Sonntag, 25. September 2011

assoziation: peak oil & "burn-out" - energetisches und psychophysisches ausbrennen - zwei seiten einer medaille?

nicht nur eine kleine diskussion in den kommentaren zum letzten beitrag bildet den anlaß zu diesem thema, sondern unabhängig davon sah ich gestern (oder war´s freitag?) im supermarkt von weitem die schlagzeile des papiernen totschlägers mit den vier buchstaben: "Volkskrankheit Burn Out - 9 Millionen Deutsche fragen sich: bin ich nur erschöpft oder schon ausgebrannt?". diese "plötzliche" themensetzung hat wie bei derlei medialen konjunkturen üblich ihren konkreten anlaß im rücktritt eines "prominenten" aufgrund eines erschöpfungssyndroms, in diesem fall des bundesligatrainers von schalke 04. ich möchte aber zu dieser speziellen sache eigentlich nur sagen, dass das einzig positive womöglich eine art vorbildfunktion ist, analog zu anderen prominenten fällen von burn out und depressionen, die es mehr menschen zukünftig vielleicht ermöglicht, in ihren jeweiligen umfeldern noch rechtzeitig die reißleine zu ziehen.

aber der rote faden, den ich jetzt verfolgen will, ist ein anderer und geht von einem satz von yurun aus, der in den oben verlinkten kommentaren zu lesen ist:

"so nah an der Seele ist das Öl nun wirklich nicht"

wirklich nicht?

*

zunächst zwei videos, die mir bis heute beide unbekannt waren - das eine stammt aus dem letzten jahr und ist ein beitrag des zdf-magazins "frontal":



wenn Sie die bisherigen beitrage im blog zu peak oil kennen, wird Ihnen das meiste davon vertraut sein. allerdings sind die erwähnten projekte sowohl der us-army als auch des schwedischen staates zwar bei näherer betrachtung wirklich spektakulär, aber hierzulande kaum thema. die statements aus dem hiesigen wirtschaftsministerium lassen auch erahnen, warum. im übrigen halte ich das für typische versuche der systeminternen "bewältigung" einer situation, die eben in diesem rahmen ganz und gar nicht mehr zu bewältigen sein wird. mehr und neue technik soll´s wieder mal richten - dieser ansatz kommt jahrzehnte zu spät und hätte das ende des ölzeitalters nur insgesamt etwas abfedern (was allerdings zukünftig als nicht unwesentlich empfunden werden könnte), aber nicht aufhalten können. was man von einer "grünen und ölfreien" luftwaffe halten soll, können eh nur zyniker am besten erklären, ähnlich beim "ölfreien" autoverkehr.

und dann ein video aus einer mir unbekannten quelle, welches sich bei yt unter dem keyword burn-out findet und dessen machart und vor allem symbolik ich interessant finde:



der ganze beitrag strotzt vor spachlich-bildlichen metaphern aus dem energiebereich: fahrende und stehende autos, ausgehende lichter, stromleitungen und vor allem das ausbrennen - kraft- und beziehungslosigkeit. nun braucht es sicher psychophysische energie, um überhaupt beziehungen leben können - energie, deren basis für uns heute zu großen teilen aus der nahrungsproduktion der industriellen landwirtschaft herrührt. aber das ist für mich gerade ein eher nachrangiger apspekt, eher erscheint es nötig, genauer zu fragen, wer da spricht und was für beziehungen eigentlich gemeint sind.

ich hatte ebenfalls im letzten jahr mal versucht, die
bedeutung der fossilen brennstoffe für das leben in westlich ausgerichteten industriegesellschaften zu skizzieren, u.a. mit dieser liste:

"die rolle der fossilen brennstoffe lässt sich in ihrer ganzen bedeutung (...) kurz zusammenfassen: öl (und gas) haben

- wesentlich für eine unglaubliche zahl von bahnbrechenden wissenschaftlich-technischen fortschritten gesorgt
- incl. aller medizinischen fortschritte
- die industrielle landwirtschaft mit ihrer massiven produktivität ermöglicht
- darüber dann auch das wachstum der menschlichen bevölkerung global explodieren lassen
- für die heutigen stadtlandschaften gesorgt; incl. der mega-cities
- die mikroelektronische "revolution" mitsamt all ihrer ausprägungen - u.a. das internet - zu verantworten
- die kriegsführung bzw. die dazu verfügbaren mittel so tödlich wie nie zuvor gemacht
- natürlich auch für diverse kriege unmittelbar gesorgt
- die allgemeine mobilität in ungeahnte dimensionen getrieben
- vorher unbekannte ökologische zerstörungen globaler bedeutung ausgelöst (direkte ölverschmutzungen, müllprobleme, smog, klimaveränderungen, landschaftsversiegelung etc. etc.
- und natürlich auch die sog. globalisierung (der ökonomie) sowie die expansion des totalitären kapitalismus mitsamt seiner überproduktions- und sonstigen krisen erst möglich gemacht; in diesen
zusammenhang gehört auch die mittlerweile absolut unerträglich gewordene umverteilung gesellschaftlichen reichstums an eine in relation wirklich winzige minderheit incl. der damit verbundenen
machtungleichgewichte
- durch all das dann indirekt auch zur allgemeinen beschleunigung, zu stress und letztlich vielen schwer gestörten psychophysischen zuständen mit beigetragen"


ich schlage vor, den letzten punkt mal als eine art lupe zu nutzen und sich dadurch alle vorherigen punkte zu betrachten.

*

dabei komme ich zu folgenden ergebnissen: erstens haben die erwähnte wissenschaftlich-technischen fortschritte massiv arbeitswelten und -bedingungen beeinflusst. stichworte sind hier
beschleunigung (nicht nur der produktion) sowie rationalisierung, u.a. mit der massiven konsequenz steigender erwerbslosigkeit - beides ganz direkt mit dem thema burn-out verbunden. zweitens ist die erwähnte entwicklung hin zu mega-cities eine, die insgesamt viel zu wenig reflektiert wird - es gibt begründete hinweise darauf, dass in zusammenballungen von millionen von menschen auf engstem raum das risiko für psychophysische störungen massiv steigt - hier ist das zentrale stichwort stress in allen formen. wir sind zwar sozusagen gruppentiere, aber die größe dieser gruppen dürfte idealerweise weit unter den heutigen maßen liegen. drittens sind die "fortschritte" in sachen kriegsführung, auch viele (öl-)kriege selbst, direkt mitverantwortlich für eine große zahl von kriegstraumata - das gilt dabei sowohl für das militär als auch die zivilbevölkerung. viertens gibt es überzeugende indizien dafür, dass auch ökologische zerstörungen analoge psychophysische zerstörungen bei menschen anrichten. damit sind nicht primär direkte oder indirekte vergiftungen gemeint, sondern eher quasitraumatische prozesse, die über das ohnmächtige miterlebenmüssen der zerstörung der eigenen lebensräume sowie nichtmenschlichen lebens induziert werden. fünftens lässt sich das stichwort internet direkt als symbol für die schon oft thematisierte explosion virtueller und simulativer prozesse in unseren sozialstrukturen vor allem in den letzten zwei bis drei jahrzehnten ansehen - diese entwicklung ist ebenfalls nicht ohne handfest-materielle energieflüsse denkbar, die aus der sicht sozusagen auf dieser seite einiges von unseren heutigen kompensationsmöglichkeiten der negativen folgen eben dieser flüsse in anderen bereichen ermöglichen - stichwort flucht (vor unerträglichen psycho-sozial-ökonomischen realitäten) in virtuelle welten.

man könnte das sicher fortführen und weiter präzisieren, aber worauf ich hinaus will, sollte deutlich geworden sein. natürlich kann es nur so sein: wenn die fossilen brennstoffe die absolute und totalitäre basis unserer art der ökonomie darstellen, dann stellen sie auch die absolute und totalitäre basis aller materialität der heutigen "zivilisation" dar; und damit zwangsläufig auch die basis für alle anscheinend "immateriellen", "psychischen" und virtuellen prozesse, die heute unsere "normalität" darstellen. ich betone das "heute" deshalb, um missverständnisse dahingehend auszuschließen, dass sich das alles nur im ölzeitalter hätte abspielen können, was nicht stimmt. stresszustände zb. dürften solange eine rolle spielen, solange es die menschliche spezies gibt, und ich teile die ansicht, dass wir auf ein gewisses maß an stress nicht nur psychophysisch eingestellt sind, sondern ihn sogar als trigger für entwicklungen benötigen. aber auch hier macht die dosis das gift, und das ölzeitalter hat diese dosis zweifellos in unerträgliche höhen geschraubt.

