Dienstag, 22. Juni 2010

kontext 67: es gibt sachen, die sind so krass, die kannst du dir gar nicht ausdenken

heute titelt spon US-Richter kippt Obamas Öl-Bohrstopp. mal ganz abgesehen davon, dass dieser "bohrstopp" eh nur 33 projekte aktuell betraf (von ein paar tausend im golf), hätte spon einfach mal durch mitlesen in verschiedenen us-quellen (das lässt sich noch nicht mal recherche nennen) einige interessante details über

"US-Bundesrichter Martin Feldman"

herausfinden können. so zb., das dieser richter bereits seit 1983 in seinem amt sitzt und damals von der reagan-administration berufen wurde. alleine das ist in diesem kontext schon bezeichnend. das andere aber ist ein einblick in seine
finanziellen verhältnisse (pdf-file). da finden sich dann aus den letzten jahren hübsch säuberlich aufgelistet investments, anteile und aktiengeschäfte seinerseits u.a. mit und von
  • Transocean
  • Ocean Energy Notes
  • Peabody Energy
  • Provident Energy Corp
  • Hercules Offshore
  • Parker Drilling Company
  • TXCO Resources, Inc.
  • EV Energy Partners
  • BPZ Resources, Inc.
  • El Paso Pipeline Partners LP
  • Chesapeake Energy Corporation
  • ATP Oil & Gas Corp.
muss ich nichts mehr zu schreiben, oder? unites states of corporations - sollte die eigene gesetzgebung per lobbys mal schwächeln, so sitzen solch´ tapfere und total unabhängige juristen in den startlöchern, um die fiesen anschläge auf markt und freies unternehmertum zuverlässig zu vereiteln. hierzulande ist´s zwar grundsätzlich nicht anders, aber dieses beispiel macht mich nun doch etwas sprachlos. mit einem derartigen system und solchen protagonisten gibt es nichts mehr zu verhandeln.

notiz: ölstörfall auch im roten meer, ausmaße unklar [update]

ich wollte heute eigentlich - ab dienstag beginnen immer meine lohnarbeitstage - gar nichts schreiben, aber nach einem kurzen blick auf die aktuellen nachrichten bleibt nichts anderes übrig. schauplatz eines weiteren störfalls des ölzeitalters ist diesmal die küste von ägypten am roten meer, und die informationsbrocken, die offenbar erst seit ein paar stunden bekannt werden, lassen nichts gutes erwarten:

(...) "Offenbar besteht das Leck an einer Bohrplattform bereits seit mehreren Tagen. Während die Regierung betont, alles unter Kontrolle zu haben, fürchten Umweltschützer um das Leben unter und am Wasser des Roten Meers.

Ein ägyptischer Regierungssprecher erklärte, die Menge des ausgetretenen Öls sei "begrenzt", nannte aber keine Einzelheiten. Der Ölteppich sei in der vergangenen Woche entdeckt worden und inzwischen weitgehend eingedämmt. Die Verunreinigungen an den Stränden seien inzwischen beseitigt.

Eine Bedrohung für das angrenzende Naturschutzgebiet am Roten Meer bleibe allerdings bestehen, erklärte Amr Ali, der Geschäftsführer der unabhängigen Umweltschutzinitiative Hepca (Hurghada Environmental Protection and Conservation Agency), die die Verschmutzung öffentlich gemacht hatte. Auch seien an fünf Stellen Korallenriffe beschädigt worden.Der Biologe Ahmed El Drubi, ebenfalls Hepca-Mitglied erklärte, er habe Informationen, dass aus dem Leck wieder Öl fließe, nachdem es vorübergehend geschlossen werden konnte." (...)


nach dem, was weiteren berichten zu entnehmen ist, sind hier - analog zum golf - ebenfalls ökologisch sehr sensible zonen bedroht; gleichfalls sind bereits verölte tiere gefunden worden. bezeichnend und erbärmlich ist die faktische nachrichtensperre seit einer woche - in ägypten eine angelegenheit, die voll und ganz in staatlicher verantwortung liegt. die staatliche umweltschutz-agentur...

(...) "... habe außerdem bis heute den Urheber der Verschmutzung nicht benannt, obwohl das Öl bereits seit längerem ausfloss. Auch habe keine der im Roten Meer tätigen Ölfirmen von sich aus die Verantwortung übernommen.

Aus Kreisen der betroffenen Ölfirma verlautete, der Ölteppich habe die Küste auf einer Länge von 160 Kilometern verschmutzt. Ein Leck auf einer Bohrplattform nördlich von Hurghada soll die Ölpest verursacht haben." (...)


welche firma, wieviel barrel ausgelaufen, in welcher tiefe ist das leck (oder sind´s mehrere ?), welche meeres- und küstenzonen konkret betroffen, ist der ausfluß gestoppt? alles fragen, die aktuell nicht beantwortet sind und teils medial noch nicht mal gestellt werden. 160 kilometer betroffener küste sind wahrlich kein pappenstiel. und die öffentlichen erklärungen klingen verdammt ähnlich denen, die in den allerersten tagen des golf-desasters zu vernehmen waren. bleibt aktuell nur die hoffnung, dass sich damit die analogien auch erschöpfen.

an den tiefsten stellen kann dieses meer übrigens bis 3000 meter reichen.

nachtrag: die
huffpost zitiert anonyme quellen, wonach es sich bei dem leck ebenfalls um einen störfall unter einer off-shore-plattform handelt, allerdings ohne angaben zur tiefe.

*

edit am 24.06.: wie schon unten im kommentar skizziert, ist die
informationsblockade mehr als auffällig, aber für die ägyptische regierung wohl durchaus bezeichnend:

(...) "Allerdings ist bislang weder bekannt, wie viel Öl ausgelaufen ist, noch ist bisher der Schuldige benannt. Man untersuche, wo die Quelle für die Verschmutzung liege, heißt es aus dem Ölministerium. Außerdem seien 90 Prozent des Ölteppichs bereits entfernt, sagt dessen Sprecher. Die Umweltschützer selbst gehen nicht mehr ans Telefon. Auf der Webseite der Hepca, der "Hurghada Environmental Protection and Conservation Association", also jener Umweltorganisation, die Anfang der Woche Alarm geschlagen hatte, findet sich ein letzter Eintrag vom Mittwoch. Darin werden die Bemühungen, die Strände zu säubern, als äußerst effektiv gelobt. Das Leck sei seit Donnerstag letzter Woche geflickt. Weiter heißt es dann aber kurioserweise, man warte immer noch auf eine Erklärung der staatlichen Institutionen, die die Identität der Ölplattform offenlegt, "aus der offensichtlich Öl ausgeflossen ist". (...)

Genau darin könnte der Grund für die staatliche Zurückhaltung liegen. Das Gros der Bohrungen im Golf von Suez wird von staatlichen ägyptischen Firmen durchgeführt. Hier müsste sich der Staat selbst anzeigen." (...)


das plötzliche "verstummen" der umweltorganisation, die das ereignis überhaupt erst publik gemacht hat, ist ein bedenkliches zeichen. das im artikel erwähnte video müsste das hier sein:



das das öl im wasser tatsächlich um eine förderplattform herum sichtbar ist, lässt sich auch als indiz dafür werten, dass eine weitere "offizielle"
meldung seitens der regierung mit höchster skepsis zu lesen ist:

"Ein Ölteppich, der letzte Woche Küstenabschnitte des beliebten ägyptischen Badeortes Hurghada verschmutzte, soll von einem Öltanker verursacht worden sein. Zu diesem Schluss gelangte eine Expertise des ägyptischen Erdölministeriums, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur MENA am Donnerstag in Kairo.

Es sei wahrscheinlich, dass die Verunreinigung nicht von einer lecken Ölplattform in Roten Meer stamme, sondern von einem Tanker, der bei der Reinigung auf hoher See Ölrückstände verloren hat, hieß es in dem Untersuchungsbericht." (...)


warum nur werde ich vor dem hintergrund der bisherigen, teils widersprüchlichen meldungen, der offiziellen nichtinformationspolitik sowie der sichtbaren interessenlage in diesem fall beim anblick der obigen meldung das gefühl nicht los, dass es sich hier um glatte desinformation handelt ? weder staaten noch konzernen ist in solchen angelegenheiten über den weg zu trauen, erst recht nicht, wenn ein bekannt repressiver staat beides quasi unter einem dach vereinigt. wir werden sehen, was in der nächsten zeit noch bekannt wird.

Sonntag, 20. Juni 2010

assoziation: zum öligen menetekel am golf (3) [update]

(zum zweiten teil)

*

(...) "After all, oil is a finite resource. We consume more than 20 per cent of the world's oil, but have less than 2 per cent of the world's oil reserves. And that's part of the reason oil companies are drilling a mile beneath the surface of the ocean because we're running out of places to drill on land and in shallow wate

For decades, we have known the days of cheap and easily accessible oil were numbered." (...)

