Mittwoch, 5. August 2009

assoziation: ein internes krisengespräch mit (sommerlicher) musik (2)

im ersten teil ging´s am mehr oder weniger sichtbaren roten faden der dissoziation u.a. um die psychophysische verfassung großer teile der aktuellen hiesigen bevölkerung, die wirkungen repetitiver beats, schamanismus und völkische eutrance. nun die angekündigte fortsetzung, in der sich die beiden diskussionspartner zunächst in einem hochsommerlich induzierten freeflow-status befinden....

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ich: es passt wahrnehmungsmässig alles hinten und vorne nicht - während bei näherer betrachtung der daten, zahlen und analysen von diversen quellen nur zu konstatieren ist, dass sich die gesamte gesellschaft nicht nur hierzulande auf einem immer instabiler werdenden fundament bewegt, welches die voraussetzungen ihrer realen ökologischen, ökonomischen und sozialen existenz bildet, führen ihre mitglieder mehrheitlich das endlos-erfolgsstück "normalität" weiter auf - angestiftet zwar zu einem nicht geringen teil von den sog. "eliten", die aber bei ihrer anstiftung auf ein zu williges publikum stoßen. hier hat sich die stadt in weiten teilen in eine großbaustelle (die konjunkturprogramme lassen grüßen) verwandelt, während drumherum eis geschleckt, geshoppt, gesoffen, poussiert und party gemacht wird, als würde es kein morgen geben. ein zufällig aufgefundener flyer für eine house-party hat für eine auf die spitze getriebene variante dieser art der höchst sonderbaren realitätsbewältigung die passenden worte gefunden, ein paar auszüge:

"Just be. Enjoy. Express. Impress. Don´t care about whatever. Sehen und gesehen werden. Endlich einmal richtig oberflächlich sein. Designerdress und Acessoires zur Schau stellen. Sich freuen, wenn Kiddies und Trainingsanzüge schon an der Tür abgewiesen werden. Smalltalk. Und immer darauf achten, gesehen zu werden.

Das [...] wird bei diesem Event Gelegenheit bieten, endlich einmal wieder Dekadenz und oberflächliche Genüsse zu erleben, ohne sich dafür schämen zu müssen."(...)


das könnte, so wie´s da steht, auch das motto eines x-beliebigen bankster-meetings sein - aufgeblasener narzissmus plus abschottung plus eine demonstrativ vor sich hin getragene scheißegal-mentalität. von ironie keine spur - und das das ausgerechnet bei einem house-event abgefeiert wird, passt wie arsch auf eimer - rein musikalisch finde ich viele house-tracks ganz ansprechend, aber es gibt wohl keine populäre musik, die mehr daran beteiligt gewesen ist, diese völlig entleerte hedonismus-karikatur massenwirksam zu verbreiten. wer an dem postulierten tatsächlich spaß findet, stellt sich damit selbst ein höchst beredtes zeugnis aus - mit genuss im sinne eines zusammenspiels von zeit, qualität und den unabdingbar erforderlichen wahrnehmungssensibilitäten (die bei einer nicht fragmentierten menschlichen struktur untrennbar das wohlergehen des anderen miteinschliesst) haben solche inszenierungen nicht nur nichts zu tun; sie stellen in ihrer betonung des hemmungslosen und in letzter konsequenz erklärt antisozialen konsums - "ohne sich dafür schämen zu müssen" - eher das paradigmatische gegenteil von genuss dar. ich kann mir gut vorstellen, dass auf solchen partys dann zb. auch der frühneunziger-track your time is up von
underground resistance aufgelegt wird - ohne das die beteiligten wissen, wem dieses motto eigentlich gilt...



wobei diese benutzung von musik - und in diesem hypothetischen fall mit einiger wahrscheinlichkeit gegen die
intentionen ihrer produzenten: "Im wesentlichen richtet sich das Konzept von UR gegen die Verzweifelung in den Ghettos, die Major-Plattenfirmen („Majors“), das segregationistische amerikanische System und das sogenannte Programming. „Programming bedeutet, daß das System - und damit ist der gesamte Komplex von Staat, Öffentlichkeit und Wirtschaft gemeint - die Bürger zu seinem Vorteil programmiert. Durch Schulbildung, Erziehung, Werbung und auch Gesetze wird das Volk in eine funktionierende Maschine umgewandelt. Der Mensch wird von seinen Einflüssen, die auf ihn einwirken, indoktriniert, so daß er den Richtlinien der Gesellschaft Genüge tut, und sie so am Leben erhält.“ - das problem aller nicht primär am sprachlichen ausdruck orientierten musik deutlich macht: wer sich nicht mit dem jeweiligen kontext beschäftigt, kann das problemlos ohne bauchschmerzen konsumieren. und die repetitiven beats gerade von techno und house zielen ja auf die erzeugung von eutrance-zuständen ab, in denen dann zwar potenziell so einiges subversive möglich ist, die aber auch von zu vielen menschen in einem im negativen sinne drogenförmigen gebrauch zwecks verdrängung genutzt werden. und das...

alter ego: huhu!

ich: na, das passt ja - du bist sicherlich spezialisiert darauf, zu fragmentierungen und verdrängungen aller art deinen senf abzugeben.

alter ego (verbeugt sich): wie neulich schon gesagt - ich bin vor allem ein produkt des ersteren, ohne jetzt darüber streiten zu wollen, ob dissoziation und fragmentierung das gleiche bedeuten. aber wenn ich über ein projekt wie underground resistance nachdenke, fällt mir immer wieder ein, wie atmosphärisch anders doch afroamerikanische musik bspw. anfang der 1970er geklungen hat - man höre sich nur einmal dieses sehr frühe stück von earth wind & fire an:



ich: yo, perfekter pop im prinzip, vermutlich mit appeal für eine ähnliche zielgruppe wie marvin gaye - die schwarze mittelklasse, die gleichberechtigt mit ihren "traditionen" im system leben wollte und immer noch will. nur das ewf damals noch nicht die bekanntheit besaßen, die sie ab ende der 70er bekamen. aber was willst du jetzt eigentlich sagen?

alter ego (geduldig): ich möchte darauf hinweisen, dass die - hm, fröhlichen und optimistischen (unter-)töne damals völlig selbstverständlich klangen, während sie heute meistens nur noch verlogen und überdreht daherkommen - und vieles im (schwarzen) techno aber natürlich auch hiphop explizit düster klingt und auch so gemeint ist. und das kann nicht nur daran liegen, dass sich die gesellschaftlichen verhältnisse radikal gewandelt hätten - die sahen anfang der 70er in vielerlei hinsicht ähnlich kritisch bis hoffnungslos aus...

ich: ...wenn du eben das ausblendest, was du oben mit "atmosphärisch" gemeint hast - der kulturelle und politische aufbruch ende der 60er war gerade frische vergangenheit, die us-army stand kurz vor ihrem rausschmiß aus vietnam, es gab noch hippies und befreiungsbewegungen, die sich noch nicht diskreditiert hatten. ich finde ja auch, dass sich all diese momente durchaus gerade in den damaligen musiken widerspiegeln...

alter ego: ...aber das meine ich alles nicht, jedenfalls nicht primär. eher scheinen mir einige fähigkeiten sowohl bei den produzentenInnen als auch den hörerInnen von musik flöten gegangen zu sein. diese "fröhliche komplexität"...

ich: ...ist heute durchaus immer noch zu finden - als beispiel passt besonders gut zu deinen ausführungen das folgende von 4hero und der famosen ursula rucker; hab´s zwar schon vor ein paar jahren hier im blog gehabt, aber eine wiederholung schadet absolut nicht:



alter ego: ja. und nein, weil das heute mehr noch als damals etwas darstellt, was sich unter "minderheitenmusik" begreifen lässt und...

ich (ungeduldig): ich glaube durchaus zu wissen, worauf du hinauswillst. aber es geht bei den hier präsentierten musiken durchaus immer um minderheitsmusik, die du i.d.r. nicht in irgendwelchen charts finden wirst, und das war damals nicht groß anders. und das musik auch immer schon zwangsläufig etwas über gesellschaftliche verhältnisse bzw. ihr jeweiliges entsprechendes umfeld aussagt - geschenkt.

aber ist das wirklich wichtig? in den polit-szenen der vergangenheit gab es jeweils das diktat "angesagter" musik, mit den kriterien der political correctness und der revolutionären gesinnung. ich erinnere nur an hardcore, zu dem ich rein musikalisch - und das ist eben entscheidend - nie einen zugang gefunden habe, mochten die texte und aussagen noch so gut sein. ich mag diese töne einfach nicht, sie sprechen mich nicht an und machen mich in einem negativen sinne aggressiv und noch mehr verdrießlich. da finde ich solche töne wie von plaid mit ihrem kinderliedartigen touch einfach wesentlich inspirierender, was mögliche utopien anbelangt (und nebenbei ist "spudink" auch noch ein track, der gründlich mit dem vorurteil aufräumt, dass elektronische musik zwangsläufig immer kalt sein müsse - das perlt wie prosecco und ist dabei unglaublich warm:



sei noch angefügt: was im übrigen auch gegen deine these von oben spricht, hinsichtlich der atmosphäre älterer musik.

alter ego (beleidigt): ausnahmen bestätigen die regel. und du musst mir nicht unseren musikgeschmack erklären...

ich: geht das jetzt schon wieder los? ich bin´s...

alter ego: wie ich im ersten teil schon angedeutet habe, ist das falsch. wir sind genauso dissoziiert, meinetwegen auch fragmentiert, wie die überwiegende mehrzahl aller zeitgenossInnen. zum warum haben wir schon mit einigen gründen das blog gefüllt, aber es gibt da zb.
solche projekte, die das wesen und besser noch die funktion von dissoziation sehr gut deutlich machen:

"Stellen Sie sich einen Schmerz vor, der so intensiv ist, dass noch nicht einmal Morphium ihn wirklich stoppen kann. Ihre einzige Chance: Fliehen - wenn schon nicht mit dem Körper, dann wenigstens in Gedanken.

Forscher am Human Interface Technology Laboratory der University of Washington nutzen die Technik der Virtuellen Realität (VR), um Verbrennungsopfern die Möglichkeit zu geben, vor ihren schrecklichen Schmerzen zeitweise in eine andere, schönere Welt zu entkommen. Experimentiert wird mit der Technik am Harborview Medical Center in Seattle, einem regionalen Zentrum für die Behandlung von Verbrennungsopfern.

Schon seit sieben Jahren werden Patienten in Harborview mit Hightech-Kopfbedeckungen ausgerüstet, die sie in eine virtuelle Welt voller kalter Schneemänner und watschelnder Pinguine entführen. Währenddessen können ihre Wunden gereinigt, Verbände gewechselt oder die verheilende Haut mittels Krankengymnastik bewegt werden - alles Vorgänge, die normalerweise sehr schmerzhaft sind. Durch die Ablenkung in dieser "SnowWorld" fühlen die Patienten laut Befragungen 60 Prozent weniger Schmerzen, sagt Dr. David Patterson, ein Psychologe, der mit den Patienten arbeitet.(...)

"Es ist eine ziemlich einzigartige Erfahrung, wenn der Kopf an Orte geht, wo der Körper nicht ist - wenn man mal von Drogenkomsum absieht", sagt Dr. Hunter Hoffman, der an der Universität das Projekt zur Schmerzbekämpfung durch VR leitet.

Schmerz besteht immer auch aus einer signifikanten psychologischen Komponente. Es beginnt damit, dass Nerven eine Verletzung signalisieren. Das Gehirn entscheidet dann mit darüber, wie stark die Schmerzempfindung ist. Wenn man sich in eine virtuelle Welt begibt, wird das Gehirn von der Verarbeitung des Schmerzes abgelenkt. Das Endergebnis: Die Ärzte können die Verwendung von harten, süchtig machenden Schmerzmitteln wie Morphium reduzieren.

Die grafischen Inhalte der virtuellen Welten kommen besonders gut bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen an, die mit Videospielen vertraut sind. Im Gegensatz dazu, wenn Patienten einfach vor eine normale Spielkonsole gesetzt würden, nimmt die VR-Welt von "SnowWorld" die Benutzer allerdings fast vollständig gefangen. "In der virtuellen Welt nimmt man seine Umgebung nicht mehr wahr", sagt Patterson."(...)


ich würde ja aus meiner erfahrung behaupten, dass der effekt weniger auf der erzeugung als vielmehr auf der verstärkung bereits vorhandener virtueller räume in uns beruht - und das ganze prinzip beschreibt nichts anderes als den mechanismus der dissoziation. und macht deutlich, woher der wind bei all den kleinen und großen fluchten weht, die sich menschliche gesellschaften bis heute so ausgedacht haben. wenn die realität zu schmerzhaft wird...

ich: ...und weder flucht noch kampf möglich ist, sind wir auf die virtuellen räume determiniert, bei deren erschaffung der objektivistische modus in aktion tritt. ganz recht. und wenn die realität ihre schmerzhaftigkeit als dauerzustand chronifiziert, ohne das wirkliche auswege in realen veränderungen möglich werden oder auch nur erscheinen, wird die dissoziation ebenfalls zur chronischen "normalität", dissoziierte menschen und ihre fragmentierte psychophysis gleichfalls. daraus wird dann der fehlschluss gezogen "wir sind viele", was absolut keine anthropologische konstante darstellt, sondern eher eine menschliche option unter pathologischen bedingungen. by the way fallen mir zum obigen artikel gerade die nächte ein, die ich mir mit verschiedenen folgen der "gta"-spiele um die ohren gehauen habe - mit dem fiktionalen radiosender "msx" in der simulierten "liberty city" unter durchaus realer beschallung - wobei "first contact" von omni trio in der fiktionalen mixvariante mir besser gefällt als im original - schneller und härter:



alter ego (nickend): ist ein schönes beispiel für die jeweils individuelle attraktivität, die solche virtuellen räume entwickeln können. aber es bleibt dabei: je attraktiver virtuelle welten aller art erscheinen, desto mehr ist in und mit der authentischen realität faul.

ich: und das bringt uns direkt zum beginn dieses gesprächs zurück. musik ist vor diesem hintergrund nur eine art vehikel, und die hier präsentierte dazu noch eine, die nicht direkt den kulturellen und sozialen mainstream beeinflusst, aber teils dessen entwicklungen und tendenzen vorwegnimmt, widerspiegelt und indirekt bearbeitet wieder auswirft.

alter ego: aber was um alles in der welt sagt dann zb. dieser zeitlos schöne song von jan akkerman in der hinsicht aus?



ich: instrumentaler spät-70er jazzfunk, perfekt zum autofahren auf verlassenen landstraßen...

alter ego: ...erstens fahren wir kein auto...

ich: ...meinetwegen dann beim fahrradfahrn...

alter ego: ...und zweitens sind das unsere assoziationen.

ich: ach, dann schau dir mal die kommentare zum video an - "this is perfect when your high" - die inneren bilder dürften bei denen, die sich von solcher musik ansprechen lassen, nicht soooo weit auseinanderliegen. ja, ist ein schönes stück, aber transportiert gleichfalls bestimmte klischees - landschaften, weite, entspannung. aber das könnte auch deutlich machen, dass die psychophysischen phänomene der trance sowie der virtuellen räume in bestimmter hinsicht - oder vielleicht besser: unter bestimmten bedingungen - einhergehen. ich glaube aber, dass das nicht die regel ist. es gibt zwar sehr wenig material dazu - vielleicht bezeichnenderweise -, aber einen der verbreitesten tranceerzeuger - und in diesem falle muss von
sozialer trance gesprochen werden - stellt vermutlich das fernsehen dar, und zwar primär über dessen physiologische wirkungen auf die augen. im zweiten teil dieser arbeit heisst es dann:

(...)"Die Augen lähmende Wirkung, die von dem Fernsehgerät ausgeht, schlägt sich in einer messbaren Veränderung der Hirnstromtätigkeit nieder, die erst 1970 entdeckt wurde. Damals untersuchte H. E. Krugman, welche Veränderungen sich im EEG zeigen, wenn eine Versuchsperson vom Lesen zum Fernsehen übergeht.Schon seine ersten Messungen ergaben, was sich später immer wieder bestätigte: Vor dem Fernseher nehmen die Beta-Wellen stark ab, die Alpha-Wellen werden dominant. Es tritt also beim Fernsehen der so genannte "Alpha-Zustand" ein. Was aber bedeutet das?

Die neuere Forschung hat herausgearbeitet, dass im EEG die schnellen Betawellen immer dann die Alphawellen stark zurückdrängen, wenn ein bewusstes Erkunden und Abtasten der Umgebung stattfindet, indem die Augen ständig neu fixieren und akkommodieren. Verlieren die Augen aber den Sehgegenstand oder geben ihn auf, aus welchen Gründen auch immer, dann kehren die Alphawellen zurück.

Wir sehen daran, dass es auf den Wahrnehmungs-Willen ankommt, mit dem in die Welt hinausgeblickt wird:

Wenn diese gerichtete Willenskraft die Augenmuskeln ergreift und auf einzelne Gegenstände lenkt, dann herrscht jene visuelle Aufmerksamkeit, die sich im EEG durch einen hohen Anteil von Betawellen auszeichnet. Zieht sich der Sehwille aber aus den Augen zurück, weil man sich entspannt oder das Bewusstsein ganz von inneren Bildern und Tätigkeiten in Anspruch genommen ist, dann treiben die Augenbewegungen führerlos umher, der Blick bekommt etwas Starres und Dumpfes.

In genau dieser Lage sind die Augen vor dem Fernseher: Die Fernsehbilder entstehen, wie wir sahen, vollständig erst im Körperinneren, auf der Netzhaut, nicht auf dem Schirm, auf dem die Augen sie suchen. So entsteht die außergewöhnliche Situation, dass der Blick ständig nach außen auf den Schirm fixiert bleiben muss, zugleich aber die Augenbewegungen vom Sehwillen verlassen werden, weil die eigentlichen Bilder gar nicht draußen zu finden sind. Sie werden vom Kathodenstrahl herein geschossen. Und doch werden sie so erlebt, als habe man sie wie bei einer regulären Sinneswahrnehmung durch eigene Willensanstrengung erworben. Man fühlt sich völlig wach und steht nichtsdestoweniger im Bann des Bilderstroms, der durch den willenlos gewordenen, hohlen Blick wie durch eine Pipeline auf die Netzhaut fließt.

Dieser von außen gesteuerte Zustand zwischen Wachen und Schlafen ist wohl am ehesten mit einer Hypnose vergleichbar, und tatsächlich zeigt das EEG während der Hypnose ganz ähnliche Symptome wie beim Fernsehen."(...)


mal abgesehen davon, dass ein eeg keine "symptome" zeigen kann - warum lassen sich solche thesen nicht verifizieren, bzw. warum ist darüber nichts weiter bekannt? und wie würde sich dieser sachverhalt bei den neuen hochauflösenden bildschirmtechniken darstellen? die erwähnten alphawellen waren ja schon im ersten teil thema, und wir sollten den sog. "eliten" schon soviel instrumentelle intelligenz zutrauen, dass sich zumindest einige ihrer mitglieder über die bedeutung des zustands von untertanen, die sich bevorzugt im alphabereich aufhalten, im klaren sind. wenn wir uns einerseits die verbreitung möglicher tranceinduzierender quellen - musik, drogen, fernsehen - im leben anschauen, andererseits die normalität von dissoziierenden und fragmentarischen "ich"-zuständen in dieser gesellschaft registrieren, ist es kein allzuweiter weg mehr zu möglichen antworten auf die frage: warum ist es gesellschaftlich im angesicht einer systemkrise so verdammt ruhig? das kann nicht nur an den offenen und versteckten repressionsdrohungen liegen, auch nicht nur an resignation. eher sind tatsächlich zustände stark mitbeteiligt, die sich im weitesten sinne als "hin-und-weg"-zonen bezeichnen liessen - die alpha- (und theta) bereiche in unseren köpfen. es bleibt ein voläufiges fazit übrig, welches ich
früher mal so formuliert hatte:

"linke ansätze, die die relevanz der strukturen des menschlichen gehirns und nervensystems sowie die daraus resultierenden wahrnehmungs(un)fähigkeiten und -möglichkeiten als eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste basis für das gesamte menschliche soziale leben nicht in betracht ziehen, nicht wahrnehmen oder ignorieren wollen, können keinerlei tatsächlich emanzipative entwicklung in gang bringen. sie können vielleicht, in besonderen historischen situationen und unter besonderen umständen, voraussetzungen dafür schaffen, dass eine gesellschaft weniger traumatische gewalt erlebt, dass die intellektuellen reflektionsmöglichkeiten durch bspw. breite alphabetisierung überhaupt erst in den bereich des möglichen kommen können u.ä. - aber sie können und konnten bisher nicht die grundsätzlichen tiefenstrukturen erreichen, in denen die prozesse ablaufen, die u.a. hier im blog ständig thema sind."

alter ego: dem bleibt auch aus meiner sicht wenig hinzuzufügen, ausser vielleicht die bemerkung, dass die aufhebung der fragmentierung - oder auch die integration der dissoziierten teile - eine durchaus revolutionäre aktion darstellt, und eben nicht die zementierung dieser strukturen. konstruktivismus als ein teil / ausdruck dieser dissoziation ist bezgl. der menschlichen psychophysis etwas, was sich höchstens sekundär in bereichen wie der kunst ausdrücken sollte - und nicht als existenzform. musikalischer konstruktivismus hingegen kann sehr gut klingen, demonstriert in einem beispiel von dj shadow:



ich: wenn dieses gespräch nicht in der rubrik "assoziation" laufen würde... hätte selbst ich mit unseren sprüngen so meine schwierigkeiten.

alter ego: unterschätz die leserInnen nicht!

ich (murmelnd): naja, jede/r kann ja nachfragen... aber sag mal, ist das eigentlich alles wirklich explizit sommerliche musik, was jetzt so zu hören war?

alter ego: oh, ich hätte da noch zwei besondere tipps, von denen der eine etwas ist, was sich besonders für flirrend heisse sonntagnachmittage in verlassenen industrie- oder hafengebieten eignet -
martin donaths "véranda macht nicht nur deutlich, was sich hinter deep house verbergen kann, sondern hat sich zumindest bei uns wie selten zuvor sofort in ganze bilderwelten der beschriebenen art umgesetzt. sehr melancholisch. und wie gesagt: ein staubiges, verlassenes, hitzeflimmerndes industriegebiet ist das ambiente der wahl zum hören. anders geht´s dabei irgendwie nicht.

und dann zum schluß sozusagen sommer pur - klischee, ick hör´ dir trapsen - aus der karibik. das erdet irgendwie.



