notizen

Mittwoch, 28. Juli 2010

notiz: öl. mehr öl. noch mehr öl.

ich bin mal gespannt, ob es die beiden folgenden störfälle überhaupt in irgendwelche deutschsprachigen medien schaffen - ich selbst werde versuchen, mich beim kommentieren zurückzuhalten, weil es hier ansonsten zu gar garstigen szenen und wörtern kommen könnte...

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die situation am golf wird demnächst wieder thema sein, aber bis dahin dürfen wir uns alle mit einem neuen und anderen leck beschäftigen - relativ nahe vor der küste von louisiana, ca. 104 km von new orleans entfernt, mitten im marschgebiet, passierte vor noch nicht langer zeit - acht bis zehn stunden - das folgende: ein schlepper mit einem schwimmbagger im schlepp rammte offenbar einen knapp - die rede ist von ca. 1,20 m - unter der oberfläche liegenden versiegelten (?) bohrlochkopf (in anderen berichten war die rede von einem "natural leak", aber wie geht das bitte zu rammen?)

seitdem schießt dort das öl bis in eine höhe von ca. 30 metern in die höhe, hat bereits einen film auf dem wasser produziert und ist inzwischen mit den in der gegend ja reichlich vorhandenen ölsperren eingegrenzt worden. das versiegeln sollte ja bei dieser tiefe nicht so ein thema sein, trotzdem ist es bemerkenswert, dass anscheinend niemand weiß, wer für diese vermutlich aufgelassene quelle verantwortlich ist bzw. mal war. ebenfalls war die stelle überhaupt nicht irgendwie gesichert oder zumindest mittels einer boje gekennzeichnet. alles wunderhübsch. achja, es tritt - kein wunder - wohl auch gleichzeitig gas aus. und die art des austritts deutet auf einen ordentlichen druck dahinter hin.

näheres (in english) mit bild
hier.

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während dessen kommen aus dem us-bundesstaat michigan
meldungen über die "größte ölverschmutzung in der geschichte des mittleren westens". offizielle schätzungen sprechen von über einer millionen gallonen ( = ca. 3 780000 liter = ca. 23 757 barrel ) öl, welches aus einer lecken pipeline in bzw. an einem kleineren zulauf des kalamazoo river stammt, sich bereits in diesem befindet und auf dem weg in den michigansee ist. aufmerksam wurden wohl anwohner durch einen penetranten ölgestank in der luft - letzteres hat wohl auch zur evakuierung von bis zur stunde ca. 20 häusern am fluß geführt.

verantwortlich für die pipeline und also auch das leck ist eine relativ kleine gesellschaft, die sich bereits jetzt aufgrund ihrer offensichtlich mangelhaften wartung und eines gleichartigen umgangs mit der ölpest verschärfter beliebtheit bei den zuständigen behördenvertretern erfreut - aber das ist ja auch nicht bp, mit der sich die leute da anlegen müssen.

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wie sagte ich irgendwo in einem der vielen ölbeiträge der letzten wochen ? so sieht die normalität des ölzeitalters aus. einmal mehr.

Sonntag, 25. Juli 2010

notiz: katastrophe mit ansage - loveparade [3. update, 27.07.10]

nein, das war kein "gewöhnlicher" unfall, wie er auf veranstaltungen dieser größenordnung auch bei bester planung immer wieder mal vorkommen kann. in diesem fall gibt es inzwischen immer mehr indizien für ein multidimensionales und möglicherweise mutwilliges versagen auf mehreren ebenen - stadt, behörden und veranstalter. um das nachzuvollziehen, lese man sich sorgfältig zb. nicht nur diesen artikel vom 20. juli durch, sondern auch und vor allem die zugehörigen kommentare, in denen fast haargenau der heutige verlauf schon geschildert wurde.

motive dafür, diese geschichte - bochum hatte letztes jahr, glaube ich, aus der einsicht heraus, für eine veranstaltung dieses kalibers schlicht nicht die infrastruktur zu haben, auf die durchführung verzichtet - dann doch um, wie heute zu sehen ist, so ziemlich jeden preis in duisburg durchzuführen, könnten etwas mit der situation zu tun haben, die
hier in den krisennews 14 ziemlich in der mitte geschildert ist. duisburg war und ist faktisch pleite, und es ist nicht allzu abwegig anzunehmen, dass die vorstellung konsumierender massen plus die möglichkeit einer ordentlichen selbstdarstellung / imagepolierung wie üblich grundsätzliche bedenken hinweggefegt hat.

18 19 tote und dutzende schwer- und leichtverletzte als letzter stand - kein wunder, dass die behördlich verantwortlichen bereits rückzugslinien basteln ("keine panik im tunnel, kein fehlverhalten der polizei, keine überfüllung des geländes, die opfer haben unbefugt verbotene wege genommen" - so einige gesammelte aussagen dieses abends aus tv und presse). bei der vielzahl von augenzeugenberichten werden wir sehen, ob die herrschaften damit durchkommen. vermutlich wird´s wieder auf niedere chargen als sündenböcke hinauslaufen...

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edit: das folgende möchte ich dann doch nicht in den kommentaren versacken lassen - wenn sich
das als real herausstellen sollte ...

(...) "Wie SPIEGEL ONLINE erfuhr, wurden bei der Bundespolizei inzwischen sämtliche Unterlagen zur Love Parade - Einsatzbefehle, Lagemeldungen, Karten - von den Computern der Beamten sowie aus deren E-Mail-Accounts gelöscht. "Da kam sehr schnell der ganz große Staubsauger", sagte ein Beamter, der sogar eine konzertierte "Vertuschungsaktion" im Gang wähnt." (...)

... dann erhalten nicht nur die in den letzten stunden zunehmenden massiven vorwürfe seitens der polizeigewerkschaft gegen veranstalter und auch die stadt ein interessantes g´schmäckle, sondern es stellt sich auch die frage, welche instanz da überhaupt in der lage sein sollte, so etwas wie wirkungsvolle ermittlungen zu führen - auch gegen behörden und teile der polizei. ich glaube, ich kann mir das ergebnis dieser ermittlungen schon jetzt lebhaft vorstellen...

und noch ein edit: obiger spon-bericht wurde sehr schnell verbreitet, und auch sehr schnell von der bundespolizei dementiert - jetzt schreibt spon in einem nachtrag das folgende:

"In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, von Rechnern der Bundespolizei seien sämtliche Unterlagen zur Love Parade gelöscht worden. Dies ist nach unseren Recherchen auch der Fall - bei mindestens einer Dienststelle, aber nicht unbedingt flächendeckend bei der gesamten Bundespolizei."

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edit am 26.07.: weil ich gerade über zwei dokumentarische materialien gestolpert bin, ergänze ich mal hier: einmal wäre da der bericht einer augenzeugin, der unten in einem
kommentar thema ist. dazu passen dann auch folgende private fotos:

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dieses hier dürfte den hauptsächlichen bereich der katastrophe erfassen, in dem sich auch - weiter nach rechts zur treppe (nicht auf dem bild) hin die oben erwähnte augenzeugin befunden hat. die sichtbare rote werbetafel wird in etlichen augenzeugenberichten ebenfalls erwähnt.

laut der bisherigen offiziellen aussagen müssten an der da sichtbaren tunnelwand auch die ominösen kletterversuche stattgefunden haben - ich finde das, was zu sehen ist, sehr deutlich - an einer solchen wand bzw. den kleineren reklametafeln klettert man nicht mal eben aus jux hoch, oder um schneller irgendwo zu sein (wie es diese offiziellen aussagen suggerieren), sondern das sieht nach absolutem notklettern aus. abstürze verwundern mich da ebenfalls nicht.

- das
darauf folgende foto zeigt dann diesen bereich im geräumten zustand, und es sind sieben oder acht bedeckte körper zu sehen. alle von der wand gefallen? schwere rückenmarks- und/oder schädelverletzungen jedenfalls, wie sie als erste aussagen von ärzten zu den toten im umlauf sind, kann ich mir auch als resultat massiver (und durchaus unfreiwilliger) tritte vorstellen. wer in so einer menge fällt, kommt mit einiger wahrscheinlichkeit nicht wieder hoch.

es kursieren übrigens auch etliche augenzeugenberichte, die von einigen toten im tunnel selbst berichten - und zwar nicht säuberlich aufgereiht, wie es vielleicht zu erwarten wäre, wenn die leichen erstmal an einen etwas geschützteren ort gebracht worden wären.

jedenfalls schätze ich, dass das gerede von "individuellem fehlverhalten", wie es der oberbürgermeister von duisburg gestern in die welt setzte, aus keiner perspektive wirklich haltbar ist. erstmal ist fraglich, ob wirklich alle toten beim bzw. durch das klettern gestorben sind. und selbst wenn, wäre das klettern wie schon erwähnt deutlich (!) als versuch in panik und todesangst zu begreifen, einer echten falle entkommen zu wollen.

