notiz: occupy - fragmente und ergänzungen [update am 26.10.]

zuerst sei einmal mehr auf mrs. mop verwiesen, die heute eine sehr schöne antwort auf all das genöle und gejaule geschrieben hat, was sich nicht nur in vielen blogs derzeit abspielt.

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eine weitere
einschätzung speziell von occupy frankfurt, die in teilen gute gedanken enthält und vor allem für solidarische kritik stehen kann.

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es gibt ein ganz informatives
blog von occupy berlin.

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für morgen gibt es mittlerweile neben etlichen "unorganisierten" aufrufen via twitter/facebook auch welche von attac und dem dgb (*stöhn*). das lässt sich momentan nicht vermeiden, aber vermeiden lassen sollte sich eine entwicklung, in der sich speziell der dgb an die spitze setzt. es dürfte an der basis durchaus etliche leute geben, mit denen sich das gespräch lohnt, aber was die funktionäre betrifft, so muss ich wohl nicht weiter begründen, warum da hopfen und malz verloren ist. eine
terminübersicht für morgen.

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rück- und überblicke: das labournet mit einer kommentierten
linksammlung zur entwicklung von occupy speziell in den usa sowie eine interessante sammlung zum 15. oktober in diversen ländern, darunter frankreich, australien, neuseeland, südafrika und chile.

apropos
chile:

"Als die Polizisten den Mann an Händen und Füßen in den vergitterten Bus zerren, hebt wütender Gesang unter den Demonstranten an. "Pinochets Erziehung wird fallen", singen sie wieder und wieder. Die zornige Zeile auf den früheren Diktatoren ist altbekannt, dennoch zeigen die chilenischen Proteste für freie Bildung in dieser Woche in Santiago ein neues Gesicht. Denn die Menschenmenge, die sich den Polizisten vor dem chilenischen Präsidentenpalast La Moneda in den Weg stellt, besteht nicht aus Jugendlichen. Stattdessen singen Herren in dunklen Anzügen Parolen gegen das Regime, grauhaarige Protestler in Lederschuhen schwenken Fahnen mit Schriftzügen wie "Bildung ist ein Grundrecht!". Ein untersetzter Brillenträger im gelben Freizeithemd rangelt mit den Polizisten, eine Mittvierzigerin im grauen Sommerkleid ruft kreischend um Hilfe. (...)

Die Forderungen der Jugendlichen finden in der chilenischen Gesellschaft zahlreiche Befürworter. Das zeigt sich nicht nur bei den Straßenprotesten in Santiago, sondern auch in nüchternen Zahlen. In einer groß angelegten Umfrage sprachen sich jüngst knapp 90 Prozent der Teilnehmer für ein gebührenfreies Bildungssystem aus, die Kernforderung der Studenten. Über eine Million Chilenen hatten sich an der Abstimmung beteiligt." (...)


und auch da geht´s teils militant zur sache, ohne dass das sofort eine breite entsolidarisierung mit sich bringen würde.

nachzutragen bleibt zum 15. oktober auch, dass zwar die ca. zweihunderttausend in rom eine beeindruckende zahl darstellen, aber das europäische land mit der größten
massenmobilisierung einmal mehr spanien gewesen ist:

(...) "Zentren des Protestes gegen die Banken und die Neoliberale Politik in Spanien waren Madrid mit einer halben Million Indignados rund um die Puerta del Sol und Barcelona mit geschätzten 60 000 Demonstrationsteilnehmern. In Sevilla versammelten sich 40 000, in Zaragoza 30 000 und in Palma 10 000. Insgesamt wurde in 70 spanischen Städten demonstriert." (...)

die 60.000 in barcelona sind dabei die polizeiliche schätzung, andere gehen dort von bis zu 150.000 demonstrantInnen aus.

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aus den usa gibt es vom letzten samstag vom times square - schätzungen gehen dort von 40. bis 50.000 demonstrantInnen aus - in new york ein video, welches mich über die woche immer wieder beschäftigte, weil sich anhand der ganzen szene etliches über die usa bzw. das selbstverständnis vieler menschen dort lernen lässt:




wir sehen und hören den (ex-)sergeant shamar thomas vom us-marinecorps, der sinngemäß den cops u.a. folgendes zu sagen hat: "Das ist keine Kriegszone" "Das sind unbewaffnete Leute, es ist nicht mutig diese Leute zu verletzen" "Warum verletzt ihr US-Staatsbuerger?" "Wenn ihr kämpfen wollt, geht nach Irak und Afghanistan" "Wie könnt ihr nachts schlafen?" "Wenn ihr jemand umbringen wollt, geht nach Irak!"

das sorgte in den usa für einigen wirbel, und zwar nicht nur in der medialen öffentlichkeit. es gab in der folge nicht nur vereinzelt zb. solche
statements zu lesen:

“talking to my friends and family who are vets form "nam" to iraq and Afghanista­n. we're discussing­, what going on... im im pretty sure that the military will fire on the police before their own people just like what happened in egypt.. the police were beating people then the military showed up.. cept the military is made up of mostly under 30 year olds (just like here) and they would not fire on their friends and community. and that whole "i was just following orders" thing isnt going to work for the cops just like it didnt for the germans after ww2..

"no honor in beating unarmed civilians" get ready to see a whole lot more soldiers in these protest.. this isnt the freedom they signed up to defend.”


ich denke, dass das auch für leserInnen mit rudimentären englisch-kenntnissen einigermaßen verständlich sein sollte.

jenseits der tatsache, dass die us-army von ihrer struktur tatsächlich mehrheitlich ein sammelbecken für - nun ja, prekär lebende us-bewohnerInnen darstellt, die in ihren funktionen dann mithelfen, diese prekären verhältnisse zu verteidigen, staune ich immer wieder über die zutage tretenden unterschiede in der "mentalität" zwischen den usa und europa. nicht zuletzt diese unterschiede lassen mich in der beurteilung der us-proteste zurückhaltend sein, denn es ist schlicht nicht möglich, hiesige erfahrungen und lehren eins zu eins zu übersetzen - die soziale matrix in den usa sieht in vielen teilen extrem anders aus als hier.

wer ein paar stunden zeit hat, kann sich auf den inzwischen sehr umfangreichen
sonderseiten der"huffington post" über unzählige berichte und kommentare selbst ein aktuelles bild zur situation in den usa machen. lesetipp!

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edit am 26.10.: weil´s gerade so zum obigen passt - ich frage mich, was mr. thomas wohl zu den szenen aus oakland in kalifornien letzte nacht zu sagen hat? "this is not a war zone..." wirklich nicht?




nach einer - wenn man nach vielen videos und berichten geht - ziemlich massiven und aggressiven räumung des dortigen occupy-camps eskalierte die situation in den abendstunden danach - verhaftungen, tränengas und nicht zuletzt einige verletzte durch gummigeschosse passen ganz gut zu den szenarien, die sich gerade quer durch die usa entwicklen - ich habe längst den überblick darüber verloren, in wie vielen städten es jeden tag neuen stress zwischen occupy-leuten und den cops gibt. einiges lässt sich wie gesagt bei den oben verlinkten seiten der huffpost nachlesen, die auch bilder von den erwähnten verletzten haben - nichts für sensible seelen. oakland war aber jetzt ein erster trauriger höhepunkt, und die bilder gehen landesweit durch die usa und werden einerseits die dortige gesellschaftliche polarisierung verstärken, andererseits und damit zusammenhängend vermutlich auch weitere leute ins nachdenken über die innere verfassung des "land of the free, home of the brave" bringen.

ansonsten bleibt bei der vielzahl an ähnlichen bildern rund um den planeten nur anzumerken, dass die prügelschergen des systems wirklich überall gleich scheisse rüberkommen.