*

apropos gift: dabei fiel mir auch wieder jener beitrag mit dem titel
das schwarze gift ein, bei dem ich damals schon ähnliche schlüsse gezogen hatte wie jene, die sich aus dem obigen aufdrängen:

"peak oil erweist sich unter solchen aspekten immer mehr als regelrechter segen - wenn diese sog. "zivilisation" sich angesicht des peaks und angesichts der schlichten normalen unerträglichkeiten bei der ölförderung und auch der verarbeitung als unfähig erweisen sollte, sich selbst zu transformieren, hat sie nichts weiter als den untergang verdient.

in den früheren beiträgen zu peak oil kam öfter mal das gleichnis mit einem junkie oder auch alkoholiker, die auf ihren stoff nicht mehr verzichten wollen und können. in beiden fällen hilft nur der konsequente entzug. das gilt auch für das öl, wobei das angesichts der rolle, die dieser basale rohstoff für die industriellen gesellschaften spielt, gleichzeitig ihr ende bedeuten wird. so oder so. das eine so steht für das (in peak oil-kreisen beliebte) "mad-max-szenario" - eine dystopie nach dem gleichnamigen film. das andere so wäre eine kollektive, rasche und bewusst eingeleitete abkehr vom ölzeitalter - mit allen konsequenzen auch des (scheinbaren oder realen) verzichtes, die das individuell und kollektiv mit sich bringen würde. ich muss wohl nicht mehr schreiben, welches so ich in der derzeitigen situation für wahrscheinlicher halte... der auf öl basierende kapitalismus wird aufgrund seiner inneren widersprüche und der äusseren grenzen des exponentiellen wachstums zur hölle fahren, aber er wird dabei vermutlich auch die eh schon schwer beschädigte menschliche sozialität an den rand des abgrunds bringen."


es ist ein vielleicht aussagereicher zufall, dass das störungsbild, welches medizinisch-psychiatrisch heute mit dem begriff des burn-out erfasst wird, inzwischen mehrheitlich als vorstufe zur depression angesehen (und derart diagnostisch von dieser abgegrenzt) wird. der gleiche begriff, der allgemein auch für den als schlimmsten angesehenen ökonomischen krisenzustand benutzt wird. und dieser letztere wird bei unserer weitgehenden kollektiven und hartnäckigen ignoranz des peaks folgerichtig eintreten. so, wie die persönliche depression ebenso bei ignoranz der persönlichen vorzeichen folgt.

ich bin von solchen analogien immer persönlich fasziniert, erwarte aber durchaus nicht, dass Sie mir bei dieser faszination folgen - aber warum ich hier eine andere meinung habe als kommentator yurun, sollte inzwischen klar geworden sein.

die global in allen industriellen gesellschaften verbreitete plage von zuständen wie depressionen und burn-out (andere psychophysische störungen spielen auch eine rolle; so lässt sich bspw. auch der vielbeklagte pathologische narzissmus aus dieser sicht als ölbefeuert betrachten, und soziopathen "lieben" eh prozesse der beschleunigung und des virtuellen) könnte man aus dieser perspektive ebenfalls als eine art peak betrachten, nämlich den der menschlichen anpassungsfähigkeiten an die durch die spezifischen energetischen eigenschaften des öls produzierte heutige menschliche welt. und passend zur erschöpfung der förderung auf vielen ölfeldern setzt auch die große erschöpfung in der menschlichen welt ein - in beiden fällen heißen die konsequenzen: zusammenbruch, u.a. durch die unfähigkeit bedingt, sich eine andere art & weise des lebens auch nur vorstellen zu können. dabei könnte die eine erschöpfung paradoxerweise die andere heilen helfen...

Freitag, 23. September 2011

assoziation: peak oil & die ökonomische krise (und etwas entropie)

passend zu einigen beiträgen aus der letzten zeit findet sich in der "zeit" gerade ein interview mit jeremy rifkin, der mich in den frühen 1980er jahren mit seinem buch entropie - ein neues weltbild nachhaltig beeinflusste. und von allen seiner thesen und ideen finde ich diese immer noch persönlich am "nachhaltigsten". zusammen mit den begriffen exponentialität und energie liefert die entropie bzw. das dahinter stehende physikalische prinzip alle nötigen schlüssel, um die heutigen krisen zu begreifen, und zwar in ihren vollen konsequenzen zu begreifen.

ähnlich wie beim kürzlich intensiver vorgestellten
"tipping point" hatte ich eine zusammenfassende arbeit zum entropiebegriff vor ein paar jahren schon mal kurz verlinkt, und krame die jetzt wieder raus: "Das Grundgesetz vom Niedergang - Ruiniert Arbeit die Welt?" ist als einstiegstext ganz gut geeignet, eine vorstellung von der bedeutung der entropie zu bekommen, auch und gerade in bezug auf unsere energetische basis sowie die art & weise der herrschenden ökonomie, speziell einen entscheidenden blinden fleck so ziemlich aller ökonomischen theorien, einschließlich der von marx.

(...) "Es geht um den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, der als unerbittliches Weltgesetz alles auf Erden regiert und als Prinzip weit über die Thermodynamik und die Physik hinaus bedeutsam ist. Zu fragen ist vor allem nach dem Schicksal der Materie im Wirtschaftsprozeß, eine Frage, die bisher nur von den Rohstoffökonomen mit ihrer Fixierung auf die Reichweite von diesem oder jenem Metall oder Energieträger gestellt wurde. Aber ebenso wichtig ist das Problem der fortlaufenden Degradierung von Rohstoffen zu Abfall und die Frage nach den Grenzen des Recycling. Materie wird mit zunehmender Beschleunigung entwertet – ein Prozeß, der Wirtschaftswachstum heißt – und Materie steht für Natur. Wertschöpfung ist ein zweifelhafter Begriff, weil wir nur umwandeln, nicht wahrhaft schöpfen. Eine Schöpfung ex nihilo gibt es seit dem Urknall nicht mehr. Im Lichte des Entropiesatzes ist, was wir Wertschöpfung nennen, in Wahrheit Entwertung von Unwiederbringlichem.

Der Entropiesatz regiert alle Umwandlung von Energie und Materie, er ist aber in das ökonomische Denken nicht eingegangen, oder er wurde aus ihm verdrängt. Daraus entstehen Illusionen, und das Ziel „Qualitatives Wachstum" wird verfehlt, wenn sich diese Illusion in Beruhigungsformeln der Selbsttäuschung niederschlagen." (...)


in einem sehr grundsätzlichen sinne sind die heutigen krisen als laufende prozesse von steigender entropie und exponentialität anzusehen, und damit unter keinen umständen mehr innerhalb des herrschenden systems auch nur ansatzweise irgendwie noch kontrollierbar - darum ist der big bang nur noch eine frage der zeit und unmittelbar vor der tür stehend, ja eher schon gerade am eintreten. ich reite auf diesem fakt deshalb so herum, weil Sie sich zumindest mental auf das kommende vorbereiten sollten.

*

aber ich will jetzt zum erwähnten
interviewkommen, und da besonders zu einem punkt, den ich neulich im zusammenhang mit peak oil zum wiederholten male erwähnt habe:

"noch ein interessanter absatz aus dem oben verlinkten artikel von peak-oil.com:

(...) "Die höchstverschuldeten EU-Staaten sind zugleich jene, deren Energieversorgung am stärksten vom Erdöl abhängt: Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien..."

das ist absolut kein zufall und unterstreicht die these, dass die seit 2008 offen laufende weltwirtschaftskrise bereits von peak oil getriggert wird - nicht nur hinsichtlich der energiekosten us-amerikanischer eigenheime, die im sommer 2008 ihre bisherigen höhepunkt erreichten."


dazu im interview:

(...) "Rifkin: Die Krise hat in Wahrheit im Juli 2008 begonnen. Damals stieg der Ölpreis auf ein neues Rekordhoch: auf 147 Dollar pro Barrel. Die Preise für Güter und Dienstleistungen gingen durch die Decke, die Kaufkraft sank, die Wirtschaft brach ein. Das war das eigentliche ökonomische Erdbeben.

ZEIT ONLINE: Für gewöhnlich datieren wir den Beginn der Finanzkrise auf den 15. September 2008. Damals brach die Investmentbank Lehman Brothers zusammen.

Rifkin: Ich argumentiere anders. Der Ölpreis ist in meinen Augen entscheidend. Steigt er über 75 bis 80 Dollar pro Barrel, steigen die Preise, ab 150 Dollar kollabiert der Welthandel. Wann immer sie versuchen, neues Wachstum zu erzeugen, werden sie es mit einem steigenden Ölpreis zu tun haben. Ein Teufelskreis, der uns immer neue Wirtschaftskrisen bescheren wird.

ZEIT ONLINE: Die Krise begann dennoch am Finanzmarkt, nicht am Gütermarkt.

Rifkin: Es kommt auf den Zusammenhang an. Weil das alte Wachstumsmodell nicht mehr funktionierte, hat man die Verschuldung der privaten Haushalte in den USA nach oben getrieben. Darauf basierte ein wesentlicher Teil des Wachstums der Weltwirtschaft im vergangenen Jahrzehnt. Die Immobilien waren wie Geldautomaten, mit Hypotheken haben wir das Wachstum finanziert. Dann liefen die unregulierten Finanzmärkte heiß." (...)


in den kommentaren vier und fünf unter dem artikel hat sich ein user die mühe gemacht, die damalige situation nochmals detaillierter auseinanderzudröseln:

"Das Irritierende ist: Lehman ging am 15. September pleite, was tatsächlich eine systemische Krise im Finanzsektor auslöste. Allerdings waren zu dem Zeitpunkt alle wichtigen Konjunkturindikatoren schon seit Wochen schockartig auf Talfahrt. In den USA schnellte die Zahl der Neuanträge auf Arbeitslosengeld in der letzten Juli-Woche plötzlich auf Rezessionsniveau – nicht Mitte September. Im August brach der Aufwärtstrend bei Aufträgen für US-Unternehmen ab, die Bestellungen fielen binnen einem Monat um vier Prozent. Die Industrieproduktion sank ebenso abrupt im Monat vor der Lehman-Pleite – nicht danach. Das Gleiche gilt für Amerikas Exporte, die vorher monatelang geboomt hatten.

Für den Rest der Welt lautet der Befund ähnlich. In der Euro-Zone begannen die Stimmungsindikatoren im Juni abzustürzen, mit Zuspitzung im Juli. Auch der Ifo-Geschäftsklimaindex beschleunigte seine Talfahrt abrupt schon kurz vor der Jahresmitte. In Japan brachen im August die Aufträge für Maschinen jäh um zwölf Prozent ein. Selbst in China gab es schon Wochen vor Lehman Anzeichen für einen ernsteren Konjunkturrückschlag.