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noch ein trauriges
update:

"Bei der Katastrophe während der der Love Parade sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Duisburg deutlich mehr Menschen verletzt worden als zunächst angenommen. Die Staatsanwaltschaft bezifferte ihre Zahl am Montag auf mehr als 500. (...) 43 Menschen befänden sich noch im Krankenhaus, ein Opfer schwebe in Lebensgefahr." (...)

und mir scheint auch einiges darauf hinzudeuten, dass in der stadt duisburg selbst jetzt noch andere dinge eine rolle spielen, für die die katastrophe eine art trigger darstellt - der regelrechte
wutausbruch einer empörten menschenmenge gestern abend am ort des geschehens gegen den oberbürgermeister ist bemerkenswert:

(...) "Dort traf ihn die Wut der Trauernden mit voller Wucht - ein Mann soll ihn sogar mit Müll beworfen haben. Die restlichen Anwesenden sollen eine Traube um den Bürgermeister geildet und ihren Unmut mit Buh-Rufen und Beschimpfungen kundgetan haben.

Ein Leibwächter brachte den 55-Jährigen schließlich vor den etwa 120 Menschen in Sicherheit. Er flüchtete in seinem Dienstwagen." (...)


der bericht wurde inzwischen vom ob selbst bestätigt.

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edit am 27.07.: ach, welch´überraschung:
Alle Opfer wurden zu Tode gequetscht.

ich hatte ja weiter oben schon meine skepsis bezgl. der version von den stürzen (hoffentlich) sichtbar werden lassen; aber das am sonntag gleich von drei seiten - nämlich stadt, polizei und "panikforscher" schreckenberg - derart massiv im brustton der überzeugung - ja nun, gelogen wurde (dazu eine lüge, die implizit die toten selbst für "fehlverhalten" verantwortlich machte), ist selbst im zynismusmodus, in dem ich mich gerade immer im angesicht der zustände befinde, schwer erträglich. warum ich das ein lüge nenne? entweder die herrschaften wussten an dem tag absolut noch nichts über die tatsächliche todesursache, dann ist das zumindest ein widerwärtiger versuch gewesen, sich selbst präventiv aus der schußlinie zu nehmen. aber ich erinnere mich an die auch oben zitierten "ärztlichen aussagen", von denen ich inzwischen gerne mal wissen würde, welcher arzt tatsächlich soetwas wann und wo gesagt hat. wer bereits sonntag tatsächlich "rückenmarksverletzungen" diagnostiziert hat, sollte ja wohl kaum nicht in der lage sein, massive quetschungen im brustbreich auch wahrzunehmen. mein gefühl ist dazu deutlich: der oder die zitierten ärzte befanden sich mit einiger wahrscheinlichkeit einzig im kopf der herren... oder sie haben vorläufige ärztliche aussagen in ihrem sinne gedeutet.
oder aber auch: sie wussten direkt bei ihren öffentlichen aussagen, dass sie da nicht die wahrheit erzählen. kann mich nicht entscheiden, was ich schlimmer finden würde.

die oben verlinkte aussage einer augenzeugin wird dadurch im großen und ganzen verifiziert. ebenso ist bis jetzt kein mir bekanntes video aufgetaucht, auf denen die angeblichen stürze zu sehen wären - bei der ballung von kameras an dem tag dort eh schon ein wunder für sich.

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der oberbürgermeister kommt inzwischen nicht nur politisch, sondern auch persönlich massiv unter druck: es gibt offene
morddrohungen, aufgrund derer er und seine familie erst mal abgetaucht sind. ich hatte ja schon nach dem angriff einer wütenden menge auf ihn am sonntagabend das gefühl, dass die katastrophe zumindest in duisburg selbst auch als eine art trigger für ganz anderes wirkt, und das verstärkt sich bei mir gerade - es könnte sein, dass die durch die parade sichtbar werdenden strukturen der (kommunal-)politik nicht nur in duisburg, sondern auch im ruhrgebiet insgesamt, eher die spitze eines eisbergs darstellen. und für viele leute offenbar das faß jetzt endgültig übergelaufen ist. der klüngel (nicht nur der kölner) ist seit jahrzehnten legendär, und nach eben diesem sieht es im zusammenhang mit der katastrophe aus.

vor dem hintergrund wird es auch interessant sein zu beobachten, wie sich eine für donnerstag angesetzte
demonstration vor dem duisburger rathaus entwickelt - gerüchte darüber gab es schon seit zwei tagen, aber inzwischen wird offen mobilisiert - anscheinend von nicht näher beschriebenen privatpersonen. in dem zusammenhang sind auch die kommentare unter den beiden eben verlinkten artikeln interessant, weil sie teils ein maß an wut und verachtung widerspiegeln, welches ich mir nicht alleine aus der katastrophe erklären kann, schon gar nicht bei leuten, die aller wahrscheinlichkeit mehrheitlich nicht direkt betroffen sind.

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weil ich hier jetzt öfter aus dem portal "der westen" der "westdeutschen allgemeinen" zitiert habe, möchte ich auch nicht unterschlagen, dass die massive contra-berichterstattung, die jetzt im nachhinein aus dieser ecke gegen alle befürworter der parade stattfindet, eine erstklassige 180°-wendung darstellt - vor der parade nämlich pfiff nicht nur die "waz", sondern so ziemlich alle relevanten ruhrgebietsmedien, aus einem
ganz anderen loch:

(...) "Als führende Regionalzeitung legte sich auch die Westdeutsche Allgemeine (WAZ) ins Zeug. Würde die Loveparade von der Duisburger Stadtverwaltung um CDU-Oberbürgermeister Adolf Sauerland "ausgerechnet im Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt wieder abgeblasen, wäre es peinlich für das Revier", kommentierte die WAZ. Und nachdem Sauerlands Stadtverwaltung aller Sicherheitsbedenken zum Trotz grünes Licht gab, lief die Werbemaschine richtig an: "So geil ravt die Loveparade", schrieb Bild und zeigte knapp bekleidete Technofans. (...)

Bis zur Katastrophe dürfte die Duisburger Stadtverwaltung das Gefühl gehabt haben, alles richtig zu machen. Zudem hatten die Bürokraten wohl das Schicksal des ehemaligen Bochumer Polizeipräsidenten Thomas Wenner vor Augen, der sich 2009 mit seinen Sicherheitsbedenken durchgesetzt hatte und daraufhin als Bedenkenträger abgekanzelt wurde. "So richtig peinlich" sei die Absage, befand die WAZ-Gruppe damals: "Bochum reißt die ganze Region mit rein. Wie stehen wir jetzt da?" (...)


die "waz" und auch "rp-online" haben in den letzten tagen eine relativ gute und vor allem aggressive (im sinne von fordernd) berichterstattung gefahren (und ich habe nicht das gefühl, dass das primär zur selbstentlastung dient - kann mich natürlich aber auch täuschen), aber gerade bei der ersteren wäre ein eigenes eingeständnis der miesen rolle vor dem tödlichen samstag auch überfällig.

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jedenfalls bis hierhin alles in allem ein gesellschaftliches lehrstück allererster güte - es ist ein bodenloser abgrund sichtbar. wobei ich inzwischen das gefühl habe, immer genau schauen zu müssen, wohin der nächste schritt geht - es wimmelt hier ja nur von solchen schlünden...

Mittwoch, 21. Juli 2010

notiz: die ölkatastrophenwelttour 2010 - hallo china!

nach den großen erfolgen der vergangenen monate u.a. im golf von mexico, dem roten meer, alaska, venezuela... und den dauerauftritten alá nigeria steht das schmierige stück nun auch in china auf dem spielplan:

(...) "Im Nordosten von China bedroht ein 430 Quadratkilometer grosser Ölteppich Meerestiere und Strände. Das Büro für Maritime Sicherheit in der Hafenstadt Dalian warnte am Mittwoch vor einer grossen Gefahr für die Wasserqualität im Gelben Meer. Auslöser der Umweltkatastrophe war eine Pipeline-Explosion vor fünf Tagen.

Hunderte Boote nahmen an den Säuberungsaktionen teil. Dabei wurde ein 25-jähriger Feuerwehrmann getötet, als eine Welle ihn über Bord spülte. Strände in der Nähe von Dalian wurden geschlossen, als das erste Öl die Küste erreichte, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. (...)