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zur diskussion unten: ich verfolge das mit interesse, bin aber durch lohnarbeitszwänge gerade nicht in der lage, mich dabei groß einzumischen. allerdings bin ich mittlerweile beim hiesigen ableger von "echte demokratie jetzt" aktiv, und werde versuchen, am wochenende mal ein paar erste nähere innenansichten aus meiner perspektive zu liefern, die durchaus auch als antworten auf etliches in den kommentaren verstanden werden könnten. eins schon vorweg: ich bin nicht euphorisch, war aber vom ersten längeren plenum, an dem ich teilnahm, durchaus angenehm überrascht. aber mehr wie gesagt zum wochenende.
spinne (Gast) - 21. Okt, 16:38

zu frau mop u. occupy hab ich grade meinen senflink beim feyninn hinterlassen, weil da auch so ne diskussion losging, von wegen intelligenzia versus occupy "prolls"

das der post nicht wirklich lang ist, kopier ich ihn dir einfach mal rein.

Yep. Mrs Mop hat nen Hals. Absolut nachvollziehbar. Vielleicht mal an der Zeit, die diversen Gruppierungen ein wenig auseinanderzudröseln.

Menschen wie Frau Mop, leben als sogenannte "Occupanten" nämlich schon genau dort u. das, was uns, die wir noch in beheizten Stuben hocken, bevorsteht. Sie sind in der Realität angekommen. Auch wenn sie noch auf ihre beheizten Stuben zurückgreifen können.

Die Slumbewohner dieser Welt, die sich in provisorischen "Zeltstädten" organisieren müssen, können das schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Was hier gerade zu Tage tritt u. sich in den Worten von Mrs Mop äußert, ist eben dieser Konflikt, der aus den unterschiedlichen Lebenswirkichkeiten resultiert.

Wie bzw. ist es möglich, diesen Konflikt konstruktiv in Richtung "Befreiungsschlag" zu erfahren?

Proletarier vereinigt euch?!

The proletariat is thus divided into three, each part being played off against the others: intellectual workers full of cultural prejudices against "redneck" workers; workers who display a populist hatred of intellectuals and outcasts; outcasts who are antagonistic to society as such. The old cry "Proletarians, unite!" is thus more pertinent than ever: in the new conditions of "postindustrial" capitalism, the unity of the three fractions of the working class is already their victory. This unity, however, will not be guaranteed by any figure of the "big Other" prescribing it as the "objective tendency" of the historical process itself--the situation is thoroughly open, divided between the two versions of Hegelianism

Slavoj Žižek, First as Tragedy, then as Farce (London: Verso, 2009), pp. 147-148:

ich lasse das hier einfach mal so stehen.

anonsten - echt üble sache in griechenland :-( sehr sehr deprimierend

demon driver - 22. Okt, 19:47

"schöne Antwort"

"zuerst sei einmal mehr auf mrs. mop verwiesen, die heute eine sehr schöne antwort auf all das genöle und gejaule geschrieben hat, was sich nicht nur in vielen blogs derzeit abspielt" -

Wenn aus der Bewegung heraus so mit Kritikern umgegangen wird, wie "Mrs. Mop" es dort exemplarisch zur Schau stellt, noch bevor die Bewegung in irgendeiner Weise organisiert wäre, dann macht mir das Angst.

Und erst recht Angst macht es mir, wenn ich mir vorzustellen versuche, was eine von den autoritär-barbarenhaften Ausfällen einer "Mrs. Mop" charakterisierte Bewegung mit Kritikern anstellen würde, wäre sie organisiert. Oder wohl gar, das Universum möge es verhüten, bewaffnet.

Da möchte man eigentlich jeden, der sich von dieser Attacke auch nur ganz am Rande ein ganz klein wenig angesprochen fühlt, auch wenn er eigentlich überhaupt keine Lust hat, sich unter solche Leute zu begeben, dazu aufrufen, hinzugehen und klugzuscheißen, was das Zeug hält, nur um zumindest zu versuchen, noch Schlimmeres zu verhindern.

Wednesday - 23. Okt, 12:30

Ein wenig komme ich mir vor wie ein Spielverderber, wenn ich lese, wie motzig manche Leute reagieren, und nicht wie ein Kritiker. Skepsis an einer vermeintlichen Mehrheits-Meinung zeigen, das geht doch nicht! So kurz vor Weihnachten!

Daß es nicht um Entscheidungen rund um Sandkastenburgen und -kuchen geht, ist den Kritikern weitgehend bewußt. Daher kommen ihnen nun mal auch ihre Zweifel.

Daß es Menschen gibt, die ganz reale Ängste haben (und eben nicht nur um die eigene Person oder den eigenen Besitzstand, der in den meisten Fällen lächerlich gering ist), im jetzigen System und durchgehend begründet, und daß es NIEMALS auch nur VERNÜNFTIG, so auch nicht gerade von überragender EMPATHIEFÄHIGKEIT zeugt, Ängste und Sorgen nicht ernst zu nehmen, scheint der in relativer Sicherheit aufgewachsene Mensch in seinem soziopathischen Drang, sofort und alles haben zu wollen (in diesem Fall die Revolution, am besten gleich die Weltrevolution) nicht wahrhaben zu können.

Ich kann mich erinnern, wie begeistert Landsleute während der sog. Balkan-Kriege u.a. über "serbische Untermenschen" hetzten. Jegliche Kritik an Kriegshetze wurde mit widerlicher verbaler und manchmal auch körperlicher Gewalt und/oder Arbeitsplatzverlust u.ä. geahndet. Die Kriege gingen weiter, und die "Säuberungen" gingen nach Ende der Kriege weiter.

Man muss so etwas wissen, und man darf das nicht vergessen.

Es MUSS Kritik stattfinden, stattfinden dürfen, und sie MUSS gehört werden.

Vielleicht liegt die oftmals sehr positive Erwartung der Occupy-Bewegung in D---schland daran, daß die beiden D---schlands ihre "Vereinigung" so breitbrüstig frohlockend eine "Revolution" nennen. Das kann den Blick auf das, was man tatsächlich Umsturz nennen muss, vernebeln.

Diejenigen, die jene "Revolution" erzwangen, sind bis an die Zähne bewaffnet. Sie werden ihre Macht nicht aufgeben, das wollen und können sie gar nicht. Auf Reformen hingegen können wir verzichten, sie zögern das Ende ein paar Monate hinaus...

Und die meisten Bürger, ich spekuliere auf eine Zahl von locker über 90%, will nicht das Ende der Herrschaft, sondern weiterhin den sanften Faschismus des Marktes, wollen nicht so heftig, sondern ein wenig sanfter gehauen werden, darauf sind sie ja von klein auf konditioniert.

Es heisst also weiterhin, Demos, Proteste, Aufklärung schön und gut, aber deren Bedeutung und Wirkung zu überladen und zu überbewerten ist aus meiner Perspektive auch weiterhin gefährlich vermessen, und, wie man am Beispiel von Mrs. Mops sehen kann, geradezu elitär.
R@iner (Gast) - 23. Okt, 12:31

Zu Frau Mop

Ich lese seit über eineinhalb Jahren bei bei Frau Mop mit und habe auch ein paar hundert Einträge zur Bewegung u.a in Spanien in ihrem Blog hinterlassen und möchte sie daher unbedingt in Schutz nehmen, was sie eigentlich nicht nötig hat.
Da Du aber diesen Kommentar nicht in ihrem Blog hinterlassen hast, sage ich dazu folgendes:

1. Sie hat genau wie jeder andere das Recht sich zu beschweren. Mündlich, Schriftlich oder sonstwie.
2. Wenn dort jemand hinkommt und seine Weltkugel mitbringt, ist nichts dagegen zu sagen. Er oder sie kann und sollte frei das Aussehen seiner/ihrer Realität kommunizieren dürfen, sollte aber auch versuchen, den anderen zuzuhören, wie die ihre Lage darstellen und welche ihre Vorstellungen von einer besseren Welt aussehen.
Ist die Bereitschaft nicht vorhanden, nicht nur als Sender, sondern auch als Empfänger zu fungieren, dann bricht das einfachste aller Kommunikationsmodelle bereits zusammen.