(abgang, zusammend wegtänzelnd).

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Mittwoch, 29. Juli 2009

notiz: zu-kurz-kommendes - von den möglichkeiten der ölentstehung über das oktoberfestattentat 1980 bis hin zu physiologischen kompensationen

weil meine zeitlichen möglichkeiten bis in die nächste woche hinein immer noch begrenzt sind, ich aber andererseits mir interessant erscheinende meldungen nicht ewig liegenlassen möchte, hier nun ein kleiner aktueller rundblick.

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das thema peak oil und die konsequenzen spielt im blog schon seit längerer zeit eine rolle (zum letzten entsprechenden artikel mit weiterverweisenden links geht´s
hier lang; ebenfalls fiel bereits in früheren kommentaren der hinweis auf die mögliche existenz abiotischen öls, also erdöl, welches nicht aus organischen quellen entstanden ist, sondern als produkt anorganischer chemischer prozesse direkt im tiefen erdmantel. diese hypothese stammt ursprünglich noch aus der sowjetunion, spielt aber bis heute eine eher belächelte randexistenz. nun wurden allerdings neuere forschungen bekannt:

(...)"Allerdings spricht das nicht dagegen, dass zumindest ein Teil der Vorräte aus dem Erdinneren stammen könnte. Dass dort auf nichtbiologischem Wege Methan entstehen kann, hatten Forscher schon früher nachgewiesen. Fraglich war bisher allerdings, ob dort auch die Bedingungen für die Entstehung von Ethan (einem weiteren Hauptbestandteil von Erdgas) und höheren Kohlenwasserstoffen existieren.

Dafür haben nun drei russische Forscher der amerikanischen Carnegie Institution for Science den Beweis angetreten. Ihre Ergebnisseveröffentlicht das Fachmagazin Nature Geoscience vorab online. Die Wissenschaftler setzten demnach Methan in einer lasergeheizten Druckzelle Bedingungen aus, wie sie im oberen Erdmantel in einer Tiefe von 70 bis 150 Kilometern herrschen: Temperaturen zwischen 1000 und 1500 Kelvin und Drücken über 2 GPa nämlich.

Unter diesen Voraussetzungen reagierten Methanmoleküle miteinander zu Ethan, Propan und Butan – und umgekehrt verwandelte sich Ethan wieder in Methan. Die Reversibilität des Prozesses zeigt, dass offenbar keine Katalysatoren beteiligt sind und der Prozess nur thermodynamisch gesteuert wird."(...)


nun ist es keinesfalls so, dass damit die existenz von peak oil und die sozialen folgen daraus vergessen werden könnten, wie es vielleicht einige beim anblick der nachricht annehmen werden - wenn es denn überhaupt nennenswerte vorkommen abiotischen öls (und gas) geben sollte, so sind sie erstens in einer beim stand der technik auch absehbar nicht erreichbaren tiefe vorhanden - 70 bis 150 km tiefe bohrlöcher bleiben bis auf weiteres science fiction, selbst den zweifelhaften erfindungsreichtum der kapitalistischen ökonomie beim winken potenzieller neuer profitquellen berücksichtigt -, und zweitens existieren bis heute keinerlei hinweise darauf, dass auch nur ein einziges der bekannten ölvorkommen sozusagen aus der tiefe gespeist werden würde. dazu ist die frage nach der chemischen und physikalischen haltbarkeit möglicher komplexerer kohlenwasserstoffe unter den genannten bedingungen berechtigt, wie es auch bereits im letzten absatz des obigen artikels anklingt. alles zusammen erlaubt die vorläufige schlußfolgerung, dass vielleicht die möglichkeit abiotischen öls real ist, diese aber nichts an der realität des langsamen zurückgehens der uns erreichbaren vorkommen ändern kann. von der frage, ob das überhaupt wünschenswertwert sein könnte, gar nicht erst zu reden.

weiteres zu diesen aktuellen forschungen in einem entsprechenden
thread des peak-oil-forums.

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die hintergründe des
oktoberfestattentates 1980 in münchen werden mit jedem jahr des abstands von diesem blutigsten terroranschlag in der geschichte der brd einerseits immer undurchschaubarer, was andererseits auch mit dem immer stärker werdenden verdacht zu tun hat, dass damals in irgendeiner form die in der brd existierenden strukturen von "gladio" beteiligt waren. nun liegen laut dem grünen bundestagsabgeordnetem jerzy montag ausgerechnet aufgrund neu gefundener akten der ehemaligen ddr-"staatssicherheit" neue fragen auf dem tisch:

(...)"Vor Kurzem sind bei der Birthler-Behörde in Berlin umfangreiche Akten über das Münchner Attentat gefunden worden. Mit interessanten Details. So sollen damalige Staatssekretäre des Bundesinnenministeriums intern notiert haben, der Bombenanschlag sei durch rechtsextremistische Kreise inszeniert worden. Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann haben sich nachweislich mehrfach damit gebrüstet, an dem Anschlag aktiv beteiligt gewesen zu sein. Aber Strauß versuchte auch Monate nach dem Attentat und nach einem Verbot der Wehrsportgruppe, ihre Mitglieder als harmlose deutsche Jungens darzustellen.

Die Wehrsportgruppe Hoffmann war von Spitzeln des Verfassungsschutzes und anderer Geheimdienste durchsetzt. Und heute kann man in den Unterlagen der meist bestens informiert gewesenen Hauptabteilung XXII des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR lesen, dass Verfassungsschützer aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen ausgerechnet 22 Stunden vor dem Attentat in München eine Operation "Wandervogel" gegen Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann eingeleitet hatten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

In der Wehrsportgruppe Hoffmann tummelten sich aber nicht nur Rechtsradikale, Agenten und V-Leute westdeutscher Sicherheitsdienste und Doppelagenten mit Kontakten zu Staatsicherheitsbehörden der damaligen DDR, sondern auffallend viele ehemalige und aktive Bundeswehrsoldaten. Darunter einige mit Sprengstoffkenntnissen, nach den Unterlagen der Stasi auch ein Bundeswehrsprengmeister. Rechtsradikale Terrorgruppen versuchten damals an der deutsch-deutschen Grenze, vor allem aber in Westberlin, selbst gebastelte Bomben gegen DDR-Grenzanlagen einzusetzen. Einige davon fielen den Behörden der DDR in die Hände, die mit diesem Material Sprengversuche durchführten. In den Unterlagen der Birthler-Behörde finden sich Hinweise, wonach die von der DDR geprüften und gezündeten Sprengsätze auffallend der Bombe ähnelten, die in München gezündet wurde. Leider gestalten sich weitere Untersuchungen heute mehr als schwierig, weil die Behörden inzwischen alle Asservaten des Wies'n-Attentats vernichtet haben."(...)


der schweizer historiker und "gladio"-spezialist daniele ganser hat diese hinweise in richtung gladio schon vor ein paar jahren thematisiert:



und vor diesen trüben hintergründen bilanziert montag:

(...)"Es ist bis heute völlig ungeklärt, wie das Wies'n-Attentat in diese ganz Westeuropa umspannenden Aktivitäten der Nato, vieler westeuropäischer und amerikanischer Geheimdienste und weitverzweigter rechtsradikaler Terrorgruppen eingebunden war. Es ist ungeklärt, inwieweit dieses Attentat auch in Westdeutschland einige Tage vor einer Bundestagswahl die Stimmung zugunsten des Kanzlerkandidaten der Union wenden sollte.

Und unaufgeklärt ist bis heute, weshalb die Ermittlungsbehörden mehr Energie auf die Beschwichtigung, die Abwehr aller Hinweise auf Netzwerke und Hintermänner und auch Vertuschung offenkundiger Zusammenhänge verwendet haben als auf eine umfassende Aufklärung.

Völlig ungeklärt ist ebenfalls, wem der abgerissene Finger gehört, der am Tatort sichergestellt wurde und der nicht vom Attentäter Köhler stammte. Damals meldete sich kein Opfer mit einer entsprechenden Verletzung. Von diesem Finger hat die Polizei einen Abdruck nehmen können und hat entsprechende übereinstimmende Spuren bei Unterlagen von Köhler gefunden. Und jetzt, da neue Ermittlungsansätze möglich wären, erklärt die zuständige Staatsanwaltschaft, nicht nur diesen abgerissenen Finger, sondern auch die Bombenreste und alle anderen Asservate vernichtet zu haben, trotz unaufgeklärter Hintergründe und möglicher Mittäter und Hintermänner. Das blutige Wies'n-Attentat in München ist bis heute nicht aufgeklärt. Kein Wunder."


zufälle gibt´s, die gibt´s gar nicht - nicht nur bei diesem anschlag ist zu beobachten gewesen, wie die bundesdeutschen "sicherheitsbehörden" sofort eine erlahmende ermittlungsmotivation und den hang zum handwerklichen pfusch zeigen, sobald bei einem spektakulären attentat wie jenem von münchen unter keinen umständen mehr die these vom "linken terror" aufrechterhalten werden kann. die bis heute entgegen aller vorliegenden widersprechenden indizien und hinweise offiziell vertretene these vom "einzeltäter" ist bei faschistischem terror immer noch ein gern benutztes sujet.

ich finde ja sowieso, dass die bedeutung der existenz von "gladio" und alles damit verbundene nicht nur in der brd bis heute vollkommen unterschätzt wird - womöglich gilt hier ebenso wie bei der aktuellen finanzkrise und den beteiligten banken der (sinngemäße) satz vom verbrechen, das nur groß genug sein muss, um von der "öffentlichkeit" komplett ignoriert zu werden. das jedenfalls, was über "gladio" bis heute schon so alles bekannt gworden ist, hat eigentlich das potenzial, jeglichen glauben an das märchen des "freien und demokratischen westens" über den jordan zu schicken. und es ist nach wie vor ein treppenwitz der geschichte, dass die jahre von 1989 bis 91, als die existenz von "gladio" in einigen europäischen nato-staaten nicht mehr (medial) unter den tisch zu kehren war, in der öffentlichen aufmerksamkeit fast völlig von ganz anderen themen besetzt waren. aber womöglich mögen sich auch nicht allzu viele menschen in ein geflecht aus geheimdiensten, faschisten, obskuren geheimbünden wie der italienischen
p2-loge s0wie offenen aktionen, die sich berechtigt nur noch als staatsterroristisch bezeichnen lassen, vertiefen. niemand lässt sich bekanntlich gerne die eigenen illusionen rauben. aber das ist und bleibt ein zwar verständlicher, jedoch langfristig höchst selbstdestruktiver menschlicher zug.

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zum schluß noch der hinweis auf ein sehr faszinierendes phänomen bei einem jungen mädchen, welches nicht nur
neue fragen an die hirnforschung aufwirft:

(...)"Die Ärzte dürften nicht schlecht gestaunt haben, als sie die Gehirnaufnahmen des Kleinkinds sahen. Bei einer anatomischen Messung mit dem Kernspintomographen, die ihm Rahmen einer medizinischen Untersuchung durchgeführt worden war, zeigten die Bilder einen dramatischen Befund: Der jungen Patientin fehlte die rechte Hälfte des Großhirns komplett, große Teile des Zwischenhirns rechts waren nur in Ansätzen vorhanden und allein das Klein- und Stammhirn war auf beiden Seiten vollständig ausgeprägt.(...)

"Wenn bei Jugendlichen oder Erwachsenen in Extremfällen eine der Großhirnhälften entfernt werden muss", erklärt Marcus Naumer vom Institut für Medizinische Psychologie, "kommt es normalerweise zum Ausfall des gegenüberliegenden Gesichtsfelds." Das heißt, ohne die linke Hemisphäre können die Betroffenen nicht mehr sehen, was auf der rechten Seite passiert und umgekehrt. Solche drastischen neurochirurgischen Eingriffe, medizinisch als Hemispherektomie bezeichnet, sind beispielsweise bei schwersten Epilepsien nötig, wenn sich der Anfälle anders nicht Herr werden lässt und Schädigungen des Gehirns eingetreten oder zu erwarten sind.

Anders war das bei dem jungen Mädchen. Mit wahrnehmungspsychologischen Testverfahren wurde genau kartiert, wie viel sie auf beiden Seiten sehen konnte. Auch wenn ihr linkes Gesichtsfeld im Vergleich mit dem rechten etwas eingeschränkt war, konnte sie dort erstaunlich gut sehen. Das widersprach der Annahme, dass die Gesichtsfelder in der jeweils gegenüberliegenden Gehirnhälfte repräsentiert werden. Aufgrund ihrer fehlenden rechten Hemisphäre hätte das Mädchen auf der linken Seite eigentlich nichts sehen dürfen."(...)


das wörtchen "eigentlich" spielt hier mal wieder eine schlüsselrolle, und ich fand bei diesem bericht besonders die demonstration hinsichtlich der psychophysischen (in diesem fall liegt die betonung auf letzterem) möglichkeiten zur kompensation elementarer schäden interessant, die bei dem betroffenen mädchen lt. bericht wohl schon
pränatal eingetreten sind. bekanntlich halte ich einen solchen grad an kompensationsmöglichkeiten auch im "psychischen" bereich nicht nur für relevant, sondern sogar für eine quelle vieler aktueller und historischer sozialer probleme. und der bericht macht zumindest indirekt deutlich, unter welchen prämissen - nämlich denen des überlebens und des dazu nötigen funktionierens - kompensationen eines solchen kalibers stehen könnten.

Samstag, 25. Juli 2009

notiz: zum möglichen neuen "bundesinnenminister"...

...gab es vor ein paar wochen meldungen wie diese zu lesen:

(...)"Nach Einschätzung des Magazins wird mit der Personalrochade auch ein Wechsel von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble als EU-Kommissar nach Brüssel wahrscheinlicher, der ebenfalls als Chef der Adenauer-Stiftung im Gespräch gewesen sei. Als Nachfolger des Innenministers stünde Kanzleramtschef Thomas de Maizière bereit."(...)

das hatte ich damals so am rande registriert, ebenfalls die erinnerung, dass mir dieser name doch schon in einigen zusammenhängen über den weg gelaufen ist, die hier thema waren - also vermutlich nichts positives. das veranlasste mich nun zu einer kleinen recherche, und ich kann nur sagen: wenn sich das nach der wahl so einstellen sollte, ist das ein schritt vom regen in die traufe. erinnern Sie sich noch an den
"sachsensumpf"?

(...)"Laut SPD-Fraktionsvize und PKK-Mitglied Stefan Brangs besteht der «dringende Verdacht», dass de Maizière als (sächsischer) Innenminister «offenen Rechtsbruch im Umgang mit Verfassungsschutzerkenntnissen begangen» habe. Es trete immer mehr zutage, dass er es unterlassen habe, die PKK über rechtsstaatlich bedeutsame Vorgänge organisierter Kriminalität in Sachsen zu unterrichten, obgleich er dazu verpflichtet gewesen sei. Merkel müsse deshalb Konsequenzen ziehen und ihm «umgehend die Koordinierungsaufgabe für die Geheimdienste entziehen».(...)

das ist damals hübsch untergegangen, aber der name de maiziere ist in diesem kontext öfter aufgetaucht, wenn ich mich recht erinnere. dazu kam dann eine meldung bei
german-foreign-policy.com, inzwischen leider nur noch von abonnenten einsehbar - aber der entscheidende absatz ist dieser:

"In einem "Handlungskatalog" für das deutsche Bundeskanzleramt sagen die Autoren aus Bundeswehr und Wirtschaft eine "drohende bewaffnete Auseinandersetzung" mit Russland und China voraus. Ursache seien kommende Energieengpässe, die zu schweren Verwerfungen innerhalb der EU und in der Bundesrepublik sowie zu einer "bisher einmalige(n) Staatskrise" mit "gewalttätigen Ausschreitungen und Demonstrationen" führen könnten. Zu befürchten sei, dass es einer "breit organisierten Bürgerinitiative" zukünftig gelingt, die Berliner Energiepolitik "auszuhebeln". Auftraggeber des "Handlungskatalogs" mit politischen Empfehlungen für die Bundesregierung ist der Kanzleramtsminister de Maizière. Er ist Beauftragter der Bundesregierung für die Nachrichtendienste. Die "Auftragsarbeit im hochaktuellen Umfeld" entstand zwischen Januar und Juni 2008 an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) und widmet sich auch den Gefahren "von innen", berichtet ein Teilnehmer. Zuarbeit sei von "hochklassigen" Spezialisten geleistet worden, die den "letzten Schritt zur Volljährigkeit Deutschlands" anmahnen - Deutschlands globale Kriegsfähigkeit."(...)

ich würde sagen, er bringt wirklich alle qualifikationen für einen schäublenachfolger mit...

Freitag, 24. Juli 2009

assoziation: ein internes krisengespräch mit (sommerlicher) musik (1)

nachdem ich in den vergangenen wochen einen großteil der zeit lohnarbeiten musste / konnte / durfte (alle drei begriffe lassen sich aus verschiedenen perspektiven begründen), und zwar in einem teilweise arbeitsbedingten subtropischen klima, dazu weniger schlaf bekam als eigentlich gewohnt, kehre ich nun mit einem experiment zurück - teils noch beschäftigt mit einigen aspekten aus dem, was hartmut finkeldey als "blogbattle" bezeichnet, teils fasziniert vom blick auf einiges liegengebliebene und aktuelle, entstand über mehrere tage ein inneres zwiegespräch (körperlich anstrengende und teilweise monotone arbeit kann für solches recht förderlich sein), welches sich im weitesten sinne über verschiedenen fragmente der krise - und zwar in ihrer umfassendsten form, nämlich als virulente und tiefgreifende systemkrise - drehte. es folgt der versuch, einige zentrale punkte daraus auch den leserInnen zugänglich zu machen. das gespräch führten ein westlich sozialisiertes und geprägtes gebilde, welches sich als "ich" versteht, sowie... aber das erzählen Ihnen die beteiligten am besten selbst.

*

ich: "Dass Realität nur noch simuliert wird, hat sich nicht geändert."
schrieb ralf streck neulich bei telepolis bezgl. der wirtschaftskrise - bloß stellt sich die frage, ob das nicht generell für das leben im totalitären kapitalismus gilt - es laufen nicht nur die obligatorische demokratiesimulation, deren ritueller höhepunkt hierzulande im september mal wieder mit viel trara zelebriert werden wird sowie via aufschwunggerede die verbreitung der illusion vom immerwährendem wachstum (welches dazu schon seit längerem unverholen als primär sinnstiftendes element des gesamten menschlichen lebens verkauft wird), nein, es laufen dazu solche sprachmagischen simulationen wie die vom friedenseinsatz in afghanistan und der sicheren atomkraft. begleitet von meldungen, in denen so interessante worte auftauchen wie analogkäse und formfleisch. all das stößt nun nicht auf breitesten widerstand gegen diese gleichzeitig so destruktive wie interessante art der breit angelegten de-realisierung des lebens, sondern eher ist etwas zu beobachten, was an anderer stelle ein user im erwerbslosenforum wie folgt beschreibt:

(...)"Das ist noch viel schlimmer. Es ist nicht nur Fun abgesagt, irgendwie schaffen es auch (vermeintlich) intelligente Leute die Realität vollkommen - und ich meine VOLLKOMMEN - auszublenden, respektive gar nicht wahrzunehmen. Ich habe versucht das zu analysieren. Die leben tatsächlich in einer anderen Welt - das für sich genommen ist eigentlich noch "normal". Das sie aber so gar nichts außerhalb ihrer wirklich kleinen, sehr sehr kleinen Welt mitbekommen, betrachte ich nicht mehr normal. Trotzdem ist es so. Tatsächlich ist es so das sie nicht ausblenden - das was sie ausblenden könnten/würden/müßten ist einfach nicht vorhanden - sondern nicht wahrnehmen, es existiert für sie tatsächlich nicht.

