notiz: occupy - fragmente und ergänzungen [update am 26.10.]
zuerst sei einmal mehr auf mrs. mop verwiesen, die heute eine sehr schöne antwort auf all das genöle und gejaule geschrieben hat, was sich nicht nur in vielen blogs derzeit abspielt.
*
eine weitere einschätzung speziell von occupy frankfurt, die in teilen gute gedanken enthält und vor allem für solidarische kritik stehen kann.
*
es gibt ein ganz informatives blog von occupy berlin.
*
für morgen gibt es mittlerweile neben etlichen "unorganisierten" aufrufen via twitter/facebook auch welche von attac und dem dgb (*stöhn*). das lässt sich momentan nicht vermeiden, aber vermeiden lassen sollte sich eine entwicklung, in der sich speziell der dgb an die spitze setzt. es dürfte an der basis durchaus etliche leute geben, mit denen sich das gespräch lohnt, aber was die funktionäre betrifft, so muss ich wohl nicht weiter begründen, warum da hopfen und malz verloren ist. eine terminübersicht für morgen.
*
rück- und überblicke: das labournet mit einer kommentierten linksammlung zur entwicklung von occupy speziell in den usa sowie eine interessante sammlung zum 15. oktober in diversen ländern, darunter frankreich, australien, neuseeland, südafrika und chile.
apropos chile:
"Als die Polizisten den Mann an Händen und Füßen in den vergitterten Bus zerren, hebt wütender Gesang unter den Demonstranten an. "Pinochets Erziehung wird fallen", singen sie wieder und wieder. Die zornige Zeile auf den früheren Diktatoren ist altbekannt, dennoch zeigen die chilenischen Proteste für freie Bildung in dieser Woche in Santiago ein neues Gesicht. Denn die Menschenmenge, die sich den Polizisten vor dem chilenischen Präsidentenpalast La Moneda in den Weg stellt, besteht nicht aus Jugendlichen. Stattdessen singen Herren in dunklen Anzügen Parolen gegen das Regime, grauhaarige Protestler in Lederschuhen schwenken Fahnen mit Schriftzügen wie "Bildung ist ein Grundrecht!". Ein untersetzter Brillenträger im gelben Freizeithemd rangelt mit den Polizisten, eine Mittvierzigerin im grauen Sommerkleid ruft kreischend um Hilfe. (...)
Die Forderungen der Jugendlichen finden in der chilenischen Gesellschaft zahlreiche Befürworter. Das zeigt sich nicht nur bei den Straßenprotesten in Santiago, sondern auch in nüchternen Zahlen. In einer groß angelegten Umfrage sprachen sich jüngst knapp 90 Prozent der Teilnehmer für ein gebührenfreies Bildungssystem aus, die Kernforderung der Studenten. Über eine Million Chilenen hatten sich an der Abstimmung beteiligt." (...)
und auch da geht´s teils militant zur sache, ohne dass das sofort eine breite entsolidarisierung mit sich bringen würde.
nachzutragen bleibt zum 15. oktober auch, dass zwar die ca. zweihunderttausend in rom eine beeindruckende zahl darstellen, aber das europäische land mit der größten massenmobilisierung einmal mehr spanien gewesen ist:
(...) "Zentren des Protestes gegen die Banken und die Neoliberale Politik in Spanien waren Madrid mit einer halben Million Indignados rund um die Puerta del Sol und Barcelona mit geschätzten 60 000 Demonstrationsteilnehmern. In Sevilla versammelten sich 40 000, in Zaragoza 30 000 und in Palma 10 000. Insgesamt wurde in 70 spanischen Städten demonstriert." (...)
die 60.000 in barcelona sind dabei die polizeiliche schätzung, andere gehen dort von bis zu 150.000 demonstrantInnen aus.
*
aus den usa gibt es vom letzten samstag vom times square - schätzungen gehen dort von 40. bis 50.000 demonstrantInnen aus - in new york ein video, welches mich über die woche immer wieder beschäftigte, weil sich anhand der ganzen szene etliches über die usa bzw. das selbstverständnis vieler menschen dort lernen lässt:
wir sehen und hören den (ex-)sergeant shamar thomas vom us-marinecorps, der sinngemäß den cops u.a. folgendes zu sagen hat: "Das ist keine Kriegszone" "Das sind unbewaffnete Leute, es ist nicht mutig diese Leute zu verletzen" "Warum verletzt ihr US-Staatsbuerger?" "Wenn ihr kämpfen wollt, geht nach Irak und Afghanistan" "Wie könnt ihr nachts schlafen?" "Wenn ihr jemand umbringen wollt, geht nach Irak!"
das sorgte in den usa für einigen wirbel, und zwar nicht nur in der medialen öffentlichkeit. es gab in der folge nicht nur vereinzelt zb. solche statements zu lesen:
“talking to my friends and family who are vets form "nam" to iraq and Afghanistan. we're discussing, what going on... im im pretty sure that the military will fire on the police before their own people just like what happened in egypt.. the police were beating people then the military showed up.. cept the military is made up of mostly under 30 year olds (just like here) and they would not fire on their friends and community. and that whole "i was just following orders" thing isnt going to work for the cops just like it didnt for the germans after ww2..