Das kritisiert sie. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist zumindest meine Lesart. Warum Du den Leuten, die sich dort den Arsch abfrieren noch mehr Verbalautisten an den Hals wünschst, die für ein Marx-Zitat einen Teller Suppe einzufordern scheinen, finde ich höflich gesagt "unschön".
R@iner (Gast) - 23. Okt, 12:41

Ich meinte natürlich DEMON DRIVER

@Wednesday: Wenn es elitär ist, sich Wissen anzueignen und es weitergeben zu wollen, dann war ich auch schon immer elitär.
Wenn ein Mensch seine Rolle in der Gesellschaft ernst nimmt und versucht, negative Strömungen zu erkennen, sie zu analysieren und die Ergebnisse anderen mitzuteilen, dann war ich schon immer elitär.
Wenn ein Mensch kleine Veränderungen in einer Gesellschaft aufgrund seiner Sensibiltät wahrnimmt und dieses seinen Mitmenschen mitteilen möchte, dann war ich auch schon immer elitär.
Mannomann. Ihr seid ja drauf.
Wednesday - 23. Okt, 12:43

Natürlich "darf" Mrs. Mops sich beschweren, das Recht nimmt ihr keiner.
Wie auch?

Die Sache ist aber die, daß Monoma mit seinem einleitenden Satz, Zitat: "zuerst sei einmal mehr auf mrs. mop verwiesen, die heute eine sehr schöne antwort auf all das genöle und gejaule geschrieben hat, was sich nicht nur in vielen blogs derzeit abspielt."auf die Kritiker hier abzielt, die er in diffamierender Weise als vom Elfenbeinturm Rufende bezeichnet.

Soviel zu Lesarten.
Wednesday - 23. Okt, 12:48

Es sind ALLE gemeint ;-)

> Wenn es elitär ist, sich Wissen anzueignen und es weitergeben zu wollen, dann war ich auch schon immer elitär.

Elitär nenne ich es, wenn Menschen wie Mrs. Mops davon ausgehen, daß Kritiker sich grundsätzlichverpissen sollen.

> Mannomann. Ihr seid ja drauf.

Komm runter.
demon driver - 23. Okt, 13:21

@ R@iner

Du stellst den Sachverhalt komplett auf den Kopf, wenn du mir gegenüber auf das "Recht" von "Mrs. Mop" verweist, ihre Meinung kundzutun, denn das kann und will ich niemandem und auch ihr nicht streitig machen und das habe ich auch nicht versucht. Wer sich öffentlich äußert, hat allerdings KEIN Recht darauf, von öffentlicher Antwort verschont zu bleiben. Zum einen. Und zum Anderen ist es ja doch gerade "Mrs. Mop" gewesen, die "Kritiker raus" gerufen hat! Jedenfalls an die, die mit ganz bestimmten Kritikformen auftreten, berechtigt oder nicht. Und da kann ich nur sagen, das ist scheiße, zumal ich die Kritik, gegen die sie sich da richtet, inhaltlich teilweise für nur allzu berechtigt halte. Das ist ein Rückfall in archaische Gemeinschafts-Gefühls-Formen, die andere in einer Weise auszuschließen versucht, die mir wirklich Angst macht.
R@iner (Gast) - 23. Okt, 14:04

Warst Du dort..

@DEMON DRIVER: ..und hast mit den Leuten gesprochen oder woraus speist sich deine Angst? Die "archaische Gemeinschafts-Gefühls-Form" haben wir doch schon. "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen." Schon vergessen? Oder der Neoliberalismus, was ist damit? Oder willst Du denen dort komplett rechtsnationale Herkunft unterstellen?
Wednesday - 23. Okt, 14:31

R@iner, Du hebst mit Deiner Frage die Diskussion auf eine andere Ebene.

Es geht hier um die Diskussion INNERHALB Mo's Blogs: darf die Occupy-Bewegung überhaupt, bzw. von Gesellschafts- und WertekritikerInnen (die u.a. Antideutsche sein können) und anderen TheoretikerInnen, kritisiert werden, bzw. dürfen die Inhalte der Occupy-Wallstreet-Forderungen in Frage gestellt werden, und ist es angebracht, auch leisen Kritikern vorzuwerfen, sie würden von "Elfenbeintürmen" aus kritisieren.

An dieser Stelle, in diesem Blog, gab es zB auch Palaver um das Thema selbstverwaltete Betriebe: nette Versuche, aber sie funktionieren in einer kapitalistischen Umgebung ebenfalls nach kapitalistischen Gesetzen. Egal wie selbstverwaltet so ein Betrieb auch scheint, die Gesellschaftsform dieses Betriebes und seine Mitglieder zahlen Steuern und sind von Zubringern/Lieferanten abhängig, die in aller Regel nicht "selbstverwaltet" sind.

Das sind Probleme, die sich in der realen Welt stellen.

In der realen Welt stellt sich auch das "Problem" der politischen und moralischen Weltsicht der Mehrheitsbevölkerung, der medialen Macht, der Bewaffung der Regierungen etc. etc.

Es fruchtet nicht und ist nur kräftezehrend, in der Sache noch persönlicher zu werden als es schon ein Zustand ist.

Ängste sind berechtigt, wenn man davon ausgehen darf, daß eine sich elitär gebärdende AktivistInnenszene Kritik von "aussen" verbittet und nur akzeptieren kann, wer uneingeschränkt hinter der Sache steht.

Ist das schwer nachvollziehbar?
R@iner (Gast) - 23. Okt, 14:37

Ist das schwer nachvollziehbar?

Ja, sehr schwer. Wenn das schriftlich formulierte und zeitbegrenzte Gefühl einer Person bei dir zu einer Formulierung wie "elitär gebärdende AktivistInnenszene" führt, dann lohnt sich eine weitere Diskussion wahrlich nicht.

"Es fruchtet nicht und ist nur kräftezehrend, in der Sache noch persönlicher zu werden als es schon ein Zustand ist."
Da stimme ich gerne zu.
Wednesday - 23. Okt, 14:40

> Ja, sehr schwer.

Aber es ist, verdammt nochmal, nicht ALLEIN Mrs. Mops! Darum gehts, verdammte Hacke nochmal!
R@iner (Gast) - 23. Okt, 15:03

Ja verdammt,

lass uns einfach jeden Versuch "dem System" irgendetwas zu erwidern in den Dreck schreiben und reden. Das stärkt das Bewußtsein, daß man eh nix ändern könne und ist darüber hinaus kostenlos.
Warten wir einfach ab, bis der Liter Milch 5 Euro kostet und die npd wieder 20 Prozent der Wählerstimmen holt.
Dass Mrs. Mop nicht "die Bewegung" repräsentiert und dies auch gar nicht will, habe ich, so behaupte ich, aufs Innigste verstanden. Du auch?

Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

Btw.: Erhöhte Nutzung von "Verdammt" und Grossschreibung sind keine Anzeichen gewaltfreier Kommunikation.
Wednesday - 23. Okt, 16:02

Erhöhte Nutzung von "Verdammt" und Großschreibung weisen auf einen Temperamentausbruch hin.

Zum Thema "System irgendetwas zu erwidern" schrieb ich bereits, Zitat: "Es heisst also weiterhin, Demos, Proteste, Aufklärung schön und gut, aber deren Bedeutung und Wirkung zu überladen und zu überbewerten ist aus meiner Perspektive auch weiterhin gefährlich vermessen".

Wer mir droht, daß ich umkomme, wenn ich mich nicht in Gefahr begebe, hat Probleme mit mehr als nur mit seiner Gefühlswelt. :-D

Ich werde es auch in Zukunft vermeiden, mich irgendeiner Revolutionsromantik hinzugegen.
demon driver - 23. Okt, 16:19

@ R@iner

1. Die Angst speist sich aus Inhalt und Worlaut des Blogbeitrags von "Mrs. Mop", und aus der aggressiv-militanten Art des Umgangs mit Kritik, die sich darin manifestiert.

2. Ich unterstelle niemandem "rechtsnationale Herkunft", wie kommst du auf den absurden Vorwurf? Ich unterstelle dem Blogbeitrag von "Mrs. Mop" exakt das, was ich hier schrieb, und bin auch jederzeit bereit, darüber zu diskutieren und das auch nochmal näher zu erläutern und zu präzisieren, aber mit untergeschobenen Hirngespinsten will ich mich nicht auch noch beschäftigen müssen.

3. Auch über "Neoliberalismus" sage ich damit nichts aus – auch das ist ein Gegenstand, der nichts damit zu tun hat, wie "Mrs. Mop" mit Bewegungskritikern umgeht und was man von dieser Art des Umgangs zu halten hat.