Wie viel Öl genau austrat, war nicht bekannt. Das staatliche Fernsehen berichtete von einer Schätzung von 1500 Tonnen, was etwa 1,5 Millionen Liter entsprechen würde. Obwohl sich der Ölteppich weiter ausbreitete, erklärten die Behörden, es laufe kein Öl mehr ins Meer." (...)


bedrückende photos mit durchaus apokalyptischen stimmungen einmal mehr im
big picture auf boston.com.

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in den nächsten tagen weiteres zum thema öl sowie unseren verpfuschten ökologischen beziehungen überhaupt. es wird auch einiges zum golf nachzutragen sein - ich fürchte, die desinformationsmaschine arbeitet da gerade auf hochtouren...

Freitag, 2. Juli 2010

notiz: weiteres zum ölGAU im golf (und anderswo) [update 05.07.10]

wer sich darüber wundert, warum ich in einem thematischen blog wie diesem dem thema öl jetzt schon seit wochen derartig viel platz gebe, bekommt von mir zwei antworten: erstens steht für mich der umgang nicht nur mit der katastrophe im golf geradezu paradigmatisch für das sehr gestörte verhältnis zur (nichtmenschlichen) natur, welches die westlich geprägten industriellen gesellschaften (incl. denen, die diesem modell nacheifern) rund um den globus an den tag legen. wir verhalten uns überwiegend und kollektiv sehr destruktiv als teil der ökologischen beziehungsgeflechte, in denen wir untrennbar eingewoben sind - und das wird zum einen nicht folgenlos bleiben bzw. bleibt es jetzt schon nicht, zum anderen sehe ich viele verbindungen zu den psychophysischen zuständen, die hier im blog angesprochen werden. deutlicher wird das im kommenden vierten teil der assoziationen zum öligen menetekel werden, in denen es sowohl um die traumatischen folgen für direkt betroffene menschen am golf geht und es dazu einige anmerkungen zur mir bisher unbekannten sparte der ökologischen oder umweltpsychologie geben wird, die einige sehr interessante ansätze hat - u.a. den, menschliche wesen eben auch im größeren kontext - nämlich dem ökologischen - als beziehungswesen zu begreifen; als auch um den begriff verzicht, den ich in verschiedener art & weise ebenfalls vor dem hintergrund der heutigen psychophysischen strukturen bei vielen menschen betrachten möchte.

zweitens aber: die mediale berichterstattung ist eindeutig mangelhaft (für die usa gilt das eingeschränkt), und zwar primär deshalb, weil sie bis auf ausnahmen darauf verzichtet, das ganze drama in die nötigen kontexte zu setzen (ich hatte das früher mal sinngemäß als dissoziierende berichterstattung bezeichnet - geschehnisse aller art als isolierte zu betrachten und damit letztlich die realität zu verzerren). deshalb betrachte ich die blogform abermals als möglichkeit, wenn auch in sehr kleinem rahmen eine art ergänzung / korrektur dazu zu bieten.

und weil´s mir in den letzten beiden beiträgen der kleinen reihe innerhalb der assoziationen so gegangen ist, dass die info-updates jeweils mehr raum als gedacht in anspruch nahmen, trenne ich beides jetzt. im folgenden also ein weiterer kleiner überblick an eindeutig schlechten nachrichten - aber darüber beschweren Sie sich bitte nicht bei mir.

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zu den reinen bekannten fakten der inzwischen über zwei monate andauernden katastrophe im golf gibt es, was das austretende öl anbelangt, nichts grundsätzlich neues zu berichten - die genauen zahlen sind angeblich immer noch nicht ermittelbar, aber selbst die offiziellen schätzungen haben im verlauf der vergangenen wochen bekanntlich erschreckende dimensionen erreicht - gehen wir mal eher niedrig von 50. - 60.000 barrel pro tag aus. bp fängt davon einen kleinen teil auf und vetraut ansonsten auf die entlastungsbohrungen. wann diese fertig sein werden, und ob sie überhaupt das erwünschte ergebnis bringen - offene fragen. behinderungen der medialen berichterstattung, einsatz von dispersionsmitteln, keine klaren fakten hinsichtlich des massensterbens in der tierwelt - alles ist mit variationen auf dem gleichen stand, wie in früheren beiträgen dargestellt.

als neuer faktor mit der macht, die eh schon schlimme situation noch weiter zu verschlimmern, trat nun in dieser woche ins allgemeine bewusstsein, dass die saison der atlantischen tropischen (wirbel-)stürme begonnen hat, und zwar - das ist nicht nur meine persönliche meinung - mit einem regelrechten paukenschlag.


hurricane alex kurz vor seinem landfall an der kueste von nordmexico in der nacht zum ersten juli


ich habe, weil mich solche stürme persönlich faszinieren, die entwicklung von hurricane alex seit seinem stadium als
tropische depression in der westlichen karibik interessiert mitverfolgt. neben und auch wegen seiner schieren größe - noch als tropischer sturm und weit vor seinem eintritt in den golf war er mittels seiner bänder über drei meeren (karibik, ostpazifik, golf) incl. der mittelamerikanischen landmasse präsent, hatte relativ unbeschadet einen ersten landgang über die halbinsel von yucatan hinter sich gebracht und dabei - quasi im vorübergehen - dem (grössenmässig kleinen) hurricane darby auf dem ostpazifik vor mexico, der es bis zur kategorie drei brachte, das licht ausgeblasen (u.a. mittels massiver entziehung von feuchtigkeit) und sich später seine überreste "einverleibt" - hat sich alex als hurricane im golf dann über tage eher tückisch für die meisten meteorologischen prognosen verhalten, von denen viele der zeit bis zu seinem finalen landfall auch teilweise täglich hin- und hergeschwungen sind, was vermutliche stärke und den ort des landfalls anging.

alex hat (und macht es jetzt in mexico immer noch) neben seinen windspitzen von teils über 150 km/h gewaltige regenmengen produziert, die bereits in seiner prä-hurricane-phase in mittelamerika (und weitab von seinem zentrum) mehrere todesopfer gefordert haben - erdrutsche, schlammlawinen, reißende flüsse und sturmfluten an vielen küstenabschnitten pflastern seinen weg.

für mexico dürften die schäden immens sein; das wird sich vermutlich erst in einigen tagen im vollen ausmaß zeigen. und trotzdem hat die ganze golfregion diesmal noch eher glück im unglück gehabt - hätte alex eine andere richtung weiter nördlich eingeschlagen und dabei mehr zeit über dem offenen wasser verbracht, so hätte er vermutlich alle rekorde gebrochen (was er zum teil jetzt schon getan hat) und wäre vermutlich als echter "killersturm" in die annalen eigegangen. so frühe juni-hurricanes in einer solchen stärke sind vergleichsweise selten. alex hat am ende trotzden die ganze region tangiert, seine äußeren bänder mit starkwinden, gewittern und massiven regenfällen haben bis nach florida gereicht, im ganzen golf hat er starken wellengang produziert (was an den ölverschmutzten küsten für weiteren öligen nachschub sorgt) - aber er ist eben nicht direkt in die region der "deepwater horizon" gezogen. das hätte dort zu einer unterbrechung aller arbeiten von ca. zwei wochen geführt und in der zeit würde das öl völlig ungehindert auströmen. es braucht etliche tage vorlauf, um alle plattformen zu räumen und alle schiffe zurückzurufen; und hinterher ebenfalls einige tage, um wieder den betrieb zu starten. dieses damoklesschwert hängt ab jetzt bis anfang november über allen arbeiten im zusammenhang mit der ölpest.

rein meteorologisch wies alex einige eigenarten auf, die bei spezialisierten hurricaneforschern großes erstaunen erregt haben - nachzulesen (in englisch) bpsw.
hier. das ganze blog ist übrigens, wenn Sie sich für tropische stürme interessieren, sehr lesenswert. und der tenor nicht nur in den dortigen kommentaren ist überwiegend der, dass alex ein durchaus schlechtes omen in bezug auf die kommenden monate darstellt. wie ein hurricane direkt mit dem öl interagieren könnte bzw. welche folgen das womöglich hätte, ist in der entsprechenden linkliste am ende des blogbeitrags nachzulesen. für das basiswissen empfehle ich diese hurricane-faq von thomas sävert.