Wenn du solchen Leuten mit (deiner) Realität kommst, bist du einfach nur ne negativ gestimmte Spaßbremse. Und von solchen Leuten gibt es unglaublich viele..."(...)


nun, verdrängungen gehören seit eh und je zur grundausstattung aller auf gewalt beruhenden hierarchischer gesellschaften wie unserer. die frage stellt sich aber tatsächlich, ob es sich inzwischen nicht so verhält wie oben beschrieben - das die realität von vielen nicht nur mehr verdrängt wird, sondern regelrecht abgespalten - ich weigere mich bisher, anzunehmen, dass eine im verhältnis recht große minderheit innerhalb der bevölkerung hier inzwischen analog dem extremfall der soziopathen nun ebenfalls nur noch vorwiegend im konstruktivistischen modus "wahrnehmen" kann, besser gesagt sich kompensatorisch eigene "realitäten" konstruiert - auch, wenn das breiteren teilen der sog. "eliten" durchaus zu unterstellen ist. aber...

alter ego: wer a sagt, muss nicht unbedingt auch b sagen, ganz recht!

ich: wer bist du denn? und warum lässt du mich nicht ausreden?

alter ego (kichernd): da du in einem gewissen sinne auch aus mir bestehst oder auch ich du bin, ist die letzte frage ein kleines hübsches paradox, mal abgesehen von ihrer impliziten überflüssigkeit. und wer ich bin? nun, laut einigen modellen der entsprechenden forschung kann ich mich als neuronales subnetzwerk in unserem kopf verstehen und...

ich: halt! was heisst hier "unserer kopf"? das bin ich! und subnetzwerke kenne ich nur im kontext von
dissoziationen: "Zwei oder mehr mentale Inhalte oder Prozesse, die normalerweise miteinander in Verbindung stehen (z.B. Bilder eines Erlebnisses, dazugehörige Gefühle und im Gedächtnis gespeicherte Erfahrungen aus früheren Situationen), werden nicht miteinander in Beziehung gesetzt und dadurch nicht in Bewusstsein, Gedächtnis und/oder Selbstbild integriert. Hiervon können unterschiedliche mentale Inhalte wie z.B. Sinneseindrücke, Gedanken, Erinnerungen, Gefühle, Körperempfindungen, Handlungsimpulse oder Bewegungsabläufe betroffen sein. (...) Dissoziative Reaktionen sind zunächst einmal eine völlig normale Form der Informationsverarbeitung. Dissoziative Alltagsphänomene treten je nach individueller Dissoziationsfähigkeit bei jedem Menschen mehr oder weniger häufig auf und werden normalerweise nicht als belastend oder unangenehm erlebt. Typische Beispiele sind die sogenannte "Autobahntrance", bei der man quasi "per Autopilot" fährt, automatisch auf die jeweilige Verkehrssituation reagiert, aber in Gedanken weit weg ist und kaum registriert, was während der Fahrt passiert, Mini-Erinnerungslücken, z.B. wenn man von einem Raum in den anderen geht und plötzlich nicht mehr weiß, was man dort wollte oder die Fähigkeit, z.B. bei einem Kinobesuch so stark in die Handlung abzutauchen, dass man kaum mitbekommt, was um einen herum passiert."

alter ego (gelangweilt): jaja, DAS musst du gerade mir nicht erzählen - ich kenne diese prozesse in- und auswendig, weil ich sozusagen diese prozesse BIN. und bild dir bloß nicht ein, dass du unser kopf bist. eher bist du genauso ein fragment wie ich, mit dem unterschied, dass mir diese fragmenthaftigkeit durchaus bewusst ist, während du dir einbildest... eben DU, also wir, zu sein.

ich: hä? wir? wer soll das sein? und das dir etwas bewusst sein soll, möchte ich doch stark bezweifeln.

alter ego (in nachsichtigem tonfall): ach, bevor du gleich richtig ärgerlich wirst, chillen wir doch lieber etwas...



ich (verträumt): yo, der groove der 90er im stil der 1970er - das ist musik für sonnendurchflutete landschaften mit schattenspielenden bäumen - und tatsächlich ist da ein sample von herbie hancocks chamäleon drin, wie ein kommentar feststellt - ich hab´ mich die ganze zeit gefragt, woher mir der bass bekannt vorkommt (augen geschlossen).

alter ego (grinsend): ja, es ist immer wieder sehr angenehm, sich im
alpha-bereich aufzuhalten. repetitive beats sind dafür eigentlich ein mittel der wahl, zumal heute für die allermeisten problemlos verfügbar - und mit eigenen trommeln wie bongos lässt sich der alpha-bereich selbst erreichen, wie du dich sicher erinnern kannst.

(...)"Denn die Trommel ist in allen Ekstasepraktiken das bevorzugte Vehikel, wenn es gilt, auf die Seelenreise zu gehen. Der Schamane löst sich unter dem Rhythmus der Trommel von seinem körperlichen Dasein, um eine verlorene Seele zurückzuholen oder Dämonen nachzustellen.
Hinsichtlich dieses Motivs vom „Seelenritt“ gibt es offenbar interkulturelle Gemeinsamkeiten."(...)


ich: ja, sicher gibt es die. zumal
schamanismus in einem gewissen sinne die älteste "bewusstseinstechnik" der spezies darstellt - uralt und von sibirien bis australien, von afrika bis in die amazonaswälder, von skandinavien bis nordamerika bis heute in relikten vorhanden. wahre meister der trance, und damit auch meister der dissoziativen zustände. und gleichfalls die urform aller psychotherapie wie auch vermutlich aller religion, was im obigen zitat schon durch die dämonen und die verlorenen seelen deutlich wird. gleichfalls ist in dem zusammenhang interessant, dass in sog. primitiven gesellschaften laut anarchistischen anthropologen die schamanen sehr verschiedenen einfluss besaßen - und zwar abhängig vom jeweiligen umgang mit kindern: war der eher streng und repressiv, so waren die schamanen düstere, beängstigende und machtvolle gestalten, mit einigem einfluß auf die gesamte jeweilige sozialstruktur, und in deren hierarchie weit "oben" angesiedelt. wurden die kinder hingegen liebevoll aufgezogen, so war die stellung der schamanen bei weitem keine machtposition, sondern eher die von teils belächelten außenseitern, die wenig ernst genommen wurden. (entsprechende infos siehe zb. harold barclay, "völker ohne regierung. eine anthropologie der anarchie". edition schwarze kirschen, libertad verlag, berlin 1985).

ich bin mir sicher, dass in dieser beobachtung etliche wichtige informationen stecken, die einiges über das entstehen und das funktionieren politischer, aber auch religiöser machtsysteme verraten können. wenn repressiver umgang mit kindern zu menschen mit traumatischen beschädigungen führt, diese sich wiederum zentral in dissoziativen zuständen verschiedener ausprägung und intensität manifestieren, dann sind menschen in einer solchen sozialstruktur, die mit diesen zuständen bei sich und anderen manipulierend agieren können, und, vielleicht noch wichtiger, sie mittels großer geschichten anscheinend sinnvoll interpretieren können - der kontakt mit den toten ahnen stellt dabei nur ein beispiel dar - , dafür prädestiniert, eine zentrale position einzunehmen. in diesem sinne ist die vereinzelt geäusserte auffassung, dass auch leute wie bspw. hitler eine art schamane - und zwar der bösartigsten sorte - darstell(t)en, nicht mehr ganz so abstrus wie beim ersten hören.

alter ego: wobei nicht vergessen werden sollte, dass schamanen - oder leute in adäquaten positionen - aus heutiger sicht bevorzugt aus der gruppe von menschen mit schweren psychophysischen störungen ausgewählt wurden - von epilepsie bis hin zu den verschiedenen arten von psychosen. es ist da durchaus eine art roter faden erkennbar, und das sage ich sogar aus meiner beschränkten position, die gleichzeitig weniger beschränkt ist als deine.

ich: willst du dich mit mir streiten? du bist doch im wahrsten sinne des wortes ein alpha-männchen, ein produkt dissoziativer vorgänge...

alter ego: ...im körper, der wir sind. deshalb würde ich mich ja eher als theta beschreiben, während du ein beta-produkt bist - und noch dazu eingebildet, weil du fälschlich glaubst, das sagen zu haben. was definiv ein irrtum ist.

ja, sicher bin ich ausdruck von dissoziation. und ich denke, über die konsequenzen dieser aussage bist du dir selbst durchaus im klaren. aber es wird wieder zeit für ein wenig tranceinduzierende musik, und der track liquid summer passt nicht nur zu den vergangenen und hoffentlich noch kommenden tagen, sondern kann auch bestens die wirkung von techno illustrieren - play it loud und mit viel bass:



ich (wippend): naja, wenigstens liegen wir nicht so derart im clinch, dass das zu völlig unterschiedlichen musikalischen vorlieben führen würde.

alter ego: wobei mir wieder das einfällt, was wir (zieht eine augenbraue hoch) in der vergangenheit speziell zu
trauma und musik bzw. traumatischen tönen geschrieben haben - insbesondere beim letzteren die bemerkungen zu einigen hintergründen von detroit-techno und carl craig. du weisst genausogut wie ich, dass die wirkung eines tracks wie oben völlig unterschiedlich sein kann, je nachdem ob er über kopfhörer oder inmitten einer tanzenden menge gehört wird. beim ersteren können die dunkleren bis bedrohlichen aspekte überwiegen, während beim letzteren eher die euphorie kickt - eutrance, während alleine mit der musik auch dystrance auftreten kann. unter bestimmten voraussetzungen kann das aber natürlich auch umgekehrt sein.

ich: komm mal auf den punkt. wie du oben nachlesen kannst, bin ich (betont) bei den derzeit zu beobachtenden simulierten realitäten gestartet...

alter ego: ...die, wie wir immer wieder unterstreichen, als eine art materialisierter gesamtskulptur vieler ähnlicher neuronaler konfigurationen verstanden werden können. und aller wahrscheinlichkeit nach zu einem nicht geringen teil einiges mit verschiedenen trancezuständen - oder eben dissoziativen zonen - zu tun haben, darauf basieren und darüber funktionieren. letzteres haben schon die nazis "gewusst" und benutzt, gerade bei den masseninszenierungen - licht, feuer und nicht zuletzt marschmusik erzeugten gewollte
völkische eutrance:

"(...)Es gibt ein weiteres Schlüsselerlebnis für mich in der Hitlerjugend, von dem ich meine, daß es ganz typisch ist. Kein intellektuelles Erlebnis, aber es schließt an die Frage an, die Sie mir gestellt haben. Bei einer Sonnwendfeier hatte ich meinen ersten Orgasmus. Da war ich zwölf. Die ganze aufkommende Sexualität wurde umgelenkt auf diese Erlebnisse. Es war im Herbst 1933.

Ich erlebte die erste große Kundgebung der Hitlerjugend, der Jungen und Mädel zwischen 10 und 18. Es war in Hameln. Wir hatten uns versammelt auf einem Platz, die Fackeln wurden ausgeteilt, jeder kriegte eine. Das hatte ich bisher nur bei Erwachsenen gesehen. Dann mußten wir uns - was vorher sehr geübt worden war - aufstellen im Glied. Dann ging jemand um und steckte die Fackeln an. Ich erinnere mich noch an ein umheimlich tolles Gefühl von Weihe und Heiligkeit und unerhörter Verzauberung, wie ich dann dieses Feuer in der Hand hatte. Dann bewegte sich dieser ellenlange Zug durch Hameln, und die Leute standen am Straßenrand. Da sah man keine Gesichter, sondern nur eine unklare Mauer von Menschen. Und es waren viele, die am Straßenrand standen. Viele, viele - dieses Gefühl von vieIe“!

Das ist überhaupt bei mir mit diesem Erlebnis verbunden - von "unheimlich viele“ und ein kleiner Bestandteil von etwas ungeheuerlich Großem zu sein! Die Reihen bewegten sich, voran hörte man die Musik, im Gleichschritt war ich als ein Glied dieses glühenden Zuges eingeschlossen. Und der Gedanke war in mir, dieses Gefühl, in dem alles sonst verbrennt: Wir, das sind wir."(...)


ich (schüttel mich): wuah, immer wieder eindrucksvoll - und deprimierend, weil das zitat deutlich macht, auf welch tiefen ebenen ein primär als "politisch" begriffenes phänomen wie der faschismus ansetzt, und potenziell bis heute ansetzen könnte - was bis heute gerade von "der linken" immer noch kaum verstanden worden ist, nicht zuletzt aufgrund der fetischisierung der instrumentellen rationalität und der abfeierei abstrakter theoriegebäude. nichts grundsätzlich gegen abstaktionen, aber als menschliche wesen sind wir einfach eine ganze menge mehr (ausnahmen bestätigen auch hier die regel). um den horst-wessel-marsch aus dem virtuellen ohr zu bekommen, brauche ich jetzt eine dosis drum`n´bass - wenn um 3:10 die flächen und das saxophon einsetzen, wird das herz weit und ein lächeln steigt auf...



alter ego: soso, das herz wird weit und ein lächeln steigt auf? muss ich das extra sagen, dass sich das funktionell nicht groß von dem unterscheidet, was die alte frau oben aus ihrer mädchenzeit erzählt?

ich: quark. natürlich muss es funktionelle gemeinsamkeiten geben, schließlich war die kein marsmensch mit grundsätzlich anderer psychophysis. aber es gibt eben qualitative unterschiede - wer fährt warum auf welche art von rhytmen ab, und was erzeugt bei wem welche dissoziativen zustände? das wären die damit verbundenen fragen. wobei es natürlich auch interessant ist, dass heutige nazis sich durchaus für so etwas wie
gabba erwärmen können. wäre ebenfalls eine nachforschung wert, ob sich bspw. ein ernst jünger in seinen letzten jahren zu techno geäussert hat - die geschwindigkeit bestimmter richtungen in kombination mit dem industriellen und maschinellen touch lassen sich durchaus als fortsetzung bestimmter linien der futuristischen musik begreifen, die wiederum fließende grenzen besonders zwar zum italienischen faschismus, aber in einigen teilen auch zur sog. ästhetik des ns aufweist. wobei ich da kraftwerk mit ihrer verherrlichung des roboterhaften eher in der tradition sehen würde als bspw. die us-amerikanischen technowurzeln in detroit, die primär aus der afroamerikanischen musiktradition stammen. und ein song aus den tiefen 70ern wie sun goddess von ramsey lewis und den unvergleichlichen earth, wind & fire macht diese andere qualität mehr als deutlich:



das waren noch zeiten damals in der bevorzugten landdisco...

alter ego: ...als reagan, thatcher und kohl gerade dabei waren, ihre zerstörungswerke zu beginnen. aber in diesem fall war die musik tatsächlich einer anderen epoche zugehörig. lässt sich auch atmosphärisch spüren, wie ich finde.

*

und damit ist das ende des ersten teils erreicht, in dem es einige ungeplante abschweifungen gab. im zweiten teil wird´s dann wieder aktueller und kriselnder werden; ebenfalls mit viel auf die ohren.

Sonntag, 12. Juli 2009

notiz: fiktives kapital (kleiner lesetipp zum sonntagnachmittag) [update]

und wer da meint, verbindungen zu den themen der letzten beiträge unten zu sehen, dürfte auf der richtigen spur sein - "Es ist der Glaube, der selig macht":

(...)"Die mentale Basis des fiktiven Kapitals ist Realhalluzination. Nichtvorhandenes Geld kauft real vorhandene Ware. Der Kapitalismus ist in ein autosuggestives Stadium getreten. Aber selbst die, die das spüren, misstrauen dem und verdrängen das, weil sie, obwohl sie nicht mehr glauben können, glauben müssen. Woran sollen sie sonst glauben? Diesen Glauben in Frage zu stellen, hieße, unsere ganze Konstitution über den Haufen zu werfen. Das Dogma kapitalistischer Metaphysik lautet: Die Leute müssen daran glauben! Sie tun das, in doppeltem Sinne. Gegenwärtig ist zwar vieles erschüttert, aber der schiere Glaube an das Geld als Form gesellschaftlichen Stoffwechsels, der ist selbst in Zeiten der großen Verunsicherungen, vorerst unangefochten geblieben. Alle versuchen sich nicht vom Geld zu retten, sondern ins Geld. Jedes Kind meint zu wissen, dass Geld nur dann eine Bedrohung ist, wenn eins zu wenig davon hat.

Im fiktiven Kapital träumt das Kapital seinen ureigenen Traum. Völlig unabhängig von seinen Produktionsgrundlagen agiert es losgelöst von seinen stofflichen Resten, wird Geist, dass es geistlicher gar nicht mehr geht. Das Kapital hat sich von der Arbeit „befreit“, ist zu sich selbst gekommen, ist reine Geldbewegung. Losigkeit in Zahlen und Kurven. Eine Hochschaubahn, die erst während der Fahrt ihre Schienen plant und baut. Vor allem in der Wirtschaftsstatistik – und das betrifft auch Aktienkurse – stellt Ökonomie nichts anderes dar als hochgefahrene Daten fiktiver Ketten: Attrappenkapital. Indes, wenn viele glauben, da seien keine Attrappen, dann sind da keine Attrappen, auch wenn es Attrappen sind. Wiederum wird durch synthetische Übereinkunft Nicht-Existierendes existent. Wahrlich, der Glaube kann Zwerge versetzen.

Es ist wie beim Fernsehen: Auch da vermögen wir in den gelieferten Bildern reale Gebäude von Kulissen in keiner Weise zu unterscheiden. Es ist naheliegend, das fiktive Kapital mit den Fiktionen in Televison und Unterhaltung, Werbung und Alltag kurz zu schließen, d.h. die mentalen Beschaffenheiten mit den ökonomischen Grundlagen in Verbindung zu setzen. Es sind wohl mehr als zufällige Parallelen, die sich da in den diversen Sphären auftun. Kritik der politischen Ökonomie heißt mehr denn je den ideologischen Charakter einer irren Kommunikationsform offen zu legen. Der Ökonomie ist nicht ökonomisch zu begegnen bzw. beizukommen."(...)


*

edit am 13.07.: das ganze ist tatsächlich ein sehr interessanter text, weil er aus meiner perspektive im letzten zitierten absatz etwas umreisst, dem ich mich hier im blog seit beginn aus einer anderen - und nicht primär ökonomiekritischen (auch wenn diese im hintergrund immer eine rolle spielt) - perspektive zu nähern versuche:

"Es ist naheliegend, das fiktive Kapital mit den Fiktionen in Televison und Unterhaltung, Werbung und Alltag kurz zu schließen, d.h. die mentalen Beschaffenheiten mit den ökonomischen Grundlagen in Verbindung zu setzen. Es sind wohl mehr als zufällige Parallelen, die sich da in den diversen Sphären auftun."

ich würde das aber gerne erweitern und auch präzisieren: die "mentalen beschaffenheiten" führen als begriff wieder etwas in die irre, weil sie sofort wieder assoziationen an "psyche", psychologie etc. hervorrufen. das ich auf diesem anscheinend "nur" begriffskritischen punkt so oft drauf herumreite, hat einfach den grund darin, dass es die "psyche" in ihrer sozusagen populären form des verständnisses einfach so nicht gibt. und zweitens sehe ich eher keine hierarchie, sondern ein wechselspiel zwischen psychophysischen konstellationen und gesellschaftlichen - eben auch ökonomischen - verhältnissen.

trotzdem finde ich die focussierung der aufmerksamkeit auf die explodierende sphäre des virtuellen, konstruktivistischen und simulativen in unserer gesellschaft sehr begrüßenswert, gerade aus den reihen derjenigen, die sich um kritische analyse(n) zwecks fundamentaler veränderung bemühen. und ergänzen möchte ich den "krisis"-text mit einigen sätzen aus den
krisennews 35, in denen ich anläßlich einer gerade erschienenen geab-ausgabe das folgende geschrieben hatte (die ersten beiden absätze sind noch zitate aus dem geab):

(...)"Es bleibt natürlich jedem belassen, aus irgendwelchen monatlichen Abweichungen irgendwelcher Wirtschafts- oder Finanzindizes um ein oder mehrere Prozentpunkte rauf oder runter, die darüber hinaus auch noch von staatlichen oder Banken-Interventionen beeinflusst wurden, mehr über die Entwicklung der gegenwärtigen Krise ablesen zu wollen als aus Vergleichen mit Entwicklungen, die mehrere Jahrhunderte abdecken, und die nachweisen, dass eine solch Situation ein Novum ist. Natürlich ist auch jedem belassen zu glauben, dass die, die weder die Krise noch ihr Ausmaß vorher zu sehen vermochten, heute in der Lage sind, vorher zu sehen, wann die Krise überwunden sein wird.

