notizen

Samstag, 4. Juni 2011

notiz: hunderttausend tonnen

wasser. in fukushima. vor der regenzeit. und - natürlich - hoch verstrahlt:

(...) "Die insgesamt 105.100 Tonnen Wasser hätten eine Radioaktivität von geschätzt 720.000 Terabecquerel. Das entspricht dem Dreimillionenfachen der im Jahr erlaubten Menge."

na, wo wird dieses wasser am ende wohl landen?




(warum musik? darum).

Freitag, 20. Mai 2011

notiz: live aus madrid, puerta del sol








Free TV Show from Ustream

die verbotsverfügung hat allgemein für großen unmut gesorgt; das landesweite verbot aller demonstrationen gilt ab heute nacht null uhr. es ist schlecht zu prognostizieren, wie beide seiten - staat und bewegung - damit umgehen werden.

für hintergründe siehe
hier; ich werde erst morgen nachmittag wieder dazu kommen, weitere updates zu erstellen.

der stream sollte soweit laufen, falls er nicht überlastet ist.

Donnerstag, 19. Mai 2011

notiz: mucho poder a espana... buon giorno italia? [3. update am 20.05.]

die fortsetzung von gestern, die mangels zeit meinerseits etwas fragmentarischer ausfallen wird, beginne ich nicht zufällig mit einem fragezeichen richtung italien. bereits gestern war im netz ein reges treiben von userInnen aus italien zu registrieren, und ohne gewähr zeichnet sich das folgende ab: bereits heute abend vereinzelt, spätestens aber morgen abend um 20.00 h sind in folgenden italienischen städten kundgebungen und demonstrationen im geiste der "spanishrevolution" geplant: rom, turin, bologna, mailand und einige weitere. zu den dortigen forderungen und vorstellungen kann ich (noch) nichts genaueres sagen; ich kann mir zwar angesichts der situation in italien einiges vorstellen, aber da hier die sprache für mich definitiv ein hindernis darstellt, heisst es vorläufig abwarten. morgen abend wird dann auch sichtbar sein, ob sich das nur um eine virtuelle nullnummer gehandelt hat oder jetzt tatsächlich ein impuls durch südeuropa geht.

*

währenddessen geht´s in spanien unverdrossen weiter, zunächst mal ein kurzer pressespiegel mit artikeln, die etwas mehr vermitteln als in den letzten tagen:

(...) "Es geht um mehr als nur um die Kürzungen und Sparmaßnahmen der Regierung. Wir wenden uns auch gegen diese Diktate aus der Finanzwelt an die Politik. Die Politik ist ins zweite Glied getreten, die Finanzwelt sagt ihr, was sie zu tun hat. Das ist überall in Europa ein Problem. Dann haben wir in Spanien dieses Wahlrecht, das große Parteien bei der Sitzverteilung bevorzugt und faktisch zu einem Zweiparteiensystem führt. Es sind einfach grundlegende Dinge, die sich ändern müssen." (...)

"Das ist ja keine Studentenbewegung. Meine Frau und ich sind beide arbeitslos. Wir haben zwei Kinder. Die Krise betrifft alle - auch die Glaubwürdigkeit der Politiker. Die beiden großen Parteien machen was sie wollen - unabhängig von den Interessen der Bürger. Nein, die Alternative ist hier auf der Straße, bei dieser Bürgerbewegung. Sie sagt den Politikern auf friedliche Weise: Entweder Ihr verändert Euch oder Ihr kommt weg. Wir haben ja nichts mehr zu verlieren."(...)


("Wie aus dem Nichts" - DLF)

(...) "Viele Medien ziehen Parallelen zu der Besetzung des Tahrir- Platzes in Kairo. Stand die ägyptische Revolution Pate für das Camp?

Alles steht irgendwie im Zusammenhang. Das hier ist eine intellektuelle Revolution. Und wir versuchen dem, was uns in Nordafrika vorgemacht wurde, auch hier gerecht zu werden. Auch hier in Europa brauchen wir einen Wandel. Mit unserem Camp wollen wir dies der Bevölkerung hier in Europa verständlich machen.

In Ägypten ging es um den Sturz einer Diktatur, in Spanien hingegen geht es um Forderungen innerhalb eines demokratischen Systems, oder?

Beide Proteste gehen von der tiefen, breiten Unzufriedenheit mit den herrschenden Zuständen aus und sind in der Lage, breite Solidarität zu erzeugen. Das haben wir mit den Menschen in Ägypten gemeinsam." (...)


("Das ist der Anfang einer Revolution" - taz)

und auch
spon veröffentlicht manchmal noch ganz informative artikel.

besonders, was die bisher sichtbaren reaktionen der spanischen politik anbelangt, lässt sich sagen, dass das timing für die aktionen kaum besser gewählt hätte sein können - die kommunal- und regionalwahlen am sonntag haben offensichtlich durchaus eine gewisse bedeutung, und die generelle ablehnung beider parteien lässt sie selbst und auch alle vereinnahmungsversuche ziemlich dumm dastehen. zudem dürften diese wahlen auch ein hindernis für allzu repressive aktionen gegen die bewegung darstellen - jede partei, die den konflikt jetzt mittels ihrer institutionellen möglichkeiten eskalieren sollte, könnte ruckzuck plötzlich alleine auf weiter flur gegen große teile der bevölkerung stehen.

interessant und entscheidend dürfte sein, was diese erkämpfte kollektive und bisher in gewisser hinsicht erfolgreiche aktion bei den teilnehmerInnen bewirkt - was da auf den plätzen jetzt für diskussionen und gespräche laufen, würde mich brennnend interessieren. aus den ergebnissen dieser debatten dürfte sich nicht zuletzt auch die weitere entwicklung nach den wahlen ergeben. ich hoffe, sie machen nicht den fehler, sich zu sehr am datum dieser wahlen zu orientieren. andererseits sind die bisher wahrnehmbaren inhaltlichen forderungen durchaus nicht als eintagsfliegen konzipiert.

nachzutragen bleiben weitere soliaktionen: auch in amsterdam gab es eine kleine kundgebung; der kundgebungstermin heute in berlin um 15.30 h an der spanischen botschaft darf nach weiteren berichten als bestätigt angesehen werden. ebenfalls sind botschaftsaktionen in dublin und warschau angekündigt.

*

so, und weil ich hier ja
neulich mehr musikalische untermalung angekündigt hatte, beende ich den beitrag mit einem mehrfach passenden motiv - auch dem mutigen sprung ins ungewisse...



*

edit am 19.05.: ein update hatte ich ja unten schon in die kommentare gepackt; inzwischen kommen aber aus immer mehr europäischen ländern sowohl ankündigungen als auch berichte von solidaritätsaktionen, die teils mit eigenen länderspezifischen forderungen gekoppelt werden. und während am heutigen abend auch in paris etwas größeres passieren soll, liegen inzwischen ebenfalls eine ganze menge termine hierzulande vor - teils organisiert von menschen aus spanien, teils aber auch von hiesigen sympathisanten. im folgenden eine liste, die sich aus facebook- und twitterinfos zusammensetzt - ohne gewähr!
  • düsseldorf, samstag, 21. mai, 12.00 h (oder auch 15.00 h, angaben sind unterschiedlich) - burgplatz
  • hamburg, samstag, 21. mai, 12.00 h - im mittelweg (harvestehude?)
  • bremen, sonntag, 22.mai, 16.00 h - marktplatz / am roland
  • frankfurt, samstag, 21. mai, 12.00 h - spanisches konsulat am nibelungenplatz
  • münchen, samstag, 21. mai 15.00 h - marienplatz
  • leipzig, freitag, 20. mai, 17.00 h - augustusplatz
ebenfalls dürfte es in portugal in den nächsten tagen spannend werden...