"no honor in beating unarmed civilians" get ready to see a whole lot more soldiers in these protest.. this isnt the freedom they signed up to defend.”
ich denke, dass das auch für leserInnen mit rudimentären englisch-kenntnissen einigermaßen verständlich sein sollte.
jenseits der tatsache, dass die us-army von ihrer struktur tatsächlich mehrheitlich ein sammelbecken für - nun ja, prekär lebende us-bewohnerInnen darstellt, die in ihren funktionen dann mithelfen, diese prekären verhältnisse zu verteidigen, staune ich immer wieder über die zutage tretenden unterschiede in der "mentalität" zwischen den usa und europa. nicht zuletzt diese unterschiede lassen mich in der beurteilung der us-proteste zurückhaltend sein, denn es ist schlicht nicht möglich, hiesige erfahrungen und lehren eins zu eins zu übersetzen - die soziale matrix in den usa sieht in vielen teilen extrem anders aus als hier.
wer ein paar stunden zeit hat, kann sich auf den inzwischen sehr umfangreichen sonderseiten der"huffington post" über unzählige berichte und kommentare selbst ein aktuelles bild zur situation in den usa machen. lesetipp!
*
edit am 26.10.: weil´s gerade so zum obigen passt - ich frage mich, was mr. thomas wohl zu den szenen aus oakland in kalifornien letzte nacht zu sagen hat? "this is not a war zone..." wirklich nicht?
nach einer - wenn man nach vielen videos und berichten geht - ziemlich massiven und aggressiven räumung des dortigen occupy-camps eskalierte die situation in den abendstunden danach - verhaftungen, tränengas und nicht zuletzt einige verletzte durch gummigeschosse passen ganz gut zu den szenarien, die sich gerade quer durch die usa entwicklen - ich habe längst den überblick darüber verloren, in wie vielen städten es jeden tag neuen stress zwischen occupy-leuten und den cops gibt. einiges lässt sich wie gesagt bei den oben verlinkten seiten der huffpost nachlesen, die auch bilder von den erwähnten verletzten haben - nichts für sensible seelen. oakland war aber jetzt ein erster trauriger höhepunkt, und die bilder gehen landesweit durch die usa und werden einerseits die dortige gesellschaftliche polarisierung verstärken, andererseits und damit zusammenhängend vermutlich auch weitere leute ins nachdenken über die innere verfassung des "land of the free, home of the brave" bringen.
ansonsten bleibt bei der vielzahl an ähnlichen bildern rund um den planeten nur anzumerken, dass die prügelschergen des systems wirklich überall gleich scheisse rüberkommen.
*
zur diskussion unten: ich verfolge das mit interesse, bin aber durch lohnarbeitszwänge gerade nicht in der lage, mich dabei groß einzumischen. allerdings bin ich mittlerweile beim hiesigen ableger von "echte demokratie jetzt" aktiv, und werde versuchen, am wochenende mal ein paar erste nähere innenansichten aus meiner perspektive zu liefern, die durchaus auch als antworten auf etliches in den kommentaren verstanden werden könnten. eins schon vorweg: ich bin nicht euphorisch, war aber vom ersten längeren plenum, an dem ich teilnahm, durchaus angenehm überrascht. aber mehr wie gesagt zum wochenende.
*
eine weitere einschätzung speziell von occupy frankfurt, die in teilen gute gedanken enthält und vor allem für solidarische kritik stehen kann.
*
es gibt ein ganz informatives blog von occupy berlin.
*
für morgen gibt es mittlerweile neben etlichen "unorganisierten" aufrufen via twitter/facebook auch welche von attac und dem dgb (*stöhn*). das lässt sich momentan nicht vermeiden, aber vermeiden lassen sollte sich eine entwicklung, in der sich speziell der dgb an die spitze setzt. es dürfte an der basis durchaus etliche leute geben, mit denen sich das gespräch lohnt, aber was die funktionäre betrifft, so muss ich wohl nicht weiter begründen, warum da hopfen und malz verloren ist. eine terminübersicht für morgen.