4. Du möchtest hier wirklich das "Kritiker raus"-Mobbing von "Mrs. Mop" verteidigen und gleichzeitig "gewaltfreie Kommunikation" einfordern, nur weil jemand "verdammt" gesagt und Großschreibung verwendet hat?

5. Es geht überhaupt nicht darum, ob "Mrs. Mop" die Bewegung "repräsentiert" oder nicht, sondern, wie Wednesday schon schrieb, dass Monoma ihr Statement als richtig und wichtig herausgegriffen hat, und damit seinerseits versucht, die in seinem, in diesem Blog vereinzelt geäußerte Kritik an der Bewegung zu dissen. Und dann geht es um die Feststellung: Wenn ihre Haltung gegenüber Kritikern auch nur ein klein wenig SYMPTOMATISCH wäre für die Bewegung, und neben ihrer könnten das auch Monomas und deine und zahlreiche andere inzwischen wahrzunehmenden Haltungen von Involvierten durchaus nahelegen, dann wäre das ein triftiger Grund, vor der Bewegung wirklich Angst zu haben.

6. Wenn man EINE konkrete Kritik an EINEM konkreten Moment EINER konkreten Bewegung zum Anlass nimmt, zu unterstellen, da würde jemand "einfach jeden Versuch 'dem System' irgendetwas zu erwidern in den Dreck schreiben und reden", dann ist das ein zutiefst unredlicher (um nicht die Dümmlichkeit jetzt auch noch groß zu betonen) Versuch, sich und die Bewegung vor beliebiger Kritik zu immunisieren. Auch das: geht gar nicht. Das geht genausowenig wie das "Kritiker raus"-Mobbing von "Mrs. Mop".
R@iner (Gast) - 23. Okt, 16:20

Meinst Du, dass

Ernst Bloch große Probleme mit mehr als nur seiner Gefühlswelt hatte? Nun denn.
demon driver - 23. Okt, 16:27

Und meinst du, dass das Namedropping eines Zitatautors ausreicht, damit ein Zitat in jedem Kontext angemessen ist, und dem Zitierer womöglich uneingeschränkte Unangreifbarkeit hinsichtlich der Sinnhaftigkeit dessen, was er da zitiert, garantiert? Oder ihn von der Verantwortung befreit, die er selbst dafür hat, wem gegenüber und in welchem Zusammenhang er das Zitat gebraucht?
R@iner (Gast) - 23. Okt, 16:44

Na gut, ich sehe das auch kritisch.

@demon driver: Danke für deine Ausführungen.

Zu 4.) Sie hat doch nur ein bisserl ihrem Ärger Luft gemacht. Was ist daran so schlimm? Es sind ihre Gefühle. Wenn ich davon ausgeht, daß 80% unseres Tuns unbewußt geschehen, dann finde ich, daß sie das noch wohlfeil formuliert hat.
Wenn wir zu dritt Skat spielen wollten und ein Vierter versuchte uns Schach zu erklären, dann könnte ich mir vorstellen, dem auch zu sagen, er möge doch später wiederkommen. Ja meinetwegen: Dümmlicher Vergleich.

Zu 6.) Es ist ja so, daß nicht nur die paar Zelte in FfM in meine Betrachtung eingehen.
Ich habe das letzte halbe Jahr sehr viel gelesen, was die Occupy-Bewegungen betraf.
Die Forderungen der einzelnen Gruppen, so sie denn veröffentlicht wurden, waren eigentlich nie etwas völlig neues. Geradezu harmlos und mit den Verfassungen vereinbar kamen sie daher.
Ich sehe das eher so, daß versucht wird, die bereits garantierten Rechte wieder auf die Tagesordnung zu bringen.
Momentan haben wir Aussenstehenden in Deutschland das Problem, daß man Brennholz und den Küchendienst organisiert und nicht dazu kommt, diskutierte Punkte zu veröffentlichen und sie dem so erweiterten Publikum der Diskussionen zuzuführen.
Recht gut anschließen kann ich mich übrigens diesem Artikel.

Der deutsche Echte-Demokratie-Jetzt Ableger zum Beispiel veröffentlicht Dinge, die so esoterisch sind, daß mir Angst un Bange wird, ob sie die tiefergehenden Möglichkeiten einer partizipativen Demokratie überhaupt verstanden haben und bewerben wollen oder ob sie nur kurzfristigen 'Spaß am Widerstand' haben möchten.
R@iner (Gast) - 23. Okt, 16:48

Er sprach von 'Angst'

@demon driver - 23. Okt, 16:27

Ich meinte nicht dich. Wenn mir jemand von Ängsten erzählt, dann ist diese Zitat vortrefflich.
demon driver - 23. Okt, 17:49

Ok

Ja, war mir klar, dass ich nicht direkt angesprochen war, aber das mit den Ängsten hier sehe ich ja doch auch ähnlich wie Wednesday.

Einen Unbewusstheitsbonus gestehe ich "Mrs. Mop" hier nicht zu; etwas aufzuschreiben ist doch immer ein dezidiert bewusster Akt, bei dem man sich vorher über die Konsequenzem im Klaren sein sollte, jedenfalls dann, wenn etwas nicht im Affekt eines Dialogs, sondern als eigenständige, vorbereitete und vorbereitbare Veröffentlichung passiert.

Ansonsten ok! Im großen und ganzen sind wir wohl doch näher beieinander, als es zunächst schien.
Die Katze aus dem Sack (Gast) - 24. Okt, 05:03

@ Wednesday - 23. Okt, 14:31

Es ist also nicht möglich, im herrschenden Kapitalismus, eine selbstverwaltete Organisationsform (z.B. eine oHG, in der alle Teilnehmer zu Gesellschaftern in rollierender Geschäftsverteilung werden) zu errichten, deren Teilnehmer anderen Zielen folgen als nur die ausschliessliche Kapitalakkumulation für unbeteiligte Dritte? Das fände ich schade, wenn das wirklich stimmt. Es würde nähmlich aufzeigen, das wir einpacken können, da es keinerlei Hoffnung gibt aus der festgefahrenen Chose hier sauber herauszukommen.

Und wieso glaubst Du eigentlich, eine solche Organisationsform wäre noch von 'externen' Zubringern und Lieferanten abhängig? Steuern muss sie wahrlich zahlen. Aber es ist möglich das Ganze so zu modulieren, dass solch ein Modell mehr Steuern erhält, als es eigentlich insgesamt zahlt und das herrschende System damit mehr und mehr austrocknet. Also so wie jetzt in etwa, nur das das erwirtschaftete Kapital an alle gleichermaßen und ausnahmslos fliesst und nicht an nur sehr wenige.

Wednesday - 24. Okt, 09:52

Ich schrieb: "nette Versuche, aber sie funktionieren in einer kapitalistischen Umgebung ebenfalls nach kapitalistischen Gesetzen."

Ich kenne keinen selbstverwaltetet Betrieb, der nicht auf Gewinn orientiert ist. Auch ein Betrieb, der "nicht nur ausschliesslich Kapitalakkumulation" betreibt, gehorcht den Marktgesetzen. Ein selbstverwalteter Betrieb steht wie jeder normale Betrieb unter dem Zwang, Umsatz und Gewinn zu generieren. Damit stehen die Mitglieder des selbstverwalteten Betriebes ebenfalls unter dem Zwang, Arbeitsleistung zu erbringen, für die sie Geld bekommen müssen.

Wieso ich glaube, daß eine solche Organisationsform von nicht-selbstverwalteten Zubringern abhängig ist? Weil es kaum selbstverwaltete Betriebe im Sinne basis- oder räte-demokratisch orientierter gibt. Und dies ist so, weil es keine kollektive Selbstverwaltung gibt. Wir leben hier schließlich nicht im ehemaligen Jugoslawien.

Und so bricht man die Macht der Kollektive.
Ein schönes Zitat daraus: "Die jugoslawische Fabrikarbeiterklasse hatte sich im Elend eingerichtet und schrie nur auf, wenn die Kapitalisten radikale Schritte androhten."

Wer Marktwirtschaft nicht verstehen will und darauf beharrt, daß es auch mit ein wenig Schönfärberei hier und dort geht, wird an seinen Reformretörtchen ersticken.

