notiz: the end of the world as we know it

"[12.10 Uhr] Die französische Regierung geht offenbar vom Schlimmsten aus - und widerspricht den Offiziellen in Japan. "Reden wir nicht drum herum. Sie haben offensichtlich die Kontrolle über die Situation verloren. Das ist jedenfalls unsere Analyse und nicht das, was sie verkünden", sagte Wirtschaftsminister Eric Besson dem Fernsehsender BFM. Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet empfahl demnach allen Franzosen, Tokio mit dem Flugzeug zu verlassen. Sollten sie darauf bestehen, zu bleiben, sollten sie sich in den Süden des Landes begeben."

(aus dem spon-ticker)


"ich bin mir jedenfalls gerade überhaupt nicht mehr sicher, ob die welt am ende dieses jahres nicht in einer art und weise verändert sein wird, dass uns aus diversen gründen die ohren schlackern werden."


(selbstzitat, gerade mal eine woche her, als noch kaum jemand hierzulande den namen fukushima kannte)

"2011 - Das Jahr, das keine Gnade kennt"


(aus dem vorletzten GEAB)

*

und in diesem geab war dann u.a. auch folgender satz zu lesen: "Das internationale System ist inzwischen in einem so jämmerlichen Zustand, dass es in jeder Art von Katastrophe größeren Ausmaßes zusammenbrechen kann" (...)

das sich nur wochen später die gelegenheit ergeben würde, die prognosefähigkeiten der "leap"-leute einmal mehr auf die probe zu stellen, hätten sie wohl selbst in ihren dunkelsten träumen nicht für möglich gehalten.

und wer das alles, besonders meine überschrift, nun einmal mehr übertrieben finden sollte, hat meiner meinung nach den schuß nicht gehört und beweist ebenfalls seine oder ihre fähigkeiten zur dissoziierenden wahrnehmung. erinnert sich noch wer an das letzte jahr, gar nicht so lange her eigentlich und doch gefühlt schon wieder extrem weit entfernt? schon damals gab es globale menetekel gleich im mehrfachpack, von der sommerlichen
brandkatastrophe in russischen wäldern angefangen, bei denen ein zusammenhang mit möglichen menschengemachten klimaveränderungen ebenso bis heute ein starker verdacht bleibt wie bei den schweren überschwemmungen der pakistanischen flutkatastrophe im gleichen zeitraum, bis hin zum ölGAU namens "deep water horizon" im golf von mexico. zu letzterem hatte ich ja schon öfter einen weiteren beitrag angekündigt, der sich mit der letztlich immer noch stattfindenden katastrophe beschäftigen soll, weil weder große teile des öls noch jener damals unter dem namen "corexit" existierende und zu weltweiter bekanntheit kommende stoff aus der welt sind und in all den monaten seit dem versiegeln des lecks ein stilles leiden sowohl in tier- und pflanzen als auch der menschlichen welt am golf stattfindet. dieser beitrag wird auch noch kommen, aber momentan - tja.

das uns innerhalb von zwei jahren sowohl die risiken als auch die (neben?)wirkungen von gleich zwei elementaren bereichen der öl-basierten und energieverschleudernen westlich-industriellen "zivilisation" so derart um die ohren fliegen würden, hätte ich mir selbst in meinen übelsten alpträumen nicht ausmalen können. die realität spottet einmal mehr jeder beschreibung, kein literarischer katastrophenplot (und glauben Sie mir, von solchen kenne ich einige) kommt tatsächlich an das heran, was uns die moderne, gerne auch mit "post" davor, derzeit präsentiert.

und wenn ich, @demon driver, im letzten beitrag von der unvorstellbarkeit der kommenden situation in japan geschrieben habe, so meine ich das auch so - ich kann mir durchaus bis zu einem gewissen grad die folgen eines schweren bebens, auch eines solchen tsunamis, ausmalen, weil ich mich rein aus interesse schon lange mit diversen naturgewalten beschäftige. was ich mir schon nur noch schwer vorstellen kann, sind die folgen bspw. eines mega-tsunamis, wie er zb. vielleicht entstehen könnte, wenn auf den kanarischen inseln ein schwerer
vulkanausbruch stattfinden sollte. hunderte meter hohe wasserwalzen kann ich mir nur noch schwer vorstellen.

