lesen-sehen-hören

Donnerstag, 11. März 2010

veranstaltungstipp: "Psychosoziale Destruktion im Neoliberalismus" am 13.03. in düsseldorf

leider erst sehr kurz vor dem termin erreichte mich heute eine mail mit dem hinweis auf eine veranstaltung der rosa-luxemburg-stiftung in düsseldorf, die unter dem obigen motto steht - ich werde die aus diversen gründen nicht besuchen können, aber vielleicht gibt es ja leserInnen, die sich kurz entschlossen für einen informativen samstag entscheiden - hier ein paar details:

"Die Konferenz hat zum Ziel, den Zusammenhang von Kapitalismus im Allgemeinen und Neoliberalismus im Besonderen und die daraus folgenden psychosozial destruktiven Auswirkungen zu beleuchten. Das Expertenwissen von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen, von Betroffenen sowie sozialverantwortlich Tätigen soll in drei Podiumsdiskussionen hierzu genutzt werden. (...)

Die eintägige wissenschaftlich-politische Konferenz thematisiert die Mechanismen psychosozialer Destruktion im Neoliberalismus und versucht, Zusammenhänge zwischen aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen und biopsychischen Funktionen Betroffener herzustellen, von dem psychischen Erleben und Befinden über Restriktionen der Handlungsfähigkeit bis hin zu basalen neurobiologischen Funktionen und Strukturen.

Es sollen im Kreise von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen (Psychologie, Philosophie, Sprachwissenschaften, Neurobiologie, Psychiatrie Erfahrene, Hartz IV-Betroffene, Sozialverbände, Politik) biopsychische Veränderungsprozesse unter den gegebenen Herrschaftsbedingungen kritisch diskutiert und Möglichkeiten des Widerstandes und der Entwicklung von Gegenstrategien aufgezeigt werden."(...)


die drei podien befassen sich mit folgenden inhalten:
  • "Psychosoziale Destruktion im Neoliberalismus: die Dialektik von Subjekt und Objekt im biopsychischen Produktionsprozess
    Ansatz der Kritischen Psychologie; wie Herrschaftssprache und Herrschaftsdenken in unsere Köpfe kommen
  • Psychosoziale Stressoren und Psychotrauma aus klinischer und neurobiologischer Perspektive
  • Möglichkeiten des Widerstandes: die Rolle von Sozialverbänden, Betroffenenorganisationen und Politik"
aus meiner perspektive überfällige fragestellungen; und sehr begrüßenswert, dass sich endlich "professionell" mit psychotraumatologie beschäftigte aus den bereichen psychiatrie, psychologie und auch der (relationalen) psychoanalyse an öffentlich-politischen diskussionen aus ihrer perspektive beteiligen - es gibt eigentlich keine relevanten gesellschaftlichen krisen- und konfliktbereiche, die ohne bezug auf unsere psychophysische struktur auch nur ansatzweise wirklich verständlich sind.

im ersten podium sitzt übrigens ein vertreter der relationalen psychoanalyse und mitautor des buches
"solidarisch mensch werden", welches sich ausführlich mit den fragestellungen der veranstaltung beschäftigt.

alle angaben zu ort und zeiten sind im ersten link oben enthalten - ja, und die veranstaltung ist kostenfrei.

Donnerstag, 25. Februar 2010

plastic planet

da ich hier seit beginn des bloggens auch immer wieder gerne besonders dokumentarfilme vorstelle, die ich thematisch spannend und gut gemacht finde, sei hier jetzt ein weiterer kandidat benannt: plastic planet...



... vom...

