo sie weder Arbeit, Familie noch Halt fanden; und wenig Gegenwehr. Poveda sah in ihnen "die Antwort einer verlorenen Generation" auf die blutige Vergangenheit und die Aussichtslosigkeit ihrer Heimat." (...)




"Ihr Kennzeichen sind Tätowierungen, die Gesicht, Kopf und Körper bedecken und ein pervertiertes Wertesystem ausdrücken, in dem es darum geht, sich "Respekt" zu verschaffen - und zwar durch Gewalt. Tätowierte Tränen unter dem Auge stehen für Ermordete, für jeden Toten kommt eine hinzu.

Die meiste Gewalt fügen die Banden sich aber gegenseitig zu, Rivalin der Mara 18 ist die Mara Salvatrucha (ein abfälliges Wort für Salvadorianer), die auch Mara 13 heißt, weil sich männliche Neumitglieder einer 13-sekündigen Prügelorgie unterziehen müssen. Mädchen müssen Sex mit drei Bandenmitgliedern haben.

Aussteiger berichteten, sie seien zur Initiation gezwungen worden, den nächstbesten Passanten zu erstechen. Normalerweise verlässt man die Mara nur durch den eigenen Tod. Einzig radikale evangelikale Gruppen haben einen gewissen Erfolg dabei, Maras aus ihrem System zu brechen, in dem sie ihnen ein anderes, ebenso striktes entgegenhalten.

Die Regierungen haben versucht, mit harter Hand zu antworten, der frühere Präsident von Honduras, Ricardo Maduro, ließ das Militär gegen die Maras aufmarschieren, die seinen Sohn ermordet hatten. Gefüllt hat das jedoch nur die Gefängnisse, wahre Verbrechens-Hauptquartiere." (...)


btw: an der stelle möchte ich nochmals auf einen älteren beitrag und die diskussion rund um das thema
tattoos, piercing etc. hinweisen.

die zitierte aussage des journalisten, dass die usa direkte mitverantwortung trügen, muss eher noch ausgeweitet werden: die - ebenfalls teils schwer traumatisierten - flüchtlinge aus den diktaturen centralamerikas sind direkt als opfer us-amerikanischer politik - die diese dikaturen installiert und getragen hat - zu begreifen. das vor jahrzehnten produzierte gewaltpotential kehrt nun als weitgehend ungerichtete verrohung ebenfalls in und gegen die us-bevölkerung zurück, aber auch gegen die bevölkerungen mittelamerikas. und auch hier bilden sich die gangs aus dem potential von kindern und jugendlichen mit traumatischem background - in den usa als latinos rassistisch ausgegrenzt, in ihren heimatländern mit der ökonomischen aussichtslosigkeit und der unverarbeiteten traumatischen geschichte konfrontiert.


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etwas komplizierter ost der hintergrund der
piraterie in somalia , wobei auch hier im kern kriegsverwüstungen eine rolle spielen:

(...) "Der Hauptgrund für die somalische Seeräuberei ist immer wieder schnell genannt: Seit dem Sturz des diktatorisch regierenden Siad Barre 1991 ist Somalia ohne funktionierende, im ganzen Land anerkannte Regierung. Seither bekämpfen sich Clans, politische und religiöse Organisationen sowie andere Interessengruppen.

Als Erklärung für das aktuelle Ausmaß der Piraterie gerade in Somalia kann das Fehlen einer staatlichen Ordnung allein aber nicht ausreichen. Denn die Zahl der Kaperungen hat dort erst 2006 – also 15 Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs – leicht zugenommen, stieg dann 2007 deutlich und 2008 sprunghaft an. Und es handelte sich dabei nicht nur um eine zahlenmäßige Zunahme, sondern vor allem um eine qualitative, hinsichtlich der Größe und des Wertes der gekaperten Schiffe. Außerdem: Die meisten Piratenakte um das Horn von Afrika, schätzungsweise 80 Prozent, ereignen sich im Golf von Aden, nördlich von Puntland, das sich 1998 von Somalia getrennt hat und seither de facto ein eigener Staat ist. Die Verhältnisse dort sind aber, verglichen mit denen Somalias, relativ stabil und friedlich.

Ein entscheidender Faktor für die plötzliche Zunahme der Seeräuberei rund um Somalia ist wahrscheinlich in der Verfügbarkeit von Kapital zu sehen, das den Piraten beispielsweise die Anschaffung von neuen Schnellbooten ermöglichte, mit denen sie inzwischen auch über 200 Kilometer weit vor der Küste operieren können. Die Piraterie ist zu einem Geschäft geworden, in das exil-somalische Geschäftsleute in Kanada, Großbritannien, auf der arabischen Halbinsel und in Südasien investieren. Vielleicht besteht auch ein direkter Zusammenhang zwischen dem gleichzeitigen Rückgang der Piraterie in Südostasien, vor allem in der Straße von Malakka, und dem Aufschwung der Seeräuberei um das Horn von Afrika: daß nämlich verbrecherisches internationales Kapital ein neues Betätigungsfeld gesucht und gefunden hat.

Von seiten entwicklungspolitischer und antikapitalistischer Gruppen wird auf den Zusammenhang zwischen der Piraterie und der Ruinierung der somalischen Fischer vor allem durch internationale Raubfischerei und die mafia­mäßig organisierte »Entsorgung« aller Arten von Giftmüll in den Gewässern um Somalia hingewiesen.

Tatsächlich haben diese Faktoren, die aber auch schon Anfang der 90er Jahre vorhanden waren, bei der Entstehung der somalischen Seeräuberei eine wesentliche Rolle gespielt. Es begann den Berichten zufolge mit Notwehraktionen von Fischern gegen die aggressiv vorgehenden, Raubfischerei in den somalischen Gewässern betreibenden Fangschiffe aus vielen Ländern der Welt. Die wichtigsten »Piratennester« – Bossaso und Eyl in Puntland, Haradere und Hobyo in Somalia – sind ursprünglich Fischerstädtchen, die allerdings durch die Piraterie in den letzten Jahren einen Boom erlebt haben. Immer noch sind viele Piraten ehemalige Fischer, auch wenn sich ihre Stützpunkte inzwischen zu Magneten für Männer aus allen Teilen des Landes und aus unterschiedlichen Berufen entwickelt haben. Darunter viele frühere Angehörige der heute praktisch kaum noch existenten Küstenwacht und schlecht entlohnte Soldaten. So wurde im vergangenen Sommer gemeldet, daß sich 400 puntländische Soldaten mit ihren Fahrzeugen den Piraten in Eyl angeschlossen hatten, nachdem die Soldzahlungen ausgeblieben waren."


durch die spezifischen eigenarten vor ort haben sich die bewaffneten seeräubereien für viele marginalisierte somalis als im verhältnis recht bequeme art und weise herausgestellt, das eigene überleben in einer weitgehend zusammengebrochenen und ebenfalls kriegstraumatischen sozialstruktur sicherzustellen. die erwähnte involvierung von organisierter kriminalität ist vor dem hintergrund der besonderen beute - ganz frachtschiffe - ebenfalls nicht überraschend. eine vom westen jahrelang abgeschriebene und nur mit kurzzeitigen "militärischen interventionen" bedachte region, deren meeresressourcen - die nahrungsbasis mindestens für die küstenbevölkerung - dazu noch geplündert wurden und werden, bringt sich so wieder ins gedächtnis.

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zusammenfassend lässt sich folgendes sagen:
  • alle drei gangphänomene sind in einer stark geschädigten sozialstruktur entstanden
  • bei allen drei spielt bei den jeweils aktiven eine traumatische matrix durch kriege, diktaturen sowie mehr oder weniger gewalttätige erziehungspraktiken eine rolle (in mittelamerika kommt noch das rollenbild des machismo hinzu)
  • alle drei sind teils direkte (taliban), teils indirekte produkte westlicher "politik" (die sich ihre eingangs erwähnten "demokratischen und moralischen ideale" sonstwohin stecken kann)
  • zwei (taliban, piraten) dienen bereits jetzt schon zur rechtfertigung globaler militäreinsätze. ich prophezeie hinsichtlich der maras in naher zukunft eine ähnliche entwicklung
"wir" ernten, was wir gesät haben....

solidarität? nun, mit den gangs begründet sicher nicht - eher mit den einzelnen menschen darin. wobei auch nicht vergessen werden darf, dass extrem antisoziale strukturen eines solchen kalibers (die sich auch als realitische widerspiegelung ihrer erschaffer und gegenparts begreifen lassen, vorläufig (nicht) mehr mit üblichen politischen und sozialen maßnahmen erreichbar sind. um diese strukturen aufzulösen bzw. überhaupt die bedingungen dafür zu schaffen, sind grundlegende veränderungen unabdingbar. kurz skizziert würde mir da einfallen:
  • massive ökonomische unterstützung der betroffenen regionen
  • stopp des waffenhandels
  • aufbau eines massiven psychosozialen netzes mit dem schwerpunkt der antitraumatischen arbeit
  • schaffung breiter bildungsmöglichkeiten
  • rückhaltlose ehrliche ansprache seitens der verantwortlichen westlichen staaten über ihre fehler an die betroffenen menschen
  • grenzziehung im sinne des verhindern des gewalttätigen ausagierens. der punkt wird vermutlich vielen nicht gefallen, impliziert er doch tatsächlich polizeiliche oder auch militärische interventionen, allerdings nur als reaktion, nicht für ökonomische interessen, und nur im zusammenspiel mit den anderen genannten maßnahmen, die parallel laufen müssen
Sie können selbst beurteilen, wie realistisch ein solches szenario - welches nicht nur humaner, sondern langfristig sogar ökonomisch günstiger kommen würde als die im ersten teil skizzierten pläne der eu - aktuell scheint. mit diesen politikerInnen und leider mehrheitlich auch dieser bevölkerung.

aber die alternative ist langfristig nur ein übles gemisch aus "brazil", "1984", "gattaca", "mad max" und "rambo". und bekanntlich hat die realität die eigenart, jeden filmplot um längen zu schlagen. und selbst die höchsten mauern und hochgerüstete kampfeinheiten werden selbst zum preis von wahrhaften massenmorden nicht verhindern können, dass am ende der totalitäre kapitalismus schlicht von der "unteren milliarde" überrannt werden wird. nur wird dann der verlust existenzieller menschlicher sozialer fähigkeiten der normalfall sein. und wer eine solche welt nicht will, muss sich jetzt und hier gedanken machen. und handeln.