*
rück- und überblicke: das labournet mit einer kommentierten linksammlung zur entwicklung von occupy speziell in den usa sowie eine interessante sammlung zum 15. oktober in diversen ländern, darunter frankreich, australien, neuseeland, südafrika und chile.
apropos chile:
"Als die Polizisten den Mann an Händen und Füßen in den vergitterten Bus zerren, hebt wütender Gesang unter den Demonstranten an. "Pinochets Erziehung wird fallen", singen sie wieder und wieder. Die zornige Zeile auf den früheren Diktatoren ist altbekannt, dennoch zeigen die chilenischen Proteste für freie Bildung in dieser Woche in Santiago ein neues Gesicht. Denn die Menschenmenge, die sich den Polizisten vor dem chilenischen Präsidentenpalast La Moneda in den Weg stellt, besteht nicht aus Jugendlichen. Stattdessen singen Herren in dunklen Anzügen Parolen gegen das Regime, grauhaarige Protestler in Lederschuhen schwenken Fahnen mit Schriftzügen wie "Bildung ist ein Grundrecht!". Ein untersetzter Brillenträger im gelben Freizeithemd rangelt mit den Polizisten, eine Mittvierzigerin im grauen Sommerkleid ruft kreischend um Hilfe. (...)
Die Forderungen der Jugendlichen finden in der chilenischen Gesellschaft zahlreiche Befürworter. Das zeigt sich nicht nur bei den Straßenprotesten in Santiago, sondern auch in nüchternen Zahlen. In einer groß angelegten Umfrage sprachen sich jüngst knapp 90 Prozent der Teilnehmer für ein gebührenfreies Bildungssystem aus, die Kernforderung der Studenten. Über eine Million Chilenen hatten sich an der Abstimmung beteiligt." (...)
und auch da geht´s teils militant zur sache, ohne dass das sofort eine breite entsolidarisierung mit sich bringen würde.
nachzutragen bleibt zum 15. oktober auch, dass zwar die ca. zweihunderttausend in rom eine beeindruckende zahl darstellen, aber das europäische land mit der größten massenmobilisierung einmal mehr spanien gewesen ist:
(...) "Zentren des Protestes gegen die Banken und die Neoliberale Politik in Spanien waren Madrid mit einer halben Million Indignados rund um die Puerta del Sol und Barcelona mit geschätzten 60 000 Demonstrationsteilnehmern. In Sevilla versammelten sich 40 000, in Zaragoza 30 000 und in Palma 10 000. Insgesamt wurde in 70 spanischen Städten demonstriert." (...)
die 60.000 in barcelona sind dabei die polizeiliche schätzung, andere gehen dort von bis zu 150.000 demonstrantInnen aus.
*
aus den usa gibt es vom letzten samstag vom times square - schätzungen gehen dort von 40. bis 50.000 demonstrantInnen aus - in new york ein video, welches mich über die woche immer wieder beschäftigte, weil sich anhand der ganzen szene etliches über die usa bzw. das selbstverständnis vieler menschen dort lernen lässt:
wir sehen und hören den (ex-)sergeant shamar thomas vom us-marinecorps, der sinngemäß den cops u.a. folgendes zu sagen hat: "Das ist keine Kriegszone" "Das sind unbewaffnete Leute, es ist nicht mutig diese Leute zu verletzen" "Warum verletzt ihr US-Staatsbuerger?" "Wenn ihr kämpfen wollt, geht nach Irak und Afghanistan" "Wie könnt ihr nachts schlafen?" "Wenn ihr jemand umbringen wollt, geht nach Irak!"
das sorgte in den usa für einigen wirbel, und zwar nicht nur in der medialen öffentlichkeit. es gab in der folge nicht nur vereinzelt zb. solche statements zu lesen:
“talking to my friends and family who are vets form "nam" to iraq and Afghanistan. we're discussing, what going on... im im pretty sure that the military will fire on the police before their own people just like what happened in egypt.. the police were beating people then the military showed up.. cept the military is made up of mostly under 30 year olds (just like here) and they would not fire on their friends and community. and that whole "i was just following orders" thing isnt going to work for the cops just like it didnt for the germans after ww2..