... "Regisseur Werner Boote, dessen Großvater selbst Geschäftsführer eines Unternehmens war, in dem Plastik produziert wurde, will mehr wissen über den Stoff, der unser Leben so sehr prägt. Werner Boote begibt sich auf die Suche nach Antworten. Auf verschiedenen Stationen auf der ganzen Welt spricht er mit Industriellen, Wissenschaftlern und Betroffenen über die Faszination und Gefahren von Plastik."

manchen
kritikern missfällt offensichtlich die formale art & weise der filmischen umsetzung des themas - aber gerade wg. der bedeutung des letzteren bin zumindest ich persönlich bereit, bei einer guten faktenvermittlung auch über eventuelle schwächen der regie und übertriebene selbstdarstellung des regisseurs hinwegzusehen. vielleicht exemplarisch für die oben verlinkte kritik, aber auch für meine anschliessenden worte, mag der folgende ausschnitt stehen:



tatsache ist einfach, dass überwältigend viele kunststoffverbindungen hinsichtlich ihrer möglichen chemischen interaktionen mit belebter & unbelebter welt im wahrsten sinne des wortes blinde flecken darstellen - teilweise weiß kein mensch, wie sich diese stoffe auf dauer innerhalb der biosphäre verhalten werden. und das, was jetzt schon sichtbar ist - bspw. der sog.
pazifische plastikstrudel, der - welche überraschung - auch im atlantik mindestens ein gegenstück besitzt, machen gleichfalls wie ein blick in die eigene wohnung deutlich, dass plastik aufgrund seiner allgegenwart ein produkt darstellt, welches bisher in einer breiteren diskussion seltsam unterbelichtet ist. das zumindest könnte der film ein kleines stückchen verändern.

btw: plastik ist ohne erdöl undenkbar; und deswegen ist es nicht nur in sachlicher hinsicht begründet, sich beim nachdenken über plastik auch über
peak oil und seine konsequenzen gedanken zu machen. das mögliche ende des plastikzeitalters würde ich persönlich keinesfalls zu den schlimmeren zählen.

"plastic planet" läuft heute bundesweit in diversen kinos an.

Mittwoch, 3. Februar 2010

seh-tipps: von banken und hochstaplern

so, es geht mir den umständen entsprechend einigermaßen - auch, wenn ich fast unmittelbar im anschluß an die unfreiwillige bettruhe bis ende letzter woche von einer erkältung niedergestreckt wurde, und jetzt gerade schniefend ein paar blicke ins netz geworfen habe - was die stimmung nun keinesfalls hebt. aber da ich mich "zwangsweise" in den letzten tagen mal ausgiebig den tv-angeboten gewidmet habe, ist das netz im vergleich trotz aller macken immer noch ein hort an realistischer information, gerade was gesellschaftliche prozesse aller art angeht.

manchmal schaffen es solche infofragmente allerdings auch auf die mattscheibe, und so will ich erstens auf die gestern abend - ziemlich spät - gelaufene dokumentation
Die Zockerbank hinweisen, die sich mit der und den geschichte(n) rund um die "hsh-nordbank" beschäftigt:

"Unser Geld in die Welt" hätte der Leitsatz der HSH Nordbank sein können. Ob US-Immobilien, Finanzderivate oder riskante Schiffsfinanzierungen: Die Banker aus dem Norden waren überall dabei. Das Ergebnis: Ende 2008 hätte die HSH Nordbank eigentlich schließen können. Millionenverluste und Milliardenkapitalspritzen von den Eigentümern, den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein. Summen so hoch wie die Landeshaushalte." (...)

wirklich informativ, und die bankster sind (nicht nur in diesem fall) real genauso abgefuckt, wie es die billigsten klischees wissen wollen. den film gibt´s in voller länge auf der verlinkten seite zu sehen.

*

ob es nur ein zufall ist, dass genau eine woche später, also am nächsten dienstag ab 23.40 h, im gleichen programm die dokumentation
Die Hochstapler zu sehen ist ?

"Der Film zeigt, wie der Wunsch bei einem Menschen entsteht, Hochstapler zu werden und - wie gering der Unterschied zwischen den so genannten Erfolgsmenschen und Hochstaplern ist."

aus der im letzten teilsatz benannten wahrnehmung werden bis heute keinerlei relevante konsequenzen gezogen. und u.a. die gründe dafür sollen in der nächsten zeit hier vermehrt thema werden.

ich hatte den film übrigens in der vergangenheit
hier schon vorgestellt.