(barack obama in seiner
rede zur ölkatastrophe vergangenen dienstag)

ich hatte mich mit obamas bisheriger amtszeit ja erst
neulich beschäftigt, und die rede letzte woche wurde schon unmittelbar danach von weiten teilen der (medialen) öffentlichkeit als erneuter ausdruck seiner malaise betrachtet. wobei ich hier eine abweichende meinung habe - nicht unbedingt, was sein aktuelles handeln betrifft. aber ich finde das beredte schweigen sehr bezeichnend, mit dem überwiegend die oben zitierten aussagen schlicht übergangen werden (nein, sie werden nicht unbedingt regelrecht ignoriert, aber eben auch nicht weiter thematisiert).

denn die tatsache ist die: obama hat meines wissens als erster und "gewichtigster" repräsent der westlichen politischen funktionseliten überhaupt die realität von peak oil in aller öffentlichkeit verkündet. so überfällig und eigentlich zu spät das auch war - diese aussage macht die rede durchaus zu einer historischen. alles andere gesagte wird vor diesem hintergrund relativ unwichtig, zumal solche reden primär eher als pr-maßnahme angelegt sind. aber die oben zitierten sätze, v.a. die am beginn und am ende, stehen nun - für eine weltöffentlichkeit dokumentiert. das große teile eben dieser (nicht nur medialen) öffentlichkeit v.a. in den westlichen staaten diese im wahrsten sinne des wortes einschneidende botschaft nun ignorieren und sich statt dessen lieber über den boten mokieren, spricht ebenfalls für sich. man kann obama sehr berechtigt sehr viel vorwerfen, aber in diesem punkt hat er zumindest deutlich klartext gesprochen. und die brisanz dieser worte scheint offensichtlich kaum jemand wirklich zu verstehen.

*

von daher ist der begriff menetekel für das geschehen am golf und seine konsequenzen auf allen ebenen kaum übertrieben, und diesbezgl. schrieb das
ölschock-blog schon vor ein paar wochen zusammenfassend:

(...) "Der Erntefaktor der weltweiten Erdölförderung liegt ohnehin schon nahe der Grenze, die für unsere Industriezivilisation noch erträglich ist und nimmt unweigerlich weiter ab. Bei einem Ausfall der Tiefseeförderung würde dieser Trend natürlich weiter beschleunigt. Das Ende der fossilen Industriezivilisation rückt in Angesicht dieser Wirklichkeiten weiter aus der Zukunft in Richtung Gegenwart. (...)

Das Ende der Erdölära ist mit der Harvarie der Deepwater Horizon ein kleines Stück näher gerückt. Die Erdölindustrie, einst Taktgeber und mächtiges gesellschaftliches Fundament der letzten 150 Jahre, wird zum Gejagten, ähnlich den Banken verlieren die Bosse des schwarzen Goldes ihren Einfluss und Glaubwürdigkeit. Es bleibt zu hoffen, dass bis zum finalen Schlussakt Unglücke wie dieses selten bleiben, gänzlich verhindern kann man sie nicht."


und die "zeit"
sekundiert:

(...) "Doch eigentlich geht es bei der Katastrophe im Golf von Mexiko um noch viel mehr – um fast alles nämlich: um die Zukunft der Weltwirtschaft, die 40 Jahre nach der ersten Ölkrise vom Öl so abhängig ist wie von keiner anderen Energiequelle. (...)

Das Problem ist, dass der Optimismus der Ölmultis an einer umstrittenen Annahme hängt: Ihre Fachleute gehen davon aus, dass sich mit den neuesten technischen Methoden in den kommenden Dekaden viel mehr Ölquellen erschließen lassen. Doch ausgerechnet daran nährt das Desaster im Golf von Mexiko nun Zweifel: Ein Großteil der noch vermuteten Ölreserven lagert schließlich tief unter dem Meer und unter extraharten Stein- oder Salzschichten. Dafür ist noch kein Bohrer erfunden, geschweige denn eine verlässliche Technik zur Sicherung der Bohrlöcher.

Und was geschieht, wenn diese Technik doch nicht erfunden wird – oder wenn Regierungen unter dem Eindruck des jüngsten Desasters die Ölförderung unter extremen Bedingungen verbieten? Dann droht ernster Energiemangel. Er könnte schon bald wirtschaftliche Verwerfungen auslösen, die noch gravierender sind als die Finanzkrise.

Das Problem wäre nicht, dass es kein Öl mehr gäbe – bis dahin dauert es noch ein paar Jahrzehnte. Doch es könnte nicht mehr wie bisher Jahr für Jahr mehr Öl auf den Markt kommen. Es gäbe kein Wachstum mehr bei der Förderung, ein Novum, denn hundert Jahre lang ist dadurch das Räderwerk der Industriegesellschaften angetrieben worden." (...)


peak oil. egal, ob Sie´s ignorieren, "nicht dran glauben" (wollen) oder hoffnungen in die technik setzen (die wird die konsequenzen des peaks allerdings nur aufschieben können, wenn überhaupt - und wie im golf zu sehen, ist der preis dafür schlicht unbezahlbar): dieser begriff wird uns alle spätestens ab jetzt bis ans ende unserer tage begleiten.

*

letzteres ist in regionen wie den verseuchten gebieten in ecuador, in nigeria, den kanadischen ölsandlanden oder eben auch am golf von mexico direkt wahrnehmbar; und nein, dabei ist bp keinesfalls das einzige "big problem" wie es jene demonstrantin am 30. mai in new orleans verkündet (foto: infrogmation of new orleans via wikipedia),

demonstration am dreissigsten mai in new orleans quelle infrogmation of new orleans via wikipedia

auch, wenn sich diese kriminelle organisation momentan berechtigt im rampenlicht befindet - und die wertung "kriminell" ist nicht nur nicht übertrieben und nicht nur in einem allgemeinen sinne als synonym für antisozial berechtigt, sondern dürfte selbst nach den messlatten diverser bürgerlicher strafgesetzbücher in einigen punkten schon erreicht worden sein. beispiele dafür finden sich zuhauf - ob es sich dabei nun etwa um die gesundheitssschädlichen folgen der zur verschleierung eingesetzten
dispersionsmittel handelt...

(...) "109 Menschen sind bislang allein im Bundesstaat Louisiana in Folge des Einsatzes von Chemikalien gegen die Ölpest erkrankt. Zwei Drittel sind Fischer oder andere Arbeiter, die im Kampf gegen die schwarze Schliere aufs Meer hinausgefahren sind. Das geht aus einem Bericht der lokalen Gesundheitsbehörde OPH hervor. Die anderen sind Küstenbewohner oder Strandbesucher, die die giftigen Dämpfe eingeatmet haben. (...)

Atemprobleme, Übelkeit, Schwindel und starke Kopfschmerzen sind die am meisten verbreiteten Symptome. "Ich dachte, ich sterbe, so schwach war ich erst", sagt der Fischer Gary Burris. "Die Lungen haben einfach dicht gemacht." Sein Arzt habe ihm gesagt, seine Lungen sähen aus wie die eines Kettenrauchers. "Ich habe noch nie eine Zigarette im Mund gehabt", sagt Burris. Andere Patienten berichten außerdem von brennenden Augen." (...)


...die unter bereitwilliger und regelrecht unterwürfiger mithilfe staatlicher behörden seitens bp ausgeübte
medienzensur...

(...) "AP-Chefredakteur Michael Oreskes vergleicht die Lage seiner Leute mit Reportern, die in Kriegsgebieten wie Afghanistan beim Militär "embedded" sind, eingebettet. "Es herrschen ständige Anstrengungen, den Zugang zu kontrollieren", klagte er in der "New York Times". In der Tat offeriert die Küstenwache besagte Flüge in ihren offiziellen E-Mails als "embedded flights". (...)

Matthew Lysiak von den New Yorker "Daily News" scheiterte zunächst, als er Grand Isle besichtigen wollte, eine gesperrte Düneninsel vor Louisiana. Schließlich habe ihm ein über das Verhalten der eigenen Firma "empörter" BP-Arbeiter eine heimliche Führung gegeben. Das Ergebnis sei grausig gewesen.

Ein Foto eines toten Delfins illustriert den Report Lysiaks. "Als wir diesen Delfin fanden, war er mit Öl gefüllt", zitiert der Reporter den Arbeiter. "Öl floss nur so aus ihm heraus. Es war ein verdammt trauriger Anblick." Der Mann selbst sei entsetzt gewesen: "Es wird viel vertuscht. Sie haben uns spezifisch angewiesen, dass sie keine Bilder von den toten Tieren wollten. Sie wissen, dass der Ozean die meisten Beweise wegspülen wird."

Lysiak berichtet von Stränden, die "von geteerten Meereslebewesen übersät" gewesen seien, "einige tot und andere, die sich unter einer dicken Schicht Rohöl abkämpften". Als er einen zweiten Strand habe begehen wollen, so Lysiak, hätten ihn Polizisten forteskortiert. "Sie sagten, sie handelten auf Befehl von BP." (...)


...oder auch die eigentlich nur noch unter realsatire ablegbaren sog.
"notfallpläne" seitens bp und auch der anderen großen ölkonzerne (die entsprechenden pläne der letzteren, wenn sie denn im golf tätig sind, gleichen sich mit dem von bp bis auf nuancen wie ein ei dem anderen):

(...) "Reporter von Associated Press haben einen Notfallschutzplan für die BP-Bohrinseln im Golf von Mexiko analysiert. Der 582-Seiten-Bericht wurde 2009 der US-Regierung vorgelegt und von dieser abgenickt.