assoziation: taliban, maras, piraten etc. - der asymmetrische krieg des westens gegen die "untere milliarde" (1)

während um den luftangriff in afghanistan inzwischen ein internationales (des-)informationsspektakel entbrannt ist, welches so nebenbei nochmals deutlich macht, dass es durchaus immer noch etwas gibt, was sich als innerimperialistisches machtgerangel bezeichnen ließe, gibt es heute auch von einem anderen abschnitt der front - und das ist nicht als metapher zu verstehen, wie später deutlich werden sollte - aktivitäten deutscher truppen zu vermelden:

"Die Fregatte "Brandenburg" vor Somalia hat ein verdächtiges Skiff mit fünf bewaffneten Insassen gestoppt. Bei dem Manöver kam einer der mutmaßlichen Piraten ums Leben

Nach Angaben der Bundeswehr vom Montag wollte die Fregatte Brandenburg ein verdächtiges Boot im Golf von Aden überprüfen. Nachdem die Verdächtigen auf wiederholte Warnhinweise und Warnschüsse nicht reagiert hätten, sei die Erlaubnis zum Anwenden von "manövrierunfähig machendem Beschuss" erteilt worden. Durch Schüsse wurde demnach ein Insasse des Skiffs tödlich verletzt." (...)


nein, ebensowenig wie in der trockenen gebirgslandschaft von afghanistan kann in den gewässern vor der afrikanischen ostküste von krieg gesprochen werden - einerseits, wenn man nämlich immer noch ein bild von kriegen im kopf hat, welches von sog. regulären armeen mit hundertausenden von soldaten ausgeht, die in formal erklärten kriegszuständen und großen schlachten gegen das militär anderer staaten kämpfen. andererseits spricht eigentlich alles dafür, dass diese art des krieges eine historische darstellt, zukünftig nur noch in ausnahmefällen stattfinden und abgelöst wird von einer situation, für die sich inzwischen der begriff
asymmetrischer krieg eingebürgert hat:

(...) "Anders als bei den üblichen Kämpfen außerhalb eng besiedelter Bevölkerungsgebiete sind asymmetrische Kriege aber sehr häufig mit hohen Opferzahlen unter einer eigentlich nicht direkt am Kampf beteiligten Zivilbevölkerung verbunden. Diese bietet zwar bei vorhandener Sympathie des Anliegens gegenüber asymmetrisch Kriegführenden und eigener Leidensfähigkeit eine ausgezeichnete Versteckmöglichkeit für die waffentechnisch schwächere Kriegspartei, bei denen auch technisch immer ausgeklügeltere Systeme moderner hochtechnisierter Armeen zwar kurzfristig erfolgversprechend sind, aber in ihrer Wirkung rasch abstumpfen (vgl. ständige blutige Zwischenfälle in Afghanistan und Irak).

Dieses Verstecken und unerwartete Zuschlagen von asymmetrisch Kriegführenden (Nadelstiche) führt aber bei konsequenter Durchführung innerhalb moderner Armeen rasch zu Frustrationen auf unterer Kommandoebene mit der Gefahr einer Eskalation, die sich dann in plötzlichen Massakern an der Zivilbevölkerung (wie My Lai im Vietnamkrieg) oder zur Nichteinhaltung eines Mindestmaßes an Humanität äußern kann, da der Freischärler ja jederzeit in ihr untertauchen kann und sie gerne als Schutzschild missbraucht. Diese Generäle oder ihre zivilen Vorgesetzten setzen sich bei lange nicht einstellenden Durchbrüchen in ihrer eigenen Bevölkerung harter Kritik aus, die ihre fachliche Reputation beeinträchtigen kann. Aus humanitärer Sicht ist damit auch bei kriegführenden Demokratien rasch eine Minderbewertung des menschlichen Lebens zu erwarten, so wie es von der Gegenseite ohnehin regelmäßig praktiziert wird. Auch demokratische Staaten laufen dann Gefahr ihre eigenen moralischen Ideale zu verraten, indem sie sich der gleichen Verbrechen schuldig machen, wie ihr Guerilla-Gegner (foltern und wahllos töten)." (...)


zu den unterstellten "moralischen idealen" der sog. demokratischen staaten ebenfalls später mehr. ein (konservativer) politologe spricht einen weiteren
wichtigen punkt an:

(...) "...aber im Verlauf asymmetrischer Kriege kommt es immer wieder zu Massakern von beiden Seiten. Das können die Angriffe auf das World Trade Center sein, das können aber auch etwa der US-Luftangriff auf den "Highway of Death" sein. Also Massaker ist eine Begleiterscheinung asymmetrischer Kriege und sie können nicht beendet werden durch einen Friedensvertrag. Symmetrische Kriege wurden eröffnet mit der Kriegserklärung und beendet mit dem Friedensvertrag. Was wir stattdessen erfunden haben, ist der Begriff "Friedensprozess", also ein langer Vorgang der psychischen Umgestaltung dieser Akteure, der Gewinnung von Vertrauen und so weiter, Vorgänge, die sich meistens über ein Jahrzehnt hinziehen, in denen der Krieg dann auf niedriger Flamme weiterköchelt und man nicht sicher ist, ob er wieder ausbricht. Der Blick in solche Konflikte zeigt eigentlich, dass er immer wieder dann hochkocht und es sind wenige Konflikte, bei denen es dann gelungen ist, sie dauerhaft zu beenden."

den begriff der "psychischen umgestaltung" - bei denen er mit akteuren in diesem kontext offensichtlich immer das "terroristische" gegenüber meint - finde ich sehr bemerkenswert. auch dazu noch später etwas.

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nun ist es keinesfalls so, dass die innerhalb der westlichen "eliten" für repression und "sicherheit" beauftragten erst seit gestern von diesen kriegen neuen typs wissen, die bei näherer betrachtung gar nicht so neu sind - der partisanenkampf des zweiten weltkriegs oder auch die vielen guerillakriege in der zweiten hälfte des letzten jahrhunderts waren ein vorgeschmack auf das, mit dem nicht nur die westlichen strategen nun zusehends mehr in aller welt konfrontiert sind. und ihre gedanken schweifen schon in die nähere zukunft wie bspw. ins jahr 2020, wie ein gerade im netz verbreitetes
papier des "eu instituts for security studies" (euiss) deutlich macht - ein sog. think tank (ähnlich "leap2020" auf ökonomischen gebiet) der eu:

(...) "Wie das "Institute for Security Studies" der EU (EUISS) in einer aktuellen Studie schreibt, würden die Kriege der Zukunft nicht mehr zwischen Staaten geführt, sondern zwischen "ungleichen sozioökonomischen Klassen der Weltgesellschaft" ("unequal global socioeconomic classes of society"). Auf der einen Seite dieser "hierarchischen Klassengesellschaft" ("hierarchical class society") stehe dabei eine metropolitane "Elite", die sich aus transnational operierenden Konzernen, den Staaten der OECD und den aufstrebenden Wirtschaftsmächten Indien, China und Brasilien zusammensetze. Diese werde von Seiten der weltweiten Armutsbevölkerung mit "zunehmend explosiven Spannungen" ("increasingly explosive tensions") konfrontiert, heißt es. Um einen Zusammenbruch des globalen Wirtschaftssystems ("global systemic collapse") zu vermeiden, fordert das Institut, gegen die "untere Milliarde" der Menschheit ("bottom billion") das "gesamte Spektrum hoch intensiver Kampfmaßnahmen" ("full spectrum of high intensity combat") in Anschlag zu bringen.

Als "zentrale militärische Aufgabe" ("major military task") beschreibt das EUISS die Abwehr von Elendsflüchtlingen aus den Ländern des Südens. Groß angelegte "Sperroperationen" ("barrier operations") müssten den reichen Teil der Welt vor den "Spannungen und Problemen der Armen schützen", heißt es ("shielding the global rich from the tensions and problems of the poor"). Laut EUISS ist davon auszugehen, dass der Anteil der von Armut und Perspektivlosigkeit betroffenen Menschen an der Weltbevölkerung weiter zunehmen wird. Daher sei es unumgänglich, das bereits außerordentlich rigide Regime an den Außengrenzen der EU drastisch zu verschärfen ("strengthen our barriers").

Das EUISS setzt die Abwehr von Armutsflüchtlingen in direkte Beziehung zum globalen ökologischen Krisenmanagement. So könnten durch den Klimawandel verursachte Naturkatastrophen zu plötzlichen Migrationsströmen in die EU führen ("sudden refugee or migration flows within the EU"), die mit Hilfe des Militärs gesteuert werden müssten. Darüber hinaus sollten die reichen Länder des Nordens natürliche Ressourcen wie tropische Regenwälder oder Fischgründe in den südlichen Armutszonen militärisch gegen unerwünschten Zugriff absichern, fordert das Institut: Es handele sich dabei um "universelle Schätze" ("universal treasures"), die der Verfügungsgewalt einzelner Staaten zu entziehen seien ("overriding sovereign considerations")." (...)


diese zusammenfassung bei german-foreign-policy wird in kurzer zeit kostenpflichtig sein, darum habe ich die mir am wichtigsten erscheinenden strategischen ziele zitiert (die gesamte studie kann in english bei
wikileaks eingesehen werden.)

die us-südgrenze in der nähe von san diego (quelle: wikipedia)

die gesamte studie liest sich wie kaltblütiger plan zum bedingungs- und rücksichtslosen schutz des herrschenden status quo der völlig richtig benannten "internationalen hierarchischen klassengesellschaft". das tödliche regime von
frontex an den europäischen südgrenzen, aber auch der high-tech-zaun an der grenze zwischen den usa und mexico (das obige bild zeigt einen grenzausschnitt in der nähe von san diego)sowie jene "gated communities in den usa (aber auch anderen reichen enklaven auf dem planeten) sind dabei nur die eine seite der medaille des neu-alten klassenkampfes. die andere ist aktuell in den schlagzeilen zu studieren - der asymmetrische krieg.

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nun ist es in der realität so, dass sich - im gegensatz zu früheren zeiten, wo es bspw. befreiungsbewegungen mit sozialistischen und/oder auch nationalistischen forderungen, programmen, formalen organisationen und mehr oder weniger bekannten sprecherInnen gab, die sich mehr oder weniger im rahmen einer auch von ihren gegnern empfundenen politischen rationalität bewegten (und die man in diesem rahmen unterstützen oder ablehnen konnte) - , die heutigen formen der organisationen der verdammten dieser erde zusehends mehr dem phänomen der bande / gang angleichen, die sich primär um das eigene (materielle) überleben kümmert. das halte ich erstens
nicht für verwunderlich, zweitens aber wirft das fragen und probleme für alle an menschlicher emanzipation interessierten auf, die spätestens jetzt anlässlich der aktuellen ereignisse akut geworden sind. mehr dazu im zweiten teil.