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das worst-case-szenario, welches ich neulich
hier am ende skizziert hatte, ist inzwischen auch im mainstream hierzulande angekommen:

(...) "Es war ein einziger Satz von Barack Obamas Chef-Krisenmanager Thad Allen bei einer Pressekonferenz. Eine Aussage, die eher beiläufig fiel – aber dennoch bei Experten die Alarmglocken schrillen ließ. „Niemand kennt den Zustand des Meeresbodens im Bereich des Bohrlochs über dem Ölfeld“, konstatierte der Küstenwachen-Admiral vergangene Woche. Allen, der im Regierungsauftrag tapfer Optimismus zu verbreiten sucht und glaubt, bis Ende August das weiter heftig sprudelnde Leck schließen zu können, gab damit erstmals einen Hinweis auf eine dramatische Entwicklung, die Experten der Energiebranche mittlerweile als GAU sehen: einen vollständigen Kollaps der Bohrung mitsamt des umliegenden Erdreichs – mit der Folge, dass dann der gesamte Inhalt des Ölreservoirs ungehindert austreten kann und technologisch keine Chance mehr besteht, diesen gewaltigen Ölfluss zu stoppen." (...)

dem "tagesspiegel" war dieses szenario gestern gleich zwei artikel plus einem etwas konfus anmutenden kommentar wert (der zweite artikel mit detaillierteren informationen ist
hier zu finden; darunter auch ein link zum kommentar). wenn ich es richtig überblicke, war das aber auch die einzige größere zeitung, die diese mögliche entwicklung halbwegs angemessen zum thema gemacht hat. das finde ich gleichzeitig überraschend und dann doch wieder nicht - die einflüsse, welche auf die mediale darstellung und bewertung der katastrophe wirken, dürften sehr vielfältig sein. andererseits ist mein eindruck der, dass dabei auch eine in breiten teilen desinteressierte öffentlichkeit eine rolle spielt - oder sollte ich eher schreiben, apathische und erschöpfte? wie dem auch sei: durchaus enttäuschend finde ich die faktische nichtpräsenz einer der wohl größten menschengemachten umweltkatastrophen unserer zeit in vielen anderen, sich als politisch und kritisch verstehenden, blogs. sicher, es gibt ausnahmen, aber insgesamt finde ich bei dieser geschichte, dass sich viele blogautorInnen nicht unbedingt groß vom meinungsmainstream unterscheiden. das deutet für mich eher auf die allgemeine unterschätzung des ganzen themas hin, auch und gerade in seiner dimension als menetekel, welches ich in den letzten wochen wiederholt darzustellen versucht habe.

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vielleicht ist aber auch bloß das erschrecken abschreckend, welches sich fast unweigerlich einstellt, wenn man sich mit dem thema öl und speziell den umständen seiner förderung näher beschäftigt - dazu war in den vergangenen beiträgen schon einiges zu lesen, und es ist frappierend, was zu all den nachrichten aus nigeria, ecuador, den kanadischen ölsandgebieten und dem golf noch an meldungen über größere und kleinere störfälle dazu kommt - ergänzend zu den bisherigen informationen wäre da einmal mehr die rätselhafte
ölverschmutzung im roten meer, bei der alles den eindruck macht, als ob hier eine massive repressive (des-)informationspolitik bei der arbeit zu besichtigen ist. ein tauchblog hat vor einigen tagen aus den erreichbaren informationen mal eine chronologie erstellt, anhand derer die ungereimtheiten, die sich aus der berichterstattung ergeben haben, ganz gut nachzuvollziehen sind.

dann kamen ende letzter woche vereinzelte meldungen über einen
störfall in venezuela, genauer im dortigen maracaibo-see (faktisch ein binnensee, auch wenn eine verbindung in die karibik existiert), der ein zentrum der venezuelanischen ölförderung darstellt:

(...) "Grund ist offenbar eine leckgeschlagene Pipeline, wie Ölminister Rafael Ramírez sagte. (...)

«Wenn jemand ein Fischernetz einholt, ist es voller Öl», sagte der 49-jährige Fischer Alfonso Moreno. Auch Vögel mit ölverschmiertem Gefieder wurden an der Ostküste des Sees angeschwemmt. Offizielle Zahlen zum Ausmass der Verschmutzung lagen nicht vor. Schätzungen gingen von einem etwa 100 Quadratkilometer grossen Ölteppich aus." (...)


diese geschichte macht für mich übrigens gleichzeitig deutlich, dass es in diesem bereich grundsätzlich keine wirklich qualitativen unterschiede macht, ob es nun private corporations oder aber staatliche konzerne sind, die das zeug aus dem boden holen. und das ist durchaus nicht unwichtig für weitere diskussionen.

als letztes beispiel für heute habe ich noch eine frappierende liste über störfälle im bereich der öl- und gasförderung in den letzten zweieinghalb jahren aus dem us-bundestaat
colorado, die einmal mehr deutlich macht, wie die tatsächliche realität bzw. normalität in diesem bereich aussieht:

(...) "Oil and gas companies have reported almost 1,000 spills to Colorado regulators over the past 2 1/2 years, totaling 5.2 million gallons of drilling liquids and oil.

They ranged from small oil leaks from half-closed valves to thousands of barrels of tainted water that escaped from pits." (...)


umgerechnet und geglättet ergibt die genannte zahl von us-gallonen ca. 19. 684.000 liter. sicher, da ist von abwässern über gas alles enthalten, was den ölfirmen bei der förderung so "abhanden kommt". nichtsdestotrotz ist diese zahl aus einem sehr begrenzten zeitraum in nur einem einzigen gebiet niederschmetternd und lässt erahnen, wie es global wirklich aussieht. peak oil hat vor diesem hintergrund durchaus sehr positive seiten.

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abteilung gerüchte: abschliessend möchte ich noch ein paar dinge aufgreifen, von denen besonders das us-amerikanische netz seit wochen immer mehr geprägt wird, und in denen ich z.t. auch, aber nicht nur, eine erwartbare reaktion auf die offensichtlichen lügen seitens bp und auch von teilen der us-administration sehe - es geht dabei einerseits um solch lächerlichen unsinn wie demjenigen, dass die "deep water horizon" von fanatischen umweltschützern versenkt worden sei, um die ölförderung und die ganze branche überhaupt zu diskreditieren. anfänglich entblödeten sich bezeichnenderweise relativ prominente angehörige der us-republikaner nicht, derartiges zeug in die welt zu setzen. mittlerweile ist auch die "infowars"-szene aktiv - die katastrophe und besonders die reaktion der us-regierung sei insgesamt gewollt, lies: mit absicht herbeigeführt worden, um wiedereinmal der NWO ("neue weltordnung" von bilderberg und co.) zum sieg zu verhelfen. dazu geistert aktuell noch ein nordkoreanisches u-boot durch einschlägige blogs, welches die plattform torpediert habe. zu all dem möchte ich nur einmal mehr auf den basisbeitrag
paranoia hinweisen, in dem auch meine haltung zu verschwörungen bzw. entsprechenden theorien insgesamt nachzulesen ist.

schwieriger fand ich es schon zu beurteilen, was es mit dem angeblichen (und durch ein aufsehenerregendes video bei yt scheinbar belegten)
ölregen in louisiana auf sich hat - inzwischen ist von verschiedensten wissenschaftlichen quellen dargestellt worden, dass es aufgrund der physikalischen, chemischen, meteorologischen und sonstigen gesetzmässigkeiten im wasserkreislauf sehr unwahrscheinlich ist, dass es einen regelrechten ölregen in der form wie im video zu sehen eigentlich nicht geben kann, ausnahmen könnten die wirkungen von hurricanes und tornados darstellen. ich habe dabei das "der" nicht ohne grund betont: es ist nämlich nach ebenfalls durchaus glaubwürdigen quellen absolut unbekannt, wie sich der massive einsatz von dispersionsmitteln bei dieser geschichte auswirken wird. klar ist, dass öl eigentlich nicht zusammen mit wasser in einer form verdunsten kann, die es schnurstracks in dsen wetterkreislauf bringt. klar ist aber auch, dass verschiedene und leicht flüchtige komponenten des öls durchaus verdunsten können, und die preisfrage ist nun, ob diese komponenten eventuell mitsamt dem dispersionsmittel ("corexit") doch irgendwie in den wasserkreislauf gelangen könnten. der vermutliche hoax auf yt ist dabei umso ärgerlicher, weil aktuell gerade im weiteren hinterland der golfküste tatsächlich ein beunruhigendes phänomen auftritt, welches - wenn ein zusammenhang bestehen sollte - dem golfdesaster eine zusätzliche sehr üble note verleihen würde:



kurz: es geht um pflanzen aller art - bäume, blumen, getreide - , die durch eine unbekannte ursache geschädigt werden und dem anschein nach symptome einer chemischen verbrennung aufweisen. diese symptome treten sowohl in privaten gärten als auch landwirtschaftlichen betrieben auf; sie betreffen flächen mit und ohne pestizideinsatz. es gibt in diesem zusammenhang ein weiteres
video aus georgia, welches eine frau in ihrem garten aufgenommen hat, in dem die pflanzen ähnliche schäden aufweisen wie im oben gezeigten bereich in missisippi. georgia grenzt an florida im süden und an alabama im westen und hat keine eigene küste am golf. ich gehe eigentlich davon aus, dass diese geschichte mittels einer überwachung / kontrolle des regenwassers im hinterland der küsten recht schnell geklärt werden sollte - betonung liegt hier wieder mal auf "eigentlich", denn sollte sich das tatsächlich als folge der katastrophe herausstellen, dann haben alle beteiligten - zuerst die bewohnerInnen, aber auch bp und die us-regierung - ein verdammt ernstes problem mehr am hals. dann müssen wir uns womöglich über ernste schäden in der landwirtschaft (= nahrungsmittelproduktion) und mögliche kontaminationen von boden und (trink-)wasserreservoirs unterhalten. und ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden letzteren oben genannten eine solche unterhaltung um fast jeden preis vermeiden wollen.