*

edit 2 am 20.05.: das wird vermutlich bis zum samstag das vorläufig letzte update sein, also dann - wie sieht´s heute nacht aus?

spanien: die plätze waren heute abend gut gefüllt, die teilnahme scheint heute insgesamt noch etwas besser gewesen zu sein als in den letzten tagen. inzwischen sind auch die inseln, bspw. mallorca und teneriffa, von protesten erfasst worden. die reaktion der spanischen "politik" erscheint bisher sehr defensiv, die polizei hält sich bis auf ausnahmen weitgehend zurück.

gleichzeitig erhöht die bewegung den druck, und zwar durch eine konsequent propagierte internationalisierung der proteste, die sich keineswegs mehr nur auf europa beschränkt - dazu gleich mehr. die spanischen medien werden für ihre (nicht-)berichterstattung scharf angegangen, und insgesamt ist die medienblockade der ersten tage auch durch die netberichterstattung weitgehend aufgelöst.

italien: es sieht tatsächlich so aus, als würde es ernst werden - ich kann noch nicht verifizieren, dass bereits heute abend in florenz die erste piazza besetzt wurde, aber für morgen abend sind in inzwischen mehr als zwölf städten aufrufe vorhanden, nicht nur für demonstrationen, sondern meist auch für camps.

dazu auch ein artikel aus dem britischen
guardian.

in weiteren städten und ländern sind für heute solidaritätsaktionen angekündigt: in stockholm, prag sowie ein allgemeiner aufruf für ganz portugal - da wird man abwarten müssen.

außereuropäisch laufen aktionen (oder sind geplant) in mexico, argentinien, usa - meist vor botschaften und konsulaten.

in vielen europäischen ländern, gerade den gebeutelten mittelmeerländern, aber auch irland und großbritannien, werden, wenn man sich so die netzreaktionen an diversen stellen betrachtet, die spanischen aktionen genau beobachtet und lebhaft begrüßt. und viele sehen das als eine art initialzündung, um selbst in den eigenen ländern entweder erneut oder überhaupt den kampf gegen das jeweilige politische und ökonomische system aufzunehmen. weitgehend jenseits aller parteien und auch gewerkschaften. für letztere kann sich das in europa zu einem echten (und verdienten) desaster auswachsen: wenn die bewegung tatsächlich in vielen europäischen ländern wurzeln schlagen sollte, wozu sie sich gerade anschickt, wird das die ganze reale schäbige rolle der allermeisten großen europäischen gewerkschaften mit ins grelle rampenlicht zerren - ich bin mir nicht sicher, ob das den herrschaften auf der funktionärsebene überhaupt auch nur ansatzweise klar ist, was das auch für sie bedeuten könnte.

*

soweit für den moment. wer aktuelle infos bekommen möchte, ist in diesem fall tatsächlich mit twitter am besten bedient. die wichtigsten hashtags dürften für die nächsten tage die folgenden sein:

#spanishrevolution, #italianrevolution, #europeanrevolution, #globalcamp.

und heute abend empfiehlt sich unbedingt ein blick auf die plätze und strassen in italien, neben den spanischen städten.

*

edit 3, 20.05.: das folgende kommt als eine art
breaking news :

(...) "Die zentrale Wahlbehörde hat sämtliche für das Wochenende angekündigte Demonstrationen in dem Land verboten. Die Kundgebungen könnten den Ablauf der Regional- und Kommunalwahlen am Sonntag stören und die Wähler beeinflussen, hieß es in der Nacht zum Freitag in einer Mitteilung." (...)

das ändert natürlich einerseits ein paar meiner einschätzungen oben, andererseits wird das eine erste echte kraftprobe werden. jetzt sind internationale beobachtung und aktionen noch wichtiger. no pasaran!

Dienstag, 12. April 2011

notiz: "gebt endlich auf - es ist vorbei"

(zur überschrift empfehle ich das video am ende. ansonsten war dieser beitrag bereits am gestrigen abend zur veröffentlichung gedacht, was aber dann an technischen problemen scheiterte.)

die fälligen antworten zu einigen kommentaren der letzten beiträge muss ich verschieben - einerseits wieder mal aus zeitgründen, weil ich mich ausserstande sehe, die auf dem tisch liegenden themen "mal eben so" und quasi nebenbei abzuhandeln. nein, das wird zeit brauchen. zum anderen habe ich mir selbst mediale auszeiten verordnet, und stattdessen lieber viel zeit im frühling der letzten tage verbracht. wobei ein gefühl kommenden unheils ständiger und unerfreulicher begleiter gewesen ist.

dieses gefühl verschwand natürlich nicht nach ein paar stunden herumstöberns im netz, im gegenteil - gerade gestern waren die nachrichten mal wieder so derart dystopisch-surreal, dass ich mich frage, was eigentlich all die noch vorhandenen sci fi- und social fiction-autoren zukünftig noch schreiben wollen...

drei news, die für mich besonders relevant sind: erstens werden Sie am heutigen tag eventuell bereits zeuge der finalen hochstufung des fukushima-GAUs auf "ines-7" sein - die gerüchte und meldungen verdichten sich in diesen stunden, und es wäre zusammen mit der ebenfalls angekündigten ausweitung der evakuierungszone das erstemal, dass die japanischen behörden nach wochen der desinformation so etwas wie realitätssinn zeigen würden. über die möglichen gründe dafür darf spekuliert werden.

zweitens liesse sich partieller realitätssinn auch einer durch und durch antisozial agierenden institution unterstellen, nämlich dem "internationalen währungsfond" iwf - der grund dafür ist eine faktische
anerkennung der realität von peak oil:

(...) "Der Internationale Währungsfond, der in den kommenden Tagen zu Beratungen über steigende Rohstoffpreise zusammenkommt, warnt vor zunehmenden Knappheitsrisiken auf dem Ölmarkt. Der IWF empfiehlt politischen Entscheidern weltweit, "sicherzustellen, dass ihre Ökonomien mit unerwarteten Veränderungen in der Ölversorgung und bei Ölpreisen umgehen können". (...)

Ein Wachstum der Ölfördermenge von 1,8% wie in den Jahren 1981 bis 2005 erscheint laut IWF unwahrscheinlich, vielmehr wird vor einer Stagnation oder gar einem Absinken der Produktion gewarnt. Der IWF erkennt in seinem Bericht an, dass insbesondere ältere Ölfelder die Fähigkeit einzelner Produzenten begrenzen, zusätzliche Produktionskapazitäten verfügbar zu machen." (...)


drittens hat es in griechenland einen ziemlich spektakulären
tv-auftritt des "heimlichen nationalheldens" mikis theodorakis gegeben, dessen wirkungen noch nicht abschätzbar sind - die wichtigsten aussagen sind diejenigen, dass er von einer ökonomischen junta spricht, die in griechenland - unter beteiligung des gerade erwähnten iwf - faktisch mit einem staatstreich die regierung übernommen hätte, und gegen die er englisch übersetzt das folgende empfiehlt:

(...) "It needs a peaceful revolution by the people. (...) We need a revolutionary government." (...)

yo, das ist schlicht ein revolutionsaufruf - und zwar von jemandem, dessen worte in dem land durchaus gewicht haben. es empfiehlt sich, immer wieder ebenso einen blick nach griechenland zu werfen wie nach spanien, porugal, irland, großbritannien - in den ländern sind ebenso wie in vielen arabischen und (nicht nur mehr nord-!) afrikanischen staaten sehr interessante gärungsprozesse wahrzunehmen, von denen uns einige mit großer sicherheit im laufe der nächsten monate um die ohren fliegen werden, und zwar wieder mal völlig verdientermaßen.