Samstag, 5. September 2009

notiz: widersprüche, rechtfertigungen, behauptungen - kleine auswahl zum luftangriff vom 4. september

so schnell kann ein thema ganz direkt treffende und traurige aktualität bekommen. ich halte die ganze geschichte nach den bisherigen informationen für sehr schwerwiegend und in ihren mittel- bis langfristigen konsequenzen für dieses land hier für unüberschaubar. weil sie nämlich meiner meinung nach einen zipfel der realitäten zeigt, mit denen wir es hier in den nächsten jahren und jahrzehnten zu tun bekommen werden. genaueres dazu aber in einem folgenden beitrag, jetzt soll´s erst mal darum gehen, mittels der schlagzeilen von heute und gestern einen eindruck zu bekommen. es ist einiges erstaunliche zu lesen, und ich will versuchen, mich weitgehend kommentarlos zu halten.

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"Natürlich ist die Bundeswehr im Krieg" - gesammelte pressekommentare aus der brd von heute.

"Kein Krieg, sondern Stabilisierungseinsatz" - "«Das ist die völlig falsche Wortwahl, da Krieg Zerstörung bedeutet», sagte Jung. Die Bundeswehr befinde sich in Afghanistan in einem Stabilisierungseinsatz, das habe mit Krieg nichts zu tun."

realitätswahrnehmungen 1 - "Die Bundeswehr sprach von mehr als 50 getöteten Aufständischen, während afghanischen Stellen weit mehr Opfer zählten, darunter auch Zivilisten. Gouverneur Omar gab 72 Tote an, etwa 30 von ihnen seien als Extremisten identifiziert. Präsident Hamid Karsai sagte, es seien "rund 90 Menschen getötet oder verletzt" worden.

Die Bundeswehr verteidigte sich anschließend, sie habe die Örtlichkeit mit einer unbemannten Drohne ausgekundschaftet und dabei 67 Aufständische um die Tanklaster gesichtet. (...) Taliban und afghanische Polizei schilderten übereinstimmend, die Tanklastzüge seien bei der Kaperung in einem Flussbett steckengeblieben. Daraufhin hatten die Extremisten den Treibstoff abgelassen, um die Vehikel wieder flott zu bekommen. Afghanen aus dem nahem Dorf hätten sich an den Lastzügen eingestellt, um den begehrten Sprit aufzufangen. Dann schlug der Kampfjet zu."


realitätswahrnehmungen 2 - "Jung zufolge wurden ausschließlich 57 Aufständische getötet. Der US-General Stanley McChrystal, der den Ort des Angriffs besuchte hatte, betonte indes, unter den Verletzten seien auch Zivilisten. Der Oberkommandierende der US- und Nato-Truppen in Afghanistan sprach am Samstag bei Pressekonferenz in Kunduz von einem "ernsten Vorfall", der zeigen werde, ob die Nato zu Transparenz bereit."

realitätswahrnehmungen 3 - "Mit einer Drohne ortete die Bundeswehr ihren Standort. Sie waren in einem Flussbett steckengeblieben, allerdings nicht in Fahrtrichtung zum deutschen Camp. Deutsche Spähtrupps mit Panzerwagen des Typs "Fennek" meldeten, dass 67 Bewaffnete an den Tankwagen seien. Oberst Georg Klein, der Kommandeur des Lagers, habe sich nochmals beim zuständigen Zugführer vergewissert, dass keine Zivilisten in der Nähe seien und erst dann Luftunterstützung angefordert. F-15-Jagdbomber der US-Luftwaffe zerstörten die Tanker mit 250-Kilo-Bomben vom Typ GBU-38. Durch die Explosion starben nach Angaben der Bundeswehr 56 Gegner, 11 seien geflohen."

realitätswahrnehmungen 4 - "Laut FAZ vom 5.09., S. 2, berichtete ein Dorfältester des Ortes Omarkhel, nachts hätten Taliban heftig an ihre Türen geklopft und sie gezwungen, zwei in einer Furt zum angrenzenden Distrikt Char Darah, der weitgehend von Aufständischen kontrolliert wird, von ihnen gekaperte und dort steckengebliebene Tanklaster freizuschaufeln. Das sei trotz Schaufelns und Schiebens mißlungen. Anschließend hätten sie das Benzin abzapfen sollen.

"Die Nachricht von dem Gratistreibstoff habe sich im Dorf und auch im benachbarten Isarkhel verbreitet. Männer und Kinder seien mit Kanistern herbeigeeilt." Die Taliban seinen dann in einen Schußwechsel verwickelt worden und geflohen noch bevor die Tankwagen aus der Luft bombardiert wurden.

Ein anderer Bewohner aus Isarkhel berichtete, die Taliban hätten vorgehabt, die Fahrzeuge in Brand zu stecken und die Anwohner vorher aufgefordert, das Benzin anzuzapfen."


reaktionen 1 - "In der Europäischen Union wird scharfe Kritik an dem von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff in Afghanistan laut. Der französische Außenminister Bernard Kouchner nannte den Angriff mit mindestens 50 Toten am Samstag beim informellen EU-Außenministertreffen in der schwedischen Hauptstadt Stockholm einen "großen Fehler".

Der Westen könne die Lage nur normalisieren, wenn er mit der afghanischen Bevölkerung zusammenarbeite "und sie nicht bombardiert, nicht nur bombardiert". Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sprach von einer nicht hinnehmbaren Katastrophe. "Es ist schwer zu verstehen und zu akzeptieren, warum so schnell Bomben geworfen wurden", sagte er.

Asselborn ergänzte: "Es muss doch auch in der Nato Regeln geben. Und darum bin ich natürlich dafür, dass die Sache genau untersucht wird." Sein Fazit: Diese Aktion hätte nicht stattfinden dürfen."


reaktionen 2 - "Die Staatsanwaltschaft Potsdam wird gegen den verantwortlichen Bundeswehroffizier möglicherweise ein Ermittlungsverfahren einleiten. "Wir prüfen einen Anfangsverdacht wegen eines eventuellen Tötungsdelikts", sagte Behördenchef Heinrich Junker der "Bild am Sonntag". Der Ausgang sei offen. In Potsdam ist der Sitz des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, dem die Auslandseinsätze der Truppe unterstehen.

Im Zentralkrankenhaus von Kundus besuchten amerikanische und deutsche Offiziere zivile Opfer des Angriffs und deren Angehörige. "Wir bedauern den Tod von Menschen und drücken allen Ihren Dorfbewohnern unser Beileid aus", sagte US-Konteradmiral Greg Smith."


reaktionen 3 - "Auch die Vereinten Nationen werden den Vorfall überprüfen. Sie schauten sich den Ort des Angriffs an und trafen Überlebende in einem Krankenhaus in Kundus. Zwei verwundete Dorfbewohner berichteten den Rechercheuren, dass sie nicht direkt bei den Tanklastern standen, sondern aus einiger Entfernung alles beobachteten, als die Bomben fielen. Beide wurden durch Splitter verwundet.

Die Nato wisse noch nicht, wie viele Zivilisten bei der Explosion vor Ort gewesen seien, sagte ein Nato-Sprecher. "Unglücklicherweise können wir nicht in alle Dörfer der Umgebung gehen." Die Organisation zweifelt aber nicht daran, dass Zivilisten starben. Fraglich bleibt, ob die Angaben afghanischer Quellen, die von bis zu 100 toten Zivilisten sprechen, übertrieben sind. Eine genaue Opferzahl wird es wohl nie geben, da viele der Tote durch die Wucht der Detonation und den brennenden Treibstoff völlig entstellt wurden. Viele Toten sollen bereits in einem Massengrab bestattet worden sein. Ein Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur dpa, der am Samstag zwei der Dörfer in Char Darah besuchte, hatte dort 60 frische Gräber gezählt."


***

kurz zusammengefasst also ergibt sich aus all dem das folgende: selbst die kriegsobligatorische propaganda von taliban einerseits und isaf/bundeswehr andererseits berücksichtigt, so sind die behauptungen des deutschen verteidigungsministeriums mit jung an der spitze, dass "es keinerlei zivile opfer gegeben habe", eine in der form selten dreiste und unverschämte lüge. dagegen stehen nicht nur so ziemlich alle bekannten quellen aus afghanistan selbst, sondern auch die nato/isaf selbst u.a. in form eines us-generals. die hektischen bemühungen um schadensbegrenzung seitens der isaf in afghanistan unterstreichen dieses fazit nur.

weitere schlußfolgerungen, die sich aus all dem zwangsläufig eigentlich ergeben müssen, möchte ich an dieser stelle nicht ausführen. es ist jetzt nur noch interessant zu beobachten, wie lange die bundeswehr unter dem druck der kritik selbst der "alliierten" bei ihrer lüge bleibt - und wie sich dann alle herauszureden versuchen werden (die behauptung eines mit den tank-lkws geplanten selbstmordattentates weist bereits eine erste richtung in der hinsicht).

Mittwoch, 2. September 2009

notiz: "Wir lassen uns nicht für den Krieg instrumentalisieren" [update]

diese höchst erfreuliche ansage von über zweihundert ärzten / ärztinnen, psychologInnen und psychotherapeutInnen gehört inhaltlich in den kontext der kriegstraumata und findet sich in einem offenen brief an den sog. bundesverteidigungsminister franz josef jung:

(...) "Wir Ärzte und Psychotherapeuten lehnen die Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Afghanistan ab", heißt es in dem Schreiben. Der Krieg selbst sei bereits Ursache schwerer Traumatisierungen in der afghanischen Bevölkerung und nun auch zunehmend bei deutschen Soldaten im Kriegseinsatz. Die Politik erwecke den Eindruck, ein posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) lasse sich per Psychotherapie dauerhaft beheben.

Die Forderung, Therapie ohne kritische Hinterfragung des politisch-militärischen Kontextes zu betreiben, sei darüber hinaus mit ihrem Verständnis von ärztlicher und psychotherapeutischer Arbeit nicht vereinbar. „Den Aufruf des Verteidigungsministeriums, uns an der Behandlung von traumatisierten Soldaten zu beteiligen und uns damit für die Kriegsführung der Bundesregierung instrumentalisieren zu lassen, weisen wir daher zurück“, betonen die UnterzeichnerInnen.