Sonntag, 29. November 2009

peak oil in ton und bild

ergänzend zu den bisherigen blogbeiträgen zum thema möchte ich auf zwei mediale produktionen hinweisen, die meiner meinung gut und einfach nachvollziehbar die probleme im gefolge von peak oil und das phänomen selbst darstellen. einmal wäre da ein achtminütiger vortrag von der seite regionalentwicklung.de - "was bedeutet peak oil ?"




zum anderen gab es vor ein paar wochen im dritten fernsehprogramm des ndr die dokumentation vom ende des öls zu sehen, die gerade aufgrund ihrer dargestellten regionalen bezüge das thema sehr anschaulich werden lässt:

"Noch laufen die Ölpumpen im Takt, auch auf norddeutschen Feldern. Aber längst fördern sie viel mehr Wasser als Erdöl. Ist das der Beginn einer neuen Ölkrise?

Wie verzweifelt müssen die Konzerne sein, solche alten, erschöpften Vorkommen bis zum Anschlag auszubeuten? "Bis zum letzten Tropfen" ist eine spannende Spurensuche, die auf den Ölfeldern im Emsland und im Wattenmeer und auf der Bohrinsel Mittelplate in Schleswig-Holstein beginnt und bis nach Saudi-Arabien führt.

Dort haben die NDR Autoren Matthias Sdun und Jürgen Webermann unter anderem auf dem abgelegensten Ölfeld der Welt gedreht: Shaybah, in einem lebensfeindlichen Wüstenmeer gelegen, 400 Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt. Dass Saudi-Arabien hier mit größtem Aufwand Öl fördert, ist für viele Experten ein Akt der Verzweiflung: Seit 40 Jahren haben die Saudis kein großes Vorkommen mehr entdeckt. Der Ölgigant im Mittleren Osten wankt.

Die Welt hat bislang jedenfalls keine Alternative zum Öl. Sie ist abhängig wie ein Junkie von seiner Droge. 90 Prozent aller hergestellten Produkte basieren direkt oder indirekt auf dem Rohstoff. Und so liefert der Film verblüffende Erkenntnisse: Bei VW in Wolfsburg rechnen die Forscher damit, dass wir künftig mehr Fahrrad fahren müssen. Und ein niedersächsischer Landwirt befürchtet gigantische Engpässe in der Nahrungsmittelproduktion, sollte nicht mehr genug Öl für alle da sein. Seine Kernbotschaft: Wir müssen endlich aufwachen, um das Schlimmste zu verhindern! Denn die Zeit, uns auf die Ölkrise einzustellen, wird langsam knapp."


der film ist inzwischen - ich hoffe, für länger - in der
mediathek des ndr zu sehen.

Dienstag, 17. November 2009

themenabend "burn out - schuften bis zum umfallen" - heute ab 21.00 uhr...

...bei arte:

(...) "Der Themenabend wird der Frage nachgehen, welche Auswirkungen die zunehmende Ökonomisierung der Arbeit auf den Einzelnen hat, welche Maßnahmen Menschen ergreifen, um dem wachsenden Druck gerecht zu werden und welche Alternativen und Zukunftsperspektiven es gibt."

könnte ganz interessant werden; ich werd´s leider aus diversen gründen nicht sehen können und hoffe darauf, dass mindestens ein beitrag später irgendwo im netz, u.a. auch bei arte direkt, zu finden sein wird. zum ein- oder nachlesen empfehle ich ein paar passende beiträge aus der vergangenheit, bspw.
hier und hier.