und das gilt auch für jenes szenario, welches in japan leider im bereich des möglichen liegt: das ein urbaner ballungsraum mit 35 bis 40 millionen menschen in den einfluß relevanter und bedenklicher strahlung geraten kann, ist etwas, was ich mir letztlich in folgen und konsequenzen auch nicht vorzustellen vermag. wenn menschen, tiere, gebäude, wasser und nahrung großflächig kontaminiert sein sollten, und womöglich gar noch das giftigste aller gifte, plutonium, eine rolle spielt - nein, das kann ich mir nicht mehr imaginieren.

die aktuelle situation dort ist mehr als bedenklich, sie geht eher stark in richtung verzweiflung. eine sammlung mit nützlichen und auch weitergehenden links jenseits der ticker findet sich bspw.
hier.

*

die weiteren konsequenzen sind ebenfalls noch völlig unabsehbar, könnte gut sein, dass die "leap"-crew im schlimmsten falle recht behält und nach dem nuklearen GAU sich dann mit zeitlichem abstand ein weiterer globaler ökonomischer crash vollzieht, der dann nicht mehr von den gegenüber banken und konzernen freigiebigen staaten aufgefangen werden kann, weil sich diese mehrheitlich inzwischen selbst bis zum hals in ökonomischen schwierigkeiten befinden.

wir haben ja immer noch nicht nur die schwelenden wirtschafts-, währungs- und (staats-)schuldenkrisen an den hacken, mitsamt all den bekannten sozioökonomischen verwerfungen in vielen, nicht nur westlichen gesellschaften, sondern ebenfalls auch noch die brisante situation in nordafrika und den arabischen staaten, die momentan zu sehr untergeht, und die ihrerseits bereits auch als symptom von grundsätzlichen krisenhaften verwerfungen wie im bereich nahrungsmittel, wasser und öl gelten kann.

alle zusammengenommen ergibt das einen absolut unbekömmlichen globalen mix, der nicht mehr lange in der form bestand haben kann, bevor es final zu entwicklungen kommt, die dann großflächig nicht mehr zu "kontrollieren" sein werden. meine persönliche einstellung dazu habe ich schon öfter deutlich gemacht: lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende.

*

da ich momentan mal wieder keinen direkten netzzugang habe, muss ich von öffentlichen orten aus schreiben. aus diesem grund folgt der eigentlich überfällige rundblick über die globalen unruhe(n) erst in den nächsten tagen.

ps: beim stichwort "nahrungsmittel" oben sollte dann auch die folgende
meldung klar machen, dass wir es mit komplexen und mehrdimensionalen destruktiven prozessen zu tun haben:

"Ein neuer Uno-Bericht schlägt Alarm: In immer größeren Teilen der Welt sterben die Bienen. Die Nahrungsgrundlage der Menschheit scheint bedroht. Besonders schwierig wird die Lage dadurch, dass Gegenmaßnahmen alles andere als einfach zu finden sind." (...)

aber sicher werden die mietmäuler, schönredner und propagandisten des irrsinnigen westlichen "way of life" auch hier wieder ein set an beschwichtigungs- und rechtfertigungsformeln aufbieten können...
Yurun (Gast) - 16. Mär, 18:03

weit weg und doch so nah

Nach ein Paar wohl verunglückten Technikern in Fukushima ist das dritte Opfer scheinbar die öffentliche Glaubwürdigkeit der technologischen Kontrollillusion, allerdings wie immer nur häppchenweise von Gegenstand zu Gegenstand. Bemerkenswert fand ich beispielsweise Merkels Rückzug in die Gottesfurcht, ein sehr bezeichnendes Manöver, freilich auch ein verlogenes.

Etwas worauf ich hier hinweisen will ist die Unterschiedlichkeit der Berichterstattung von Land zu Land. Die Informationslage ist praktisch überall gleich, nicht aber deren Deutung. Dabei zeigt sich für Deutschland, dass die jahrzehntelange Antiatomkraftbewegung scheinbar noch bis ins letzte Loch Bewusstsein nachwirken lässt. Sachverstand und Qualität sind wie üblich hier oft schlechter als vielerorts im Ausland, bei diesem einen Thema sind die Scheuklappen aber mal geringer und es kommt fast unmerklich zu realistischeren Einschätzungen (oder aus Sicht einiger dann eben unfundierter Panikmache).