*

warum ich den letzen satz so formuliere, beantwortet jetzt blumfeld - gerichtet an jene sedierte und in
sozialer trance versunkene bevölkerungsmehrheit hierzulande, deren energie sich im panischen blöken "ich WILL..." erschöpft...



"Ihr habt alles falsch gemacht
Habt Ihr nie drüber nachgedacht?
Gebt endlich auf - Es ist vorbei"


oh ja.

Dienstag, 5. April 2011

notiz: ölige und atomare updates

ich werde bis zum wochenende nicht groß dazu kommen, ausführlich zu schreiben - deshalb an dieser stelle schon mal danke für die ausführlichen kommentare zu den letzten "bleiernen zeiten", die ich in der nächsten folge mit aufgreifen will.

heute bleibt der hinweis auf informationen, die einige der letzten beiträge hier ergänzen und fortführen. die thematiken öl und atomenergie lassen sich dabei ganz gut zusammen betrachten und auch vergleichen, stellen sie doch erstens sozusagen die "speerspitzen des fortschritts" dar, zumindest in der logik der auf fossilen energien beruhenden kapitalistischen industriezivilisationen. zweitens wird in beiden bereichen mit enorm giftigen stoffen hantiert, was gleichzeitig nichts anderes aussagt als die tatsache, dass diese "unsere zivilisation" im wahrsten sinne des wortes auf gift beruht. und drittens drängt es sich bei den menschengemachten megadesastern namens "deep water horizon" und "fukushima" geradezu auf, die (bisher wahrnehmbaren) folgen zu vergleichen und unterschiede und parallelen zu betrachten.

*

hinsichtlich der
neuen und alten ölverschmutzungen im golf hatte ich ein paar tage in jeder hinsicht funkstille, und ich musste mich jetzt erst mal selbst zum letzten stand der dinge schlau machen. wirklich erfreulich ist dieser stand nicht; so ist erstens anzumerken, dass weiterhin und offensichtlich immer mehr tote tiere, und zwar nicht nur seeschildkröten, auf die sich der verlinkte artikel focussiert, an der us-golfküste angeschwemmt werden. zweitens gibt es nicht wirklich etwas aufschlußreiches über die ölteppiche der vergangenen wochen zu berichten; in dem artikel klingt es jetzt so, als würde die beobachtete große verschmutzung auf see ebenfalls der ominösen quelle vor der küste vor louisiana zugerechnet werden, aus der ja nach angaben der verantwortlichen firma "nur fünf gallonen" ausgetreten seien. nach analysen von satellitenaufnahmen der betroffenen region sollen es real aber mehr als 640.000 gallonen (etwas über 2,4 millionen liter) frisches öl sein, die da jetzt zusätzlich zu den altlasten von bp und anderen im golf herumschwappen. diese widersprüchlichen aussagen kann ich hier nicht auflösen, nur dokumentieren.

während staatliche und private institutionen weiterhin öffentlich ankündigen, die toten tiere würden "nach allen seiten und ergebnisoffen hinsichtlich der möglichen todesursachen" untersucht werden, so ist mit der nahenden wiederkehr des jahrestages des ölGAU am 20. april eine verstärkte tätigkeit von "pr-spezialisten" in der golfregion zu beobachten, die medial vor allem auf weitere tiefseebohrungen ("energie und jobs") sowie tourismus ("baden ist unbedenklich") und fischerei ("fisch essen ist unbedenklich") focussieren. die stimmung in der bevölkerung am golf scheint da sehr ambivalent zu sein; es sind einfach inzwischen erstens zu viele menschen krank geworden, und zweitens sorgen die nicht erst seit ein paar wochen stattfindenden sichtungen toter tiere für weitere sorgen. insgesamt ist besonders aus staat und wirtschaft die tendenz zum kleinreden und verharmlosen deutlich und nicht überraschend. wie das bei einer bevölkerung ankommt, die die teils drastischen gegenbeweise ständig im alltag erleben muss, bleibt abzuwarten.

letzteres liesse sich vielleicht dann ähnlich auch tausende kilometer weiter westlich an der japanischen küste sagen, aber bevor ich noch auf zwei artikel zum aktuellen atomaren GAU hiweise, möchte ich die leserInnen nochmals auf
jenes fast völlig unbekannte detail der ölförderung hinweisen, welches zwischen beiden themen einen ganz direkten und sozusagen handfesten zusammenhang knüpft, und zwar in chemisch-physikalischer hinsicht- die nüchternen sätze bei wikipedia fassen das wichtigste nochmals zusammen:

(...) "Im Dezember 2009 wurde der Öffentlichkeit bekannt, dass bei der Erdöl- und Erdgasförderung jährlich Millionen Tonnen radioaktiv verseuchter Rückstände anfallen, für dessen Entsorgung größtenteils der Nachweis fehlt. Im Rahmen der Förderung an die Erdoberfläche gepumpte Schlämme und Abwässer enthalten NORM-Stoffe (Naturally occurring radioactive material), u. a. das hochgiftige und extrem langlebige Radium 226 sowie Polonium 210. Die spezifische Aktivität der Abfälle beträgt zwischen 0,1 und 15.000 Becquerel (Bq) pro Gramm. In Deutschland, wo etwa 1000 bis 2000 Tonnen Trockenmasse im Jahr anfallen, ist das Material laut der Strahlenschutzverordnung von 2001 bereits ab einem Bq pro Gramm überwachungsbedürftig und müsste gesondert entsorgt werden. Die Umsetzung dieser Verordnung wurde der Eigenverantwortung der Industrie überlassen, wodurch die Abfälle letztlich über Jahrzehnte hinweg sorglos und unsachgemäß beseitigt wurden. Es sind Fälle dokumentiert, in welchen Abfälle mit durchschnittlich 40 Bq/g ohne jede Kennzeichnung auf einem Betriebsgelände gelagert wurden und auch nicht für den Transport besonders gekennzeichnet werden sollten.

In Ländern mit größeren geförderten Mengen von Öl oder Gas entstehen deutlich mehr Abfälle als in Deutschland, jedoch existiert in keinem Land eine unabhängige, kontinuierliche und lückenlose Erfassung und Überwachung der kontaminierten Rückstände aus der Öl- und Gasproduktion. Die Industrie geht mit dem Material unterschiedlich um: In Kasachstan sind weite Landstriche durch diese Abfälle verseucht, in Großbritannien werden die radioaktiven Rückstände in die Nordsee geleitet. In den Vereinigten Staaten gibt es in fast allen Bundesstaaten aufgrund der radioaktiven Altlasten aus der Erdölförderung zunehmend Probleme. In Martha, einer Gemeinde in Kentucky, hat das Unternehmen Ashland Inc. tausende kontaminierte Förderrohre an Farmer, Kindergärten und Schulen verkauft, ohne diese über die Kontamination zu informieren. Es wurden bis zu 1100 Mikroröntgen pro Stunde gemessen, so dass die Grundschule und einige Wohnhäuser nach Entdeckung der Strahlung sofort geräumt werden mussten." (...)


wie schrieb ich eingangs oben? "eine zivilisation, auf gift gebaut" - das muss auch durchaus wortwörtlich genommen werden.

