notiz: the end of the world as we know it
"[12.10 Uhr] Die französische Regierung geht offenbar vom Schlimmsten aus - und widerspricht den Offiziellen in Japan. "Reden wir nicht drum herum. Sie haben offensichtlich die Kontrolle über die Situation verloren. Das ist jedenfalls unsere Analyse und nicht das, was sie verkünden", sagte Wirtschaftsminister Eric Besson dem Fernsehsender BFM. Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet empfahl demnach allen Franzosen, Tokio mit dem Flugzeug zu verlassen. Sollten sie darauf bestehen, zu bleiben, sollten sie sich in den Süden des Landes begeben."
(aus dem spon-ticker)
"ich bin mir jedenfalls gerade überhaupt nicht mehr sicher, ob die welt am ende dieses jahres nicht in einer art und weise verändert sein wird, dass uns aus diversen gründen die ohren schlackern werden."
(selbstzitat, gerade mal eine woche her, als noch kaum jemand hierzulande den namen fukushima kannte)
"2011 - Das Jahr, das keine Gnade kennt"
(aus dem vorletzten GEAB)
*
und in diesem geab war dann u.a. auch folgender satz zu lesen: "Das internationale System ist inzwischen in einem so jämmerlichen Zustand, dass es in jeder Art von Katastrophe größeren Ausmaßes zusammenbrechen kann" (...)
das sich nur wochen später die gelegenheit ergeben würde, die prognosefähigkeiten der "leap"-leute einmal mehr auf die probe zu stellen, hätten sie wohl selbst in ihren dunkelsten träumen nicht für möglich gehalten.
und wer das alles, besonders meine überschrift, nun einmal mehr übertrieben finden sollte, hat meiner meinung nach den schuß nicht gehört und beweist ebenfalls seine oder ihre fähigkeiten zur dissoziierenden wahrnehmung. erinnert sich noch wer an das letzte jahr, gar nicht so lange her eigentlich und doch gefühlt schon wieder extrem weit entfernt? schon damals gab es globale menetekel gleich im mehrfachpack, von der sommerlichen brandkatastrophe in russischen wäldern angefangen, bei denen ein zusammenhang mit möglichen menschengemachten klimaveränderungen ebenso bis heute ein starker verdacht bleibt wie bei den schweren überschwemmungen der pakistanischen flutkatastrophe im gleichen zeitraum, bis hin zum ölGAU namens "deep water horizon" im golf von mexico. zu letzterem hatte ich ja schon öfter einen weiteren beitrag angekündigt, der sich mit der letztlich immer noch stattfindenden katastrophe beschäftigen soll, weil weder große teile des öls noch jener damals unter dem namen "corexit" existierende und zu weltweiter bekanntheit kommende stoff aus der welt sind und in all den monaten seit dem versiegeln des lecks ein stilles leiden sowohl in tier- und pflanzen als auch der menschlichen welt am golf stattfindet. dieser beitrag wird auch noch kommen, aber momentan - tja.
das uns innerhalb von zwei jahren sowohl die risiken als auch die (neben?)wirkungen von gleich zwei elementaren bereichen der öl-basierten und energieverschleudernen westlich-industriellen "zivilisation" so derart um die ohren fliegen würden, hätte ich mir selbst in meinen übelsten alpträumen nicht ausmalen können. die realität spottet einmal mehr jeder beschreibung, kein literarischer katastrophenplot (und glauben Sie mir, von solchen kenne ich einige) kommt tatsächlich an das heran, was uns die moderne, gerne auch mit "post" davor, derzeit präsentiert.
und wenn ich, @demon driver, im letzten beitrag von der unvorstellbarkeit der kommenden situation in japan geschrieben habe, so meine ich das auch so - ich kann mir durchaus bis zu einem gewissen grad die folgen eines schweren bebens, auch eines solchen tsunamis, ausmalen, weil ich mich rein aus interesse schon lange mit diversen naturgewalten beschäftige. was ich mir schon nur noch schwer vorstellen kann, sind die folgen bspw. eines mega-tsunamis, wie er zb. vielleicht entstehen könnte, wenn auf den kanarischen inseln ein schwerer vulkanausbruch stattfinden sollte. hunderte meter hohe wasserwalzen kann ich mir nur noch schwer vorstellen.
und das gilt auch für jenes szenario, welches in japan leider im bereich des möglichen liegt: das ein urbaner ballungsraum mit 35 bis 40 millionen menschen in den einfluß relevanter und bedenklicher strahlung geraten kann, ist etwas, was ich mir letztlich in folgen und konsequenzen auch nicht vorzustellen vermag. wenn menschen, tiere, gebäude, wasser und nahrung großflächig kontaminiert sein sollten, und womöglich gar noch das giftigste aller gifte, plutonium, eine rolle spielt - nein, das kann ich mir nicht mehr imaginieren.
die aktuelle situation dort ist mehr als bedenklich, sie geht eher stark in richtung verzweiflung. eine sammlung mit nützlichen und auch weitergehenden links jenseits der ticker findet sich bspw. hier.
