Sonntag, 13. November 2005

notiz: "...im Moment ist es sicherer, in eine virtuelle Wirtschaft zu investieren."

die innere struktur, die eigenschaften und überhaupt die gründe für die existenz virtueller prozesse im menschlichen bewusstsein - von denen z.b. jegliche software nur ein materieller ausdruck ist - waren bisher, trotz ihrer bedeutung als quasi-"heimat" aller "als-ob"-simulationsprozesse, bisher hier nur selten thema. was auch mit der komplexität von simulativen prozessen zu tun hat, aber auch damit, dass mir bisher kaum arbeiten zur bedeutung von psychophysischen zuständen für die existenz virtueller welten bekannt sind (wenn jemand mehr weiß - ich bin für jeden hinweis dankbar).

besonders interessant finde ich dabei die schnittpunkte zwischen sog. real life und den virtuellen ebenen, wie sie ein spon-artikel heute so thematisiert:

"Insgesamt, schätzt der Wirtschaftswissenschaftler Edward Castronova, werden in Onlinespielen derzeit legal und illegal fast 900 Millionen Dollar im Jahr mit dem Verkauf von virtuellen Objekten und Spielfiguren umgesetzt.

gerade vor dem hintergrund der letzten beiträge hier kommt mir beim betrachten solcher informationen wie oben immer wieder eine frage in den sinn: kann es sein, dass wir als spezies uns selbst durch eine jahrtausendealte "tradition" des gegenseitigen verletzens geradezu in diverse als-ob-realitäten - von denen die "klassisch" virtuellen sphären, wie sie jeder computer als simulationsmaschine ständig produziert, nur einen teil darstellen - regelrecht hereinprügeln, -foltern, -manipulieren? wenn das ausweichen bzw. die dissoziation in verschiedene als-ob-modi psychophysisch für das eigenen pure überleben als "fluchtpunkt" sinn macht, wie es sich abzuzeichnen beginnt, wäre das eine entwicklung, die jeglicher basis für tatsächlich soziales leben, wie wir es zumindest rudimentär kennen, komplett den boden unter den füßen wegziehen würde.

willkommen in der matrix.

Freitag, 11. November 2005

kontext 13: die macht des traumas

wie in der unten stehenden vorstellung des psychohistorischen ansatzes von deMause war auch in anderen beiträgen hier schon öfter die rede von psychotraumata, in der psychiatrischen diagnostik von heute als posttraumatische belastungsstörung (ptbs) oder posttraumatisches stresssyndrom (ptss) bekannt. nun ist bereits die geschichte (und auch die vorgeschichten) dieser diagnose, die v.a. auf politischen druck einerseits von verbänden us-amerikanischer vietnamveteranen , andererseits der feministischen bewegung mit ihrer thematisierung der folgen von gewalt gegen frauen und kinder erst vor ca. drei jahrzehnten in die dsm-klassifikation der us-amerikanischen psychiatrie aufgenommen wurde, ein lehrstück für sich (mehr dazu z.b. im buch "die narben der gewalt" von judith herman, siehe literaturliste). bis heute ist sie vieldiskutiert und im fluß; in letzter zeit wird v.a. ihre beschränkung auf extremereignisse (bzw. das, was als solches wahrgenommen wird) und ihre zu enge definition der möglichen traumafolgen kritisiert (mehr dazu z.b. in einem interview der aktuellen ausgabe von psychologie heute, leider bisher nicht online verfügbar). ebenso wird v.a. der zusammenhang mit verschiedenen persönlichkeitsstörungen wie borderline, der dissoziativen ps sowie in geringerem ausmaß auch der narzisstischen ps diskutiert. alle diese fragen verdienen eigentlich eigene beiträge, und zumindest einiges davon soll auch zuküftig hier im blog zu lesen sein.

bei den recherchen zum letzten beitrag jedoch ist mir wieder ein text unter die augen gekommen, der mich bereits beim ersten mal sehr beeindruckt hat, weil er imo gut nachvollziehbar deutlich macht, wie aktuelle konflikte und krisen sozusagen einem unsichtbaren drehbuch folgen, welches in den jeweiligen individuellen - und zusammengenommen dann auch kollektiven - erlebnissen der vergangenheit wurzelt. wegen der eigenart der traumatischen gedächtnisspuren in ihrer form als abgespaltene seperate neuronale netzwerke taucht auch öfter der begriff "eingefrorene zeit" auf, die dann in symptomen wie z.b. flashbacks wieder "auftaut" und die aktuelle raum-zeit-wahrnehmung der betroffenen im extremfall völlig überlagern kann. wie dieser und womöglich auch andere mechanismen einfluß auf aktuelle krisen und konflikte wie z.b. den israelisch-palästinensischen haben, ja diese durch die beteiligten psychophysischen prozesse primär überhaupt erst mit ihren destruktiv-gewalttätigen "lösungsversuchen" möglich machen, wird durch u.a. die arbeiten und ansätze des israelischen psychologen dan bar-on deutlich. auszüge:

(...) "Überlebende des Holocaust sind meist schwer traumatisiert. Das Verschweigen der erlittenen Erniedrigungen ist auch eine Strategie der Rückkehr in ein normales Leben. Im Israel der fünfziger und sechziger Jahre, einer Nation der Starken und Siegreichen, war für eine ausführliche Würdigung dieses Leids der Opfer, außerhalb der offiziellen Gedenkrituale, kein Raum. Auch für die Nazitäter war das Verschweigen ihrer Taten und das Verleugnen der Verantwortung für den Massenmord eine Grundbedingung dafür, in bürgerlicher Normalität weiterzuleben. Auch im Land der Täter war das Verdrängen Teil der offiziellen Kultur: Erst Anfang der 60iger Jahre, fast zwei Jahrzehnte nach Kriegsende, wurde durch den Frankfurter Auschwitzprozess mit der öffentlichen Aufarbeitung des Holocaust begonnen. So hatte z. B. Hertha F., die 1992 in Wuppertal mit dabei war, erst im Alter von 20 Jahren durch die Verhaftung ihres Vaters und den anschließenden Prozess davon erfahren, dass als er SS-Offizier an Massenmorden in der Ukraine beteiligt war. Die Erkenntnis, einen Massenmörder zum Vater zu haben, bestimmte ihr weiteres Leben.

Verdrängen und Verschweigen machen auf die Dauer krank, physisch und psychisch, was immer die kulturellen Ursachen und die gesellschaftlichen Kontexte dieser Sprachlosigkeit sind. Einer strukturellen Ähnlichkeit der Leiden von Täterkindern und Opferkindern in ihren Auswirkungen auf das Individuum war Dan Bar-On auf die Spur gekommen, nachdem er in den siebziger und achtziger Jahren in seiner therapeutischen Praxis mit den traumatisierten Holocaustopfern gearbeitet hatte, die an Spätfolgen litten. Er begann sich zu fragen, wie es wohl den Kindern der Täter ergangen sei. Da sich bisher noch niemand dafür interessiert hatte, macht Dan Bar-On dies zu seinem Forschungsthema.

Als Angehöriger einer Nation, die ihre Entstehung aus dem Holocaust definierte, war er niemals „unabhängiger Wissenschaftler" oder „objektiver Beobachter", sondern aufgrund seiner Biografie, stets als Beteiligter und Betroffener in den Forschungsprozess involviert. (...)"

"Dass der Holocaust bei den Nachkommen von Tätern und Opfern immer präsent ist, sei unvermeidlich, resümiert Dan Bar-On seine Untersuchung. Doch der negative Einfluss auf das Leben kann durch den bewussten Verarbeitungsprozess, der im TRT-Dialog stattfindet, vermindert werden. Die Folgen werden weniger bedrohlich und selbstzerstörerisch, denn durch den Dialog wird es allen Betroffenen möglich auf eine erträgliche Art damit zu leben.

Auf ihrem sechsten Treffen 1997 beschloss die TRT-Gruppe, ihrer Arbeit eine neue Qualität zu geben: Sie wollten die eigenen positiven, als heilsam erlebten Erfahrungen mit der dialogischen Aufarbeitung des eigenen Traumas, das Teil eines kollektiven Traumas ist, an Menschen weitergeben, die in aktuellen Konflikten leben. Die Hamburger Körber-Stiftung unterstützte diesen Schritt. So trafen sich im Frühsommer 1998 in Hamburg Mitglieder der TRT-Gruppe mit eingeladenen Multiplikatoren aus Ländern die jahrzehntelange Konflikte erlebt hatten: Katholiken und Protestanten aus Nordirland, Farbige und Weiße Südafrikaner und sowie Palästinenser und Israelis. Dabei erlebten die Beteiligten, welchen Unterschied es macht, ob der Dialog über einen historischen oder gegenwärtigen Konflikt geführt wird. Miriam K. erinnert sich, wie sie unbedingt an der Südafrikagruppe teilnehmen wollte, dann aber begriff, dass sie sich dem israelisch-palästinensischen Konflikt stellen musste. Das Anhören der palästinensischen Geschichten war für sie fast unerträglich: „Als der erste Palästinenser über sein Leben, seine Vergangenheit, seine aktuelle und schmerzhafte Realität in der West Bank sprach, stellte ich fest, dass ich in der Defensive war und mich peinlich berührt, geschockt und verärgert fühlte. Es fiel mir sehr schwer zu glauben, es handele sich keineswegs um eine Ausnahme und deshalb sei es unfair, so zu tun, als sei es die >Normalität< für Palästinenser. Natürlich traute ich mich nicht, diese Gedanken zu äußern."