Der Absturz vom Sommer 2008 fällt mit einem anderen weltweiten Phänomen zusammen: Im Juni und Juli 2008 spitzte sich der Anstieg der Ölpreise zu, die Kurse lagen erstmals fast doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor. Damals kostete Benzin fast 1,60 E. Dies löste zudem noch einen ebenso globalen Folgeschock aus: eine Inflationspanik, die dazu führte, dass just im Juni die Zinserwartungen hochschossen. Banken und Unternehmen mussten statt mit sinkenden auf einmal mit steigenden Zinsen rechnen, zumal die Europäische Zentralbank Anfang des besagten Monats plötzlich höhere Leitsätze ankündigte.
Es spricht viel dafür, dass beides einem Konjunkturschock gleichkam. In den USA sackten die Realeinkommen im Inflationsmonat Juni erstmals unter Vorjahr. Die inflationsbereinigten Löhne sanken unversehens um 2,2 Prozent. Zu dieser Zeit liefen auch die Steuerschecks aus, mit denen die Regierung im Frühjahr noch den Konsum gestützt hatte. Kein Wunder, dass just danach die Privatausgaben abstürzten.

Für die Ölschockthese spricht, dass der Umsatz mit Autos in den USA exakt zur Jahresmitte abstürzte. Mit dem Ölpreis ließe sich auch erklären, warum kein Wirtschaftszweig so kriselt wie die Autobranche. In der Euro-Zone brachen die Neuzulassungen von Juni auf Juli um 8,3 Prozent ein. Die deutsche Autoindustrie bekam fast 15 Prozent weniger Aufträge als im Vorjahr.Natürlich schwächelte die Konjunktur in den USA, in Deutschland deutete sich schon im April ein Abschwung an."


natürlich hatte der "lehman-moment" eine vorlaufende phase und ist als beginn der (zunächst) finanz- und bankenkrise lediglich in einem formalen sinne zu sehen. das peak oil für die ganze situation einen trigger darstellt, ist für mich eigentlich nicht zu bezweifeln; eher bleibt die frage, wie groß der anteil dieses triggers ist. wenn es um die strukturellen ursachen der systemkrise geht, ist seitens aktueller linker theorie bspw. das folgende von
tomasz konicz zu vernehmen:

(...) "Hierzu ist ein adäquates Verständnis des Charakters der derzeitigen Systemkrise notwendig, das jenseits populistischer Sündenbocksuche (faule Griechen, gierige Banker, Juden, Marsmenschen) die Gründe der Krise des Kapitalismus zur Abwechslung in den Widersprüchen des kapitalistischen System verortet. Der Kapitalismus ist deswegen "defizitär" und nur noch vermittels ausufernder Verschuldung als globales System aufrecht zu erhalten, weil er gewissermaßen an seinem eigenen "Erfolg", an seiner eigenen Produktivität zugrunde geht. Die immer schneller um sich greifende Rationalisierung und Automatisierung führt seit der Mikroelektronischen Revolution der 80er und 90er Jahre dazu, dass immer mehr Waren in immer kürzerer Zeit durch immer weniger Arbeitskräfte hergestellt werden können. Neue Industriezweige in der Mikroelektronik und die Informationstechnik beschleunigen diese Tendenz. Diese neuen Technologien schaffen weitaus weniger neue Arbeitsplätze, als durch deren gesamtwirtschaftliche Anwendung wegrationalisiert wurden. Das System stößt an eine "innere Schranke" (Robert Kurz) seiner Entwicklungsfähigkeit.

Das an seiner Hyperproduktivität krankende System kann nur durch die zusätzliche kreditfinanzierte Nachfrage – durch Schulden – vor dem Kollaps bewahrt werden. Sobald die - private oder staatliche - schuldengenerierte Nachfrage wegbricht, setzt eine verhängnisvolle, sich selbst verstärkende Abwärtsspirale ein, in der Überproduktion zu Massenentlassungen führt, die wiederum die Nachfrage senken und weitere Entlassungswellen nach sich ziehen. Dies geschah nach dem Platzen der Immobilienblasen im Jahr 2008, bis die Staaten eingriffen und die Defizitfinanzierung des Kapitalismus mittels staatlicher Defizitbildung übernahmen. Fakt ist somit auch: Bevor die Staaten seit Krisenausbruch mit ihren kreditfinanzierten Konjunkturprogrammen das System am Laufen hielten, taten dies jahrzehntelang die wucherungsartig expandierenden Finanzmärkte - bis zum Platzen dieser "globalen Kreditblase", wie es Paul Krugman formulierte." (...)


ich sehe einen solchen ansatz nicht unbedingt im widerspruch zur peak oil-these; allerdings erfüllt er meiner meinung auch nicht den impliziten anspruch, wirklich sozusagen bis zur tiefsten tiefe vorzudringen. die erwähnte explosion der (maschinisierten) produktivität betrachte ich als verifizierbar, nur darf dabei nicht die matrix vergessen werden, in der sich dieser prozeß abspielt - und diese matrix bilden eben jene physikalisch-energetischen bedingungen, oder besser: grenzen, die anfangs erwähnt sind. im prinzip beschreibt konicz aus dieser perspektive nichts anderes als eine rasante beschleunigung in richtung eines hochentropischen zustands, zuverlässig ablesbar u.a. am umfang von ökologischen schäden und
müllbergen. ebenfalls wird jede produktion innerhalb des systems durch die steigenden energiekosten ebenso zuverlässig teurer, mit allen daraus folgenden konsequenzen. wenn man sich nur die systeminternen ökonomischen prozesse betrachtet, erscheint die überproduktionskrise tatsächlich als ein basaler krisengrund; aber eine solche sichtweise ist aufgrund der untrennbaren physikalisch-energetischen basis für jedes menschliche system eigentlich unzulässig, da stark verzerrend. was konicz da beschreibt, unterstreicht allerdings sowohl die einzigartigkeit als auch den finalen charakter der laufenden krisenprozesse; die allgemeine verwirrung in sachen verständnis dieser prozesse ergibt sich meiner meinung zu einem guten teil daraus, dass uns sowohl einige der selbstproduzierten innerkapitalistischen widersprüche auf die füße fallen und gleichzeitig die absoluten physikalisch-energetischen grenzen für jede art von industrieller zivilisation erreicht sind. was wiederum jenes typische bild von überlagerungs- und rückkoppelungseffekten ergibt, welches das verständnis der situation so erschwert - intuitiv-emotional in jenem spontanen eindruck verkörpert, dass es inzwischen "an allen ecken und enden brennt".

*

das gesamte interview von rifkin halte ich im übrigen für verharmlosend; ähnlich wie bei chris martenson kann ich mich des eindrucks nicht erwehren, dass beide gerade hinsichtlich peak oil jenes klischeebild des typisch us-amerikanischen optimismus´ verkörpern, für das ich in der realität keine gründe finden kann. und regelrecht belustigend finde ich das folgende:

(...) "Rifkin: Frau Merkel ist Physikerin, sie war Umweltministerin. Sie versteht die aktuelle Krise besser als viele andere." (...)

*lol* ähnliches ist auch an einigen anderen stellen im netz immer wieder zu lesen, und vielleicht ist das tatsächlich die derzeit abgedrehteste vt, die kursiert: das angela merkel sich über peak oil völlig bewusst ist und einen vollständigen masterplan in der tasche hat - *rofl*

aber gut, wer öfter in politischen us-foren liest, wird sich wahrscheinlich über die eigentümliche wahrnehmung der hiesigen politischen landschaft auch schon gewundert haben - der merkelsche "atomausstieg" wurde dort als "wegweisend" bejubelt, die deutschen zustände im allgemeinen als ebenso weltweit vorbildlich betrachtet wie merkel als (mindestens) sozialdemokratin, wenn nicht gar sozialistin gesehen wird. einer wie rifkin sollte es allerdings besser wissen. es könnte aber durchaus wahrscheinlich sein, dass sich zumindest teile der politischen und ökonomischen "eliten" über peak oil viel deutlicher im klaren sind, als nach aussen hin kommuniziert wird. immer noch bezeichnend finde ich die fast totale öffentliche stille zu der vermutlich wichtigsten rede, die barack obama jemals gehalten hat bzw. halten wird - jene
rede aus dem juni 2010, in der er angesichts des "deep water horizon"-debakels im golf von mexico...

...meines wissens als erster und "gewichtigster" repräsent der westlichen politischen funktionseliten überhaupt die realität von peak oil in aller öffentlichkeit verkündet."

betäubendes schweigen bis heute, wie gesagt.

*

auch noch thematisch passend zum schluß ein weiterer
nachschlag zu den am vergangenen sonntag erwähnten spannungen im östlichen mittelmeerraum rund um die griechischen pläne zur förderung dort vorhandener öl- und gasvorkommen. diese ganze entwicklung ist mehr als bauchschmerzerregend; sie ist aus vielerlei gründen schlicht fatal.

"Und zu guter Letzt die gute Nachricht der Woche:

Die schottische Ölfirma Cairn Energy musste am 13. September bekannt geben, dass man vor der Küste Westgrönlands erneut eine Niete gezogen hatte. Die Probebohrung Gamma 1 habe sich als Fehlschlag ohne Ölfund erwiesen, meldet die britische Zeitung Guardian.

Schon einige Wochen zuvor war eine erste Bohrung in einem benachbarten Küstenabschnitt ohne Ergebnis geblieben. Die Bohrungen waren trotz der erbitterten Proteste der Umweltschutzorganisation Greenpeace durchgeführt worden. Etwaige Öllecks seien in dem Gebiet, das im Winter monatelang von Packeis bedeckt ist, praktisch nicht zu bekämpfen, warnen die Aktivisten." (...)


diese arktis-bohrungen sind eh der blanke wahnsinn, deshalb ist das tatsächlich eine sehr gute nachricht.