ich bin eher zufällig bei einer recherche dazu auch über einen artikel aus nigeria gestossen, der mich dazu veranlasst, die obigen beobachtungen aus den usa durchaus ernst zu nehmen -
hier wird darüber berichtet, dass es in nigeria in diesem jahr ein massives problem mit "acid rain" (der begriff ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit dem "sauren regen", den wir hierzulande kennen) gibt, welches auch dort bei allen möglichen pflanzen zu massiven schäden führt. der artikel nennt als einen vermutlichen hauptgrund:

(...) "The phenomena is said to be caused by pollution of the atmosphere by certain chemicals known as hydrocarbons, nitrogen oxides and sulphur dioxide which are released when fuels and other sources of hydrocarbons are burnt." (...)

wer sich die desolate lage in den dortigen ölfördergebieten betrachtet, mit massiver abfackelung von erdgas sowie immer wieder vorkommenden bränden von größeren und kleineren ölmengen im nigerdelta, könnte einige parallelen entdecken zu dem szenario, was sich seit zwei monaten auf dem golf betrachten lässt:

kontrollierte oelverbrennung im golf von mexico

es gab seit beginn dieser art der ölbekämpfung durch abbrand auch massive kritik daran - mit dem hauptargument der extremen giftigkeit des dabei produzierten rauches. und dieser rauch kann meines wissen sehr wohl ausgeregnet werden - ob das oben dokumentierte die möglichen folgen sind, werden wir hoffentlich bald wissen.

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edit am 05.07.: zusätzlich zu allem anderen gibt´s auch noch eine ordentliche dosis
arsen:

(...) "Natürlicherweise in einigen Mineralen und in Erdöl vorkommend, filtert das Sediment des Meeresbodens normalerweise das Arsen aus dem Meerwasser heraus. Doch wenn dieser Filter versagt oder der Zustrom des Arsens das natürliche Maß übersteigt, kann dies gleich an mehreren Stellen der marinen Nahrungskette fatale Konsequenzen nach sich ziehen. So stört es den Photosyntheseprozess von Meeresalgen und erhöht das Vorkommen schädlicher Mutationen bei Pflanzen und Tieren. (...)

„Wir können bisher nicht genau messen, wie viel Arsen im Golf momentan vorhanden ist, weil der Ölaustritt noch anhält“, erklärt Mark Sephton, Professor für Geo- und Ingenieurswissenschaften am Imperial College. „Die wirkliche Gefahr liegt jedoch in der Fähigkeit des Arsens, sich anzureichern. Das bedeutet, dass jede folgende Ölpest die Konzentrationen dieses Gifts im Meerwasser erhöht. Unsere Studie erinnert daran, dass Öllecks eine giftige Zeitbombe erschaffen können, die die Struktur der marinen Ökosysteme bedroht.“

Und dies gilt nicht nur für den Golf von Mexiko, wie die Wissenschaftler betonen, sondern durchaus auch für andere Meeresregionen: „Tausende Gallonen Öl werden jedes Jahr durch Ölunfälle, Offshore-Bohrungen und Routinemaßnahmen an Bohrinseln ins Meer entlassen, das bedeutet, dass an vielen Orten das Risiko steigender Arsenkonzentrationen besteht“, erklärt Wimolporn Wainipee. „Sie könnten langfristig das Leben von Wasserorganismen, Pflanzen und auch Menschen bedrohen, die für ihr Überleben vom Ozean abhängig sind.“


interessante vorstellung, dass eigentlich die gesamte westliche technoindustrielle zivilisation auf purem gift basiert. anders lässt sich erdöl eigentlich nicht bezeichnen. ich frage mich ja auch die ganze zeit, ob irgendjemand dort mal auf die idee kommt, die
radioaktivität im meer zu messen?

*

zu den weiter oben angesprochenen mysteriösen schäden an pflanzen in diversen hinterlandregionen der golfküste gibt´s aktuell nichts wirklich neues, jedenfalls nichts, was mir bekannt wäre. nachzutragen ist vielleicht, dass die ersten derartigen schäden bereits anfang juni registriert wurden. und ebenfalls gibt es mittlerweile berichte aus den usa selbst, dass neben den genannten bundesstaaten mississippi und georgia auch texas, alabama, florida und louisiana betroffen sein sollen. das werde ich in nächster zeit weiterverfolgen.

Dienstag, 22. Juni 2010

notiz: ölstörfall auch im roten meer, ausmaße unklar [update]

ich wollte heute eigentlich - ab dienstag beginnen immer meine lohnarbeitstage - gar nichts schreiben, aber nach einem kurzen blick auf die aktuellen nachrichten bleibt nichts anderes übrig. schauplatz eines weiteren störfalls des ölzeitalters ist diesmal die küste von ägypten am roten meer, und die informationsbrocken, die offenbar erst seit ein paar stunden bekannt werden, lassen nichts gutes erwarten:

(...) "Offenbar besteht das Leck an einer Bohrplattform bereits seit mehreren Tagen. Während die Regierung betont, alles unter Kontrolle zu haben, fürchten Umweltschützer um das Leben unter und am Wasser des Roten Meers.

Ein ägyptischer Regierungssprecher erklärte, die Menge des ausgetretenen Öls sei "begrenzt", nannte aber keine Einzelheiten. Der Ölteppich sei in der vergangenen Woche entdeckt worden und inzwischen weitgehend eingedämmt. Die Verunreinigungen an den Stränden seien inzwischen beseitigt.

Eine Bedrohung für das angrenzende Naturschutzgebiet am Roten Meer bleibe allerdings bestehen, erklärte Amr Ali, der Geschäftsführer der unabhängigen Umweltschutzinitiative Hepca (Hurghada Environmental Protection and Conservation Agency), die die Verschmutzung öffentlich gemacht hatte. Auch seien an fünf Stellen Korallenriffe beschädigt worden.Der Biologe Ahmed El Drubi, ebenfalls Hepca-Mitglied erklärte, er habe Informationen, dass aus dem Leck wieder Öl fließe, nachdem es vorübergehend geschlossen werden konnte." (...)


nach dem, was weiteren berichten zu entnehmen ist, sind hier - analog zum golf - ebenfalls ökologisch sehr sensible zonen bedroht; gleichfalls sind bereits verölte tiere gefunden worden. bezeichnend und erbärmlich ist die faktische nachrichtensperre seit einer woche - in ägypten eine angelegenheit, die voll und ganz in staatlicher verantwortung liegt. die staatliche umweltschutz-agentur...

(...) "... habe außerdem bis heute den Urheber der Verschmutzung nicht benannt, obwohl das Öl bereits seit längerem ausfloss. Auch habe keine der im Roten Meer tätigen Ölfirmen von sich aus die Verantwortung übernommen.

Aus Kreisen der betroffenen Ölfirma verlautete, der Ölteppich habe die Küste auf einer Länge von 160 Kilometern verschmutzt. Ein Leck auf einer Bohrplattform nördlich von Hurghada soll die Ölpest verursacht haben." (...)


welche firma, wieviel barrel ausgelaufen, in welcher tiefe ist das leck (oder sind´s mehrere ?), welche meeres- und küstenzonen konkret betroffen, ist der ausfluß gestoppt? alles fragen, die aktuell nicht beantwortet sind und teils medial noch nicht mal gestellt werden. 160 kilometer betroffener küste sind wahrlich kein pappenstiel. und die öffentlichen erklärungen klingen verdammt ähnlich denen, die in den allerersten tagen des golf-desasters zu vernehmen waren. bleibt aktuell nur die hoffnung, dass sich damit die analogien auch erschöpfen.

an den tiefsten stellen kann dieses meer übrigens bis 3000 meter reichen.

nachtrag: die
huffpost zitiert anonyme quellen, wonach es sich bei dem leck ebenfalls um einen störfall unter einer off-shore-plattform handelt, allerdings ohne angaben zur tiefe.