Wieder erzählte Miriam K. ihre Geschichte als Nachkommin von Holocaustopfern, doch diesmal erlebte sie, wie die eigene Opfer-Identität zu bröckeln begann: „Als der nächste Palästinenser sprach, wand ich mich. Schon wieder war es eine Geschichte über Verfolgung, Angst und unerträgliche Erniedrigung. Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Wie war das möglich? Je mehr ich hörte, desto mehr schauderte ich. Es war mir peinlich, Jüdin zu sein. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass meine jüdischen Mitmenschen diesen Leuten solchen Schmerz und solches Grauen zufügten. Ich wollte ihre Taten verteidigen, sie als ein Bedürfnis nach Sicherheit für Israels Bestreben, sich vor Terrorismus zu schützen, begründen. Aber ich konnte mich nicht einmal mich selbst davon überzeugen, dass diese Gründe gut genug waren. Ich war erschöpft und wünschte, ich wäre woanders."
(...)
"Ein Verständnis, das zunächst äußerst fragil war und durch die Frage einer Palästinenserin, die die Realität des Holocaustes in Frage zu stellen schien, wieder zu zerbrechen drohte. Martin Bormann wurde nun mit seiner Geschichte zum glaubwürdigen Zeitzeugen: „Die Palästinenser hörten ihm offensichtlich gebannt zu. Die ganze Situation war unwirklich: Juden versuchten, Palästinenser von der Bedeutung und Wahrheit des Holocaust zu überzeugen, während der Sohn eines berühmten Nazi-Täters die Fakten aufzählte." Mehr als ein Jahr nach dem Hamburger TRT-Dialog, reflektiert Miriam K. ihre Erfahrung so: „Noch einmal war meine Weltsicht erschüttert worden. Meiner Ansicht nach waren Juden immer die Opfer, aber diese Position kann ich nun nicht mehr aufrecherhalten. Der Workshop in Hamburg hat mich aus dieser Opferkategorie herauskatapultiert, und ich musste mir einen neuen Platz suchen. Ich bin unserer Konfliktgruppe für den Mut und die Offenheit, ihren Schmerz mitzuteilen, sehr dankbar. Sie ging mit unbequemen Tatsachen um und ließ neue Informationen an sich heraus, die für sie eine Herausforderung darstellten.(...)"


ähnliche prozesse im hintergrund, wie sie hier deutlich werden, können Sie getrost überall dort voraussetzen, wo es langjährige konflikte, kriege und diktaturen gibt bzw. gab. und die weitgehend hilflosen "lösungsversuche" der "offiziellen politik", die sich meistens in medienwirksamen gewaltmaßnahmen manifestieren, können natürlich nichts tatsächlich verbessern, sondern dienen eher - und diese erkenntnis verdanken wir u.a. deMause - den psychophysischen bedürfnissen des diese "politikerInnen" wählenden publikums, welches in seine ganz eigenen bewältigungsversuche verstrickt ist. was nicht ausschliesst, dass gewaltmaßnahmen im einen oder anderen fall auch rational angebracht sein können, um das ausagieren von extremer destruktivität überhaupt erst einmal als voraussetzung für alles andere zu unterbinden. das scheint jedoch bis heute regelmässig eher ein zufälliger nebeneffekt zu sein, der zudem in keinerlei relation zu den realen folgen kriegerischer gewalt und alleine schon deren drohung - "Oft fühle ich nichts, gar nichts" - steht, und kann von daher als behauptete motivation nicht ernstgenommen werden. manchmal werden die tatsächlichen motivationen, wie von deMause im falle der kriege gegen den irak untersucht, jedoch deutlich:

"Zwischen 1991 und 1998 starben laut UNICEF 500 000 irakische Kinder unter 5 Jahren. “Rechnet man die Erwachsenen noch hinzu”, so Halliday, “liegt die Zahl mit ziemlicher Sicherheit bei über einer Million”. 1996 wurde Madeleine Albright zum aktuellen Zeitgeschehen befragt. Die Sendung im amerikanischen Fernsehen hieß ‘60 Minutes’. Albright war damals US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen. Frage: “Wie wir hören, starben (im Irak) eine halbe Million Kinder... ist es den Preis wert?” Albrights Antwort: “Wir glauben, es ist den Preis wert.” Der Sender CBS weigert sich seither, die Aufzeichnung des Interviews freizugeben, und der (interviewende) Reporter ist zu keiner Diskussion bereit."

unsere schwierigkeit wird zunächst sein, so glaube ich aus meiner ganz persönlichen erfahrung, die pure realität derlei niederträchtiger bösartigkeit überhaupt ersteinmal wahrzunehmen , und zu realisieren, dass in unserer wahrnehmungssperre und verleugnung gleichzeitig informationen zu unseren ganz eigenen persönlichen geschichten gestaut sind, die wir lieber nicht so genau wissen möchten. darauf können sich unsere beherrscher bisher verlassen. noch...

Dienstag, 8. November 2005

assoziation: "infantizid" oder: eine (viele) welt(en) des terrors und ihre konsequenz

so lassen sich die im bereits neulich hier kurz vorgestellten buch "Das emotionale Leben der Nationen" des us-amerikanischen psychohistorikers lloyd deMause präsentierten thesen kurz und prägnant auf den punkt bringen. ich konnte es mir (auch mithilfe der ersten spende, vielen dank nocheinmal!) inzwischen anschaffen, habe es zum großteil gelesen und nun das dringende bedürfnis, es vorzustellen. der verlag wirbt auf der rückseite mit dem satz "wer sich auf dieses buch einlässt, wird die welt mit anderen augen lesen als zuvor", was für mich normalerweise einer dieser sätze ist, welche sofort eine gewisse skepsis auslösen - in diesem fall kann ich der aussage aber größtenteils zustimmen, und auch das wort "lesen" macht einen tieferen sinn: deMause schlägt nämlich vor - ober besser: fordert -, diejenigen sozialen strukturen/ereignisse, die wir uns angewöhnt haben, als "politik" oder "religion" zu bezeichnen, völlig anders zu begreifen bzw. endlich zu dechiffrieren: nämlich als re-inszenierungen, oder auch endlosschleifen der wiederaufführungen von eindeutig traumatischen prä-, peri-, und postnatalen kindheitserfahrungen. ich zitiere einfach mal einen längeren auszug aus dem vorwort, um das besser deutlich zu machen:

"Dieses Buch macht deutlich, dass die Ursachen von sozialer Gewalt und menschlichem Leid zu einem nicht geringen Teil in einem versteckten Holocaust an Kindern zu suchen sind, der sich quer durch die Geschichte zieht: Routinemäßig und zu Milliarden wurden menschliche Wesen von ihren Eltern oder von anderen Autoritätspersonen ermordet, gefesselt, ausgehungert, missbraucht, verstümmelt, geschlagen und gequält, sodass sie zu emotional verkrüppelten Erwachsenen heranwuchsen, zu rachsüchtigen Zeitbomben, die ihre frühen Traumata in Opferriten, die man Kriege nennt, periodisch wieder aufführen.

Einiges in diesem Buch wühlt auf und ist trotz der zahlreichen historischen, anthropologischen, klinischen und neurobiologischen Beweise, die ich anführe, schwer zu glauben. Gezeigt werden soll damit, warum die bisherige Geschichte eine Schlachtbank war; warum sozialen Veränderungen stets ein Wandel in der Kindererziehung vorausgeht; wo wir heute in der Evolution der menschlichen Natur stehen; und was wir tun können, um das Leben von Kindern zu verbessern und eine friedlichere, auf Vertrauen gegründete Welt schaffen. Das Buch will
  1. eine psychogene Geschichtstheorie zur Verfügung stellen, welche die Frage nach dem "Warum" beantwortet - eine Theorie der historischen Motivation als psychohistorische Alternative zu den soziogenen Theorien anderer Sozialwissenschaften.
  2. zeigen, dass die Evolution der Kindererziehung eine eigenständige Ursache historischer Veränderung ist, wobei zunehmend auf Liebe und Vertrauen begründete Eltern-Kind-Beziehungen einen zentralen Faktor für historischen Fortschritt darstellen, für die Herausbildung neuer Erscheinungsformen der menschlichen Natur, die ich als neue Psychoklassen bezeichne, und die ihrerseits die sozialen Institutionen verändern.
  3. darlegen, dass der historische Fortschritt weniger von politischen Veränderungen oder militärischen Eroberungen als von den alltäglichen Lebensumständen beeinflusst wird - vor allem von dem, was innovative Mütter und ihre verheißungsvollen Töchter leisten.
  4. darauf hinweisen, dass eine psychohistorische Betrachtung politisches, religiöses und soziales Verhalten als Wiederaufführung früher Traumata erkennen lässt, die im Gehirn in eigenen neuronalen Netzwerken abgespeichert sind.
  5. nahe legen, dass soziale Institutionen nicht nur zweckmäßig sind, sondern darüber hinaus den Ansatz zu einem kollektiven Umgang mit emotionalen Problemen bilden, die auf Ängste im Zusammenhang mit unserer Suche nach Liebe zurückzuführen sind.
  6. erklären, wie eine neues psychohistorisches Werkzeug - die Fantasie-Analyse - bei der schwierigen Dekodierung unserer kollektiven Emotionen und historischen Gruppenfantasien helfen kann
  7. zeigen, dass Gruppen sowohl aus Rache für erlittene Kindheitstraumata als auch um sich von Gefühlen der eigenen Sündhaftigkeit zu befreien, in den Krieg ziehen - in der Hoffnung auf Reinigung und Wiedergeburt durch die Opferung dessen, was den "schlechten" Teil ihres Selbst repräsentiert.
  8. darlegen, dass Kriege und Rezessionen periodisch wiederkehrende manisch-depressive Gruppenpsychosen sind, die einer emotionalen Wachstumspanik entspringen.
  9. Antwort darauf geben, warum Empathie für Kinder sich historisch gesehen spät und ungleichzeitig durchgesetzt hat und aufzeigen, wie die Welt sich in einem Wettrennen zwischen der sich langsam verbessernden Kindererziehung und einer sich rapid entwickelnden destruktiven Technologie befindet
  10. eine neue Hoffnung für die Menscheitsgeschichte sichtbar machen, einen Weg, den Gesellschaften gehen könnten, indem sie Eltern helfen, ihren Kindern liebevoller zu begegnen, damit der Gewalt gegen Kinder ein Ende gesetzt wird - und damit letztendlich auch Kriegen und sozialer Gewalt. (...)
(lloyd deMause, "das emotionale leben der nationen", drava, klagenfurt 2005; s.6/7; isbn 3-85435-454-1)