Edit:
> Aber es ist möglich das Ganze so zu modulieren, dass solch ein Modell mehr
> Steuern erhält, als es eigentlich insgesamt zahlt und das herrschende System
> damit mehr und mehr austrocknet.

Ich hab versucht, das zu ignorieren, aber ich kann's nicht und muss es niederschreiben, hier, bitte: albern. Nach dieser Logik sind Spekulanten und Steuerbetrüger die wahren "Austrockner des Systems". Spekulanten und Betrüger sind also Antikapitalisten. Hurra.
demon driver - 24. Okt, 12:53

Vom Austrocknen

Die "Theorie", dass man mit weniger profitorientierten Kuschelbetrieben eine Kuschelnische im Kapitalismus aufmachen könne, die den "bösen" Kapitalismus und damit den Gesamtkapitalismus "austrocknen" würde, hab ich in den letzten Jahren öfter gehört. Keine Ahnung, wie jemand allen Ernstes auf die Idee kommen kann. Zumal selbst dann, wenn so was möglich wäre, noch die Frage offenbleibt - wie sieht so ein "Austrocknungsprozess" wohl aus, und wie wirkt er sich für die Beteiligten aus? Doch bestenfalls nur in einem weiteren stetigen Rückgang der volkswirtschaftlichen Erträge, immer weniger Lohn und immer schlechterem Funktionieren von Staat, Bildung, medizinischer Versorgung und so weiter, bis das System etwas früher als ohnehin gegen die Wand fährt. Und dann? Kein Plan, kein Ziel - und das heißt im Zweifelsfall faschistoide Endzeit-Warlord-Gesellschaft, nachdem die Skrupellosesten und Brutalsten der bereits vorher Mächtigen nach dem Zusammenbruch die noch brauchbaren Ressourcen an sich reißen und Willige als Söldner beschäftigen.
Die Katze aus dem Sack (Gast) - 24. Okt, 10:38

@ Wednesday - 24. Okt, 09:52

So, Du kennst also keinen selbstverwalteten Betrieb, der nicht auf Gewinn orientiert ist, ja? Das verwundert mich gar nicht, denn ich kenne auch keinen. Tatsächlich gibt es ausser solche Betriebe ja auch noch keine Anderen. Und dann schreibst Du munter weiter über Dinge, die es nicht gibt, weil es sie nicht geben kann und zwar aus dem Grund weil es nun mal so ist wie es ist.

Was soll das bedeuten?

Wednesday - 24. Okt, 10:54

Nun, wenn meine Antwort auf Deine von mir ernstgenommenen Fragen Deine Geisteskraft übersteigt, dann lass sie halt links liegen, KadS. Das kann's bedeuten.
Die Katze aus dem Sack (Gast) - 24. Okt, 10:58

@ Wednesday - 24. Okt, 10:54

Einverstanden!

ernte23 (Gast) - 24. Okt, 15:17

Erwartungshaltung

Es ist meines Erachtens eine Frage der Erwartungshaltung an eine solche Bewegung, die bei mir sehr niedrig ist, weil meiner Einschätzung die überwiegende Mehrheit der Überzeugung ist, dass sie bis ans Ende ihrer Tage die Vogel-Strauß-Politik durchziehen kann.

Was wäre denn nötig @Demon Driver oder @Wednesday für eine Bewegung nach Eurem Geschmack? Wofür müsste sie eintreten? Oder haltet Ihr die Lage für völlig aussichtslos?
demon driver - 24. Okt, 16:15

Was ich mir wünschen würde

Schön, dass die Frage kommt, das ist ja doch wenigstens mal ein Diskussionsansatz!

Es ist ja nicht so, dass ich die Bewegung komplett scheiße finde, im Gegenteil, ich bin ja durchaus Sympathisant, und deswegen mische ich mich ja auch in Diskussionen ein und versuche mich einigermaßen über die Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.

Was meine Ansprüche an eine solche Bewegung angeht - also, zuallererst müsste sie, zumal wenn sie selbst ja doch zugibt, noch unorganisiert und in ihrer Entstehung und Inhaltsfindung begriffen zu sein, Kritik an dem zulassen, ja begrüßen, was bis jetzt an Inhalten, Forderungen und Zielen aus ihr heraus veröffentlicht wird.

Eine Bewegung, die gegen die Zumutungen des Kapitalismus protestiert, sollte vielleicht auch einfach hundertsiebzig Jahre fundierter Kapitalismuskritik nicht komplett ignorieren, deren Erkenntnisse nicht als Elfenbeintürme diffamieren und kritische Sympathisanten, die sich womöglich seit zwanzig Jahren intensiv mit der Frage auseinandergesetzt haben, was die Probleme des herrschenden Systems sind, welche Alternativen denkbar sind und welche Alternativen eben nur scheinbar welche sind, nicht als Klugscheißer beschimpfen und rauszuschmeißen versuchen, noch bevor die Bewegung überhaupt eine richtige Bewegung ist.

Und, ja, die Lage halte ich leider insgesamt für sehr aussichtslos. Je länger ich mich mit der Thematik beschäftige, umso weniger scheinen mir nennenswerte Verbesserungen der Lebensrealität für die Menschen auf dieser Erde überhaupt noch realisierbar ohne den weltweiten und vollständigen Wechsel von einem markt- und profitbasierten zu einem selbstverwalteten, vernetzten, bedarfsorientierten und geldlosen System der Ressourcengewinnung, Produktion und Güterverteilung. Und ein solcher Wechsel, selbst wenn irgendwann mal eine signifikante Minderheit zu einem Konsens darüber fähig wäre, dass es ohne ihn nicht geht, müsste noch damit rechnen, dass er gegen die globale Wirtschaftsmacht und gegen die bewaffneten Staaten durchgesetzt werden müsste...

Mal ganz abgesehen davon, dass der Versuch zumindest eine ungefähre Vorstellung davon zur Voraussetzung haben müsste, wie man eine solche Wirtschafts- und Pruduktionsweise denn nun organisieren soll.

Und da wäre für mich Voraussetzung, um eine Protestbewegung gegen kapitalistische Zumutungen irgendwie ernst zu nehmen, dass zumindest ein Fünkchen dahingehend erkennbar wäre, dass sich etwas ganz, ganz vorsichtig mal irgendwann in diese Richtung entwickeln könnte. Sonst macht das alles ja doch einfach keinen Sinn und ist nutzlos verbrannte Energie und verschwendete Lebenszeit.
Wednesday - 24. Okt, 16:30

Meine Erwartungshaltung ist gleichzeitig hoch und hoffnungslos:
Für die Zerschlagung der Marktwirtschaft.
Für die Vergesellschaftung.
Für ein Ende der Herrschaft.
Die Katze aus dem Sack (Gast) - 24. Okt, 18:28

@ Wednesday - 24. Okt, 16:30

Diese Erwartung teile ich. Die Frage, dessen Antwort uns wohl zunächst voneinander scheidet lautet: Sind die Lösungen zur Erwartungserfüllung eher in der politischen Theorie zu suchen, oder findet man sie in der alltäglichen Arbeits-Praxis, also dort, wo sie ein jede/r mit erarbeiten kann?

Von dummen Sprüchen, Hetze und Parolen füllen sich keine Mägen, bauen sich keine Brunnen und heilen keine Krankheiten noch werden so gemütliche Wohnstätten erbaut. Ich brauche kein Parlament und somit auch niemanden der meine Rechte vertritt, vor allem dann nicht, wenn ich durchaus willens und in der Lage bin, mich nicht vertreten lassen zu müssen. Wobei auch? Zu entscheiden wer das Geld bekommt, welches mir über Steuern und Abgaben aus der Tasche geleyert wird? Ich kann selbst entscheiden, wem ich gewisse vorgeschriebene Beträge überweise, ich brauche keine fremd geführten Interessenvertreter.

Die Zeit für dieses alberne und unnütze politische Komödchen aus dem letzten Jahrtausend läuft ab - tick-tack-tick-tack...

demon driver - 24. Okt, 22:54

Theorie und Praxis...