*

edit am 24.06.: wie schon unten im kommentar skizziert, ist die
informationsblockade mehr als auffällig, aber für die ägyptische regierung wohl durchaus bezeichnend:

(...) "Allerdings ist bislang weder bekannt, wie viel Öl ausgelaufen ist, noch ist bisher der Schuldige benannt. Man untersuche, wo die Quelle für die Verschmutzung liege, heißt es aus dem Ölministerium. Außerdem seien 90 Prozent des Ölteppichs bereits entfernt, sagt dessen Sprecher. Die Umweltschützer selbst gehen nicht mehr ans Telefon. Auf der Webseite der Hepca, der "Hurghada Environmental Protection and Conservation Association", also jener Umweltorganisation, die Anfang der Woche Alarm geschlagen hatte, findet sich ein letzter Eintrag vom Mittwoch. Darin werden die Bemühungen, die Strände zu säubern, als äußerst effektiv gelobt. Das Leck sei seit Donnerstag letzter Woche geflickt. Weiter heißt es dann aber kurioserweise, man warte immer noch auf eine Erklärung der staatlichen Institutionen, die die Identität der Ölplattform offenlegt, "aus der offensichtlich Öl ausgeflossen ist". (...)

Genau darin könnte der Grund für die staatliche Zurückhaltung liegen. Das Gros der Bohrungen im Golf von Suez wird von staatlichen ägyptischen Firmen durchgeführt. Hier müsste sich der Staat selbst anzeigen." (...)


das plötzliche "verstummen" der umweltorganisation, die das ereignis überhaupt erst publik gemacht hat, ist ein bedenkliches zeichen. das im artikel erwähnte video müsste das hier sein:



das das öl im wasser tatsächlich um eine förderplattform herum sichtbar ist, lässt sich auch als indiz dafür werten, dass eine weitere "offizielle"
meldung seitens der regierung mit höchster skepsis zu lesen ist:

"Ein Ölteppich, der letzte Woche Küstenabschnitte des beliebten ägyptischen Badeortes Hurghada verschmutzte, soll von einem Öltanker verursacht worden sein. Zu diesem Schluss gelangte eine Expertise des ägyptischen Erdölministeriums, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur MENA am Donnerstag in Kairo.

Es sei wahrscheinlich, dass die Verunreinigung nicht von einer lecken Ölplattform in Roten Meer stamme, sondern von einem Tanker, der bei der Reinigung auf hoher See Ölrückstände verloren hat, hieß es in dem Untersuchungsbericht." (...)


warum nur werde ich vor dem hintergrund der bisherigen, teils widersprüchlichen meldungen, der offiziellen nichtinformationspolitik sowie der sichtbaren interessenlage in diesem fall beim anblick der obigen meldung das gefühl nicht los, dass es sich hier um glatte desinformation handelt ? weder staaten noch konzernen ist in solchen angelegenheiten über den weg zu trauen, erst recht nicht, wenn ein bekannt repressiver staat beides quasi unter einem dach vereinigt. wir werden sehen, was in der nächsten zeit noch bekannt wird.

Freitag, 18. Juni 2010

notiz: sind pestizide für das "aufmerksamkeitsdefizit(hyperaktivitäts-)syndrom" mitverantwortlich ?

"das toxische chemikalien natürlich auch psychische bzw. neurologische effekte auslösen können, ist zwar seit langem bekannt, wird aber kaum jemals berücksichtigt."

*

so beschrieb ich mal vor ein paar jahren das problem mit den realistisch betrachtet sich völlig ausser kontrolle befindenden kontaminierungen der gesamten menschlichen und sonstigen lebenswelt mit immer neuen chemischen stoffen, von denen meistens niemand auch nur den hauch einer ahnung davon hat, wie sie sich mittel- und langfristig in den ökologischen beziehungsgeflechten auswirken werden. der satz kam mir bei ansicht einer meldung in den sinn, die es hierzulande vor ein paar wochen kaum wirklich zu größerer medialer aufmerksamkeit gebracht hat -
Studie findet Zusammenhang zwischen Pestiziden und Hyperaktivität; als zusammenfassende quelle nutze ich dafür mir das bisher unbekannte blog des "chemical sensitivity network", welches ich nach einigem drüber- und querlesen so interessant fand, dass ich es gleich mal mit in die blogroll gepackt habe.

und darum geht es:

(...) "Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten und Kanada fanden heraus, dass Jugendliche mit hohen Pestizidrückständen im Urin, vor allem solche von weit verbreiteten Insektiziden wie Malathion, eine höhere Wahrscheinlichkeit für ADHS aufwiesen – die Verhaltensstörung, die sich in der Schule und im sozialem Leben oft störend auswirkt.

Kinder mit einer über dem Durchschnitt liegenden Pestizidbelastung für den Marker eines einzigen Schädlingsbekämpfungsmittels , hatten fast doppelt so häufig die Diagnose ADHS erhalten, wie Kinder, die keine Spuren des Giftes in ihrem Körper zeigten.

“Ich denke, dass ist recht signifikant. Eine Verdoppelung ist eine starke Auswirkung,“ sagte Maryse F. Bouchard, eine Wissenschaftlerin der University of Montreal in Quebec und Leiterin der Studie, die am 17. Mai 2010 im medizinischen Fachjournal Pediatrics veröffentlicht wurde." (...)


"malathion" gehört zur gruppe der sog. organophosphatpestizide und ist in d-land, österreich und der schweiz nicht für den einsatz als "pflanzenschutzmittel" zugelassen, in den usa und anderen ländern aber schon. dazu wird es auch medizinisch zur behandlung von kopfläusen und krätze eingesetzt - hierzulande wurde das entsprechende mittel aber wohl 2006 vom markt genommen, während es in anderen europäischen staaten weiter in gleicher funktion anwendung findet, trotz hinweisen auf zunehmende resistenzen seitens der läuse (zusammenfassung aus dem gleichnamigen wikiartikel zum thema).

es gibt ja nicht nur bei der "ad(h)s"-diagnose weiterhin das problem, ob es sich beim diagnostischen modell nun primär um ein konstrukt handelt, welches dazu dient, als störend wahrgenommenes / interpretiertes verhalten v.a. bei kindern in klassischer art & weise (und unter kräftiger mithilfe der pharmaindustrie) zu pathologisieren oder ob hier tatsächlich eine - mitunter etwas diffuse, was aber eigentlich bei allen psychiatrischen diagnosemodellen sozusagen in der natur der sache liegt - relevante störung psychophysischer prozesse vorliegt, mit nachweisbaren veränderungen in gehirn und nervensystem(-en). für beide perspektiven gibt es meines wissen nachvollziehbare argumente, aber ich lasse mich da auch gerne korrigieren. womöglich können auch beide sichtweisen gleichzeitig gelten, aber das ist ein anderes thema.

unabhängig davon ist es durchaus eine dringende angelegenheit, die pathogenen einflüsse von pestiziden und chemischen substanzen überhaupt auf lebende organismen verschärft unter die lupe zu nehmen:

(...) "Pestizide wirken auf das Nervensystem ein, erläuterte Bouchard, die Organophosphatpestizide studierte, welche etwa 70 Prozent des Einsatzes von Pestiziden in den USA ausmachen. Sie wirken durch den Eingriff in das Nervensystem von Insekten, aber eine ähnliche Wirkung haben sie auch bei Säugetieren, einschließlich des Menschen. Die meisten Menschen in den USA haben Rückstände der Produkte in ihrem Urin." (...)

die interessante frage in diesem speziellen zusammenhang lautet natürlich so: würde sich das ergebnis auch bei europäischen kindern so finden lassen? das wäre dann aus meiner sicht tatsächlich ein belastbares und beweiskräftiges indiz für die in der frage der überschrift vorhandene these. bis dahin lässt sich durchaus den empfehlungen des csn-blogs für eltern betroffener kinder zustimmen - einfach versuchen, zumindest die bekannten hochpestizidbelasteten früchte und gemüse nicht mehr aus "konventioneller" erzeugung zu beziehen, auch wenn sie dann seltener auf den tisch kommen. aber eigentlich ist das eine empfehlung, die sich grundsätzlich für alle von vorteil erweisen würde - unabhängig von ad(h)s.