Dienstag, 16. Juni 2009

veranstaltungshinweis: symposium und vorträge "kriegstraumata", am samstag, 20.06.2009 in bremen

das kann eine spannende geschichte werden, ich übernehme mal den ankündigungstext aus dem terminkalender vom "kulturemsemble am klinikum bremen-ost":

Haus im Park
Sa 20.6. 14.00 - 18.00 Uhr
Symposium und Vorträge
Kriegstraumata

Kriegstraumata - Maschinengewehre hinter der Front Disziplinierung statt Heilung? Die Psychiatrie im Ersten Weltkrieg, Maria Hermes MA

Kriegstraumata und Faschismus
Zur Genese von Hitlers Vernichtungsantisemitismus, Prof. Dr. Gerhard Vinnai

Traumata: Wenn der Einsatz nicht mehr endet
Posttraumatische Belastungsstörungen in Folge internationaler Missionen der Bundeswehr in Kriegs- und Krisengebieten, Dr. Karl-Heinz Biesold

Moderation: Alfred L. Lorenz
Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung „Was damals Recht war …“
In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Georg-Elser-Initiative
Eintritt 5,- /2,50


hier ist noch eine
skizze der örtlichkeiten einsehbar. und stattfinden tut das ganze im rahmen einer veranstaltungsreihe als begleitung einer ausstellung, die primär von der georg-elser-initiative zum thema "soldaten und zivilisten vor gerichten der wehrmacht" initialisiert wurde - den entsprechenden flyer für die bremer veranstaltungen gibt´s als pdf hier.

*

ich werde aller wahrscheinlichkeit als zuhörer dabeisein und würde bei entsprechendem interesse versuchen, nach der veranstaltung meine eindrücke hier aufzuschreiben. das erste thema der militärpsychiatrie im wk1 trägt vermutlich nicht zufällig als titel denselbigen des berühmten
buches von riedesser und verderber, wobei ich hoffe, dass der vortrag sich nicht auf eine reine wiedergabe der zentralen thesen dort beschränkt. den vortrag von gerhard vinnai habe ich vermutlich vor ein paar jahren auf einer anderen trauma-veranstaltung schon mal gehört, fand ihn aber schon damals aus gründen sehr inspirierend, die ich später in einem kommentar zu einem anderen thema so beschrieben hatte:

(...)"ich war vor ein paar jahren mal auf einem kleinen kongreß zum thema trauma und geschichte, bei dem u.a. gerhard vinnai einen vortrag zu den kriegszitterern gehalten hat und dabei auch einen alternativen erklärungsansatz zu den von theweleit ebenfalls ja ausführlich analysierten schlamm-, sumpf-, und ähnlichen metaphern vorgestellt hat, die sich in der zwischenkriegsliteratur der soldatischen männer ja zur genüge finden. er begründete diese auffällige sprachwelt mit den vielen phasen des stellungskrieges, die mit teils sehr langem ausharren in verschlammten gräben und sumpfigen gelände verbunden waren, unterbrochen von teils heftigen feuerüberfällen, in denen die truppen zur passivität verdammt waren (genau aus solchen situationen stammen wahrscheinlich tatsächlich viele symptome der als solche wahrgenommenen traumatisierten soldaten; ich habe während meiner beruflichen tätigkeit u.a. auch einblick in die krankenakten eines damaligen armeelazarettes - eine umfunktionierte psychiatrische "heil- und pflegeanstalt" - nehmen können, und da war genau diese situation immer wieder thema).

kurz: er hielt es für wahrscheinlich, dass es sich bei den hartnäckigen metaphern quasi um den ausdruck unverarbeiteter traumatischer erinnerungen handelt. und ergänzend zu theweleits ansatz finde ich das nicht unwahrscheinlich."(...)


aber nicht nur für theweleit-leserInnen dürfte das thema spannend sein.