Donnerstag, 22. September 2011

notiz: 22.09.1981 - heute vor dreissig jahren

...begab sich folgendes geschehen im damaligen west-berlin:



mehr dazu: history repeating !?! (in der mitte des beitrags). eine geschichtsstunde über die zustände in der "guten alten brd".

Mittwoch, 21. September 2011

"äh, was´n das?!?" [update]

ich versuche zur zeit, jeden tag wenigstens ein paar minuten online zu sein - mails checken, im blog vorbeischauen und ein blick auf die nachrichten. beim heutigen kurztrip bin ich dann zufällig über das hier gestolpert, und meine spontane reaktion ist in der überschrift zu sehen.

um es klar zu sagen: ich habe erstens mit diesem - offensichtlich ganz frischen - twitter-account nichts zu tun, und weiß zweitens auch nicht, von wem das kommt.

ich hatte mir vor einiger zeit mal überlegt, ob ich zumindest auf twitter - facebook ist grundsätzlich keine option - einen entsprechenden account einrichte, konnte aber dann erstens ausser der möglichkeit, eventuell neue leserInnen zu erreichen, nicht so recht einen sinn darin erblicken, und zweitens bedarf es auch bei so einem account etwas, von dem ich bis auf weiteres nicht genügend über habe: zeit.

ich weiß gerade noch nicht, was ich von dieser sache halten soll und würde die person hinter dem account bitten, sich bei mir
per mail zu melden - ein paar (er-)klärende worte würde ich ganz nett finden, zumal er / sie explizit blogname- und addresse nutzt. ich beanspruche da kein copyright drauf, würde aber wie gesagt ganz gerne einige dinge wissen - auch, um ein blödes gefühl wegzubekommen.

*

edit am 22.09.: ich weiß ja nicht, ob es überhaupt irgendwen interessiert - aber inzwischen ist der account wieder gelöscht, und ich habe eine interessante mail bekommen - nein, nicht von der oben angesprochenen person, sondern von einer, die hier seit beginn mitliest - und wenn ich die mail richtig verstanden habe, war dieser seltsame account letztlich die folge bzw. ausdruck einer mir völlig unbekannten marketingaktion... sachen gibt´s...

eventuell mehr, wenn ich diese geschichte wirklich verstanden habe.

Sonntag, 18. September 2011

notiz: gesammelt, gerührt und geschüttelt

und zwar einen ganzen haufen links aus den letzten wochen, die ich im folgenden leider mal wieder im schnelldurchlauf vorstelle (an meiner eigenen situation hat sich im vergleich zu den letzten beiträgen nichts groß geändert). thematisch umfassen sie große teile dessen, was mich eh interessiert und sich in der vergangenheit meist schon im blog fand. stellt sich nur die frage, womit ich bloß anfange?

*

vielleicht mit einem meiner thematischen klassiker hier, der mir gerade vor die augen kam: die "wirtschaftswoche" (via "zeit") entdeckt nicht zum erstenmal,
was chefs mit psychopathen gemeinsam haben. auszug:

(...) "Der kanadische Psychiater Robert Hare, emeritierter Professor der Universität von British Columbia, ist eine Legende unter den Erforschern des Wahnsinns. Im vergangenen Jahr untersuchte er mit seinem Kollegen Paul Babiak 203 Führungskräfte aus sieben amerikanischen Konzernen. Jeder durchlief Hares "Checkliste zur Psychopathie". Dazu befragen Experten eine Person stundenlang und vergeben Punkte in 20 Kategorien. Wer mehr als 25 erreicht, gilt als gefährdet. Bei 30 ist die Schwelle zur Psychopathie erreicht. Zu den Kriterien gehören einerseits narzisstische Eigenschaften wie oberflächlicher Charme, krankhaftes Lügen, mangelnde Empathie oder fehlendes Verantwortungsbewusstsein; andererseits begutachten Psychologen Charakterzüge wie Impulsivität oder Disziplinlosigkeit.

Zugegeben: Wer die Kriterien erfüllt, ist nicht automatisch ein Psychopath, aber viele Psychopathen erfüllen die Kriterien. Die Stichprobe der Personalverantwortlichen verglichen Hare und Babiak mit einer Bevölkerungsumfrage. Und siehe da: Die Manager erreichten im Schnitt nicht nur wesentlich höhere Punktzahlen. Immerhin neun Führungskräfte hatten mehr als 25 Punkte, davon acht mehr als 30. Zwei kamen sogar auf 33, einer auf 34 Punkte.

Im Bevölkerungssample diagnostizierten die Wissenschaftler nur etwa einem Prozent potenzielles Psychopathentum. Bei den Personalverantwortlichen waren es knapp sechs Prozent.

Noch verblüffter waren die Forscher jedoch, als sie die Leistungsbewertungen der Führungskräfte analysierten. Den neun Verhaltensauffälligen haftete keineswegs das Image eines Quartalsirren an. Ganz im Gegenteil: Sie galten als hervorragende Kommunikatoren, raffinierte Strategen und kreative Innovatoren." (...)


mal abgesehen davon, dass ich aus gründen lieber den begriff "soziopath" nutze, kann ich mir nicht so recht die im letzten absatz zitierte "verblüffung" der forscher vorstellen: die aufgezählten attribute sind genau das, was von dieser klientel zu erwarten ist (und was ich über die arbeiten von hare weiß, macht es für mich recht wahrscheinlich, dass ihm dieser sachverhalt bekannt ist.) ansonsten ist das alles nichts neues - siehe zb.
psychopathen im big business (aus dem ersten blogjahr, da hatte ich noch nicht die jetzige distanz zum begriff). es ist besonders der typus des "erfolgreichen" soziopathen, um den es hier geht - wobei der "erfolg" aus der ebenso pathologischen meßlatte der "werte" einer kapitalistischen industriezivilisation entspringt.

*

in diesem zusammenhang notiere ich mir mal als memo an mich selbst einen gedanken, der mir neulich kam: sind wir vielleicht zeugen des zusammenbruchs eines mega-projektes, nämlich der versuchten transformation diverser menschlicher gesellschaften vom status der - wenn auch bereits geschädigten - authentischen sozialität hin zu (über-)lebensräumen, die vor allem für soziopathen evolutionär günstige bedingungen bereitstellen? ich betrachte das nicht im sinne einer weiteren verschwörungstheorie, sondern eher als zufällige, aber dennoch in gewissem sinne zwangsläufige entwicklung - die akkumulierte gewalt innerhalb der bisherigen menschlichen sozialstrukturen produziert als einen möglichen "versuchstyp" eben auch soziopathen, deren psychophysische ausstattung sie besonders geeeignet dafür macht, innerhalb der vorherrschenden (a)sozialen bedingungen zu überleben. innerhalb der existierenden hierarchischen strukturen fällt es ihnen gleichfalls durch ihre erwähnte ausstattung besonders leicht, in machtpostionen zu kommen, zu denen sie eh eine strukturbedingt erhöhte affinität besitzen. an diversen stellen innerhalb des gesellschaftlichen gefüges beginnen sie nun ihr wirken, dessen folgen wir u.a. in form der unzähligen menschlichen katastrophen dieser zeiten zu spüren bekommen. weil aber insgesamt der gesamte soziopathische komplex eine evolutionäre sackgasse darstellt (die unfähigkeit zur angstwahrnehmung ist hier nur ein herausragendes indiz), und zwar besonders aus dem grund der unfähigkeit zu wahrnehmung von grenzen aller art, ist es am ende die handfeste realität selbst, die den zur gänze virtuellen und fiktionalen simulationen konstruktivistischer art verpflichteten soziopathen das genick bricht - und zwar u.a. in form von ressourcenverknappungen wie peak oil, dystopischen industriekatastrophen wie fukushima und ökonomischer crashs. das alles kann nicht ohne zuarbeit größerer "infizierter" weiterer teile der gesellschaft geschehen - und wenn man sich mal umschaut, dann fallen einem sofort strukturen bzw. fragmente ideologischer art ins auge, die bei näherer betrachtung deutlich soziopathische schlagseite aufweisen -
hier habe ich das in der vergangenheit zb. versucht, näher aufzudröseln. besonders auch die vielen aktuellen us-amerikanischen und europäischen "rechstpopulistischen" strömungen für "freie märkte und einen schlanken staat" weisen innerhalb ihrer ziele diese schlagseite auf (das ideal der "tea party" in den usa zb. sind kurz gesagt zustände, wie sie im historischen "wilden westen" tatsächlich geherrscht haben - eine epoche, die der oben genannte robert hare in einer seiner arbeiten als eine art "traumland" für soziopathen skizziert hat). auch, wenn ich antistaatlichkeit als sympathisant des anarchismus grundsätzlich begrüße - entscheidend ist aber, was an die stelle der staatlichen struktur treten soll.

das problem dabei: soziopathische projekte müssen aufgrund ihres zwangsweisen konstruktivistischen "wesens" immer über kurz oder lang an der realität scheitern; nur ist dieses scheitern meistens in gestalt welthistorischer katastrophen zu bewundern...

*

was ebenfalls eine folge bzw. einen ausdruck der erwähnten "versuchten transformation" darstellen könnte, sorgte vor ein paar wochen für schlagzeilen wie diese:
"Fast 40 Prozent der Europäer sind psychisch krank". auch diese zahlen sind, gerade hinsichtlich von angsterkrankungen, depressionen und burn out nichts neues; in den letzten jahren gab es immer wieder vergleichbare ergebnisse - siehe zb. vor ein paar jahren wo die angst regiert. auch die definition des begriffs "psychisch" ist fragwürdig, ebenso sind die diagnostischen kriterien zu hinterfragen, unter denen bspw. die oben erwähnten "erfolgreichen soziopathen" quasi unsichtbar und widerstandslos hindurchgleiten. und trotzdem bleibt ein erschreckender rest von menschen übrig, denen die heute erwarteten anpassungsleistungen nicht so recht gelingen und die daraufhin symptome entwickeln - eigentlich ein indiz für grundsätzliche gesundheit, wenn man´s genau betrachtet. wer innerhalb der herrschenden strukturen still und zuverlässig funktioniert, ohne anzuecken, hat und ist aller wahrscheinlichkeit nach ein großes problem.