Hintergrund der Initiative der Ärzteorganisation IPPNW ist ein Aufruf im letzten Bundesmitgliederbrief der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung, in dem die Bundeswehr qualifizierte externe Psychotherapeuten zur Behandlung traumatisierter Soldaten sucht. Beigelegt ist ein Formblatt, in dem sich der Therapeut bereit erklären soll, kurzfristig einen Therapieplatz zur Verfügung zu stellen, nebst der Aufforderung, "den Aufgaben der Bundeswehr in ihren Auslandseinsätzen nicht ablehnend" gegenüberzustehen."


die zitierte suche der bundeswehr nach externen therapeutInnen lässt durchaus den schluß zu, dass die internen militärpsychiatrischen ressourcen - zu dem thema verweise ich nochmals auf den eingangs verlinkten blogbeitrag, in dem es u.a. um äußerungen von und fragen an den chef der psychotraumatologischen abteilung im bundeswehrkrankenhaus hamburg, biesold, ging - entweder schon an ihre grenzen gekommen sind oder aber - bedingt durch die absehbare ausweitung bzw. intensivierung der deutschen kriegsbeteiligung - kurz davor sind. es ist sehr zu hoffen, dass sich weitere im psychotraumatologischen bereich tätige dieser initiative der ippnw anschließen.

zu konstatieren bleibt auch noch, dass sich damit in diesem land die gleiche auseinandersetzung manifestiert, die unter einschlägig medizinisch tätigen in den usa schon
seit jahren im gange ist (siehe den dritten punkt im verlinkten beitrag).

abschließend noch der hinweis bzw. tipp auf die online-ausgabe des magazins
"hintergrund", durch das ich auf dieses thema aufmerksam geworden bin. werde ich wohl zukünftig öfter drin herumstöbern.

*

edit am 03.09.: auch wenn´s sehr kurzfristig ist, möchte ich nicht den hinweis auf zwei sendungen bei 3sat heute abend unterschlagen, die thematisch beide zum thema kriegstraumata gehören. einmal wäre da um 21.00 h
"Irre im Krieg. Macht und MIßbrauch der Militärpsychiatrie" eine empfehlung, die auch noch mal vieles aus dem eingangs verlinkten symposiumsbericht aufgreifen und illustrieren dürfte. zweitens läuft unmittelbar danach um 21.30 h die dokumentation "Der Fluch des Tötens" über kindersoldaten im kongo - eine variante von kriegsbedingten traumatisierungen, die besonders verheerende folgen auch noch weit in der zukunft mit sich bringen wird.

Samstag, 29. August 2009

zwischenzeitlich...

...war und bin ich nicht nur lohnarbeitsmässig etwas mehr ausgelastet als sonst, auch das bisher recht erfreuliche sommerwetter ließ mich meine zeit mehr in realen grün- als in den virtuellen räumen verbringen. dazu kommt noch mein sich verfestigender eindruck, dass sich große teile der gesellschaft bis zu den sog. wahlen unbeirrbar in den eigenen konstruierten welten bewegen wollen, was speziell, aber nicht nur, für die veröffentlichte "meinung" gilt. alles zusammen bildet den hintergrund für die derzeitige blogabstinenz - das nur zur erklärung besonders für die stammleserInnen.

*

da ich mich nun seit ein paar tagen mit symptomen herumplage, die ich selbst als vorzeichen einer möglichen grippe betrachte, und die mich seit gestern mehr oder weniger lahm- und flachlegen, möchte ich dann die gelegenheit gleich nutzen, einige herumflottierende gedanken loszuwerden. grippe ist dabei ein gutes erstes stichwort, hat kandinsky doch
neulich u.a. folgendes geschrieben:

(...) "So, sag mal hast du Erfahrung im privaten Bereich und im Foren Bereich Internet mit dem Thema "Schweinegrippe" ? Leute, die ich sonst für besonnen und klug gehalten habe, drehen bei diesem Thema durch und können es kaum erwarten bis sie sich impfen lassen können. Auch in den Internet Foren, bis auf wenige Ausnahmen(DasGelbeForum), sind kritische Anmerkungen scheinbar verpönt und "man" muß sich auf eine gehörige virtuelle Tracht Prügel einstellen, selbst dann, wenn Fakten für sich sprechen, wie zum Beispiel einige knochenhart korrupte "Wissenschaftler" bei der WHO, die diesem Irrsinn einer Pandemie, die keine ist, Vorschub geleistet haben, trotz gegeteiliger Beweise durch renommierte Wissenschaftler." (...)

nun, die sog. schweinegrippe - ich persönlich bevorzuge bis auf weiteres eher das attribut "nordamerikanisch", weil mir alles, was bei mir so an diesbezgl. infos hängengeblieben ist, auf diesen raum als ursprung hindeutet - ist bisher in meinem umfeld eher der anlaß für mehr oder weniger gute jokes - d.h., sie wird nicht ernstgenommen. ich weiß über einen arbeitskollegen von einer bestätigten infektion in dessen strasse, und ansonsten verfolge ich mit mässigem interesse die - hm, seuchenpolitischen und medizinischen vorbereitungen, soweit sie denn bekannt werden.

ich habe vor der grippe - egal, welche viren jeweils aktuell verantwortlich sind - respekt, aber bisher keine angst. respekt aus eigenen erfahrungen - meine letzte echte grippe ist jahre her, und ich erinnere mich mit unbehagen an eine sehr scheußliche woche - und dem wissen, dass es unter den bekannten infektionskrankheiten eigentlich keinen größeren killer gibt. dazu habe ich den eindruck, dass viele leute immer noch nicht von dem unsinn ablassen können, jede harmlose erkältung / schnupfen umstandslos mit einer grippe gleichzusetzen. zum letzteren kommt dazu noch die unterschätzung der tatsache, dass grippeviren sehr mutationsfreudige gesellen sind, und eben aus diesem grund teile ich auch die medizinischen einschätzungen, dass wir es irgendwann wieder mit einer globalen pandemie ernsterer natur zu tun bekommen werden. ob das jetzt schon der fall ist, vermag ich nicht zu sagen - die todesraten scheinen sich bisher in den grippeüblichen saisonalen rahmen zu bewegen, und auch der bisher bekannte krankheitsverlauf dürfte eher als vergleichsweise harmlos anzusehen sein, die diesbezgl. einschränkungen für die bekannten risikogruppen - menschen mit atemwegserkrankungen, ältere leute etc. - mal aussen vor gelassen.

impfungen finde ich, wenn überhaupt, nur bei absehbaren schwereren infektionsverläufen sinnvoll, und dann auch eher nur bei den benannten risikogruppen. über mögliche quarantäne und meldepflicht mache ich mir erst seit gestern aus gründen mehr gedanken, wobei für mich gleichfalls klar ist: wenn hohes fieber dazukommt, von dem ich bisher verschont bin, ist der gang zum arzt fällig. vielleicht ist es ganz sinnvoll, die klassischen grippesymptome noch mal aufzulisten:


* plötzlicher Krankheitsbeginn
* ausgeprägtes Krankheitsgefühl im ganzen Körper
* hohes Fieber bis 40 Grad Celsius
* Schüttelfrost
* Kopfschmerzen und Müdigkeit
* Gliederschmerzen
* Augentränen
* trockener Husten
* trockene Kehle
* angeschwollene Nasenschleimhaut
* Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen


ich stelle bisher bei mir 1, in maßen 2, 5, 8, leichten schnupfen und eine ebenso leichte übelkeit fest. und will mal hoffen, dass es dabei bleibt. interessant finde ich, dass mir bisher der appetit trotz übelkeit nicht vergangen ist, aber dafür die allgemeine mattigkeit dafür sorgt, dass ich teils selbst zum lesen zu schlapp bin - ja, und der morgen ist erträglicher als der abend (auch ganz klassisch).

insgesamt halte ich den medienhype zum thema für kontraproduktiv, weil er erstens abstumpfung befördert, zweitens aber auch auf paradoxe weise die potentielle gefahr verharmlost, indem einerseits die bisher größtenteils leichten verläufe hervorgehoben werden, andererseits aber immer die alarmglocke geläutet wird. sollte sich dieser virus in ein paar monaten als wirklich fieses ding herausstellen, kann da so ein effekt bei rumkommen wie bei der geschichte vom schäfer und den (zu vielen) wolfswarnungen - niemand mehr nimmt das ernst, um dann umso schlimmer unter die räder zu kommen.

das die pharmaindustrie dabei auch die glocken läutet bzw. läuten lässt, sollte nun wirklich niemanden mehr überraschen. und die spekulationen, dass es sich bei den medizinischen vorbereitungen - die ich grundsätzlich für geboten halte - nur um die maskerade eines quasi global geplanten notstandsregimes handelt, halte ich ganz ehrlich gesagt für einen mythos aus den weiten welten der verschwörungstheorien. so ein projekt würde tatsächlich die existenz einer strategisch weitblickenden und globalen lenkenden zentrale erfordern, für deren existenz ich keine anhaltspunkte sehe. und das bringt mich gleich zum nächsten thema.