*

hatte ich im letzten beitrag vom alltag als katastrophe geschrieben, so lassen sich die folgenden
informationen rund um "tepco", die japanische regierung(spolitik) und die dortigen medien durchaus in der rubrik einordnen - der artikel beginnt mit einem wahren paukenschlag, wie ich finde:

"Seine Welt sind Fakten, und als der 54-jährige Yu Tanaka, Professor für Ökologie an der Rikkyo Universität, vor knapp einem Jahr eher zufällig über eine Studie der Universität Tokio stolperte, traute er zunächst seinen eigenen Augen nicht. Im Auftrag des Elektrokonzern Tepco, einem der größten Stromkonzerne der Welt und Betreiber des Atomkraftwerks von Fukushima, hatten seine Akademikerkollegen das Potenzial erneuerbarer Energien in Japan untersucht. Das sensationelle Ergebnis der Studie: Das Land wäre in der Lage, mit Windkraftanlagen, Solarstrom, Geothermik und Maschinen, die Elektrizität aus Ozeanwellen gewinnen, leistungsfähigen Batterien und einem „schlauen Stromnetz“ den gesamten Energiebedarf des Landes zu decken.

Aber der Tepco-Konzern, der ein Drittel der gesamten Stromversorgung Japans produziert, hatte nicht nur die Veröffentlichung der Studie verhindert. Wenn Yu Tanaka in Vorträgen auf die Studie über das immense Potenzial der erneuerbaren Energien verwies, wurden seine Aussagen von den Medien verschwiegen. „Stromkonzerne wie Tepco sind die wichtigsten Werbesponsoren der japanischen Medien“, sagt Tanaka.

Der japanische Staat garantiert den Energieriesen des Landes das 3,5-fache Einkommen der Baukosten von Kraftwerken. Für Unternehmen wie Tepco gehörten Atomkraftwerke mit ihren gigantischen Investitionen deshalb zu den lukrativsten Projekten." (...)


und so weiter und so fort, lesen Sie´s. wobei: so wirklich überraschen kann zumindest mich inzwischen eigentlich nur noch der jeweilige grad der frechheit, mit der die mafiösen strukturen gleich welcher coleur - und egal, ob "legal" oder "illegal" - inwischen vorgehen. das aber ist dann ein punkt, der direkt auf uns, besser, unsere duldung dieses fortgesetzten kriminellen bis terroristischen (in diesem kontext wird das wort übrigens einmal wirklich sachlich angemessen nutzbar) treibens aufmerksam macht.

um die unrühmliche rolle "offizieller institutionen" und ebenfalls der medien geht es auch im zweiten linktipp für heute, der unter dem titel
IAEA und WHO halten Berichte zurück nicht nur anhand der aktuellen situation, sondern auch durch einen erweiterten rückblick auf das verhalten von beiden besonders hinsichtlich der folgen des GAUs von tschernobyl das fazit unterstreicht und begründet, das dort gleich zu beginn zu lesen ist:

"Eines steht fest: Fukushima ist ein Informationsdesaster."

unter anderem, aber auch das. was das für ein licht auf das vielgepriesene und beschworene "informationszeitalter" wirft, ist dann schon wieder ein anderes thema.

Dienstag, 29. März 2011

notiz: oh ja... [update]

(auch, wenn es sich dabei nur um die bestätigung eines sachverhalts handelt, der meiner meinung nach von den allermeisten menschen bereits "gewusst", aber von vielen nicht wahrgenommen wird...)

(...) "Emotionale Tiefschläge werden oft mit körperlichen Schmerzen verglichen - entsprechende Redewendungen finden sich in den meisten Sprachen. Bei manchen Menschen stellen sich sogar echte körperliche Beschwerden ein. Das kommt nicht von ungefähr, wie eine Studie jetzt ergeben hat. Der Gedanke an den emotionalen Tiefschlag erzeugt demnach in denselben Hirnregionen Aktivität wie die Erfahrung physischer Schmerzreize." (...)

*

edit am 01.04.: weil´s thematisch dazu passt und ebenfalls ein "oh ja" fällig ist -
auch-schon-gewusstes neu begründet:

"Einsamkeit kann krank machen

Anhaltende Gefühle der Isolation setzen den Körper unter Stress. Das kann körperliche Erkrankungen und Depressionen auslösen." (...)


klingt erstmal etwas banal, aber der artikel enthält dann doch einige interessante ansätze bzw. hypothesen, die ihn durchaus lesenswert machen.

Mittwoch, 23. März 2011

notiz: "Run away as quickly as possible. Don't wait."

ein interview (in englisch) mit natalia manzurova - einer ingenieurin, die 1986 und in den folgejahren in tschernobyl an den "aufräumarbeiten" beteiligt war und heute die einzige überlebende ihres damaligen teams ist - zu unterschieden und gemeinsamkeiten zwischen tschernobyl und fukushima.

Sonntag, 20. März 2011

notiz: und wenn du denkst, mehr geht nicht - neuer ölteppich im golf von mexico [8. update am 29.03.]

ich kann momentan immer noch nur sporadisch und begrenzt online gehen, was ich gerade zum jetzigen zeitpunkt nervig finde - für längere texte muss ich mir erst wieder einen anderen arbeitsmodus einfallen lassen (ja, es gibt ein paar möglichkeiten).

jedenfalls ist mein kopf voll von gedanken, und ansonsten sitze ich auf einem berg von teils extrem widersprüchlichen und überwiegend unerfreulichen gefühlen. das ist die crux dieses mächtigen virtuellen mediums: informationsoverkill. was nichts daran ändert, dass hier wie kaum irgendwo anders eine möglichkeit besteht, informationen von allgemeiner relevanz zu verbreiten. der erste teil der überschrift war ungefähr mein erster gedanke, als ich mit dem
folgenden konfrontiert wurde - die meldung ist von gestern:

"A large oil slick – 12-miles wide by 100-miles long – was spotted yesterday off Grand Isle, Louisiana, by pilot Bonny Schumaker, who heads up the California-based environmental nonprofit “On Wings of Care.” Ms. Schumaker confirmed that the slick is rapidly expanding, and reports that she will be returning to the site as soon as possible to further investigate the situation." (...)

kurz noch mal übersetzt: vorgestern wurde vor der küste von louisiana ein großer - 100 meilen lang, 12 meilen breit - ölteppich bisher unbekannter herkunft entdeckt, der sich laut beobachtungen weiter vergrößert. die stelle, an der er sich befindet, ist ca. 20 meilen von der ehemaligen "deep water horizon" unseligen angedenkens entfernt. auf der verlinkten seite gibt es luftbilder zu sehen. auch die
huffington post berichtet mittlerweile.

was das bedeutet? ich habe momentan keine ahnung, aber es melden sich gerade einige schlimme
befürchtungen aus dem letzten jahr wieder.

das "diese geschichte" selbst im besten falle keinesfalls für alles leben am golf vorbei und erledigt ist, hatte ich in den letzten wochen ja bereits schon an verschiedenen stellen angemerkt. ein beispiel dafür sind aller wahrscheinlichkeit nach zb. die
toten delphinbabys:

"Ein knappes Jahr nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko werden an den Küsten der US-Bundesstaaten Alabama und Mississippi zehn Mal so viel tote Delfin-Babys angespült wie in anderen Jahren. In den vergangenen zwei Wochen seien 17 tote Delfin-Babys gefunden worden, teilte das Institut für Meeressäuger-Studien mit. "Normal sind ein oder zwei im Monat. Dieses Jahr haben wir 17, und der Februar ist noch nicht mal vorbei", sagte Moby Solangi, Leiter des Instituts in Gulfport im Bundesstaat Mississippi. "Aus irgendeinem Grund haben sie Fehlgeburten", sagte Solangi. Er warte auf die Ergebnisse einer Untersuchung zweier toter Delfin-Babys, um Angaben zur Todesursache machen zu können.