Es ist selten genug, dass der ... nunja Realitätsentzug jener Politik(er), die das Ganze dann sozusagen rhetorisch retten wollen (oder müssen), für eine große Zahl von Menschen auch deutlich sichtbar hervortritt. Im Gebiet der Nukleartechnologien ist dann auch die Bevölkerung hierzulande wie in keinem anderen mir bekannten Gebiet darauf vorbereitet, den Wahnsinn der vorgespielten Normalität zu durchschauen - sowie ihn daraufhin schlicht nicht mehr zu dulden. Der deutsche Michel war sozusagen für Fukushima geprimed, in anderen Ländern müsste das erst nachgeholt werden. Mit etwas Glück ist das dabei wie auch in der Vergangenheit ein Einfallstor für allerhand aha-Momente, wenn diese auch bei Pech mit der Windrichtung ziemlich traumatisch werden dürften. Bisher ist Supergau nur ein ziemlich blödes Technokratenwort, wenn auch ein Wort das bei uns deutlicher ausgesprochen wird als sonstwo. Wenn erstmal die unvorstellbare Realität hinter diesem Wort empatisch bis in die Wohnzimmer dringt und sich mit den hier bestehenden Ängsten verbindet, dann dürfte der Sturm ziemlich gewaltig ausfallen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, wie jemand dieses Grauen dissoziativ verdrängen sollte, um weiter wie gehabt zu leben. Dabei war Tschernobyl noch viel weiter von den Menschen weg als dies wohl bei Fukushima der Fall sein wird, wenn es denn dort zum wirklich Schlimmsten kommt. Ich glaube das spüren die Funktionseliten bei uns alles auch, weshalb es zu dieser leicht panischen Reaktion mittels eines Moratoriums kommt. Die Presse scheint das kaum zu merken oder beim Namen zu nennen, dort unterstellt man höchstens Wahlkalkül (was wohl richtig aber unangemessen ist) oder macht sich hanebüchende Sorgen um den Rechtsstaat, weil das Ganze Notverordnungscharakter hat. Es geht hier aber um viel mehr als nur Wahlen oder ein durchbiegen rechtsstaatlicher Sitten. Insofern ist dieser japanische Supergau auch eine spezifisch deutsche "Katastrophe", nur wenige Kilometer über die Grenze in Polen etwa ist die Wirkung weit harmloser und die Pläne für den Neubau von AKWs bleiben fürs erste bestehen.

Noch nie dürften die Hoffnungen einer Bundesregierung derart auf den Krisenmanagmentfähigkeiten eines anderen Landes und dem Wetter gelegen haben. Angesichts des damit verbundenen Leids waren meine Hoffnungen auch noch nie derart mit denen der Bundesregierung identisch. Das ist dann die leidige Ironie hinter der apokalyptischen Vision.

monoma - 19. Mär, 11:14

@yurun

danke mal wieder für einen sehr gehaltvollen kommentar, bei dem ich besonders hinsichtlich des folgenden aspektes ins nachdenken gekommen bin:

...jahrzehntelange Antiatomkraftbewegung...

es ist tatsächlich ein phänomen, bei dem ich keine antwort finde: warum ist gerade dieser bereich hierzulande so offensichtlich geeignet, gesellschaftliche mobilisierungen nicht nur großer dimensionen auszulösen, sondern auch noch mobilisierungen, die durchaus erfolge verzeichnen können? whyl, wackersdorf, etc. - wenn ich mich richtig erinnere, war das ursprünglich mal geplante atomare programm hierzulande beträchtlich größer als das, was dann aufgrund der realen widerstände tatsächlich bis heute umgesetzt wurde.

es gibt sicherlich schnittmengen mit den hierzulande ebenfalls in der vergangenheit enorm mobilisierenden anti-atomwaffen (1950/60er jahre) bzw. anti-atomkriegs-bewegungen (80er - ein begriff, der imo treffender ist als "friedensbewegung"). anti-akw ist jedoch immer noch und immer wieder ein feld, in dem sich offensichtlich ständig neue generationen von aktivistInnen sammeln - und ich bezweifle, dass das "nur" an der hierzulande tatsächlich an diesem punkt besseren informationsqualität liegt.
wire (Gast) - 17. Mär, 11:25

selten hellsichtige worte auch in der financial times:

"Es sieht so aus, als würde unser gesamtes kapitalistisches System unter den von ihm generierten Krisen zusammenbrechen."

http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:kolumne-wolfgang-muenchau-die-kernschmelze-des-kapitalismus/60026286.html

monoma - 19. Mär, 11:15

danke!
demon driver (Gast) - 17. Mär, 15:56

Ich halte "unvorstellbar" einfach für keine sinnvolle Kategorie. Ein Buzzword, das genausogut verniedlichend wie dramatisierend eingesetzt werden kann, und im Grunde genommen überhaupt nichts aussagt.