und als letztes: der name karl-heinz biesold ist hier im blog
nicht unbekannt, zumal es sich bei ihm um den derzeitigen "traumaspezialisten nr.1" in den reihen der bundeswehr handeln dürfte. vor diesem hintergrund bin ich nicht nur auf den vortrag gespannt, sondern mir kommen bereits jetzt schon eine ganze menge fragen in den sinn, die ich so jemandem schon immer stellen wollte - vor allem in die richtung, aus welchen gründen sich eigentlich eine kriegführende armee um "ihre" traumatisierten soldaten bemüht - reine wiederherstellung der dienst- und funktionstauglichkeit? oder auch ängste, dass diese soldaten im späteren zivilleben plötzlich irgendwann "austicken"? wie geht ein militärpsychiater überhaupt mit dem zentralen widerspruch um, innerhalb einer institution tätig zu sein, bei der die erzeugung von traumata sozusagen direkt zu den aufgaben gehört?

wenn sich von den leserInnen jemand auch für den besuch der tagung entscheiden sollte: ich wäre durchaus für ein treffen dort offen und würde Sie in diesem fall bei vorhandenem interesse darum bitten, mir unter der
kontaktaddresse kurz bescheid zu geben.

Sonntag, 7. Juni 2009

die krisenkaskade in bildern...

...mit schwerpunkt auf die ursachen und folgen von diversen rohstoff-peaks sowie die ökologische krise zeigen zwei filme, die beide geeignet sind, zwar den sonntagnachmittag zu versauen, dafür aber eine fülle an bildern liefern, die sehr lange nachklingen. einmal wäre da das medial gehypte "homeprojekt", welches ich mir heute mit einiger skepsis - u.a. wg. der sponsoren - angeschaut habe, aber jetzt doch empfehlen kann, eben v.a. wegen seiner teils koyaanisqatsi-artigen bilder, die nach ca. 25 minuten aufgrund des auftretens unserer spezies einen immer deprimierenden touch annehmen. über die "lösungen" am ende lässt sich mit recht streiten, aber insgesamt zeigt der film den realistischen ist-zustand der biosphäre auf. und das sollte inzwischen pflichtwissen sein. "home" ist noch bis zum 14.06. hier zu sehen; deutsche untertitel lassen sich nach start des films im menü rechts unten einblenden.

*

die "zukunft der erde"...



...ist in neun teilen ebenfalls beim beliebten videoportal zu sehen, und behandelt zwangsläufig ähnliche themen wie "home", ist aber inhaltlich meiner meinung nach etwas gehaltvoller, weil u.a. die verkettung der diversen krisen recht gut nachvollziehbar wird. dazu gibt´s im siebten oder achten teil interviews zur menschlichen krisenwahrnehmung, die sich mit unserer kollektiven und schwer problematischen verdrängung befassen. hervorheben möchte ich auch den vierten teil mit einer indischen boulevard- und klatschmoderatorin, die mittels ihrer aussagen das thema der flucht in virtuelle und illusionäre (alp-)traumwelten gut verdeutlicht. zu den weiteren teilen:
zwei , drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht und neun.

Samstag, 18. April 2009

themenabend "psychopathen" bei arte - der tv-tipp für sonntag, 19.04. [update]

passend nicht nur zum beitrag über simulierte welten und soziopathen, sondern auch zu vielen anderen hier im blog, bringt arte morgen eine art themenabend zur psychopathie, für die ich weiterhin lieber den passenderen (und unbelasteteren) begriff soziopathie bevorzuge:

"Sie missachten gesellschaftliche Regeln und Erwartungen ohne Schuldgefühl und Reue, kennen kein Gewissen, enttäuschen und verletzen ihre Mitmenschen. Dabei wirken sie auf den ersten Blick äußerst charmant und einnehmend. Die Rede ist von Psychopathen, die ein böses Spiel mit ihrer Umgebung treiben, ohne gleich kriminell oder sadistisch zu sein. Der Themenabend spürt den Grenzen zwischen krank und gesund nach und beschreibt die subtile Bedrohung, die von Psychopathen ausgeht."(...)