Ein Theorie-vs.-Praxis-Widerspruch existiert so nicht, wie Du ihn andeutest. Sondern es ist in der gesellschaftlichen Praxis wie in vielen anderen Bereichen auch – ohne halbwegs exakte Theorie wird es keine funktionierende Praxis geben. Genau wie sich ohne die entsprechenden bautechnischen Theorien und das Verständnis der dabei wirkenden Kräfte keine anspruchsvolle Brücke bauen lässt, wird sich ohne das Verständnis der relevanten gesellschaftlichen und ökonomischen Kräfte und Wirkzusammenhänge auch unter Garantie kein neues, funktionierendes Gemeinwesen aufbauen lassen.

Wie kurzgegriffen und zu wenig, das heißt genau null durchdacht und naiv das "Fundament" Deiner Vorstellungen für eine künftige Gesellschaft zu sein scheint, deutet sich bereits in den wenigen Worten Deines letzten Beitrags glasklar an. Einerseits willst Du Dich nicht "vertreten lassen", andererseits aber willst du "Beträge überweisen" – und dafür ja vermutlich von irgendjemandem vorher Geld bekommen. Warum? Und von wem? Wofür? Für dieselbe Lohnsklaverei, die wir jetzt haben? Nur um satt zu werden? Und damit, weil Du ja keine Vertreter mehr hast und keine Gesetze, die die für Dich machen, der Willkür Deiner "Arbeitgeber" vollständig ausgeliefert?

Es gibt, wie schon gesagt, hundertsiebzig Jahre Kapitalismuskritik, aus deren politischer, gesellschaftlicher und vor allem auch ökonomischer Theorie sich inzwischen mit einiger Sicherheit entnehmen lässt, welche Ansätze für künftige Gesellschaftsmodelle Chancen haben und, besonders wichtig, welche unter Garantie nicht funktionieren können. Scheißt man auf diese Theorie, ist man dazu verdammt, im Zweifelsfall den falschen Ansatz in Angriff zu nehmen. Einmal zu wenig Theorie dabeigehabt, wird das die tausendfache Praxis nicht wieder reparieren können.
ernte23 (Gast) - 25. Okt, 00:24

Nun, wer würde solchen Zielen nicht zustimmen können außer überzeugten Liberalen, die womöglich noch immer in der Mehrheit sind, wenn man die bürgerlichen Parteien als solche sieht? Doch sind diese Ziele momentan so weit entfernt, dass die Occupy/15-M-Bewegung allenfalls das Erklimmen der ersten Sprosse auf einer sehr langen Leiter auslösen könnte mit der Frage nach dem Sinn von Demokratie im entfesselten Kapitalismus.

Nach jahrzehntelanger Diffamierung von allem, was als links gilt, war nicht zu erwarten, dass eine solche Bewegung wie derzeit nur von links kommen würde. Während der asambleas ist aber durchaus die Möglichkeit gegeben, auf die Leute einzuwirken, wenn man sich denn vors Mikro traut, was laut Mrs. Mop die Marxistinnen in FfM noch nicht einmal taten...

Irgendwie muss eine linke Theorie doch vermittelbar sein, ohne dass es oberlehrerhaft 'rüberkommt. Oder anders ausgedrückt: Könnte es nicht auch sein, dass auf der Ebene der Vermittlung in der heutigen Zeit, unter den heutigen medialen Voraussetzungen, eine große Lücke innerhalb der linken Theoriebildung klafft? Was nützt die beste Gesellschaftstheorie, wenn sie niemand außerhalb ausgemachter Zirkel hören will, die aber für ihre Umsetzung viel weiterer Verbreitung bedürfte?
demon driver - 25. Okt, 18:09

Theorie und ihre Vermittelbarkeit

Zur Vermittelbarkeit von etwas gehören ja immer zwei, Vermittler und Rezipienten... und wenngleich ich sofort zustimme, dass es eine "große Lücke" auf der Vermittlungsseite gibt, ja dass das noch stark untertrieben ist, so nützte auf der anderen Seite auch die perfekt in didaktisch verdaulichstmögliche Form gebrachte, verständlichst zusammengefasste und interessantestmöglich aufbereitete Theorie nichts, wenn auf der anderen Seite jede Bereitschaft, sich sowas überhaupt zu geben, fehlte, und ich meine schon auch, dass sich besonders in den Kreisen, aus denen sich die aktuelle Protestbewegung zusammensetzt, das Interesse an Theorie nicht bloß begrenzt ist, sondern eine geradezu ideologische Ablehnung erfährt, im Gegensatz zur über alles stehenden Praxis. Hauptsache irgendeine Praxis – irgendwas wird schon dabei rumkommen, das scheint mir doch mitunter das Höchstmaß an "Theorie" zu sein, das überhaupt akzeptiert wird...

Vielleicht wäre ja tatsächlich das Anbieten von Volkshochschulkursen zum Themenkomplex "Kapitalismuskritik" schon mal ein kleiner Ansatz? Würde natürlich auf Vermittelndenseite einerseits viel Arbeit und andererseits ein gewisses didaktisches Mindesttalent erfordern, was auch Linke, wie man von linken Veranstaltungen aller Art weiß, nicht automatisch in die Wiege gelegt bekommen. (Und es stellt sich natürlich auch noch die Frage, ob die Leute, aus denen sich die "Empörten" so geneigt sind, Volkshochschulkurse zu besuchen.)
Die Katze aus dem Sack (Gast) - 24. Okt, 23:41

@ demon driver - 24. Okt, 22:54

Alles klar. D.h.: Geht nicht weil gibt's nicht und gibt's nicht weil geht nicht.

Dann sollte wir die Finger davon lassen und weiterhin abwarten, welche Überraschungen die Politiker für uns bereit halten.

Wednesday - 25. Okt, 11:11

> Geht nicht weil gibt's nicht und gibt's nicht weil geht nicht.

Das lese ich nicht aus seiner Antwort. Aber ich kenne ihn auch schon seit 10 Jahren über Telepolis und in anderen Zusammenhängen.

Das ist vielleicht eines der Probleme hauptsächlich unter Bloggern bzw. Internetaktivisten: man kennt sich nur in Auszügen, muss, um sich ein Profil vom Anderen zu erstellen, dessen/deren Aussagen über etliche Kommentare hinweg beobachten und analysieren, um ihn oder sie besser zu verstehen.

Im Internet lernt man oft Leute kennen, die von ihrem Gegenüber verlangen, komplett die Hosen runterzulassen und sich *total* zu erklären, ohne das man *selber* viel dazu sagen möchte ausser vor allem Herablassendes. Dieser Vorwurf geht an Dich, Katze.

Was mir vorhin mal wieder eingefallen ist: Als ich als junge Frau über etliche Monate in einem Haus zusammen mit zahlreichen ausländischen und deutschen Linksradikalen lebte, und entsprechende Kontake auch ausserhalb des Hauses pflegte, bekam ich mit der Zeit das Gefühl, daß es nur so wimmele von Linksradikalen: Rätekommunisten, Anarchosyndikalisten, Marxisten-Leninisten, Trozkisten, ich lernte sogar zwei unbeschreibliche Volksfront-Menschen und ein paar Stalinisten der KPD kennen. Das Haus wurde uns abgehandelt und anschliessend abgerissen, die Leute in alle Winde verweht, und ich lernte immer mehr Menschen kennen, die mit linken oder gar linksradikalen Ideen nichts anfangen konnten.

Mit der Zeit lernte ich dann leider, daß es genau genommen kaum Linksradikale gibt. Das hat sich auch in den letzten zehn Jahren nicht geändert, wenn man mit Leuten über Umsturz spricht, dann stellen die sich vor, daß man ein paar Politiker aufhängt und gut ist's, oder eben daß man noch mehr Gesetzeoder die Todesstrafe braucht, um die Gier einzuschränken. Bezeichnenderweise sagen das oft Menschen, die die Sonderaktionen bei Aldi oder Media-Markt kaum erwarten können. Oder sie reagieren wie hier beschrieben.

Wenn ich also unter Gleichgesinnten bin, kommt mir auch immer wieder der Mut und die Hoffnung hoch, aber sobald ich mich wieder im Alltag befinde, seh ich, daß die Menschen sich lieber kaputtarbeiten aus Angst, weil sie nicht wissen, was man tun soll, weil sie abwinken, wenn man typisch linke Begriffe ausspricht.