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wo ich weiter oben gerade von us-amerikanischen zuständen geschrieben hatte:
mrs. mop hatte neulich eine ganze sehr empfehlenswerte fotoserie über diese zustände.

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apropos zustände: der knastpsychologe götz eisenberg, stammleserInnen noch wohlbekannt aus einigen beiträgen zum thema amok hier, hat vor ein paar wochen auf den "nachdenkseiten" den meines wissens bisher besten text zu den jüngsten britischen riots geschrieben:
Die große Wut der Überzähligen leidet meiner meinung nach ein bißchen unter seiner heranziehung der orthodoxen psychoanalyse, kommt aber trotzdem zu schlußfolgerungen, die der realität ziemlich nah zu leibe rücken dürften. eine der prägnantesten:

(...) "Was charakteristisch für die revoltierenden jungen Leute ist: Sie haben nichts, sie besitzen nichts. Es gibt nichts, was sie an diese Gesellschaft bindet: weder Arbeit, noch Eigentum, noch die Liebe, die dem schweifenden Trieb Dauer und Form verleiht, indem sie ihn an ein Objekt bindet. Sie sind abstrakt, ohne Wurzeln, ohne so etwas wie Heimat, ohne emotionale Bindungen. Libidinöse Beziehungen zu und emotionale Bindungen an Menschen und Dinge sind aber das einzig wirksame Antidot gegen die Gewalt. Das gilt für einzelne Menschen wie für Gruppen und Klassen. Wer zu nichts und niemand eine Beziehung unterhält, fühlt sich niemandem gegenüber zu nichts verpflichtet." (...)

der letzte satz ist dabei ebenfalls eine punktgenaue beschreibung der soziopathischen (über-)lebenswelt. was nicht heisst, dass all diese kids nun selbst strukturelle soziopathen sind. aber ihr verhalten spiegelt für alle, die das sehen wollen, sehr deutlich die vorherrschenden maximen ihrer jeweiligen lebenswelten wieder - im kleinen von vielfältig dysfunktionalen familien, im großen das verhalten von bankstern, politikern und corporations. oder aber auch: von nichts kommt nichts.

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denn mal ernsthaft: wer zb. angesichts solcher
äußerungen...

(...) "Hinzu kam, dass Herr Yamashita am 19. März in Fukushima erklärte, es sei alles Bestens und es bestünde keine Gefahr für die Kinder. Er hat dies allen Ernstes damit begründet, dass nur Menschen, die unglücklich sind und zu wenig lachen, von Radioaktivität bedroht seien und dass selbst Strahlendosen von 100 Mikrosievert pro Stunde hinnehmbar wären." (...)

...noch nie den spontanen wunsch verspürt hat, dem sprecher selbst mit einem brennstab übers maul zu fahren oder aber die zentralen von atom- und ölkonzernen, banken etc. in flammen zusammenbrechen zu sehen, hat aller wahrscheinlichkeit nach ein problem mit der selbst- und fremdwahrnehmung.

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ich habe in der vergangenheit hier öfter den begriff der demokratiesimulation benutzt, um eine wesentliche eigenart der heutigen "politischen" systeme zu beschreiben. vor einiger zeit nun hat ausgerechnet und ironischerweise die ansonsten sehr staats- und systemtragende "zeit" einen
artikel gebracht, der ohne den begriff zu nutzen den gemeinten zustand ganz gut beschreibt:

(...) "Im Rückblick wird man wahrscheinlich sagen, dass es der Untergang des Sozialismus war, der den Kapitalismus auf diese Weise enthemmte und seine Schönredner von der Schönrednerei zu einer Rhetorik der Härte führte. Die Systemkonkurrenz war entfallen, und der Kapitalismus meinte, um seine Akzeptanz nicht mehr bangen zu müssen. Das allerdings könnte sich als schwerer Fehler erweisen. Noch ist freilich keine Revolution ausgerufen worden, und die Demonstranten, die in London, Athen oder Madrid auf die Straße gehen, wirken beängstigend unpolitisch. Gegen wen richtet sich ihr Protest? Glauben sie, durch Unmutsbekundungen das Börsengeschehen beeinflussen zu können?

Die friedlichen wie die stumm randalierenden Protestzüge zeigen vor allem ein Bild ungeheurer Entmutigung: wie von Schafen, die auf dem Weg zur Schlachtbank blöken. Und manches spricht dafür, dass sie darin nur die Haltung ihrer Regierungen in der Finanzkrise spiegeln, deren Botschaft an die Masse der Bürger lautet: dulden, durchstehen, den Schaden bezahlen, den sie nicht angerichtet haben. Wo aber stumme Duldung die einzig empfohlene Haltung bleibt, hat sich das Politische tatsächlich verflüchtigt und keine demokratische Adresse mehr. Wenn ein so gewaltiger Lebensbereich wie die Wirtschaft, die noch dazu viele weitere Lebensbereiche tyrannisch bestimmt, der gesellschaftlichen Gestaltungskraft entzogen wird, ist auch die Demokratie sinnlos." (...)


immerhin ein stückchen realitätswahrnehmung im mainstream.

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als externen - und unfreiwillligen - kommentar zu den zusammenbruchshypothesen der letzten beiträge, insbesondere bezgl. peak oil, zitiere ich mal aus dem
"gelben forum", in dem ich ganz gerne lese, weil dort nicht nur ansonsten gern übersehene quellen zu finden sind, sondern immer wieder anregende diskussionen - auch und gerade, weil ich mich mit vielen der dortigen userInnen vermutlich schwer in die haare kriegen würde:

"Ich denke dass wir hier mit GO nicht alle dasselbe meinen.

Manch einer hält vermutlich den Zusammenbruch des Finanzsystems bereits für das GO. Ich hingegen sehe das eher als eine Verschnaufpause zum wirklichen GO, das in meinen Augen sehr eng mit PeakOil (und PeakBrain) zusammenhängt und von offthspc schön in einem Satz zusammengefasst wurde:

Das Hauptproblem ist ein kalorisches, wir können Geld drucken wie Heu .. aber kein Heu, keine Kartoffel, keinen Tropfen Erdöl.

Nach dem nahem Finanzcrash wird es vielleicht ein paar Monate oder auch Jahre Versorgungsengpässe geben, Deflation, Depression oder was auch immer.

Solange es aber noch Rohstoffe gibt und genügend Energie, diese zu fördern, sehe ich keine unüberwindbaren Hindernisse, die Platte nochmal zu putzen und den nächsten Level zu starten.

Ein Finanzcrash könnte das wahre GO also noch etwas hinausschieben.

Oder übersehe ich da was?"


"go" steht in der dortigen forumsinternen sprache als abkürzung für "game over", womit im allgemeinen der totalzusammenbruch des globalen wirtschafts- und finanzsystems gemeint ist. aber sowohl frage als auch der sich anschließende diskussionsthread sind sehr spannend und als ergänzung gut brauchbar zum letztens hier verlinkten
"tipping point" -papier. meine persönliche meinung dazu ist die, dass ein ökonomischer zusammenbruch nicht sofort das systemende bedeutet, dieses aber unabwendbar einleitet - das ist das, was ich aus dem "feasta-papier" als eine schlußfolgerung gezogen habe. in diesem zusammenhang ist auch interessant, dass im angesicht der nächsten phase der globalen ökonomischen krise besonders die opec ihre ölverbrauchsprognose für das nächste jahr gesenkt hat - was zu erwarten war. einerseits. andererseits fällt bei den zahlen auf, dass trotz der krise der verbrauch bei der opec nur marginal vom hohen niveau herunterkommt bzw. eher verharrt, und die iea ihn sogar steigend sieht - hauptsächlich verursacht durch die nachfrage aus china und indien. das könnte bedeuten, dass die skizzierten prozesse rund um peak oil eher noch schneller eintreten, als selbst die größten pessimisten realisten erwartet hätten.

im zusammenhang mit dem ölpreis gab es vor ein paar wochen in einem
interview des wiener "standards" mit einem der autoren der "grenzen des wachstums" vom "club of rome", dennis meadows, ein interessantes statement zu lesen:

(...) "Peak Oil", das Maximum an konventioneller Ölförderung, ist nach den Berechnungen von Meadows bereits 2006 erreicht worden - neue Lagerstätten sind nur mehr sehr aufwändig zu erschließen. Wobei Meadows den österreichischen Umweltminister darauf hingewiesen hat, dass er nicht daran glaubt, dass der Ölpreis über die 200-Dollar-Marke und weiter ins Unermessliche steigen wird: "Ich sehe eher ein Szenario wie in Kriegszeiten - da regelt nicht der Markt den Preis, sondern der Staat die Verfügbarkeit. Man wird also Erdöl rationieren, da kann man dann nicht mehr einfach mit dem Auto spazieren fahren."

Ähnlich werde es mit dem Erdgas passieren: Wenn dieses in Russland knapp werde, dann würde es nicht bloß teuer - es würde für Westeuropa wahrscheinlich gar nicht mehr verfügbar sein. Ähnlich werde es wohl mit US-Energieimporten aus Kanada laufen: "Die behalten das einfach für sich, weil sie es selber brauchen. Es muss klar sein: Man kann das nicht alles substituieren. Wenn wir in den 1970er-Jahren gefordert haben, die Entwicklung des Ressourcenverbrauchs zu bremsen, so müssen wir heute davon ausgehen, dass wir ihn drastisch zurückfahren müssen. Und das heißt nach heutigen Begriffen: Der Lebensstandard wird drastisch sinken müssen." (...)


das ist durchaus eine mögliche variante; fiktional bereits ausgefeilt beschrieben von andreas eschbach in seinem buch "ausgebrannt", zu dem es
hier näheres zu sehen (und zu hören) gibt.