*

hartmut finkeldey hat schon drauf
bezug genommen, mit etwas entgegengesetzter gewichtung auch das opablog - der artikel Unter Infokriegern schlägt weiterhin wellen und hat die "junge welt" inzwischen zu einem weiteren statement mit etwas ironischer note veranlasst. ich bin da nach wie vor zwiegespalten - einerseits verweise ich bspw. gerne (und berechtigt) auf gladio als geradezu paradigmatische reale verschwörung, andererseits muss ich auch aus dem basisbeitrag paranoia zitieren:

(...) "und am wichtigsten ist vielleicht die feststellung, dass es fließende übergänge zwischen real begründeten ängsten und paranoiden wahngebilden gibt - das ist eine situation, die für alle, die sich heute mit destruktiven gesellschaftlichen entwicklungen beschäftigen, sehr relevant ist - als beispiel sei hier nur der breite und bunte bereich diverser verschwörungstheorien genannt, bei dem sich mehr oder weniger große teile paranoiden denkens und fühlens ohne größere probleme finden lassen. gleichzeitig aber lässt sich ebenfalls hier auch der beleg für die oben erwähnte aussage finden, paranoia "sei bisweilen der beste weg, um mit dem leben fertig zu werden". der "gladio"-komplex bspw. enthält so ziemlich alle zutaten für eine wüste verschwörungstheorie unter beteiligung diverser geheimdienste, faschisten, geheimlogen etc. sowie verschwundenen zeugen, dokumenten, vertuschungsaktionen und intrigen - aber das alles war bzw. ist in einem gewissen sinne immer noch realität.

andererseits ließe sich auch sagen, dass derartige projekte ausdruck hochgradiger paranoia bei ihren protagonisten darstellen - die paranoia steckt hier nicht nur im detail, sondern ist geradezu systembedingt und womöglich in einem gewissen ausmaß auch systemkonstituierend." (...)


ich finde die position der "jungen welt" zwar in den grundzügen richtig, halte jedoch einen punkt für sehr ärgerlich: das nicht benennen der tatsache nämlich, dass sowohl formen als auch die inhalte grundsätzlicher linker systemkritik zu lange selbst in quasi esoterischer art und weise daherkamen (und noch kommen), und damit nicht unwesentlich zum aufblühen der vt-szene beigetragen haben. längst nicht alle, die sich in den benannten blogs und foren tummeln, lassen sich als nazis beschimpfen. und das durchaus authentische unbehagen an der heutigen ultrakomplexen gesellschaft lässt sich eben u.a. in personalisierungen und der suche nach zusammenhängen - auch da, wo womöglich keine sind, jedenfalls nicht solche - am leichtesten formulieren und ausdrücken. das hat direkt etwas mit den im paranoia-beitrag angesprochenen eigenarten unserer psychophysis zu tun, aber auch eben mit der erwähnten eklatanten schwäche vieler linker theoriemodelle. von daher ist nun das eindreschen auf diese szene von links zwar wohlfeil, aber eben auch heuchlerisch. und die unbezweifelbaren stärken vieler blogs und foren mit themen jenseits des mainstreams hinsichtlich der gewachsenen informationsmöglichkeiten fallen so ebenfalls unter den tisch.

*

zum schluß noch ein punkt, der mir verschärft - und nicht zum ersten mal - bei meinem kleinen
sommergespräch aufgefallen ist: die beziehungen und unterschiede zwischen dissoziativen zuständen und der soziopathie sind etwas, was ich thematisch in nächster zeit mehr aufgreifen möchte. die verwechslungsgefahr scheint mir hier sehr groß zu sein, und ich finde die für mich vorhandenen qualitativen differenzen, aber auch die unterschwelligen verbindungen zwischen zwei psychophysischen extremzuständen sowohl interessant als auch gesellschaftlich relevant. bis dahin: bleiben Sie - oder werden Sie - gesund!

Freitag, 14. August 2009

notiz: der mainstream dröhnt "die rezession ist überwunden!"










(anders lässt sich das nicht mehr angemessen kommentieren - wer´s ausführlicher haben möchte, wird hier und bei den querschüssen bedient.

Montag, 10. August 2009

heute nur der kurze hinweis...

...auf ein update zur situation in italien, wo seit dem vergangenen wochenende "bürgerwehren" "legal" streife gehen dürfen - wenn auch (noch) nicht in den gewünschten uniformen.

Freitag, 7. August 2009

notiz: krisennews und -gedanken (38)

vor etwas über einem jahr, im sommer 2008, begann sich meine aufmerksamkeit immer mehr auf das zu focussieren, was unter dem begriff finanz- oder auch bankenkrise zukünftige geschichtsbücher als offenen anfangspunkt einer gewaltigen und weltweiten gesellschaftlichen transformation des kapitalistischen systems bezeichnen werden - in welche richtung allerdings diese veränderungen gehen werden, ist heute zumindest teilweise noch am vernebelten horizont verborgen. vielleicht glücklicherweise, wie eine kurzsichtige perspektive nahelegen könnte - sind doch bereits heute die offen destruktiven folgen weltweit in verschiedensten ausprägungen zu besichtigen.

einiges davon ist in vergangenen folgen dieser reihe bereits dokumentiert, anderes hingegen werden wir besonders in d-land in einigen wochen erst so richtig wahrzunehmen gezwungen werden, wenn die ominösen "wahlen" ende september einmal mehr die demokratiesimulation in ihre nächste etappe geschleppt haben werden. bis dahin zieht sich wie in einem immer enger werdenden trichter der "offizielle" blick auf die krise zusehends auf mehr oder weniger geschickte fakes, unverblümte lügen sowie eine art von verordnetem durchhalteoptimismus zusammen, dessen äquivalente historisch in diesem land zuletzt in der zusammenbruchsphase der ddr zu betrachten waren - dafür mögen solche jubelmeldungen wie die von den
plus 4,5 % bei deutschen industrieaufträgen im juni stellvertretend stehen - interessant ist hier nämlich der (mehr oder weniger unterbelichtetete) kontext, in dem sie stehen (und der bei den queschüssen zurechtgerückt wird.)

die tatsachen hingegen stehen für sich - für alle potenziell sichtbar, spielen finanz"industrien" und banken, börsen und broker ihre spiele fröhlich, wenn auch mit neuem staatlichen kapital, ungerührt weiter - als ob nix passiert wäre. währenddessen greifen bis zu einem gewissen grad die akuten weltweiten "rettungsmaßnahmen" des letzten jahres, um zumindest den schein des funktionierens weiter solange wie möglich aufrechtzuerhalten (das war und ist auch ihr eigentlicher sinn und zweck). weiter gediehen sind vor dem hintergrund allerdings auch die aktivierungen der vorhandenen gesellschaftlichen bruch- und spaltungslinien (paradigmatisch dafür können solche vorschläge wie der vom
zweiklassensystem bei "hartz-IV" gelten - selten ist derart zu besichtigen gewesen, mit welcher offenheit die herrschaftstechnik des "teile-und-herrsche" ganz unverfroren innerhalb der elitären apparate diskutiert wird).

das alles nun (und noch viel mehr) könnte nicht so gespenstisch reibungslos (wie das vorläufige scheinbar spurlose verschwinden von hunderttausenden erwerbslos gewordenen zeit- und leiharbeiterInnen in den letzten monaten) über die bühne gehen, wenn nicht vorzugsweise genau so etwas zu registrieren wäre, was ich im
letzten beitrag unten wie folgt ausgedrückt hatte:

"es passt wahrnehmungsmässig alles hinten und vorne nicht - während bei näherer betrachtung der daten, zahlen und analysen von diversen quellen nur zu konstatieren ist, dass sich die gesamte gesellschaft nicht nur hierzulande auf einem immer instabiler werdenden fundament bewegt, welches die voraussetzungen ihrer realen ökologischen, ökonomischen und sozialen existenz bildet, führen ihre mitglieder mehrheitlich das endlos-erfolgsstück "normalität" weiter auf - angestiftet zwar zu einem nicht geringen teil von den sog. "eliten", die aber bei ihrer anstiftung auf ein zu williges publikum stoßen. hier hat sich die stadt in weiten teilen in eine großbaustelle (die konjunkturprogramme lassen grüßen) verwandelt, während drumherum eis geschleckt, geshoppt, gesoffen, poussiert und party gemacht wird, als würde es kein morgen geben."

aber eigentlich auch nicht überraschend - da sich die zitatquelle des internen krisengespräches nicht unwesentlich um verschiedene mögliche quellen, formen und ausprägungen von dissoziativen zuständen gedreht hat, liegt der bezug zum oben erwähnten teile-und-herrsche mehr als nahe - denn bei den offen pathologischen zuständen von dissoziation hat sich diese maxime der macht in den betroffenen menschen regelrecht psychophysisch materialisiert (was einmal mehr die unverzichtbarkeit von gewalt - mit ihren traumatischen, spaltenden und fragmentierenden konsequenzen für die so "behandelten" - für alle hierachischen systeme deutlich macht.)

und vor diesem hintergrund bleibe ich zwangsweise pessimistisch, was eine - zumindest theoretisch immer noch mögliche - auflösung der krise(n) in einen qualitativen emanzipatorischen gesellschaftlichen sprung angeht. zu sehr sind die psychophysischen strukturen als basis des herrschenden systems immer noch unbegriffen, unthematisiert und innerhalb politischer und sozialer aktivitäten weitgehend nur als nicht wahrgenommenes präsent, letzteres v.a. mit der folge der zwangsweisen völlig unkontrollierten dynamik der erwähnten strukturen, und zwar oft genug einer destruktiven dynamik.

*

primär in diesem sinne ist die aktuelle fortsetzung meiner ganz persönlichen krisenchronik zu lesen - heute mit den folgenden themen:
  • globale krisenkaskade I: internationale energie-agentur bestätigt peak oil - "ölquellen versiegen im rekordtempo"
  • globale krisenkaskade II: im pazifik werden die ersten drastischen auswirkungen des klimawandels spürbar
  • globale krisenkaskade III: karl heinz roth mit einigen einschätzungen zur ökonomischen krise
  • globaler widerstand: frankreich, südkorea, china... - von punktuellen drastischen verschärfungen der aktionsformen
  • großbritannien: betriebsbesetzung mit interessanten inhaltlichen ausrichtungen und gesellschaftlichen allianzen
  • usa / kalifornien: im preis des abgewendeten bankrotts inbegriffen - überfüllte leichenhallen
  • usa I: staatliche lebensmittelhilfen weiterhin auf rekordniveau
  • usa II: immobilienkrise reloaded
  • irland: vom ökonomischen absturz ins soziale desaster
  • in aller kürze: zur lage im baltikum / robert kurz zu den grenzen des wachstums / deutschland I: weniger streiks = "sozialer frieden"? / deutschland II: gewerkschaft der polizei sieht tiefschwarz (und kriegt tatsächlich mal etwas realität mit)
*

wie ein kontrapunkt zu den neuen hinweisen in richtung
abiotischer ölentstehung liest sich eine zum wiederholten male medial kaum aufgegriffene warnung aus der durchaus in sachen peak oil bisher recht zurückhaltenden, wenn nicht gar jahrelang abwiegelnden "internationalen energie-agentur", die "offiziell" für ein- und abschätzungen der weltweiten energieressourcen verantwortlich ist - und diese warnung ist im wesentlichen deckungsgleich mit dem, was nicht nur ich bereits wiederholte male zum fatalen zusammenhang zwischen ölpreisen und wirtschaftskrise geschrieben habe:

(...)"Die wichtigsten Ölfelder der Welt hätten bereits jetzt ihren Zenit überschritten. Und es dürfte weniger als fünf Jahre dauern, bis eine Ölklemme die Wirtschaft fundamental erschüttert. Davor warnt nicht ein notorischer Schwarzmaler, sondern Fatih Birol. Er ist Chefökonom der International Energy Agency IEA in Paris.