Die hohe Zahl von Totgeburten sei nicht normal, und die Explosion der Ölbohr-Plattform "Deepwater Horizon", in deren Folge rund 780 Millionen Liter Öl ins Meer liefen, spiele wahrscheinlich eine Rolle, sagte Solangi. Die Zahl toter erwachsener Delfine verdreifachte sich im vergangenen Jahr von 30 auf 89. "Wir sollten nicht voreilig Schlüsse ziehen, bis wir erste Ergebnisse haben", sagte Solangi, "aber dies ist mehr als nur ein Zufall". (...)


das letzte heisst schlicht: statistisch so signifikant, dass der zufall als verantwortlicher ausscheidet. das macht erst recht sinn, wenn man sich die weiteren, und auch unter menschen zu beobachtenden folgen betrachtet. aber diese letzteren werden zum thema eines eigenen beitrags gehören.

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noch ein wort zu japan: weiterhin heisst es daumen drücken, wobei es nicht nur hinsichtlich der zunehmenden meldungen hinsichtlich radioaktiver kontaminationen von lebensmitteln und wasser (natürlich inmer ganz "unbedenklich" ...) so aussieht, dass sich enorme schäden bereits irreparabel ereignet haben. die japanische (des-)informationspolitik jedenfalls ist ein eigener skandal innerhalb der ganzen sache.

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update: das bietet der oben verlinkte bericht der huffpost aktuell, und da heisst es, dass die us-küstenwache davon ausgeht, dass das neue öl nicht mit der versiegelten quelle der "deep water horizon" in verbindung stehen würde. was bedeuten würde, dass es sich in diesem fall um eine neue verschmutzung aus bisher unbekannter quelle handelt. es gibt z.zt. - nach zwei tagen - offensichtlich in den usa keine (öffentlichen) hinweise darauf, wer dafür verantwortlich ist bzw. was für eine art aktion diesen ölteppich produziert.

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update 2: im gegensatz zu meinem ersten letztgenannten obigen eindruck existieren doch erste hinweise auf einen
verdächtigen - dieser blogeintrag greift informationen auf, wonach es sich um ein leck auf bzw. unter der bohrinsel " Matterhorn SeaStar" des konzerns "w&t offshore" handeln soll. insgesamt ist die nachrichtenlage aber unübersichtlich, deshalb bleibt das alles mit vorsicht zu geniessen. und ja, den weiter oben verlinkten huffpost-beitrag hatte ich beim ersten mal ungelesen zwecks ergänzung übernommen, der enthält bereits den genannten verdacht. sorry!

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update 3, 21.03.: wäre die mediale aufmerksamkeit ohne die derzeitigen - hm, zynisch vom standpunkt der sog. aufmerksamkeitsökonomie muss man wohl sagen blockbuster libyien und japan für diesen doch nicht gerade kleinen ölteppich und seine mögliche entstehung größer? es ist jedenfalls schwer, selbst in den usa ausser in ein paar blogs auch nur irgendetwas relevantes zu finden. aber das sich bis heute in so ziemlich allen deutschsprachigen medien noch nicht mal das kleinste infofitzelchen finden lässt, spricht bände. und nein, das muss auch nichts mit einer (eingebildeten) "großen verschwörung" zu tun haben.

diese nullberichterstattung macht es jedenfalls den real und möglicherweise involvierten bisher einfach, zu deckeln und womöglich wie gewohnt desinformationen zu streuen. das ist jedenfalls mein eindruck nach anblick des folgenden
artikels von heute aus einem us-blog:

(...) "The Coast Guard says it collected samples from the slick that showed trace amounts of petroleum hydrocarbons, oil and grease. It speculates that the pollution could be caused "by a tremendous amount of sediment being carried down the Mississippi River due to high water, possibly further agitated by dredging operations." The agency says it does not believe the pollution is coming from the Deepwater Horizon spill site." (...)

also okay, zum letzteren - das die küstenwache nicht glaubt, dass es sich hierbei um öl aus dem "deep water horizon"-komplex handelt, das kann ich ja noch nachvollziehen. das lässt sich auch meines wissens durch eine chemische analyse sehr schnell ausschließen oder eben bestätigen. aber die erste behauptung, dass es sich dabei angeblich um durch hochwasser aufgewirbelte sedimente des mississippis handelt - was ist das denn für eine nichterklärung? es existieren aussagen von fischern, die durch die neue verschmutzung gefahren sind - brennende, tränende augen sowie die bemerkung eines anderen, er hätte selbst bei beim ölGAU des letzten jahres nicht derart viel öl auf einem haufen gesehen wie aktuell, machen diese these eher noch abstruser. es sei denn, der grund des mississippis hätte sich komplett in ölschlamm verwandelt - das aber wäre dann ein anderes thema ebenso unerfreulicher natur.

die geschichte jedenfalls hat es dringend nötig, verfolgt zu werden. für weitere hinweise, über die die leserInnen womöglich stolpern, wäre ich natürlich dankbar.

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update 4, 22.03.: vermutlich fühlen sich inzwischen viele anwohnerInnen der us-golfküste in einer horrorversion von "und täglich grüßt das murmeltier" gefangen - so berichtet dieser
kommentar aus florida, das es dort seit sonntag an der küste deutlich und lästig nach öl stinken würde. währenddessen treibt in louisiana an verschiedenen stränden und an den vorgelagerten inseln des mississippi-deltas frisches öl an - zum letzteren äusserte sich die us-küstenwache inzwischen dahingehend, dass es sich dabei um öl aus einem lecken bohrloch in küstennähe handeln würde, allerdings ohne nähere einzelheiten zu nennen. und sie bestreitet nebenbei auch weiterhin implizit, dass der gemeldete und durchaus als riesig zu bezeichnende ölteppich weiter draussen überhaupt ein solcher wäre - baggerarbeiten im mississippi flußaufwärts hätten sedimente in großen mengen gelöst, die jetzt sichtbar wären. nach ihren eigenen untersuchungen enthielten diese sedimente lediglich spuren von kohlenwasserstoffen bzw. rohöl.

dem wird von augenzeugInnen deutlich widersprochen - sowohl fischer als auch mitglieder unabhängig beobachtender gruppen auf flugzeugen und schiffen berichten ebenfalls von deutlich wahrnehmbaren ölgeruch selbst in höheren luftschichten:

"They could smell it from the airplane and I could smell it from the boat. This wasn't just Mississippi River mud."

ebenfalls verhalten sich tiere wie delphine und schildkröten innerhalb der treibenden öligen wolke deutlich ungewöhnlich. die us-küstenwache hat angekündigt, weitere wasserproben zu testen und sucht nach dem verursachenden leck an der küste von louisiana. da es sich dabei um eine staatliche behörde handelt, wäre es sehr interessant, zu welchen resultaten unabhängige untersuchungen kommen würden - nachdem die obama-administration das "moratorium" des letzten jahres bezgl. tiefsee-bohrungen im golf weitgehend aufgehoben hat, wäre ein erneuter großer störfall etwas, was staat und konzerne in sehr große schwierigkeiten bringen würde, und ich kann mir gut vorstellen, dass deshalb im windschatten der anderen global erschütternden ereignisse versucht wird, so lange wie möglich den deckel auf einem möglichen debakel zu halten.