Für mich ist der Tod eines einzigen geliebten Menschen vielleicht "unvorstellbarer" als das Versinken eines Kontinents, und wenn die Flutwelle tausend Meter hoch wäre. Was soll daran "unvorstellbar" sein? Als wären wir gerade die ersten, die sich über ein solches Szenario Gedanken machen. Wie alt ist die Geschichte mit der Sintflut nch gleich?

So richtig problematisch werden solche "Unvorstellbarkeits"-Charakterisierungen für mich aber erst dann, wenn im selben Kontext ein "Ende mit Schrecken" herbeigewünscht wird, dessen zwangsläufige und eben auch durchaus vorstellbaren Schrecken, wenn dieses *Ende* nämlich ohne einen planvollen, vernünftigen, neuen *Anfang* kommt, durchaus Ähnlichkeiten mit den gerade diskutierten Natur- und Zivilisationskatastrophen haben wird. Ohne jede Perspektive für eine neue, bessere Enticklung, die frühere (Web-) Fehler vermeiden würde.

Ohne planvollen Neuanfang existiert die Option eines "Endes mit Schrecken" genaugenommen überhaupt nicht.

Und da stellt sich dann für mich die Frage, inwieweit man sich die zwangsläufigen Folgen dessen, das man sich da herbeiwünscht, einfach nur nicht vorstellen *will*.

monoma - 19. Mär, 11:20

zum ersteren...

...ich begreife einfach deinen punkt nicht - wenn ich persönlich für mich sage, dass ich mir ein worst-case-szenario zb. für tokio einfach in seinen dimensionen nicht vorstellen kann (und nichts anderes drücke ich mit dem wort aus) - was ist daran nicht zu verstehen?

zum zweiten (umständehalber nur kurz):

ich behaupte, dass es aus diversen gründen so einen "plan" nicht geben kann und nicht geben wird. in der folge bedeutet das beharren darauf dann zwangsläufig, die jetzigen zustände verteidigen zu müssen. aber das ist ein punkt, zu dem ich mich noch ausführlich äussern werde.
demon driver (Gast) - 20. Mär, 16:38

Nun, wenn Du Dir ein solches Szenario nicht vorstellen kannst, dann ist das als Tatsache durchaus "zu verstehen", ich verstehe aber nicht, warum das so ist und wofür eine solche Aussage gut sein soll. Du hast doch sonst weder Probleme noch Hemmungen, Dir und anderen die unterschiedlichsten zivilisatorischen Schreckensszenarien im Detail auszumalen, was ja auch gerne mal richtig und angemessen ist. Ich finde eine solche "Unvorstellbarkeits"-Aussage im konkreten Zusammenhang einfach etwas befremdlich, vor allem dann, wenn alles an einem solchen Szenario grundsätzlich durchaus vorstellbar ist.

Und die jetzigen Zustände müssen selbstverständlich dann verteidigt werden, wenn ihre Zerschlagung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu noch schlimmeren Zustände führen würde. Und das müssen sie ohne Plan fast zwangsläufig. Mit der zu einem primitivistischen Anarchismus, mit dem ich nichts zu tun haben will, passenden Behauptung, es könne keinen Plan für das Zusammenleben nach dem Zusammenbruch geben, kann ich allerdings – zumal ohne Nennung der "diversen Gründe", die es da angeblich geben soll – überhaupt nichts anfangen.
monoma - 20. Mär, 16:57

noch mal:

zum ersteren: es gibt da durchaus unterschiede für mich in der durchaus objektivistischen konstruktion von möglichen szenarien aller art und meinen eher "ganzheitlichen" reaktionen in den fällen, in denen sich dinge von der ebene der simulation auf einmal in der realität wiederfinden. auf letzteres ist meine geschilderte reaktion bezogen.