der begriff "milliarden" zu beginn ist keine übertreibung vor dem hintergrund der schätzung, dass es in der menschlichen geschichte bis heute etwa 80 milliarden (!) geburten gegeben haben soll, wobei die weitaus meisten dieser babys aber nur tage oder stunden überlebt haben - und zwar größtenteils aufgrund von aktivem oder passiven (durch schlichte extremvernachlässigung) mord.
das buch ist insgesamt, gerade durch die fundierte material- und belegfülle bzw. die art dieser belege, extrem verstörend ("aufwühlend" ist eine untertreibung) - ich habe nun bestimmt schon viel gräßliches zeug aus der menschlichen historie in worten und bildern beschrieben gesehen (und bei mir und anderen die unterschiedlichen folgen erlebt) - aber das, was hier beschrieben wird, hat mich beim lesen immer wieder zu pausen veranlasst und der frage, ob ich mir jetzt lieben die decke über den kopf ziehe, oder doch lieber vor wut an die decke gehen soll. extreme hard stuff, und schwer triggernd! das meiste ist dabei imo vom reinen wissen her noch nicht mal so neu, aber bis heute offensichtlich lediglich im bewußtsein von spezialistInnen auf dem gebiet der historischen kindererziehung und -behandlung präsent. und es wird höchste zeit, dass sich das ändert! auch, wenn das für die meisten mitmenschen ebenfalls schwer verstörend sein wird - und etliche es ebenfalls "schwer zu glauben" finden werden. wobei gerade diese reaktion bereits zum thema gehört...

ebenfalls ist zu wünschen, dass sich auch die bisher hier im blog nur angedeuteten erkenntnisse über das pränatale menschliche leben rasch herumsprechen - deMause präsentiert da eine imo sehr gelungene und kompakte zusammenfassung dieses wissens, auf die ich zukünftig auch zurückgreifen werde (im netz war bis zu jahresbeginn eine pdf-datei aus österreich zum thema vorhanden, die aber leider nicht mehr auffindbar ist).

anhand der oben zitierten zehn punkte möchte ich kurz meinen sonstigen eindruck und auch kritik loswerden:

1. der anspruch ist unbescheiden, und ich bin gespannt auf reaktionen gerade aus den benannten "anderen sozialwissenschaften". ich selbst finde den psychohistorischen zugang inspirierend, gerade weil er einen plausiblen sinn bzw. eine innere - und nachvollziehbare! - logik besonders hinter schwer destruktiven ereignissen erkennen lässt, bei denen die erklärungsansätze anderer wissenschaftsbereiche entweder unbefriedigend ("es sind die gene" oder wahlweise "die menschliche natur") oder schlicht nicht vorhanden sind. ergänzend macht dieser ansatz auf jeden fall sinn - ob es mehr sein wird, wird die zukunft zeigen müssen. speziell problematisch finde ich - trotz der durch seine arbeit entstandenen distanz, die er selbst thematisiert - den bezug von deMause auf verschiedene psychoanalytische ansätze. dazu mehr unten.

2. das gelingt ihm recht überzeugend, wie ich finde. und diese these ist für sich sehr interessant.

3. etwas unvollständig, zumal gerade die genannten faktoren ständig neue traumata in epidemischen dimensionen produzieren, und gerade dadurch das alltägliche leben wiederum negativ beeinflussen. dann aber: die mütter und ihre töchter. gerade für mütter wird dieses buch an vielen stellen unerträglich sein, kann ich mir vorstellen - einmal durch die schiere wucht der destruktivität, die hier dokumentiert wird; zum anderen aber gerade dadurch, dass deMause soetwas wie eine täterin-opfer-dialektik gerade bei müttern sichtbar werden lässt. hier hilft es nur, sich klarzumachen, dass es nicht um "schuld"zuweisungen oder moralische verurteilungen gehen kann (die sind selbst nach meinem eindruck bereits ein teil der erwähnten re-inszenierungen), sondern mütter sollten sich eher über die enorme macht klarwerden, die ihnen ihre position gibt. für sog. "maskulinistische" männer gibt es keinerlei gründe, sich die hände zu reiben - mütter UND väter sind in unterschiedlichem ausmaß an dem desaster beteiligt, und frauen und männer allgemein in dieser dynamik zu einem destruktiven knäuel verwoben. jeder täter war einmal opfer!, das gilt selbst für die so called echten psychopathen, bei denen ihre verheerende entwicklungsvariante sehr wahrscheinlich bereits pränatal vorherbestimmt wurde. indirekt aber wiederum auch durch die lebensbedingungen ihrer mütter, die wiederum...die endlosspirale des grauens.

4. ein kräftiges "ja"! hieraus lassen sich auch notwendige ansätze eines realistischen und tatsächlich diesen namen verdienenden politisch-emanzipatorischen programms entwickeln, welches die auflösung der ursachen und folgen der vorhandenen und belegbaren epidemischen traumastörungen auf allen kontinenten als beseitigung des absoluten hindernisses nr.1 für jeglichen sozialen fortschritt zu betrachten hat. ohne verständnis der dynamik von traumatischen strukturen ist bspw. der ewige israelisch-palästinensiche konflikt nicht einmal ansatzweise zu verstehen, geschweige denn zu lösen! und das gilt für die allermeisten derjenigen krisen und konflikte, die Sie heute abend in der tagesschau oder morgen in Ihrer zeitung vorgeführt bekommen. und das bisherige wissen über die neurobiologischen prozesse bei zwischenmenschlicher gewalt jedweder art zwingt auch auch dazu, sich z.b zu fragen, auf was für einem menschenbild eigentlich die institution justiz aufbaut - die begriffe "freier wille", "verantwortlichkeit" und "determinierung" werden über kurz oder lang neu definiert werden m ü s s e n, so meine prognose. warum? weil unter dem terror des traumas solche konstrukte erstens absolut keinen sinn machen - dissoziative trancezustände in massendimensionen (die zb. gerade bei den unruhen in frankreich eine hauptrolle spielen) sowie zwanghafte und suchtartige handlungen aller art relativieren jedwedes konstrukt von "verantwortlichkeit" und "freier entscheidung" auf das nachdrücklichste -, sondern selbst als abwehrkonstruktionen gerade des bereiches im menschen zu sehen sind, der sich bei nicht mehr anders zu verarbeitender überwältigender bedrohung selbst aktiviert: das objektiv(istisch)e bewußtsein, welches die "heimat" aller geistigen konstruktionen bildet - und eben auch die "verantwortlichkeit", unabhängig von jedem gegebenen materiellen (neuropsychologischen) zustand, kreiert hat. diese art von "verantwortlich-sein-fühlen-müssen" jedoch ist nichts weiter als ein knüppel, und produziert unter traumabedingungen bestenfalls letztlich nur erzwungene simulationen von verantwortlichkeit, ohne das die betroffenen tatsächlich etwas derartiges spüren würden - "als-ob". dahinter steckt u.a. auch eine fiktion von autonomie, gerade im "bürgerlichen" bewusstsein, welches sich auf diese art auch um die erkenntnis der eigenen realen determiniertheit und der vielfältigen abhängigkeiten herum"lügen" kann.