Schockierenderweise ist darin so ziemlich alles falsch, was falsch sein kann. Als Naturschutzberater für eine mögliche Ölpest ist etwa Professor Bob Lutz mit seinen Kontaktdaten an der Universität Miami aufgeführt. Lutz arbeitete allerdings schon seit rund 20 Jahren nicht mehr in Miami und verstarb vier Jahre, bevor der Bericht genehmigt wurde. Auch die Namen und Telefonnummern von Meeresbiologen der Universität Texas waren falsch. Die angegebenen Büros des Tierhilfsdienstes in Louisiana und Florida sind schon lange geschlossen. Als zu schützende Tiere werden Walrosse, Seeotter, Seelöwen und Robben genannt. Keines dieser Tiere lebt im Golf von Mexiko.

In dem Bericht wurde die Gefahr für Tiere und Umwelt jedoch ohnehin als gering eingeschätzt. Selbst bei dem Zehnfachen der heute tatsächlich ausfließenden Menge würde das Öl niemals bis zur Küste gelangen: "Wegen der Entfernung bis zur Küste (48 Meilen) und den eingesetzten Schutzvorrichtungen sind keine signifikanten Folgen zu erwarten", hieß es in dem Bericht. In der Realität erreichte das Öl neun Tage nach der Explosion der Plattform die Küste." (...)


hübsch, oder? es gibt derart noch unzählige und verstreute andere berichte bezgl. verschiedener aspekte der katastrophe, die alle zusammen ein bild ergeben, welches nicht von pleiten, pech und pannen spricht, sondern eher bewusste, vorsätzliche unterlassung bei bzw. inkaufnahme einer ganzen serie von mangelhaften schutz- und sicherheitsmaßnahmen hauptsächlich aus kostengründen nahelegt. und wer glaubt, dabei handele es sich ganz bestimmt nur um eine unrühmliche ausnahme innerhalb der welten der corporations, konzerne und den mit ihnen kollaborierenden staaten , sollte sich unverzüglich selbst eine merkbefreiung ausstellen. oder z.b. mal hierzulande einen blick auf das atommülldebakel namens
asse werfen.

eine relativ aktuelle übersicht zum stand im golf, besonders auch zu den - ebenfalls anfangs von bp bestrittenen - wolken aus öl und dispersionsmitteln unter wasser findet sich
hier; dazu kommen erstmals berichte von einer regelrechten flucht der meeresbewohner:

(...) "Wissenschaftler haben an der Küste Floridas unerwarteten Besuch entdeckt: Delfine, Haie und Rochen zeigen sich im flachen Wasser, Krabben und andere Meeresbewohner sammeln sich dort zu Tausenden. Die Forscher vermuten, dass die Tiere vor dem Öl im Golf fliehen und saubere Gewässer in Küstennähe suchen." (...)

dazu richtet sich der focus (im wahrsten sinne des wortes) inzwischen auch auf das ebenfalls massenhaft ausströmende
methan , dessen wirkungen in jeder hinsicht nicht abschätzbar sind:

(...) "Dieses Gas könnte möglicherweise das Meeresleben ersticken, befürchten Wissenschaftler. Es entstünden „Todeszonen“, in denen der Sauerstoffgehalt so niedrig ist, dass kaum noch Leben existieren kann.

Das Öl aus dem Leck enthält rund 40 Prozent Methan – eine außergewöhnlich hohe Konzentration, normal sind fünf Prozent, wie der Ozeanforscher John Kessler von der Texas A&M Universität erklärt. Das bedeutet, dass vermutlich riesige Mengen Methan mit dem nicht abgesaugten Öl in den Golf gelangt sind. „Dies ist die heftigste Methan-Eruption in der modernen Menschheitsgeschichte“, sagt Kessler." (...)


*

und wie sehen nun die perspektiven aus ? düster. wenn die quelle nicht geschlossen werden kann, oder aber die entlastungsbohrungen durch hurricanes gebremst oder nicht sofort zum problematischen bohrkanal stoßen, dürfte das ol mindestens den sommer über weiter austreten - die quelle ist noch lange
nicht erschöpft:

(...) "Sieben Milliarden Liter Öl sollen sich in der Quelle unter dem beschädigten Bohrloch befinden, schätzt BP-Chef Tony Hayward. Er nannte diese Zahl jetzt vor dem Ausschuss des US-Kongresses, der ihn zum Rapport zitiert hatte. Damit würde die Quelle noch immer 94 bis 97 Prozent ihres Öl enthalten. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der das Öl derzeit austritt, würde es zwei bis vier Jahre dauern, bis die Gesamtmenge ins Meer geflossen ist." (...)

letzteres dürfte aber - immerhin etwas - nicht eintreten, zumal sich irgendwann die druckverhältnisse zwischen dem öl/gas im boden und dem darüber befindlichenden wasser ausgeglichen haben werden. spätestens dann müsste die quelle aufhören zu sprudeln. tatsache ist aber auch, dass selbst unter vielen direkt beteiligten aus ölindustrie und wissenschaft umstritten ist, was nun eigentlich genau da unten am meeresgrund vor sich geht - in den usa gibt es seit wochen in medien und blogs eine sich verstärkende diskussion über ein szenario, welches nur noch als absolutes desaster mit möglicherweise globalen auswirkungen bezeichnet werden könnte - ich erwähne es hier der vollständigkeit halber und weise darauf hin, dass es sich bisher um ein reines modell handelt. die zentralen punkte sehen grob skizziert ungefähr so aus (ich schreibe das so, wie ich´s aus verschiedenen quellen verstanden habe, wobei technisches englisch nicht unbedingt meine stärke ist):
  • eine ölbohrung ist natürlich keinesfalls vergleichbar mit einem bohrloch in der wand, und selbst die bohrungen an land unterscheiden sich qualitativ noch von tiefseebohrungen. bei den letzteren geht der bohrkanal kilometertief durch diverse gesteins- und sedimentschichten und muss entsprechend der ganzen länge nach ausgekleidet werden, u.a. durch zement. diese auskleidung scheint im falle der "deep water horizon" von beginn an mangelhaft gewesen zu sein.
  • die these ist nun, dass bereits durch den unfall - blow out - selbst, der z.t. durch eine massive methanblase mitausgelöst wurde, die gesamte umgebung des bohrkanals durch die unkontrollierten druckschwankungen gefährlich instabil geworden ist
  • und diese instabilität soll nun durch den vor einigen wochen ausgeführten "top-kill"-versuch zum schließen des lecks mittels in die bohrung hineingepumpter fluide (der "schlamm", der keiner war) durch die damit wiederum verbundenen enormen druckschwankungen innerhalb der bohrung an vermutlich mehreren stellen auf der ganzen länge zu brüchen geführt haben
  • ergebnis: öl und gase bahnen sich unter druck durch feine kanäle in den verschiedenen geologischen schichten ihren weg nach oben und treten dann in der nähren und weiteren umgebung des eigentlichen lecks direkt aus dem meeresboden aus, wobei sich die austrittskanäle durch den druck der beiden stoffe, die jede menge gesteine und sand mit nach oben reißen, immer mehr ausweiten, also quasi erodieren
  • mögliche konsequenz: die letztgenannte erosion lässt immer mehr von beiden stoffen heraus, und wird dadurch bis zu einem gewissen punkt beständig weiter verstärkt. ist dann der untergrund in den betroffenen gebieten ausreichend instabil (und das reservoir so weit geleert, dass der wasserdruck darüber sich merkbar auswirken kann), droht ein kollaps des gesamten meeresbodens in der region, in der die lecks vorhanden sind. es folgt ein massiver austritt von milliarden litern öl und gas auf einen schlag...
wie gesagt: ein worst-case-szenario, welches bitte niemals eintreten möge. geologen bezeichnen dieses modell wahlweise als absurd oder im bereich des möglichen, so jedenfalls habe ich entsprechende statements aus den usa interpretiert. es sollen inzwischen auch videoaufnahmen aus der unmittelbaren umgebung des geborstenen lecks existieren, welche austritte von geringen mengen öl und noch mehr gas direkt aus dem meeresboden dokumentieren ( reiche ich nach, wenn ich sie finde - falls jemand von Ihnen bereits solche videos/photos gesehen hat, freue ich mich über einen hinweis). edit am 22.06.: so, inzwischen habe ich hier eines vom 13.06., welches ölaustritte direkt aus dem boden in der nähe des lecken rohres zeigt, besonders gut zu sehen in den ersten minuten:



ebenfalls hat vor bereits gut zwei wochen ein us-senator diese beobachtung
verkündet:

(...) "Oil and gas may be leaking from the seabed surrounding the BP Macondo well in the Gulf of Mexico, Senator Bill Nelson of Florida told Andrea Mitchell today on MSNBC. Nelson, one of the most informed and diligent Congressmen on the BP gulf oil spill issue, has received reports of leaks in the well, located in the Mississippi Canyon sector." (...)

wie dem auch sei: die ganze geschichte ist sowieso schon beklemmend genug und wird uns in zukunft noch lange begleiten. anschaulich gemacht einmal mehr in einer weiteren der trotz der entsetzlichen inhalte durchaus großartigen photoserien auf
boston.com.