und zum anderen: das letzte kann ich zwar verstehen, ist aber von mir gerade situationsbedingt nicht zu ändern. hole ich aber, weil augenscheinlich überfällig, sobald wie möglich nach. ich stolpere daneben aber auch immer wieder über einen unauflöslichen widerspruch in deiner argumentation: die jetzigen zustände laufen doch genau auf ihre anomische (das hat weder etwas mit "primitivistischen" noch sonstigem anarchismus was zu tun) zuspitzung heraus, die in weiten teilen der welt bereits als realität existiert. mehr noch, sie bringen diese zuspitzung woanders bereits ständig hervor. was sagt dir vor diesem hintergrund das wort notbremse?
demon driver (Gast) - 20. Mär, 21:59

Meinst Du nicht, dass Deine radikale Kritik am "Objektivistischen" gelegentlich Gefahr läuft, ein Hindernis für eineobjektive Sicht manches Gegenstands zu sein? In diesem Fall scheint es mir so: Wenn Du hier von "Ganzheitlichkeit" sprichst, dann mag eine solche Betrachtung durchaus von psychologischem Interesse sein, aber mein Gefühl dabei ist, dass es einer ernsthaften, sachlichen Beschäftigung mit dem Gegenstand eher schadet.

Was die Notbremse angeht: Warum sollte man ernsthaft eine Notbremse ziehen wollen, wenn einem klar ist, dass die darauf zwangsläufig folgende Entgleisung der Menschheit höchstwahrscheinlich ähnliche, wenn nicht noch schlimmere Folgen brächte, als den Zug einfach gegen die Wand fahren zu lassen, und das auch noch viel früher? Zumal dannm, wenn man zumindest noch eine wenn auch noch so geringe Resthoffnung hat, dass signifikante Minderheiten der Weltbevölkerung sich noch zusammenschließen könnten, um einen planvollen Umsturz der Verhältnisse herbeizuführen, bevor es soweit ist. Ein gewaltsamer Umsturz jetzt hätte nur eines ganz sicher zur Folge: dass mit allem anderen auch jeder Ansatz einer solchen Möglichkeit zerstört würde. Abgesehen davon, dass der zivilisatorische Stand aller Wahrscheinlichkeit nach auf ein Niveau zurückfallen würde, wie es sich ein Anarchoprimitivismus herbeiwünscht (auch deswegen erwähnte ich die Richtung).
monoma - 23. Mär, 11:41

ich finde zuerst...

... dass du hier die worte "objektivistisch" und "objektiv" in einer weise verwendest, wie ich sie im blog eigentlich immer kritisiere - und vor allem der konstruierte gegensatz von "ganzheitlich" zu "ernsthaft und sachlich" ist etwas, was in dieser gesellschaft wie eine seuche verbreitet ist. dazu und zu meiner defintion der "o"-begriffe empfehle ich das hier zur erneuten lektüre.

zum anderen: ich habe mich oben anscheinend zu missverständlich ausgedrückt - es gibt schlicht und einfach für große teile der weltbevölkerung (und ich finde, damit auch für "uns") keine "schlimmeren zustände" mehr zu befürchten als die, in denen sie bereits stecken und meist auch krepieren. und das hat etwas direkt mit dem angeblichen "funktionieren" unseres aller alltags hier zu tun, dessen grundlagen das genannte direkt mit hervorbringen. und genau darum finde ich bspw. die worte des "unsichtbaren kommitees" so treffend und unmittelbar einleuchtend:

"Es gibt keinen Grund mehr zu warten – auf eine Aufheiterung, die Revolution, die atomare Apokalypse oder eine soziale Bewegung. Noch zu warten ist Wahnsinn. Die Katastrophe ist nicht, was kommt, sondern was da ist. Wir verorten uns bereits jetzt in der Bewegung des Zusammenbruchs einer Zivilisation. Dort ist es, wo man Partei ergreifen muss."

die katastrophe ist das, was da ist. punkt. genauer: sie ist das, was hier der alltag ist.