5. ja. institutionen sind von multidimensionaler funktionalität, und erfüllen gerade für die emotionalen bedürfnisse ihrer angehörigen wichtige zwecke. schwierig wird´s mit der postulierten allgemeingültigen suche nach liebe - möglicherweise existieren unter uns zunehmend mutationen, bei denen ihre gene und die neuronalen netzwerke dafür gesorgt haben, dass die jahrtausendealte erfolglose und lebensgefährliche suche nach liebe aufgegeben wurde zugunsten eines ganz neuen existenzmodus, bei dem das subjekt (oder, in diesem fall, besser objekt!) anscheinend (!) nicht mehr auf soziale beziehungen jeder art angewiesen ist - ein name für eine derartige mutation könnte autismus lauten.

6. das macht sein buch "reagans amerika" besser klar, wie ich finde.

7. hier wird einiges über den begriff des opfer deutlich, gerade im religiösen kontext, was ich sehr aufschlussreich finde.kriege sind für deMause generell als opferrituale zu verstehen, die ihre wurzel allerdings im religiösen haben. und dazu laufen seine thesen darauf hinaus, dass jede (!) religion auf dissoziativen zuständen mitsamt den diese zustände begleitenden "alter egos" - ausdruck hochorganisierter neuronaler sub-netzwerke, wie sie bspw. auch bei multiplen persönlichkeiten eine rolle spielen - basiert, also einen verarbeitungsversuch traumatischer erlebnisse, darstellt. bin sehr gespannt, was der olle papst dazu sagen wird.... (das belegmaterial dazu von deMause stammt aus allen kontinenten und allen möglichen kulturellen phasen, und umfasst sog. naturreligionen ebenso wie die "großen" weltreligionen).

8. der punkt mit den tatsächlich recht sonderbaren periodischen ökonomischen rezessionen innerhalb "entwickelter" gesellschaften dürfte nicht nur für bwl´er interessant sein. er klärt auch darüber auf, warum trotz allgemeinen reichtums einer gesellschaft ungerechte verteilung und die existenz von armen und reichen ein zwingendes kollektives bedürfnis darstellen könnten, und soziale rasiermesser alá "hartz IV" ebenso als opferwerkzeuge begriffen werden können wie ein krieg.

9. "ungleichzeitig" ist ein gutes stichwort - habe mir heute seit langem mal wieder ein boulevard-blättchen, und zwar die hamburger morgenpost gekauft - wegen der folgenden schlagzeilen: Senatorin rechtfertigt sich, und Ließen sie ihr Kind krepieren?

erinnern Sie sich...? ein regelrechter schock nach der lektüre von deMause war für mich die erkenntnis, dass derartig abgrundtief-gefühllose, sinnlos-brutale und bösartig-niederträchtige behandlung von kindern alleine wegen ihrer bloßen - störenden - existenz über jahrtausende den normalfall in fast allen menschlichen kulturen dargestellt hat. das war mir so nicht klar, und ich finde diesen brocken immer noch unverdaulich. was in den hier im blog bisher dokumentierten geschichten von kindermorden und -misshandlungen sichtbar wird, war bis vor ein paar jahrzehnten mainstream im umgang mit kindern, besonders in deutschland! auch und gerade in solchen extremen formen, wie sie heute - was ein ausdruck von echtem sozialen fortschritt ist - bei vielen menschen entsetzen hervorrufen. und trotzdem existieren die verschiedenen historischen modi von kinderbehandlung in einer gesellschaft gleichzeitig fort - wie finden Sie diese vorstellung? und wundern Sie sich vor diesem hintergrund noch wirklich darüber, warum ein ganz offensichtlich schwer soziopathischer mann wie hitler in diesem land an die macht kommen konnte? ein land, in dem kinder immer noch nach den vorstellungen einer nicht geringen zahl von leuten alles andere als kinder sein dürfen/sollen? aus kindern werden erwachsene, die nichts wirklich vergessen. punkt.

10. ach, wie gerne würde ich die hoffnung teilen können...alleine: es gibt da eine sache, oben schon angesprochen, namens autismus. und hier komme ich auch auf einen anderen punkt von oben zurück: mein hauptkritikpunkt - bisher - ist der imo von deMause unreflektierte bezug auf psychoanalytische ansätze bei seinen interpretationen. der bereits oft erwähnte j.e. mertz hat in seinem buch eine begründete schwere kritik an der psychoanalyse als ganzes geübt, die u.a. deren ignoranz gegenüber "als-ob"- und anderen simulationsphänomenen thematisiert. bei deMause kommt diese ignoranz dann zum vorschein, wenn er zwar dauernd die offensichtliche empathie- und allgemeine gefühllosigkeit bei den erwachsenen erzieherInnen korrekt wahrnimmt und beschreibt, aber dennoch äusserungen wie "erst schläge, dann liebe" oder auch "wer sein kind liebhat, der züchtigt es" unkommentiert hinnimmt - und es damit unterlässt, auf die unmöglichkeit des vorhandenseins von liebe vor dem hintergrund realer brutalität hinzuweisen. von liebe kann in den dargestellten szenarien absolut keine rede sein. er thematisiert stattdessen die mögliche angst vor liebe, was ein alternativer ansatz sein kann. aber nicht die sehr ungute möglichkeit, dass es sich zumindest bei einem teil der dargestellten erwachsenen um funktionell oder strukturell autistische personen handeln könnte, die aufgrund ihrer eigenen gewalterlebnisse (auch die von mertz als hypothese eingeführte "pränatale umprogrammierung" wäre als eine sehr spezifische art von gewalt aufzufassen!) in dem sinne quasi-mutiert sind, wie ich es unter punkt 5 kurz umrissen habe. der heutige wissensstand um genetik und neurobiologie, von ihm gut in teilen wiedergegeben, gibt für die möglichkeit einer solchen entwicklung durchaus material her, wie ich finde - und alleine eine solche verheerende perspektive als möglichkeit unserer kollektiven entwicklung müsste allgemeinen alarm auslösen!

soweit für den moment - lesenswert ist dieses buch auf alle fälle, und mich würden andere meinungen hier sehr interessieren.

Samstag, 5. November 2005

kontext 12: weitere infos aus der hirnforschung zum autismus

dem hinweis eines lesers (nochmal danke dafür!) verdanke ich die kenntnis von mehreren älteren forschungsprojekten zum autismus mit einigen sehr aufschlussreichen ergebnissen. einmal wäre da ein bericht zur - im wahrsten sinne des wortes - hier schon häufiger thematisierten auffälligen objektwahrnehmung, bzw. möglichen gründen dafür:

"Menschen mit Autismus und dem verwandten Asperger Syndrom nehmen Gesichter quasi wie unbelebte Objekte wahr. Das berichten Forscher der Universität Yale aufgrund von funktionellen Kernspinuntersuchungen (fMRI) des Gehirns. "Diese Ergebnis ist sehr überzeugend, da es mit unseren klinischen Erfahrungen mit Autismus zusammenpasst", erklärte Studienleiter Robert Schultz."
(...)
"In der dreijährigen Studie haben der Neuropsychologe Schultz und seine Kollegen ermittelt, dass Personen mit Autismus bei Gesichtswahrnehmung verminderte Aktivität im Gyrus fusiforme zeigen, der Großhirnwindung, die bei Gesichtserkennung aktiv ist. Gleichzeitig fanden die Forscher, dass eine benachbarte, für Objekterkennung zuständige Hirnregion bei diesen Patienten aktiver war. Die Schwierigkeit, Menschen anhand ihrer Gesichter zu erkennen und mit ihnen umzugehen, ist für dieses psychische Leiden charakteristisch. "Personen mit Autismus und Asperger haben sehr wenig Interesse an Menschen, und unsere Studie zeigt, dass dieses Desinteresse sich wiederspiegelt in der Art, wie die Zentren für optische Verarbeitung in ihren Hirnen organisiert sind."


wenn Sie sich vor augen halten, dass das autistische spektrum in den hier im blog vorgestellten erscheinungsformen aufgrund theoriebedingter und struktureller (wahrnehmungs-) defizite in psychiatrie/psychologie möglicherweise wesentlich größer ist, als allgemein angenommen wird, erhält der satz "haben sehr wenig Interesse an Menschen" gleich einen unheilvollen unterton. die benannte eigenschaft lässt sich in ihren konsequenzen jeden tag in den nachrichten studieren.

*

die überschrift des nächsten artikels, "Autisten fühlen sich mit Logik ein", stellt bereits einen widerspruch in sich dar - konsequenterweise müsste hier von objektivierender simulation von empathie gesprochen werden - eine als-ob-variante davon:

"Mitgefühl als "mentale Arithmetik"

Eine Londoner Wissenschaftlerin hat drei Gehirnregionen identifiziert, die bei gesunden Menschen vermutlich für das Einfühlungsvermögen zuständig sind, berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist". Autisten dagegen versuchen sich mit Hirnregionen des reinen Verstandes in andere Menschen einzufühlen, sagte Francesca Happe auf der Konferenz der Britischen Psychologischen Gesellschaft in Glasgow."


wie hier bereits zu lesen war, spielen nach den neuesten forschungen sowohl die spiegelneurone als auch die propriozeptive wahrnehmung eine wichtige, wenn nicht eine entscheidende rolle für die fähigkeit zur empathie. leider werden die drei gehirmregionen nicht genauer präzisiert.