und der abend beginnt zunächst mit einem
alten bekannten, nämlich dem talentierten mr. ripley - wenn die verfilmung, die ich noch nicht kenne, gleichfalls so überzeugend wie das buch von patricia highsmith sein sollte, ist das ein passender einstieg. wobei ich die ankündigung der nachfolgenden dokumentation noch interessanter finde:

(...)"Filmemacher Ian Walker hat Sam Vaknin begleitet, einen Menschen, der von sich selbst behauptet "größenwahnsinnig, abstoßend, widersprüchlich, skrupellos, unberechenbar und unzuverlässig" zu sein. Im Gegensatz zu den meisten Psychopathen möchte Vaknin seinem Wesen auf die Spur kommen und wissen, warum er sich nur für sich selbst interessiert und bereit ist, sowohl sich als auch andere zu verletzen oder gar zu zerstören.

"Ich bin ein Psychopath", behauptet Sam Vaknin von sich selbst. Aber ein schlechter Mensch ist er in seinen Augen nicht. Es interessiert ihn bloß nichts - außer es geht um ihn selbst. Er hat wie viele Psychopathen mit Charme und großer Manipulationskraft einige Menschenleben aus dem Gleis geworfen. Und er hat die Extreme einer sozial überaus unverträglichen Existenz durchlebt, die erfolgreichen Seiten und die Abgründe des zerstörerischen Wesens am eigenen Körper erfahren sowie seine Mitmenschen erfahren lassen.

Doch im Gegensatz zu vielen seiner Wesensgenossen will Sam Vaknin Sicherheit über seine Diagnose von Wissenschaftlerseite. Wurde er wirklich ohne Gewissen geboren? Der australische Dokumentarfilmer Ian Walker begleitet Sam Vaknin und seine stets leidende, aber immer loyale Ehefrau Lidija bei der Suche nach der Antwort. Die Reise führt tief hinein in das Denken und Fühlen eines Psychopathen."(...)


das dürfte nicht nur ein tipp für alle allgemein an den menschlichen möglichkeiten interessierten sein, sondern speziell für alle, die wissen möchten, wie relevante teile unserer gesellschaftlichen "eliten" so ticken. und wer über aufzeichnungsmöglichkeiten verfügt, sollte diese speziell bei der doku laufen lassen. ich bin jedenfalls sehr gespannt und finde es erfreulich, dass das thema derart endlich mal eine größere öffentlichkeit erfährt.

*

edit am 20.04.: der film von ian walker hat zumindest für mich im goßen und ganzen das gehalten, was die ankündigung versprochen hat - die rücksichtlosigkeit (die in solchen fällen gerne mit "aufrichtigkeit" verwechselt wird) und dreistigkeit des sam vaknin wurde an vielen entscheidenden punkten aufschlußreich eingefangen; ebenfalls die elementare lieblosigkeit, mit der vaknin die sog. "beziehung" führt - seine charakterisierung der frau als u.a. "weißes blatt papier" (welches er dann beschreibt), macht seine selbst- und fremdwahrnehmung bzw. besser die defekte in dieser mehr als deutlich. interessant auch seine anfängliche selbststilisierung als narzisst (mit der er im übrigen durch sein buch noch geld verdient), die erst im laufe der im film dokumentierten psychiatrisch-neurologischen untersuchungen widerlegt wird - er ist tatsächlich ein klinischer soziopath, was die erste begutachtende psychologin und v.a. der psychoanalytiker an der zweiten station nicht bestätigen wollten, was vermutlich größtenteils mit an den denk- und diagnosemodellen liegt, die beide angewendet haben. walker hat aber primär durch den einsatz seiner versteckten kamera auch deutlich gemacht, dass eigentlich erst der alltägliche umgang mit soziopathen die ganze destruktive wirkung solcher leute deutlich macht; und dementsprechend überhaupt erst dann der entsprechende diagnostische verdacht aufkommen kann. neu war für mich immerhin die relative sicherheit bei der diagnosestellung, die sich durch den kombinierten einsatz von hirnscans und testverfahren wie dem von robert hare ergibt - das (anscheinend) sehr selbstsichere auftreten, der durchaus vorhandene (wenn auch meist verletzende witz) in kombination mit der als-ob-aufrichtigkeit und der rätselhaften wirkung des soziopathischen "charmes" machen es tatsächlich sehr schwer, hinter dieser maske die extrem kranke und krankmachende persönlichkeitsstruktur zu erkennen. da dürfte dann viel von dem gelten, was im ersten teil des eingangs verlinkten blogbeitrags zu als-ob-persönlichkeiten an zitaten von j.e. mertz zu der von ihm so genannten "psychoallergischen reaktion" zu lesen ist - die zeichen der eigenen wahrnehmung im umgang mit soziopathen bleiben meist so subtil, dass sich das "normale" gegenüber dann eher in irritationen und ausufernder selbstreflexion verliert, was dann für den soziopathen bei seinem treiben erleichternd wirkt.