All denen empfehlen wir aber, sich den Film « Matrix » zu Gemüte zu führen und sich Gedanken darüber zu machen, wie verzerrend und irreführend eine Umgebung wahrgenommen wird, wenn alle Wahrnehmungsmöglichkeiten und Sinnesorgane manipuliert wurden."(...)

da steckt durchaus einiges an realität drin; und mir ist beim lesen eine notiz aus dem jahr 2005 wieder eingefallen, in der ich ebenfalls bezug auf die "matrix" genommen habe - "...im Moment ist es sicherer, in eine virtuelle Wirtschaft zu investieren". die doppelbödigkeit der botschaft im zitat (ich empfehle auch nochmals die lektüre des verlinkten artikels, in dem das zitat am schluß steht) wird dann sichtbar, wenn man sich ihre hintergründe betrachtet: erstens gehörte 2005 noch zu den jahren des "aufschwungs", in denen allerseits kräftig all jene blasen produziert wurden, deren kollaps wir heute erleben. zweitens war der (kurzlebige) boom von online-welten wie "second life" bekanntlich anlaß für diverse prophezeiungen von zukünftiger zunehmender verlagerung auch wirtschaftlicher aktivitäten ins virtuelle; drittens waren letztgenannte prognosen in gewisser hinsicht durchaus realistisch (aber ganz anders als gedacht), wenn man sich die explosion quasi-virtueller finanz"produkte" und -konstrukte verdeutlicht (für die das obige zitat ebenfalls stehen kann), deren zunehmend heftigeren wirkungen in der realität einmal mehr deutlich machen, dass virtuelle welten (aka simulationen) nie und nimmer "unabhängig" von der authentischen realität existieren können (genau dieser trugschluß stellt sich bei einzelnen individuen oft genug in symptomen dar, die die definition der "beeinträchtigten wirklichkeitserfassung" erfüllen, eine zulässige klinische definition des wahnsinns).

ich assoziiere natürlich wieder mal, wobei mir der hintergrund der virtualität bei den ursachen der laufenden krise durchaus allgemein zu kurz kommt - da ich bei den handelnden akteuren aus politik & ökonomie mehrheitlich eine krankheitswertige dominanz objektivistischer innerer strukturen annehme, ist die ständige konstruktion virtueller "welten" als eine art der zwangsläufig fehlschlagenden versuchten realitätsbewältigung etwas, was nicht nur zur aktuellen krise beigetragen hat, sondern bis dato - und nichts anderes drückt das leap-bulletin im letzten zitat für mich aus - auch die versuche dominiert, sie zu "lösen". dabei halte ich die unterschiede zwischen den expliziten spiel-welten, wie sie 2005 thema waren, und den virtuellen sphären der finanzwelt lediglich für quantitativ; strukturell sehe ich hingegen sowohl bei denjenigen, die in ersteren in sachen persönlicher "wertschöpfung" aktiv sind und waren und den letzteren, die täglich an den sog. börsen ihre wetten u.a. auf sinkende oder steigende kurse abschließen, keinen großen unterschied."(...)


das scheint mir eine passende ergänzung zum text von "krisis" darzustellen.

Samstag, 11. Juli 2009

und noch einen drauf ("postmoderne", die dritte)

weil drüben die dokumentation des eigenen unverständnisses - wiederum kombiniert mit etlichen unverschämtheiten - neue blüten getrieben hat, nun also - und das soll dann auch endgültig genügen, weil ich aus meiner perspektive... nein, nicht alles, aber das meiste geschrieben habe, was ich im kontext für relevant halte - noch einige anmerkungen.

*

es fällt mir auf, dass "momorulez" (mr) augenscheinlich entweder überhaupt nicht oder nur selektiv liest, was ich schreibe - oder aber es nicht begreift. keine der optionen finde ich besonders angenehm. das gemeinte wird bereits in den allerersten sätzen deutlich:

"Gehört sich ja, wenigstens auf das, was dort drüben intersubjektiv noch irgendwie nachvollziehbar bleibt, ein paar Worte zu verlieren; wenn ich die chronische Verwirrung da lese, tut mir das leid und Emphatie setzt ein."

mal von den impliziten zuschreibungen (die sich sogar als stigmatisierend lesen lassen - auch "chronische verwirrung" ist ein diagnostisches kriterium) abgesehen, mit denen er interessanterweise genau das betreibt, was er ja seiner ansicht nach so tapfer bekämpft - "der ist zwar eine verwirrte arme sau, aber ich bin mal höflich und mitleidsvoll" - die "empathie" kann er sich sonstwo hinstecken, weil es sich dabei um ein beispiel genau für das handelt, was ich neulich schon mal zitiert hatte:

"virtuelle kommunikation ist nämlich in sich grundsätzlich immer und unter allen umständen eine simulative kommunikation. warum? weil die entscheidende bedingung der körperlich-materiellen präsenz der kommunizierenden wegfällt, was alle beteiligten zwangsläufig in den bereich der konstruktivistischen wahrnehmungssurrogate des objektivistischen bewusstseins hineinzwingt. ich kann mir niemals sicher sein, wer im chat, hinter der mail oder dem forumsnick steckt und noch weniger darüber, wie der aktuelle psychophysische zustand des anderen tatsächlich aussieht - beste projektionsflächen also, um sowohl meine eigenen fiktionen unterzubringen als auch zum objekt fremder fiktionen zu werden."

wer die virtuelle präsenz eines anscheinend anderen - woher will er denn wissen, dass er sich nicht mit einem programm, einem autorenkollektiv oder sonstwem streitet - umstandlos mit körperlicher realität gleichsetzt und derart dann "empathie" behauptet, was unter diesen umständen wie gesagt nur ein konstruktivistisches wahrnehmungssurrogat sein kann, weil sich authentische empathie nur im realkontakt einstellen kann, da ihre entstehung funktionell an die ganzheitliche wahrnehmung anderer körperlichkeit gebunden ist - als offensichtlich gleichwertig der realen und authentischen existenz betrachtet, macht damit schon deutlich, warum er die "postmoderne" so vehement verteidigt.

weiter:

"Das liegt daran, dass ich inmitten dieser Psycho-Diskurse aufgewachsen bin, wie bereits häufiger betont; wenn ich sowas wie eine “postraumatische Belastungssyndrom” habe, dann deshalb, weil ich meine Kindheit und Jugend inmitten von Psychoanalytikern verschiedenster “Schulen” verbracht habe, von Sozialpädagogen und “Psychagogen”. Und manchmal fühlt man sich dann wieder wie das Kind einst, das sich einer Mauer von Manipulationen, Zuschreibungen und Verdrehungen gegenüber sah (...)

gehen ich mal davon aus, dass das realität beschreibt, dann ist das für mr zwar bedauerlich - ich habe durchaus meine eigenen erfahrungen und auch standpunkte mit und gegenüber orthodoxen psychoanalytikern, die eine echte plage sein können und auch aus meiner perspektive eine kritik, die jedoch aus einer ganz anderen richtung herankommt - , kann aber keinesfalls dieses völlig unterschiedlose durcheinanderschmeissen von verschiedensten kategorien rechtfertigen (wenn es auch die hartnäckige fixe idee erklärt, die ich neulich schon mal festgestellt hatte). nochmal: wer die themen und inhalte dieses blogs hier unter "psycho-diskurse" verbucht, hat schlicht entscheidende positionen hier nicht wahrgenommen (oder aber will sie nicht wahrnehmen - eine anfängliche unterstellung, die für mich aber bezgl. mr mehr und mehr gewicht bekommt). ganz zu beginn des blogs hatte ich damals mal in groben zügen die thematiken umrissen:

"autistische zustände und ihre gesellschaftliche produktion und wirkung; psychotraumatisierungen als massenphänomene; lücken und blinde flecken in den heute verbreiteten menschenbildern; die ökonomischen zwangsstrukturen von arbeit und geld; neurowissenschaften und ihre bisherigen ergebnisse; borderline, soziopathie und als-ob-persönlichkeiten; psychiatriekritik; sowie einiges mehr."

und ich beziehe mich explizit auf weitgehend ausgeblendete, ignorierte und verdrängte aspekte dessen, was sich tatsächlich als "psycho-diskurse" in der gesellschaft manifestiert. dazu arbeite ich von beginn an ausdrücklich mit einem mir wesentlich realistischer erscheinenden modell, in dem die "psyche" nicht wie irgendein "geistiges" gebilde in ungreifbaren sphären herumspukt, sondern sich als ein - wenn auch besonderer - aspekt unserer materiellen körperlichkeit entschlüsseln lässt. die hartnäckigkeit, mit der ein mr nicht begreifen will, dass er weitgehend seine eigenen negativen erfahrungen mit einer psychologischen schule tatsächlich in der gegend herumprojiziert, löst bei mir inzwischen mehr als ärger aus.

"Das Unangenehme ist, dass, wenn man sowas schreibt, man dem gegenüber die Gelegenheit gibt, auf die Patholisierungsschiene auszuweichen und dann alles, was man sagt, von irgendwas “Krankem” abzuleiten, was als Praxis selbst zutiefst pathologisch ist, Mo, mag als Beispiel hierfür dienen; und da hilft dann nur Emphatie, ich gebe mir gerade Mühe."

nun, ich würde kindliche negative prägungen nicht per se als "krank" begreifen, wenn sie auch - und dafür sehen wir oben gerade ein beispiel - zu ärgerlichen wahrnehmungsverzerrungen mit der folge abstruser standpunkte führen können. die geradezu unbekümmerte dummheit, mit der mr dann für sich mit einer ptbs - ich würde schon fast sagen, kokettiert - bestätigt dann höchst überflüssigerweise den eindruck, dass er sich tatsächlich mit dem aktuellen wissensstand in bereichen wie der psychotraumatologie und den neurowissenschaften weder auskennt noch dafür ernsthaft interessiert und es lieber vorzieht, sich in der als-ob-freiheit seiner konstruktionen zu bewegen.

sonst wäre es ihm nämlich selbst peinlich, sich mit real traumatisierten menschen auf eine stufe zu setzen. und gerade bei diesem punkt weiß ich sehr genau, wovon ich rede.

"Wie tief diese Pathologisierungsschemata auch weiterhin die Gesellschaft duchdringen, das wird gemeinhin unterschätzt in Zeiten flächendeckender “Externalisierungen”. Nannte man früher Projektion, Mo nennt es “abspalten”, das jedoch setzt mir zu individualpsychologisch an; es sind Zuschreibungen, die man im Bezug auf Gruppen tätigt, um die je eigene Gruppe “rein” zu halten. So fördert man einerseits regierungsamtlich die Familie, wo massenhaft Väter ihre Töchter befingern, um dann im Netz und bei Schwulen Pädophilie zu wittern, z.B.. Meiner Ansicht nach sind große Teile der Psycho-Szenen genau von diesem Prinzip durchdrungen."

mal abgesehen davon, dass es zwischen abspaltung und projektion tatsächlich einen qualitativen funktionellen unterschied gibt, der sich auch nicht unbedingt "individualpsychologisch" begründet - ich würde hier ja anstatt "zuschreibungen" das wort konstruktionen benutzen, denn genau darum handelt es ich meiner meinung nach - in gesellschaften mit einem hintergrund wie dem, den ich hier dauernd versuche näher zu beschreiben, also mit einer dominanz jener verhängnisvollen form von (letztlich psychopyhsisch produzierter) "objektivität" sind derartige konstruktionen sozusagen das tagesgeschäft nicht nur für individuen, sondern auch für gruppen. die einschlägigen ergebnisse lassen sich in jedem brauchbaren geschichtsbuch nachlesen. und nein, ich bestreite durchaus nicht die existenz von konstruktionen - habe ich nie bestritten - und selbst nicht ihre de-konstruierbarkeit, ich sehe jedoch ihre tatsächlichen quellen ganz woanders als all die selbsterklärten de-konstruktivisten -
ein beispiel, anhand dessen es vielleicht deutlicher wird:

"konstruierte identitäten, die bis heute den kern der gesellschaftlichen geschlechterstereotypen bilden, sind beliebig austausch- und natürlich auch dekonstruierbar - aber das eigentliche problem versteckt sich eher dahinter: konstruierte identitäten bilden primär krücken für diejenigen, die aufgrund psychophysischer schäden die (körperlichen) grundlagen ihrer eigenen authentischen identität entweder nicht (mehr) wahrnehmen oder aber deren grundlagen erst gar nicht entwickeln konnten. aus dieser perspektive wird deutlich, dass bspw. sebastian b. eine sehr martialische, sehr reduzierte und sehr klassische "männliche" identität eher wie ein kleidungsstück genutzt hat, um die sichtbare tatsache der unfähigkeit zum eigenen authentischen sein quasi zu maskieren. und in diesem punkt unterscheidet er sich keinesfalls von millionen menschen, die sich mit derartigen konstruktionen ebenfalls durchs leben schlagen."

dieses von mir als "eigentliches problem" bezeichnete stellt tatsächlich aus meiner sicht einen, wenn nicht den wesentlichen knackpunkt in der diskussion dar: von der "postmoderne" wird dieser hintergrund nicht nur geleugnet, sondern zu gleich in gewisser hinsicht instrumentalisiert - aber dazu später.

"Ich greife jetzt selektiv aus dem verwirrten Konglomerat aus Ursprungsphilosophie, Ressentiments und einem Kurzschluss nach dem anderen zwischen zu trennenden Ebenen ein paar Punkte heraus, weil sie der Sache, die hinter den Diskussionen steht, vielleicht ein wenig Klärung verschaffen. Jene Passagen, die eher Dampf ablassen, lasse ich mal unkommentiert, das ist ja jedem zuzugestehen."

die frage ist, wer hier darüber bestimmt, welches die "zu trennenden ebenen" sind - auch mittels solcher praktiken werden wahrnehmungsverzerrungen produziert. und interessant ist auch zu sehen, welche passagen mr tatsächlich nicht kommentiert - ich bezweifle allerdings den für ihn angegebenen grund. das herablassende zugeständnis ist dann wieder mal was, wofür sich ein realer gesprächspartner zumindest von mir ordentlich was anhören dürfte. aber hier spricht ja primär eine in wahrsten doppelsinne des wortes virtuelle figur.

“der menschliche körper, seine möglichen zustände, grenzen und (funktions-)störungen sind das agens aller gesellschaftlichen bewegungen – sozial, politisch, ökonomisch, kulturell, technisch…”

Bei Foucault ist das umgekehrt: Das greifen die von Monoma genannten Dimensionen in Körperlichkeit ein, um zu disziplinieren und so nutzbar zu machen und Verhalten zu formen."


und? diese binsenweisheit - die jede/r mensch mit einem funken wahrnehmungsfähigkeit schon selbst in familie, schule etc. selbst erlebt haben dürfte - "sitz jetzt still!" - gehört zwangsläufig zum grundrepertoire jeder herrschaft, weil sie sich nur über die manipulation der körperlichkeit überhaupt durchsetzen kann. am sicht- bzw. nachvollziehbarsten ist das vielleicht am militärischen drill klassischer art, der von vorne bis hinten erklärtermaßen den umbau des rekrutenkörpers zum ziel hat.

aber: was nicht nur foucault meiner meinung nach ausblendet, ist das dialektische verhältnis, welches zwischen gesellschaft und körper besteht. und welches keinesfalls beliebig ist, sondern sozusagen determiniert: die gesellschaftlichen versuche der eingriffe in den körper sind determiniert und begrenzt durch die psychophysischen funktionsgesetze - begrenzt in der hinsicht, dass bei überschreiten der körperlichen möglichkeiten unweigerlich die zerstörung des menschen folgt; und determiniert in der art, dass sich alle manipulationsversuche nur an dafür empfänglichen und vorhandenen psychophysischen "bruchlinien" vollziehen können - ein "hartz-IV"-empfänger bspw. wird sich gegenüber gesellschaftlich induzierten versuchen der beschämung - zwecks produktion eigener minderwertigkeitsgefühle, "kleinhaltung" etc. - mit aller wahrscheinlichkeit umso resistenter zeigen, je mehr seine selbst- und fremdwahrnehmungsfähigkeiten, welche u.a. die basis für ein authentisches selbst-bewusstsein bilden, in seinem leben von den frühesten prägungszugänglichen pränatalen phasen an gefördert oder aber, um es mit theweleit zu sagen, "belebt" worden sind. und "prägungszugänglich" sind wir nicht deshalb, um uns beliebige manipulationen gefallen lassen zu müssen sondern deshalb, weil es unsere sinnvolle biologische ausstattung ist, die in einem mix aus genetischen und sozialen einflüssen dazu dient, in dieser welt nicht überleben, sondern uns bestenfalls voll entfalten zu können - ein experiment der natur, welches genialerweise trotz aller funktionsimmanten determinierungen sozusagen auch offene enden enthält (die leider auch extrem bösartig benutzt und ausgeschlachtet werden können).

die angesprochenen manipulationsversuche können also umso besser greifen, je mehr menschen bereits vorgeschädigt sind - "sollbruchstellen" - und andererseits müssen all diese versuche, wenn sie denn "erfolgreich" aus sicht der macht sein sollen, die möglichen kompensationsversuche des authentischen (primär körperlichen) subjekts berücksichtigen, ja in der logik bestenfalls ebenfalls für sich nutzen, die unweigerlich als determinierte reaktion dann auftreten, wenn ein subjekt an seinen implizit angelegten entfaltungsmöglichkeiten (die im übrigen durchaus begrenzt sind) im leben gehindert wird. alte ratgeber der kindererziehung, wie zb. derjenige der
johanna haarer, welcher für generationen in d-land verheerende folgen hatte, sind gefüllt mit ratschlägen und überlegungen genau zu diesen fragen.

bestenfalls - aus sicht der macht gelingt eine nutzung der kompensationsprozesse dann, wenn das subjekt seiner verdinglichung (denn das ist die determinierte wirkung von gewalt - die verwandlung vom subjekt ins objekt) nicht nur passiv zustimmt, sondern aktiv daran mitwirkt - und das kann nur dann gelingen, wenn eine transformation der bedürfnisse stattgefunden hat, naturgemäß und zwangsläufig ebenfalls ein psychophysischer vorgang. wenn bspw. eine aufgeschlossene neugier für unbekannte und fremde lebensarten sich verwandelt hat in eine angstbesetzte, defensive und abwehrende reaktion, die sich bspw. in spontanen ekelreaktionen beim anblick schwarzer haut äussert (oder meinetwegen auch beim anblick sich knutschender männer). solche reaktionen - und die existieren - verweisen deutlich darauf, dass die form der ideologie bei so ziemlich allen herrschaftsverhältnissen nicht das zentrale ist, der zentrale ort ebenfalls auch nicht "der kopf" (synonym für "bewusstsein"), sondern es sich um eine bestimmte nutzung bestimmter psychophysischer prozesse handelt - rassismus bspw. ist in dieser perspektive ausdruck einer bestimmten neuronalen konfiguration, untrennbar assoziiert mit basalen und primär körperlichen prozesssen.

ich will mit dieser zwangsläufig knappen skizzierung darauf hinaus: es ist meiner meinung nach unzulässig, den körper nur als passives objekt innerhalb von machtverhältnissen zu betrachten (wie es bspw. foucault für mich deutlich betreibt und damit ebenfalls in der westlichen logik verhaftet bleibt, den körper als "fremdes" zu betrachten - derart werden machtverhältnisse weiter reproduziert, ausserdem ist das, wie in früheren beiträgen skizziert, bereits als grundsätzlich ver-rückte, und auch pathologische selbstwahrnehmung zu betrachten), sondern tatsächliche emanzipation muss sich gleichfalls der erwähnten "bruchlinien" bewusst werden und praktiken entwickeln, die kompensationsangebote der macht für die geschädigten subjekte schlicht zu entwerten - und das kann nur mittels aktivierung der für mich implizit in den meisten menschen angelegten tendenz zur vollen authentischen subjektivität erreicht werden, letztlich ließe sich das auch mit dem begriff der gesundung bezeichnen. erst dann wären authentische individualität - und in der folge auch authentische kollektivität - als lebbare und verdammt attraktive lebensformen für die meisten überhaupt erst vorstellbar. aber auch für diese konstellationen brächte es eben die entsprechenden "neuronalen konfigurationen".

und da absehbar ist, was mr darauf wieder entgegnen wird, gleich als anmerkung: wer bei betrachtung der durchweg extrem gewalttätigen sozialen verhältnisse in den menschlichen gesellschaften historisch bis heute diese tatsächlich als "normalität" betrachtet - und das wäre der gegensatz zur "pathologisierung", die ich hier angeblich betreibe -, ist meiner wahrnehmung schwer wahrnehmungsgestört. niemand braucht mehr diese gesellschaft (und damit primär ihre mitglieder) zu pathologisieren, das macht sie tag für tag mittels ihrer praxis selbst deutlich. gewalt in solchen dimensionen führt genauso zwangsläufig zu pathologischen zuständen, wie sie gleichzeitig ausdruck derer ist. das könnte man spätestens dann begreifen, wenn man sich bspw. einmal mit den entsprechenden wissensbereichen wie der psychotraumatologie beschäftigt, oder noch besser, traumatisierten einfach zuhört. und es sich nicht voller vorurteile im elfenbeinturm konstruierter weltbeschreibungen (und nichts anderes ist die postmoderne, die in der zusammenfassung auf etwas hinarbeitet, was sich als totalitäres patchwork bezeichnen ließe) gemütlich macht, um von dort zu krähen "versteh ich nicht, will ich nicht, ist doof"

btw: was ich unter "authentizität" verstehe, ist durchaus in verschiedenen beiträgen - v.a. unter der rubrik basis - im blog nachzulesen.

weiter:

"Wer eine Tanzschule in den 50er Jahre besucht hat, wird dem expressiven Auseinandertanzen der 60er Jahre sehr dankbar gewesen sein. Da hat sich schon eine – letztlich kompensatorische – Revolution ereignet bei jenen, die mitzogen: Von der Dressur hin zu einem breiterem Körperspektrum. Das kann man dann wieder geißeln als Amüsement, das doch nur dazu dient, am nächsten Tag im Job zu funktionieren. Aber warum soll man noch abends in der Disco traurig sein und sich im eigenen Körper schlecht fühlen? Die Maximierung von Leid zu fordern, um die Revolution zu ermöglichen, meine Programmatik ist das nicht …"

soll das jetzt ein beispiel für das propagierte "sich selbst neu erfinden" sein? streiche ich das er vor "finden", so wird der satz wahrer - denn eher geht es hier um eine wiederfinden von potenziell vorhandenen optionen. es gibt tatsächlich auch leute, die mangels rhytmusgefühls o.ä. tatsächlich nicht tanzen können, die können dann auch nix finden. aber womöglich empfinden sie zb. einen gewissen sozialen anpassungsdruck, der sie kompensatorisch dazu zwingt, etwas ädaquates zu erfinden - sich einen scheinbaren ausweg zu konstruieren.

und klar sind das zwei seiten einer medaille - die macht "ist schlau" genug, kompensatorische nischen zu gewähren - einerseits aus zwang, weil in den eher moderneren herrschaftsverhältnissen die offene sklaverei bis zum zusammenbruch zumindest in den westlichen gesellschaften dann doch eher verpönt ist, und dementsprechend regenrations- und reproduktionsphasen eingeräumt werden müssen. zum anderen aber aus einsicht, dass kompensatorische belohnungen durchaus der engeren anbindung dienen können.