Bei den gesunden Versuchspersonen stellten die Forscher in drei Hirnregionen eine erhöhte Aktivität fest. Die autistischen Probanden dagegen nutzten ganz andere Gehirnbereiche, um die Aufgaben zu lösen. "Es scheint, dass sie dazu eher den reinen Verstand als die soziale Intelligenz nutzten", erklärt Happe.

*

eine enorme brisanz in verschiedener hinsicht enthält aber besonders ein artikel unter der überschrift "Gestresste Schwangere bekommen häufiger autistische Kinder" - spontan werden Ihnen, falls bekannt, dazu die thesen von j.e. mertz hinsichtlich der borderlinepersönlihkeitsstörung einfallen, dazu ergeben sich von hier aus aber auch deutliche verbindungen zum gesamten bereich psychotraumata:

"Starker Stress der Mutter in der Schwangerschaft kann das Risiko für Autismus bei Kindern erhöhen. Das berichten amerikanische Hirnforscher auf dem Jahrestreffen der Neurologischen Gesellschaft in San Diego.

Belastende Ereignisse wie der Tod eines geliebten Menschen oder der Verlust des Arbeitsplatzes können die Entwicklung des Gehirns der Ungeborenen beeinflussen und so zu Autismus führen, so die Wissenschaftler um David Beversdorf von der Staats-Universität Ohio. Bisher sahen Wissenschaftler die Gründe für die Krankheit vor allem in einem Defekt des Erbguts.

Die Wissenschaftler hatten 188 Frauen mit autistischen Kindern über den Verlauf ihrer Schwangerschaft befragt. Sie fanden heraus, dass diese Mütter zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche häufig durch schwere Schicksalsschläge belastet waren. In dieser Phase der Schwangerschaft entwickelt sich ein Teil des Gehirns, der bei Autisten anders ausgebildet ist.

Autismus ist eine Persönlichkeitsstörung, bei der die Patienten bereits im Säuglingsalter unfähig sind, Gefühlsbeziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. (...)"


klartext: hier geht es um die möglichkeit, das ereignisse, die üblicherweise als traumatisch beschrieben werden - wobei die oben angeführten beispiele noch nicht mal die variante von direkter psychophysischer gewalt gegen die schwangere benennen - verschiedene erscheinungsformen des autistischen spektrums hervorrufen könnten. was das in letzter konsequenz vor dem hintergrund der zustände auf diesem planeten bedeuten könnte, brauche ich regelmässigen leserInnen hier wahrscheinlich nicht näher zu erläutern.

Freitag, 4. November 2005

kontext 11: alexithymie oder: was ist das denn?

durchaus im direkten zusammenhang mit dem letzten beitrag ist die mir selbst erst seit kurzem bekannte diagnose alexithymie zu sehen - im beitrag einer institution des medizinbetriebs heisst es dazu u.a.:

"In den letzten Jahren sind immer mehr Patienten in Behandlung gekommen, die angeben, kaum oder gar nichts emotional zu spüren. In der modernen Forschung werden diese Patienten Alexithyme genannt, weil sie unfähig sind, Gefühle bei sich und anderen wahrzunehmen und darüber zu sprechen. Dabei handelt es sich um eine Art „Gefühlsblindheit“. Wenn diese Menschen versuchen, ihre Gefühle zu beschreiben, ist das ungefähr so, als redeten Blinde über Farben, wobei man spürt, dass ihnen die Sache grundsätzlich fremd ist. Dieses Phänomen ist häufiger anzutreffen als z. B. in den 70er Jahren angenommen wurde. Es betrifft Arme wie Reiche, Junge wie Alte und Männer deutlich häufiger als Frauen. Bei psychologischen Tests in Skandinavien erwiesen sich 13 % aller Probanden als alexithym, unter den Frauen waren es 10, bei den Männern 17 %. Fast jeder ist schon einmal Menschen mit Alexithymie begegnet, z. B. einem Buchhalter, der in der Mittagspause über nichts anderes als Bilanzen fachsimpelt."

mir persönlich ist dabei immer noch nicht so recht klar, wo hier eigentlich die unterschiede zu den diagnosen des "klassisch" autistischen spektrums liegen gemacht werden. wenn jemand von den leserInnen hier genaueres sagen kann - bitte sehr.
auffällig ist jedoch auch hier die im zitat erwähnte geschlechtliche verteilung. und das folgende klingt sehr ähnlich wie die im letzten beitrag dokumentierten stellungnahmen der autismus-forscherInnen:

"Dabei zeichnen sich Frauen zumeist durch eine höhere Fähigkeit zur Empathie aus. Ihre emotionalen Hirne können deutlich besser Regungen von Mitmenschen erkennen und deuten. Als typische Stärke der Männer hingegen wird das systematische Denken bezeichnet. Dabei sind Männer im Durchschnitt Frauen überlegen, sobald es sich um logische Schlussfolgerungen handelt. Anhand von Untersuchungen ist festgestellt worden, dass dieser technische Denkstil als ein charakteristisches Merkmal der Menschen mit Alexithymie bezeichnet werden kann. Oft fallen die Alexithymen auf den ersten Blick gar nicht auf."

ja. und mehr noch als das (jetzt folgt ein satz, bei dem ich Sie einfach drum bitten möchte, sich die bedeutung dieser aussage- einer medizinischen institution, wie gesagt - genauestens bewußt zu machen:

"In vielen Berufen sind Alexithymie-Eigenschaften in unserer Industriegesellschaft eine durchaus erwünschte Eigenschaft.
Daraus wird ersichtlich, dass es sich bei der Alexithymie nicht um eine Krankheit handelt."


ich bin immer wieder leicht fassungslos über die hier sichtbar werdende "logik" ("weil es nützlich ist, gefühllos zu sein, ist - kann - es nicht krankhaft sein"), obwohl ich diese aussage nun schon länger kenne. und diese logik passt verdammt gut zu anderen, ähnlichen phänomenen, die z.b. hier und hier thematisiert wurden.

das bild wird deutlicher.

kontext 10: autismus als extremvariante von männlichkeit? oder "männlichkeit" als autismusvariante?

in einem artikel auf spon wird heute eine these als angeblich neu vorgestellt, die bereits in den letzten jahren immer wieder in den v.a. wissenschaftlichen diskussionen zum autismus diskutiert wurde:

"Denn ihre These über das "Rain Man"-Syndrom und das Gehirn lautet, in Kurzform: "Autismus stellt eine extreme Form der männlichen Struktur dar." Von "beeinträchtigter Empathie" und "erweiterter Systemisierung" ist da die Rede.

Was bei Autisten mit "Systemisierung" gemeint ist, kennt man etwa aus dem Film "Rain Man" oder dem Roman "Buntschatten und Fledermäuse" von dem autistischen Autor Axel Brauns: Fahrpläne auswendig lernen, Kreuzworträtsel ausdenken, zum Vergnügen Telefonbücher lesen, von Straßennamen besessen sein, die Reihenfolge hunderter Spielkarten im Kopf behalten. Praktische, wenn auch im Alltag selten wirklich dringend nötige Fähigkeiten also. Normale Männer machen so etwas auch - in reduzierter Form. Zum Beispiel spielen Jungen lieber als Mädchen mit mechanischem Spielzeug und sind besser im Kartenlesen."
(...)
Autisten können sich gar nicht in die Lage anderer versetzten, sie haben keine "Theory of Mind", wie Psychologen das nennen: Sie wissen einfach nicht, was im Kopf ihres Gegenübers vor sich geht. Bei Männern, vermutet das Forscherteam vom Autism Research Center der Cambridge University, ist das ähnlich. "Wir haben festgestellt, dass Menschen aus dem Autismus-Spektrum eine übersteigerte Form des männlichen Profils aufweisen", schreiben die Wissenschaftler."


es steht ja noch die fortsetzung dieses beitrags aus, und ich werde da versuchen, auf die - hm, testosteron-hypothese näher einzugehen. die möglichen verbindungen des autistischen phänomens in all seinen erscheinungsformen zu den verbreiteten geschlechterstereotypen sind allemal einer näheren betrachtung wert (dazu gehört übrigens auch der überproportional hohe anteil an frauen mit borderlinediagnose). und - möglicherweise! - erleben wir mit dieser diskussion den beginn einer notwendigen neuformulierung von patriarchatskritik auf einer neurobiologischen basis. dabei wird es imo für alle beteiligten bisher unvorhergesehene kröten zu schlucken geben - meine ganz persönliche meinung dazu.

nachtrag: in der dem spon-artikel zugrundeliegenden pressemitteilung heisst es am ende:

Baron-Cohen betonte laut BBC, dass die Wissenschafter daran interessiert seien den Autismus zu verstehen. "Es geht nicht darum, wie man intervenieren, Autismus verhindern oder einen pränatalen Test entwickeln kann. Es gibt zwei ethische Bedenken: Ob es sich bei Autismus um eine Krankheit handelt und ob ein möglicher pränataler Test spezifisch oder genau genug wäre."


die anmerkungen zum pränatalen test - okay, aber die andere frage erinnert sofort an etwas ähnliches: "was nützlich ist, kann keine krankheit sein"

Montag, 31. Oktober 2005

notiz: aktuelles aus der hirnforschung...

...ist ab sofort in der linkliste abzurufen - der infodienst hirnforschung.de sammelt pressemitteilungen, -artikel und entsprechende veranstaltungshinweise.