beklemmend das verzweifelte klammern der ehefrau an ihrem konstruierten bild des "geliebten", welches auch durch die bestätigte diagnose nicht gestoppt werden kann. noch beklemmender aber die darstellung dessen, wie soziopathen anhand körperlicher bewegungsmuster opferpersönlichkeiten identifizieren können.

die bezüge zum öffentlichen leben, v.a. der rolle von soziopathen in der ökonomie, waren zwar vorhanden, wurden aber meiner meinung nach zu beiläufig abgehandelt. dabei ist einer entscheidenden frage nach dem sehen dieser doku eigentlich überhaupt nicht mehr auszuweichen: wie viele solcher leute sind in führungspositionen in politik, wirtschaft und militär unterwegs? wenn man sich das treiben in diesen bereichen so betrachtet, kann die antwort nur niederschmetternd sein.

und auch zu einer alten streifrage hier im blog möchte ich noch was sagen: oberflächlich weist vaknin sicher zunächst überhaupt keine züge auf, die irgendwie als autistisch verstanden werden könnten. wenn man als zentrales und definitorisches merkmal von autismus jedoch weitgehende bis totale störungen der beziehungsfähigkeiten ansieht, ist er in meiner wahrnehmung ein gutes beispiel für strukturellen und simulationsfähigen autismus, wie er eben von mertz beschrieben wird.

die dokumentation wird bei arte zweimal in den nächsten tagen wiederholt: am 24.04. um 9.55 h morgens, und am 27.04. um 03.00 h morgens.

Montag, 6. April 2009

gift, gene und mafiöse strukturen

auch, wenn ich damit vermutlich eulen nach athen trage und der film hoffentlich schon von vielen wahrgenommen worden ist - ich habe ihn erst gestern zum ersten male gesehen:



und diese dokumentation gehört gerade in zeiten wie diesen sozusagen zum pflichtprogramm für alle, die sich mit den inhalten und funktionsweisen des kapitalismus auch und gerade in seinen "normalen" phasen näher beschäftigen wollen oder müssen. aus einer
rezension:

(...)"Der beeindruckend direkte Film steigt ein mit einem Produkt, dass Monsanto 1974 auf den Markt brachte, dem Unkrautvernichtungsmittel "Roundup". Jahre später produzierte der Konzern dann die "Roundup-Ready-Sojabohne", die genetisch so verändert wurde, dass sie resistent gegen das Totalherbizid ist. Entgegen der Werbung von Monsanto gilt "Roundup" allerdings nicht als "biologisch abbaubar", sondern als hochgiftig und krebsfördernd. Um das Herbizid und die Genpflanzen auf dem Markt zu halten, unterdrückte Monsanto Gutachten, erpresste unabhängige Wissenschaftler, erwirkte ihre Entlassung (zum Beispiel aus der US-Food-and-Drug-Administration und aus Forschungsinstituten weltweit) und hievte umgekehrt Monsanto-Mitarbeiter in die Kontrollbehörden.(...)