*
die weiteren konsequenzen sind ebenfalls noch völlig unabsehbar, könnte gut sein, dass die "leap"-crew im schlimmsten falle recht behält und nach dem nuklearen GAU sich dann mit zeitlichem abstand ein weiterer globaler ökonomischer crash vollzieht, der dann nicht mehr von den gegenüber banken und konzernen freigiebigen staaten aufgefangen werden kann, weil sich diese mehrheitlich inzwischen selbst bis zum hals in ökonomischen schwierigkeiten befinden.
wir haben ja immer noch nicht nur die schwelenden wirtschafts-, währungs- und (staats-)schuldenkrisen an den hacken, mitsamt all den bekannten sozioökonomischen verwerfungen in vielen, nicht nur westlichen gesellschaften, sondern ebenfalls auch noch die brisante situation in nordafrika und den arabischen staaten, die momentan zu sehr untergeht, und die ihrerseits bereits auch als symptom von grundsätzlichen krisenhaften verwerfungen wie im bereich nahrungsmittel, wasser und öl gelten kann.
alle zusammengenommen ergibt das einen absolut unbekömmlichen globalen mix, der nicht mehr lange in der form bestand haben kann, bevor es final zu entwicklungen kommt, die dann großflächig nicht mehr zu "kontrollieren" sein werden. meine persönliche einstellung dazu habe ich schon öfter deutlich gemacht: lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende.
*
da ich momentan mal wieder keinen direkten netzzugang habe, muss ich von öffentlichen orten aus schreiben. aus diesem grund folgt der eigentlich überfällige rundblick über die globalen unruhe(n) erst in den nächsten tagen.
ps: beim stichwort "nahrungsmittel" oben sollte dann auch die folgende meldung klar machen, dass wir es mit komplexen und mehrdimensionalen destruktiven prozessen zu tun haben:
"Ein neuer Uno-Bericht schlägt Alarm: In immer größeren Teilen der Welt sterben die Bienen. Die Nahrungsgrundlage der Menschheit scheint bedroht. Besonders schwierig wird die Lage dadurch, dass Gegenmaßnahmen alles andere als einfach zu finden sind." (...)
aber sicher werden die mietmäuler, schönredner und propagandisten des irrsinnigen westlichen "way of life" auch hier wieder ein set an beschwichtigungs- und rechtfertigungsformeln aufbieten können...
(aus dem spon-ticker)
"ich bin mir jedenfalls gerade überhaupt nicht mehr sicher, ob die welt am ende dieses jahres nicht in einer art und weise verändert sein wird, dass uns aus diversen gründen die ohren schlackern werden."
(selbstzitat, gerade mal eine woche her, als noch kaum jemand hierzulande den namen fukushima kannte)
"2011 - Das Jahr, das keine Gnade kennt"
(aus dem vorletzten GEAB)
*
und in diesem geab war dann u.a. auch folgender satz zu lesen: "Das internationale System ist inzwischen in einem so jämmerlichen Zustand, dass es in jeder Art von Katastrophe größeren Ausmaßes zusammenbrechen kann" (...)
das sich nur wochen später die gelegenheit ergeben würde, die prognosefähigkeiten der "leap"-leute einmal mehr auf die probe zu stellen, hätten sie wohl selbst in ihren dunkelsten träumen nicht für möglich gehalten.
und wer das alles, besonders meine überschrift, nun einmal mehr übertrieben finden sollte, hat meiner meinung nach den schuß nicht gehört und beweist ebenfalls seine oder ihre fähigkeiten zur dissoziierenden wahrnehmung. erinnert sich noch wer an das letzte jahr, gar nicht so lange her eigentlich und doch gefühlt schon wieder extrem weit entfernt? schon damals gab es globale menetekel gleich im mehrfachpack, von der sommerlichen brandkatastrophe in russischen wäldern angefangen, bei denen ein zusammenhang mit möglichen menschengemachten klimaveränderungen ebenso bis heute ein starker verdacht bleibt wie bei den schweren überschwemmungen der pakistanischen flutkatastrophe im gleichen zeitraum, bis hin zum ölGAU namens "deep water horizon" im golf von mexico. zu letzterem hatte ich ja schon öfter einen weiteren beitrag angekündigt, der sich mit der letztlich immer noch stattfindenden katastrophe beschäftigen soll, weil weder große teile des öls noch jener damals unter dem namen "corexit" existierende und zu weltweiter bekanntheit kommende stoff aus der welt sind und in all den monaten seit dem versiegeln des lecks ein stilles leiden sowohl in tier- und pflanzen als auch der menschlichen welt am golf stattfindet. dieser beitrag wird auch noch kommen, aber momentan - tja.