*

ebenfalls neu ist der link auf die seite eines imo sehr interessanten projektes namens "die emanzipation des kindes", auf dem ein auf den bisherigen erkenntnissen der pränatalen forschung/psychologie basierendes präventionskonzept vorgestellt wird. mehr dazu, wenn ich mal dazu komme, das pränatale geschehen in seiner sich abzeichnenden bedeutung näher zu beleuchten.

*

und wo ich nun mal gerade bei der linkaktualisierung bin: für die besonders am thema "borderline" interessierten leserInnen könnte die (selbstbeschreibung) erste borderline-selbsthilfe-zeitung GRENZPOSTen von interesse sein. ebenfalls ein gerade erschienenes buch zum thema borderline (und auch und erst recht dem zusammenhang dieser diagnose mit traumatischer gewalt) namens inmitten vom nirgendwo. ich hatte vor etlicher zeit die möglichkeit, längere teile des rohmanuskriptes zu lesen - und war beeindruckt und entsetzt gleichzeitig. die geschichte von tina ist schwer erträglich und voll mit betont nüchternen darstellungen von teils unglaublicher zwischenmenschlicher und besonders männlicher brutalität, und stellt etliche fragen an die herrschenden verhältnisse, besonders an die psychiatrische fachwelt - fragen, die hier ebenfalls immer wieder thema sind.

edit: das kommt dann davon - technischer fehler momentan, die linkliste wird später wieder öffentlich sein (hoffentlich...)

edit am 2.11.: jetzt hat´s mit den links wieder geklappt - einige neue sind drin, einige alte vorläufig draußen - und ich bitte bei fehlerhaften links um eine kurze mitteilung.

Donnerstag, 27. Oktober 2005

notiz: so langsam lässt sich eine chronologie des horrors...

...aus geschichten wie dieser erstellen - sie ähneln sich so frappierend - auszug:

"Die Staatsanwaltschaft wirft den Eltern vor, den am 4. Januar 1995 geborenen Dennis ab 1998 stark vernachlässigt zu haben. Sie sollen das Kind nicht mehr ordentlich ernährt und bei Krankheiten nicht mehr zum Arzt gebracht haben. Im Laufe der Zeit hätten die Eltern Hassgefühle gegen Dennis entwickelt und ihn nur noch als Störfaktor betrachtet, heißt es in der Anklageschrift. Die Mutter soll ihrem Sohn demnach kaum noch zu Essen gegeben und sich nicht mehr um ihn gekümmert haben.

Durch langwährenden Hunger hatte das Kind starkes Untergewicht, wuchs nur noch wenig und konnte sich kaum bewegen. Ein Jahr vor dem Tod soll die Mutter das Kind tagelang ans Bett gefesselt haben, um ihre Ruhe zu haben und es vor Besuchern zu verstecken. In seinem letzten Lebensmonat habe das Kind nur noch sporadisch zu essen und zu trinken bekommen, fanden die Ermittler heraus. Im Frühsommer 2001 soll Dennis an extremer Auszehrung gestorben sein."


so geschehen in der besten aller welten (TM). opfer, so wie im letzten beitrag thematisiert, werden ganz offensichtlich nicht nur im gesamtgesellschaftlichen maßstab, sondern auch ganz individuell dargebracht.

Dienstag, 25. Oktober 2005

assoziation: wo kinder nicht zu menschen, sondern zu "patrioten" werden sollen

in einer dieser typischen kostenlosen sonntagszeitungen, von denen sich in bremen eine "weser-report" nennt und sowohl als cdu-nah gilt als auch diese annahme immer wieder durch entsprechende redaktionelle beiträge bestätigt, fand sich am wochenende diese schlagzeile auf seite 1 als aufmacher: "Aus Kindern Patrioten machen". mal ganz davon abgesehen, dass derlei so ziemlich im gesamten nationalistischen bis offen nationalsozialistischen spektrum auf beifall stoßen wird - in meiner vorstellung zumindest wäre es aus allen denkbaren emotional-rationalen gründen zu allererst angebracht, kindern jede mögliche unterstützung hin zur entwicklung als liebes- und beziehungsfähige, selbstbewußte und wahrnehmungsfähige menschen zu geben, wovon ein teil eben auch in der sicherheit der materiellen existenzgrundlagen liegt. nun stellt sich nicht nur die cdu, aber sie auch ideologisch und praktisch am deutlichsten in eine jahrhundertealte unsägliche tradition der weitergabe von defekten und wahnsinn der jeweiligen aktuell bestimmenden teile der verkorksten "erwachsenen"-generationen an die eigenen kinder. und aus gründen, über die eher die psychohistorie und psychotraumatologie aufschluß geben können als politikwissenschaft und soziologie, (emp-)finden die anhängerInnen dieser tradition das auch meistens noch als völlig richtig und in ordnung so (die streitbarsten und am schwersten verdaulichen thesen des in anderen beiträgen weiter unten vorgestellten lloyd deMause laufen daraus hinaus, dass es bisher in den meisten - nicht allen! - menschlichen kulturen regelmäßige opferrituale mit offen oder versteckt vorhandenen religiösen bezügen gibt, in denen die älteren - was schlicht bedeutet, mit mehr gewalt aufgewachsenen - psychoklassen regelmäßig in offenen kriegen oder eben versteckt durch finanzielle austrocknung und nachfolgende todesfälle durch schlichte allgemeine verelendung/mangelversorgung den eigenen nachwuchs opfern, und zwar aus mehreren motiven: einmal, um damit die eigenen demütigungen und schmerzen in einem akt der rache an menschen in einem ebenso weitgehend hilflosen status zu exekutieren, wie die täterInnen ihn einmal selbst erfahren haben [und sich für diese hilflosigkeit selbst verachten; eine verachtung, die später auf ihre opfer übertragen wird]. und zum anderen, und unmittelbar damit zusammenhängend, erspart ihnen diese re-inszenierung die auseinandersetzung mit den eigenen autoritären tyrannen, die sie mittels der opferungen gnädig zu stimmen hoffen, immer noch und immer wieder - "schaut her, wir sind gehorsame kinder und werden nicht von euren wegen abweichen" - die eigene unterwerfung wird gleichzeitig im innen wiederholt , aber auch im außen an anderen praktiziert, mit dem unmittelbaren psychophysischen doppelten gewinn einer art befreiung von eigener scham [danke an somlu für ihre gedanken dazu] und schmach bei halluzinierter anerkennung durch die diktatoren in der eigenen biographie [eine erhoffte anerkennung und akzeptanz für das pure eigene sein, die real nie bis zu selten stattgefunden hat und immer an leistung und unterwerfung geknüpft gewesen ist]. das ist vielleicht einer der wichtigsten faktoren, der dafür disponierte personen so empfänglich für machthierarchien und ihre aufstiegsmöglichkeiten werden lässt - der "normalbürger" hat in dieser hierarchie lediglich das engste umfeld - partnerInnen und kinder - zur verfügung, kann im beruf aber noch einiges an möglichkeiten der tyrannei dazugewinnen - erinnern Sie sich...? oder auch durch abreaktion an entsprechend von den "autoritäten" vorgegebenen feindbildern, seien es nun "asylanten / wirtschaftsflüchtlinge" oder "parasiten" .)

ich persönlich empfinde die thesen von deMause als weitgehend einleuchtend und ergänzend-vervollständigend zu den erkenntnissen von anderen hier vorgestellten autoren wie gruen,mertz und theweleit, auch wenn es, bedingt durch zeitliche abstände hinsichtlich des wissenstands und unterschiedliche schwerpunkte natürlich widersprüche und reibungspunkre gibt - aber im zusammenhang ergeben sich doch schon recht deutliche tendenzen, die leider weder beruhigend noch hoffnungsfroh wirken können. klaus theweleit hat in seinen männerphantasien einmal sinngemäß geschrieben, es habe in deutschland mindestens bis 1945 ein paar generationen von (jungen) männern (für frauen gilt im prinzip das gleiche, nur sind ihre destruktiven strukturen durch u.a. andere rollenzuweisungen eher widersprüchlich-verschleierter) gegeben, die lieber eher sich selbst und halb europa in die luft gesprengt hätten, als auch nur einmal ihren verschiedenen tyrannischen erziehern (nicht nur, aber auch den eltern) widerstand entgegenzusetzen - und damit eine grundvoraussetzung der entwicklung zu einer tatsächlich erwachsenen (im sinne von reifen) persönlichkeit zu er-leben. sie fanden ihr morden und plündern sogar richtiger und weniger bedrohlich (für sie selbst) als eben diese option des widerstands. damit umschreibt er ziemlich genau das, was ich im obigen absatz "doppelten psychophysischen gewinn" genannt habe. und er beschreibt die harte faschistische kerngruppe dieser männer als quasiautistisch, und nicht nur als metapher: sie waren selbstlos im schlechtesten sinne und haben ihre surrogatidentitäten einerseits auf unmittelbar körperlicher ebene durch prügel und drill (in d-land bis mindestens 1945 allgemein gültige und akzeptierte "erziehungsmittel"), andererseits ergänzend im eher "geistigen" bereich besonders durch den nationalismus ("nationen" sind rein fiktionale konstrukte des objektiven bewußtseins, die sekundär allerdings stark emotional besetzt werden können) bekommen - ein sehr merkwürdiges "ich", welches lediglich durch äußere autoritäten zusammengehalten wurde und stark zum fragmentieren incl. dissoziativer phasen sowie paranoia neigte, aber eben im gegensatz zum "offenen" autisten "realitätstüchtig" war, wenn auch eigentlich nur innerhalb zwanghaft hierachischer strukturen, besonders dem militär (die "volksgemeinschaft" mit ihrer strikten hierarchie vom "führer" bis hin zum blockwart spiegelte diese militärische hierachie 1:1 wieder). heute sind diese drill- und prügelmaßnahmen zwar nicht mehr im gesellschaftlichen mainstream vorhanden, werden aber besonders gegenüber frauen und kindern immer noch individuell eingesetzt und prägen auch mittels tradierung weiterhin einen teil unseres sozialen lebens. der nationalismus als "offizielles" angebot der herrschenden "autoritäten" zur bildung von surrogatidentitäten ist hingegen nachwievor im programm, wie die anfangs erwähnte schlagzeile deutlich macht (und die pseudodifferenzierungen zwischen dem nationalismus light - "patriotismus" - und dem offenen nationalismus von ganz rechts sind nicht das papier wert, auf dem sie immer wieder zum besten gegeben werden).