Und *deshalb* ist Theorie so wichtig: IMMER WIEDER Zusammenhänge aufzeigen, ohne Menschen wie Idioten zu behandeln, so daß sie selber immer mehr von sich aus erkennen lernen: was genau sie am freien Leben hindert.
Und nicht *ohne* Aktionen. Beides ist wichtig, aber weder Theorie noch Praxis dürfen elitär oder klugscheisserisch oder menschenverachtend daherkommen.

Ich habe mir vor einigen Monaten zusammen mit d.d. spaßeshalber überlegt, ob man nicht auf Volkshochschule Kurse in Sachen linksradikale Theorie und Praxis anbieten soll. Vielleicht wär das ja was.

[edit: Tippfehler]
demon driver - 25. Okt, 11:59

Aber genau das...

... ist doch erst recht falsch. Nur weil unüberlegte Reaktionen auf ein Problem nicht zielführend sind und oft bestenfalls unproduktiv, schlechtestenfalls kontraproduktiv, heißt das doch nicht, dass die Alternative lautet, gar nichts zu tun.

Und um eine Ahnung davon zu bekommen, was man zweckmäßigerweise zuerst zum Teufel wünscht, die Politik oder die Privatwirtschaft oder das Geldsystem, wäre es halt doch irgendwie hilfreich, sich zumindest ganz grob erst mal ein Bild davon zu machen, wie die drei zusammenhängen und auf welche Weise dieses Geflecht die Lebenswirklichkeit der Menschen bestimmt.
demon driver - 25. Okt, 12:20

Obigen Beitrag schrieb ich @Katze, bevor Wednesday ebenfalls geantwortet hatte.
Die Katze aus dem Sack (Gast) - 25. Okt, 18:03

@ Wednesday - 25. Okt, 11:11

Ich habe mir angewöhnt, wesentliche Inhalte im zwischenmenschlichen Austausch nicht an unbedeutsamen persönlichen Belangen festzumachen. Es ist für mich irrelevant wie lange ich jemanden kenne, während wir uns beide, ob gemeinsam oder nicht, (weiter) individualisieren und gleichzeitig in fremdbestimmte Abhängigkeiten begeben.

Ich bin an Lösungen interessiert, meine lieben Freunde des schlechten Geschmacks. Du wirfst mir nichtssagendes Transparenzverlangen vor? Mit herablassenden Aspekten?

Was soll das bedeuten? Nur weil ich aufgestanden bin und dadurch grösser erscheine war dies doch keine Aufforderung an Andere sich hinzusetzen und mich damit noch grösser zu machen.

Was Du wohl erkennen magst ist Überheblichkeit und Arroganz. Diese Attribute wurden mir mit auf den Weg gegeben. Ohne dieses Rüstzeug, wäre mir garnicht möglich gewesen, die Arbeiten zu verrichten, die alle von mir erwarteten und verlangten. Daher meine Überzeugung, dass sich dies auch an anderen Erwartungshalten und Verlangen ausrichten liesse. Nicht politisch sondern lebensnah. Und am Besten erscheint mir die Eignung, dies in Arbeitsprozesse umzulegen. Die Zeiten, in denen wir uns nur nach Nahrung auf freiem Felde bücken brauchten, sind ja schon einige Zeit her und das Wasser wächst schliesslich nicht auf den Bäumen.

Diese Umstände sollen Dich hier aber nicht stören. Ich habe kleine Gleichgesinnten um mich herum. Allesamt sind sie ungleich gesinnt. Na und? Soll ich mich daran etwa stören? Nö, ich laufe mit meinen Mitmenschen dennoch mit und okkupiere die Strasse mit meiner Präsenz, auch wenn die Teilnehmer noch nicht genau zu spezifizieren vermögen, ihren gemeinsamen Lauf zum Ziel exakt zu bestimmen.

Wednesday - 25. Okt, 21:00

Du weigerst Dich, auf Argumente einzugehen, verlangst aber, daß man sich *Dir* erklärt - man versucht es, und Du entgegnest nur mit nichtigem, selbstverliebten Geschwafel...

Na, dann pass schön auf Dich und Deine kleinen Gleichgesinnten auf, daß euch keiner niederknüppelt oder so... schließlich wacht die Staatsmacht.
Die Katze aus dem Sack (Gast) - 25. Okt, 19:09

@ demon driver - 25. Okt, 11:59

Aber ja doch, genau das heisst es für mich: Gar nichts tun. Ich stehe dem nächsten Slapstick der sich anbahnt damit nicht im Wege und ich bereite mich auch auf keinerlei Gegenwehr vor. Dieser Widerstand ist aus meiner Sicht nämlich zwecklos.

Macht mal weiter und klärt in Theorien auf. Ich werde es derweil mit der Praxis probieren. Manchmal ist es auch sinnlos, etwas zu erklären, das zwar gehört (oder in diesem Fall gelesen) aber nicht verstanden wird. Tue Gutes und halt's Maul dabei - könnte somit zu einem begleitenden Leitmotiv werden. Ob's tatsächlich funktioniert, entscheide schliesslich nicht nur ich allein.

spinne (Gast) - 25. Okt, 21:40

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@ monoma

mal zum wesentlichen, hab hier grade einen sehr interessanten vortrag verlinkt, bitte nimm dir zeit dafür (natürlich auch jeder interessierte gast hier) könnte m.E. auch sehr hilfreich sein, die diskussion hier zu befruchten

http://vimeo.com/30169457

via


http://climateandcapitalism.com/

Die Katze aus dem Sack (Gast) - 25. Okt, 22:13

@ Wednesday - 25. Okt, 21:00

Dieses selbstverliebte und nichtige Geschwafel führt jedoch nicht zu persönlichen Beleidigungen, oder?

Ich gehe deshalb nicht auf Argumente ein, weil sie zu nichts führen, das mir selbst noch einigermaßen Ergenntniszuwachs liefern würde. Ich habe kein Interesse am Wettrüsten eigener unbedeutender Meinungskompetenz. Ich gehe auf Fragen ein, wenn ich Fragen gestellt bekomme. Wenn Du also was wissen willst, von mir oder über mich, dann verlange ich nur eines: Frag mich. Ich habe keine Muße darin, ein wirres Durcheinander von Sinnesfluten den Bestehenden hinzuzufügen. Das bringt keine notwendige Bewegungsfreiheit in eine noch einzuschlagende Richtung, in erster Linie für mich nicht. Aber, das ist 'meine' Ansicht. Du weisst doch, diese Selbstverliebte und mit Nichtigem vollgespickte, die sich nur dann aufzwingt, wenn man sie sich aufzwingen lässt. Wurde dazu vielleicht extra eingeladen?

Es gibt für mich KEINE Gleichgesinnten, weder kleine noch grosse Gleichgesinnte. Ich habe doch geschrieben, das es nahezu ausnahmslos nur "ungleich Gesinnte" um mich herum gibt. Deine, an mich gerichteten Warnhinweise ehren Dich, aber sie sind unnötig. Nicht jedoch unbegründet, denn das Böse ist immer und überall.

Macht es Dir was aus, wenn wir wieder etwas konkreter und konstruktiver werden würden? Ich lade dazu aktiv ein. So wichtig bin ich nämlich gerade nicht, das man sich an mir aufhängen möge.

Ich erneuere somit meine Eingangsfrage, im Zusammenhang mit Fragmenten und Ergänzungen zur Occupy-Bewegung: "Es ist also nicht möglich, im herrschenden Kapitalismus, eine selbstverwaltete Organisationsform (z.B. eine oHG, in der alle Teilnehmer zu Gesellschaftern in rollierender Geschäftsverteilung werden) zu errichten, deren Teilnehmer anderen Zielen folgen als nur die ausschliessliche Kapitalakkumulation für unbeteiligte Dritte? Die Bewegung ist also da, nun wäre es gut, eine gemeinsame Richtung einzuschlagen (ohne Knüppel). Sollte dies nicht funktionieren, wird es eben ohne direkte Gemeinsamkeiten gehen müssen, bis der theoretische Sinn durch die Praxis hergestellt wurde. Mit anderen Worten: Ich werde allein beginnen müssen. Die Frage ist nicht ob die Menschen folgen, denn sie stecken ja schon in einem anderen kollektiven Grössenwahn (Wachstum) fest.

demon driver - 25. Okt, 22:30

Sorry, Katze, aber hier bist Du es, der/die offensichtlich nicht in der Lage ist, konkrete Antworten als solche wahrzunehmen und Deinerseits konkret darauf einzugehen. Stattdessen, wie Wednesday schon richtig diagnostizierte, seitenlanges selbstzentriertes Geschwurbel, das weder Dich selbst, noch die Diskussion, geschweige denn die Menschheit auch nur einen Zentimeter weiterbringen wird.