"Der Umgang mit Bedürfnissen ist natürlich zentral für Kultur und Gesellschaft. Wüßte jetzt auch nicht, wer das abgestritten hätte. Problem ist, wenn die Humanwissenschaften anfangen, den Leuten erzählen zu wollen, was denn ihr WAHREN Bedürfnisse seien. Das kann immer noch jeder selbst am besten beurteilen und aussprechen, sonst macht man das, was diese Forscher machten,die den Hartz IV-Satz auf 213 Euro runter rechneten."

na schön - "ich habe das dringende bedürfnis, heute abend schwule klatschen zu gehen"

mittels des verzichts auf die fundamentale unterscheidung von wahr und falsch manövriert sich mr hier in eine position hinein, in der er ganz am ende dazu gezwungen ist, zu formen einer objektivistischen moral - "das gehört sich aber nicht, weil böse und menschenverachtend" - zuflucht zu nehmen (die im übirgen noch nie jemand wirklich überzeugen konnte). ich räume durchaus ein, dass jemand, der den oben beschriebenen satz sagt, das durchaus selbst als "authentisch" empfinden könnte - bloß ist die - im ganzen, oder besser: bis in die letzte konsequenz betrachtete - dysfunktionalität der destruktiven aggressivität, welche am ende in irgendwelchen direkten oder indirekten formen, wenn auch über verschlungene und nicht ganz leicht zu verstehende umwege, den täter erreicht, ein starkes indiz dafür, dass es sich hier keinesfalls um authentizität handelt, sondern um den ausdruck einer bereits gestörten psychophysischen konfiguration, die entprechend verschobene bedürfnisse produziert. die beschriebene dysfunktionalität auch für die jeweils aktiven, die anscheinend und isoliert betrachtet zunächst tatsächlich von ihrem verhalten zu profitieren scheinen, wird dann deutlicher, wenn man sich bspw. die ökologischen folgen des konsums von allem möglichen scheißdreck betrachtet, die irgendwann, früher oder später, aber mit unabwendbarer sicherheit jeden konsumenten in seinem leben wie ein boomerang erreichen und schlimmstenfalls auch niederstrecken werden.

die "kritik der bedürfnisse" - da gab´s auch schon mal wesentlich weiterreichende erkenntnisse in der linken, die im zuge der "postmoderne" über bord gegangen sind - ist nicht nur legitm, sondern dringend nötig. ganz recht: "anything goes" ist genau die parole, die in die tonne gehört.

"2.) Wahrnehmung:

Hier fängt der Dissens an, aber auch das nicht so totalisiert, wie manche das gerne hätten. Ich denke, man muss die Postmoderne im Rahmen des “linguistic Turn” in seiner de Saussureschen Variante verstehen; und die Einsicht, dass Sprache sinnliche Wahrnehmungen beeinflusst, die ist unhintergehbar. Und Sprache ist Subjektivität vorgängig. Mich ALS Subjekt kann ich nur begreifen, wenn ich auf das Bedeutungsrepertoire der Alltagssprache zurück greife, sonst vegetiere ich nur.

Das ist gerade KEIN Sprachidealismus, weil die These nicht besagt, dass es nur Sprache gäbe oder die Welt sprachlich verfasst sei. Man kommt nur nicht umhin, sie mit zu analysieren, wenn man Weltbezüge untersucht."


"Man kommt nur nicht umhin, sie mit zu analysieren, wenn man Weltbezüge untersucht." arggh. ja, mit zu analysieren, meinetwegen. aber was um alles in der welt hat diese reduktion - übrigend eine, die typisch für die art der westlich-instrumentellen rationalität des objektivistischen typs ist - mit den angesprochenen wahrnehmungsoptionen des körpers zu tun? es gibt derart viel neben- und vorsprachliche kommunikation (so lässt sich bspw. mittels entsprechender bildaufzeichnungen zeigen, dass jeder sprachlichen kommunikation im realen leben unmittelbar - im spektrum von mikrosekunden - eine körperliche kommunikation mittels nicht bewusst wahrnehmbarer bewegungsmuster durch muskuläre reaktionen u.ä. zwischen den sprechenden vorausgeht - wenn Sie mit jemanden "face to face" reden, so kommunizieren Sie permanent auf mehreren ebenen, von denen uns nur die verbale sprache, mimik und wahrnehmbare körpersprache überhaupt direkt zugänglich sind; die letzteren dazu bereits im regelfall nur stark eingeschränkt in dem sinne, dass man schon die aufmerksamkeit darauf focussieren muss, um diese kommunikation "bewusst" mitzubekommen). die körper führen in gewissem sinne jeweils auch ein autonomes gespräch, dessen inhalte mitunter stark von der verbalen kommunikation abweichen können, was zu den den meisten von uns bekannten grundsätzlichen irritationen und verwirrungen in gesprächen entscheidend beitragen dürfte.

dazu: auch schweigen kann voll von botschaften sein, eine berührung voller information. ich bin mir wirklich nicht sicher, ob die focussierung auf die verbale sprache nicht eine typische folge der bevorzugung der optik bzw. chronischen überlastung der augen sowie der uns immanenten objektivistischen abstraktionsfähigkeiten darstellt.

genau aus diesem grund verweise ich auch nochmal auf den beginn dieses beitrags - da die "postmoderne" und der konstruktivismus in ihren konsequenzen auch daraus hinauslaufen, keinerlei unterschiede zwischen authentischer realität und virtuellen/simulierten "realitäten" mehr machen zu wollen / zu können, müssen sie zwangsläufig auch gesprochene und textsprache in den focus stellen, weil die anderen - primär körperlich basierten kommunikationskanäle - innerhalb dieser reduktionistischen "realitäten" nicht mehr existieren. die behauptung von "empathie" in diesem kontext ist wie schon dargelegt schlicht absurd bis lächerlich, weil alle bedingungen für authentische empathie - die der realen körperlichen präsenz bedarf - hier einfach nicht vorhanden sind. und nein, "sprachidealimus" ist das tatsächlich nicht - eher ein gewaltiger blinder fleck.

"Zum Begriff der Krankheit:

Es ist klar, dass ein Aphasiker nicht sprechen und ein Spastiker nicht laufen kann. Aphasie war immer ein großes Thema für die postmodernen Denker. Aber macht es Snn, bei Blinden und Gelähmten nun die Krankheit in den Mittelpunkt zu stellen? Da entstehen oft gerade Fähigkeiten, die toppen können, was ich so kann. Wiederum übersehe man nicht das PRODUKTIVE, also den KREATIVEN UMGANG MIT, aber selbstverständlich auch nicht die Möglichkeit von Leid. Natürlich leide ich darunter, wenn ich keine Beine habe. Ich habe vor nix mehr Angst als vor Parkinson oder Multipler Sklerose, deshalb rauche ich so viel, ich hoffe darauf, dass mich der Herzinfarkt vorher erwischt."


aus dem ersten satz lässt sich ein schluß ziehen, der mr sicher nicht passen wird: nämlich den, dass es tatsächlich so etwas wie eine art "norm", eine messlatte für das geben könnte, was sich als gesundes menschliches leben bezeichnen lässt - unser u.a. genetisch determinierter "bauplan" sieht im normalfall eben die existenz von zwei beinen und der sprachfähigkeit vor, und das störungsbedingte (worunter auch unfälle etc. fallen können) nichtvorhandensein oder der wegfall solcher und anderer fähigkeiten stellen einen tiefgreifenden einschnitt in das leben dar. die im zuge einer falsch verstandenen "political correctness" sowie ebenfalls unter (de-)kontruktivistischen einflüssen stattgefundene umbenennung bspw. von körperlicher oder geistiger behinderung in der terminus "menschen mit handicap" ist in der hinsicht typisch: mittels quasi sprachmagischer rituale wird hier eben keinesfalls der realen gesellschaftlichen situation von behinderten menschen rechnung gezollt, die sich nur durch entprechende handfeste und finanzielle verbesserungen der versorgung, der pflege etc. auch tatsächlich real verbessern ließe, nein - es wird ein absurdes konstrukt bzw. eine simulation von nicht vorhandener quasinormalität aufgebaut, welches die reale behinderung, die realen unterschiede, die daraus folgen, sowie auch die realen prozesse der trauer bei den betroffenen - über verpasste und nicht (mehr) vorhandene möglichkeiten bspw. - in ein schemenhaftes "ihr seid eigentlich so wie wir" umkonstruiert. was gleich in mehrfacher hinsicht regelrecht verräterisch ist: einmal wird die tabuisierung von krankheit und tod in dieser gesellschaft fortgeführt; zweitens werden reale grenzen und die existenz irreversibler zustände geleugnet - nicht alles ist machbar, nicht alles hat ein happy end - eine einsicht, die für die westliche kultur immer noch eine art schwerer narzisstischer kränkung darstellt. drittens: doch, krankheiten können reale unterschiede konstituieren - gehen Sie hin und fordern Sie einen rollifahrer zu einem hundert-meter-lauf auf, spätestens dann sollte das klar sein.

wer über den letzten satz empört ist: Sie könnten auch mir ein paar handlungsvorschläge machen, die sich im weitesten sinne um bestimmte formen menschlicher beziehungen drehen - und ich müsste einräumen, hier trotz einiger hart erarbeiteter zusätzlicher optionen in den gemeinten bereichen trotzdem irreversible und nicht nachzuholende verluste und defizite erlitten zu haben, die mich teils jahrelang massiv negativ beeinflusst, wütend und später traurig gemacht haben. meiner biographie, der familiengeschichte und im weitesten sinne unserer miesen historie incl. wk2 gschuldet - aber das kann ich nur in letzter hinsicht akzeptieren, wenn ich die daraus folgenden - und mir gesetzten endgültigen grenzen - akzeptiere. auch hier wieder: "anything goes" ist ein satz aus rosaroten märchenländern, aber nicht aus der authentischen realität.

btw: ich vermute ja hinsichtlich meiner bemerkungen zur westlichen philosophie generell aus den letzten beiträgen, dass diese angesprochene narzisstische kränkung bei den diversen philosophenmännern für die art ihrer konstrukte im hintergrund ebenfalls eine nicht unwesentliche rolle spielt.

weiter: die möglichkeit des kreativen umgangs mit behinderungen/störungen jeglicher art übersehe ich keinesfalls; das sind nämlich bspw. genau die kompensationen, die beim wegfall authentischer wahrnehmungsfähigkeiten bei psychophysischen behinderungen und krankheiten in form der konstruktionen des objektivistischen modus zb. bei soziopathen für ihre chamäleongleiche fähigkeit der mimikry innerhalb alltäglicher gesellschaftlicher strukturen sorgen, hier sei auf die basisbeiträge autismus und als-ob-persönlichekietn verwiesen. oder auch die von oliver sacks geschilderte frau mit störung ihrer propriozeptiven wahrnehmung im basisbeitrag zu pränatalen traumata. das finde ich aus einer gewissen hinsicht alles durchaus geniale lösungswege zwecks überlebens unserer psychophysischen struktur, andererseits haben die eben auch durchaus gerade im "psychischen" bereich teils fatale wirkungen, und zwar im extremfall eben nicht für die betroffenen selbst, sondern für ihre umwelt.

ebenfalls interessant ist an dieser stelle der hinweis auf die seitens mr erste relevante weglassung eines zentralen teils meiner argumentationen aus dem vorherigen beitrag - nämlich diesen:

"zwar mögen viele durchaus den gedankengang verfolgen können, dass bspw. eine "klassische" - also durch exogene erreger verursachte - seuche ganze gesellschaften in ihrem entwicklungsweg entscheidend beeinflussen konnte (siehe zb. die mittelalterliche pest mit all ihren spätwirkungen im sozialen leben), aber bei den sog. "psychischen" (= psychophysischen) störungen / krankheiten sieht das dann eher so aus, wie ich es früher einmal so umrissen hatte:(...)

diesen gedankengang nämlich weiterzuführen, bedeutet in konsequenz, die ganz reale möglichkeit dafür zu untersuchen und ins auge zu fassen, dass auch die inzwischen durchaus als epidemisch zu bezeichnende verbreitung der sog. "psychischen" (psychophysischen) krankheiten und störungen genau wie die großen seuchen der vergangenheit auf ihre ganz spezifische art und weise massiv in gesellschaftliche entwicklungen (wie sie auch ihr produkt darstellen) eingreifen können - ich habe im blog schon en paar reale beispiele dafür dokumentiert; die vielleicht eindrücklichste, wenn auch leider längst nicht einzige geschichte dieser art stellt aktuell immer noch der
israelisch-palästinensische konflikt. von den gleichfalls zu besichtigenden langzeitfolgen (über generationen) in allen gesellschaften mit kriegs- und/oder diktaturerfahrungen war ebenfalls schon öfter die rede.

damit müsste sich mr aber wieder in die niederungen der verpönten "psycho-diskurse" begeben - so ein ärger.

4.) “gerade bei den psychophysischen störungen gibt es nicht erst seit foucault die tendenz, hier von einer umfassenden gesellschaftlichen konstruktion auszugehen, mittels derer viele störungen überhaupt erst geschaffen werden.”

Das ist so nicht richtig. Es sind ja REALITÄTEN, die da geschaffen werden, nicht Konstruktionen. Und man muss schon hinlesen, was er konkret untersucht, die große These geht bei dem gar nicht. In “Sexualität und Wahrheit” sind Angriffpunkte der Psychoterroristen die “hysterische Frau”, der “Homosexuelle”, das masturbierende Kind – zum Beispiel. Das wird behauptet als das Anormale, dass sich der Funktion entzieht, für Bevölkerungswachstum in Zeiten der frühen Industrialsierung zu sorgen. Und diese dysfunktionalen Lüste werden dann einer Therapie unterzogen. Was er analyisert, ist dann nicht die Praxis des Wichsens, sondern den Wissensdiskurs, die sich da herum ranken und Therapien ersinnen, ganze Theorien entwickeln, was denn das für ein Wesen sei, “der Homosexuelle” – und das ist GESELLSCHAFTLICHE REALITÄT, das wirkt. Die Kellogschen Folterapparate, um Kinder von der Masturbation abzuhalten, die gehören da mit rein, und die machen was aus den Kindern.Nicht nur im Sinne der Repression, sondern sie produzieren ein bestimmtes Verhalten."


nein. es sind einerseits zunächst tatsächlich konstruktionen (hier in form diagnostischer modelle), welche gerade reale gesellschaftliche realitäten verdecke (oder besser: mittels simulationen ersetzen) sollen - das beispiel der
hysterie ist dafür tatsächlich ganz gut geeignet, um das aufzuzeigen (genauso wie ich borderline auch heute mindestens teilweise als vertuschungsdiagnose eingesetzt sehe). konkret am beispiel: es wird eine konstruierte "realität" (der "hysterischen", als solche quasi geborenen frau) simuliert, um dann mittels definitorischer und auch institutioneller/administrativer macht diese simulation in der realität zu verankern. bloß, und hier komme ich wieder auf die oben erwähnten auslassung foucaults zurück: er übersieht, dass sich konstruktionen/simulationen immer auf reale aspekte oder auch fragmente der realität beziehen müssen; das hängt mit der art und weise ihrer struktur und noch mehr mit ihrem produktionsort in der menschlichen struktur zusammen. die symptome der hysterie waren real, hatten einen realen ursprung und verursachten reales leid - sie waren tatsächlich authentisch real, während die umdeutung mittels konstruktion das eben nicht war.

und eine versuchte de-konstruktion bei diesem beispiel landet nach den prämissen der "postmoderne" dann eben zwangsläufig bei der behauptung, es gäbe so etwas wie die hysterie tatsächlich im ganzen nicht - und das ist in der form nicht nur falsch, sondern geradezu eine realitätswidrige leugung.

dazu sehe ich die beispiel der homosexualität sowie der masturbation grundsätzlich als qualitativ anderes, weil es dabei nicht um tatsächlich pathologische zustände geht, sondern um die konstruktion solcher. bezgl. der kinder sehe ich das als teil der üblichen traumatischen "erziehungspraktiken", und mr denkt an der stelle wieder nicht zuende, wenn er zwar von realität spricht und von wirkung, aber es unterlässt, auf die ebenen dieser wirkung hinzuweisen, die eben wieder primär körperlich sind. und rückwirken auf die realität, in sehr handfester und materieller form, und genau die folgen erzeugen, die er partout nicht sehen will.

bezgl. der foucaulschen analyse der konstruktion des "pathologischen" homosexuellen habe ich hingegen keine einwände, das finde ich selbst plausibel - allerdings sehe ich auch nicht wirklich die verbindung zum thema, welches aus meiner sicht die "postmoderne" ist.

"Und so entsteht ein “Bild” von “Die Sexualität” – über die Analyse der Abweichung vom reproduktiven Genitalsex zwischen so genannten “Heterosexuellen”. Diese “Bilder” konstruieren, was dann einer “Eigentlichkeit” und “Gesundheit” entgegen stünde – das ist unsere geteilte Realität, keine Konstruktion."

heterosexualität als bloße tatsache mit "gesundheit" zu assoziieren, ist tatsächlich quatsch. soweit konsens. jetzt kommen wir aber zu einem punkt, der eine unüberbrückbare kluft darstellt: jeder schwule und jede lesbe ist das produkt von heterosexualität. diese einfache tatsache sollte endlich einfach registriert werden, und der ständige versuch, sie mittels absurder konstruktionen quasi um die ecke aus der welt zu schaffen, dürfte nicht unmaßgeblich dazu beitragen, dass viele leute - nicht nur sog. "normalos" - von bestimmten diskursen der schwul-lesbischen szene untergründig ständig genervt sind. bezgl. der reproduktion unserer spezies ist heterosexualität tatsächlich die norm. das ist so, darüber lässt sich nicht diskutieren. alles andere ist freigestellt, aber der versuch, diese norm als quasi repressive konstruktion darzustellen, ist schlicht und einfach albern.

"Was dann später über Wowereit und Westerwelle beschrieben wird, bewegt sich in diesem Paradigma – dass also ERST die “sexuelle” Praxis da ist, und von der leitet man dann generell Verhalten ab. Und nicht etwa davon, ob sie zum Frühstück lieber Rühreier oder Spiegelei essen. Da bewegt sich Monoma dann wieder klar in einem Stigamtsierungsparadigma; könnte ja sein, dass deren sonstiges Verhalten gar nix mit dem zu tun hat, wen sie poppen oder von wem sie gepoppt werden."

wieder unterstellungen: natürlich ist es mir egal, ob hetero- oder homo oder sonstwas (etwas anderes stellen mögliche praktiken dar; sm betrachte ich bspw. bei angehörigen der "eliten" als durchaus aufschlussreich und relevant). anscheinend hat mr nicht begriffen, dass ich hier das verhalten vieler schwuler beschreibe, die die erwähnte karrieremöglichkeiten mit den benannten vertretern offensichtlich als beleg dafür begreifen, endlich innerhalb des systems "anerkannt" zu sein (und die auch nix anderes möchten, weil sie sich primär eben als schwule - und nichts weiter - begreifen). das dürfte eher unter selbststigmatisierung fallen.

ich überspringe ein paar sätze, um dann zu etwas ganz zentralem zu kommen:

"All das ist aber kein Votum gegen einen Begriff von Wahrheit; wir haben zu dieser nur keinen direkten, außersprachlichen Zugang. Deswegen schmecke, sehe und höre ich natürlich trotzdem, aber DASS ich höre, das ist bereits ein Satz. Der jedoch ohne Sinnlichkeit auch nicht formulierbar wäre. Es gibt da keine Verleugnung des Körpers.