Versiegende Ölquellen in Kombination mit einer steigenden Nachfrage werde die Preise in die Höhe treiben – was eine Erholung der Wirtschaft von der aktuellen Krise verhindern könnte, sagt Birol in einem Interview mit dem britischen «Independent».

Bislang hatten Experten gewarnt, das Erdöl werde erst in zehn Jahren zu versiegen beginnen und damit eine Wirtschaftskrise auslösen."(...)


"besser spät als nie", so liesse sich dieser einbruch der realität in die wahrnehmungen der iea beschreiben - aber ob´s was nützt, darf stark bezweifelt werden. zumal hier ähnlich wie beim gleich folgendem thema klima immer noch von desinteresse über ignoranz bis hin zur offenen leugnung immer noch das ganze spektrum fataler menschlicher verhaltensweisen zu beobachten ist, welches mit dafür verantwortlich ist, dass an der zukunft der spezies berechtigte zweifel angemeldet werden müssen. in diesem zusammenhang sei auch auf einen artikel beim ölschock-blog hingewiesen -
"Kein Mensch muss müssen":

"Niemand ist gezwungen, an etwas zu glauben, das ihm wider die Vernunft zu sein scheint. Wir beklagen und bekämpfen den Klimawandel, warum sollte uns das Abnehmen der Erdölvorräte da nicht geradezu fröhlich stimmen? Warum sollten wir "Peak Oil" stattdessen für etwas Gefährliches halten, wie es manche tun, die sich mit Katastrophenszenarien wichtig tun? Halbzeit Erdöl soll mit immer teurerem Treibstoff, letztlich einer Kostenexplosion auf breiter Front einhergehen, sagen manche Experten. Wurden die von der Ölindustrie, dem eigentlichen Nutznießer der Schwarzmalerei, für solche Voraussagen bezahlt? Weniger Erdöl, das arbeitet doch nur "uns" geradezu in die Hände - let it be! Es kann dem Klima und dem Planeten nur gefallen.

So denken offenbar die meisten Grünen. "Peak Oil" - daran glaube, wer will. Heute ist es noch das Öl. Mag es weniger und damit teurer werden, schon stehen Biokraftstoffe bereit, es zu ersetzen. Und irgendwann, wenn die DESERTEC den supersauberen Sonnenstrom aus der Wüste liefert, fahren wir alle elektrisch. Wenn es ganz dicke kommt, steht im Keller noch ein altes Fahrrad oder lassen wir uns von den Eltern oder unseren Partnern eine BahnCard schenken.

Jeder, der schon mal in schwierigem Gelände in den Bergen gewandert ist, weiß, dass der Abstieg beschwerlicher und auch gefährlicher ist als der Aufstieg."(...)


mit dem letzten satz (wie mit dem ganzen artikel) lohnt sich eine ausführliche auseinandersetzung. in der vergangenheit kam bezgl. der beiden streitthemen peak oil und klimawandel ja auch öfter das sinngemäße argument der angstmache, die dann doch nur - ganz im sinne der "schock-strategie" wie von naomi klein beschrieben - der weiteren durchsetzung reaktionärer und antisozialer politik dienen würde. dazu nur die bemerkung, dass klein zwar auch sozusagen synthetisch hergestellte schocks beschreibt, aber eben auch deutlich macht, dass sehr reale ereignisse - wie naturkatastrophen - in diesem sinne benutzt worden sind. letzteres stellt aber eben keineswegs die realität der katastrophen in frage, sondern eher bestimmte umgangsweisen damit. und die sollten auch bei peak oil bzw. dem klima im focus stehen. angst in einem angemessenen maße - hinsichtlich der ungewissheit der folgen etc. - halte ich dabei durchaus für vernünftig, während anscheinend oder tatsächlich übertriebene ängste doch eher daraus herrühren, dass die heutigen menschlichen gesellschaften rund um die welt in ihrer mehrzahl einfach nicht den eindruck machen, als wären sie in der lage oder auch nur willens, von selbst und freiwillig die nötigen veränderungen zu initiieren.

und btw noch der hinweis darauf, dass wie in so vielen anderen bereichen auch in sachen ölreserven die methode des
fakens beliebt ist. was sich als ein weiteres indiz für den unmittelbar bevorstehenden oder schon erreichten peak geradezu aufdrängt - schönfärbereien sind eine spezialität von systemen, die sich im absturz befinden.

*

während die konsequenzen von peak oil in ihrer gesamtheit zwar komplex, aber immer noch irgendwie nachvollziehbar erscheinen, verhält sich das beim klimawandel bekanntlich anders - zu komplex ist das planetare klimasystem, jedenfalls zu komplex für die heutigen menschlichen möglichkeiten. und so bleibt hier zum größten teil nichts weiter übrig, als die eintretenden folgen jeweils mit mehr oder weniger großer überraschung zu registrieren und möglicherweise - wenn überhaupt machbar - irgendwie zu kompensieren. mit all dem sind bereits verschiedene kleinstaaten im pazifik
direkt konfrontiert:

(...)"Mit der Klimasituation sowie mit Korruption beim Umweltschutz müssen sich die Regierungschefs der pazifischen Inselstaaten bei ihrer 40. Jahrestagung beschäftigen. Das Treffen der 16 Länder hat am Dienstag im australischen Cairns begonnen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker wies aus Anlass der Tagung auf die dramatische Situation der Pazifik-Inseln hin. Rund acht Millionen Ureinwohner würden wegen des steigenden Meeresspiegels bis zum Jahr 2050 komplett ihre Heimat verlieren, wenn der Klimawandel ungebremst fortschreite. (...)

"Eine Reihe dieser tief liegenden Inseln ist eindeutig schon jetzt gefährdet", sagte der Chef des UN-Klimarats, Yvo de Boer (...)

Bereits seit diesem Frühjahr würden die 2.500 Einwohner der Carteret-Inseln umgesiedelt, weil ihre Heimat überflutet werde. Staaten wie Kiribati und Vanuatu drohe der gänzliche Untergang. Indonesien hatte kürzlich angeboten, höher gelegene Inseln an untergehende Staaten zu verpachten."


während es hier immer noch genügend zeitgenossInnen gibt, die offenkundig nicht zwischen klima und wetter unterscheiden können oder wollen und sich bei jedem auch nur ansatzweise verregneten sommer über die "klima-lüge" echauffieren, sieht das nicht nur im südpazifik für dort lebende schon ganz anders aus - da stellt das klima schlicht die existenzfrage. es ist ja irgendwie echt ungerecht, dass eine region wie mitteleuropa irgendwie immer den drastischsten auswirkungen aller möglichen naturprozesse entkommt - es wäre auf jeden fall für viele vielleicht sehr lehrreich, wenn die konsequenzen des klimawandels nicht immer so unspektakulär daherkommen würden wie bspw. im
wattenmeer praktisch vor unserer haustür:

"Einige Folgen der Klimaerwärmung sind bereits im Wattenmeer sichtbar - lange bevor der erwartete Meeresspiegelanstieg zur Gefahr für die Deiche werden könnte. Pflanzen und Tiere müssen sich an veränderte Umweltbedingungen gewöhnen und bekommen Konkurrenz von eingeschleppten Arten. Der Leiter der Sylter Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, Prof. Karsten Reise, spricht von einer regelrechten Revolution. "Wenn das so weitergeht, werden wir ein ganz anderes Wattenmeer haben."

Der Wissenschaftler sieht die Vorgänge aber noch gelassen: "Solange keine wirtschaftlichen Interessen betroffen sind, können wir die Entwicklung neutral gegenüberstehen." Entscheidend für Veränderungen im Wattenmeer sind nach Reises Angaben weniger die steigenden Durchschnittstemperaturen von Luft und Wasser, sondern eher einzelne Phänomene wie das Ausbleiben kalter Winter." (...)


"solange keine wirtschaftlichen interessen betroffen sind" - ja, aber sicher doch. die dahinter stehenden neuronalen konfigurationen, die solche ideologie ständig reproduzieren, werden es auch schaffen, dass wir mehrheitlich bis zum hals im wasser stehend noch nach den wirtschaftlichen interessen ausschau halten und gegebenenfalls sozialverträglich und wirtschaftsfreundlich mit begeisterung absaufen werden. ich weiß ja nicht, wie´s Ihnen damit so geht, aber ich stelle in letzter zeit immer öfter einen spontanen grundsätzlichen widerwillen fest, sobald das wort "wirtschaft" überhaupt fällt - von wachstum ganz zu schweigen.

*

was uns dann immerhin thematisch direkt zur leidigen ökonomie bringt; und hier wieder einmal wie schon in früheren k-news zur person von karl heinz roth, der gerade ein zweibändiges werk zur
globalen krise beendet hat - darauf nimmt das folgende interview bei wildcat bezug:

"Warum hast Du im letzten halben Jahr sämtliche Verpflichtungen abgesagt, um ein zweibändiges Werk über die aktuelle Krise zu schreiben?

Erstens weil diese Krise ein Epochenbruch ist, der auch nicht durch eine mögliche Stabilisierung in Frage gestellt wird; die herrschenden Klassen sind von wilder Panik erfasst und haben einen Paradigmenwechsel vollzogen. Zum Beispiel sind bei GM und Chrysler die Gewerkschaften nun am Eigenkapital beteiligt und abgefunden worden für ihre Ansprüche auf die Pensionskassen. Ihre Kontrolle über die Arbeitskraft ist damit äußerst fragil und problematisch geworden – ähnlich bei Opel... Ich denke zweitens, wir können heute die Perspektive einer völlig entgegengesetzten Selbstorganisation vorschlagen.

Wobei wir die Rechnung aufmachen müssen mit einer stark zersplitterten Klassensituation, weltweit sowieso, aber auch in der BRD: Kurzarbeit wirkt völlig anders bei VW, Daimler oder Bosch – als bei Leuten, die bei Zulieferern arbeiten, vorher 1400 Euro verdient haben und nun bereits seit sechs Monaten 60 Prozent kriegen und nicht wissen, wie es weiter geht. Das gleiche lässt sich etwa für die Rente sagen.