und im gegensatz zu deinen bedenken liegen meine eher in einem anderen bereich: wir bezahlen bereits alle mehr oder weniger für die erbärmlichkeiten, die wir tag für tag produzieren. ich darf nochmal an das erinnern bzw. an das, was sich dahinter verbirgt - die zerstörung der menschlichen fähigkeiten zum sozialen. und dieser prozess - letztlich besteht er konkret aus nichts weiter als großen teilen des sog. normalen alltags hier - ist es vor allem, der uns irgendwann meiner meinung nach das genick brechen wird, dieser prozess wird aber auch und gerade durch jene zustände produziert - oder besser: er ist ein synonym für diese zustände -, die du unbedingt "verteidigen" möchtest (was sich in letzter konsequenz meiner meinung nach übrigens nur diktatorisch bewerkselligen ließe, aber das ist eine andere diskussion). und darum sollte ganz ernsthaft über die notbremse nachgedacht werden.
Wednesday - 18. Mär, 09:41

42

Vermutlich hat Douglas Adams recht und die Erde ist ein gigantisches Versuchslabor. Ab und zu fliegen halt dann grosse Teile davon in die Luft!

Die Bienen jedenfalls sterben nicht wirklich aus; sie werden etappenweise auf einen anderen Planeten evakuiert, auf dem es nur Blühpflanzen und Insekten gibt, damit es auf keinen Fall wieder zur Entwicklung von Säugetieren und damit "Menschen" kommt. Die sind out. ;-)

Halt, da stimmt doch was nicht...

unschland (Gast) - 18. Mär, 12:06

"Luzifers Hammer", Leseempfehlung

Riesiger Meteor knallt in den Pazifik, riesiger Tsunami:
Was machen die Surfer in Kalifornien? Schleppen die Surfbretter auf die Hochhäuser, um ein letztes mal Spaß zu haben...

Wednesday - 18. Mär, 14:39

Antiamerikanismus?

Nun ja, was sollen sie sonst tun. Sich dem Meteor in den Weg stellen? Sie sind Surfer... ein Surfer wartet auf die Welle. Ich verstehe nicht, warum man vom Menschen Übermenschliches verlangt. Das führt letztendlich zum Faschismus. Mensch kann manchmal Kriege verhindern. Einen gewaltigen Meteoriteneinschlag eher gar nicht.

Kapitalismus abschaffen geht auch nicht mit Willen allein, sowenig wie man Religiösität allein mit Rationalität abschaffen könnte. Wer anderes behauptet, begreift nicht, wie tief das kapitalistische Denken, das Denken in Wertbegriffen, in Verwertbarkeitskategorien, in uns verwurzelt ist, wie auch jahrtausendelang eingeschliffene Moralvorstellungen (Ikonographie der "Liebe", der "Familie", der "Ehre" usf.). Dieses zum grossen Teil widerliche Wurzelwerk ist in jedem von uns, auch den Kritikern. Wir können uns vieles Schreckliche vorstellen, aber mit Sicherheit kann sich kaum jemand das "gute Leben" ausserhalb des kapitalistischen Koordinatensystems vorstellen, oder ein Leben ohne "Ehre" und übrigem Mindfuck.

Möglich ist die Vermittlung von kritischem Wissen, ohne sich wollüstig in Untergangsszenarien zu wälzen; und Humor, um geistig fit zu bleiben. Man kann sich über Gegner und Feinde lustig machen, ohne sie zu verachten. ;-)
monoma - 19. Mär, 11:24

den "hammer"...

...hatte ich u.a. im sinn, als ich die katastrophenplots erwähnt habe. kleine korrektur: es geht dabei um einen in der atmosphäre zerbrechenden asteroiden, dessen trümmer unterschiedlicher größe dann auf dem gesamten planeten niedergehen. ich fand dabei das primäre szenario besonders lehrreich, welches lautet: wie verhalten sich menschen in einer situation, in der innerhalb von wenigen stunden das gesamte bisherige und gewohnte alltägliche leben unwiderruflich den bach runtergeht?
monoma - 19. Mär, 11:26

keine ahnung...

...ob das jetzt eine anspielung auf irgendwas sein sollte:

Man kann sich über Gegner und Feinde lustig machen, ohne sie zu verachten. ;-)

aber was mich betrifft, so muss ich sagen, dass ich für diverse tragende gestalten des herrschenden nicht nur verachtung, sondern auch hass spüre. und ich finde das aus gründen durchaus richtig. irgendwann ist immer schluß mit lustig.
Wednesday - 19. Mär, 15:31

> Man kann sich über Gegner und Feinde lustig
> machen, ohne sie zu verachten.

Ich habe unschlands Verachtung ggü. den Surfern kritisiert.
Und ich wende mich jetzt ab. Ahoj!
hf - 19. Mär, 22:51


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