Im Film folgt sodann das dioxinhaltige Unkrautvernichtungsmittel "2,4,5-T", das ein Hauptbestandteil von Agent Orange war. Die Amerikaner hatten 80 Millionen Liter davon über Vietnam versprüht, um den Dschungel, in dem der Vietkong hockte, zu entlauben und den Bauern die Reisfelder zu vernichten. Sie mussten daraufhin in die Städte abwandern, was US-Soziologen als "nachgeholte Urbanisierung" begrüßten. Noch 1985 hatte der US-Wissenschaftler Alwin Young auf einem Kongress in Bayreuth erklärt: "Der Dioxin-Einsatz hat niemandem geschadet!" Aber seitdem verklagen neben den Vietnamesen, die verkrüppelte Kinder zur Welt brachten, auch viele krank gewordene US-Vietnam-Veteranen Monsanto.

Um nicht zahlen zu müssen, ließ der Konzern die Untersuchungsberichte manipulieren. Auch den US-Sojaanbauern spielte der Konzern übel mit: Wie einer im Film es ausdrückte, "verbreitet Monsanto Angst und Schrecken unter den Farmern". Da es sich bei den Genpflanzen um patentiertes Saatgut - eine Art Kopierschutz - handelt, dürfen die Bauern nichts von der Ernte zurückbehalten, um es im nächsten Jahr auszusäen. Rüde werden sie von Monsanto deswegen mit Prozessen überzogen. Um ihre Felder zu kontrollieren, hat Monsanto sogar eigens eine "Gen-Polizei" geschaffen.

"Sie wollen alles Saatgut kontrollieren und machen alle Lebensmittel zu ihrem Eigentum", sagt ein Bauer im Film.(...)


und letzteres ist etwas, was es - wie so vieles anderes auch - unbedingt zu verhindern gilt. "monsanto" ist ein klassisches beispiel für die nur noch als schwerkriminell zu bezeichnenden verwüstungsfeldzüge der transnationalen konzerne unter protektion entsprechend korrupter regierungen. mehr zu den machenschaften des konzerns und dem fälligen widerstand
hier und hier.

Samstag, 31. Januar 2009

elitäre sprechblasen auf geniale art & weise restlos kenntlich gemacht

da ich mich mal wieder mitten in der nacht ziemlich wach fühle und momentan ein blick auf die einschlägigen newsseiten regelmäßig für eine unangenehme mischung aus wut und ratlosigkeit sorgt, hatte ich gerade das dringende bedürfnis nach einem grundsätzlichen stimmungswechsel. und das brachte mir nach kurzer zeit einen der besten humoristen des 20. jahrhunderts ins gedächtnis - vicco v. bülow alias loriot, als dessen markantestes kennzeichen bei seiner arbeit immer noch das dominiert, was beim vergleich die heutige mediale humorindustrie ebenfalls in ihrem wesen bloßstellt: auch wenn er jemanden in unnachahmlicher weise als unendlichen dummkopf herausgearbeitet hat, so war das doch in keinem sketch, an den ich mich erinnern kann, irgendwie verletzend. und das finde ich schlicht und einfach immer noch das erstaunlichste, neben der ganz eigenen qualität des humors natürlich.

letzterer kommt hier im blog schlicht zu kurz, aber bei den themen hier habe ich auch meistens mit ganz anderen gefühlen zu tun, bei denen mir oft genug jedes lachen vergeht. vermutlich aber gerade deswegen haben mir die folgenden jahrzehntealten beiträge zunächst ein breites grinsen aufs gesicht gezaubert, dem ein befreiendes lachen folgte. und wie hieß noch die halbvergessene parole damals?

"ein lachen wird es sein, das sie besiegt!"

nun denn, hier die perlen in form einiger der brillantesten politischen und ökonomischen äusserungen, die jemals zu hören waren.









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