Trotzdem nochmal kurz zu Deiner "Frage": "Selbstverwaltete Organisationsformen" sind zwar möglich, bleiben aber dem Profitprinzip und dem Profitzwang unterworfen, und ändern auch nichts am Ausbeutungsprinzip, aus Fremd- wird bloß Selbstausbeutung. Das sind bestenfalls kapitalistische Kuschelecken, die man sich alleine oder gemeinschaftlich schönlügen kann – solange, bis die Aufrechterhaltung der OHG, oder welcher Form auch immer, nicht mehr gelingt.

Ach ja, und der "theoretische Sinn" wird in Sachen Kapitalismusüberwindung nicht "durch die Praxis" hergestellt werden können. Nur umgekehrt.
Wednesday - 26. Okt, 09:02

Katze am 25. Okt, 18:03
> Ich habe kleine Gleichgesinnten um mich herum.
Katze am 25. Okt, 22:13
> Es gibt für mich KEINE Gleichgesinnten, weder kleine noch grosse Gleichgesinnte.

Ja, schön. Und da nun andere hier "zum Wesentlichen" aufrufen, unterlass ich weitere Kommentare hierzu...
Die Katze aus dem Sack (Gast) - 25. Okt, 22:59

Wo würde der Profit, dessen Generierung bestimmten Zwängen und Prinzipien zu dienen und zu unterliegen scheint, in einer derartigen Organisationsform, Deiner Ansicht nach, landen?

An welche Stelle, in dieser zu schaffenden Organisationseinheit, kommt es zu diesen, von Dir beschriebenen Ausbeutungsformen? Mit anderen Worten: Wer ist Ausbeuter und wer Ausgebeuteter, oder sind dies ein und dieselbe Person? Wäre dieser Umstand nicht zumindest äusserst merkwürdig?

Wir haben differente Verständnisformen von Theorie und Praxis. Für mich ist es ein und das Selbe, während anderen es gelingt hier zu trennen. In der Theorie funktioniert nämlich angeblich Einiges nicht, während es Dinge in der Praxis, theoretisch, gar nicht geben dürfte.

demon driver - 26. Okt, 10:02

Profit im selbstverwalteten Unternehmen

Wo der Profit landet, ist in dem Zusammenhang gar nicht das Thema. Dass er überhaupt erst erwirtschaftet werden muss, ist ja der Haken. Dass es nicht reicht, einfach die Dinge zu produzieren, die gebraucht werden, sondern dass sie über den Verkauf auf einem Markt Gewinn bringen müssen. Du bist als Produzent gezwungen, so viel und so effektiv zu arbeiten, dass Du Profit erzielst, und darin liegt auch die Selbstausbeutung - Du bist Sklave des Profits. Deswegen bezahlen ja auch so viele Selbständige und Kleinunternehmer, die meinen, so der Abhängigkeit des "normalen" Ausbeutungsjobs entfliehen zu können, ihre Entscheidung mit noch mehr Arbeit, noch mehr Stress und dabei noch weniger Existenzsicherheit als ihre abhängig beschäftigten Kollegen.

Selbst wenn man sich - ein Beispiel, das ich mir selbst schon vor langer Zeit gelegentlich durch den Kopf habe gehen lassen, weil ich es immer sympathisch fand - zusammentäte und versuchen wollte, einen Landwirtschaftsbetrieb aufzubauen und dort nur zu arbeiten, um den Eigenbedarf zu decken, und es gab ja auch eine ganze Reihe solcher Ansätze seit der Achtundsechzigerbewegung, von denen einer in Frankreich meines Wissens dank regelmäßiger Zuschüsse zumindest noch existiert: Es lässt sich dann doch nicht alles selbst erzeugen, mindestens Energie muss dazugekauft werden, Maschinen und Gebäude müssen unterhalten werden und brauchen immer wieder Investitionen, Infrastrukturkosten sind zu bezahlen, und das alles geht wiederum nur, wenn man mehr produziert, als man braucht, und die Überschüsse so gewinnbringend auf dem Markt verkauft, dass die Betriebskosten dabei herausspringen. Und damit ist man plötzlich wieder ein kapitalistischer Betrieb, in dem man selbst auch wieder in erheblichem Maße Sklave des Profits geworden ist, mal abgesehen davon, dass der Arbeitsaufwand in der Landwirtschaft ohnehin kein Spaß ist, es sei denn, man ist dafür geboren... (Zumal das Beispiel ohnehin nur funktionieren würde, hätte man einen entsprechenden und noch dazu für den Zweck geeigneten Grundbesitz.)
ernte23 (Gast) - 26. Okt, 11:53

VHS und Kapitalismuskritik

Würden Volkshochschulen sowas anbieten? Wenn ja, warum nicht. (Ich für meinen Teil könnte höchstens etwas kritisches zur kapitalistischen Rechtfertigungslehre beitragen, kenne mich zu wenig mit den linken Theoretikern aus.)

Bei vielen, die jetzt auf die Straße gehen, befindet sich in etwa die folgende Gleichung in den Köpfen: Links = Kommunismus/Sozialismus = DDR = Schießbefehl (= keine Bananen). Die ist ihnen über die Jahre durch ständige Wiederholung eingebläut worden, ohne dass es überzeugte Bildleserinnen wären. Mir fällt dazu nur ein, dass man die Fragen richtig stellen muss, weil die Logik sie eigentlich zwingen müsste, nach links zu rücken.

Die Katze aus dem Sack (Gast) - 26. Okt, 17:07

@ demon driver - 26. Okt, 10:02

Ja selbstverständlich funktioniert dieses Beispiel nur dann, wenn die Organisationseinheit über eigens hierzu eingebrachten Grund-, Immobilien- und Produktionsmittelbesitz verfügt. Von nichts kommt schliesslich nichts. Naturbelassene Nahrung zu gewinnen, heisst auch nicht, von früh bis spät auf den Feldern zu rotieren, sondern heisst nur, die aktuell ungesunde Ernährung auf eine gesunde umzustellen. Je mehr Menschen dabei insgesamt mitmachen, umso weniger Zeit müssen sich Einzelne darum kümmern, in umständlichen Verfahren diese eigens zu kreieren und deren Aufzucht zu betreuen. Beim Verzehr von Menschenfleisch können wir uns ja auch zusammenreissen. Noch!

Vergiss bitte nicht, das sich diese neu zu schaffende Organisationsform immer noch in einer existierenden Form von Kapitalwirtschaft bewegen muss, die nach alten Wertemustern operiert, die auch Du hier bereits geschildert (Stop-Schilder?) hast. Wie ein Segelschiff in einem versifften Meer auf denen Galeeren kreuzen.

Energieversorgung ist nun überhaupt kein Problem. Eine handvoll Menschen genügt, um Windräder zu konzipieren, zu bauen und zu bedienen. Die gleiche handvoll Menschen die Photovoltaik-Anlagen, Wärmetauscher und andere alternative Energiegewinnungsformen konzipiert, baut und bedient. Wer selbst keinen Strom meint zu brauchen, braucht auch nicht mithelfen welchen zu produzieren. Wer meint weder Essen noch Trinken noch Kleidung zu brauchen und sich deshalb an deren Gewinnung nicht zu beteiligen, muss offensichtlich zwingend noch die Lernbank drücken, da noch nicht alle Zusammenhänge richtig verstanden wurden.

Wenn nicht wichtig ist, wo der Profit landet, wäre es dann vielleicht wichtiger zu Fragen, wo er her kommt?

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