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wo ich gerade beim thema bin: anscheinend seit gestern schwirren wilde gerüchte durchs netz, die sich auf griechenland focussieren - und dabei geht es nicht um den faktisch vorhandenen und nur noch formal zu vollziehenden staatsbankrott, sondern um die tatsache, dass griechenland offiziell in die
förderung von öl und gas im mittelmeer einsteigen will. das ist soweit verifizierbar; und peak-oil.com liefert ein paar zahlen:

"Die brodelnde Gerüchteküche um den drohenden Staatsbankrott Griechenlands hat jetzt den kommenden Dienstag auserkoren, um die Pleite zu verkünden. An diesem Tag werden Ausschüttungen von 769 Millionen Euro für alte Kredite fällig und es ist fraglich, ob der griechische Staat das Geld besorgen kann.

Zugleich gibt es Meldungen, dass das Land verstärkt in seine Ölförderung investieren will, was einen Blick auf die griechischen Zahlen sinnvoll macht:

Laut CIA Factbook verbrauchte Griechenland 2009 ca. 414.000 Barrel pro Tag und lag damit auf der weltweiten Rangliste auf Platz 34. Die Eigenproduktion betrug ganze 6.779 Barrel pro Tag (also nur 1,6% des Verbrauchs). Immerhin eine halbe Million Barrel Erdöl importiert Griechenland pro Tag, wovon ca. 153.000 Barrel wieder für den Export bestimmt sind (insbesondere für Macedonien). Die geschätzten Ölreserven sind mit 10 Millionen Faß im globalen Maßstab nahezu irrelevant, Griechenland könnte den aktuellen Eigenverbrauch damit nicht mal einen Monat decken." (...)


auch das angehen nicht gerade großer reserven wie in diesem fall lässt sich als typisch für diese zeit betrachten; dazu kommt allerdings noch ein anderer, wesentlich unerfreulicherer aspekt:

(...) "Der jetzt abgegebene Startschuss für die Öl- und Gasförderung ist gefährlich, denn bereits seit langem streitet sich Griechenland mit seinen türkischen Nachbarn um die Hoheitsrechte für eine Handvoll Inseln. Wer wo bohren darf ist deshalb ein sensibles Thema, geht es im Ölgeschäft doch immer um Milliardensummen und großen Einfluss. Auch Zypern, wo nach Gas gebohrt wird, ist "sensibles Gelände", schwelt dort doch seit Jahrzehnten der Zypernkonflikt. Die Türkei dürfte deshalb sehr aufmerksam auf die Entwicklungen im Ionischen Meer und vor Kreta schauen." (...)

und dazu gibt es heute in einem telepolis-forum die folgende, nicht verifizierte
info, wobei ich den ersten teil für den moment vernachlässigen möchte - das übel steckt im zweiten:

(...) "Der Streit um die -vermutlich- riesigen Öl- und Gasfelder im südöstlichen Mittelmeer scheint zu eskalieren. Die letzten Tage werden erhöhte Truppenaktivitäten beobachtet. Türkische Flottenverbände sind im Umfeld griechischer Inseln positioniert worden. Den Israelischen Luftstreitkräften wurde bereits Zugang zu Stützpunkten der griechischen Luftwaffe gewährt, vor 12 Tagen ein
entsprechendes Abkommen mit Israel abgeschlossen. Es gibt Gerüchte, dass die griechische Regierung die Besetzung der Insel Kastelorizo/Megisti mit ca. 1000 Einwohnern durch die Türkei befürchtet. Merkwürdig, das in den westlichen Medien das Thema keine Beachtung findet.

Bauchschmerzen macht mir, das sich beides so "gut" ergänzt. Die Regierung Papandreou wird sich vermutlich nur halten können, wenn es schwerwiegendere Probleme als die Wirtschaft gibt. Eine
eingeschränkte, länger anhaltende militärische Krise käme der Regierung sicher nicht ungelegen..."


die letzte ansicht teile ich, wobei ein blick auf das östliche mittelmeer deutlich macht, was sich da mittlerweile für ein pulverfass gebildet hat:
  • griechenland: ökonomische und soziale katastrophe, kurz vor der insolvenz
  • türkei: stress mit syrien, trouble mit israel, und nicht zu vergessen der ständige unerklärte krieg in den kurdischen gebieten
  • zypern: lange "befriedet" gewesener zankapfel zwischen griechenland und der türkei, geteilt, wobei beide teile in einer erbärmlichen ökonomischen verfassung sind
  • syrien: das regime hält sich nur noch offener repression
  • israel: mit massiven protesten gegen die lebensbedingungen im eigenen land konfrontiert, dazu der ewige palästina-konflikt
  • ägypten: instabil und grundsätzlich immer noch in einer revolutionären phase
wie eine perlenkette ziehen sich die länder mit massiven innenpolitischen problemen, deren vorgebliche "lösung" weltweit von regimes am rande des zusammenbruchs traditionell öfter in nationalistischen aufwallungen gegen "erzfeinde" außerhalb der grenzen gesucht wurde. wenn dann noch - wie klein auch immer - ein paar ölvorkommen auf umstrittenen gebieten dazu kommen, sind alle zutaten für einen hochexplosiven cocktail beisammen. es gibt neben der oben zitierten info noch eine englischsprachige
ap-meldung vom freitag. der komplex bedarf jedenfalls weiter dringender beobachtung.

btw: noch ein interessanter absatz aus dem oben verlinkten artikel von peak-oil.com:

(...) "Die höchstverschuldeten EU-Staaten sind zugleich jene, deren Energieversorgung am stärksten vom Erdöl abhängt: Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien..."

das ist absolut kein zufall und unterstreicht die these, dass die seit 2008 offen laufende weltwirtschaftskrise bereits von peak oil getriggert wird - nicht nur hinsichtlich der energiekosten us-amerikanischer eigenheime, die im sommer 2008 ihre bisherigen höhepunkt erreichten.

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so, jetzt zum schluss noch ein paar meldungen, die ich akut nicht weiter vertiefen kann, aber mir u.u. nochmals zukünftig vornehmen werde: es gibt immer neue
ölverschmutzungen im golf von mexico, und einerseits wird bp im zusammenhang mit dem "deep-water-horizon"-desaster dafür verantwortlich gemacht, andererseits fanden sich aber vor ein paar tagen auch kurz meldungen über ein leck in einer see-pipeline des us-ölkonzerns "chevron" - ich kann dem ganzen gerade nicht näher nachgehen, vielleicht können die leserInnen hier selbst für sich und andere mehr infos beschaffen?

und nochmal ein hinweis auf "die roten schuhe" der mrs. mop, die gestern begonnen hat, über die aktuellen
proteste an der wall street in new york zu berichten. generell empfehle ich hier bei funkstille meinerseits die blogroll rechts für alle, die interessanten und anregenden lesestoff suchen.

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und zum jetzt wirklichen schluss entlasse ich Sie passend zu all den betrüblichen meldungen mit einem melancholisch-schönen track von boobjazz in den restlichen herbstsonntagnachmittag - der titel, "too high", lässt sich dabei durchaus programmatisch zum zustand bestimmter gesellschaftsmodelle verstehen...


Sonntag, 4. September 2011

zwischendurch ein paar medientipps

ich bin immer noch weitgehend offline, und das hat mittlerweile neben den technischen problemen auch mit mangelnder zeit im irrgarten von lohnarbeit, selbstreproduktion und sonstiger verpflichtungen zu tun.

vor ein paar tagen habe ich mal einige zeit damit verbracht, mir die alten beiträge rund ums thema öl / peak oil neu zu betrachten und erhebliche redundanzen festgestellt - kein wunder, ist doch hinsichtlich der reinen sachlage inzwischen das allermeiste und wichtigste schon länger bekannt. neben der indexaktualisierung werde ich bei gelegenheit auch drüber nachdenken, diese beiträge irgendwie als komplette sammlung verfügbar zu machen - für interessierte bleibt bis dahin die seiteninterne suche unten rechts.

ich hatte über die jahre auch einige filmische dokumentationen verlinkt bzw. darauf hingewiesen; eine dieser produktionen ist inzwischen in voller länge bei yt gelandet:




"bis zum letzten tropfen" ist vor allem deshalb interessant, weil viele bezüge (und informationen) zu deutschland sichtbar werden, die deutlich machen, dass bspw. die vielzahl von ölförderpumpen in norddeutschland genauso ein indiz für den peak darstellt wie zb. die jüngst bekanntgewordenen pläne eines us-amerikanisch-russischen konsortiums, in der immer eisfreieren arktis unter einem gigantischen kapitaleinsatz (eine halbe billion dollar), enormen technischen problemen und großen ökologischen risiken tiefseebohrungen durchzuführen.

im besten fall kommt es dazu nicht mehr, im schlechtesten fall würden die geschätzten reserven großzügig geschätzt die agonie der kohlenwasserstoffsüchtigen industriegesellschaften für ca. drei jahre verlängern. zu einem in jeder hinsicht unaktzeptablen preis.