Aber auch nicht “das Authentische”. In der Tat räumt die Postmoderne mit allen Entfremdungsfiguren auf. Wenn man Körper und mein Körpergefühl in den Disziplinen geformt wurde, dann IST das mein Körpergefühl, dem ich jedoch ein ANDERES Köprergefühl entgegen setz kann – das meine ich ja mit “Mich neu erfinden”: Durch die Praxis des zu Michael Jackson Tanzens kann ich wieder Souverän meiner Körperlichkeit werden, die in Sportunterricht,wo ich nicht so dolle war, in ANDERER HINSICHT GEPRÄGT WURDE. Das war dann aber nix, was einen Ursprung irgendwie überwölbt hätte, das war MEINE Tapsigkeit, und ich WAR diese Tapsigkeit."


"wir haben zu dieser nur keinen direkten, außersprachlichen Zugang." falsch. warum, ergibt sich aus dem, was ich weiter oben bezgl. der sprache geschrieben habe. im übrigen steckt in der behauptung implizit die verleugnung des körpers.

"Wenn man Körper und mein Körpergefühl in den Disziplinen geformt wurde, dann IST das mein Körpergefühl, dem ich jedoch ein ANDERES Köprergefühl entgegen setz kann – das meine ich ja mit “Mich neu erfinden”: Durch die Praxis des zu Michael Jackson Tanzens kann ich wieder Souverän meiner Körperlichkeit werden, die in Sportunterricht,wo ich nicht so dolle war, in ANDERER HINSICHT GEPRÄGT WURDE. Das war dann aber nix, was einen Ursprung irgendwie überwölbt hätte, das war MEINE Tapsigkeit, und ich WAR diese Tapsigkeit."

und das ist geradezu paradigmatisch für den größenwahn, der implizit ebenfalls in der "postmoderne" steckt und der die realität unserer körperlichen grenzen und der psychophysischen gesetze, in derem rahmen wir uns bewegen, schlicht ignoriert und als nicht existent leugnet.

1. wenn mein körper/körpergefühl repressiv geformt wurde, dann ist das zwar einerseits mein aktuelles, jedoch gleichzeitig verzerrtes körpergefühl. das kann gar nicht anders sein, weil sich die repression - wie weiter oben geschrieben - an vorhandenen bruchlinien innerhalb der psychophysis orientieren und agieren muss. repressive manipulationen, schlimmstenfalls schwerer traumatischer art, äußern sich grundsätzlich in symptomen, d.h. ausdrücken von funktionsstörungen innerhalb des eigentlich vorgesehenen, letzten endes per biologie angelegten funktionierens des körpers. ständige einschüchterungen bspw. können sich in einer bestimmten körperlichen haltung materialisieren - hochgezogenen schultern und angespannten nacken - , die sich dann durch den verlust der muskulären flexibilität, bedingt durch die ständige fixierung in einer einzigen position, chronifiziert. folge sind dann zb. hübsche kopfschmerzen. alles das ist eine behinderung ursprünglichen körpergefühls. welche - um bei diesem beispiel zu bleiben - schlimmstenfalls seit der frühzeit der kindheit existiert, und dann natürlich die gesamte (selbst)wahrnehmung und auch das selbstgefühl prägt. und natürlich ist das dann ein entfremdetes körpergefühl, und zwar entfremdet per behinderung der möglichen ungehinderten funktion.

soll ich wirklich alle möglichen symptome derart auf ihre möglichen ursprünge zurückführen? gerade im bereich der psychophysischen störungen erzählen symptome ganze geschichten, und wer sich auch nur etwas mit körpertherapeutischen verfahren auskennt, wird die beeindruckenden momente kennen, wenn bspw. teils jahrzehntalte in chronischer muskulärer verspannung befindliche formationen sich lösen und dabei nicht selten auch flashbackartige innere bilder der ursprungssituation der verspannung freisetzen - unbeschreibliche gefühle der erleichterung und befreiung bei gleichzeitigem teils schockartigem wiedergewinn ureigener authentischer körperlichkeit. ich weiß schon, warum ich vor über einem jahrzehnt in vielen diskussionen begonnen habe (noch vor meinen eigenen körpertherapeutischen erfahrungen), reich gegenüber foucault vorzuziehen - der erstere war trotz aller irrungen und bizarren abwege schon auf der richtigen spur.

2. bei den derart körperlich verankerten verzerrungen gibt´s kein einfaches "neu erfinden", schon gar nicht ist das per kopf und alleine möglich. hier gibt es eher das wieder - oder schlimmstenfalls auch das erstmalige - finden der eigenen authentischen körperlichkeit, die gleichbedeutend ist mit der aufhebung der entfremdung, und das ist meiner erfahrung ein prozess, den kaum jemand alleine schafft. und da hilft auch kein noch so toller groove - der kann höchstens erste ahnungen von den unterdrückten optionen schaffen, die da begraben sind.

gerade die veränderungen und verhaltensweisen des körpers in phasen der krankheit machen sehr wohl deutlich, dass es etwas wie eine authentische körperlichkeit, die ich mit mit dem begriff der gesundheit im sinne eines ständigen dynamischen prozesses gleichsetzen würde, in der realität gibt.

wenn man die behauptungen des mr mal etwas umformuliert, wird ihre entsetzliche sinnleere deutlich:

"wenn `mein körper´ (übrigens ist das schon eine verräterische sprachfigur) krebs hat, dann ist das mein körpergefühl, dem ich jedoch ein anderes körpergefühl entgegensetzen kann" - abber sischer. eine der leichtesten übungen für den postmodernen.

und nein, es zählt auch nicht der einwand, die behauptungen würden ja nur für spezifische gesellschaftliche prozesse und situationen gelten - mr formuliert das als grundsätzliches, was dann auch für extreme psychophysische zustände gelten müsste. das aber wird durch die alltägliche praktische erfahrung ständig widerlegt.

übrigens scheint mr auch nicht damit vertraut zu sein, dass kinder im regelfalle einen ganz natürlichen bewegungsdrang haben, der kombiniert mit der kindlichen flexibilität des bewegungsapparates zu jener fließenden und spielerisch leichten anmut selbst der banalsten bewegungen bei kindern führt, die ich heute als mittvierziger mit etwas schmerzhaftem neid nur bewúndern kann. und natürlich wird dieser ursprung durch entsprechende repressive prägungen verdrängt und überdeckt - die anscheinend vorhandene zuschreibung der "tapsigkeit" - ein konstrukt - ist von mr bedauerlicherweise erfolgreich internalisiert worden. interessanterweise ergibt das beim vergleich mit entsprechenden internalisierungen zb. von erwerbslosen ein ähnliches muster: "ich bin faul - das hat mir niemand erzählt, sondern das ist meine faulheit, die auch nicht irgendeinen ursprung überdeckt" - nein, und ganz sicher auch nicht bspw. den, der darin liegen könnte, sich mittels bestenfalls selbstbestimmter arbeit irgendwie sowohl ernähren zu können als auch sinnstiftende befriedigung zu finden (halte ich ebenfalls für einen teil unserer natürlichen grundausstattung), daran aber per überflüssigkeit innerhalb der kapitalistischen ökonomie existenziell bedeutsam gehindert zu werden. aber "ich bin natürlich faul".

*

ich mache hier mal einen cut, weil ich tatsächlich keinerlei lust mehr dazu habe, mich mit dieser ungenießbaren mixtur aus zusammengesampelten philosophischen versatzstücken und beleidigenden unterstellungen - "...das ist dann Stalinismus." / "...und will so asoziale Elemente wie Schwule, Arbeitslose, Intellektuelle etc. rauswerfen, weil die angeblich zersetzen. Diesen Unterton spielt ja monoma die ganze Zeit auf seiner Diskurs-Klaviatur." / "Dummdreistigkeit und herrenmenschlichen Überheblichkeit" etc. - weiter zu beschäftigen. die frechheiten des mr - der keinerlei schimmer von mir und meiner politischen biographie hat - lassen sich eher unter der rubrik "getroffene hunde bellen" zusammenfassen, und mit dem fazit soll´s denn auch genug sein. don´t waste my time. alle interessierten haben zumindest aus meiner sicht die möglichkeit, sich hier selbst ein urteil zu bilden.

ach, eins zum schluß - als verweis auf den ursprung des ganzen - dann doch noch:


"Denn sowohl Coca Cola als auch Michael Jackson waren schon vor zwanzig Jahren wohl das einzige und global bekannteste westliche Produkt, das auf jedem Fleck der Erde jeder kannte."

darüber lohnt sich dann das genauere nachdenken wieder.

Freitag, 10. Juli 2009

grundsätzliches (nicht nur zur "postmoderne") (2)

(zum ersten teil)

*

5. die "postmoderne" enthält unübersehbar den katastrophalen und folgenschweren grundfehler der allermeisten westlichen philosophischen ansätze, sie beruht nicht nur auf ihm, sondern setzt ihn konsequenterweise fort.

und zu diesem punkt kann ich mich zunächst
wiederholen...

(...)"das der begriff der wahrheit tatsächlich zur rechtfertigung von und für destruktive fiktionen benutzt wird und wurde, macht ihn deswegen absolut nicht überflüssig. wie üblich in den bekannten westlichen philosophischen strömungen, wird schlicht ihre eigene - und wichtigste - voraussetzung vergessen: sie stammen alle aus einer kultur mit verbreiteten traumatischen sozialstrukturen, die sie unreflektiert wiederspiegeln. die real nicht begründbare dominanz, die sie allesamt dem "geistigen" (aka objektivistischen) teil des menschen zusprechen, ist bereits teil einer traumainduzierten strukturellen fragmentierung auch und gerade bei denjenigen, die solche konstrukte entwickeln. sie tun das aus ihrer eigenen - bereits geschädigten - wahrnehmung heraus und setzen die ergebnisse dann als generelles und absolutes.

damit verbunden ist regelmäßig und zwangsläufig die verleugnung des körpers (wobei diese nicht platt wie bspw. im christentum [fiktion religiösen typs], sondern subtiler stattfindet - körperliche vorgänge gerade in sozialen beziehungen werden hier grundsätzlich als manipulierbar verstanden, eine konstellation, die nur bei einer bereits vorhandenen opposition [virtuelles] "geistiges ich" vs. körper überhaupt möglich ist) und der in ihm basierten möglichkeiten der authentischen wahrnehmung, auf der jede authentische - d.h. vollständige und auch gesunde - menschliche identität beruht. die durch die traditionellen erziehungspraktiken verhinderte bzw. gestörte entwicklung dieses identitätsgefühls führt zwangsläufig zu kompensationsversuchen in form von fiktionen und konstruktionen - zu als-ob-realitäten bzw. virtuellen simulationen."(...)


...um dann mit einem längeren zitat von klaus theweleit zu einer auffälligen eigen- oder besser: unart - der westlichen philosophen den bogen weiter zu spannen. er greift dazu eine aussage von peter sloterdijk aus dem jahr 1993 auf, in der dieser das "älteste Aktionsmuster der Menschheit" beschreibt, welches für ihn "der historische Moment (ist), in dem ein flüchtendes (Affen-) Wesen in seinem Lauf einhält, sich umdreht, sich zum Gegenangreifer transformiert und einen Gegenstand, Ast oder Stein, auf seinen Verfolger wirft. Sloterdijk:`Man könnte geradezu von der Geburt des Menschen aus dem Geist des Gegenangriffs sprechen. Am Anfang war die Gegengewalt - das heißt die Gewaltflucht, die durch Würfe Grenzen in den Raum zieht.´"

theweleit weiter:

"Wirklich? Er hätte doch auch sagen können, der Kreis der Werfer schützt das Paar, das, in seiner Mitte, abgeschirmt, für den Nachwuchs sorgt... und daraus dann die Menschwerdung, die Hominisation, mit der sie es dauernd haben, die Philosophen: Wo entsprang `der Mensch´, eine ihrer Haupt- und Lieblingsfragen, mit der sie nie zu Ende kommen, weil sie die zutreffende Antwort partout nicht geben wollen: aus einer Mutter.(...)

Selbst ein feministisch nicht ungewitzter Mensch wie Sloterdijk liefert uns ein Modell von der `Geburt des Menschen´, ein Weltgeburtsmodell, das ganz ohne Frauen auskommt. Er begnügt sich damit, die Philosophen von Hegel bis Heidegger zu übermuttern,die `den Menschen´ als Sich-Selbst-Entwerfenden sehen (...)"


was hat das zu bedeuten?

"Es ist nicht ganz leicht zu sehen, was da vor sich geht: Ich habe lange gebraucht zu begreifen, daß dieser Ausschluß der Frauen aus der Weltgeburtsarbeit auch in der Philosophie tatsächlich eine ihrer entscheidenden Grundvoraussetzungen ist, ihr Basisopfer sozusagen... und noch länger gebraucht, daß Philosophen oder Menschen, die sich für solche halten, in der Regel nicht in der Lage sind, diesen Grundmangel überhaupt als Mangel zu erkennen... sie denken tatsächlich, sie denken (wo sie doch bloß die Frauen weglassen)... sie machen das nicht mit Absicht... es ist ein echter blinder Fleck. Spricht man einen der Denk- oder Wissenschaftsherren auf diesen Mangel an, stellt man fest: Sie verstehen einen meist überhaupt nicht, sie wissen gar nicht, was gemeint ist, und wenn sie es doch zu verstehen meinen, halten sie es für einen Witz... ja gut, die Frauen, die Mütter... richtig... aber keine philosophische Kategorie... keine Kategorie der Erkenntnis... die gehören doch nicht hierher.

Und bleibt man etwa dabei, daß sie doch hierher gehören und zwar gerade hierher, wird man in ihren Augen zu einem denkunfähigen Wesen... man kann geradezu sehen, wie man sich in ihrem Gesichtsausdruck, einer institutionellen Maske, zu einem Flachkopf verwandelt... zu einer Art Frau, die keine Ahnung hat von den Geheimnissen des männlich/philosophischen Diskurses... sie denken tatsächlich, da ist ein Geheimnis, hinter das sie kommen müssen mit ihren Gedanken. Die meisten philosophischen (wie auch religiösen) Gedanken dieser Art bestehen aber ganz schlicht aus der Tatsache, die Mutter gestrichen zu haben aus der Geburt."(...)

(klaus theweleit, "das land, das ausland heißt"; dtv, münchen 1995; isbn 3-423-30449-9; s. 45 - 46)


patriarchale philosophen also? jein, weil auch definiert werden müsste, was hier eigentlich gesellschaftlich so als "männlich" gilt - j. erik mertz dazu:

"Der patriarchalische Mann der spätmodernen Gesellschaft ist gar kein authentischer Mann, sondern ein Beziehungswesen männlichen Geschlechts, das sich als solches weitgehend negiert: Seine vermeintliche `Männlichkeit´ verdankt sich einem geschlechtsneutralen, anonymen und mechanistisch-toten Objektiv. (...)

Eine Emanzipation, die sich des (...) autistischen Objektivs bedient, ist keine Emanzipation, sondern Anti-Emanzipation. Das lässt sich an jenen Menschen demonstrieren, die sich schon emanzipiert haben. Der simulationsfähige Autist ist vollkommen emanzipiert. Diese vollkommene Emanzipation ist aber zugleich auch immer eine Emanzipation von der authentischen Welt, eine Befreiung von der menschlichen Substanz, die eine (authentisch) beziehungskulturelle ist. Niemand kann sich wirklich von dieser Beziehungskultur emanzipieren, ohne wahnsinnig zu werden, und alle, weibliche und männliche Beziehungswesen, gehen durch die (v.a. pränatale) Schule der Mütter. Darüber kann man nicht diskutieren, das ist so, ob es einem nun passt oder nicht.

Die einzig reale Negation dieser stark weiblich betonten Beziehungskultur wird nicht von der männlichen Position repräsentiert (die ist ein leicht unterprivilegierter, dennoch integraler Bestandteil dieser Kultur, sondern von der ungeschlechtlichen (...), beziehungs-exzentrischen (autistischen) und mechanistisch-toten Position der Objektivität, die absolut nichts Männliches an sich hat."(...)

(j.e. mertz, "borderline..."; siehe literaturliste, s. 256/257)


ich versuche mal, diese zugegeben für viele vermutlich nicht leicht nachvollziehbaren weiten sprünge zusammenzufassen:

- die geschichte der menschlichen gesellschaften ist selbst global gesehen nicht nur von naturkatastrophen, krankheiten und allerlei anderen unbilden des lebens geprägt, sondern v.a. von sozialer gewalt, nicht nur, aber vor allem
gegen kinder

- als eine bis heute weit verbreitete folge dieser gewalt entstehen u.a. zunächst individuelle, in folge dann auch kollektive, traumatische strukturen, die sich v.a. in formen von dissoziation und - als kompensationsversuch zwecks überlebens - in einer dominanz dessen ausdrücken, was ich in anlehnung an das modell von mertz als
objektivistischen modus bezeichne

- die art der "objektivität", die durch diesen modus (für den nebenbei gesagt durch ein modell des neurowissenschaftlers antonio damasio erste hinweise auf entsprechende strukturen im gehirn vorliegen - damasio spricht in seinem buch "descartes´ irrtum" tatsächlich von als-ob-schleifen, mit denen er spezielle bewusstseinsinterne simulationen assoziiert) produziert wird, ist genau die gleiche, die landläufig tatsächlich als "männlich" codiert ist. es spricht aus meiner perspektive aber ebenfalls einiges für den standpunkt von mertz, der diese objektivität als produkt eines apersonalen faktors versteht. unterstützt werden könnte diese betrachtungsweise durch einige forschungen -
autismus als extremvariante von männlichkeit? oder "männlichkeit" als autismusvariante?

- wer sich der bedeutung der mutter-kind-beziehung (und zwar auch schon
pränatal) für das gesamte spätere individuelle und auch kollektive leben bewusst ist, wird die kritik theweleits durchaus nachvollziehen und sogar präzisieren können: der wunsch nach dem ausradieren der mutter (der wiederum auf dem destruktivenverhalten traumatisch geschädigter mütter beruhen dürfte), drückt sich bei den philosophen in der beschriebenen form aus - im alltag nimmt er normalerweise handfest-mörderische formen an, die sich auch im allgemeinen frauenhass bei bestimmten männern manifestieren

- und wenn man dazu die gesellschaftlichen codierungen von "weiblichkeit" betrachtet, sollte das gemeinte endgültig verständlich werden - natur, körperlichkeit, sinnlichkeit etc. gelten in der "männlichen" - besser: objektiven - perspektive weiterhin als assoziiert mit frau; bei rassistischen fiktionen auch umstandslos mit "schwarzen" aus dem "süden", für den antisemiten (mit leichten spezifikationen) als "jüdisch" usw.

kurz: die von mir eingangs geschilderte auffällige bevorzugung des "geistigen" nicht nur in der westlichen philosophie lässt sich vor dem skizzierten hintergrund deutlich als fluchtbewegung, und zwar vor der eigenen beschädigten körperlichkeit, entschlüsseln - und die teils als "brillant" verstandenen philosophischen konstruktionen lassen sich in funktionaler und struktureller hinsicht (in inhaltlicher hinsicht dagegen natürlich schon, das halte ich aber für nebensächlich) nicht von ihren pendants namens "nation", "gott" oder gar den offen rassistischen und sonstigen rechtsextremen konstrukten unterscheiden. das dürfte jetzt zwar für einige leserInnen hier ein nahezu unverdaulicher brocken sein, den ich Ihnen nichtsdestotrotz weder ersparen will noch kann.

wie es eingangs im ersten teil schon angeklungen ist: wenn Sie begreifen wollen, was in Ihnen und um Sie herum passiert, ist der einzige sinnvolle weg, von Ihrem körper - der Sie sind - und demzufolge Ihren daraus resultierenden (un-)möglichkeiten auszugehen. die scheinbar grenzenlosen kopfwelten der philosophie und anderer disziplinen sind nicht mehr als (manchmal) amüsante, teils auch anregende fiktionen - letzteres aber nur dann, wenn sie wenigstens einen teil der authentischen realität enthalten und widerspiegeln, wobei das meist in arg verzerrten formen passiert. all das gilt verschärft für die "postmoderne".

zu den bemerkungen von mertz hinsichtlich emanzipation mehr im nächsten punkt

6. der vielgerühmte "pluralismus" der "postmoderne" hat in letzter konsequenz weder mit freiheit noch emanzipation zu tun, sondern fördert direkt antisoziale gesellschaftliche tendenzen bis hin zur soziopathischen anomie

wenn Sie sich aus zeit- oder sonstigen gründen nicht durch die originalwerke der postmodernen philosophen durcharbeiten wollen, ist für einen - wenn auch arg verkürzten - überblick der entsprechende
artikel bei wikipedia ganz brauchbar; vor allem die folgende komprimierung:

"Elemente postmodernen Denkens und Urteilens sind:

* Absage an das seit der Aufklärung betonte Primat der Vernunft (ratio) und an die Zweckrationalität (die bereits in der Moderne erschüttert
wurden)
* Verlust des autonomen Subjekts als rational agierende Einheit
* Neue Hinwendung zu Aspekten der menschlichen Affektivität und Emotionalität
* Ablehnung oder kritische Betrachtung eines universalen Wahrheitsanspruchs im Bereich philosophischer und religiöser Auffassungen und
Systeme (sog. Metaerzählungen oder Mythen wie Moral (wodurch Postmoderne zum Amoralismus wird), Geschichte, Gott, Ideologie, Utopie oder
Religion, aber auch, insofern sie einen Wahrheits- oder Universalitätsanspruch trägt, Wissenschaft)
* Verlust traditioneller Bindungen, von Solidarität und eines allgemeinen Gemeinschaftsgefühls
* Sektoralisierung des gesellschaftlichen Lebens in eine Vielzahl von Gruppen und Individuen mit einander widersprechenden Denk- und
Verhaltensweisen
* Toleranz, Freiheit und radikale Pluralität in Gesellschaft, Kunst und Kultur
* Dekonstruktion, Sampling, Mixing von Codes als (neue) Kulturtechniken
* Zunehmende Zeichenhaftigkeit der Welt (siehe auch Semiotisches Dreieck und Baudrillard)
* Feminismus und Multikulturalismus

In der postmodernen Kultur- und Geisteswissenschaft sind die vorherrschenden Methoden die Diskursanalyse, der Poststrukturalismus und der Dekonstruktivismus."


gehen wir die punkte mal kurz durch, so wird eine grundsätzliche tendenz, oder besser ein grundsätzlicher denkfehler deutlich: es werden allesamt konstruktionen älterer machart (wie nationen, götter, geschlechtsstereotype und auch die sog. vernunft; kurz die ganzen starr betonierten und teils extrem hierarchischen rollen der gesellschaftlichen historie) tatsächlich de-konstruiert - jedoch ohne ihre ursprünge, die in psychophysischen prozessen liegen, zu begreifen. was die "postmodernen" eben auch deshalb nicht begreifen können, weil sie sich ganz in der u.a. oben skizzierten form der philosophischen kopfgeburten bewegen. und es ist das gleiche phänomen wie die in dem oben eingangs verlinkten beitrag geschilderte vorgehensweise von paul watzlawick, der sich darin mit einem pionier des konstruktivistischen ideologie, heinz von foerster, die hand reicht:

"die von von foerster angeführten beispiele wie die kreuzzüge stellen letztlich materielle umsetzungen von als-ob-realitäten wie "göttern" (und auch "nationen") dar - und die werden nicht grundsätzlich mittels anderer simulationen aus der welt geschafft (was der konstruktivismus vorschlägt, und besonders watzlawick mit seiner "als-ob-therapie", die zb. bei traumatisierten, deren authentische gewalterfahrungen ganz real in neuronalen sub-netzwerken des gehirns und auch im körpergedächtnis gespeichert sind, dazu führt, dass die betroffenen diese erfahrungen verleugnen, als fiktion betrachten sollen)"

diesen entwurf der "als-ob-therapie" finde ich nach wie vor haarsträubend und unmenschlich, aber er passt in die zeit - gleichfalls wie das sog.
"neurolinguistische programmieren" als adäquate "therapie" für den letztlich sich selbst leugnenden postmodernen zeitgenossen erscheint (und die tatsache, dass sich das nlp wie im link geschildert einiger beliebtheit bei den gesellschaftlichen "eliten" erfreut, passt in dem zusammenhang wie die faust aufs auge - eine tatsache übrigens, deren bedeutung meiner meinung nach ziemlich unterschätzt wird.)

die erwähnte "hinwendung zu aspekten der menschlichen affektivität" führt ebenfalls in die irre, zumal es hier um aspekte derjenigen art geht, wie sie tag für tag in den nachmittagstalkshows der privatsender zu besichtigen sind - zur allgemeinen ausbeutung (und auch die belustigung fällt darunter) freigebene emotionalität, bei der sich dazu die frage stellt, wieweit das dargestellte nicht schon pseudo, mithin also blanke inszenierung ist.

die "radikale pluralität" gipfelt nicht selten in autoaufklebern alá "eure armut kotzt mich an", was kein wunder ist, wenn man in einer grundsätzlich in ihren sozialen bezügen geschädigten gesellschaft mit dekonstruktivistischen instrumenten herumfuhrwerkt, und sich dann hinterher darüber wundert, was dabei herauskommt - "individualität" wird dann gleichgesetzt mit der freiheit zum hemmungslosen und egozentrischen konsum, welcher ebenfalls als eine mögliche kompensationsstrategie vorhandener psychophysischer schäden fungiert (vielleicht beschäftigen Sie sich mal mit messies, oder auch mit zwanghaftem klauen - sind interessante und aufschlussreiche, wenn auch durchweg traurige geschichten, die dahinterstehen).

ich hab´s schon in ersten beitrag zu den als-ob-persönlichkeiten geschrieben, dass ich auch trotz grundsätzlicher einwände gegen das ganze konzept von "moral" bei der postmodernen zerstörungsorgie nicht nur diesbezgl. etliche bedenken habe:

(...)"für simulative persönlichkeiten ist eine formale moral womöglich eine möglichkeit, offene antisozialität zu vermeiden. aber auch das deutet darauf hin, dass sich moral eher als indiz für grundsätzlich vorhandene pathologische sozialstrukturen ansehen lässt."

cui bono? wem nützt all das letztlich tatsächlich? über diese frage will ich jetzt endlich zum aspekt der scheinbaren "freiheit" oder auch "emanzipation" kommen:

(...)"der jeweilige zeitgeist spielt zwangsläufig eine große rolle für die identitätskonstruktionen von simulativen persönlichkeiten. und das hat beim weiterdenken ernste konsequenzen bei der betrachtung der heutigen gesellschaftlichen angebote auf dem identitätsmarkt. da die eher starreren masken und rollen der letzten beiden jahrhunderte hier im westen seit ein paar jahrzehnten breit ins rutschen gekommen sind, ist es in gewisser hinsicht für simulative persönlichkeiten sowohl leichter als auch gleichzeitig schwieriger geworden, sich akzeptierte soziale identitäten zu konstruieren. leichter in der hinsicht, das die auswahl größer geworden ist und auch identitäten mit offen pathologischen aspekten toleriert werden - solange sie gemäß den gesellschaftlichen konventionen "erfolgreich" sind und gewisse formale regeln beachten. dazu spielt eine allgemein größerer verbreitung simulativer bzw. virtueller realitäten eine rolle, die das "unterschlüpfen" für entsprechend strukturierte persönlichkeiten leichter macht. schwieriger ist es aber gleichzeitig womöglich deswegen, weil die jeweils angesagten identitätsmodelle immer schneller unter modediktaten zu wechseln scheinen und bisher nur sehr "trainierte" simulative persönlichkeiten in der lage scheinen, derart schnelle wechsel ohne ernsthaftere komplikationen (die sich womöglich als symptome manifestieren) hinzubekommen."(...)

für "momorulez" spielt ja - wenn ich das richtig verstanden habe, hauptsächlich hinsichtlich seines schwulseins - die erwähnte größere auswahl von (als-ob)identitäten bei seinem loblied auf die "postmoderne" die hauptrolle. das ist ein stück weit nachvollziehbar, denn wenn sich der gerühmte pluralismus aufgrund der eigenarten psychophysischer schädigungen hier bei den weitaus meisten menschen in der form eines "ist mir doch egal" zeigt, erzeugt das für gesellschaftlich bisher stigmatisierte minderheiten durchaus als solche empfundene freiheitsräume. aber was ist das für eine freiheit?

es ist nichts weiter als die "freiheit", innerhalb der vorhandenen systemstrukturen einen bisher verschwiegenen oder zwangsweise unterdrückten teil der eigenen (sexuellen) identität jetzt "ausleben" zu können - incl. hofierens als neuer konsumentengruppe mit speziellen vorlieben sowie der möglichkeit, like wowereit und westerwelle endlich im system karriere machen zu können - in der hinsicht unterscheidet sich das nicht vom schicksal der "gleichgestellten" afroamericans in den usa (ja, jetzt kann sogar einer wie obama präsident werden, schau mal an!) und ebenfalls nicht von den "emanzipierten" frauen, die aber so gründlich vom system assimiliert wurden, dass sie jetzt sowohl als polizistin prügel verteilen als auch als kanzlerin einen realen kriegseinsatz leiten können - welch ein fortschritt!

diese totale sackgasse und bankrotterklärung einer "emanzipativen politik", die sich primär an objektivistischen kriterien orientiert hat und die sich mit etlicher wahrscheinlichkeit weder die feministinnen der 1970er, die black panthers oder auch die aktivistInnen von der christopher street so hätten vorstellen können und wollen, ist das zwangsläufige ergebnis, wenn man sich mit den methoden des "autistischen objektivs" (also der tradition westlicher philosophie wie oben dargelegt) innerhalb der grundsätzlich beziehungsfeindlichen - und das ist im weitesten sinne gemeint - strukturen unserer sozial nur noch als hochgradig verrottet zu bezeichnenden gesellschaft bewegen und vor allem anerkannt werden will - unter verdrängung der erkenntnis, dass die basis der gesellschaft insgesamt auf den prüfstand gehört, weil sie auf gewalt gebaut ist, mittels gewalt durchgesetzt wird und gewalt produziert und deshalb absehbar - und das war hier ebenfalls thema vieler beiträge - frontal gegen die wand rasen wird.

wer´s deutlicher haben will, bitte: es gibt hier nichts mehr zu "reformieren" oder zu "verbessern" - schon gar nicht mit "spielerischer ironie" und albernen verkleidungsspielchen, wie es die von "postmoderner" idiotie infizierten strömungen der verbliebenen linken so gerne hätten. genau in dem sinne waren übrigens meine abschließenden worte im allerersten beitrag zu "momorulez" gemeint. ich habe für leute tatsächlich wenig mitleid übrig, die es eigentlich - meiner meinung nach - besser wissen könnten.

sollen wir es denn wirklich nur als bloßen zufall betrachten, dass genau jene menschen, die sich tatsächlich konsequent nach der maxime des "sich selbst neu erfindens" richten, innerhalb der diagnostischen kataloge als soziopathen auftauchen, und zwar sehr berechtigt? betrachten Sie sich die (fiktionale) figur des tom ripley im beitrag zu als-ob-persönlichkeiten, oder die sehr reale
figur des herrn wolf, der neulich für einige zeit schlagzeilen machte - praktizierende radikale konstruktivisten, für die "wahrheit tasächlich die erfindung eines lügners ist" - weil sie sie nicht (mehr) wahrnehmen können aufgrund psychophysischer schädigungen, induziert durch soziale gewalt. george orwell hat dieses szenario davon prophetisch heraufziehen sehen (das zitat stammt aus dem oben verlinkten beitrag zum nlp):

"Sie sind hier, weil es Ihnen an Demut, an Selbstdisziplin mangelt. Sie wollten den Akt der Unterwerfung nicht vollziehen, der der Preis für geistige Gesundheit ist. Sie zogen es vor, ein Wahnsinniger, eine Einpersonenminderheit zu sein. Nur der disziplinierte Geist erkennt die Realität, Winston. Sie halten die Realität für etwas Objektives, Äußeres, das seinen eigenen Bestand hat. Sie glauben auch, das Wesen der Realität sei an sich selbstverständlich. Wenn Sie sich der Illusion hingeben, etwas zu sehen, nehmen Sie an, daß alle anderen das gleiche sehen wie Sie. Aber ich sage Ihnen, Winston, daß Realität nichts Äußeres ist. Die Realität existiert im menschlichen Geist und sonst nirgends. Nicht im Geist des Einzelnen, der irren kann und ohnehin bald untergeht; nur im Geist der Partei, die kollektiv und unsterblich ist. Was immer die Partei für Wahrheit erachtet, i s t Wahrheit. Die Realität lässt sich auschließlich durch die Augen der Partei erkennnen. Diese Tatsache müssen Sie wieder neu lernen, Winston. Es erfordert einen Akt der Selbstvernichtung (sic! mo), eine Willensanstrengung. Sie müssen sich erst demütigen, ehe Sie geistig gesund werden können." (...)

"Aber wie könnt ihr denn die Materie kontrollieren" stieß er hervor. "Ihr kontrolliert ja nicht einmal das Wetter oder die Schwerkraft. Und es gibt Krankheit, Schmerz und Tod --"
O´Brien brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. "Wir kontrollieren die Materie, weil wir den Geist kontrollieren. Realität findet im Schädel statt. Sie werden es schrittweise lernen. Es gibt nichts, was wir nicht könnten. Unsichtbarkeit, Levitation - alles. Wenn ich wollte, könnte ich wie eine Seifenblase über dem Boden schweben. Ich will es nicht, weil die Partei es nicht will. (...) Die Naturgesetze machen wir."

(aus den lektionen während der folterung von winston smith, zitiert nach: george orwell, "1984"; ausgabe der "ozeanischen bibliothek 84"; ullstein; frankfurt/main 1984)


auch das ist radikaler konstruktivismus, heute läuft das teils unter "positivem denken" - ganz postmodern.

*

es wimmelt in unserem leben inzwischen derart von fakes, simulationen, doppelt- und dreifachplots, lügen und "ironischer gebrochenheit", dass eine unabwendbare folge davon in zunehmendem misstrauen - die vorstufe zum reich der
paranoia - besteht, daraus aber ebenfalls eine bereits sichtbare folge - in form des revivals fundamentalistischer religionen und diverser faschistischer strömungen - als logische konsequenz zu erwarten ist. wer bereits in ihrer authentischen subjektivität geschädigte durch die mühlen der dekonstruktion drehen will, mit der offenen androhung, das ganze subjekt als falsch zu zerstören, wirkt nicht etwa emanzipativ, sondern wird nur umso mehr die reste authentischer subjektivität ersticken (die die einzige basis fpr emanzipation darstellen), den objektivistischen modus im überlebenskampf aktivieren und derart den "großen alten" und äusserst destruktiven fiktionen von "nation" , "gott" und "volk" neue opfer und täter zutreiben. die postmodernen/konstruktivistischen philosophen haben entweder ein völlig realitätwidriges menschenbild vor augen gehabt, als sie ihre unheilvollen visionen formulierten - oder aber sie haben es im vollen bewusstsein der katastrophalen folgen getan, die heute an jeder ecke sichtbar werden. und damit sind sie, möglicherweise entgegen ihrer intentionen - eine freundliche unterstellung zum ende - unwiderruflich zum teil dieses angriffs geworden:

(...)"der angriff auf unsere ganz spezifisch menschlichen beziehungsfähigkeiten ist dabei inzwischen unübersehbar, und der "erfolg" dieses angriffs ist u.a. in den steigenden zahlen der sog. psychischen krankheiten abzulesen. und dieser angriff zielt ebenfalls ganz unübersehbar auf den eigentlichen kern dessen, was uns überhaupt erst zu menschen macht: die fähigkeiten zur solidarität, empathie/mitgefühl, altruismus - die menschliche liebesfähigkeit in all ihren ausprägungen.

und wenn dieser angriff durchkommt, wird er der tödlichste überhaupt aller denkbaren angriffe sein. er zielt auf die absolute basis aller sozialität."(...)


wie sich das anfühlt?
so richtig scheiße:

"Ich fühle mich in dieser Gesellschaft in wirtschaftlicher und staatlicher Sicht zunehmend von einem menschlichen Wesen zu einem Objekt denunziert. Das ist falsch, das ist unmenschlich, pervers und schafft Zukunftsängste, zumindest gehts mir so."

und wer gleichzeitig loblieder auf die "postmoderne" anstimmt und sich daneben über das "hartz-IV"-regime oder polizeieinsätze aufregt, zeigt zumindest ein ganz eigenes talent zur abspaltung - weiteres verkneife ich mir an dieser stelle.

*

soweit fragmentarisch und notwendigerweise unvollständig mein zumindest letzter beitrag zur fraglichen diskussion. nicht, dass die "postmoderne", der konstruktivismus und all ihre konsequenzen nicht immer wieder thema sein werden - aber nicht anläßlich einer debatte, die urspünglich anhand des todes von michael jackson meinerseits nur auf allzu offensichtliche verbindungen hinweisen wollte.

grundsätzliches (nicht nur zur "postmoderne) (1)

wie gestern angekündigt, nun doch noch ein paar grundsätzliche anmerkungen zu einer inzwischen leicht unübersichtlichen diskussion, deren beginn in diesem beitrag zum tod des michael jackson zu finden ist, sowie den folgenden bisherigen reaktionen: eins, zwei, drei, vier, fünf und sechs.

ich schreibe dabei nicht primär für "momorulez", dessen auftreten ich nach wie vor, bzw. inzwischen ob seiner selbststilisierung als "verfolgtem, unverstandenem opfer"...

"Fühle mich gerade wie auf dem Schulhof einst, wo ich mich fragte, ob ich mich jetzt lieber auch auf dem Clo verstecken sollte …"

...inzwischen noch verschärft für unverschämt halte - erst großzügig faschismusvorwürfe verteilen (die mit dem attribut "mental" nicht relativiert werden), dann sowohl mich als auch die kommentierenden leserInnen hier beschimpfen, um mit der unterstellung, sein(e) kommentar(e) hier würden nicht zum lesen freigegeben, den erbärmlichen gipfel mittels der konstruktion eines zusammenhangs zur aktuellen staatlichen überwachungspolitik zu erreichen - nochmal: hier wird weder moderiert noch gelöscht, letzteres wie schon neulich geschrieben nur in seltenen ausnahmenfällen, und von "momorulez" habe ich hier keinen kommentar gesehen, was dann entweder nur einer technischen störung (für es allerdings in den letzten tagen hier keine hinweise gibt) geschuldet sein kann, oder aber schlicht daran liegt, dass dieser kommentar nie existierte - , um dann so zu tun, als ob er ja nur ein paar "kritische anmerkungen" loswerden wollte und dafür unberechtigt "von allen seiten" plötzlich prügel kassiert. das alles dann noch garniert von einer aus meiner perspektive deutlich sichtbaren unfähigkeit oder auch unwilligkeit(?), sich mit den grundlagen meiner argumentationen, und zwar nicht nur hinsichtlich michael jacksons, zu beschäftigen. alles zusammen reicht locker aus, die grenzen meiner persönlichen toleranz zu überschreiten und den "ignore"-modus zu aktivieren.

nein, ich schreibe das folgende vor allem für all jene, die sich rund um die strittigen themen gerne selbst ihre meinung bilden wollen - und deshalb im folgenden die für mich zentralen essentials, welche nicht nur in dieser diskussion eine rolle spielen. ich vermute dabei, dass es für den einen oder die andere leserIn durchaus überraschende einsichten geben könnte - und ich wähle dabei ganz bewusst die form der von der "postmoderne" so verabscheuten "großen erzählung", d.h. ich gehe von wahrheiten aus, sogar von evidenten wahrheiten, die sich beim heutigen wissensstand über unser leben geradezu aufdrängen.

*

1. der menschliche körper, seine möglichen zustände, grenzen und (funktions-)störungen sind das agens aller gesellschaftlichen bewegungen - sozial, politisch, ökonomisch, kulturell, technisch...

das mag zwar auf den ersten blick irgendwie platt / banal erscheinen, ist aber meiner erfahrung durchaus innerhalb dieser "zivilsation" hier kein konsens, bzw. teil jener hartnäckig ignorierten realitäten, die ich zb. unter dem titel
von "vernünftigen" motivationen in einer ver-rückten kultur in der vergangenheit näher skizziert hatte. allgemeiner: es exsitiert buchstäblich kein einziger aspekt unseres lebens, der sich nicht unmittelbar oder auch mittelbar auf entsprechende bedürfnisse unserer körperlichkeit zurückführen lässt - und da sind auch ausdrücklich all jene als "psychisch" bezeichneten ebenen eingeschlossen, die aus meiner sicht eben psychophysisch sind, also untrennbarer teil des körpers in form von gehirn und nervensystem(-en) und damit gleichfalls den uns bestimmenden funktionsgesetzen - biologisch, physikalisch, chemisch... - unterworfen.