*

zum schluß sei ergänzend noch ein hinweis auf einen interessanten text gestattet, der nicht nur für an konzerngeschichte interessierte spannend ist:
Wie BP seit seiner Gründung mit Problemen umgeht spiegelt auch ein ganzes stück deutscher kapitalistischer industriegeschichte. tipp!

und zum jetzt wirklichen schluß sage ich, nicht ganz überraschend: es kommt ein vierter teil.

Freitag, 18. Juni 2010

kontext 66: wenn die selbstwahrnehmung fremdelt...

... dann können sich u.a. so interessante phänomene manifestieren, wie sie hier leicht herablassend unter dem begriff "hirngespinste" thematisiert werden:

(...) "Wohin sie auch die Augen wendet, es ist schon da: ein Gesicht halb durchsichtig. Es schwebt vor ihr in der Luft, drängt sich beim Blick in die Handtasche dazwischen. Es äfft ihre Miene nach, denn es ist ihr eigenes Gesicht, das sie verfolgt.

Die junge Frau, die seit einem Schlaganfall von ihrem eigenem Gesicht verfolgt wurde, ist nur eines von Dutzenden Fallbeispielen für sogenannte Selbstwahrnehmungsstörungen, die der Wahrnehmungsforscher Olaf Blanke an der ETH Lausanne gesammelt hat. Er sagt: "Man muss nicht verrückt sein, um Dubletten des eigenen Körpers zu sehen." (...)


aber ich will nicht zu nörgelig sein; der artikel ist wirklich spannend und wirft ein weiteres mal aus der perspektive der neuroforschung auch schlaglichter der erkenntnis auf phänomene, die früher im allgemeinen verständnis eher der religiösen, mystischen oder auch parapsychologischen schiene zugeordnet wurden - alleine die "out-of-body"-erfahrungen haben bspw. generationen lang in den genannten bereichen für wildeste erklärungsversuche gesorgt, was immerhin ob ihrer oftmals spektakulären wirkung auf betroffene menschen nachvollziehbar erscheint.

(...) "Ich löse mich auf. Mein Bauch zerfließt, meine Arme und Beine verschwinden. Ich möchte schreien, aber da ist nichts mehr, was dem Willen gehorcht. Einsamer kann man nicht sein.

"Ein epileptischer Patient berichtete mir, dass sein Körper während der Anfälle verschwindet", sagt Heydrich. Die Epilepsie ging von dem Bereich aus, der von Singer als möglicher Sitz des Selbst verdächtigt wird, vom frontalen Cortex. Und sie weist auf ein damit verbundenes System, welches das Gefühl fürs Selbst mit der Analyse von Bewegungen verknüpft. Um uns zu versichern, dass wir existieren, beobachten wir offenbar sorgfältig unsere Bewegungen."


das wort "beobachten" führt in diesem zusammenhang auf eine falsche fährte, weil es implizit eine "bewusste" aktion nahelegt - dem ist durchaus nicht so. grundsätzlich passt das aber zu dem, was über eine ganz fundamentale menschliche wahrnehmungsart, die
propriozeption, inzwischen bekannt ist. und das bringt überfälligerweise den ganzen körper ins spiel und führt mich darüber zum letzten absatz, an dem ich dann doch kritik üben möchte:

"Bei allem, was man heute über den Weg weiß, auf dem das Gehirn die verschiedenen Aspekte unseres Selbstgefühls konstruiert, drängt sich der Verdacht auf, dass unser Eindruck, ein einziges und eindeutiges Ich zu besitzen, vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes ein Hirngespinst ist. Aber es ist offenbar nötig, um uns Sicherheit zu geben." (...)

um es kurz zu machen: natürlich stoße ich mich an dem wort "konstruiert", auch wenn das als ein beschreibendes attribut in diesem fall nicht unbedingt falsch ist. aber erstens ist das gehirn ein körperorgan, und eine hierarchiesetzung zu anderen organen ist weder hilfreich noch zwingend, selbst wenn man die spezifischen fähigkeiten des gehirns berücksichtigt. zweitens folgt daraus, dass das beschriebene "konstruieren" die vorgesehene art und weise des körpers ist, realität wahrzunehmen. auch, wenn diese art drittens eine durchaus breiter fließendes, wenn auch begrenztes spektrum an wahrnehmungen zulässt (die offen pathologischen wahrnehmungsarten zähle ich ebenfalls dazu). und viertens verweise ich hinsichtlich des "konstruierens" sowie die probleme, die dieses modell mit sich bringt, auf
diesen beitrag, in dem sich zusammenfassend meine grundsätzlichen kritikpunkte an konstruktivistischen weltbildern (und die werden in spezifischer ausprägung auch in großen teilen der hirnforschung benutzt) bzw. ihren implikationen finden lassen. wie gesagt: nicht, dass unser gehirn nicht auch im funktionalen sinne tatsächlich konstruiert. aber das kann eben keinesfalls als stütze für das gerede "jeder-konstruiert-sich-seine-eigene-realität" etc. herhalten.

dass die heute in der westlichen kultur verbreiteten ego-formen allerdings tatsächlich relativ sind, also auch qualitativ andere vorstellbar und möglich erscheinen, wird aus meiner sicht durch das eben skizzierte übrigens nicht negiert.

notiz: sind pestizide für das "aufmerksamkeitsdefizit(hyperaktivitäts-)syndrom" mitverantwortlich ?

"das toxische chemikalien natürlich auch psychische bzw. neurologische effekte auslösen können, ist zwar seit langem bekannt, wird aber kaum jemals berücksichtigt."

*

so beschrieb ich mal vor ein paar jahren das problem mit den realistisch betrachtet sich völlig ausser kontrolle befindenden kontaminierungen der gesamten menschlichen und sonstigen lebenswelt mit immer neuen chemischen stoffen, von denen meistens niemand auch nur den hauch einer ahnung davon hat, wie sie sich mittel- und langfristig in den ökologischen beziehungsgeflechten auswirken werden. der satz kam mir bei ansicht einer meldung in den sinn, die es hierzulande vor ein paar wochen kaum wirklich zu größerer medialer aufmerksamkeit gebracht hat -
Studie findet Zusammenhang zwischen Pestiziden und Hyperaktivität; als zusammenfassende quelle nutze ich dafür mir das bisher unbekannte blog des "chemical sensitivity network", welches ich nach einigem drüber- und querlesen so interessant fand, dass ich es gleich mal mit in die blogroll gepackt habe.

und darum geht es:

(...) "Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten und Kanada fanden heraus, dass Jugendliche mit hohen Pestizidrückständen im Urin, vor allem solche von weit verbreiteten Insektiziden wie Malathion, eine höhere Wahrscheinlichkeit für ADHS aufwiesen – die Verhaltensstörung, die sich in der Schule und im sozialem Leben oft störend auswirkt.

Kinder mit einer über dem Durchschnitt liegenden Pestizidbelastung für den Marker eines einzigen Schädlingsbekämpfungsmittels , hatten fast doppelt so häufig die Diagnose ADHS erhalten, wie Kinder, die keine Spuren des Giftes in ihrem Körper zeigten.

“Ich denke, dass ist recht signifikant. Eine Verdoppelung ist eine starke Auswirkung,“ sagte Maryse F. Bouchard, eine Wissenschaftlerin der University of Montreal in Quebec und Leiterin der Studie, die am 17. Mai 2010 im medizinischen Fachjournal Pediatrics veröffentlicht wurde." (...)


"malathion" gehört zur gruppe der sog. organophosphatpestizide und ist in d-land, österreich und der schweiz nicht für den einsatz als "pflanzenschutzmittel" zugelassen, in den usa und anderen ländern aber schon. dazu wird es auch medizinisch zur behandlung von kopfläusen und krätze eingesetzt - hierzulande wurde das entsprechende mittel aber wohl 2006 vom markt genommen, während es in anderen europäischen staaten weiter in gleicher funktion anwendung findet, trotz hinweisen auf zunehmende resistenzen seitens der läuse (zusammenfassung aus dem gleichnamigen wikiartikel zum thema).

es gibt ja nicht nur bei der "ad(h)s"-diagnose weiterhin das problem, ob es sich beim diagnostischen modell nun primär um ein konstrukt handelt, welches dazu dient, als störend wahrgenommenes / interpretiertes verhalten v.a. bei kindern in klassischer art & weise (und unter kräftiger mithilfe der pharmaindustrie) zu pathologisieren oder ob hier tatsächlich eine - mitunter etwas diffuse, was aber eigentlich bei allen psychiatrischen diagnosemodellen sozusagen in der natur der sache liegt - relevante störung psychophysischer prozesse vorliegt, mit nachweisbaren veränderungen in gehirn und nervensystem(-en). für beide perspektiven gibt es meines wissen nachvollziehbare argumente, aber ich lasse mich da auch gerne korrigieren. womöglich können auch beide sichtweisen gleichzeitig gelten, aber das ist ein anderes thema.

unabhängig davon ist es durchaus eine dringende angelegenheit, die pathogenen einflüsse von pestiziden und chemischen substanzen überhaupt auf lebende organismen verschärft unter die lupe zu nehmen:

(...) "Pestizide wirken auf das Nervensystem ein, erläuterte Bouchard, die Organophosphatpestizide studierte, welche etwa 70 Prozent des Einsatzes von Pestiziden in den USA ausmachen. Sie wirken durch den Eingriff in das Nervensystem von Insekten, aber eine ähnliche Wirkung haben sie auch bei Säugetieren, einschließlich des Menschen. Die meisten Menschen in den USA haben Rückstände der Produkte in ihrem Urin." (...)

die interessante frage in diesem speziellen zusammenhang lautet natürlich so: würde sich das ergebnis auch bei europäischen kindern so finden lassen? das wäre dann aus meiner sicht tatsächlich ein belastbares und beweiskräftiges indiz für die in der frage der überschrift vorhandene these. bis dahin lässt sich durchaus den empfehlungen des csn-blogs für eltern betroffener kinder zustimmen - einfach versuchen, zumindest die bekannten hochpestizidbelasteten früchte und gemüse nicht mehr aus "konventioneller" erzeugung zu beziehen, auch wenn sie dann seltener auf den tisch kommen. aber eigentlich ist das eine empfehlung, die sich grundsätzlich für alle von vorteil erweisen würde - unabhängig von ad(h)s.