Die Polarisierung wird extrem zunehmen. Im unteren Drittel bis zum zweiten Drittel setzen ganz massive Demontageprozesse ein, während der Kern gehalten wird. Aber in dem Gießkannenprogramm der Bundesregierung sind eine ganze Menge Subventionierung in den mittleren Wirtschaftsbereich gegangen, also Handwerk, Bau und Kleinbetriebe. Das ist aus der Perspektive des Systems relativ klug gewesen. Aber was soll mit einer sich herausbildenden Massenerwerbslosigkeit mit all ihren Schattierungen passieren? Wird es neue Arbeitsbeschaffungsprogramme geben, wo die Leute in Lagern gettoisiert werden? Oder werden sie doch die Realeinkommen erhöhen und damit eine andere Perspektive schaffen? Das ist noch unklar."(...)


und zur frage der perspektive(n) sagt er am ende:

"Ein unmittelbarer Meltdown hat erstmal nicht stattgefunden. Wie können wir die gewonnene Zeit nutzen?

Wir haben erstmal Zeit gewonnen, um genau zu sehen, wo wir konkret an unseren jeweiligen Orten agieren und Lernprozesse von unten mit in Gang bringen können. Und ich denke, dass ein Stück organisatorische, oder vorsichtiger gesagt, politische, analytische Antizipation nötig ist. Es wäre extrem wichtig, ein weltweites Informationsnetz von unten aufzubauen. Ohne postmoderne Modekonzeptionen, die irgendwelche Segmente des globalen Proletarisierungsprozesses favorisieren, also immaterielle Arbeit oder so – aber auch ohne aus der reinen Subsistenzökonomie eine neue Gesellschaft aufbauen zu wollen. Denn wir müssen uns auch über die ungeheure Masse vergegenständlichter Arbeit und den unglaublichen akkumulierten globalen Reichtum Gedanken machen, wie der anzueignen und zu verteilen wäre. Das, denke ich, wäre die Perspektive."


bedenkenswert, wie ich finde.

*

zumal die bisher sichtbaren klassenkämpfe fast nirgends über das stadium mehr oder weniger verzweifelter und vor allem defensiver aktionen zur verhütung des jeweils als schlimmstes übel empfundenen - und das ist für die meisten menschen unter den heutigen bedingungen i.d.r. die drohung der erwerbslosigkeit, gleichgesetzt mit dem gesellschaftlichen ausschluß - hinausgehen. auch wenn die methoden und aktionsformen in den vergangenen monaten punktuell eine deutliche tendenz im sinne ihrer eskalation aufweisen - eine
beispielsammlung auf telepolis macht dabei auf eine äusserst systemstützende hiesige besonderheit aufmerksam:

(...) "Als aber die zuständigen IG-Metall-Sekretäre zu bedenken gaben, dass eine Besetzung unter Umständen mit einer Räumung und einer Kriminalisierung enden könnte, war die Verunsicherung unter den Beschäftigten so groß, dass es zur Aktion nicht gekommen ist." (...)

bahnsteigkarte, revolution usw. - es ist immer noch eine gesellschaft von mehrheitlichen untertanen, inzwischen vielleicht gemixt mit einer starken minderheit sog. individualisten, die weniger authentisch individuell als vielmehr egozentrisch und antisozial agieren und versuchen, sich derart durch die unbilden der zeit zu schlagen. und bei beiden gruppen dürften szenen wie die folgenden aus einer bis vor kurzem besetzten autofabrik in südkorea unverständnis bis erschrecken und abscheu auslösen:



sicher, trotz aller entschlossenheit und auch vorhandenen militanz beim eintreten für die eigenen interessen stellen sich gerade bei derlei aktionen in der autoindustrie immer wieder fragen nach dem weiteren sinne, der bei den beteiligten arbeitern in ihrer bedrohten lage verständlicherweise nicht an erster stelle steht. aber gesamtgesellschaftlich eben stehen muss - was soll aus welchen gründen von wem unter welchen bedingungen für wen produziert werden etc.

aber vielleicht ist es erstmal nicht anders möglich, als bei der belegten eigenen entschlossenheit gerade auch gegen staat & kapital anzusetzen und mit diesem erkämpften inneren raum solche fragen wie oben anzugehen. in einem weiteren artikel berichtet tp übrigens vom
vorläufigen ende der besetzung.

*

eine fabrikbesetzung, bei der die gerade oben erwähnten fragen hinsichtlich von sinn und bedingungen von produktion durchaus eine rolle spielen - ohne das jetzt gegen die südkoreanischen autoarbeiter ausspielen zu wollen - , ist momentan noch in südengland im gange - hier betrifft es einen hersteller von windkraftturbinen, "vestas" - , und ein arbeiter fasst
vorgeschichte und bisherigen verlauf der aktion in eigenen übersetzten worten zusammen - auszüge:

"Hallo ihr, mein Name ist Matt und ich bin heute hier um über eine kleine Fabrik namens St. Cross, auch bekannt als Vestas, auf der Isle of Wight zu sprechen, vielleicht habt ihr schon von der Fabrik gehört.

Es ist gerade besetzt und es soll am Ende der Woche geschlossen werden. Über 625 Arbeitsstellen werden in den drei Werken von St. Cross (Newport), Venture Quays (East Cowes) und Merlin Quay in Southhampten (gerade übers Wasser). Auch eine Kunstharzfabrik (resin?) namens Gurit, die sich in der nähe von uns befindet und welche von Vestas abhängig ist diskutiert gerade ihre Möglichkeiten auch wenn sie nicht zuversichtlich sind. Viele andere Firmen werden leiden falls Vestas geht und es werden viele Arbeitsplätze verloren gehen. Die wacklige Ökonomie der Insel wird zwanzig Jahre zurückgeworfen und wieder auf den Tourismus und die dortige, niedrig bezahlte, Saisonarbeit angewiesen sein.

Vestas kaufte NEG Micron im Jahr 2003 und seit dann wurde alles schlimmer, als sie versuchten, den letzten Tropfen Arbeit aus jeden heraus zu pressen. Lange Stunden in einer stressigen Umgebung und die angst vor RSI ( http://de.wikipedia.org/wiki/Repetitive_Strain_Injury_Syndrom) hätten unter anderen Umständen wäre es zu einer hohen Fluktuation der Arbeiter gekommen. Die Firma war extrem anti-gewerkschaftlich, Leute die sich organisieren wollten wurden isoliert und mit verschiedenen Begründungen gefeuert. Das was einer Gewerkschaft am ähnlichsten kam, war ein Beratungsnetzwerk, das über Europäische Gesetze installiert wurde, es gab hier scheinbar gewählte Repräsentanten der Arbeiter (die jedoch vom Management bestimmt wurden), die an Treffen teilnahmen, wo sie nichts zu sagen hatten, und die Entscheidung des Management aufzunehmen, zu unterstützen und den Arbeitern gegenüber durchzusetzen hatten. Den Arbeitern wurde eine niedrige Entschädigung für ihre ganzen Jahre gewissenhafter Arbeit angeboten, was nicht einmal schriftlich bestätigt wurde. Die ist Typisch für diese Großkonzerne und die Gefühle von allen auf der Isle of Wight ist am brodeln.(...)

Ende April wurden wir Vestas Angestellten versammelt und uns wurde gesagt wir wären alle von der Entlassung bedroht und die Fabrik würde ende Juli die Fabrik einstellen.

Natürlich waren wir alle schockiert und traurig wegen dieser Nachricht, die unerwartet kam. Uns hatte man gesagt wir seien die profitabelste Vestas Fabrik! Jeder arbeitete weiter wie gewöhnlich wir fühlten uns Machtlos und verwirrt.

Ein paar Aktivisten von Workers Climate Action fing an, an den Fabriktoren Flugblätter zu den Arbeitern zu verteilen. Eine öffentliche Versammlung wurde einberufen. Aus dieser heraus formte sich ein Komitee welches über die Möglichkeit der Besetzung um die Schließung der Fabrik zu verhindern diskutierte. Diese Arbeiter fingen an andere Arbeiter von diesem Plan zu überzeugen, ohne, dass das Management davon erfahren durfte.

Das Management bekam etwas von möglichen direkten Aktionen mit und ging zu eins der Werke um die Arbeiter davon zu überzeugen ein Dokument gegen jeglicher solcher Aktionen zu unterschreiben, nur 2 Arbeiter unterschrieben.

Wir hörten hiervon und entschieden uns schnell zu handeln. 30 von uns trafen sich teilten sich in 3 Gruppen und kamen, ohne auf Widerstand zu stoßen in die Fabrik. Wir arbeiteten schnell und sicherten den von uns gewählten Bereich, die Büros des Managements und der Verwaltung im vorderen Teil des Gebäudes. Wir haben die Manager erfolgreich Überlistet.(...)

Keiner von uns Besetzern dachte, dass sie jemals an so was teilnehmen würden. Wir merkten ziemlich schnell, das wir am Zentrum eines perfekten Sturms waren; wir hatten eine goldene Möglichkeit die Fabrik unter Beschlag zu nehmen, und das Thema Grüne-Energie, massiver Stellenabbau und Verantwortung von Firmen in den Fokus der internationalen Beobachtung zu rücken. Wir wussten, das wir in Aktion treten mussten, und das hier war größer als wir alle zusammen."(...)


in den letzten sätzen wird die besonderheit bei dieser aktion deutlich ausgesprochen - innerhalb der aktuellen krise ist das womöglich tatsächlich das erstemal, dass sich rebellierende arbeiterInnen, teile von gewerkschaften und umweltgruppen / klima- und ökoaktivistInnen unter einer prämisse zusammenfinden, die sowohl die gesellschaftliche sinnhaftigkeit des produzierten als auch die produktionsbedingungen thematisiert, bewertet und gegen die kapitalinteressen verteidigt bzw. neu und anders durchsetzen will. das schlagwort vom "grünen kapitalismus" mag nicht mehr als ein propagandabegriff sein, aber tatsächlich ist diese besetzung ein vorläufiger kulminationspunkt von aktivitäten verschiedener gesellschaftlicher bewegungen, die meistens - und zu ihrem und unserem aller schaden, wie ich betonen möchte - getrennt agieren. für weitere und aktuelle infos sei auf dieses deutschsprachige
solidaritätsblog verwiesen.