"no honor in beating unarmed civilians" get ready to see a whole lot more soldiers in these protest.. this isnt the freedom they signed up to defend.”
ich denke, dass das auch für leserInnen mit rudimentären englisch-kenntnissen einigermaßen verständlich sein sollte.
jenseits der tatsache, dass die us-army von ihrer struktur tatsächlich mehrheitlich ein sammelbecken für - nun ja, prekär lebende us-bewohnerInnen darstellt, die in ihren funktionen dann mithelfen, diese prekären verhältnisse zu verteidigen, staune ich immer wieder über die zutage tretenden unterschiede in der "mentalität" zwischen den usa und europa. nicht zuletzt diese unterschiede lassen mich in der beurteilung der us-proteste zurückhaltend sein, denn es ist schlicht nicht möglich, hiesige erfahrungen und lehren eins zu eins zu übersetzen - die soziale matrix in den usa sieht in vielen teilen extrem anders aus als hier.
wer ein paar stunden zeit hat, kann sich auf den inzwischen sehr umfangreichen sonderseiten der"huffington post" über unzählige berichte und kommentare selbst ein aktuelles bild zur situation in den usa machen. lesetipp!
*
edit am 26.10.: weil´s gerade so zum obigen passt - ich frage mich, was mr. thomas wohl zu den szenen aus oakland in kalifornien letzte nacht zu sagen hat? "this is not a war zone..." wirklich nicht?
nach einer - wenn man nach vielen videos und berichten geht - ziemlich massiven und aggressiven räumung des dortigen occupy-camps eskalierte die situation in den abendstunden danach - verhaftungen, tränengas und nicht zuletzt einige verletzte durch gummigeschosse passen ganz gut zu den szenarien, die sich gerade quer durch die usa entwicklen - ich habe längst den überblick darüber verloren, in wie vielen städten es jeden tag neuen stress zwischen occupy-leuten und den cops gibt. einiges lässt sich wie gesagt bei den oben verlinkten seiten der huffpost nachlesen, die auch bilder von den erwähnten verletzten haben - nichts für sensible seelen. oakland war aber jetzt ein erster trauriger höhepunkt, und die bilder gehen landesweit durch die usa und werden einerseits die dortige gesellschaftliche polarisierung verstärken, andererseits und damit zusammenhängend vermutlich auch weitere leute ins nachdenken über die innere verfassung des "land of the free, home of the brave" bringen.
ansonsten bleibt bei der vielzahl an ähnlichen bildern rund um den planeten nur anzumerken, dass die prügelschergen des systems wirklich überall gleich scheisse rüberkommen.
*
zur diskussion unten: ich verfolge das mit interesse, bin aber durch lohnarbeitszwänge gerade nicht in der lage, mich dabei groß einzumischen. allerdings bin ich mittlerweile beim hiesigen ableger von "echte demokratie jetzt" aktiv, und werde versuchen, am wochenende mal ein paar erste nähere innenansichten aus meiner perspektive zu liefern, die durchaus auch als antworten auf etliches in den kommentaren verstanden werden könnten. eins schon vorweg: ich bin nicht euphorisch, war aber vom ersten längeren plenum, an dem ich teilnahm, durchaus angenehm überrascht. aber mehr wie gesagt zum wochenende.
monoma - 21. Okt, 15:14
das der post nicht wirklich lang ist, kopier ich ihn dir einfach mal rein.
Yep. Mrs Mop hat nen Hals. Absolut nachvollziehbar. Vielleicht mal an der Zeit, die diversen Gruppierungen ein wenig auseinanderzudröseln.
Menschen wie Frau Mop, leben als sogenannte "Occupanten" nämlich schon genau dort u. das, was uns, die wir noch in beheizten Stuben hocken, bevorsteht. Sie sind in der Realität angekommen. Auch wenn sie noch auf ihre beheizten Stuben zurückgreifen können.
Die Slumbewohner dieser Welt, die sich in provisorischen "Zeltstädten" organisieren müssen, können das schon seit Jahrzehnten nicht mehr.
Was hier gerade zu Tage tritt u. sich in den Worten von Mrs Mop äußert, ist eben dieser Konflikt, der aus den unterschiedlichen Lebenswirkichkeiten resultiert.
Wie bzw. ist es möglich, diesen Konflikt konstruktiv in Richtung "Befreiungsschlag" zu erfahren?
Proletarier vereinigt euch?!
The proletariat is thus divided into three, each part being played off against the others: intellectual workers full of cultural prejudices against "redneck" workers; workers who display a populist hatred of intellectuals and outcasts; outcasts who are antagonistic to society as such. The old cry "Proletarians, unite!" is thus more pertinent than ever: in the new conditions of "postindustrial" capitalism, the unity of the three fractions of the working class is already their victory. This unity, however, will not be guaranteed by any figure of the "big Other" prescribing it as the "objective tendency" of the historical process itself--the situation is thoroughly open, divided between the two versions of Hegelianism
Slavoj Žižek, First as Tragedy, then as Farce (London: Verso, 2009), pp. 147-148:
ich lasse das hier einfach mal so stehen.
anonsten - echt üble sache in griechenland :-( sehr sehr deprimierend