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vor ein paar wochen bin ich im lieblingsbuchladen an einem schmalen bändchen mit knalligem orangefarbenen cover und dem titel "vernetzt euch!" hängengeblieben. als ich dann den namen der autorin las, dämmerte mir eine erinnerung - lina ben mhenni - moment, das ist doch
a tunisian girl, deren blog ich irgendwann zu jahresbeginn bereits einmal bezgl. der tunesischen revolution verlinkt hatte. schon mitgenommen und gelesen - und ich war durchaus beeindruckt. sie schafft es, in einer fragmentarischen und irgendwie auch spröden, sehr nüchternden art und weise sehr viele informationen über ihr land sowie die aktuellen ereignisse rüberzubringen, die mir bis jetzt unbekannt waren.

vernetzt euch_cover

und ebenso werden möglichkeiten und grenzen deutlich, die virtuelle "soziale netzwerke" wie facebook, twitter und co. unter den verhältnissen eines polizeistaates wie tunesien unter ben ali bieten können. verhältnisse, die sich allerdings von der situation hier doch in einigen wichtigen punkten sehr unterscheiden und nebenbei auch deutlich machen, dass solche diktaturen aufgrund ihrer inneren systemischen unflexibilität als machttechnik doch eine sehr begrenzte möglichkeit darstellen. aus der distanz betrachtet, eine duchaus tröstliche erkenntnis (was nicht für die konkreten opfer einer diktatur gilt).

auch die sozialen konflikte innerhalb der tunesischen gesellschaft werden zumindest erahnbar, und insgesamt möchte ich das buch einfach als aktuelles geschichtsbuch empfehlen. aber auch ihre persönliche (familien-)geschichte, soweit sie sichtbar wird, erzeugt und verlangt
respekt:

(...) »Ich wurde in eine politisch engagierte Familie hineingeboren. Mein Vater hat in seiner Jugend sechs Jahre im Gefängnis verbracht, von 1974 bis 1980. Er war aktives Mitglied der tunesischen Linken unter Präsident Bourguiba. Schon als kleines Kind konnte ich leicht erkennen, welche Spuren die Folter auf seinem Körper hinterlassen hatte. Meine Mutter, die Lehrerin ist, gehörte der tunesischen Studentengewerkschaft UGET an. Bei uns zu Hause guckte man weder die end- und hirnlosen Telenovelas aus Ägypten oder Mexiko, die während meiner Kindheit im tunesischen Fernsehen liefen, noch die Fußballspiele, die von den meisten Tunesiern mit großer Begeisterung verfolgt werden.« So kannte sie das Lied, das die Gewerkschafter im vergangenen Dezember anstimmten, als sie sich gegen die Repression der Polizei wehrten: die »Internationale«. Und als sich ihr Vater an dem Tag, an dem Ben Ali schließlich die Flucht ergriff, den Demonstrationen anschloß, war sie »überglücklich« und berichtet: »Als er zu uns stieß, traute er seinen Augen nicht. Wir standen dicht neben dem Eingang des Innenministeriums, wo man ihn in den siebziger Jahren brutal gefoltert hatte. Ich betrachtete meinen Vater und spürte seine Freude. Er bat mich, das Gebäude zu fotografieren, als wollte er den Alptraum, den er durchlitten hatte, für immer bannen.« (...)

"vernetzt euch!" ist für knapp 4 € in vielen buchläden zu finden.

Dienstag, 23. August 2011

notiz: loriot ist tot.

sehr sehr schade. einfach nur danke für viele stunden des grinsens, kicherns und lauten gelächters. und meinen damaligen worten hier habe ich nichts weiter hinzuzufügen. der pirol war in seinem bereich wirklich ein großer.

Mittwoch, 17. August 2011

assoziation: zu diesen zeiten

"Inzwischen ist es nicht mehr ein einzelnes Ereignis, das aufmerken lässt, eher schon die eigenartige Kumulation unterschiedlicher Geschehnisse. Die Nachrichten und Bilder überlagern sich, kaum dass der Betrachter Zeit hat, über die jeweiligen Hintergründe genauer nachzudenken. " (...)

so beginnt ein dokumentierter artikel im linksnet unter der passenden überschrift
"Wachsende Unruhe". und ja, inzwischen wird die allgemeine ratlosigkeit ebenso wie die allgemeine gesellschaftliche agonie im angesicht der um sich greifenden krisenprozesse nicht nur online mit händen greifbar (hier ist es schon länger der fall), sondern meiner persönlichen wahrnehmung nach auch zunehmend im sog. real life, der letztlich einzig relevanten realität.

in den letzten wochen habe ich begonnen, nicht nur martensons crash course, sondern auch den im letzten beitrag vorgestellten
tipping point in meinem nächsten umfeld bekanntzumachen. und anders als 2008, wo ich schon mal versucht hatte, ein unverbindliches treffen zu organisieren zwecks austausch über die möglichen verläufe sowie die hintergründe des damaligen ökonomischen krisenauftakts, wurde mir diesmal nicht primär mit verständnislosen blicken geantwortet - die nicht enden wollende ereignisdichte der letzten jahre bringt zunehmend mehr leute ins zweifeln, was aber eben keineswegs im nächsten schritt auf handlungen hinauslaufen muss, sondern genausogut (wahrscheinlich sogar primär) tendenziell solche reaktionen hervorrufen kann, wie ich sie vor einiger zeit bei einem guten freund erlebte, der mir nach einem längeren gespräch sinngemäß das folgende fazit gab: ich hätte ja wahrscheinlich schon irgendwie recht mit meinen befürchtungen, aber er weigere sich, davon seinen alltag beeinflussen zu lassen.

was nicht sein darf, kann auch nicht sein. die eine seite, und die andere ist die, die ich schon vor längerer zeit mal hier in worte gefasst habe: der alltag hier (und auch anderswo) ist mit seinen wirkungen die eigentliche katastrophe, die alle anderen mit hervorbringt. was am ende wieder generell zu unserer art des lebens hier führt.

wenn man sich die ereignisse und die offentlichen/offiziellen sowie "privaten" reaktionen darauf so betrachtet, so fällt neben der schier unbegrenzten ignoranz die entsetzliche dummheit ins auge, die die heutigen "westlich" orientierten (primär aufs ökonomisch-technologische-industrielle niveau bezogen) gesellschaften kollektiv befallen hat. ein nicht unwesentlicher faktor, wenn es um die abschätzung der fähigkeiten geht, auf existenzielle krisen zu reagieren. mit "dummheit" meine ich nun nicht das, was so landläufig darunter verstanden wird, sondern eher ein ganzes set von (vor-)urteilen, handlungsmustern und gewohnheiten, die dafür sorgen, notwendige handlungen und tiefgreifende, auch und gerade persönliche änderungen, nicht durchführen zu können und das sogar noch ganz richtig zu finden. ein wesentlicher punkt in diesem set ist die unfähigkeit, komplexitäten wahrzunehmen und begreifen zu können, was in der heutigen welt zwangsweise sofort ganze ketten von fatalen und destruktiv wirkenden fehlern nach sich ziehen muss.

das lässt sich fast beliebig an so ziemlich jeder einzelnen nachricht in diesen zeiten vorführen. von der "offiziellen" britischen regierungsreaktion auf die riots angefangen, über die jubelmeldungen über das "riesige" gefundene neue ölfeld vor der norwegischen küste (das gleichzeitig ein paar hundert seemeilen weiter eine "shell"-bohrinsel vor sich hinleckt, ist in diesem zusammenhang schon von einer bitterbösen ironie), bis hin zum öffentlich-medialen diskurs über "die wirtschaft" (bzw. ihre krise), bei der sich der wahrnehmungsmässige focus tunnelhaft darauf konzentriert, nach anzeichen und den "richtigen maßnahmen" für "wachstum", "aufschwung" und "stabilisierung" zu fahnden - überall springt einem die dummheit dreist grinsend frontal ins gesicht.

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ich habe neulich mal wieder den inzwischen auch schon in die jahre gekommene spielklassiker "gta 3" herausgekramt, über den ich im zusammenhang mit dem thema
amok vor langer zeit hier das folgende geschrieben hatte:

"in "gta 3" ist die an new york angelehnte stadt namens "liberty city" (bereits der name ist der blanke hohn auf die kapitalistische "freiheit") säuberlich unterteilt in die machtbereiche verschiedener banden und clans - von der cosa nostra über die triaden und den yakuza bis hin zum kolumbianischen kokain-kartell ist die elite der als solches definierten organisierten kriminalität vorhanden, und dazwischen tummeln sich etliche, ethnisch organisierte streetgangs. eine brutale und korrupte polizei sowie extrem mißgelaunte und ständig schlagbereite passantInnen vervollständigen ein virtuelles bild, welches sich bei der betrachtung der realität in diversen regionen des planeten nur als prophetisch bezeichnen lässt. vielleicht ist das auch ein - versteckter - grund für manche zensurbestrebungen. in "vice city" und indirekt auch in "gta 3" gibt es dazu regulär bzw. mittels cheats die möglichkeit, selbst als spielfigur amok zu laufen bzw. die gesamte stadtbevölkerung in einen amokartigen kampfzustand "alle gegen alle" zu verwickeln."

szene aus gta drei

insbesondere das "alle gegen alle" kam mir bei ansicht einiger bilder aus den aktuellen britischen riots wieder in den sinn; schon berühmt ist ja inzwischen die szene, in der ein verletzter und am boden liegender junge von einer dazu kommenden gang vordergründig versorgt und dabei nochmals ausgeraubt wird.
hm?:

(...)"Um eine USK-18-Einstufung bzw. Indizierung zu verhindern, wurden in den deutschen Versionen einiger GTA-Spiele Inhalte entfernt. Dies betrifft (...) das Nachtreten und Berauben der am Boden liegenden Opfer." (...)

von allen folgen der gta-reihe wurden bis heute auf den verschiedenen plattformen zusammengenommen ca. 100 millionen exemplare verkauft, was "gta" zu einem der erfolgreichsten produkte der popkultur des späten 20. und frühen 21. jahrhunderts macht. und es besteht eine erhöhte wahrscheinlichkeit, dass auch diverse der an den riots beteiligten dieses spiel kennen. haben wir hier also eine klassisch kausale ursache-wirkungs-kette vor uns?