Dienstag, 15. Juni 2010

notiz: südafrika - massive soziale kämpfe deuten sich im schatten der wm an

in den letzten krisennews vor einiger zeit wurde die möglichkeit für eine sehr überraschende variante der aktuellen fussball-wm ja schon kurz skizziert. und inzwischen zeichnet sich ab, dass zumindest teile der südafrikanischen gewerkschaften wie auch eine grössere zahl von arbeiterInnen die möglichkeiten nutzen, die sich ihnen durch die derzeitige aufmerksamkeit einer weltöffentlichkeit sowie die eben dadurch erzeugte prekäre lage der regierung auf diversen ebenen gerade bieten.

begonnen haben die teils massiven auseinandersetzungen mit einem
streik von stadion-ordnern bzw. "stewards" am sonntag nach dem spiel d-land vs. australien in durban:

(...) "In der Nacht zuvor hatte es nach dem 4:0 der deutschen Mannschaft gegen Australien in Durban Auseinandersetzungen gegeben, die von der Polizei mit aller Härte beendet wurden. Die Sicherheitsbediensteten hatten vor dem Stadion gegen eine Kürzung ihrer Löhne demonstriert.

Die Polizei setzte Tränengas ein, eine Frau wurde Augenzeugenberichten zufolge von einem Gummigeschoss getroffen. Sie soll über eine Stunde lang vor dem Stadion gelegen haben, bevor eine Ambulanz sie in eine Klinik brachte." (...)


und dort scheinen die proteste zumindest kurzfristig durchaus etwas bewirkt zu haben:
Ordner nach Krawallen in Durban ausbezahlt.

an anderen spielorten ist das nicht der fall, und so wird offensichtlich auch in durban
weitergestreikt:

(...) "Der Protest breitet sich rasant aus: Die Stadion-Stewards setzten am Dienstag ihre Streiks in Durban und Kapstadt fort, zudem legten sie auch in Johannesburg ihre Arbeit nieder. Daher entwarfen die WM-Veranstalter bereits für die Partie am Abend zwischen Rekordmeister Brasilien und Nordkorea im Ellis Park einen Notplan. Sie betrauten die Polizei mit den Aufgaben der privaten Ordnungshüter.

"Unsere Priorität besteht darin, gemäß unseres Auftrages die Sicherheit des Turniers zu garantieren", teilte Südafrikas Polizeichef Bheki Cele mit. 1000 Polizisten wurden für das Spiel am Dienstagabend kurzfristig zum Ellis-Park-Stadion in Johannesburg beordert. Auch in Durban, Kapstadt und Port Elizabeth sollen ab sofort die staatlichen Ordnungshüter in und um die Stadien den Sicherheitsdienst übernehmen." (...)


wie zu erwarten und dem bericht zu entnehmen, hält sich die FIFA bisher aus allem heraus und weist alle probleme den südafrikanischen institutionen zu - mal sehen, ob sich diese linie der völligen ignoranz gegenüber der sozialen realität für diesen überflüssigen verband weiter durchhalten lässt. denn die situation direkt in den stadien ist keinesfalls der einzige brennpunkt; auch in anderen bereichen lässt sich die nötige infrastruktur einer wm leicht lahmlegen:

(...) "Der Steward-Streik ist die gravierendste arbeitsrechtliche Auseinandersetzung. In den Hintergrund gedrängt wurde dadurch ein Protest von Busfahrern in Johannesburg, der am Montag zu Behinderungen nach dem Spiel Niederlande gegen Dänemark führte. Auch dafür wollten Fifa und OK keine Verantwortung übernehmen und verwiesen an die kommunalen Behörden, die den öffentlichen Transport koordinieren. Mittlerweile fahren die Busse wieder regelmäßig, aber ein anderer Streit könnte für neues Ungemach sorgen.

Die Angestellten des Energieversorgers Eskom drohen mit Streik, da die Firmenleitung trotz Millionenbonuszahlungen für die Führungskräfte in den Tarifverhandlungen weit unter den Forderungen der Arbeitnehmer bleibt. Ein partieller Stromausfall würde angesichts vieler Elektroheizungen auch in Unterkünften zahlreicher WM-Fans bei den herrschenden Wintertemperaturen wenig Fußball-Fieber verbreiten." (...)


vielleicht müssen die übertragenden fernsehsender demnächst mal ihr motto überarbeiten:

"fussball-weltmeisterschaft soziale kämpfe? bei uns sitzen Sie in der ersten reihe!"

*

edit: sehr empfehlen möchte ich dazu eine materialsammlung beim labournet:
"Verkaufen, verjagen, verbieten, kontrollieren: Der FIFA-Staat ist ein Notstandsregime".

und das ist nicht übertrieben:

(...) "Über 40 Gruppierungen quer durchs Land hatten für den 10. Juni 2010 zu einer Protestdemonstration für ein besseres Erziehungswesen aufgerufen - um von der Polizei mitgeteilt zu bekommen, dass diese Demonstration nicht erlaubt werde: Keine Demonstration werde während des ganzen Monats Juni bis zum 15. Juli 2010 in ganz Südafrika erlaubt werden. In einer Pressemitteilung vom 27. Mai 2010 (bei amandla) protestieren diese Organisationen gegen das Verbot: "Civil Society Organisations Condemn Ban on March For Quality Education" unter anderem mit dem bescheidenen Hinweis darauf, dass es für dieses Verbot in ganz Südafrika keinerlei gesetzliche Grundlage gäbe... Die Erziehungsdemonstration kann jetzt doch stattfinden, die Verbote etwa für das Johannesburger Antiprivatisierungsforum aber bleiben bestehen." (...)

persönlich bin ich bei all diesen widerwärtigkeiten nur froh, dass mich dieser milliardenschwere event trotz grundsätzlichem fussballinteresses so desinteressiert findet wie noch niemals zuvor. und zu den sonstigen aspekten einer wm sowie des profifussballs im allgemeinen verweise ich einfach auf den beitrag, den ich zum thema vor vier jahren geschrieben hatte:
"Wir brauchen einen Rausch". der titel trifft´s heute fast noch besser als damals, und es müssen eigentlich nur bestimmte länder- und spielernamen ausgetauscht werden - dann passen auch die inhalte wie angegossen.

Sonntag, 13. Juni 2010

aufgewärmt: obama - nicht ganz zwei jahre später

im november 2008 hatte ich u.a. das folgende geschrieben:

" die realität, mit der sich obama in seiner position konfrontiert sieht, ist eine desaströse in der weise, dass sich in ihr erstens ein selten gesehener klassenkampf von oben bspw. in gestalt der finanz- und weltwirtschaftskrise manifestiert; zweitens die spezifischen us-probleme eigentlich nur eine art konkursverwaltung - und zwar zu lasten der breiten masse - zulassen, und drittens der spagat zwischen den erwartungen der diversen ethnischen communities, dem big business und den immer noch mächtigen verschiedenen fundamentalistischen religiösen strömungen einer ist, der früher oder später nur misslingen kann. gewählt wurde er meiner meinung nach übrigens genau deswegen, weil er bisher sehr gut damit ausgekommen ist, eine strategie der eigenen person als projektionsfläche zu fahren, in der seitens der verschiedenen fraktionen der us-gesellschaft von genügend menschen ihre eigenen wünsche wiedergespiegelt wurden - aus der perspektive ist die eigenartige inhaltliche schwammigkeit bis zur wahl sehr sinnvoll gewesen, die aber mit der ersten tatsächlichen entscheidung im amt zwangsweise aufgehoben sein wird. dazu kam noch die steilvorlage durch den abgehenden george w. bush, der einen so großen haufen ver- und überdruß erzeugte, das obama diesen treibstoff gar nicht nicht für sich nutzen konnte."

ich finde, dass ich bei den obigen punkten grundsätzlich nicht so falsch gelegen habe - wobei das bei einer einigermaßen realistischen einschätzung der situation, in der sich die usa ökonomisch, sozial, und inzwischen überdeutlich sichtbar auch ökologisch nicht erst seit gestern befinden, keine wirkliche kunst gewesen ist. die "entzauberung" ist spätestens seit dem untergang der "deep water horizon" im vollen gange, macht dieser doch neben allem anderen auch sichtbar, wie es um die tatsächlichen machtverhältnisse und die darin involvierte position eines us-präsidenten wirklich bestellt ist.

die schärfsten - und jegliche noch vorhandenen illusionen beseitigenden - kritiken kommen schon seit geraumer zeit aus den usa selbst, und zwar nicht selten aus genau jenen gesellschaftlichen spektren, denen obama überhaupt erst seine wahl zu verdanken hatte. eine kleine bilanz aus sicht der letzteren zieht nun ein
interview mit daniel ellsberg - auszüge:

(...) "Ellsberg: Ich finde, dass Obama die schlimmsten Punkte der Bush-Regierung fortsetzt, und zwar hinsichtlich der Bürgerrechte, der Verletzung der Verfassung und der Kriege im Nahen und Fernen Osten.