Dienstag, 15. Juni 2010

notiz: südafrika - massive soziale kämpfe deuten sich im schatten der wm an

in den letzten krisennews vor einiger zeit wurde die möglichkeit für eine sehr überraschende variante der aktuellen fussball-wm ja schon kurz skizziert. und inzwischen zeichnet sich ab, dass zumindest teile der südafrikanischen gewerkschaften wie auch eine grössere zahl von arbeiterInnen die möglichkeiten nutzen, die sich ihnen durch die derzeitige aufmerksamkeit einer weltöffentlichkeit sowie die eben dadurch erzeugte prekäre lage der regierung auf diversen ebenen gerade bieten.

begonnen haben die teils massiven auseinandersetzungen mit einem
streik von stadion-ordnern bzw. "stewards" am sonntag nach dem spiel d-land vs. australien in durban:

(...) "In der Nacht zuvor hatte es nach dem 4:0 der deutschen Mannschaft gegen Australien in Durban Auseinandersetzungen gegeben, die von der Polizei mit aller Härte beendet wurden. Die Sicherheitsbediensteten hatten vor dem Stadion gegen eine Kürzung ihrer Löhne demonstriert.

Die Polizei setzte Tränengas ein, eine Frau wurde Augenzeugenberichten zufolge von einem Gummigeschoss getroffen. Sie soll über eine Stunde lang vor dem Stadion gelegen haben, bevor eine Ambulanz sie in eine Klinik brachte." (...)


und dort scheinen die proteste zumindest kurzfristig durchaus etwas bewirkt zu haben:
Ordner nach Krawallen in Durban ausbezahlt.

an anderen spielorten ist das nicht der fall, und so wird offensichtlich auch in durban
weitergestreikt:

(...) "Der Protest breitet sich rasant aus: Die Stadion-Stewards setzten am Dienstag ihre Streiks in Durban und Kapstadt fort, zudem legten sie auch in Johannesburg ihre Arbeit nieder. Daher entwarfen die WM-Veranstalter bereits für die Partie am Abend zwischen Rekordmeister Brasilien und Nordkorea im Ellis Park einen Notplan. Sie betrauten die Polizei mit den Aufgaben der privaten Ordnungshüter.

"Unsere Priorität besteht darin, gemäß unseres Auftrages die Sicherheit des Turniers zu garantieren", teilte Südafrikas Polizeichef Bheki Cele mit. 1000 Polizisten wurden für das Spiel am Dienstagabend kurzfristig zum Ellis-Park-Stadion in Johannesburg beordert. Auch in Durban, Kapstadt und Port Elizabeth sollen ab sofort die staatlichen Ordnungshüter in und um die Stadien den Sicherheitsdienst übernehmen." (...)


wie zu erwarten und dem bericht zu entnehmen, hält sich die FIFA bisher aus allem heraus und weist alle probleme den südafrikanischen institutionen zu - mal sehen, ob sich diese linie der völligen ignoranz gegenüber der sozialen realität für diesen überflüssigen verband weiter durchhalten lässt. denn die situation direkt in den stadien ist keinesfalls der einzige brennpunkt; auch in anderen bereichen lässt sich die nötige infrastruktur einer wm leicht lahmlegen:

(...) "Der Steward-Streik ist die gravierendste arbeitsrechtliche Auseinandersetzung. In den Hintergrund gedrängt wurde dadurch ein Protest von Busfahrern in Johannesburg, der am Montag zu Behinderungen nach dem Spiel Niederlande gegen Dänemark führte. Auch dafür wollten Fifa und OK keine Verantwortung übernehmen und verwiesen an die kommunalen Behörden, die den öffentlichen Transport koordinieren. Mittlerweile fahren die Busse wieder regelmäßig, aber ein anderer Streit könnte für neues Ungemach sorgen.

Die Angestellten des Energieversorgers Eskom drohen mit Streik, da die Firmenleitung trotz Millionenbonuszahlungen für die Führungskräfte in den Tarifverhandlungen weit unter den Forderungen der Arbeitnehmer bleibt. Ein partieller Stromausfall würde angesichts vieler Elektroheizungen auch in Unterkünften zahlreicher WM-Fans bei den herrschenden Wintertemperaturen wenig Fußball-Fieber verbreiten." (...)


vielleicht müssen die übertragenden fernsehsender demnächst mal ihr motto überarbeiten:

"fussball-weltmeisterschaft soziale kämpfe? bei uns sitzen Sie in der ersten reihe!"

*

edit: sehr empfehlen möchte ich dazu eine materialsammlung beim labournet:
"Verkaufen, verjagen, verbieten, kontrollieren: Der FIFA-Staat ist ein Notstandsregime".

und das ist nicht übertrieben:

(...) "Über 40 Gruppierungen quer durchs Land hatten für den 10. Juni 2010 zu einer Protestdemonstration für ein besseres Erziehungswesen aufgerufen - um von der Polizei mitgeteilt zu bekommen, dass diese Demonstration nicht erlaubt werde: Keine Demonstration werde während des ganzen Monats Juni bis zum 15. Juli 2010 in ganz Südafrika erlaubt werden. In einer Pressemitteilung vom 27. Mai 2010 (bei amandla) protestieren diese Organisationen gegen das Verbot: "Civil Society Organisations Condemn Ban on March For Quality Education" unter anderem mit dem bescheidenen Hinweis darauf, dass es für dieses Verbot in ganz Südafrika keinerlei gesetzliche Grundlage gäbe... Die Erziehungsdemonstration kann jetzt doch stattfinden, die Verbote etwa für das Johannesburger Antiprivatisierungsforum aber bleiben bestehen." (...)

persönlich bin ich bei all diesen widerwärtigkeiten nur froh, dass mich dieser milliardenschwere event trotz grundsätzlichem fussballinteresses so desinteressiert findet wie noch niemals zuvor. und zu den sonstigen aspekten einer wm sowie des profifussballs im allgemeinen verweise ich einfach auf den beitrag, den ich zum thema vor vier jahren geschrieben hatte:
"Wir brauchen einen Rausch". der titel trifft´s heute fast noch besser als damals, und es müssen eigentlich nur bestimmte länder- und spielernamen ausgetauscht werden - dann passen auch die inhalte wie angegossen.

Freitag, 4. Juni 2010

notiz: "One of the many ugly faces of capitalism"

so schreibt es einer der user im kommentarstrang zur neuesten bilderserie von boston.com. und ja, es sind üble, deprimierende und unglaublich wuterzeugende photos. die nichtsdestotrotz überall hin gehören. wer da unberührt bleibt, stellt sich selbst ein beredtes zeugnis aus...

vielleicht sollte aber der kommentar noch ergänzt werden - SO sieht die ölbasierte westliche hochtechnologie-zivilisation am ende aus.

*

ps: der zweite teil der assoziationen um ölGAU kommt in den nächsten tagen.

Sonntag, 30. Mai 2010

notiz: la lena

momentan steht´s bei "google news" so: lena fast 4500 meldungen, ölGAU 450. soviel zu den öffentlich medialen prioritäten.

*

und ansonsten fühle ich mich tatsächlich genötigt, nochmals ein paar zeilen zu schreiben - auch, wenn ich meinen
persönlichen eindrücken von vor ein paar wochen betreffend den menschen lena m-l eigentlich grundsätzlich nix hinzufügen kann - diese eindrücke haben sich bis jetzt nicht groß geändert. klar ist sie "professioneller" geworden, was den umgang mit und die existenz in der großen verwertungsmaschine angeht. andererseits spricht zb. die verweigerung gegenüber solchen instanzen wie "bild" u.a. eben auch weiter dafür, dass sie sich über nötige grenzziehungen im klaren ist. ich hätte ihr, wenn ich diesbezgl. einen wunsch freigehabt hätte, tatsächlich nicht den gewinn dieses eurovisionsdingens gewünscht - und sie wäre damit meinem eindruck nach selbst bestens klargekommen.

aber nun ist es halt so gelaufen, und da bleibt dann nur noch zu sagen:

- die öffentlichen diskussionen, wie sie (nicht nur) bspw.
hier entbrannt sind, zeugen in eigentlich jeder hinsicht von einem bedenklich zerrütteten gesamtzustand der - ähem, "lieben landsleute". schwere wahrnehmungsstörungen (es geht hier um oberflächliche popkultur, die bestenfalls mal ein paar stunden entspannung und [gute] unterhaltung bieten kann - nichts anderes ist ihre aufgabe; und ein gar nicht so überzeugendes und textlich ziemlich ätzendes lied konnte sich primär wegen der interpretin durchsetzen; kein grund, einerseits gleich den untergang "des abendlandes" mittels "kultureller unterwanderung" oder gar "degeneration" und andererseits das wiederaufflammen des dritten reichs zu beschwören, herrjeh!) - und projektionen aller art plus offensichtlich unbearbeitete generationenkonflikte wecken in mir die wunschvorstellung, das ganze land mit einer hohen mauer zu umschliessen und ganz groß "geschlossene abteilung" dranzuschreiben.