die antwort, die ich darauf bevorzuge, gab der maskierte killer im horrorfim "scream 1" sinngemäß an die überlebende heldin, als diese ihm vorwarf, er habe wohl zuviele horrorfilme gesehen: "schieb die schuld nicht auf die filme, sid. die filme machen niemanden zum mörder, aber sie machen die mörder phantasievoller". das sehe ich analog für spiele wie "gta" ähnlich - sie spiegeln primär die existierende realität (und wie ich damals schon schrieb, in einer teils zynischen und drastischen art und weise), können aber für jugendliche, die aus bestimmten gründen eh schon probleme mit der wahrnehmung der trennung von virtueller und authentischer realität haben, durchaus auf unschöne handlungsoptionen aufmerksam machen. die erwähnte unsicherheit der wahrnehmung erzeugen jedoch können sie mit einiger sicherheit nicht; die stammt aus der alltäglichen realität, geprägt von (materieller) armut, erfahrungen von isolation und ausschluß, "normal" gewordener anwesenheit von gewalt sowie innerlicher verödung. was übrigens bis auf die materielle armut durchaus auch lebenshorizonte sind, die ein zunehmend großer teil der sog. mittelklasse kennenlernen "darf" (bisher noch, ohne groß daraus etwas zu lernen); modifiziert dürfte das in spezieller art und weise selbst auf etliche kinder aus den sog. oberschichten zutreffen - der "goldene käfig" ist nicht nur eine metapher.

waren die riots deshalb "unpolitisch"? natürlich nicht. sie spiegeln ebenso die dominanz bestimmter kapitalistischer ideologischer fragmente wieder ("nimm alles, was du kriegen kannst") wie auch das gefühl der aussichtslosigkeit der eigenen lage, welches in krass unterschiedlichen ausprägungen hinsichtlich der versuchten bewältigung inzwischen zu einem gesamteuropäischen phänomen nicht nur der jugendlichen teile der bevölkerungen geworden ist.

die reaktionen der britischen regierung mögen aus einer bestimmten perspektive alles andere als dumm erscheinen; sind doch sündenbockkonstrukte, geschürter rassismus & klassenhaß nach unten ebenso wie innere aufrüstung nur allzugut bekannte instrumente aus dem arsenal der elitären waffen zwecks machtsicherung. langfristig jedoch ist die damit assoziierte entwicklung im sinne einer tatsächlich lebensbejahenden, ja sogar erhaltenden perspektive schlicht ausdruck von dummheit, antisozialer dummheit im großen maßstab nämlich. was mehr über die innere verfassung dieser "eliten" aussagt als sie selbst ahnen. und es passt sehr gut zu einigen analogen befunden zum gleichen thema, die ich hier in der vergangenheit schon dargestellt habe.

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zum neuen "gigantischen" ölfeld vor norwegen reicht eine kleine rechenaufgabe als kommentar: geschätzt wird das vorkommen auf ungefähr 1,2 milliarden barrel. bei einem täglichen weltölverbrauch von ca. 80 millionen barrel reicht das feld also theoretisch für wie lange? eben. (und das theoretisch bedeutet noch nicht mal praktisch, weil aus technischen und auch physikalischen gründen längst nicht alles öl aus dem boden geholt werden kann. real dürfte das feld eher mal für eine woche reichen, und das ist positiv geschätzt. zurück ins studio.)

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man muss allerdings auch konstatieren, dass sich die erwähnte dummheit nicht nur auf seiten der "eliten" befindet, sondern selbstverständlich auch bei großen teilen derjenigen, die sich solche deformierten subjekte wieder und wieder bspw. als "regierungen" wählen. da gibt es durchaus eine relevante interessengleichheit, was den herrschenden status quo anbelangt, der sich doch bitte bitte niemals ändern soll.

sie steuern allesamt auf ein bitterböses erwachen zu - dann, wenn sie die wand merken, an die sie geknallt sind.

ich habe die aussagen im letzten beitrag schon sehr ernst gemeint; der krisenzyklus, in dem wir uns offen seit 2008 befinden, zeigt einige relevante eigenarten, die ihn von vergangenen "normalen" krisen im kapitalismus deutlich unterscheiden und darauf hindeuten, dass es hier eben nicht nur um die spezifischen ökonomischen abläufe im kapitalismus geht, zu denen zwangsweise eben auch krisen gehören, sondern ein ganzes zivilisationsmodell mit all seinen ex- und impliziten welt- und menschenbildern zur disposition steht. wie steht es nüchtern im "tipping point" auf seite 37? "Wirtschaftswachstum→steigende Energiepreise → Rezession → fallende Energiepreise → erneutes Wirtschaftswachstum auf niedrigerem Niveau wegen sinkender Ölproduktion. Die aktuelle Wirtschaftslage spiegelt den Beginn dieses Sachverhalts wider."

ich hebe peak oil deshalb so hervor, weil hier voraussichtlich die effekte am stärksten spürbar werden (für uns im westen). das papier listet ja ebenso wie chris martenson auch noch ein paar andere "wände" auf, die rasend näherkommen:
  • generell: zu hohe systemische komplexität verstärkt zwangsläufig alle möglichen systemischen instabilitäten
  • in nordafrika und dem nahen osten, aber auch anderen regionen wird peak water in form von trinkwassermangel zum prioritären problem werden, und zwar in sehr naher zukunft
  • weltweit macht sich langsam die überbeanspruchung des nutzbaren bodens incl. erosion bemerkbar
  • wenn Sie noch nie was von peak phosphor gehört haben, sind Sie wahrscheinlich in der mehrheit. recherchieren Sie einfach mal, was sich dahinter verbirgt
  • allgemein sind die folgen der (un-)sichtbaren ökologischen schäden in allen möglichen bereichen überhaupt nicht einzuschätzen, was letztlich in einer vernünftigen welt bedeuten muss, sie erst gar nicht entstehen zu lassen
  • was martenson völlig ausser acht lässt, und im tipping point immerhin in einigen nebensätzen angedeutet wird, ist die tatsache, dass uns all diese prozesse in einer situation erwischen, in der sich große teile der spezies tagtäglich mit den folgen der seit jahrhunderten und generationen akkumulierten gewalt herumschlagen. die direkte konsequenz daraus ist u.a. eine destruktive irrationalität, wie wir sie nicht nur jüngst in großbritannien beobachten konnten, sondern in vielen anderen ländern in anderen formen genauso. ausgerechnet in einer situation, in der soziale fähigkeiten existenziell bereits zum bloßen überleben werden, sind eben genau diese fähigkeiten in großen teilen der bevölkerungen rund um den globus bereits stark ge- und beschädigt. was aus so einer situation entsteht - und das lässt sich an vielen historischen beispielen verifizieren - ist letztlich sowohl von der "mentalität" als auch der basalen organisierung her nichts anderes als die mafia, hier als synonym gemeint. ja, es gibt auch immer gegenbewegungen, dem fakt geschuldet, dass weniger kollektiv sozial und individuell psychophysisch geschädigte bevölkerungsgruppen so etwas wie soziales handeln aufrechterhalten können. die kommenden zeiten werden jedoch vermutlich auf eine finale auseinandersetzung zwischen diesen beiden modellen menschlicher organisation hinauslaufen, bei dem die letztere gruppe unter den denkbar schlechtesten voraussetzungen antritt.
dieser letzte punkt ist es, der mir persönlich die meisten sorgen macht. mit grenzen aller art und nichtmenschengemachten unbilden der umwelt lässt sich - nein, nicht fertigwerden, aber auskommen. menschen können verzichten und sich ebenso an ziemlich widrige umstände anpassen. wenn existenzielle konfrontationen jedoch innerhalb der eigenen spezies existieren, und zwar in einer gesamtsituation, die zunehmend bedrohlich wird, ist das u.u. eine entscheidende komponente, die am ende das pendel final beeinflussen kann.

all das sind aber punkte, die in der diskussion über "die krise" meist schlicht nicht existieren - komplexitätsreduktion in ihrer drastischsten form (ein merkmal, was nebenbei gesagt bei diversen "psychischen" aka psychophysischen störungen sehr relevant für die diagnose ist bzw. sein sollte).

*

soweit ein paar allgemeine anmerkungen aus meinem weiter andauernden "analogen exil". nicht erwähnt und kommentiert habe ich jetzt bspw. die unbestätigten meldungen aus fukushima, nach denen rund um die schrottreaktoren spalten in der erde entstanden sind, aus denen radioaktiver dampf austritt (was auf das durchschmelzen des betonbodens hindeuten würde). ebenso nicht die gerüchte um eine zunehmende kriegsgefahr zwischen der türkei und syrien, zwei staaten, die sich in der bekämpfung ihnen unliebsamer bevölkerungsgruppen nicht viel geben. nichts zu den schweren unruhen in china, den protesten in israel, den auseinandersetzungen in tunesien und ägypten, den aktivitäten in spanien und griechenland, der situation in italien...

aber für all das sehe ich sinngemäß vieles von dem gelten, was ich oben beschrieben habe - stichwort dummheit. "elitär", kollektiv, individuell und systemisch. und schließen tue ich passend mit dem schluß des zu beginn verlinkten textes:

(...) "Die Regierenden bringen nichts Vernünftiges zustande. Die Krisenprozesse nehmen weltweit und in den unterschiedlichsten Gestalten zu. Und weit und breit ist niemand unter den derzeitigen Entscheidungsträgern zu sehen, der oder die in der Lage wäre, Lösungen zu schaffen. Es verdichten sich die Anzeichen, dass es auf einen chaotischen Zustand zuläuft. Und die Unruhe wächst."

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