SPIEGEL ONLINE: Zum Beispiel?

Ellsberg: Nehmen Sie Obamas ausdrückliches Versprechen in seiner Rede zur Lage der Nation, "alle" US-Truppen bis Ende 2011 aus dem Irak abzuziehen. Das ist eine Lüge. Ich halte diese Behauptung für total falsch - und ich glaube, er weiß, dass sie total falsch ist. Es wird nicht geschehen. Ich erwarte, dass die USA auf unbestimmte Zeit eine Resttruppe von mindestens 30.000 Soldaten im Irak halten werden. (...)

SPIEGEL ONLINE: Sie zweifeln nicht nur an Obamas Einsätzen im Ausland, sondern auch an seiner Innenpolitik. Wie kommen Sie darauf, den Präsidenten zu beschuldigen, die Bürgerrechte zu missachten?

Ellsberg: Zum Beispiel, weil die Obama-Regierung "Whistleblower" (Regierungs-Insider, die Missstände und Staatsskandale ausplaudern, Anm.d.Red.) kriminalisiert und verfolgt, um sie dafür zu bestrafen, dass sie Skandale innerhalb der Regierung enthüllen… (...)

SPIEGEL ONLINE: Wie erklären Sie sich Obamas Kehrtwende?

Ellsberg: Er ist ein guter Politiker. Er sagte, was er sagen musste, um gewählt zu werden, und jetzt nutzt er die Vorteile seines Amtes. Wie jede Regierung vorher dient auch seine Regierung den Profiten großer Konzerne wie BP und Goldman Sachs - selbst wenn ich glaube, dass BP wegen der Ölpest nicht so leicht davonkommen wird. Schon seine frühen Wahlkampfspenden, die Spenden der Industrie, kamen von der Wall Street. Die haben nun wirklich etwas für ihr Geld bekommen. (...)

SPIEGEL ONLINE: Aber Obama übt heute doch oft sehr scharfe Kritik an der Wall Street.

Ellsberg: Seine Handlungen stehen in direktem Gegensatz zu seinen öffentlichen Aussagen. Ich höre ihm schon gar nicht mehr zu. Er hat sich um 180 Grad gedreht. Ein anderes Beispiel: Er hatte versprochen, ein Gesetz zu blockieren, das den Telefongesellschaften Immunität für ihre Rolle bei Bushs Abhörprogramm gab. Doch dann stimmte er nicht nur gegen die Blockade des Gesetzes, er stimmte sogar für das Gesetz - gegen den erklärten Willen seiner Unterstützer." (...)


wie gesagt: ich finde das alles keineswegs überraschend - wer innerhalb des us-systems wirklich etwas substanzielles verändern möchte, wird von den internen selektionsmechanismen des dortigen politbetriebes verlässlich weit im vorfeld abgefangen. und selbst wenn diese mechanismen einmal nicht funktionieren sollten, so wäre spätestens im amt selbst der druck von lobbys, medien und nicht zuletzt den reaktionären teilen der us-bevölkerung so groß, dass jegliche noch so guten vorsätze - die bei obama eh immer nur etwas vage durchschimmerten - zum scheitern verurteilt wären.

das die amtszeit bereits nach noch nicht mal der hälfte allerdings einen derart desaströsen drall bekommt wie inzwischen durch den verölten golf sichtbar, war damals natürlich noch nicht abzusehen. wenn auch die dahinterliegenden strukturen - nämlich die unauflösliche abhängigkeit faktisch einer jeden öffentlichkeitswirksamen politmarionette in den usa von big money in form der banken sowie auch eben big oil - schon lange kein geheimnis mehr sind. und der vollständigkeit halber: hierzulande ist´s grundsätzlich natürlich kein stück anders.

vom damaligen hype jedenfalls ist keine spur mehr vorhanden, aber das wäre mit einiger sicherheit auch ohne den ölGAU so gekommen, wenn auch mit verspätung. denn während ein teil der us-realitäten heute von ölverschmierten tieren und crashenden küstenökonomien in den golfstaaten bestimmt wird, geht es im rest des landes weiter eher still den bach runter -
"Erstmals erreicht die Zahl der Bezieher von Lebensmittelmarken in den USA ein Niveau von über 40 Millionen".

es gibt innerhalb des systems für den berg an problemen - die chronische ökonomische krise, peak oil, die scharfen sozialen widersprüche etc. - keinerlei lösungen mehr, gespielt wird mit allen aktivitäten nur noch auf zeitgewinn. in diesem sinne ist obama lediglich ein getriebener, wobei das sehr freundlich gesagt ist. mitleid habe ich trotzdem nicht.

Montag, 7. Juni 2010

aufgewärmt: der kapitalismus als opferökonomie (zum "sparpaket") [update]

"80 Milliarden Euro sparen Sie nicht so mit der Nagelschere"

(
g. westerwelle)

*

nagelschere? nein? also eher messer, metallschere, kettensäge? diese metaphorik, bei der sich bilder von verstümmelungen und strömendem blut ganz von selbst aufdrängen, ist nun weder neu in der geschichte, noch ist noch niemals speziell über die herkunft dieser begriffswelt nachgedacht worden. einige assoziationen dazu und auch zur frage, warum denn nicht nur die unmittelbar betroffenen hierzulande nicht aus ihrer apathie herauskommen, finden sich in diesem beitrag:
ist der kapitalismus auch eine opferökonomie ? anmerkungen zur psychohistorischen sicht auf ökonomische krisen daraus, speziell vor dem hintergrund der heutigen "historischen" beschlüsse bzgl. der frage, wer hierzulande zukünftig als zu opfernde gruppen ausgewählt worden ist, ein auszug aus meinem damaligen fazit:

"und trotzdem kann der ansatz auch hierzulande zum erweiterten verständnis befruchtend sein, wenn nämlich einfach hinsichtlich der aktuellen politik von einer gewünschten ausgegangen wird, und zwar gerade deswegen, weil sie verheerende soziale konsequenzen nach sich zieht und ziehen wird. die dazu nötigen psychoklassen hatte neulich ausgerechnet peer steinbrück explizit und beispielhaft benannt, nämlich in dem fall die generation der kriegskinder des wk2, die sich nach den psychohistorischen kriterien durchaus als klasse verstehen lassen. und mehrheitlich immer noch in ihren traumatischen lebensbezügen feststecken, diese teils schon weitergegeben haben (da weiss ich sehr gut, wovon ich rede...) und in ihrem zustand die öffentlichen diskurse mitbestimmen. es geht dabei nicht um mehr oder weniger sinnlose schuldzuweisungen, aber ich denke, wir brauchen dringend ein erweitertes verständnis gesellschaftlicher prozesse. und da sollten ansätze wie der hier skizzierte und eher "klassische", soziologische und ökonomiekritische nicht als widersprüchlich, sondern als ergänzend empfunden werden."

da ich zumindest kein tv verfolge, möchte ich die leserInnen darum bitten, heute und in den nächsten tagen bei öffentlichen auftritten der "regierenden" mal genauer auf die verwendete sprache zu achten - wenn Ihnen irgendwas daran auffällig erscheint, würde ich mich über hinweise in den kommentaren sehr freuen.

*

edit am 08.06.: in einem redaktionellen kommentar fordert die "frankfurter rundschau" derzeit,
Auf die Strasse! zu gehen - das finde ich immerhin erstaunlich - kann mich gerade nicht daran erinnern, ähnliches aus dem hiesigen medialen mainstream gegen die offizielle regierungslinie schon mal gelesen zu haben. die kommentare unter dem artikel geben dazu einen kleinen eindruck, wie weit die soziale polarisierung inzwischen gediehen ist...

assoziation: zum öligen menetekel am golf - zwei sätze, weitergedacht (2)

(zum ersten teil)

*

zwischendrin ist seit dem ersten teil so einiges passiert, was mir nicht nur bloß die laune ziemlich verhagelt hat, sondern sogar depressive zustände produziert - ich habe mein kleines gedankenexperiment aus dem ersten beitrag immer mal wieder in verschiedensten situationen durchgeführt und musste dabei feststellen, dass ich die totalität der offenen oder versteckten anwesenheit von erdöl in der heutigen menschlichen welt schlicht unterschätzt habe. und die binse "alles hängt mit allem zusammen" berücksichtigend, kam dann in einer diskussion im engeren umfeld anläßlich der im letzten beitrag unten verlinkten grausigen bilder der verölten vögel bei mir auch irgendwann die frage auf, ob es zwischen der nur scheinbar immateriellen totalität der traumatischen matrix in unseren sozialen strukturen und der totalität des öls zusammenhänge gibt, die bisher niemand auf dem schirm hat. wenn man denn bspw. konsum als eine verbreitete art der kompensation psychophysischer störungen versteht, stellt sich doch die frage, wie diese struktur in einer welt mit reduzierter rohstoffbasis aussehen würde. hm?

aber auch alleine nur, wenn man sich die nachrichten der letzten woche so betrachtet - der rücktritt des sog. "bundespräsidenten", lena, die kaperung der schiffe im mittelmeer - , ist die anwendung der imaginären öl-schablone auf all diese ereignisse aufschlußreich. köhlers umstrittene sätze bezgl. der möglichen militärischen "sicherung" sog. "deutscher interessen" bezogen sich faktisch zu einem großen teil auf die ölversorgung; lenas satellitenhafter aufstieg wäre ohne öl in diversen rollen ebenfalls nicht möglich - das lässt sich auf weiteste bereiche von kunst & kultur generell ausweiten, die nötige materielle infrastruktur für fast alle relevanten kulturellen produktionen basiert auf öl; und ob die geschichte im mittelmeer incl. der gesamten konfliktgeschichte dort ohne öl so aussehen würde, wie sie´s tut? mal ganz davon abgesehen, dass auch die vermittelnden medien so nicht existieren würden.