*

update 5, 23.03.: inzwischen sind an den stränden von louisiana wieder reinigungstrupps unterwegs, die küstenwache untersucht angeblich immer noch die proben aus dem ölteppich weiter draussen, und es hat sich nach deren ermittlungen ein unternehmen namens
"anglo-suisse offshore partners", ansässig in houston, texas, als verantwortlich für ein leck in einem seit monaten nicht fördernden bohrloch erklärt - nicht, ohne sich "überrascht" zu zeigen, hätten sie doch nicht gedacht, dass sich eine "geringfügige entlastung/ableitung" (so klingt das jedenfalls übersetzt - "a minor discharge") sich in einer solchen verschmutzung bemerkbar machen würde.

das wirft nun gleich einen haufen fragen auf: die obige formulierung klingt erstens nach einer bewussten handlung, d.h. die wussten, das dort öl austritt, haben sich aber über tage nicht gemeldet, bis ihnen die küstenwache auf der spur war. dürfen wir das als "normales geschäftsgebaren" in diesem metier annehmen? zweitens aber ist das immer noch keine antwort zum auf dem meer schwimmenden öl, welches ja angeblich gar keins sein soll - wieso lässt die küstenwache verkünden, es handele sich nach ihrer meinung hauptsächlich um "sedimentschlick", während sie "weiter untersucht"? und haben wir es hier tatsächlich mit zwei unterschiedlichen fällen zu tun, wie es im moment den anschein hat? das leck vor louisiana wäre dann durchaus dem sog. "alltagsbetrieb" des ölbusiness zuzuschreiben, während der beobachtete teppich (der sich zwischenzeitlich in länge und breite nochmals vergrößert haben soll) eher auf etwas größeres deutet. mit dem "kleinen" störfall ließe sich der größere dazu zumindest für eine gewisse zeit trefflich deckeln. es heisst jetzt vorläufig abwarten, was die nächsten tage bringen. ach ja, und schon wieder taucht in dem ganzen zusammenhang die schweiz auf - scheint ein wirklich unternehmungslustiges völkchen zu sein, da in den ölfreien und frankenschweren bergen...

und noch ein nachtrag: auch die
huffpost hat zwischenzeitlich nachgelegt - und formuliert implizit teils ähnliche fragen, wie sie mir in den sinn kamen. haben wir es mit zwei ereignissen zu tun? zur geschichte mit der "anglo-suisse offshore partners" wird dort ergänzt, dass die firma behauptet, "weniger als 5 gallonen" seien ausgetreten. was in anbetracht der situation dort an der küste absurd klingt und womöglich glatt gelogen ist. aber diese geschichte sollte jetzt ja wohl zu klären sein.

zum großen "teppich" - mir fällt leider kein anderes wort gerade ein, obwohl es nicht treffend ist und auch assoziativ etwas in die irre führt - kommen folgende neue infos:
  • ein sich eher als "skeptisch" bezeichnender beobachter - ingenieur - nach einem erkundungsflug sagt sinngemäß, dass er so etwas noch nie gesehen hätte. die verschmutzung hätte nicht die farbe bspw. einer algenblüte, und er sei sich nicht 100%ig sicher, aber es würde für ihn nach den erfahrungen des letzten jahres eher in richtung öl gehen
  • ein zweiter beobachter einer schutz-ngo für den golf beschreibt auf einer großen strecke diverseste erscheinungsformen - schillernde schlieren an der oberfläche, "öl-schlangen" knapp unter der wasseroberfläche, ölige schlieren und wolken, alles laut aussagen deutlich von neuem öl gebildet
und
hier gibt es einen film vom letztgenannten erkundungsflug zu sehen. inzwischen laufen neben den staatlichen auch erfreulicherweise unabhängige untersuchungen.

*

update 7, 25.03.: neben den beklemmenden nachrichten aus japan - die "new york times" hat vor ein paar stunden mit berufung auf direkte quellen aus der japanischen atomindustrie gemeldet, dass das druckgefäß von reaktor 3 mit den plutoniumhaltigen "mox"-brennelementen einen langen vertikalen riß aufweise, aus dem es ständig lecken und ausgasen würde -; sowie der sich weiter manifestierenden globalen unruhe in vielen ländern fällt es schwer, die aufmerksamkeit noch auf weitere erschütterungen zu lenken - aber das geschehen am golf bleibt seit letztem jahr ein menetekel, und zwar durchaus für den gesamten planeten, weil das thema "öl" unser aller gegenwart und zukunft entscheidend mitbestimmt.

es gibt bei der "huffington post" einen autor, der die neuigkeiten seit tagen dort noch meinem eindruck gut zusammenfasst, und deshalb nutze ich diese artikel auch als primäre quelle. zum
aktuellen stand finde ich folgende punkte wichtig:
  • momentan direkt von frisch anlandendem öl betroffen ist vor allem die südostküste louisianas, wo auch weiterhin reinigungstrupps und inzwischen auch wieder barrieren im wasser im einsatz sind
  • dieses öl wird weiterhin seitens der us-küstenwache "anglo-suisse offshore partners" zugerechnet, wobei die firma in einer öffentlichen erklärung ihre verantwortlichkeit fraglich findet, da die verdächtigte quelle eigentlich seit monaten nicht produzierend gewesen sei und im letzten halben jahr bei kontrollen als "geschlossen" gegolten habe. mangels weiterer informationen muss das erstmal so stehenbleiben
  • die große verschmutzung weiter draußen wird weiterhin untersucht; die küstenwache bleibt bisher bei ihren bisherigen, in den letzten updates dokumentierten aussagen. andere quellen zitieren nicht näher bezeichnete "lokale wissenschaftler", die glauben würden, es handele sich bei dem beobachteten teppich um tote algen, die in folge der letztjährigen katastrophe abgestorben seien. das wäre nun im vergleich zu einer möglichen neuen großen ölverschmutzung vielleicht das kleinere übel, aber nicht wirklich beruhigend.
ich schätze, anfang nächster woche spätestens sollte endgültig klar sein, was da nun wirklich auf dem wasser treibt. seltsam genug, dass ein finaler befund so lange unklar bleibt, seltsam genug auch, dass es diverse (weiter oben dokumentierte) aussagen verschiedenster beobachterInnen gibt, die das ganze als öl identifiziert haben. es bleibt bisher ein mehr als schaler beigeschmack nach vertuschung bei der ganzen sache.

*

update 8, 29.03.: es gibt nach einem blick in die mediale landschaft der usa auch seitlich des mainstreams nicht wirklich etwas konkretes und neues zu berichten - die letzten news, die mir vor die augen kamen, beziehen sich alle auf das geschehen direkt an der küste von louisiana und dessen vermuteten ursprung, wie er in den letzten updates skizziert worden ist.

ich bin mir nicht sicher, wie das schweigen rund um das, was sich weiter draussen tut (oder auch nicht tut), nun zu werten ist. die ganze golfregion wird eigentlich spätestens seit dem letzten jahr auch von genügend menschen und institutionen so intensiv beobachtet, dass es eigentlich nicht vorstellbar erscheint, dass ein neuer gravierender störfall dort nicht über kurz oder lang bekannt wird. das allerdings - zumindest habe ich nichts derartiges gefunden - keinerlei berichte mehr über die weiteren angkündigten untersuchungen von proben aus den beobachteten verschmutzungen bekannt werden, kann ich gerade von der bedeutung her nicht einschätzen. was also diese konkrete geschichte betrifft, heisst es weiter abwarten.