zum erwähnten aspekt der (selbst-)verachtung und unterwerfung findet sich bei arno gruen einiges, während j.e. mertz sich grundsätzliche gedanken zur dahinterliegenden struktur sowie besonders zum aspekt der rache macht. und auch die frage aufwirft, was eigentlich passieren kann (im mittelteil) , wenn bereits pränatal besonders schwangere frauen ihren künftigen kindern nur innerhalb einer oben-unten-hierachie (einer machtstruktur) und mit existenzieller ablehnung und paranoia begegnen können.

was das jetzt alles mit dem anfangs erwähnten artikel zu tun hat?
das wird dieser artikel (und ein redaktioneller kommentar dazu) selbst beantworten (alle folgenden zitate aus dem "weser-report" vom 23.10.05, s. 1/2):

"Die Patriotismus-Debatte ist neu entfacht und wird voraussichtlich noch im Winter die Bremer Bürgerschaft erfassen. So wünscht es sich Claas Rohmeyer, bildungspolitischer Sprecher der CDU, der einen entsprechenden Antrag vorbereitet. Er will Nationalstolz wecken, indem Erst- bis Viertklässler das Lied der Deutschen lernen: `So kann man einerseits Nazis das Wasser abgraben und andererseits die Integration fördern´, begründet er."

erstmal: machen Sie sich klar, dass diese "debatte" keine regionale, sondern eine bundesweite angelegenheit ("du bist deutschland") darstellt und sehr deutlich aus richtung unserer sog. "eliten" initiiert wird. zweitens: machen Sie sich den zeitpunkt klar - gleichzeitig mit identitätskonstruktionen von per "sozialromantik-" und "parasiten"-vorwürfen auszuschließenden. drittens aber: was bedeutet es in diesem kontext, mit dem "wecken von nationalstolz" den "nazis das wasser abzugraben"?
diese vorstellung, das singen sog. "nationalhymnen" oder auch das unbeschwerte daherschwätzen des satzes "ich bin stolz, deutscher zu sein" (ein satz, der noch in den 1980er jahren lediglich auf propagandamaterialien bspw. der "deutschen volksunion" auftauchte und schon damals alleine den inhalt hatte, "stolz" auf eine eingebildete - konstruiertes surrogat - "identität" zu sein, die sich vor allem per abgrenzung und ausschluß konstruiert), würde gegen nationalsozialistische tendenzen quasi "immun" machen, ist eine der beliebtesten wahnvorstellungen sog. demokratischer rechter. und wahnvorstellung deshalb, weil Sie ebensogut einen alkoholiker damit zu kurieren versuchen könnten, indem Sie ihm den ganz harten sprit auszureden versuchen, und stattdessen bier und wein empfehlen - auf diesem niveau bewegt sich dieser unsinn. vielleicht hatte herr rohmeyer aber auch nur wahlstimmen im sinn - so lässt sich das nämlich auch deuten. völlig rätselhaft wird es dann, wenn es "die integration fördern" heißt - auf wen bezieht sich dieser satz? auf kinder von flüchtlingen und migrantInnen, die hier zur schule gehen und teils hals über kopf aus dem land deportiert werden (immerhin könnten sie während ihrer abschiebung dann die hymne singen)? und die dem alltagsrassismus genau derjenigen ausgesetzt sind, die das geschwätz von "nationaler identität" aufgrund ihrer eigenen defekten psychophysischen struktur für bare münze nehmen und sich ihre selbstverachtung und minderwertigkeitsgefühle darüber erträglich machen, dass sie sich mit autoritärer billigung als etwas "besseres" halluzinieren? wer soll hier wohin "integriert" werden?

"Ausgangspunkt der Debatte ist Sachsen. Dort werden die Christdemokraten auf ihrem Landesparteitag im November über einen zehnseitigen Leitantrag mit dem Titel `Deutscher Patriotismus in Europa´abstimmen. Ist die Mehrheit der Delegierten dafür, wird das Lied in den Lehrplan aufgenommen."

sachsen, sachsen...da war doch was bei den letzten wahlen? die "auseinandersetzung" der cdu mit den nazis der npd sieht also offensichtlich so aus, das mittels singen der nationalhymne den "nazis das wasser abgegraben" werden soll. wäre das nicht gleichzeitig so derart dumm, gefährlich, ignorant und auch bezeichnend, wäre das höchstens ein anlaß für lautes gelächter.
aber weiter:

"In dem Papier steht weiter: `Das Singen der Hymne muss eine Selbstverständlichkeit bei öffentlichen Veranstaltungen werden, dient der Identifikation der Bürger mit ihrem Gemeinwesen (das ist, schön klar und deutlich gesagt, auch der sinn dahinter - ein konstrukt wird mit "inhalt" gefüllt; anmerk. mo) und wird von jedem Politiker als Bekenntnis zu unserem demokratischen Staat erwartet."

was soll hier "selbstverständlichkeit bei öffentlichen veranstaltungen" bedeuten? bei großen sportevents z.b. und bei staatlichen veranstaltungen ist das gesinge ja eh schon obligatorisch - mich würde sehr interessieren, wie das von der cdu definiert wird.
der artikel geht dann weiter mit stellungnahmen von spd- und grünenpolitikerInnen, die ihre bekannte "ja schon, aber..."-schiene fahren: so befürwortet die befragte grüne zwar die inhaltliche auseinandersetzung mit der hymne (ich würde gerne wissen, ob sie das singen selbst schon als "inhaltliche auseiandersetzung" betrachtet), aber, zitat, "...nicht unter Zwang."

"Das sieht selbst der als Hardliner bekannte CDU-Innenpolitiker Rolf Herderhorst so. `Grundsätzlich ist es nicht falsch, wenn Deutsche zu ihrem Land stehen. Dazu gehört auch die Nationalhymne. Unter Zwang wäre das aber nicht richtig´, sagt er."

heisst also, dass selbst ein cdu-hardliner den geplanten vorstoß aus der eigenen partei als zwangsmaßnahme ansieht - wie wäre dann die umsetzung an den schulen? wird der text gegen noten abgefragt? wird eine falsche intonation als verfassungsfeindlicher akt gewertet und in der folge die eltern heranzitiert? schauen Sie sich nur mal das beispiel für "patriotismus" in den usa an.

"Claas Rohmeyer, der im vergangenen Jahr schon die ständige schwarz-rot-goldene Beflaggung von Schulen gefordert hatte, bekräftigt zum Vorstoß der Sachsen-CDU: `Der Ansatz ist richtig.´"

das findet dann auch ein kommentator namens gunnar meister, der auf seite 2 schreibt:

"Was wären die Dänen ohne ihre Nationalflagge am hauseigenen Mast? Oder die Franzosen ohne ihren Hochmut, auch im entlegendsten Winkel der Welt ausschließlich Französisch zu sprechen? Unsere Nachbarn haben Profil, das Deutsche auch entwickeln sollten, finden CDU-Politiker. Ihr Vorstoß ist passend, schwappt doch die Patriotismus-Welle schon seit Wochen durch die Republik."

erstens: wenn meine nachbarn irgendwelchen quatsch machen, ist es eher ein beleg der eigenen urteilsfähigkeit und intelligenz, eben nicht jeden unsinn (der auch in dänemark oder frankreich unsinn bleibt) mitzumachen. zweitens: das bewundernd-genervte versteckte bashing des franzmanns´ ("hochmut") sagt einiges über die möglichen wünsche des schreibenden aus - selbst mal wieder drauf spucken zu können, was die anderen von einem halten (und ich halte das, was ich von der sprachlichen selbstisolation frankreichs auch in europa mitbekomme, eher für mitleiderregend - ein versuch der abschottung, der weder sinn macht noch unterstützung verdient, und französische teilnehmerInnen bspw. im wissenschaftsbereich von internationalen diskussionen sehr häufig abschneidet. nicht, das ich die englische sprache unbedingt sympathischer finde würde - aber solange es noch kein breites bedürfnis nach einer sprache wie bspw. esperanto gibt, die niemanden bevorzugen oder benachteiligen würde, macht die pure verbreitung das englische nun mal zur derzeitigen weltsprache.)
drittens aber wird aus einer medial und elitär inszenierten kampagne sowie dem zitierten leitantrag eines cdu-landesverbandes ruck-zuck gleich mal eine welle, die "durch das land schwappt" - haben Sie auch schon nasse füße? und viertens unterschlägt der kommentator in seiner amnesie, dass das "deutsche profil" untrennbar mit einem kleinen örtchen im heutigen polen verbunden ist: oswiecim.