*

durch all das ist der begriff "menetekel" für das verbrechen im golf nicht nur nicht übertrieben, sondern passt im sinne der eigentlichen bedeutung perfekt. aktuelle updates spare ich mir an dieser stelle; wer interesse hat, dürfte die entwicklung sowieso verfolgen. einen wichtigen aktuellen artikel möchte ich trotzdem hervorheben, weil er sich auf die inzwischen erahnbare tatsächliche dimension des störfalls bezieht:
Neue Ölschwade lauert in der Tiefe.

ansonsten ist inzwischen klar, dass relevante mengen an öl trotz der teils funktionierenden absaugung weiterhin ausströmen, und das auch bis mindestens august tun werden. zeit genug, um sich intensiv mit der bedeutung des menetekels zu befassen. und auch zeit genug, um sich klar zu machen, dass zerstörungen in derartigen dimensionen eigentlich die normalität des ölbusiness darstellen. so ist zb. kaum größer bekannt, was für ein desaster "chevron/texaco" in südamerikanischen regenwäldern in jahrzehnten veranstaltet hat - die juristischen streitigkeiten darüber werden vermutlich in diesem jahr entschieden, und die anhängigen
klagen könnten vor dem hintergrund der aktuellen ereignisse am golf endlich mal mehr aufmerksamkeit bekommen (die geheimrätin hatte in einem früheren kommentar schon mal drauf hingewiesen):

(...) "Von 1964 bis 1990, hinterließ die zu Chevron gehörende Texaco Millionen Tonnen giftigen Abfalls von den Ölfeldern im Amazonasgebiet Ecuadors. Mit der Aussicht auf eine gerichtliche Niederlage, hat Chevron damit begonnen alle legalen Register zu ziehen und fährt ein gewaltiges Arsenal an PR, Lobbyisten und Anwälten auf, um Kritiker einzuschüchtern und sich der Verantwortung für die für Mensch und Umwelt desaströsen Folgen zu entziehen.

Chevron bekräftigt immer wieder, nicht für eine Säuberung aufkommen zu wollen, selbst bei einer gerichtlichen Anordnung: "Wir kämpfen bis die Hölle zufriert. Und dann kämpfen wir auf dem Eis weiter." Ihre jüngste Strategie: Handelsboykott gegen Ecuador." (...)


dieser abfall ist bekanntlich auch in mehr oder weniger großem maße
radioaktiv kontaminiert, und entsprechend dürfte die strahlung zusammen mit der chemischen toxizität für etliche der hier teils bildlich dokumentierten krebserkrankungen verantwortlich sein. von den verwüstungen im ökosystem regenwald mal ganz ab.

die verbrechen von "shell" an der bevölkerung und umwelt in
nigeria sind legion, aber immerhin etwas bekannter - und sollten gleichfalls in den aktuellen kontext gestellt werden:

(...) "Die Amnesty-Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte, Danièle Gosteli-Hauser, erklärt den Unterschied zwischen der Katastrophe im Golf von Mexiko und jener im Nigerdelta wie folgt: «Im Golf von Mexiko ist eine Leitung geborsten – im Nigerdelta tropft der Ölhahn seit 50 Jahren stetig.» Zwischen 1976 und 2001 seien 6800 Erdölseen entstanden. Die Menschen litten an Haut- und Lungenerkrankungen. Gosteli-Hauser sieht aber auch eine Parallele: Im Golf sei Obama auf BP angewiesen – in Nigeria könnten die Behörden aufgrund des Geldmangels nur mit Shell-Fahrzeugen die Lecks aufsuchen, weil sie selbst über keine entsprechenden Fahrzeuge verfügten. «Unabhängige Untersuchungen können so nicht durchgeführt werden.» (...)

diese ganzen geschichten stellen auch einen der gründe dafür da, warum aktuell ein boykott von "bp" zwar eine emotional verständliche reaktion darstellt, insgesamt aber am grundsätzlichen problem völlig vorbeigeht: es gibt keine "guten" ölkonzerne - es gibt nur schlechte und noch schlechtere. "big oil" gehört mit zu den mächtigsten (mafiösen) strukturen des ölbasierten kapitalismus - und diese macht muss gebrochen werden. punkt. jedes gerede von "regulierung" und "kontrolle" verschleiert nur die tatsache, dass transnationale konzerne dieses kalibers nicht von irgendjemanden - und schon gar nicht "regierungen" innerhalb von demokratiesimulationen - kontrolliert werden können, sondern das das verhältnis genau andersherum aussieht. und genau das ist u.a. derzeit in den usa zu besichtigen - "bp" hat lediglich das "pech", dass die folgen seines treibens dieses mal in einer region sichtbar werden, die nicht - wie meistens sonst - am rande der wahrnehmung einer weltöffentlichkeit rangiert.

*

eine weltöffentlichkeit, die sich größtenteils allerdings auch weigert zu begreifen, dass hier vor ihren augen ein massives indiz für peak oil zu sehen ist, das hatte ich im ersten beitrag schon skizziert. dabei sind die technisch hoch anspuchsvollen und riskanten tiefseebohrungen nur eine sache, ihr äquivalent zu lande lässt sich bspw. in der kanadischen wildnis betrachten:



(hier geht es zu
teil 2 und teil 3.)

ich empfehle diese doku ausdrücklich, denn das ist bisher ein bereich, über den kaum jemand etwas weiß; ja dessen existenz sogar den meisten menschen unbekannt ist. beteiligt sind an dem "geschäft" (welches sich übrigens nur bei anhaltend hohen barrel-preisen lohnt) alte bekannte wie shell - und auch bp möchte da zukünftig mitmischen. aktuell ist aber ein name in diesem zusammenhang besonders interessant, nämlich "sinopec" - so heisst der staatliche chinesische energiekonzern, der sich mit milliarden von dollar in die dortige szene
eingekauft hat. ein teil aus der agenturmeldung ist dabei hervorzuheben:

(...) "Die Energiegewinnung aus Ölsand hängt von der Konjunktur ab. Sie amortisiert sich nur bei einem Ölpreis über 70 Dollar je Barrel." (...)

nochmal: peak oil bedeutet, dass die zeit des billigen öls vorbei ist - und ich kann mir eigentlich keinen schwerwiegenderen beweis für den eintritt ins post-peak-zeitalters vorstellen als diese ganzen extrem teuren bohrprojekte in der tiefsee, demnächst in den polargebieten und eben auch das rasant expandierende schürfen nach ölsanden. incl. aller "nebenwirkungen" natürlich, von denen wir eine im golf betrachten können.

*

dieser zusammenhang, der eigentlich für alle sichtbar das (verdiente und überfällige) ende der ölbasierten kapitalistischen westlichen industriezivilisation ankündigt, kommt nur sporadisch zu bewusstsein - was kein wunder ist, sind die daraus folgenden konsequenzen für ausnahmslos alle menschen doch in ihrer umwälzenden kraft so gewaltig, dass hier bisher eine kollektive vogel-strauß-haltung gepflegt wird - und wenn bspw. in einem
kommentar sätze wie die folgenden zu lesen sind...

(...) "Dass private und staatliche Ölkonzerne angesichts drohender Ölknappheit in Kanada oder Afrika ganze Regionen umpflügen, um auch noch aus dem letzten Körnchen Sand ein wenig von dem Energieträger herauszuquetschen, wird von Industrie, Politikern und Medien sogar als Großleistung einer Branche gefeiert, die für die Zukunft der Menschheit sorgt.

Die noch immer verbreitete und falsche Behauptung, Öl sei noch lange ausreichend verfügbar, beruht auf der fahrlässigen Annahme, dass auch Lagerstätten angezapft werden können, die nur unter großen Risiken erreichbar sind. Und noch immer gilt der gesellschaftliche Konsens, dass alles gerechtfertigt ist, was den Ölpreis niedrig hält." (...)