das uns innerhalb von zwei jahren sowohl die risiken als auch die (neben?)wirkungen von gleich zwei elementaren bereichen der öl-basierten und energieverschleudernen westlich-industriellen "zivilisation" so derart um die ohren fliegen würden, hätte ich mir selbst in meinen übelsten alpträumen nicht ausmalen können. die realität spottet einmal mehr jeder beschreibung, kein literarischer katastrophenplot (und glauben Sie mir, von solchen kenne ich einige) kommt tatsächlich an das heran, was uns die moderne, gerne auch mit "post" davor, derzeit präsentiert.
und wenn ich, @demon driver, im letzten beitrag von der unvorstellbarkeit der kommenden situation in japan geschrieben habe, so meine ich das auch so - ich kann mir durchaus bis zu einem gewissen grad die folgen eines schweren bebens, auch eines solchen tsunamis, ausmalen, weil ich mich rein aus interesse schon lange mit diversen naturgewalten beschäftige. was ich mir schon nur noch schwer vorstellen kann, sind die folgen bspw. eines mega-tsunamis, wie er zb. vielleicht entstehen könnte, wenn auf den kanarischen inseln ein schwerer vulkanausbruch stattfinden sollte. hunderte meter hohe wasserwalzen kann ich mir nur noch schwer vorstellen.
und das gilt auch für jenes szenario, welches in japan leider im bereich des möglichen liegt: das ein urbaner ballungsraum mit 35 bis 40 millionen menschen in den einfluß relevanter und bedenklicher strahlung geraten kann, ist etwas, was ich mir letztlich in folgen und konsequenzen auch nicht vorzustellen vermag. wenn menschen, tiere, gebäude, wasser und nahrung großflächig kontaminiert sein sollten, und womöglich gar noch das giftigste aller gifte, plutonium, eine rolle spielt - nein, das kann ich mir nicht mehr imaginieren.
die aktuelle situation dort ist mehr als bedenklich, sie geht eher stark in richtung verzweiflung. eine sammlung mit nützlichen und auch weitergehenden links jenseits der ticker findet sich bspw. hier.
*
die weiteren konsequenzen sind ebenfalls noch völlig unabsehbar, könnte gut sein, dass die "leap"-crew im schlimmsten falle recht behält und nach dem nuklearen GAU sich dann mit zeitlichem abstand ein weiterer globaler ökonomischer crash vollzieht, der dann nicht mehr von den gegenüber banken und konzernen freigiebigen staaten aufgefangen werden kann, weil sich diese mehrheitlich inzwischen selbst bis zum hals in ökonomischen schwierigkeiten befinden.
wir haben ja immer noch nicht nur die schwelenden wirtschafts-, währungs- und (staats-)schuldenkrisen an den hacken, mitsamt all den bekannten sozioökonomischen verwerfungen in vielen, nicht nur westlichen gesellschaften, sondern ebenfalls auch noch die brisante situation in nordafrika und den arabischen staaten, die momentan zu sehr untergeht, und die ihrerseits bereits auch als symptom von grundsätzlichen krisenhaften verwerfungen wie im bereich nahrungsmittel, wasser und öl gelten kann.
alle zusammengenommen ergibt das einen absolut unbekömmlichen globalen mix, der nicht mehr lange in der form bestand haben kann, bevor es final zu entwicklungen kommt, die dann großflächig nicht mehr zu "kontrollieren" sein werden. meine persönliche einstellung dazu habe ich schon öfter deutlich gemacht: lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende.
*
da ich momentan mal wieder keinen direkten netzzugang habe, muss ich von öffentlichen orten aus schreiben. aus diesem grund folgt der eigentlich überfällige rundblick über die globalen unruhe(n) erst in den nächsten tagen.
ps: beim stichwort "nahrungsmittel" oben sollte dann auch die folgende meldung klar machen, dass wir es mit komplexen und mehrdimensionalen destruktiven prozessen zu tun haben:
"Ein neuer Uno-Bericht schlägt Alarm: In immer größeren Teilen der Welt sterben die Bienen. Die Nahrungsgrundlage der Menschheit scheint bedroht. Besonders schwierig wird die Lage dadurch, dass Gegenmaßnahmen alles andere als einfach zu finden sind." (...)
aber sicher werden die mietmäuler, schönredner und propagandisten des irrsinnigen westlichen "way of life" auch hier wieder ein set an beschwichtigungs- und rechtfertigungsformeln aufbieten können...