klar ist aber jenseits aller spekulationen, dass im golf sehr bedrohliche dinge vor sich gehen - die huffpost
berichtet heute, dass von anwohnerInnen des mississippi-deltas in den letzten tage eine große zahl toter meereslebewesen an den stränden gefunden wird - seeschildkröten und fische diverser arten, aber auch tote seevögel. dabei wird betont, dass es sich eindeutig nicht um das normale volumen von toten tieren handelt, die an küsten nun mal immer anzutreffen sind, sondern vom ausmaß her bisher so nicht beobachtet worden ist. und gerade die toten vögel geben mir persönlich besonders zu denken, weil ich es aufgrund der belastungen des wassers nun nicht besonders erstaunlich finde, dass wasserlebewesen darin krank werden und sterben. seevögel jedoch haben keinen dauerhaften wasserkontakt, und entweder könnte das eine kontamination der nahrungkette bedeuten, eine besonders starke belastung des wassers, oder aber es sind so viel gasförmige schadstoffe in der luft, dass sie direkt solche wirkungen auslösen. das letztere ist keine dystopische annahme meinerseits, sondern beruht auf der tatsache, dass sich bei vielen menschen in der region im blut erhöhte werte von schädlichen kohlenwasserstoffverbindungen finden lassen, die sich als folge des letztjährigen ölGAU nicht durch direkten kontakt mit öl erklären lassen und nur über die luft aufgenommen worden sein können. und die viele betroffene übrigens inzwischen auch krank gemacht haben.

mittlerweile sind auch bei den toten tieren untersuchungen verschiedener institutionen im gange.

Mittwoch, 16. März 2011

notiz: the end of the world as we know it

"[12.10 Uhr] Die französische Regierung geht offenbar vom Schlimmsten aus - und widerspricht den Offiziellen in Japan. "Reden wir nicht drum herum. Sie haben offensichtlich die Kontrolle über die Situation verloren. Das ist jedenfalls unsere Analyse und nicht das, was sie verkünden", sagte Wirtschaftsminister Eric Besson dem Fernsehsender BFM. Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet empfahl demnach allen Franzosen, Tokio mit dem Flugzeug zu verlassen. Sollten sie darauf bestehen, zu bleiben, sollten sie sich in den Süden des Landes begeben."

(aus dem spon-ticker)


"ich bin mir jedenfalls gerade überhaupt nicht mehr sicher, ob die welt am ende dieses jahres nicht in einer art und weise verändert sein wird, dass uns aus diversen gründen die ohren schlackern werden."


(selbstzitat, gerade mal eine woche her, als noch kaum jemand hierzulande den namen fukushima kannte)

"2011 - Das Jahr, das keine Gnade kennt"


(aus dem vorletzten GEAB)

*

und in diesem geab war dann u.a. auch folgender satz zu lesen: "Das internationale System ist inzwischen in einem so jämmerlichen Zustand, dass es in jeder Art von Katastrophe größeren Ausmaßes zusammenbrechen kann" (...)

das sich nur wochen später die gelegenheit ergeben würde, die prognosefähigkeiten der "leap"-leute einmal mehr auf die probe zu stellen, hätten sie wohl selbst in ihren dunkelsten träumen nicht für möglich gehalten.

und wer das alles, besonders meine überschrift, nun einmal mehr übertrieben finden sollte, hat meiner meinung nach den schuß nicht gehört und beweist ebenfalls seine oder ihre fähigkeiten zur dissoziierenden wahrnehmung. erinnert sich noch wer an das letzte jahr, gar nicht so lange her eigentlich und doch gefühlt schon wieder extrem weit entfernt? schon damals gab es globale menetekel gleich im mehrfachpack, von der sommerlichen
brandkatastrophe in russischen wäldern angefangen, bei denen ein zusammenhang mit möglichen menschengemachten klimaveränderungen ebenso bis heute ein starker verdacht bleibt wie bei den schweren überschwemmungen der pakistanischen flutkatastrophe im gleichen zeitraum, bis hin zum ölGAU namens "deep water horizon" im golf von mexico. zu letzterem hatte ich ja schon öfter einen weiteren beitrag angekündigt, der sich mit der letztlich immer noch stattfindenden katastrophe beschäftigen soll, weil weder große teile des öls noch jener damals unter dem namen "corexit" existierende und zu weltweiter bekanntheit kommende stoff aus der welt sind und in all den monaten seit dem versiegeln des lecks ein stilles leiden sowohl in tier- und pflanzen als auch der menschlichen welt am golf stattfindet. dieser beitrag wird auch noch kommen, aber momentan - tja.

das uns innerhalb von zwei jahren sowohl die risiken als auch die (neben?)wirkungen von gleich zwei elementaren bereichen der öl-basierten und energieverschleudernen westlich-industriellen "zivilisation" so derart um die ohren fliegen würden, hätte ich mir selbst in meinen übelsten alpträumen nicht ausmalen können. die realität spottet einmal mehr jeder beschreibung, kein literarischer katastrophenplot (und glauben Sie mir, von solchen kenne ich einige) kommt tatsächlich an das heran, was uns die moderne, gerne auch mit "post" davor, derzeit präsentiert.

und wenn ich, @demon driver, im letzten beitrag von der unvorstellbarkeit der kommenden situation in japan geschrieben habe, so meine ich das auch so - ich kann mir durchaus bis zu einem gewissen grad die folgen eines schweren bebens, auch eines solchen tsunamis, ausmalen, weil ich mich rein aus interesse schon lange mit diversen naturgewalten beschäftige. was ich mir schon nur noch schwer vorstellen kann, sind die folgen bspw. eines mega-tsunamis, wie er zb. vielleicht entstehen könnte, wenn auf den kanarischen inseln ein schwerer
vulkanausbruch stattfinden sollte. hunderte meter hohe wasserwalzen kann ich mir nur noch schwer vorstellen.

und das gilt auch für jenes szenario, welches in japan leider im bereich des möglichen liegt: das ein urbaner ballungsraum mit 35 bis 40 millionen menschen in den einfluß relevanter und bedenklicher strahlung geraten kann, ist etwas, was ich mir letztlich in folgen und konsequenzen auch nicht vorzustellen vermag. wenn menschen, tiere, gebäude, wasser und nahrung großflächig kontaminiert sein sollten, und womöglich gar noch das giftigste aller gifte, plutonium, eine rolle spielt - nein, das kann ich mir nicht mehr imaginieren.

die aktuelle situation dort ist mehr als bedenklich, sie geht eher stark in richtung verzweiflung. eine sammlung mit nützlichen und auch weitergehenden links jenseits der ticker findet sich bspw.
hier.

*

die weiteren konsequenzen sind ebenfalls noch völlig unabsehbar, könnte gut sein, dass die "leap"-crew im schlimmsten falle recht behält und nach dem nuklearen GAU sich dann mit zeitlichem abstand ein weiterer globaler ökonomischer crash vollzieht, der dann nicht mehr von den gegenüber banken und konzernen freigiebigen staaten aufgefangen werden kann, weil sich diese mehrheitlich inzwischen selbst bis zum hals in ökonomischen schwierigkeiten befinden.

wir haben ja immer noch nicht nur die schwelenden wirtschafts-, währungs- und (staats-)schuldenkrisen an den hacken, mitsamt all den bekannten sozioökonomischen verwerfungen in vielen, nicht nur westlichen gesellschaften, sondern ebenfalls auch noch die brisante situation in nordafrika und den arabischen staaten, die momentan zu sehr untergeht, und die ihrerseits bereits auch als symptom von grundsätzlichen krisenhaften verwerfungen wie im bereich nahrungsmittel, wasser und öl gelten kann.

alle zusammengenommen ergibt das einen absolut unbekömmlichen globalen mix, der nicht mehr lange in der form bestand haben kann, bevor es final zu entwicklungen kommt, die dann großflächig nicht mehr zu "kontrollieren" sein werden. meine persönliche einstellung dazu habe ich schon öfter deutlich gemacht: lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende.