...so kann ohne weiteres in der gleichen zeitung das statement eines der bekannteren kapitalistischen ideologen und schreibtischtäters hierzulande nachgelesen werden, der all seine pseudoentschiedenheit und sein geschwafel von "verantwortung" in einem einzigen absatz
zur kenntlichkeit entstellt:

(...) "Dass der Mensch immer tiefer ins Meer vordringen muss, um an Öl und damit an Energie zu kommen, ist nachvollziehbar; es ist Teil unseres Lebensstandards, von dem sich nur die wenigsten zu verabschieden bereit wären. Die Zeiten, da das Leben auf der Erde ohne nennenswerte Belastung für die Natur und nennenswertes Risiko für den Gesamtorganismus Erde verwaltet werden kann, sind vorbei. Das mag man bedauern, aber es ist nicht mehr zu ändern." (...)

das ist nichts anderes als eine variante des TINA-prinzips; und dazu ist es noch eine arrogante frechheit ohnegleichen, in dem zusammenhang "der mensch" zu postulieren - tatsächlich hat bisher immer nur eine relative kleine minderheit der weltbevölkerung von diesem rohstoff partizipiert und sich darüber letztlich mit dem eigenen, hochgradig pathologischen system noch über das technologisch-militärische übergewicht einen imperialistischen zugriff auf den ganzen planeten gesichert. der hochgelobte lebensstandard ist schlicht eine mehr oder weniger historische ausnahme in der geschichte der spezies, letztlich eher zufällig entstanden und in großen teilen inzwischen eindeutig in all seinen aspekten krankmachend.

und es geht dabei am ende nicht mehr darum, ob irgendjemand "bereit" dazu ist, sich diesbezgl. zu ändern - das wird schlicht durch die normative kraft des faktischen erzwungen werden, und je weniger bereitschaft, desto mehr zwang. der neoliberale kommentator halluziniert sich tatsächlich eine als-ob-realität zurecht, in der es weder grenzen noch vielfältigste beziehungen innerhalb eines natürlichen geflechts gibt. und nur auf dieser grundlage lässt sich ebenfalls größenwahnsinnig von der "verwaltung des lebens" (auf dem gesamten planeten!) sprechen. wäre das nicht als ausdruck einer völlig durchgeknallten und extrem objektivistischen inneren struktur zu begreifen, so wäre das höchstens derart lächerlich, dass ich fast - aber nur fast - mitleid mit einem solchen subjekt empfinden würde.

*

auch, wenn bis heute der größte teil von öl & gas schlicht verbrannt wird - in motoren, kraftwerken etc. - und diesbezgl. bei der erzeugung von strom, wärme und mobilität die hauptrolle spielt, ist denjenigen stimmen mit skepsis zu begegnen, die da sagen: vertraut auf die technische entwicklung! wir werden nicht nur bei der energieerzeugung, sondern auch hinsichtlich der anderen heutigen verwendungen des öls alternativen finden!

abgewandelte versionen dieser optimismustriefenden (bekanntlich, ich wiederhole hier gerne noch einmal dieses nette kleine sinnsprüchlein, bekanntlich beruht optimismus auf einem mangel an information)vorstellungen sind auch bei jenen
"LOHAS" zu finden, die neben einem teil der bildungsbürgerlichen und materiell (noch) abgesicherten mittelschicht bei hiesigen "wahlen" die hauptzielgruppe der "grünen" bilden - da müssen die angekündigten und absehbaren enormen verwerfungen unbedingt sanft und positiv sein, da muss unbedingt ein mehr an lebensqualität herausspringen, und vor allem lösen sich in den visionen dieser schichten die enormen und krassen widersprüche der heutigen gesellschaften einfach in wohlgefallen auf - da gibt´s dann die solarzellen auf jedem dach, high-tec-fahrräder und elektromobile, die leise durch die strassen sausen. in den urlaub wird nur noch "bewusst" geflogen, das essen ist natürlich komplett "bio" von glücklichen tieren in gesunder landluft, zuhause muss das feng shui stimmen und die klamotten aus dem fair trade sind natürlich alle schadstoffreduziert.

im weitesten sinne kann ich etlichen punkten oben durchaus etwas abgewinnen; auch ist die literarisch formulierte utopie von
ökotopia, von der sich bis heute noch teile in sog. "grünen" gesellschaftsentwürfen wiederfinden lassen, durchaus anregend und nachdenkenswert.

und trotzdem: je mehr ich mich mit der rolle des öls beschäftige, desto weniger ist für mich sichtbar, dass eine quasi eins-zu-eins-ersetzung auch nur ansatzweise eine realistische option ist. man kann in den extrem verschwenderischen bereichen motorisierung/verkehr sowie strom- und wärmeerzeugung eine menge sparen, sicher. das würde etwas mehr zeit für die anderen nötigen umstellungen verschaffen. aber bereits bei der petrochemie sieht´s dann schon so aus, dass öl hier einfach so nicht ersetzbar ist, auch wenn es in diesem oder jenem bereich realistische alternativen gibt. einige grundprobleme dabei, die normalerweise nicht berücksichtigt werden, sind im folgenden
text - das ist ein .pdf von 59 seiten - skizziert. ich empfehle sehr das lesen, nicht nur weil ich auf einige punkte noch zurückkommen werde.

*

und zwar in einem
dritten teil , der so nicht geplant war, aber jetzt aufgrund des puren umfangs des themas nicht zu vermeiden ist. dann auch mehr zum punkt verzicht.

Freitag, 4. Juni 2010

notiz: "One of the many ugly faces of capitalism"

so schreibt es einer der user im kommentarstrang zur neuesten bilderserie von boston.com. und ja, es sind üble, deprimierende und unglaublich wuterzeugende photos. die nichtsdestotrotz überall hin gehören. wer da unberührt bleibt, stellt sich selbst ein beredtes zeugnis aus...

vielleicht sollte aber der kommentar noch ergänzt werden - SO sieht die ölbasierte westliche hochtechnologie-zivilisation am ende aus.

*

ps: der zweite teil der assoziationen um ölGAU kommt in den nächsten tagen.

Sonntag, 30. Mai 2010

notiz: la lena

momentan steht´s bei "google news" so: lena fast 4500 meldungen, ölGAU 450. soviel zu den öffentlich medialen prioritäten.

*

und ansonsten fühle ich mich tatsächlich genötigt, nochmals ein paar zeilen zu schreiben - auch, wenn ich meinen
persönlichen eindrücken von vor ein paar wochen betreffend den menschen lena m-l eigentlich grundsätzlich nix hinzufügen kann - diese eindrücke haben sich bis jetzt nicht groß geändert. klar ist sie "professioneller" geworden, was den umgang mit und die existenz in der großen verwertungsmaschine angeht. andererseits spricht zb. die verweigerung gegenüber solchen instanzen wie "bild" u.a. eben auch weiter dafür, dass sie sich über nötige grenzziehungen im klaren ist. ich hätte ihr, wenn ich diesbezgl. einen wunsch freigehabt hätte, tatsächlich nicht den gewinn dieses eurovisionsdingens gewünscht - und sie wäre damit meinem eindruck nach selbst bestens klargekommen.

aber nun ist es halt so gelaufen, und da bleibt dann nur noch zu sagen:

- die öffentlichen diskussionen, wie sie (nicht nur) bspw.
hier entbrannt sind, zeugen in eigentlich jeder hinsicht von einem bedenklich zerrütteten gesamtzustand der - ähem, "lieben landsleute". schwere wahrnehmungsstörungen (es geht hier um oberflächliche popkultur, die bestenfalls mal ein paar stunden entspannung und [gute] unterhaltung bieten kann - nichts anderes ist ihre aufgabe; und ein gar nicht so überzeugendes und textlich ziemlich ätzendes lied konnte sich primär wegen der interpretin durchsetzen; kein grund, einerseits gleich den untergang "des abendlandes" mittels "kultureller unterwanderung" oder gar "degeneration" und andererseits das wiederaufflammen des dritten reichs zu beschwören, herrjeh!) - und projektionen aller art plus offensichtlich unbearbeitete generationenkonflikte wecken in mir die wunschvorstellung, das ganze land mit einer hohen mauer zu umschliessen und ganz groß "geschlossene abteilung" dranzuschreiben.

- das ranschmeissen und andockenwollen an lenas aura von leuten wie wulff, merkel u.a. ist erbärmlich, wenn auch nicht anders zu erwarten gewesen.

- betreff nationalismus: wenn lena diesbezgl. irgendwelche tendenzen verkörpern sollte, dann solche, die nicht mehr bruchlos kompatibel sind mit dem "alten" klassischen nationalismus - ich fand´s sehr lustig, dass sie gestern grundsätzlich ihre botschaften "in die heimat" auf englisch durchgegeben hat. touché!

- /zyn-mode/: vor inzwischen fast 100 jahren hat sich germany in der innereuropäischen konkurrenz noch mittels der
dicken bertha beteiligt - darüber von "wir sind papst" zu "wir sind lena" zu kommen, ist hierzulande vielleicht tatsächlich schon das höchste der gefühle... /zyn-mode off/

*

da es gerade draussen so schön trist vor sich hin regnet, zum schluß noch ein (leider nur) auschnitt von "caterpillar in the rain" aus lenas album "my cassette player" - ich find das einfach schön.


Lena - Caterpillar in the rain - Snippet .mp3
Found at bee mp3 search engine

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