"Beispielhaft dafür ist die Fernseh-Kampagne `Wir sind Deutschland´. Prominente wie Fernseh-Moderator Günther Jauch oder Nationaltorwart Oliver Kahn appellieren an das Selbstwertgefühl der Bürgerinnen und Bürger. Sie wollen in Zeiten der zunehmenden Armut stark und in der großen Arbeitslosigkeit Mut machen."

wenn Sie sich also mit den "hartz-IV"-almosen durch die billigdiscounter schleppen, zuhause wieder mal die "agentur" mit kontrollanrufen aufwartet, und die größte sog. "zeitung" im land Sie implizit mit den freundlichen bezeichnungen aus "mein kampf" ("schmarotzer, parasiten") belegt - dann denken Sie an günther jauch oder oliver kahn oder gunnar meister, und seien Sie einfach stolz! - stolz auf all die millionäre, stolz auf fähige politikerInnen, stolz auf schwarz-rot-gold, stolz auf unsere glorreiche wirtschaft, der wir alle opfer bringen müssen, um in den stürmischen winden der globalisierung bestehen zu können. und wenn dieser manager abstriche bei seiner abfindung machen muss und jener aktionär nicht mehr die ganz große rendite einfahren kann, dann schauen Sie auf Ihre kaputten schuhe (zitat zu hartz IV: "Die monatlichen Ausgaben für Freizeitgeräte und Musikinstrumente in Höhe von 4,71 Euro wurden um 30% gekürzt, weil darin theoretisch auch die Ausgaben für Sportboote und Segelflugzeuge enthalten sein könnten, die einem Sozialhilfeempfänger ebenfalls nicht zustünden. Mit der gleichen Argumentation wurden die Ausgaben für Schuhe von 7,61 Euro auf 6,09 Euro pro Monat zusammengestrichen, bei Kindern von 4,57 Euro auf 3,66 Euro.") und denken: "jeder an seinem platz - wir alle sind deutschland!" am besten wiederholen Sie dieses mantra jeden abend und jeden morgen fünfmal, damit sich Ihre neuronalen strukturen dran gewöhnen können.

"Ob Prominente oder Politiker, eines zeigen sie uns alle:"

ja, was? ist jetzt endlich die rede von den schweren psychopathologischen auffälligkeiten dieser bande? indirekt schon:

"Im zusammenwachsenden Europa muss niemand seine Identität aufgeben."

besonders diejenigen nicht, die sich von beginn ihres lebens sowieso mit surrogatidentitäten beholfen haben und dabei u.a. auf die variante "nationalität" dressiert worden sind. aber weder diese form noch das surrogat namens "globalisierung" anstelle für ein aus einsicht und lebendiger empathie gewachsenes bewußtsein für die globalen lebendigen zusammenhänge auf diesem planeten haben etwas mit authentischer menschlichkeit zu tun, die sich in gelebter individualität und einem damit verbundenen bedürfnis nach und einsicht in die notwendigkeit von kollektivität darstellt und sich keine ersatzidentitäten konstruieren muss - das ist weltenweit von den heutigen gesellschaftlichen verhältnissen entfernt.

"Richtig verstandener Nationalstolz ist etwas Gutes."

mit anderen worten: "falsch" verstandener nationalstolz führt zu derartigen ereignissen (=pogromen) wie in rostock und hoyerswerda, während sich "richtiger" nationalstolz der verheerenden folgen derartiger ereignisse für das "image deutschlands" und den "standort" bewußt ist, und die regelung der fragen, wieviel fremdes unter welchen umständen hier im land sein darf, den dafür zuständigen qualifizierten staatsorganen überlässt, die sich dabei selbstverständlich primär von nützlichkeitserwägungen und den interessen der wirtschaft leiten lassen. das ist tatsächlich für die sog. "elite" hier der einzige grund, warum nazis eher als störfaktoren angesehen werden.
aber ganz unabhängig davon: nationalstolz, egal wie er daherkommt, ist ungefähr genauso etwas "gutes" wie vertrocknete hundescheiße aus dem letzten jahr am schuh.

"Die Grundlagen für dieses Verständnis sollten früh gelegt werden."

das könnte euch so passen, bereits kleinkinder in euer wahnsystem hereinzuziehen. kinder in diesem land haben ganz andere dinge nötig als nationalistische indoktrination:

Kinderarmut hat mit Hartz IV Rekordniveau erreicht

Die Kinderarmut hat in der Bundesrepublik eine historisch neue Größenordnung erreicht. Nach einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) hat die Einführung von Hartz IV zum Beginn des Jahres 2005 die Zahl der von Armut betroffenen Kinder auf eine Rekordsumme von 1,7 Millionen hochschnellen lassen. "Hartz IV heißt zu wenig für zu viele", so faßt Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des DPWV, die Studie zusammen.
Nach Berechnungen des DPWV leben über 1,5 Millionen Kinder auf dem Niveau der Sozialhilfe. Die Dunkelziffer wird auf weitere 200.000 geschätzt. Das sind solche Kinder, die zwar ein Anrecht auf eine Leistung der Sozialhilfe bzw. Hartz IV hätten, diese jedoch nicht in Anspruch nehmen. Insgesamt leben 14,2 Prozent der Kinder in Deutschlandin Armut - das ist jedes 7. Kind. In Ost- und Westdeutschland unterscheiden sich die Zahlen stark:
12,4 % beträgt die Kinderarmutsquate in Westdeutschland,
23,7 % beträgt sie in Ostdeutschland.
In etlichen Städten wird sogar die 30-Prozent-Marke deutlich überschritten. Auch in Westdeutschland sind für einige Städte horrende Zahlen zu registrieren. Extreme Beispiele aus Ost und West sind: Berlin (29,9 Prozent), Schwerin (34,3), Görlitz (35), Halle (34,6), Offenbach am Main (28,7), im bayerischen Hof (20 Prozent), Pirmasens (25,3), Bremerhaven (38,4), Kiel (29,6), Hamburg (20,4).
"Es ist verheerend für ein Gemeinwesen, wenn ein Drittel der Kinder vom normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind", erklärt Dr. Ulrich Schneider. "Für Kinder, die von Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe leben müssen, ist vieles Tabu, was für andere selbstverständlich ist: Musikunterricht, Turnen im Sportverein, Zoobesuch oder Computerkurs."

(quelle: kinder-armut.de


vor dem hintergrund der thesen von deMause ließe sich sagen, es ist mal wieder opferzeit...

und einen zusammenfassenden kommentar zum ganzen thema hat klaus theweleit bereits 1992, damals vor dem aktuellen hintergrund der pogrome und noch lange vor der ersten deutschen kriegsbeteiligung nach wk2, vor hartz IV, vor dem ständigen terroralarm nach dem 11.09.2001, vor all den heutigen zuständen, gegeben:

"National werden heißt (zumal in Deutschland) immer: die Gesellschaft stärker hierarchisieren (...) Wir erleben lauter gesteigerte Gewaltvorgänge: wie Leute aus der Arbeit rausfliegen, besonders Frauen, wie mit bestimmten Lebenszusammenhängen Tabula Rasa gemacht wird (...)...wie umgesprungen wird mit Behinderten...
Die Gewalt der Feuer- und Knüppelskins ist, neben ihrer eigenen Dynamik, auch der (willkommene) Ausdruck all dieser `zivilen´ Gewalttätigkeiten, weil er von der staatlich/polizistischen, der industriellen wie der steuerlichen Gewaltschraube ablenken kann und vom laufenden Krieg `Jeder gegen Jeden´. Aber der Begriff der `Nation´ selber ist violent-männlich und braucht ein Oben und ein Unten. Wo er auftaucht in Deutschland, werden Zügel angezogen, und zwar kräftig."

(auszug aus einem interview in der taz, in: "das land, das ausland heißt"; dtv, münchen 1995; s. 177/178; isbn 3-423-30449-9)


wie kräftig, lässt sich derzeit jeden tag studieren.
wer aber ein bedürfnis nach oben-unten-verhältnissen hat, und wie dessen entstehung vor sich gehen könnte, und was für eine wichtige rolle dabei eine verdinglichende wahrnehmung spielt - nun, das ist u.a. thema dieses blogs. was bekämpft (und dieses wort scheint mir hier angebracht) werden soll, muss zunächst verstanden werden, auch intuitiv. verständnis in diesem sinne für die täterInnen, selbst für die teils "scheusale", die hier schon thema waren, also schon - akzeptanz aber auf keinen fall. und erst recht nicht für die strukturen, die einen solchen wahnsinn immer wieder neu reproduzieren.

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