*

da ich momentan mal wieder keinen direkten netzzugang habe, muss ich von öffentlichen orten aus schreiben. aus diesem grund folgt der eigentlich überfällige rundblick über die globalen unruhe(n) erst in den nächsten tagen.

ps: beim stichwort "nahrungsmittel" oben sollte dann auch die folgende
meldung klar machen, dass wir es mit komplexen und mehrdimensionalen destruktiven prozessen zu tun haben:

"Ein neuer Uno-Bericht schlägt Alarm: In immer größeren Teilen der Welt sterben die Bienen. Die Nahrungsgrundlage der Menschheit scheint bedroht. Besonders schwierig wird die Lage dadurch, dass Gegenmaßnahmen alles andere als einfach zu finden sind." (...)

aber sicher werden die mietmäuler, schönredner und propagandisten des irrsinnigen westlichen "way of life" auch hier wieder ein set an beschwichtigungs- und rechtfertigungsformeln aufbieten können...

Dienstag, 15. März 2011

notiz: es gibt nichts mehr zu sagen - @atomkraft @japan

"und wer im jahre 2010 trotz aller bekannten fakten immer noch das lied der ach so "sauberen" atomkraft singt, macht sich, ob gewollt oder nicht, selbst zu einem nützlichen idioten der herrschenden soziopathie."

das hatte ich im letzten jahr als fazit anlässlich der castortransporte und nicht nur zum thema der (illusionären) "endlagerung" von atomarem müll und des laufenden störanfälligen betriebs geschrieben, sondern auch bereits hinsichtlich des
uranabbaus zu beginn der verheerenden kette.

was sich, mit immer größerer wahrscheinlichkeit, in den nächsten stunden und tagen in japan abspielen wird, ist schlicht unvorstellbar. jede phantasie, jede imagination muss zwangsläufig versagen im angesicht der drohenden realität.

nur zwei punkte noch, beide durchaus in verschiedener hinsicht sehr relevant und auch inhaltlich verbunden:

1. das wort atommafia muss aller wahrscheinlichkeit nach nicht nur in japan
wortwörtlich genommen werden:

"In Japan, so schätzt man, haben ca. 80 000 Personen, die der Organisierten Kriminalität ("Yakuza") zugerechnet werden, in den (bisherigen) Hauptzweigen der Unterwelt (Drogen und Sex) eine Billion Yen (9,3 Milliarden Dollar) im Jahr 2000 verdient (die Hälfte mit Drogen und ungefähr ein Viertel aus dem Sexgeschäft). Dort ist es aber mittlerweile zum größeren Problem geworden, dass sich zumindest eine kriminelle große Organisation (Yamaguchi Gumi) in die "New Economy" des Landes eingeschlichen hat und politische Verbindungen zu den höchsten Rängen der Regierung unterhält. Sie half bei den Unterhauswahlen im Juli 2000 diskret bei der Geldbeschaffung und beim Stimmenfang einer Vielzahl von Politikern aus der Liberal-Demokratischen Partei des (etwa ein Jahr im Amt befindlichen) Premierministers Yoshiro Mori und aus anderen konservativen Parteien. Es soll keinen einzigen Politiker in Japan geben, der seinen lokalen Yakuza-Boss nicht kennt. Ein in der Bekämpfung des organisierten Verbrechens ehemaliger führender japanischer Polizist (Raisuke Miyawaki) glaubt, dass es zudem unmöglich sei, die Verknüpfungen zwischen der Geschäftswelt Japans und der dortigen Unterwelt in den Griff zu bekommen, weil sie zu ausgedehnt seien."

das sind zwar angaben aus dem jahr 2005, aber es gibt keinerlei anzeichen dafür, dass sich an diesen verhältnissen grundsätzlich etwas geändert haben sollte.

2. zeit, mal wieder
günther anders zu lesen:

"Keiner von denen - und ich spreche vor allem von Politikern, Generälen, Wissenschaftlern und Journalisten - keiner von denen, die die atomare Massenbedrohung oder den Massenmord vorbereiten, mit diesem drohen oder die Möglichkeit des Massenmordes durch sogenannte friedliche Atomanlagen mindestens in Kauf nehmen - keiner von denen darf mehr oder soll mehr seines Lebens sicher sein. Da sie uns pausenlos programmatisch und professionell in Angst versetzen, sollen nun endlich auch sie in Angst leben müssen. Die uns bedrohen, sollen von uns bedroht werden. Und nicht nur bedroht werden, sondern dadurch, daß wir unsere Drohungen hier und dort wahrmachen, eingeschüchtert, dadurch zu Einsicht gebracht und dadurch zur Umkehr veranlaßt werden. Damit am Ende niemand mehr bedroht sei, nicht wir und auch sie nicht. Ob uns das gelingt, ob wir durch unsere Gegenbedrohung die Gefährdung der Menschheit noch neutralisieren können, das weiß ich nicht. Aber daß wir das ohne unsere Gegendrohung nicht können, das weiß ich." (Charles Meunier* - meines wissens ein kanadischer künstler, anmerk. mo)

*übersetzung durch günther anders am 28.9.1986, im buch auf s.89

weitere argumentationen aus dem interview von anders mit seinem fiktiven selbst:

"... Das Recht auf Notwehr tödlich Bedrohter und in jeder Sekunde Angreifbarer ist natürlich natürlich! Selbst das Naturrecht ...

Die Absage an Gewaltlosigkeit nennen Sie "Notwehr"?

Schon wieder dieses "Nennen"! Sie ist Notwehr! Und da die Bedrohung total und die mögliche Vernichtung global ist, hat unser Notwehr total und global zu werden. Zum Verteidigungskrieg aller Bedrohten. Und das heißt: aller Menschen heute und morgen." (s.91)

"Wir Atomgegner kämpfen also, wie gesagt, einen Verteidigungskampf gegen so enorme Bedroher, wie es deren nie zuvor gegeben hatte. Also haben wir das Recht, Gegengewalt auszuüben, obwohl hinter dieser keine "amtliche" und "rechtmäßige" Macht, also kein Staat, steht. Aber Notstand legitimiert Notwehr, Moral bricht Legalität. Diese Regel zweihundert Jahre nach Kant eigens zu begründen, erübrigt sich ja wohl." (s. 93)

"Happenings sind nicht genug!

(Befremdet:) Happenings! Dieser Vergleich überschreitet doch wohl ...

Nein. Gar nichts überschreitet er. Und ist auch nicht nur ein Vergleich. Gewaltlose Widerstandsaktionen ähneln nicht nur Happenings. Sie sind Happenings.

Und warum sind sie das?

Deshalb, weil Happinings verspielte Scheinakte sind und Als-Obs, die so tun, als seien sie mehr: nämlich wirkliche Aktionen oder mindestens Bastarde von Sein und Schein, von Ernst und Spiel." (s.98)


zum schluß nur noch innigste wünsche dafür, dass den menschen in japan das schlimmste erspart bleiben möge. eine naturkatastrophe dieses ausmaßes ist schlimm genug, aber letztlich weder zu verhindern noch aufzuhalten. ein menschengemachter atomarer GAU jedoch ist nichts anderes als ein verbrechen von monströsem ausmaß.

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