- das ranschmeissen und andockenwollen an lenas aura von leuten wie wulff, merkel u.a. ist erbärmlich, wenn auch nicht anders zu erwarten gewesen.

- betreff nationalismus: wenn lena diesbezgl. irgendwelche tendenzen verkörpern sollte, dann solche, die nicht mehr bruchlos kompatibel sind mit dem "alten" klassischen nationalismus - ich fand´s sehr lustig, dass sie gestern grundsätzlich ihre botschaften "in die heimat" auf englisch durchgegeben hat. touché!

- /zyn-mode/: vor inzwischen fast 100 jahren hat sich germany in der innereuropäischen konkurrenz noch mittels der
dicken bertha beteiligt - darüber von "wir sind papst" zu "wir sind lena" zu kommen, ist hierzulande vielleicht tatsächlich schon das höchste der gefühle... /zyn-mode off/

*

da es gerade draussen so schön trist vor sich hin regnet, zum schluß noch ein (leider nur) auschnitt von "caterpillar in the rain" aus lenas album "my cassette player" - ich find das einfach schön.


Lena - Caterpillar in the rain - Snippet .mp3
Found at bee mp3 search engine

Mittwoch, 26. Mai 2010

notiz: der superGAU im golf - weitere updates

bevor ich im zweiten teil der assoziationen zum menetekel auch auf die bisherigen - und sehr lesenswerten, danke schon mal an alle bisher beteiligten - kommentare eingehe, will ich das blog einmal mehr als ergänzung und erweiterung des medialen mainstreams nutzen. es kommen täglich inzwischen derart viele informationen zusammen, dass es kaum möglich ist, noch einen wie auch immer gearteten überblick zu behalten. das, was für mich inzwischen deutlich wird, ist bereits absolut trostlos - wir haben es mit einer von ihren dimensionen her kaum zu fassenden ökologischen katastrophe zu tun. die älteren beiträge direkt zum golf-desaster sind hier, hier und hier zu finden.

*

heute will bp also einen neuen versuch unternehmen, den ölaustritt zu stoppen - die "top kill" genannte methode, mittels hohem druck enorme mengen an schlamm auf das "leck" (das dieser begriff langsam auch mal hinterfragt werden sollte, liegt daran, dass die damit verbundenen assoziationen verharmlosend sind - ein leck ist im vergleich zum sprudelnden und hervorschießenden unglück im meer eine gemütlich vor sich hin tropfende sache) aufzubringen, es derart zu schließen und später mit zement endgültig zu versiegeln, ist angeblich eine bewährte methode bei ähnlichen unfällen in flachen gewässern - in der tiefsee gibt es damit bisher keinerlei erfahrungen, und ebenfalls räumt bp die möglichkeit ein, dass sich das leck schlimmstenfalls nicht nur nicht schließen lässt, sondern durch den angewandten enormen druck während der aktion sogar vergrößern könnte. im ganz allgemeinen interesse bleibt nur zu hoffen, dass der heutige versuch gelingt - auch, wenn das die schon angerichteten schäden nicht aus der welt schaffen kann. aber jeder weitere tag lässt die zerstörung mehr ausser kontrolle geraten (ist sie zwar jetzt schon, aber jeder weitere liter öl ist im hinblick auf die unkalkulierbaren langzeitfolgen sowie die ausbreitung mittels meeresströmungen und die von tag zu tag ansteigende wahrscheinlichkeit für das auftreten eines hurricanes (es ist bisher einfach unbekannt, wie ein derartiger sturm real mit so einer menge öl interagieren würde) in der region absolut zuviel.

*

aktuelle nachrichten aus den usa in den letzten stunden sprechen davon - u.a. bei nbc - , dass das betroffene feld derart viel öl enthält, dass es - sinngemäß - "noch unserer ganzes restliches leben lang" (auf welchen maßstab sich das bezieht, bleibt allerdings unklar) weitersprudeln könne. es müssen ja zumindest schätzungen über das volumen des betroffenen feldes vorhanden sein, die die grundlage für diese aussage bilden müssten. wer darüber mehr sagen kann - bitte melden!

*

thema dispersionsmittel: der verdacht wabert ja schon seit einiger zeit herum, dass es bp beim massiven einsatz des mittels primär darum geht, das aus konzernsicht schlimmste pr-desaster in form von bildern verölter traumstränden sowie massenhaft verölten tieren zu verhindern - und darum dieser einsatz in bisher unbekannten dimensionen stattfindet. unter der meeresoberfläche kann halt kaum jemand genau schauen - dieser ansatz ging auch solange auf, bis - mit etlicher verspätung - eines der großen mainstreammedien in den usa, nämlich der fernsehsender abc, gestern in seiner show "good morning america" erstmals eigene taucher in den golf geschickt hat, darunter u.a. den enkel des - den älteren vielleicht noch bekannten - meeresforschers jacques costeau, philippe. was sie unter wasser zu sehen bekamen, zeigt das folgende video:



die wolken aus öl und dispersionsmittel bestehen aus vielen kleinen aufgespaltenen öltröpfchen, an denen auch jeweils, wenn ich alles richtig verstanden habe, das mittel hängt. diese wolken treiben einerseits in unbekannter anzahl im meer; andererseits scheinen sie teilweise auch bis zum grund zu sinken. aus den augen, aus den sinn - für die (meisten) menschen. keineswegs aber für pflanzen und tiere. die folgen ? im bericht kommt ganz zum schluß die aussage, dass diese wolken für alle, die sich wissenschaftlich und technisch mit ölbekämpfung in den meeren befassen, ein völlig neues phänomen darstellen. und es ist schlicht und einfach unbekannt, was dieser mix aus öl und den dispersionschemikalien für folgen in den und für die ökosysteme hat. da findet vor unseren augen neben allem anderen also auch eine art chemischer großversuch statt.

*

überhaupt scheint die mediale berichterstattung in den usa, die lange zeit in den letzten fünf wochen sehr gleichgültig gegenüber dem gau war, mit der ankunft von relevanten (im sinne von wahrnehmbar) ölmengen an den küsten langsam auf touren zu kommen. mittlerweile sind über 100 km küste - strände und marschland - betroffen, und wie das in den betrofffenen gebieten dann ausschaut, spottet jeder beschreibung. die - handwerklich eindrucksvollsten, inhaltlich niederschmetterndsten - photos hat einmal mehr
the big picture auf boston.com zu bieten. in ihrer aufwühlenden kraft würde ich sie persönlich gleichsetzen mit photos aus kriegsgebieten, oder auch aus den toten zonen rund um tschernobyl. besonders tierfreundInnen seien gewarnt - mich haben die bilder unglaublich wütend gemacht und gleichzeitig totale deprimiertheit hervorgerufen. und wenn ich mir die hunderte von kommentaren betrachte, geht das vielen anderen ähnlich. das sind jedenfalls genau die bilder, die bp um jeden preis vermeiden wollte - und gerade deshalb sollten sie so breit wie möglich bekannt werden.

*

kleine reportage zur situation der küstenbevölkerung in den betroffenen us-staaten:
"Jeden Tag haben sie gesagt, macht euch keine Sorgen"

*

in dem zusammenhang kommen auch immer mehr nachrichten über ernste medizinische symptome bei denjenigen, die auf see und an den stränden direkten und längeren kontakt sowohl mit dem öl als auch den dispersionschemikalien haben - von kopfschmerzen über diverse atem- und lungenbeschwerden bis hin zu zuständen der benommenheit reicht das spektrum - dazu ebenfalls ein (englischsprachiges) video:



*

ich hoffe, irgendwann werden einmal ausführliche dokumentationen dieser geschichte vorliegen - zuviel geht womöglich gerade unter, von den korrupten zuständen in den aufsichtsbehörden angefangen über die lobbyarbeit von bp bis hin zu den diversen unterlassungen, die vermutlich zum unfall führten - von den reaktionen seitens des konzerns, aber auch der us-regierung, erst gar nicht zu reden. übrigens: das die ganze geschichte bezgl. letzterer auch ein krasses lehrstück dafür ist, wieviel reale macht die formale repräsentanz der "mächtigsten nation" der welt gegenüber einem der größten transnationalen konzerne tatsächlich besitzt, ist nochmal ein ganz eigenes thema.

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