monoma - 16. Mär, 13:35
weit weg und doch so nah
Etwas worauf ich hier hinweisen will ist die Unterschiedlichkeit der Berichterstattung von Land zu Land. Die Informationslage ist praktisch überall gleich, nicht aber deren Deutung. Dabei zeigt sich für Deutschland, dass die jahrzehntelange Antiatomkraftbewegung scheinbar noch bis ins letzte Loch Bewusstsein nachwirken lässt. Sachverstand und Qualität sind wie üblich hier oft schlechter als vielerorts im Ausland, bei diesem einen Thema sind die Scheuklappen aber mal geringer und es kommt fast unmerklich zu realistischeren Einschätzungen (oder aus Sicht einiger dann eben unfundierter Panikmache).
Es ist selten genug, dass der ... nunja Realitätsentzug jener Politik(er), die das Ganze dann sozusagen rhetorisch retten wollen (oder müssen), für eine große Zahl von Menschen auch deutlich sichtbar hervortritt. Im Gebiet der Nukleartechnologien ist dann auch die Bevölkerung hierzulande wie in keinem anderen mir bekannten Gebiet darauf vorbereitet, den Wahnsinn der vorgespielten Normalität zu durchschauen - sowie ihn daraufhin schlicht nicht mehr zu dulden. Der deutsche Michel war sozusagen für Fukushima geprimed, in anderen Ländern müsste das erst nachgeholt werden. Mit etwas Glück ist das dabei wie auch in der Vergangenheit ein Einfallstor für allerhand aha-Momente, wenn diese auch bei Pech mit der Windrichtung ziemlich traumatisch werden dürften. Bisher ist Supergau nur ein ziemlich blödes Technokratenwort, wenn auch ein Wort das bei uns deutlicher ausgesprochen wird als sonstwo. Wenn erstmal die unvorstellbare Realität hinter diesem Wort empatisch bis in die Wohnzimmer dringt und sich mit den hier bestehenden Ängsten verbindet, dann dürfte der Sturm ziemlich gewaltig ausfallen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, wie jemand dieses Grauen dissoziativ verdrängen sollte, um weiter wie gehabt zu leben. Dabei war Tschernobyl noch viel weiter von den Menschen weg als dies wohl bei Fukushima der Fall sein wird, wenn es denn dort zum wirklich Schlimmsten kommt. Ich glaube das spüren die Funktionseliten bei uns alles auch, weshalb es zu dieser leicht panischen Reaktion mittels eines Moratoriums kommt. Die Presse scheint das kaum zu merken oder beim Namen zu nennen, dort unterstellt man höchstens Wahlkalkül (was wohl richtig aber unangemessen ist) oder macht sich hanebüchende Sorgen um den Rechtsstaat, weil das Ganze Notverordnungscharakter hat. Es geht hier aber um viel mehr als nur Wahlen oder ein durchbiegen rechtsstaatlicher Sitten. Insofern ist dieser japanische Supergau auch eine spezifisch deutsche "Katastrophe", nur wenige Kilometer über die Grenze in Polen etwa ist die Wirkung weit harmloser und die Pläne für den Neubau von AKWs bleiben fürs erste bestehen.
Noch nie dürften die Hoffnungen einer Bundesregierung derart auf den Krisenmanagmentfähigkeiten eines anderen Landes und dem Wetter gelegen haben. Angesichts des damit verbundenen Leids waren meine Hoffnungen auch noch nie derart mit denen der Bundesregierung identisch. Das ist dann die leidige Ironie hinter der apokalyptischen Vision.
@yurun
...jahrzehntelange Antiatomkraftbewegung...
es ist tatsächlich ein phänomen, bei dem ich keine antwort finde: warum ist gerade dieser bereich hierzulande so offensichtlich geeignet, gesellschaftliche mobilisierungen nicht nur großer dimensionen auszulösen, sondern auch noch mobilisierungen, die durchaus erfolge verzeichnen können? whyl, wackersdorf, etc. - wenn ich mich richtig erinnere, war das ursprünglich mal geplante atomare programm hierzulande beträchtlich größer als das, was dann aufgrund der realen widerstände tatsächlich bis heute umgesetzt wurde.
es gibt sicherlich schnittmengen mit den hierzulande ebenfalls in der vergangenheit enorm mobilisierenden anti-atomwaffen (1950/60er jahre) bzw. anti-atomkriegs-bewegungen (80er - ein begriff, der imo treffender ist als "friedensbewegung"). anti-akw ist jedoch immer noch und immer wieder ein feld, in dem sich offensichtlich ständig neue generationen von aktivistInnen sammeln - und ich bezweifle, dass das "nur" an der hierzulande tatsächlich an diesem punkt besseren informationsqualität liegt.