*

über den großen teich, aus den berechtigterweise als eine art epizentrum der krise begriffenen usa, kommen weiterhin mit trostloser regelmässigkeit nachrichten, die nicht zuletzt angesichts des hiesigen propagandagetöses die frage aufkommen lassen, ob die europäischen "eliten" womöglich glauben, dass sich die usa irgendwo auf dem mars befinden - die dortigen realitäten sprechen nämlich durchaus eine regelrecht höhnische sprache bezgl. der hiesigen wunsch- und luftschlösser. wie schon in früheren news, mag das zum wiederholten male ein blick nach kalifornien unterstreichen, welches ende juli nun doch noch und sehr knapp die bankrotterklärung vermieden hat - wer dafür bezahlen muss, war ebenfalls schon ausführlich thema, aber was inzwischen für
kettenreaktionen sichtbar werden, macht dann doch irgendwie mal wieder sprachlos - obwohl: ist das wirklich überraschend?

(...) "Die Menschen im US-Bundesstaat an der Westküste der USA durchleiden die schwerste Rezession seit Jahrzehnten und deren Folgen werden in immer mehr Bereichen der Gesellschaft spürbar.

Denn mittlerweile sind nicht nur die kalifornischen Gefängnisse heillos überfüllt, sondern auch die städtischen Leichenhallen, wo sich immer mehr sterbliche Überreste von Menschen stapeln. Craig Harvey, der Chefermittler der Gerichtsmedizin von Los Angeles, kennt den Grund: Es ist der wirtschaftliche Niedergang der Hinterbliebenen, erläutert er: „Sie sagen uns, dass sie nicht mehr genug Geld haben, um ihre Verstorbenen zu bestatten.“ Der Tod ist keine billige Angelegenheit, wie man weiß, und gerade in Kalifornien sind viele Menschen von Arbeitslosigkeit oder Überschuldung betroffen und daher mittellos.

„Es sieht wirklich so aus, als hätte diese Rezession eine besonders große Zahl von Leuten getroffen“, betont Harvey. Die können die tausend Dollar für eine private Einäscherung natürlich nicht bezahlen, ebenso wenig eine Erdbestattung, für die 7300 Dollar (5075 Euro) ausgegeben werden müssen." (...)


es heisst ja immer etwas scherzhaft, dass das bestattergewerbe krisenfest sei - hiermit wiederlegt. und ich vermute mal, dass das die nächsten jahre auch ein deutsches thema werden könnte.

*

das die toten natürlich zurückstehen müssen, wenn die lebenden am hungertuch nagen, ist dabei völlig verständlich - zumal das letztere absolut wörtlich genommen muss, wenn man sich die zahlen der bezieherInnen von lebensmittelmarken betrachtet, die in den usa immer mit einer gewissen verspätung veröffentlicht werden - so sieht jedenfalls die
maistatistik aus:

(...) "Nach den heutigen Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums (United States Department of Agriculture - USDA) erreicht die Zahl der US-Bürger, die Lebensmittelmarken beziehen, im Mai 2009 unfassbare 34,409 Millionen! Seit 7 Monaten zieht die Anzahl der Bedürftigen ununterbrochen stark an! (...)

Selbst die 34,409 Millionen Bedürftigen sind nur ein Teil der bitteren Realität, denn um in den "Genuss" der Kreditkarten für Lebensmittelausgaben zu kommen, müssen arbeitsfähige Erwachsene zwischen 16 und 60 Jahren den Nachweis erbringen, dass sie Arbeit suchen und bereit sind bestimmte Arbeiten zu akzeptieren, z. B. an Beschäftigungs- und Ausbildungsprogrammen teilnehmen. Die entmutigten Arbeitnehmer, die aufgegeben haben einen Job zu suchen, fallen wie in der Arbeitslosenstatistik auch bei SNAP durchs Netz. Erwachsene ohne Kinder können generell nur maximal 3 Monate SNAP beziehen. Nahezu 76% der Lebensmittelmarken gehen an Familien mit Kindern, davon 61% an Kinder mit nur einem Elternteil. Ein klarer Beleg für das Armutsrisiko durch Kinder vor allem für Alleinerziehende!" (...)


und die querschüsse bilanzieren völlig berechtigt:

"Um mal die Dimension von SNAP zu verdeutlichen: mehr als das Doppelte der ehemaligen DDR-Bevölkerung bezieht in den USA Food Stamps! Jeder 9. US-Bürger lebt in Armut und ist auf SNAP angewiesen um sich ausreichend zu ernähren!

Die exponentiell ansteigende Anzahl an Bedürftigen zeigt eindeutig das Versagen der bisherigen Wirtschafts- und Finanzpolitik Obamas, welche Billionen an Dollar in die Stützung eines unhaltbaren Finanzsystems und für die Interessen des militärisch industriellen Komplexes verbläst und gleichzeitig die Realwirtschaft, Jobs, Einkommen und den Lebensstandard von Millionen vor die Hunde gehen lässt.

Yes we can, war nur ein guter PR-Gag!"


so sieht das aus, und wenn man sich gleichzeitig den erbärmlichen zustand des us-gesundheitwesens vor augen führt, so beschleicht einen das dumpfe gefühl, dass das problem der überquellenden leichenhallen keinesfalls eine etwas skurrile und bizarre krisenfolge darstellt, sondern etwas sehr reales und abgrundtief entsetzliches über diese beste aller welten (TM) da aussagt. american dream nightmare.

*

und der will kein ende nehmen - eher deutet sich die
nächste welle an:

(...) "Anders als nun gern gemeldet, wird sich die Immobilienkrise in den USA wohl weiter deutlich zuspitzen. Davon geht man auch bei der Deutschen Bank AG aus. Die Großbank rechnet damit, dass bald fast die Hälfte der Hausbesitzer in den USA größere Hypothekenschulden haben werden, als ihre Immobilie überhaupt noch wert ist. Der Anteil der Kredite, die sich "unter Wasser" befänden, werde auf 25 Millionen Immobilien ansteigen, schreiben die Analysten Karen Weaver und Ying Shen in einer Studie. Im ersten Quartal 2008 sei das mit 14 Millionen nur gut die Hälfte gewesen. Damit wird deutlich, welche Zuspitzung die Bankexperten erwarten. Sie rechnen damit, dass die Immobilienpreise weiter deutlich in den Keller gehen. Bis 2011, so rechnen sie vor, würden die Preise um weitere 14 % fallen.

Schon deshalb darf man die Aussichten auf eine reale Erholung der US-Konjunktur wohl ad acta legen." (...)


es geht wirklich nur noch um zeitgewinn für eine nächste runde des spiels, und zwar nicht nur in den usa.

*

sondern auch in europäischen ländern wie
irland, in dem inzwischen ebenfalls zustände bewundert werden können:

(...) "Die Firmen behandeln ihre Arbeiter so miserabel, als lebten wir im 19. Jahrhundert. Die gierigen Kapitalisten haben nichts aus der Geschichte gelernt", sagt die Gewerkschaftlerin Mary O'Donnell.

Täglich berichten die Medien von Firmenpleiten. 49 000 Stellen wurden seit Januar vernichtet. Die Arbeitslosenquote ist auf zwölf Prozent geklettert. Fast 100 000 Menschen können ohne staatliche Zuschüsse die Mieten nicht mehr bezahlen. Die irische Wirtschaft soll 2009 um 9,8 Prozent schrumpfen.

Beim früheren "keltischen Tiger", dessen Wirtschaftsboom weltweit Regierungschefs vor Neid erblassen ließ, herrscht Katerstimmung. 400 Millionen Euro neue Schulden muss Premier Brian Cowen jede Woche machen, um die explodierenden Sozialkosten zu decken. Die regierende Partei Fianna Fáil sieht keine Alternative zu radikalen Einschnitten im Gesundheitswesen und Bildungsbereich, um die Schuldenlast zu reduzieren. Fünf Prozent aller Beamten sollen entlassen und das Kindergeld um 500 Millionen Euro gekürzt werden." (...)


ich muss feststellen, dass sich auch nach über einem monat pause der grundtenor der meldunge aus allen möglichen weltregionen nicht geändert hat - streichen, kürzen, sparen - aber natürlich nicht bei den herrschaften. und immer mehr verfestigt sich auch mein eindruck, dass es bei uns tatsächlich die "wahlen" sind, die bisher verhindern, dass diesbezgl. hier alle dämme brechen. mir graut vor der zeit ab dem 28. september!

*

in aller kürze - das krisentelegramm + auch immer wieder als besonders verheerte krisenregion präsentieren sich die
baltischen staaten, speziell lettland: "Kaum noch Rente, Hungergehälter für Staatsdiener, hohe Schuldenlast: Lettland zerfetzt soziales Netz für Kredite gegen Staatsbankrott" wie gesagt und schon vor monaten konstatiert: ein geradezu monotoner gleichklang + robert kurz macht sich zu den auch diese news begleitenden aspekten der unmöglichkeit von (exponentiellem) wachstum innerhalb von auf die schaffung von mehrwert ausgerichteten ökonomien so seine gedanken. anregend! + eine meldung mit dem titel "Deutlich weniger Streikende im ersten Halbjahr" kann man eigentlich nur mit wüstem gebrüll kommentieren - ´schland, geh sterben! + das allerletzte findet sich in der mitgliederzeitung der "gewerkschaft der polizei", die ich hier nicht verlinken möchte (sollte aber leicht zu finden sein). in der aktuellen ausgabe heisst es im editorial bzw. kommentar: "„Durch die hohe Staatsverschuldung, Steuermindereinnahmen und die Finanzierung der sozialen Lasten als Folge der steigenden Arbeitslosigkeit droht ein Desaster der öffentlichen Haushalte. Bereits jetzt wird hinter der Hand von dramatischen Einsparungen im öffentlichen Dienst ab dem nächsten Jahr geredet. Nach der Bundestagswahl lässt die Politik die Hosen runter“, so GdP-Bundesvorsitzender Konrad Freiberg. Schon jetzt fahre die Polizei auf den letzten Reserven. Zusätzliche Einsparungen zur Konsolidierung der Haushalte würden mit verschärften sozialen Spannungen zusammentreffen. Das sei ein explosives Gemisch für die innere Sicherheit in unserem Land.

„Wir, die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes, werden für die gewaltigen Folgekosten der Finanzkrise aufkommen müssen. Und die Leute, die sie verursacht haben, kommen davon. Man wirft ihnen noch Geld hinterher. Es geht um soziale Gerechtigkeit und um Verteilungsgerechtigkeit.
Danach müssen die Politiker vor der Wahl gefragt werden.“
das allerletzte ist dabei gar nicht mal die durchaus treffende einschätzung der frage, wer auch hier das debakel mitbezahlen wird, sondern die völlige unfähigkeit im begreifen der tatsache, welche "ordnung" freiberg und seine kollegInnen da eigentlich schützen - und vor wem.

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