Sie können sich Ihren heutigen oder auch jeden beliebigen anderen tagesablauf und Ihre aktivitäten betrachten - ich garantiere Ihnen, dass Sie nicht eine einzige minute finden werden, in der Sie nicht dem "diktat" Ihres körpers im obigen sinne unterliegen - die beschaffung von nahrung ([lohn-]arbeit, "geldverdienen") sowie das wohnen (eine sichere behausung haben) stellen dabei nur die absoluten (offen) materiellen notwendigkeiten dar, wobei die allermeisten von uns in mehr oder weniger großem maße zwecks erledigung des ersteren auf allerlei heute existierende technische entwicklungen zurückgreifen, die allesamt erweiterungen unserer grundausstattung an körperlichen fähigkeiten und / oder erleichterungen hinsichtlich aller möglichen bedürfnisbefriedigungen darstellen. letztere spielen beim erreichten materiellen entwicklungsstand v.a. in den westlichen gesellschaften inzwischen in der (selbst-)wahrnehmung vieler menschen eine größere rolles bei all jenen bedürfnissen, die nur vordergründig nicht den unmittelbaren leiblichen notwendigkeiten entspringen - bedürfnisse nach kontakt & zugehörigkeit (incl. sexualität), nach austausch und allgemein zwischenmenschlicher kommunikation stellen für die weitaus meisten menschen (es gibt einige ausnahmen) eine ebenso elementare lebensbedingung dar wie nahrung und wohnung und sind auch für die psychophysische gesundheit von gleicher bedeutung wie die erfüllung der materiellen grundbedürfnisse.

dazu entfaltet sich dann ein ganzes spektrum anscheinend unendlicher - wenn auch real begrenzter - sub-, neben-, pseudo- und sonstiger bedürfnisse, mit denen sich eine vielzahl heutiger menschen die zeit vertreibt: seien es die sphären von ruhm, macht, bewunderung; all die produzierten konsumwünsche, deren bewerbung aufs engste mit meist als "authentisch" empfundenen diversen sehnsüchten als scheinbaren ausdrücken diverser bedürfnisse gekoppelt ist und nur dadurch überhaupt funktioniert; seien es auch zustände wie neid, rachegelüste und schlimmeres, seien es - stellen Sie sich vor, was Sie wollen. auch die sphären der künste, von ästhetik und schönheit, gehören dazu.

alle bisher und zukünftig existierenden menschlichen gesellschaften spiegeln zwangsläufig bis in ihre bizarrsten oder aber auch tödlichsten erscheinungsformen die gesamte mögliche - aber real begrenzte - vielfalt der körperlich basierten und dort ihre einzige quelle besitzenden bedürfnisse.

2. die körperlich basierten wahrnehmungsfähigkeiten stellen unsere einzige reale verbindung bzw. möglichkeit der erfahrung zur welt dar - und damit sind nicht nur augen, ohrn und nase gemeint...

...sondern ebenfalls alle anderen sinne, zu deren zentralen auch solche weithin unbekannten wie zb. die
propriozeption gehört. all die vorhandenen wahrnehmungsfähigkeiten gehören durch ihre einzigartige position in sachen welterfahrung natürlich auch zur unverzichtbaren grundausstattung hinsichtlich unserer bedürfnisse, da sie sowohl ihre wahrnehmung (wozu ich auch die weitere verarbeitung des sensorischen inputs im gehirn zähle) als auch die diversen aktivitäten zu ihrer befriedigung erst möglich machen.

3. es existieren ganz reale und wirkungsmächtige ein- und beschränkungen, im weitesten sinne funktionsstörungen, die sich in der materiellen körperlichkeit manifestieren können und im allgemeinen als krankheit wahrgenommen werden

klingt ebenfalls zunächst banal - wer war nicht schon einmal krank, hatte nicht schonmal schmerzen etc. - , allerdings ist trotz täglicher thematisierung die gesellschaftliche relevanz des überaus interessanten phänomens krankheit meiner meinung nach immer noch chronisch unterbelichtet. zwar mögen viele durchaus den gedankengang verfolgen können, dass bspw. eine "klassische" - also durch exogene erreger verursachte - seuche ganze gesellschaften in ihrem entwicklungsweg entscheidend beeinflussen konnte (siehe zb. die mittelalterliche pest mit all ihren spätwirkungen im sozialen leben), aber bei den sog. "psychischen" (= psychophysischen) störungen / krankheiten sieht das dann eher so aus, wie ich es
früher einmal so umrissen hatte:

(...)"ebenfalls haben die meisten menschen nach entsprechender aufklärung keine großen schwierigkeiten damit, im allgemeinmedizinischen bereich krankheitskonzepte zu verstehen, die bspw. davon ausgehen, dass ein durch eine bestimmte organische funktionsstörung nicht mehr (ausreichend) produziertes enzym für weitreichende probleme im stoffwechselgeschehen sorgen kann. die genese einer solchen störung - Sie können auch eine bakterielle oder virale infektion nehmen - erscheint irgendwie logisch, ebenso wie die dadurch ausgelösten symptome und/oder behinderungen.

viele menschen haben aber sehr deutlich mühe mit der vorstellung, dass die in den obigen beispielen zutage tretenden prinzipien zwar nicht eins zu eins übersetzbar (das wäre imo sachlich nicht gerechtfertigt), aber doch prinzipiell eben auch im bereich von beziehungskrankheiten bzw. schweren störungen der sozialen fähigkeiten gültig sein könnten. wer fragt (sich) schon danach, wenn er oder sie z.b. verliebt ist, was eigentlich genau im psychophysischen geschehen notwendigerweise passieren muss, um in einen solchen zustand zu geraten (und was bei denen anders ist, die sich nicht verlieben können)? wer fragt danach, was für psychophysische voraussetzungen nötig sind, um bspw. ein tiefes, emotional befriedigendes gespräch mit einem anderen führen zu können (wozu die körperliche präsenz unabdingbar ist, und ebenso die fähigkeit, das ganze und zu einem großen teil unbewußt ablaufende körperlich basierte kommunikationsgeschehen wahrnehmen zu können)? richtig: es wird genausowenig gefragt wie nach einem guten essen zu den an der verdauung beteiligten und notwendigen prozessen. solange diese funktionieren, ist das ja auch keine unbedingte notwendigkeit."(...)


"solange diese funktionieren" - die beobachtung, dass davon hinsichtlich der zustände im menschlichen sozialen leben größtenteils keine rede sein kann, stellt einen der hauptgründe für die existenz dieses blogs dar.

was aber besonders hervorgehoben gehört: natürlich können auch unsere wahrnehmungsfähigkeiten von krankhaften prozessen betroffen werden - das liegt einfach in der natur der (körperlichen) sache. wenn Sie sich dazu verdeutlichen, dass wir eben über diese wahrnehmung eigentlich erst so richtig "zur welt kommen", sollte deutlich sein, dass funktionsstörungen oder -einschränkungen in disem bereich besonders fatale konsequenzen - und zwar nicht nur für die betroffenen - haben.

4. es existiert eine dialektische beziehung zwischen eigener körpererfahrung/wahrnehmung (incl. "ich"-bewusstsein) und gesellschaftlicher / sozialer umwelt. gleiches gilt für die definitionen dessen, was in einer gesellschaft als krankheit gesehen wird.

noch eine scheinbare banalität, die allerdings im "postmodernen" zeitalter gerade bei denjenigen, die sich als kritisch gegenüber heutigen entwicklungen betrachten, schon dazu tendiert, totalitäre züge anzunehmen. gerade bei den psychophysischen störungen gibt es nicht erst seit foucault die tendenz, hier von einer umfassenden gesellschaftlichen konstruktion auszugehen, mittels derer viele störungen überhaupt erst geschaffen werden. da ist auch aus meiner perspektive durchaus etwas dran, allerdings in leicht anderer hinsicht, als von foucault und anderen formuliert.

grundsätzliches zur orthodoxen westlichen
psychiatrie:

(...)"wer sich die geschichte der westlichen institutionalisierten psychiatrie genauer anschaut, besonders ihre traurigen und negativen "höhepunkte" bspw. in gestalt der militärpsychiatrie , der nationalsozialistischen "euthanasie"-aktion "T4" sowie der willigen (selbst-)instrumentalisierung zur durchsetzung genormter begriffe von gesundheit und krankheit und der stigmatisierung alles davon abweichenden (von therapeutischen methoden wie schockbehandlungen und psychopharmaka gar nicht erst zu reden), wird nicht umhin kommen, gegenüber diesem ganzen bereich eine gesunde skepsis zu entwickeln. ließe sich nun klipp und klar sagen, dass die diagnostischen konstruktionen und modelle dieser institution gänzlich an den haaren herbeigezogen wären, so würde das etliches sicherlich einfacher machen. jedoch: trotz der kenntnis all der zweifelhaften bis völlig abzulehnenden seiten der orthodoxen psychiatrie ist es imo nachweislich so, dass es viele der in den diagnostischen katalogen erfassten phänomene tatsächlich gibt. und bis auf weiteres sehe ich kein anderes instrumentarium - auch keine andere sprache - zur verfügung stehen als eben das, welches der psychiatrie entstammt.

skepsis ist also sozusagen als grundhaltung angebracht. diagnostische konzepte zb. sind imo grundsätzlich als komplexitätsreduzierende modelle anzusehen, von denen es üblicherweise keinerlei modellgetreue 1:1-umsetzungen in der realität gibt. ebenso ist stets ein bestimmter gehalt an - meist gesellschaftstragender - ideologie miteinzubeziehen, genauso wie die regelmässig unterschlagenen subjektiven motivationen und einschätzungen, die in derlei modelle einfließen.

aber wie schon gesagt: ich halte trotz allem immer weniger davon, das, was als "wahnsinn" in dieser kultur bezeichnet wird, zu verharmlosen oder zu glorifizieren. eine besonders aus den linkeren teilen des politischen spektrums stammende sichtweise, die sich teils auch in der sog. antipsychiatrie manifestiert hat (und theoretisch stark von leuten wie michel foucault beeinflusst wurde), hat sicher in bestimmten bereichen der psychiatriekritik notwendiges geleistet. aber mit der konstruktion eines bildes vom wahnsinnigen menschen als quasi heroischem outdrop, der mit seiner verrückten art ein mörderisches system ins leere laufen lässt, an die stelle berechtigt demontierter mythen letztlich nur neue gesetzt. und das könnte ein gewaltiges eigentor in der hinsicht gewesen sein, dass sich eine progressiv gemeinte linke psychiatriekritik damit unfreiwillig an der vernebelung äußerst bedrohlicher gesellschaftlicher entwicklungen beteiligt."(...)


und diese position ist u.a. ein resultat meiner ganz eigenen erfahrungen mit psychiatrie und auch verschiedenen psychologisch-psychotherapeutischen "schulen" (u.a. gestalttherapie, gesprächstherapie nach rogers, auf wilhelm reich bezogene körpertherapie), welche für ein paar jahre meiner biographie unter dem "offiziell" verliehenen label/der diagnose
borderline kulminierten (ich empfehle übrigens, diesen link wie alle anderen auch zu lesen, weil sich damit eher nachvollziehen lässt, warum ich hier wie argumentiere).

nun ist gerade das diagnostische modell der borderline-persönlichkeitsstörung (als symbol für das ganze spektrum der persönlichkeitsstörungen überhaupt) selbst in den reihen von psychiatrie und psychologie bis heute umstritten, und tatsächlich lässt sich an ihr die ganze zwiespältigkeit der heutigen psychiatrie, will sagen ihre systemstützende funktion bei gleichzeitiger - zwangsweiser und durchaus unfreiwilliger - thematisierung von fragmenten echter und auch vernichtender systemkritik sehr gut nachvollziehen (der letztere aspekt wird noch deutlicher formuliert beim modell der
komplexen posttraumatischen belastungsstörung sichtbar). betrachten Sie sich nur einmal die gültigen kriterien nach dem dsm-IV - hier zu sehen im vergleich mit dem vorläufermodell -, und Sie erhalten sofort einen eindruck von dem, was die klassische psychiatriekritik zb. unter dem begriff der durchsetzung gesellschaftlicher normen versteht.

andererseits sind im modell durchaus reale phänomene enthalten, und zwar phänomene von inzwischen so einer gesellschaftlichen verbreitung, dass in den letzten jahren nicht wenige aufmerksame beobachterInnen begriffe wie den von der borderline-gesellschaft - hier die zwar etwas populistisch anmutenden, aber schon teils sehr treffenden aussagen eines als borderline diagnostizierten dazu:


Poly Borderliner @ www.polylog.tv/videothek

- oder auch den von der borderline-politik formulierten (in der mitte des beitrags):

(...)"Wer eine Gesellschaft umbauen will, muss die Menschen neu formatieren. Das klingt nach Science-fiction oder Totalitarismustheorie - und doch ist genau das der Punkt, der mich beunruhigt: dass ein politischer Wille, der ja nichts anderes ist, als der Wille einer bestimmten und überschaubaren Klasse, eine Gesellschaft so effizient durchdringen kann wie Karies meine Zähne. Der süße Geschmack tötet das Bewusstsein dafür ab, dass sich etwas ablagert und bis zur Wurzel durchfrisst. Am Schluss wird der zerstörte Zahn gezogen, an seiner Stelle wird ein neuer, künstlicher, kariesresistenter implantiert. Mit schönen Prothesen dürfen wir dann die Welt außerhalb unser selbst verachten. Erfolg ist, strahlend dort angelangt zu sein, wo wir nie hinwollten.(...)

Wer keine oder zu wenig Beachtung findet, weil die Welt zu groß ist und die Interessen zu vielfältig sind, der beachtet sich eben selbst. Aber nicht im Sinne von Selbsterkenntnis, sondern von Selbststimulation. Das ist neu: Ich brauche nicht mehr die Außenwelt, die Anderen, die Teile meines Selbst spiegeln, Teile, die ich dann zu dem zusammensetze, was man Ich nennt. Ich brauche nur mehr mich selbst und die Außenwelt als Publikum, dem ich eine Vorstellung von mir gebe. Ich definiere also mich selbst, schreibe mir selbst eine Rolle zu und bringe die Außenwelt dazu, mir zu glauben. Das nennt sich dann Erfolg und um nichts sonst geht es als um Erfolg.

Was dabei aufgelöst wird, ist das, was die Psychoanalyse als das kritische Selbst bezeichnet. Üblicherweise werden die Grenzen des Selbst vom Ich realistisch erfasst. Dazu braucht es Selbsterkenntnis - und die tut immer weh, weil damit die Erfahrung der eigenen Begrenztheit einhergeht. Wer diese Erfahrung in den Wind schlägt und sich stattdessen selber auf die Schulter klopft, manövriert sich in eine narzisstische Störung. Wenn diese Störung aber die Grundlage der gesellschaftlichen Entwicklung sein soll, wenn der neu formatierte Mensch sich dadurch auszeichnet, sich seine eigene Wirklichkeit zurechtzulegen und dadurch zur Borderline-Existenz zu verkommen, dann ist das das Ergebnis einer Besorgnis erregenden Borderline-Politik."(...)


und in diesen absätzen ist schon verdammt viel von dem enthalten, was sich die "postmoderne" aus meiner sicht an antisozialen wirkungen zurechnen lassen muss. und das soll auch die überleitung
zum zweiten teil darstellen.

Dienstag, 7. Juli 2009

ein paar nötige anmerkungen...

...möchte ich dann zu diesem tösenden gezeter doch loswerden - wäre es nur die demonstrierte ignoranz, die offensichtliche unfähigkeit in sachen recherche und textverständnis sowie selbst die attitüde chronischen beleidigtseins, so würde das trotzdem bestenfalls zu einem "so what?" geführt haben. und könnte einmal mehr als beleg für das folgende gelten:

"virtuelle kommunikation ist nämlich in sich grundsätzlich immer und unter allen umständen eine simulative kommunikation. warum? weil die entscheidende bedingung der körperlich-materiellen präsenz der kommunizierenden wegfällt, was alle beteiligten zwangsläufig in den bereich der konstruktivistischen wahrnehmungssurrogate des objektivistischen bewusstseins hineinzwingt. ich kann mir niemals sicher sein, wer im chat, hinter der mail oder dem forumsnick steckt und noch weniger darüber, wie der aktuelle psychophysische zustand des anderen tatsächlich aussieht - beste projektionsflächen also, um sowohl meine eigenen fiktionen unterzubringen als auch zum objekt fremder fiktionen zu werden."

wenn dazu aber bei einem blogger im projizierenden delirium offensichtliche unterstellungen bis schlimmstenfalls glatte lügen kommen, werde ich bei so einem verhalten mehr als ärgerlich. der reihe nach: "momorulez" fühlte sich erkennbar durch
diesen beitrag bezgl. michael jackson so auf den schlips getreten, das er dazu u.a. die folgenden sätze produzierte:

(...)"Und da ich mich über diesen therapeutokratischen Quark da drüben immer noch ärgere, wo man dort in der eh schon anmaßenden Pathologisierung und Stigmatisierung von allem und jedem außerhalb eigenen, höheren Bewußtseinstufe sich selbst feiert, auch ‘ne Form von mentalem Faschismus, nicht umsonst hat Marcuse eine Erziehungsdikatatur gefordert, na, dass man da, ganz als Zensursula im Geiste, sich auch noch erfrecht, kritische Kommentare nicht freizuschalten, um stattdessen eine Horde hochnotpeinlicher Groupies um sich zu scharen, das macht mich dann doch kiebig."(...)

und so weiter und so fort quillt es da freigiebig mit derart konstruierten rundumschlägen, dass es beinahe mitleiderregend sein würde - aber eben nur beinahe.

da ich weder zeit noch lust habe, auf so einen müll satz für satz zu antworten, hier nur ein paar punkte ganz speziell an den autor:

1. kommentare werden hier generell nicht moderiert/freigeschaltet, sondern allerhöchstens von mir gelöscht - und das ist in all den jahren bisher viermal passiert - einmal wg. spam, einmal wg. erkennbarem scientology-hintergrund, und zweimal wg. inhaltlicher unverständlichkeit. alles andere ist sofort lesbar (und ich nehme auch nicht an, dass zwei weitere menschen mit administrationsrechten hier ohne information an mich irgendwas löschen würden). für einen technischen fehler gibt es bisher keinerlei anzeichen, und so bleibt also nur ein bedienungsfehler Ihrerseits oder aber eine form von böswilliger unterstellung (die in der art & weise eine glatte lüge wäre) übrig. aus dort nachlesbaren gründen moderiert werden einzig die beiträge im
gästebuch.

2. "mentaler faschismus": von jemandem, der sich mittels der eigenbezeichnung "demokrat und verfassungspatriot" sowie dem tapferen streiten für die "freiheit, sich selbst neu zu erfinden" selbst bis zur kenntlichkeit entstellt, ausgerechnet einen solchen vorwurf zu erhalten, lässt spontan das bild eines boomerangs in mir entstehen.

3. die kommentatorInnen hier sind mir bis auf ausnahmen durchaus unbekannt, und ich gehe bis zum beweis eines eventuellen gegenteils durchaus von ihrer selbstverantwortlichkeit aus. gleichfalls nehme ich mir die freiheit, nicht auf jeden kommentar zu antworten, selbst wenn ich inhaltliche differenzen feststelle.

4. auch bei einzelnen kommentaren Ihrerseits an verschiedenen orten in der vergangenheit war festzustellen, dass Sie offensichtlich nicht von der fixen idee abzubringen sind, ich würde in irgendeiner form für die klassische freudsche psychoanalyse eintreten. ist der grund dafür wirklich nur Ihre augenscheinliche unfähigkeit zur
recherche?

5. musik: ich bedaure, Ihre vorurteile doch arg enttäuschen zu müssen - von jazz- und 70erfunk über frühe electronic bis hin zu detroittechno, deep house, lounge, abstract hip hop und drum`n´bass reicht mein bevorzugtes spektrum - ohne das ich mir daraus allerdings eine - womöglich noch als irgendwie "widerständig" aufgepimpte - identität konstruieren müsste. diesen von Ihnen gehegten mythos der "popkultur" haben schon die sex pistols lächerlich aussehen lassen (btw: sid vicous würde ich übrigens durchaus in die reihe gestörter öffentlicher personen aufnehmen); spätestens aber die pogrome anfang der 1990er - "the kids are not alright". dämmert da was?

6. textverständnis: lesen Sie sich den entsprechenden abschnitt einfach noch mal durch, und Sie werden entdecken, das nicht nur Ihre bemerkungen bzgl. videoclips ein klassischer rohrkrepierer sind.

*

aus meiner perspektive würde ich den betreffenden autor durchaus in der rubrik der sog. "postmoderne" sehen, mit all den (de-)konstruktivistischen fatalen irrwegen, die sich heute aktuell u.a. in einer weitgehenden unfähigkeit gerade der verbliebenen "linken" zeigen, in den zeiten einer tiefgreifenden globalen systemkrise tatsächlich qualitative alternativen zu entwickeln und zu vermitteln. fragmente der bisherigen auseinandersetzung finden sich - für interessierte - in diesem blog bspw.
hier; einen schwerpunkt auf diesbezgl. erfreuliche entwicklungen in den kulturwissenschaften setzt zb. dieser beitrag. beide enthalten dazu viele weiterführende bloginterne links.

*

vielleicht wird eine der wenigen positiven wirkungen der krise auch sein, dass sie die sich in diversen rosaroten als-ob-welten befindlichen, von inszenierungen und events aller art - wie bspw. auch us-amerikanischen präsidentschaftswahlen - faszinierten demokraten (die das nur durch beständige ausbeutung anderer in all ihren finsteren variationen sein können) allesamt wieder in die zwar niemals (und glücklicherweise) perfekte, aber dafür authentische und einzig lebbare realität regelrecht zurückschleudern wird. was spätestens dann der fall sein wird, wenn das geld zur unterhaltung all der simulationen und pseudoidentitäten (durch mode etc.) nicht mehr vorhanden ist, oder aber schlicht die nötigen infrastrukturen kollabieren. ich prophezeie für diesen moment höchst erstaunte, fassungslose und letztlich auch verzweifelte gesichter - aber mein mitleid wird sich in diesem fall ausdrücklich in grenzen halten. denn dafür hat diese ganze "postmoderne" viel zu viele schäden angerichtet.

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